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130 II. Abschnitt. sie durch ferneres Ausziehen mittels Streckwalzen stufenweise in Garn zu verwandeln, schon jetzt mehr Zusammenhang dadurch verleihen, dass man die Fasern in bedeutendem Grade einander nähert (I, 467). Dieses geschieht im allgemeinen durch Drehung; und zwar sind zweierlei Wege, um hierin zum Ziele zu gelangen. Entweder giebt man dem V o r g e - spinste (dem groben fadenartigen Erzeugnisse, welches durch das Vor spinnen aus den Bändern entsteht) eine sehr schwache, aber bleibende Drehung, welche so gering sein muss, dass sie die Fortsetzung des Aus ziehens nicht hindert; oder man dreht, dasselbe zwar stark, jedoch in solcher Weise, dass die Drehung vorübergehend (falscher Draht, false twist), d. h. nur während des Vorspinnens vorhanden ist, sogleich aber, durch die Wirkung der Vorspinnmaschine selbst, wieder aufgehoben wird, sodass das fertige Vorgespinst zwar bedeutend verdichtet, aber völlig (oder fast völlig) ungedreht erscheint. Dieses letztere Verfahren hat sich zwar hinsichtlich der dabei möglichen Schnelligkeit der Arbeit, und sofern es sich um nicht zu feines Vorgespinst handelt, als erfolg reich bewährt; indessen ist solches ungedrehtes Vorgespinst, wegen seiner Lockerheit, mehr dem Reissen auf* der Feinspinnmaschine unterworfen, und verursacht daher verhältnismässig viel Abfall. Bei dem unaufhörlichen Fortschreiten der Masehinenspinnerei sind nach und nach sehr verschiedenartig gebaute Vorspinnmaschinen zum Vorscheine gekommen, welche zum grossen Teil hier nur kurz angeführt werden sollen, da die meisten der älteren jetzt wenig oder gar nicht mehr angetroffen werden und daher nur der Geschichte halber Beachtung verdienen. A) Maschinen mit bleibendem Drahte. a) Die Flaschenmaschine, Kannenmaschine, Laternenbank, der Laternenstuhl 1 ) (boudinoir, banc ä lanternes, banc ä canettes, mötier ä lanternes, lanterne, lanterne tournante, can frame, can roving frame), gleicht im allgemeinen sehr nahe der Strecke (S. '125), von welcher sie sich wesentlich nur durch die Zugabe eines rascher umlaufen den Drehtopfes unterscheidet. Das durch die Streckwalzen verfeinerte Band gelangt von oben durch einen Trichter in die rasch sich drehende Kanne, legt sich in dieser — von der Schleuderkraft nach dem Umkreise getrieben — schraubenförmig an der Wand herum, und nimmt zugleich die geringe Drehung an, welche man ihm zugedacht hat. Es ergiebt sich von selbst, dass die Stärke der Drehung allein abhängig ist von dem Verhältnisse zwischen der Umdrehungsgeschwindigkeit der Kanne und jener Geschwindigkeit, mit welcher die Walzen das Band zuführen. Man streckte 4 bis 10 fach und doppelte nur 2 fach. b) Als eine Abänderung der Kannenmaschine kann die nach ihrem Erfinder als Bank Abegg (banc Abegg) benannte Vorspinnmaschine be trachtet werden 2 ), welche mit der Pressionsstrecke (S. 127) Ähnlichkeit ') Polyt. Centralbl. 1847, S. 1239. *) Prechtl, Techno!. Encyklopädie, I. Suppl.-Bd. S. 165 m. Abb. Polyt. Centralbl. 1854, S. 661 m. Abb.; 1856, S. 385. D. p. J. 1856, 142, 323. Niess, a. a. 0., S. 517 m. Abb.