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Bastfasern. — Flachs. 219 Attalie (Attalea funifera) gewonnen, dient zur Anfertigung von Stricken und Tauen, auch zu Bürsten und Fegebesen 1 ). . „ ' ro) Kokosbast (kair, coco, cocoa-mä fibre, coir), der braune faserige btott, womit die harte Schale der Kokosnüsse äusserlich umhüllt ist, und den man durch mehrmonatliches Einweichen in Wasser und darauf folgendes Klopfen, Wolfen oder Hecheln zu groben, bis 300 mm langen Fasern zerteilt, findet An wendung zu Schnüren und Stricken, wird auch zu Garn gesponnen, woraus man Matten, Teppiche, Matratzenzeuge u. s. w. webt; dieselben zeichnen sich durch grosse Widerstandsfähigkeit gegen Abnützung aus. Auch die Bastfasern von solchen Pflanzen, welche bereits vielfach wegen Verwertung anderer Bestandteile angebaut werden, können gegebenenfalls zur Herstellung von Gespinsten, Papier u. s. w. verwendet werden. Hier sind zu nennen: Asclepias Syriaca (u. a. Arten), Calotropis gigantea, bei welchen na mentlich die Abscheidung des Milchsaftes Schwierigkeiten macht, ferner die Hopfenfaser, die Faser der Bananenstengel, die des Maulbeerbaumes (lin de mürier) 2 ), die Torffaser („Berandine“, von Berand in Mastricht genannt) u. a. Selbst die Zellstofffasern des Holzes können als Spinnfasern Verwendung finden 3 ). , , Hier kann auch der sogenannten Wald wolle, lame vegetale, lame des bois, gedacht werden, wenngleich dieselbe als ein Ersatzstoff für Flachs und Hanf bis jetzt nicht aufgetreten ist. Man versteht darunter einen faserigen Stoff welcher durch Auskochen und mechanische Zerteilung der grün ein gesammelten Kiefern- oder Föhrennadeln gewonnen und in dem gewöhn lichen groben Zustande nur als Polstergut angewendet wird. Weiter verfeinert, liefert derselbe Fasern ähnlich grobem Werg, bis zu 50 mm lang, woraus sich ■ein ziemlich festes Garn spinnen lässt. Dieser Rohstoff ist bräunlich von Farbe, kann aber weiss gebleicht werden. Lindenbast wird m ähnlicher Weise verarbeitet*). . Ein weiteres ähnliches Erzeugnis ist die sog. Cosmos- (Kosmos) iaser ), auch Kunstwolle 6 ), Nessel, laine artificielle, artificial wool genannt, welche m ähnlicher Weise wie Baumwolle (im Vigognegarne) mit Schafwolle vermengt versponnen wird. Sie ist kurzfaserig und kommt teils ungefärbt, teils m allen möglichen Farben im Handel vor und wird in einzelnen Tuchfabriken zu unter- geordneten schlechten Stoffen verwendet. Als Rohstoff dienen die Abfälle und das Wero- von Flachs, Hanf, Jute; ferner sollen auch Brennnesseln (Urtica dioica), Hopfensteno-el und Besenginster (Sarothomnus vulgaris) zur Cosmoserzeugung, welche bis jetzt nur in Belgien und Nordamerika stattfindet, Verwendung finden. 1. Der Flachs und dessen Zubereitung 7 ). Flachs (lin, flax) ist die gereinigte, zum Spinnen tauglich gemachte Bastfaser der Leinpflanze, des Leins (lin, Km). Von dieser Pflanzen gattung (Linum), welche nach dem Linneischen Systeme in der V. Klasse •) Weitere Angaben finden sich in von Höhnel, a. a. 0., S. 56; M. Ve- tillard, Fibres textiles, p. 231—247; J. Wiesner, Rohstoffe, S. 445. 2 ) Ind. text., Bd. 5, S. 293; Börnstein’s Viertel)ahrbericht über die Farbenind. 1889, S. 272. 3 ) Leipz. Monatschr. f. Text.-Ind. 188i, S. 276. 4 ) Reinhard, Jahrbuch der Text.-Ind. 1891, S. 54. 6 ) v. Höhnel, a. a. 0., S. 57. , 6 ) Wohl zu unterscheiden von Shoddy, Mungo u. s. w., welche auch Kunst wolle genannt werden; s. w. u. __ „ t 7 ) Prechtl Technolog. Encyklopädie, VI. 166; XXIII. 77. — Breunlm, Flachsbau. 1. und 2. Heft, Stuttgart 1832. - R. Veit, Anleitung zum Leinbau und zur Fiachsbereitung nach dem Verfahren der Niederländer. Augsburg 1841. ji g < Kurtz, Die Flachsbereitung nach dem anerkannt besten und. in Belgien