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C. Kürschners Führungsstücke zwischen den Streckwalzen. 27 abzuschneiden oder abzureissen. Werden wir jedoch ungeduldig, und ziehen wir am freien Ende mit grösser Geschwindigkeit und Kraft, so verschlingt und verknotet sich die ganze Masse derart, dass ein Auflösen fast nicht mehr ohne Zerschneiden möglich ist. Wir können also den weiteren Grundsatz zum Verzüge aufstellen: Der Verzug kann und soll mit zunehmender Bearbeitung grösser werden. Setzen wir nun voraus, wir hätten eine so kurze Fasermasse zu bearbeiten, dass die von zwei Cylinderpaaren bedingte Entfernung viel grösser als die längste Faser der Fasermasse sei. Ein regelrechtes Verziehen ist unter diesen Bedingungen nicht mehr möglich; die Fasern werden nicht mehr gleichmässig im Auszugsgute enthalten und verteilt sein, sondern bündel- oder fetzenweise zum Auszugscylinder heraus kommen, wodurch ein unregelmässiger, rauher und knotiger Faden entsteht. Um diesem Uehelstande abzuhelfen, wissen wir, dass die Muldenrückhaltevorrichtung statt eines Walzenpaares angewendet wird. Dieses hat jedoch den Nachteil, dass, obschon die Entfernung der Klemmpunkte zwar vermindert wird, dennoch infolge der Reibung der Fasermasse gegen die feststehende Mulde ein ziemlich unregel mässiges Gut erhalten wird. Dass diese Fehler bei Streckwalzenpaaren auftreten, hat seinen hauptsächlichen Grund darin, dass die Cylinderpaare nicht nahe genug, der Faserlänge entsprechend, zusammengerückt werden können. Die Lunte zwischen den zwei Cylinderpaaren entbehrt jeglichen Haltes, was notwendigerweise ein ge brochenes Strecken zur Folge haben muss. Um einen regelmässigen Faden zu erhalten, müssen wir nun entweder äusserst dünne Cylinder anwenden oder eine Führung zwischen beide Cylinderpaare einschalten. Wenden wir dünne Cylinder an, so darf die Belastung nicht zu gross werden, weil sonst ein Durchbiegen und Un rundlaufen der Cylinder zu befürchten ist. Dieses hat aber eine geringe Lieferung zur Folge, da die bearbeitenden Kräfte den Drücken entsprechen. Diese Minder lieferung wird ausserdem noch dadurch wesentlich beeinflusst, dass die Geschwindig keit bei geringerem Walzendurchmesser jedenfalls kleiner sein muss als bei grösserem. Da sich bei dünnen Cylindern die Torsionsfestigkeit (Abdrehfestigkeit) fühlbarer macht als bei dickeren, so wird auch die Länge der Maschine sehr beschränkt sein, wodurch die Herstellungskosten grösser werden. Aus diesen Gründen wird es nicht praktisch zu empfehlen sein, die Cylinderdurchmesser unter einer gewissen Mindestgrösse zu wählen. Oft hilft man sich in der Praxis damit, die weniger Kraftleistung erfordernde Rückhaltevorrichtung in ihren Durchmessern geringer zu wählen als die Auszugs vorrichtung, von deren Stärke und Arbeitsfähigkeit die Lieferung der Maschine be dingt wird. Je mächtiger diese ist, um so stärkere Gute dürfen wir der Maschine zur Bearbeitung vorlegen, und um so grösser wird natürlich die Menge des ab gelieferten Gutes. Die Führung der Fasermasse zwischen Auszugs- und Rückhaltevorrichtung bildet Gegenstand des D.R.-P. Nr. 66896, C. Kirschner in Mülhausen i. E. Sie bezweckt ein leichtes Hemmen und Bremsen der im Strecken begriffenen Fasermasse. Diese Vorrichtung ist aus zwei wesentlichen Teilen zusammengesetzt: 1. Aus einem Stäbchen A (Fig. 15, 16, 17, 18, Bl. 2 n ), welches der Lunte C eine glatte, unbewegliche Fläche, die sogen. Hemmfläche, bietet, über die sie gleiten muss. 2. Aus einer kleinen Druckwalze D, die frei auf der Lunte ruht und von dieser eine drehende Bewegung erhält. Durch ihr Gewicht presst die Walze D die Lunte