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Flachs. — Brechen. 231 als Drehachse dienenden Bolzen mit der Lade gelenkig verbunden; am anderen Ende hat er einen geraden langen Griff. — Um die Breche zu gebrauchen, wird der Deckel derselben aufgehoben, eine Handvoll Flachs (eine Eiste, Risse oder Reiste, poignöe, strick) quer über die Lade gelegt, der Deckel mit rasch aufeinander folgenden Stössen niedergedrückt und dabei der Flachs allmählich unter ihm herausgezogen. Jeder Stoss knickt die Stengel an fünf Punkten; die dadurch zerbrochenen Holzteile (Schabe oder Schewe, Flachsschäbe, Agen, Acheln, Annen, Arnen, chenevotte, awn chaff) fallen teils von selbst durch die Öffnungen der Lade ab, teils werden sie durch Ausschütteln des Flachses entfernt. Man macht den Anfang mit dem Brechen bei den Wurzeln der Stengel, kehrt nachher dieselben um, fasst sie an den Wurzelenden und bringt nun die Spitzen unter die Breche. Es ist ziemlich allgemein üblich, die Bearbeitung auf zwei, nacheinander zur Anwendung kommenden, Brechen zu verrichten; und man giebt der zweiten Breche (Sehlepracke, Schrubb-Breche, welche hauptsächlich nur zum Durchziehen des Flachses dient, um die zerbrochenen Holzteile herauszustreifen) enger beisammen stehende, schärfere, nicht selten aus Eisenblech verfertigte ' Messer. c) Die Behandlung des Flachses auf der Breche ist eine so gewalt same, dass dabei unvermeidlich ein Teil der Bastfasern abgerissen wird, wenngleich eine gute Bauart der Breche, sowie gehörige Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit der arbeitenden Person sehr viel zur Verminderung dieses Schadens beitragen kann. Es geht aus der Natur der Sache her vor, dass die Faser desto mehr geschont werden kann, je weniger heftig die zum Zerbrechen des Holzes erforderlichen Stösse sind. Wenn daher schon vor dem Brechen das Holz durch Klopfen oder Stampfen, ohne Knicken der Stengel, zerquetscht (gespalten) wird, so erlangt man die vollkommene Wirkung der Breche am leichtesten, am schnellsten und mit der geringsten Gefahr für die Fasern. Diesen Zweck erreicht man durch eine sehr empfehlenswerte, aber nicht überall gebräuchliche Hülfs- arbeit, nämlich das Boken (Poken, piler, pilage), welches zugleich die Weichheit der Flachsfaser vermehrt, und entweder in einer Bokmühle (Pockmühle, moulin a piler) oder aus freier Hand verrichtet wird. Die Bockmühle ist eine von Wasser oder Dampf getriebene Stampfmühle mit 4 bis 6 leichten hölzernen Stampfern, pilons, batteurs, welche von einer Daumenwelle gehoben werden und auf einen flachen Stein- oder Holzblock fallen, welcher dem (während der Bearbeitung fleissig umzu wendenden und auszuschüttelnden) Flachse zur Unterlage dient. Man hat die Mühle auch wohl so gebaut, dass der Flachs in einem unter den Stampfern hin- und hergehenden Troge lag 1 ), oder sie mit einer mechanischen Zuführvorrichtung und anderen (für den Gebrauch in der Landwirtschaft wohl zu künstlichen und sicher entbehrlichen) Zugaben ausgestattet 2 ). Beim Boken aus freier Hand (Klopfen, Bleueln, *) Brevets, XXVIII. 162. 2 ) Polyt. Centralbl. 1860, S. 1091.