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230 III. Abschnitt. Schwierigkeit durch ein einfaches Verfahren vom Baste getrennt werden können. Hierauf beruht die Behandlungsweise des Brechens oder Brecheins (niederdeutsch: Braken oder Backen, macquer, macquage, broyer, broyage, teiller, braking r breaking). Um diese mit vollkommenem Erfolge vornehmen zu können, muss der Flachs gehörig ausgetrocknet sein, was man durch mehrtägiges Aussetzen desselben an Luft und Sonne, oder durch künstliche Erwärmung (Dörren, Darren) 1 ) erreichen kann. Der Flachs sollte nie einer höheren Wärme als 40 bis 50° C. bei dem Dörren ausgesetzt und stets erst nach völligem Wiedererkalten gebrochen werden; denn versäumt man diese beiden Vorsichten, so wird zwar das Holz sehr leicht zerkleinert, aber auch die zu scharf getrocknete und dadurch spröde gewordene Bastfaser teilweise abgerissen, ungerechnet die Gefahr, den Flachs zu verbrennen und sogar Feuerschaden in den Gebäuden herbeizuführen. Die besten Flachs sorten pflegt man aber in Belgien nicht einmal starker Sonnen wärme auszu setzen, um sie möglichst geschmeidig zu erhalten. Bei der Handhabung und dem öfteren Fortschaffen des Flachses, zum Behufe des Bottens, Trocknens und Dörrens, ist eine geringe Verwirrung der Stengel kaum zu vermeiden, und besonders geschieht es leicht, dass einzelne geknickt werden und sich dann um die anderen herumschlingen oder quer zwischen die selben legen. Hieraus würde eine Unordnung in der Lage der Bastfasern hervor gehen, welche den Abfall beim Hecheln (das Werg) bedeutend vermehren würde, wenn man nicht zeitig genug Abhülfe schaffte. Es ist daher nötig, oder wenig stens höchst empfehlenswert, den Flachs unmittelbar vor dem Brechen gleich zuziehen, d. h. eine Handvoll nach der anderen durch einen eisernen oder hölzernen Kamm zu schlagen, damit die geknickten Stengel abgesondert und die übrigen gerade und gleichlaufend ausgestreckt werden. Die hierbei ab fallenden Stengel kann man entweder aus freier Hand zurecht legen und hernach den guten beifügen, oder abgesondert brechen. Es versteht sich von selbst, dass immerwährend alle Wurzelenden und ebenso alle Spitzen neben einander liegen müssen. b) Das Brechen (I, 338) wird auf der Breche, Flachsbreche, Handbreche (Brake, Racke, broie, macque, brisoire, tillotte, mächoire, chevalet, brake) oder auf einer Maschine vorgenommen (Flachsbrech maschine, Brechmaschine, Knickmaschine, broie möcanique, ma- chine ä broyer, machine ä teiller, braking machine, breaking machine). In den meisten Gegenden, namentlich fast überall wo der Flachs von den ihn bauenden Landleuten selbst — und nicht von fabrikmässig ar beitenden Aufkäufern zubereitet wird, ist die Handbreche ausschliess lich im Gebrauch. Sie ist von hartem Holze gemacht, besteht aus zwei Hauptteilen: der Lade und dem Deckel oder Schlägel, von welchen die erstere unbeweglich, der letztere beweglich ist. Die Lade ist aus drei geraden und gleichlaufenden, 600 mm langen, 80 bis 100 mm breiten, 12 mm dicken Brettchen (Messern) gebildet, welche in wagerechter Lage so angebracht sind, dass ihre Flächen lotrecht stehen und zwischen ihnen zwei Räume von ungefähr 25 mm Breite offen bleiben; die nach oben gekehrten langen Kanten sind zugeschärft, aber nicht schneidig. Der Deckel ist ein Holzstück ebenso lang als die Lade, und dergestalt aus gearbeitet, dass^ er eine Vereinigung von zwei ähnlichen Messern, wie jene der Lade sind, darstellt. An einem Ende ist derselbe durch einen *) D. p. J. 1831, 41, 33; 1842, 88, 21. — Gewerbeblatt für Hannover 1842, S. 277.