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•220 III. Abschnitt. (Pentandria), und zwar in der 5. Ordnung (Pentagynia) steht, nach dem natürlichen Systeme aber zur Familie der Lineen (Lineae) gehört, sind in der Botanik mehrere Arten bekannt (Linum alpinum, L. perenne, L. multicaule, diffusum, grandiflorum, fasciculatum, nervosum, austriacum, decumbens, tenuifolium, maritimum, flavum, catharticum, trigynum); aber nur eine einzige, nämlich der gemeine Lein (Linum usitatissimum), wird im grossen angebaut. Diese ist ein krautartiges, einjähriges Ge wächs, welches bis zu 1 m Höhe erreicht, eine kleine dünne Pfahlwurzel hat, meist nur einen einzelnen, geraden, oben ästigen Stengel mit lanzett förmigen Blättern, und auf dessen Gipfel hellblaue (bei einer selten ge zogenen Abart weisse) Blüten treibt. Die Frucht besteht in einer fast kugeligen, fünffächerigen Kapsel, welche 10 braune Samenkörner von der bekannten Gestalt enthält. Es sind zwei Spielarten zu unterscheiden: der Klanglein, Springlein (Linum crepitans, L. humile) mit niedrige rem, ästigerem Stengel, dessen Samenkapseln zur Zeit der Reife mit Knistern aufspringen; und der Dreschlein, Schliesslein, Schiess lein (L. vulgare) mit höherem, weniger verästetem Stengel, kleineren Blättern, Blüten und Samenkapseln, dunkleren Samenkörnern, dessen Kapseln geschlossen bleiben und den Samen nur durch Ausdreschen von sich geben. Der Dreschlein ist die gewöhnlich angebaute Art, weil er wegen seiner grösseren Höhe einen längeren Flachs liefert; allein auf die Beschaffenheit des letzteren haben Klima, Boden, Anbauverfahren und Witterung sehr grossen Einfluss. Der Saatzeit nach unterscheidet man zwischen Frühlein (Frühflachs), welcher von Ende März bis Anfang Mai, und Spätlein (Spätflachs), welcher im Juni gesäet wird. Witterung,_ Lage und Beschaffenheit des Bodens müssen mehr als die blosse Gewohnheit über die Zeit der Aussaat entscheiden. Im allgemeinen ver dient Frühflachs den Vorzug, weil er einen besseren, kernigeren Bast liefert, weniger dem Frass der Erdflöhe ausgesetzt ist und nach seiner Ernte längere Zeit zur guten Bestellung des Bodens für, die folgende Winterfrucht lässt. Wenn beim Leinbau die Flachserzeugung Hauptsache ist und weniger auf die Güte des Samens geachtet wird, so muss man dicht säen (3V 2 bis 4% Hektoliter auf 1 Hektar), damit die einzelnen Stengel weniger reichlich Nahrung empfangen, weniger in die Dicke wachsen, weniger Äste ansetzen und einen feineren Bast von gleichförmigerer Länge der Fasern bilden. Dagegen ist es, um Samen von der grössten Vollkommenheit zu gewinnen, nötig, dünn zu säen (oft nur die Hälfte der oben genannten Menge), in welchem Falle der Bast gröber wird, und wegen des mehr ästigen Baues der Stengel viele kurze Fasern enthält’ Ein Hektoliter Leinsamen wiegt etwa 66 kg. Gewöhnlich 12 bis 13 Wochen nach der Aussaat ist die Erntezeit, welche daher in den Juli, August oder September fällt. Man erkennt den richtigen üblichen Verfahren. Reutlingen 1843. — A. Rüfin, Der Flachsbau und die Flachsbearbeitung in Belgien. Wesel 1844. — A. Rüfin, Die deutsche Flachs zucht und ihre Verbesserung. Glogau 1846. — Anleitung zur Erziehung der Leinpflanze und^ Bearbeitung des Flachses. Herausgegeben von der Direktion des Gewerbevereins für das Königreich Hannover. 4. Aufl., Hannover 1847. — v. Pabst, Anleitung zur zweckmässigen Kultur und Bereitung des Flachses. Stuttgart 1848. Karmarsch und Heeren, Technisches Wörterbuch, 3, Aufl. Bd. III. Prag 1878, S. 507. ■— Rapport sur l’industrie liniere, par Th. Märeau. 2 Tomes, Paris 1851, 1859. — A. Renouard, Etudes sur le travail des Lins; culture, filature, peignage u. s. w. Paris 1874.