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Bastfasern. 217 Fasern bestehen aus Zellenbündeln von 0,042 bis 0,120 mm Breite; die durch Behandlung mit alkalischen Laugen leicht zu trennenden Elementarfasern haben eine Dicke von durchschnittlich 16 mmm, eine Länge von 5 bis 15, meist 8 bis 10 mm. Der neuseeländische Flachs (10 bis 20 mmm) kann auf diese Weise rücksichtlich der Feinheit unserm europäischen Hanfe ziemlich nahe gebracht werden, bleibt aber stets härter, steifer und rauher im Anfühlen als dieser. Man verfertigt daraus Bindfaden, Schnüre, Tauwerk, auch Sackleinwand und Segeltuch; Waren, welche sehr fest und gegen atmosphärische Einwirkungen widerstandsfähig sind. Die reine Faser ist vom Aloehanf und von der Sanse- veriafaser oft auch unter dem Mikroskop kaum zu unterscheiden. c) Ostindischer Hanf (Sunnhanf oder Sunn, sunn hemp, janapam), von einer Papilionacee, der binsenartigen Klapperschote (Crotalaria jun cea), deren etwa 900 mm hoher Stengel die Fasern liefert, welche dem europäi schen Hanfe sehr ähnlich sind. d) Manilahanf (Avaka, abaca, chanvre de Manille, abacca, Plantain fibre, Siamhemp), von mehreren Arten des Pisang, namentlich Musa textilis, Musa troglodytarum und Musa paradisiaca, auf den philippinischen Inseln. Der gerade Stamm oder Schaft dieser Gewächse ist ganz und gar aus den langen, fest umeinander gerollten Blattscheiden gebildet, in welchen die Fasern auf ähnliche Weise enthalten sind, wie in den Blättern der Flachslilie jene des neuseeländischen Flachses. Wie der Manilahanf nach Europa gebracht wird, besteht er aus gelblichweissen oder bräunlichgelben Fasern von 1 bis 2 m Länge, welche grob und zum Teil in bastähnliche, bis zu 3 mm breite Streifchen ver einigt sind, durch Hecheln aber (wozu man sie mit Öl einschmiert) sehr zerteilt und°feiner dargestellt werden können, wiewohl sie lange nicht die Feinheit des europäischen Hanfes erreichen und stets eine gewisse Steifheit behalten. ^ Sie sind ganz verholzt. Die weisse Sorte zeigt, rein ausgehechelt, einen seiden artigen Glanz, sodass sie zu Glockenzugschnüren und allerlei Flechtwerk (Matten, Taschen, Glocken Zugbändern u. s. w.) verarbeitet, ein sehr gefälliges Ansehen darbietet; auch gebraucht man sie zuweilen als Ein schuss in seidenen und baumwollenen Möbeldamasten, wo Farbe und Glanz dieser Faser gute Wirkung machen. Bindfaden, Stricke, Tauwerk für Schiffe (white rope) macht man aus Manilahanf ebenfalls; diese Erzeug nisse schätzt man wegen ihrer Leichtigkeit (sie wiegen um 12 bis 36 Hundertt. weniger, als hänfene von gleicher Dicke), sie stocken oder faulen, wenn sie beständig nass sind, trocknen aber wegen ihrer Lockerheit schnell, wenn sie aus dem Wasser an die Luft kommen, und halten sich demnach im Wetter gut. e) Jute, Judhanf oder Pahthanf, Dschut (jute, chanvre de Calcutta, jute, pant-hemp, indian grass, gunny fibre), die Bastfaser mehrerer in Ostindien wachsender Corchorus-Arten, namentlich Corchorus capsularis (Chinese reed) und Corchorus olitorius. Die Bastfasern selbst sind 1,5 bis 5, meist 2 mm lang und 20 bis 25 mmm breit. Die Eohjute ist stark verholzt. Das Lumen ist fast so breit oder breiter als die Wandungen, im Querschnitt rundlich; es zeigt hier und da auffallende Verengerungen (vergl. Fig. 81). Die Enden der Fasern sind verhältnis mässig dünnwandig, selten stärker verdickt. Im Längs verlaufe erscheinen die Fasern glatt, zeigen keine Ver schiebungen und keine Streifung. Die Verarbeitung der Jutefaser zu Garn wird w. u. ausführlicher behandelt werden. Kg . 81. f) Gambohanf, Bombayhanf (Bombay-hemp, Umbaree), die Bastfaser des über ganz Ostindien verbreiteten hanlartigen Hibiskus (Hibiscus cannabinus), wird zu Tauwerk verarbeitet; sie ist der Jute mikroskopisch sehr ähnlich. Die Länge der Faser schwankt zwischen 2 bis 6 mm