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Baumwoll-Spinnerei. Strecke. 127 Stäbchens in die Furche wird das durch letztere herauskommende Band im Augenblicke des Durchganges auf einen sehr kleinen Querschnitt schart zu sammengepresst (Molettenstuhl, Molettenstrecke 1 )). Die als Pressionsstrecke bezeichnete Strecke unterschied sich dadurch, dass ohne Anwendung einer Kanne das Band rund um eine stehende eiserne Spindel in epicykloidischen Windungen zur Form einer grossen Spule gelegt und dabei stark zusammengepresst wurde. Sie kam auch wohl unter dem uneigent lichen Namen Spiralstrecke vor; dieser gebührt in Wahrheit einer ändern (gleichfalls nicht mehr gebräuchlichen) Streckenbauart, bei welcher die Spule wirklich durch Spiral- oder Schraubenwindungen des Bandes gebildet wurde. Die Verdichtung des Bandes beim Austritt aus dem letzten Streckkopfe kann nicht nur durch unmittelbare Zusammenpressung, sondern auch dadurch erreicht werden, dass man derselben einen geringen Grad von schraubenartiger Drehung erteilt. Zur Ausführung einer solchen Behandlung versieht man ent weder die Aufsammlungskanne mit einer drehenden Bewegung um ihre Achse, oder bringt statt der Kannen Flügelspindeln mit Spule zum Aufwickeln des Bandes an (Spulenstrecke) s ): derartige Vorrichtungen reihen sich wesentlich schon den Vorspinnmaschinen an, obwohl sie nicht wie diese notwendig eine Verfeinerung des Bandes zum Ziele haben. Der Abfall beim Strecken ist unbeträchtlich, und besteht aus einer geringen Menge Fasern, welche an den Streckwalzen hängen bleiben und sich an den Putzvorrichtungen (s. w. u.) sammeln. Man wirft diesen Abgang unter den Staub der Kratzmaschinen. Wenn durch Fehler in den Walzen oder duip i Versäumung des Anstückens ausgegangener Bänder merklich ungleiche Stellen in dem gestreckten Bande entstehen, so werden diese Teile ausgebrochen und auf der Schlagmaschine oder dem Öffner, mit roher Baumwolle vermengt, von neuem bearbeitet. Die Abänderung der Strecke, welche man als Kanalstrecke ) be- zeichnet, findet sich in Deutschland nur noch selten angewendet. Man giebt der Strecke hei dieser Bauart nicht nur 4, 5 oder 6 Streck walzen paare hintereinander, sondern lässt auch die Biffelwalze jedes Paares aus 6 bis 15 Gängen (tables) — d. h. so vielen in ununterbrochener ßeihe aneinander hängenden Walzen — bestehen, um 6 bis 15 Bänder gleich zeitig zu liefern. Von ihren Abzugwalzen weg gehen diese Bänder nicht in Kannen, sondern nebeneinander nach einer Kanalmaschine (S. 92), um vereinigt einen Wickel (ein auf eine Wickelwalze aufgerolltes, sehr breites Band) zu bilden, den man hierauf einer zweiten Strecke vorlegt. Schon die erste Strecke empfängt solche Wickel, welche auf der Kanal oder Dupliermaschine aus Bändern der Peinkratzen verfertigt sind Von der zweiten Strecke ab werden die Bänder wieder zu solchen Wickeln vereinigt, welche zur dritten Strecke kommen; und öfters wird diese Arbeit noch einmal zur Speisung einer vierten Strecke vorgenommen. Der Vorteil so langer Strecken in Verbindung mit der Dupliermaschine besteht wesentlich darin, dass ein sehr starkes Doppeln möglich ist und die Bänder weniger leicht beschädigt werden. Die Kanalstrecke mit schiefem Abzug (couloir oblique) 4 ) unter scheidet sich von der gewöhnlichen durch die Lage der Abzugwalzen und die Führung der Bänder. >) Prechtl, Technol. Encykl., Bd. 21, S. 136. a ) Polyt. Centralbl. 1852, S. 1284. 3 ) Armengaud, Publ. ind., Bd. 13, S. 395 m. Abh. 4 ) Gönie ind., VI. 18.— Polyt.Centralbl. 1853,1440.— D.p.J. 1853,1-9, S.333.