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Ketten - Sammet. 139 Sammet hersteilen will. Bei dem mechanischen Ruthenstuhl hat für dieselben Zwecke die Ruthe an ihrem Ende das Messer und zerschneidet sie durch letzteres die aufliegenden Fäden bei dem Herausziehen. Solche Webstühle werden bereits von mehreren Firmen geliefert; ihre Arbeit ist aber immer noch eine mangelhafte. Einige Webstuhl fabrikanten sind: A. Boll in Berlin, die Sächsische Webstuhlfabrik vormals Louis Schönherr in Chemnitz, Sharp Steward & Comp, in Manchester, vertreten durch Jacob & Becker in Leipzig, Robert Hall in Bury bei Manchester, J. Crossley & Comp, in Halifax, William Wood in Monkhill bei Pontrefact, Messrs. Stottard, Lo vering & Comp, in Boston. Man hatte mechanische, also Kraftstühle auch so eingerichtet, dass der Weber das Einstecken und Ausziehen der Sammetruthen vorzunehmen hatte, letzteres, nachdem er nöthigenfalls auch die auf der Ruthe ge bildeten Noppen aufschnitt. Um ihm hierzu die nothwendige Zeit zu lassen, waren sämmtliche Bewegungen abhängig gemacht von der Dreh bewegung der Webstuhlantriebswelle, so dass für eine volle Tour der selben alle Bewegungen auch vollständig erfolgt sein mussten. Zu dem Zwecke wurde die Hauptwelle mittelst Reibungsscheiben angetrieben x ). Hat der Weber Ruthen einzulegen und auszuziehen resp. auszuschneiden, so erfolgt bei offenem Fache ein Stillstand des Webstuhles, weil sich währenddem die Reibungsantriebsscheiben nicht mehr berühren. Es ist zu diesem Zwecke die an der Webstuhlwelle befindliche Scheibe an der betreffenden Stelle etwas ausgespart. Hat nun der Arbeiter seine Ruthen eingelegt und herausgenommen, so drückt er durch einen Hebel die Reibungsscheiben kräftig gegen einander, damit die Antriebswelle ihre Umdrehung vollendet und zwar so weit, bis sich wiederum die Ruthen arbeit nothwendig macht. Selbstverständlich ist hierdurch das Wesen des mechanischen Webstuhles nahezu ganz in Frage gestellt. Die Herstellung eines einfachen Sammet im Handwebstuhl ist kurz angegeben die folgende. Man verwebt durch mehrere Tritte die Pol- kette und die Grundkette mit einander, bindet sie demnach, senkt als dann durch einen Tritt die Grundkettenfäden, wobei sich gleichzeitig die Polfäden ganz nach oben hin stellen, legt hierauf eine Ruthe in die entstandene Kehle, damit sich die Polfäden um diese Ruthe schlingen, und verwebt zuletzt wiederum Pol- und Grundfäden mit einander. Dieses wiederholt man einige Male, um späterhin, nachdem man z. B. drei Stück Ruthen eingewebt hatte und es nicht zu befürchten ist, dass die Polkette im Gewebe keinen genügenden Halt hat, „laufen geht“, wie der Weber sagt, die erste Ruthe herauszuziehen oder herauszu schneiden und sie in die neue Kehle einzulegen. Benutzt man flache Ruthen, so legt man sie, mit der ebenen, flachen Fläche nach unten hin liegend, ein, tritt die Polkette in das Unterfach J) Lembcke, Mechanische Webstühle, Fortsetzung III, Tafel 43, Fig. 1.