Volltext Seite (XML)
98 Behandlung der Laufleder in der Spinnerei. d) Ledermuffe oder Laufleder. In der Baumwollenspinnerei finden wir die Laufleder nur bei den Klassier- (Kämm-) Maschinen angewendet, und zwar speziell an den Auszugszangen der H ü b n e r sehen Maschinen. Die Ledermuffe sind sehr teuer, und von ihrem guten Zustande hängt im wesent lichen die Lieferung und der Abgang der Maschinen ab. Damit sie recht glatt sind, werden die Kämmmaschinenmuffe alle zwei Tage, oft alle Tage zwei- bis viermal, mit einer Lösung von arabischem Gummi eingerieben. Dieses hängt ganz besonders vom Feuchtigkeitszustande der Luft ab. Ein Muff arbeitet dann nicht mehr gut, wenn Fasern an ihm hängen bleiben. In manchen Fabriken bedient man sich zum Glätten der Laufleder des Fisch - thranöles; dieses ist jedoch weniger praktisch, da es eine geraume Zeit zum Trocknen und Einlaufen gebraucht. Ein neues Mittel ist das Sactarine, das in Mülhausen von der Firma Favre & Braun m den Handel gebracht wurde. Man löst 125 g Sactarine in 1 1 Ammoniak und 1 1 Wasser auf und bestreicht die Leder mit dieser Lösung sehr leicht. Die Dauer derartig bestrichener Leder ist drei- bis viermal grösser als die der Laufleder, die mit der leichten Gummilösung überzogen werden. Ausserdem wird der Abgang durch die verschiedenen Mittel wesentlich beeinflusst. So machte man bei Naegely v fr er es in Mülhausen im Eisass auf 7 Kämmmaschinen, deren Muffe mit einfacher, leichter Gummilösung bestrichen waren,'in acht Tagen 3 kg Abgang, während die gleiche Anzahl Kämmmaschinen in der gleichen Zeit mit Muffen, die mit dem „Sactarine“ bestrichen waren, bloss 1,700 kg ergaben. Was an Abgang gewonnen wird, geht natürlich zur Produktion der Maschine. 3. Entlastungsvorrichtungen für die Druckcylinder. Wie wir aus den angestellten Berechnungen ersehen haben, ist der Druck, den der Obercylinder auf den Riffelcylinder ausübt, ein ganz beträchtlicher. Belassen wir diesen Druck bei stillstehender Maschine auf dem Obercylinder, so wird sich je nach der Dauer des Stillstandes der Obercylinder abplatten, und die Riffeln des Unter- cylinders graben sich tief in das Leder des Druckcylinders ein, wodurch dieser be triebsunfähig wird. Eine rationelle Behandlung der Ledercylinder in der Spinnerei muss immer danach trachten, den Druck auf dem Ledercylinder nur während der Arbeit zu belassen und den Ledercylinder bei jedem grösseren Stillstände, z. B. über Nacht oder vom Samstag auf den Montag, zu entlasten. Ganz besonders wesentlich ist dieses Entlasten bei Strecken, wo der Druck infolge des zwischen den Streck- walzen zu bearbeitenden, dicken Vliesses am grössten ist. Vorteilhaft wäre es auch für die Vorspinn- und Feinspinnmaschinen und für die Kämmmaschinen, doch sind praktische Entlastungsvorrichtungen für diese Maschinen noch nicht angewendet worden. Im folgenden werden wir zwei Entlastungsvorrichtungen für die Streckcylinder der Strecken (Ausgleichen) beschreiben, von denen sich be sonders die erstere durch ihre Einfachheit und Billigkeit einer weiten Verbreitung erfreut.