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Flachs. — Rotten. 223- eingeleiteten (jährang zerstört; durch letztere (welche in mehrere Arbeits folgen zerfällt) bewirkt man dann die völlige Trennung der nun schon teilweise voneinander gelösten Fasern. Übersichtlich lassen sich die Haupt arbeiten bei der Flachsbereitung, ihrem unmittelbaren Zwecke nach, fol- gendermassen bezeichnen: 1) Das Rotten, eine durch anhaltende Einwir kung der Feuchtigkeit hervorgerufene Gährung, durch welche der Pflanzenleim des Bastes grossenteils zerstört, und somit der Zusammenhang zwischen den Fasern in sehr bedeutendem Grade gelockert, beinahe völlig auf gehoben wird. 2) Das Brechen und einige Nebenarbeiten, zur Zerkleinerung und Absonderung des holzigen Kerns der Stengel. 3) Das Hecheln, welches einen vierfachen Erfolg hat, nämlich die Entfernung aller noch vorhandenen Reste des Holzes; die Spaltung oder Zerteilung des Bastes in feine Fasern; die Absonderung der kurzen Fasern von den wertvolleren langen; endlich das Ordnen und Geradelegen der übrig bleibenden langen Fasern. Guter Rohflachs hat eine hellgraugelbe oder grünliche Farbe ohne Flecken und ohne eingemengte braune Halme, dabei durchgehends eine gleiche, nicht auffallend geringe Festigkeit (welche man durch Reiben und Abreissen zwischen den Händen erprobt). Er wird desto höher geschätzt, je m-össer und gleichmässiger seine Länge, • je geringer und übereinstimmender die Dicke der Halme, je reichlicher und g2. feinfaseriger die Bastschicht an denselben ist. Die Bastfaser des Leines besteht aus reiner Cellulose, Jodlösung und Schwefelsäure färben sie blau 1 ). Die Faser ist sehr gleichmässig dick und hat in der Mitte einen Durchmesser von 12 bis 26, meist 15 bis 17 nimm (nach Vötillard 15 bis 37, meistens 20 bis 25 nimm). Die Länge be trägt 4 bis 66 meist 25 bis 30 mm. Die Faser ist glatt oder langsstreifig, häufig mit queren Sprunglinien, knotenförmigen Ausbauchungen und Ver schiebungen versehen und daher wie gegliedert (ähnlich wie Bambusrohr) aus sehend. Das Lumen erscheint als eine schmale gelbe Lime. Die natürlichen Enden sind scharfspitzig und meist lang ausgezogen (Fig. 82). 1) Das Rotten (Rotten, Röten, Rösten, rouir, rouissage, retting, rating). Der Zweck des Rottens ist (wie schon gesagt) die Zerstörung des- pflanzenleimartigen, im wesentlichen aus Pektose bestehenden Stoffes des Bastes und damit Lockerung des Zusammenhanges der einzelnen Faser schichten. Die in Wasser unlösliche Pektose wird allmählich in die in Wasser löslichen und unlöslichen Pektinstoffe übergeführt 2 ). D Jodlösung: 1 g Kaliumjodid, 100 g Wasser, mit Jod gesättigt; Schwefel säure: 1 Raumteil Glycerin, 1 Wasser, 3 konzentrierte Schwefelsäure (nach V ' HÖ :u Näheres hierüber: Le Genie Civil, T. X., p. 293, 303 m. Abb. D. p. J. 1888, 209, 262 m. Abb.