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Baumwoll-Spinnerei. Barchent- oder Abfallspinnerei. 187 Walzen gesammelt und unter rohe Baumwolle auf dem Offner zugemengt. Die -weichen Fäden verarbeitet man gewöhnlich ebenfalls mit anderer Baumwolle; die harten Fäden aber werden entweder statt Lappen zum Putzen der Maschinen o-ebraucht (wonach aber die mit Öl durchdrungenen Putzfäden aus den Maschinen- räumen entfernt und nicht in grösserer Menge aufgehäuft werden, weil sie der Gefahr einer Selbstentzündung unterliegen, vergl. S. 53); oder als Masse zum Ausstopfen von Bettdecken u. s. w. verkauft; oder in einem Wolf (Reisswolf, Fadenreissmaschine, Trümmerwolf, effilocheuse) l ) zerfasert, auf der Kratz- maschine gekratzt und zu geringen Garnsorten mit verwendet. Weiche Fäden können allenfalls auch mittels einer Strecke auseinander gezogen, in ein Band verwandelt und als solches auf die Vorspinnmaschine gebracht werden. Der hierzu dienlichen Spinnabgangstrecke' 2 ) gab man sechs Paar lange Streck- walzen, welche im ganzen wie 1 zu 10 verzogen, und welchen das Spinngut auf einem Tuch ohne Ende zugeführt wurde; das darauf gebildete Band wurde sodann, unter angemessener Dopplung, noch durch drei solche Strecken der Reihe nach bearbeitet. — Je nach seinem grösseren oder geringeren Werte und der noch davon zu machenden Anwendung unterscheidet man wohl die gesamten Abgänge der Baumwollspinnereien in guten Abgang (bon dechet, good miste) und schlechten Abgang (mauvais dechet). Der letztere besteht aus den Ab fällen in dem Wolfe und dem Öffner, in den Schlagmaschinen, in den Kratz deckeln der Reisskrempeln, in den Putzdeckeln der Strecken und aus dem zusammengefegten Staube, welcher die in der Luft verfliegenden Fäserchen (evaporation) enthält; alles übrige wird zum guten Abgang gerechnet. Das Trennen des harten und weichen Abganges wurde früher durch Aus suchen mit der Hand gemacht. In neuester Zeit bedient man sich hierzu be sonderer Auflockerungsmaschinen, welche gleichzeitig die harten Enden zurückhalten 3 ). (Cotton tvaste picher and tliread extractor). In einem Gehäuse sind 3 rasch umlaufende Wellen gelagert, 2 unten, 1 oben dazwischen. Die beiden unteren sind mit in Schraubenflächen gestellten, zwischen einander durchgreifenden Schlagstiften besetzt, während die obere nur genutet ist. Die aufzuarbeitenden Abgänge werden an dem einen Ende in die Maschine gegeben, von den Schlägern aufgelockert und, soweit sie aufgelöst sind, durch den er zeugten Luftstrom nach dem anderen Ende an eine Siebtrommel getrieben, welche sie in Form einer losen Watte auch von Staub u. s. w. gereinigt abliefert. Die harten Enden wickeln sich um die Wellen und werden von Zeit zu Zeit .abgeschnitten. Die Maschine ist bereits in mehreren Ausführungen auch in Deutschland in Anwendung. Die Barchent- oder Zwei-Cylinder- oder Abfall-Spinnerei. Als ein besonderer Zweig der Baumwollspinnerei hat sich die Barchent oder Zweieylinderspinnerei ausgebildet 4 ). Sie ist bestimmt, starke Garne von No. 1 bis 8 (engl.) herzustellen, und es werden je nach den an die Gespinste gestellten Anforderungen entweder reine Bengal-Baumwolle hierzu verwendet oder auch verschiedene bessere und geringere Baumwollabfälle zusammengemischt. Bei dieser Art -der Spinnerei kommen die Arbeiten des Streckens und Flyerns ganz in ') D. p. J. 1864, 173, 406. — Polyt. Centralbl. 1864, S. 163. 2 ) Gewerbeblatt für Sachsen 1841, S. 59. 3 ) Amer Pat. von Hillard und Goldsmith (Agenten Biernatzki und Comp, in Hamburg);' D. R.-P. No. 45676; Text. Rec. Bd. 8, S. 109; Text. Manuf. 1890, S. 151; D. p. J. 1891, 279, 224 mit Schaubild. “) Vergl. Niess, a. a. 0., II. Aufl., S. 866 ff. mit Abb.