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Putzvorrichtungen für die Ober- und Unterwalzen. Bart. Wickel. 109 5. Putzvorriclitungen für die Ober- und Unterwalzen. In jedem Stadium der Baumwollenverarbeitung sind in der Baumwollenmasse kürzere Fasern enthalten, die teils vom Anfänge an in der Baumwolle waren, oder die, wenn die vorhin genannten z. B. durch eine Klassiermaschine entfernt wurden, durch Knicken und Brechen langer Fasern infolge irgend einer, oft nur vorüber gehenden Ursache entstanden. Ausserdem enthalten Baumwollen, besonders niederer Klassen, sehr oft bis ins Gespinst hinein kleine Knöpfe, Schalen, Kapselreste u. s. w. Durch das in der Baumwolle enthaltene Oel werden die Cylinder schlüpfrig. Die kleinen Fasern, die immer ein Bestreben haben, aus der Masse zu fallen, haften nun an den Ober- und Unterwalzen an. Diese werden immer mehr und mehr Fasern an sich reissen, bis dass die Cylinder derartig mit kurzen Fasern und Unreinigkeiten bedeckt sind, dass die langen, durchziehenden Fasern an diesen eine grössere Reibung ver spüren, als an den Nachbarfasern im abziehenden Vlies.se. Sie folgen dann der Be wegung des Cylinders, um sich um diesen zu wickeln, ein Zustand, den man in der Praxis mit dem Namen „Bart“ oder „Wickel“ belegt. „Bart“ nennt man meistens das Wickeln der Baumwolle um den Riffelcylinder, während das Wickeln der Baumwolle um den Obercylinder gewöhnlich als „Wickel“ bezeichnet wird. Das Wickeln um die Cylinder entsteht auch sehr oft durch ölige Baumwolle, sei es, dass auf das Aufsteck gut aus irgend einer Ursache Oel gelangte, sei es, dass beim Schmieren der Zapfen und Sättel der Streckcylinder Oel auf die Cylinder lief u. s. w. In diesem Falle reibe man die Cylinder mit Abgang und etwas Kreidepulver recht trocken ab. Oft hat es seinen Grund in schlechten Ledercylindern, die zu grosse Riefen aufweisen, oder deren Ledermuffe lose sind. Hat man sich vergewissert, dass keine dieser Ursachen die Bartbildung erzeugen konnte, so muss man die Einstellung der Cylinder einer Prüfung unterziehen und zuerst ganz besonders die Druckcylinder auf ihre senkrechte Lage über den Axen der Unterwalzen prüfen. Ist die Einstellung nachgesehen und treten die Wickel trotzdem noch häufig auf, so ist nur die Elektrizität der Fasern schuld daran. Wie wir bereits wissen, entsteht diese elektrische Erregbarkeit der Fasern im Streckwerk durch das Reiben der Fasern zwischen Ober- und Unterwalze, indem bei nicht getriebenen, sondern nur durch Reibung mitgenommenen Oberwalzen diese in Bezug auf die Unterwalzen nacheilen und so ein Reiben der dazwischen liegenden Baumwolle verursachen. Diesem Zustande können wir nur dadurch abhelfen, dass wir die Fasern entladen, indem wir die Luft anfeuchten, sei es durch eigene Feuchtig keitsapparate, wie man sie in allen Spinnereien antrifft, und deren Beschreibung wir in einem späteren Kapitel geben, sei es durch Besprengen des Fussbodens mit Wasser. Um diesem Bartbilden vorzubeugen, ist es unumgänglich nötig, dass die Ober- und Unterwalzen beständig rein gehalten werden, dass die Einstellung der Streckwalzen eine regelrechte sei und dass man den Feuchtigkeitszustand der Luft immer auf einer konstanten Höhe erhalte. Die letztere Bedingung und deren Erfüllung behalten wir für einen späteren Vortrag vor, die Einstellung der Cylinder ist uns bereits bekannt, wir haben uns nun nur noch mit den Putzvorrichtungen für die Ober- und Unter walzen zu beschäftigen.