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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020930022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902093002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902093002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-30
-
Monat
1902-09
-
Jahr
1902
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Dischof auch einzelne polnische Fragen gestellt. Deutsch fielen recht gute Antworten, während sie ui polnischer Sprache schuldig geblieben wurden. ä Dessau, 29. September." Neber die gestern erfolgte Beisetzung Wilhelm Oechelhäuser'S berichtet die „Nationallib. Corresp.*: Unter großer Betheiligung wurde Wilhelm Oechelhäuser gestern Nachmittag in Dessau zur letzte» Ruhe bestattet. Am offenen Grabe widmete nack der . Trauerrede deS Consistorialratheö Werner der Oberbürger meister der Stadt Dessau dem dahingeschirdeneu Ehrenbürger Dessau- tief empfundene Abschiedsworte und Namens der nationalliberalen Partei der NeichStagSabgeord- nete vr. G e n s e l-Leipzig. Dabei führte letzterer Redner nngesähr Folgendes aus: Oechelbäuser nahm eine eigenartige Stellung in der Partei ein. Er war hervorgegangen c>.uS den Kreisen der Arbeit. WaS ihn vor Allem auSzeichnete, war sein weiter Blick, sein Blick, soweit die deutsche Flagge weht, nie von einseitigem Urtheil. Aber daS hatte er schließ» Ich mit Anderen gemein, was ihn besonders an-zeichnete, war, daß er auch im wirthschaftlichen Leben Gerechtig keit nach allen Seiten walten ließ. Ein wahrer König der Arbeit, faßte er seinen Beruf al» eine Aufgabe der Bersöh- nung und Gerechtigkeit auf, und wenn wir in gegenwärtiger Zeit die Gegensätze versöhnen wollen, dann müssen wir in seinem Sinne arbeiten. So wird sein Andenken gesegnet sein und Segen stiften. — Die sichtbaren Beweise herzlichster Theilnahme aus allen Elasten der Bevölkerung von nah und fern für die Hinterbliebene Familie Oechelhäuser'S durch Kranzspenden, telegraphische und schriftliche Beileidskund gebungen sind überaus zahlreich. Auch der Kaiser und die badische großherzogliche Familie haben in wärmsten Worten ihr Beileid ausdrücken lassen. 2 In Heidelberg hat sich nach dem Vorgänge in Karls ruhe ebenfalls eia nationalliberaler Jugendverein gebildet. (D St. Johann, 29. September. Heute Vormittag traf der Großherzog von Baden zum Besuche seines Ulanen-RegimentS hier ein und wurde auf dem Bahn- kofe vom Regierungspräsidenten Or. zur Nrdden, dem Landrath von Fidler und dem Eommandeur deS hier gar- uisonirenden Ulanen-RegimentS Großherzog Friedrich von Baden (Rheinisches Nr. 7) empfangen. Vor dem Rath bause begrüßte der Bürgermeister Or. Neff den Großher- zog, der sich sodann ins NathhauS begab, wo er sich inS goldene Buch der Stadt einzeichnete und sich die Stadt- verordneten vvrstellen ließ. Vom RathbauS fuhr der Gcoß- berzog nach der Easerne seines Ulanen-RegimentS. In einer Ansprache an das Regiment gedachte er der großen Zeit Kaiser Wilhelms I. und schloß mit einem dreifachen Hurrah auf den Kaiser. Gegen 5 Uhr Nachmittags reiste der Groß herzog wieder ab. * Karlsruhe, 29. September. Wie bereits srüber an gekündigt, beabsichtigt der Erbgroßherzog von Baden das Eommando über daS 8. ArmeeeorpS in Eoblenz nieder- zulegen und nach Karlsruhe zu übersiedeln. Als Nach folger ist der Eommandeur der 2l. Division in Frank furt am Main, Generalleutnant und Generaladsutaut v. Deines, auSersehen. Der Wechsel soll sich rin aller Kürze vollziehen. Die weitere Mittheilung, daß dem Erb- großberzog die 5. Armee-Jnspection (14., 15. und 16. Armce- corpö), an deren Spitze der Großherzog steht, zugcdacht wäre, ist mindestens verfrüht, weil der coinmandireiide General des 16. ArmeccorpS, Generaloberst der Eavallerie Graf v. Haeseler, der dem Range nach vor dem Erbgroßherzoge steht, nicht gut unter seinen Befehl gestellt werden kann. * München, 29.September. Der Justizminister v. Leon rod soll nun doch beabsichtigen, wie die „Angsb. Abdztg." meldet, mit Rücksicht auf sein sehr geschwächtes Augenlicht in einiger Zeit zurückzutreten. Oesterreich - Ungarn. Vom Hose; Ausgleich mit Ungarn. * Wien, 29. September. Fürstin Hohenberg, Gemahlin deS Erzherzogs Franz Ferdinand, wurde heute Nachmittag von einem Prinzen entbunden. * Wien, 29. September. Die Ministerpräsidenten von Szell und von Körber erstatteten heute Nachmittag ein Uhr in der Hofburg in Anwesenheit des Ministers Graf von Gol uchow Ski dem Kaiser Bericht über die Aus gleichsfragen. Die Anwesenheit deS Ministers des Aus wärtigen galt den im Zusammenhänge mit dem Ausgleiche stehenden internationalen handelspolitischen Fragen. Die Audienz währte bis nach 4 Uhr. Morgen Vormittag werden die Bcrathungen unter dem Vorsitz des Kaisers fortgesetzt. Frankreich. * Paris, 29. September. Bei der Wahl in Compibgne wurde der Ministerielle Noi-l mit 11669 Stimmen gegen den Nationalisten Oberst Bongon gewählt, der 11 530 Stimmen erhielt. Großbritannien. Zukunft des BocrenvolkeS. * Bristol, 29. September. Der Sckatzkanzler Hicks- Beach hielt hier beute Abend eine Rede, in welcher er anS- führte, seiner Ansicht nach würde vielleicht Südafrika, wenn die Führer der Beeren sich enthalten könnten, auf böse Rathgeber auf dem Continent zu hören, in nicht entlegener Zeit Selb st regier» ng haben. Redner trat dann entschieden für eine Beschränkung der Ausgaben ein und erklärte namentlich, er sehe keinen Grund, der für eine weitere Erhöhung der Aus gaben für Marinezwecke spreche. Angesichts der starken britischen Flotte könnten auch die Ausgaben für daS Militär be schränkt werden. Hicks-Beach trat dann für eine entschiedene Reform deS Kriegsamtes, namentlich soweit daS militärische Element selber in Frage komme, ein und verlangte, daß die militärischen Beamten mehr Aufmerksamkeit auf die Pflichten ihres Amtes legen. Rußland. * Petersburg, 29. September. Finanzminister Witte bat heute auf seiner Reise nach der Mandschurei Tomks passirt. * Petersburg, 30. September. (Telegramm.) Der Ebes der Gendarmie-Abtheilunz in Wirballen, Rittmeister Mjasojedoff, war vorgestern vom deutschen Kaiser zur Theilnahme am Gottesdienste in der Kirche und zur Tafel im kaiserlichen Jagdschloß Nominten einzcladen. Der Kaiser und die Kaiserin zogen den Rittmeister huldvollst in ein längeres Gespräch und überreichten ihm ihre Porträts mit eigner Unterschrift. Orient. Albaucsenunruhen. * Belgrad, 29. September. Ein Albanesenhaufe überschrittt beim Jaworgebirge die Grenze von Serbien, überfiel die in der Nähe gelegenen H^ser und verwundete einen Bauern aus Metowina durch einen Schuß. — Wie aus Mitrowitza gemeldet wird, hat Scheinst Pascha mit regulären türkischen Truppen die Albanesenhorde deS Häuptlings Mustapha-Aga geschlagen und gleichzeitig Geschütz feuer auf die Albanesentörfer Kopriw und Brabonitsch er öffnet, die beide vollständig eingeäschert wurden. Asien. * Peking, 29. September. Die Eisenbahn Peking- Schanbeikwan ist heute von den Engländern an die chinesische Regierung zurückgegeben. Amerika. Durchschnittene Kabel. * Washington, 30. September. (Telegramm.) Ter ameri kanische Gesandte in Caracas telegraphirt: „Ich bin von zuver lässiger Seite benachrichtigt worden, die Negierung weide in ter nächsten Woche alle Kabel zerschneiden. Ich stelle rS anheim, Kriegsschiffe nach Venezuela zu entsenden." * Trinidad, 30. September. (Telegramm.) (SlgenceHavaS.) Auf Anordnung de» Generals Velutini wurden der Director und die Angestellten deS französischen Kabels in Carupauo ver- haftet. MS der französische Consularagent einschreiten wollte, wurde er ebenfalls verhaftet. Das Küstenkabel ist zerschnitten, wie man vermuthet durch den venezolanischen Kreuzer „Restaurador". Hier herrscht große Erregung über diese Vorkommnisse. Der französische Consul erhob Einspruch; der französische Kreuzer „Tage" wird hier erwartet. Militär und Marine. D Berlin, 29. September. S. M. S. „Schwalbe" ist aus der Heimreise am 26. September in Colombo (Ceylon) eingetrosfen und setzt am 4. Oktober die Reise nach Aden fort. S. M. S. „Hansa" und S. M. S. „Thetis" sind am 27. September in Tsingtau eingetroffen. S. M. S. „Seeadler" ist am 28. Sep tember in Tsingtau eingetroffen. S. M. S- „Tiger" ist am 28. September in Hongkong eiugrtroffen. S. M. S. „Panther" ist am 27. September in Kingston (Jamaica) emgetroffen. S. M. S. „Gazelle" ist am 27. September in Porto Cabello eingetrosfen. S. M. S. „Charlotte" ist am 27. September von Jlha Grande in See gegangen, am 28. September in SantoS cingetrosseu und kehrt am 6. Oktober von dort nach Jlha Grande zurück. S M. S. „Carola" ist am 27. September von Wilhelmshaven in See ge gangen. S. M. S. „Wega" ist am 27. September in Wilhelms haven außer Dienst gestellt. S. M. Tpdbt. „8 22" mit „8 76" im Schlepp ist am 27. September in Wilhelmshaven ringetrvsseu. Poststation für S. M. S. „Brummer" ist vom 27. September ab Kiel. * Die schießtüchiigste Compagnie im deutschen Heere ist nunmehr amtlich festgestelll woidcn. Es ist dies die 5. Cvm- pagnie deS in Altona flehenden Infanterieregiments Graf Bose (1. Thür.) Nr. 3t, die in diesem Jahre (zum funstcn Mal hinter- einander) die Kaiser-Schießauszeichnung errungen hat. XI. Hltttplverjammluntz des Vereins Sächsischer ttealschullehrer. Vom 26. bis zum 28. September fand in Aue die XI. Hauptversammlung -es Vereins sächsischer R e a l s ch u l l e l> r e r statt. Nach einer gemeinsamen Sitzung -es Vorstandes und der Vertrauensmänner wurde am 20. September, AbenS 8 Uhr, die Geschüstsver- sammlung im Victoria-Hotel eröffnet. Der Vorsitzende, Realschuldircctor Professor H. Ad. von Brause- Leip zig II, gedachte zunächst des Heimganges Sr. Majestät des Königs Albert, unter dessen segensreicher Regierung das Realschulwesen SachieuS sich zu hoher Blnthe entfaltet hat, sodanu des Ablebens des RealschuldircclorS a. D. Pro fessor I)r. Vvllheiing-Bautzeu, des langjährigeit, um die Entwickelung des Vereins hochverdienten ersten Vorsitzenden und des Professors Ur. Mating- Sammler, des früheren Realschuldirectors in Werdau. Nach der Begrüßung der Versammlung von Seiten des Vorsitzenden urid des Direktors Professor I>r. Goldhan- Aue, deS Vorsitzenden des Ortsausschusses, berichtete der Schatzmeister, Oberlehrer Ur. S ch m erlosch von Riesen- thal-Pirna über den Stand der (lasse. Cs wurde dann einstimmig beschlossen, die XII. Hauptversammlung nächstes Jahr in P irua abzuhalten. Oberlehrer Ur. Beriet- Oelsniy. erstattete hierauf Bericht über die am 5. und 6. October 190t in Elberfeld abgehaltene 7. Hauptversamm lung des Vereins zur Förderung des lateinlosen höheren Schulwesens, zu der er als Vertreter des Vereins säch sischer Realschultchrer abgeordnet worden war. Bei der vorzunehmenden Wahl von 5 Vorstandsmitgliedern wurde Professor von Brause als 1. Vorsitzender wiedergewühlt; ferner wurden wiedergewählt Ur. Beriet und Ur. Schmer- losch von Riesenthal; neugewählt wurden Ur. Schmidt- Dresden I, und Ur. Heumann-Nochlitz. Damit hatte der officielle Theil der Geschäftsversammlung sein Ende er reicht. Sonnabend, den 27. September, früh 8 Uhr, sand eine allgemeine Sitzung statt, nach deren Eröffnung der Vorsitzende auf Beschluß der Versammlung folgendes Tele gramm an Se. Majestät den König absandte: „Sr. Ma jestät König Georg senden die in Aue zur Hauptversamm lung zahlreich erschienenen Mitglieder des Vereins säch sischer Realschuilehrer nntcrthünigstcn Huldigungsgrub mit der Versicherung, daß die sächsischen Realschulen allezeit Stätten treuer Lehrerarbeit sein werden, die die ihnen an vertrauten Zöglinge zu inniger Liebe zu Gott, zu K ön g und Vaterland, zn Kaiser und Reich erziehen wollen. I. A.: Professor H. Ad. von Brause." Gleichzeitig wurden Draht grüße an Te. Exccllenz den Herrn Eultusminister von Seydewitz und an den Herrn Geh. Rath Professor Uvr. Vogel abgcsandt. — Oberlehrer Hcdrich - Leisnig erstattete dann einen kurzen Bericht über die Ordnung des Erscheinens wissenschaftlicher Abhandlungen in den Jahresberichten der sächsischen Realschulen. Die Ver sammlung erklärte die Beigabe wissenschaftlicher Abhand lungen zu den Jahresberichten für wünschenswerth,' sic lehnte cS aber ab, eine bestimmte Ordnung für das Er scheinen vorzuschlagen. In Zukunft soll je nach Bedarf den Abtheilungösitzungen eine allgemeine Sitzung vorangehen. — In der AbtheilungSsitzung für Religion gab <?. r. m. Kreußle r-Leipzig III ein Referat über Kirchengeschichte und Glaubenslehre in der Realschule, lvr. Gerbet- Aue hielt in der Abtheilung für Sprachen einen Vortrag übe: das W e st - E r z g e b i r g e i n s p r a ch l i ch e r H i n s i ch t, an den sich eine Aussprache über den Lehrgang des Fran zösischen anschloß. In der Abtheilung für M a t h e m a ti t erfolgte eine Aussprache über die Stellung und Behand lung der Eonstructionsaufgabe im geometrischen Unter richt. vr. Heimbach- Meißen hielt in der Abtheilung für beschreibende Naturwissenschaften einen Vortrag über die Frage: Was wird gefordert von Inhalt und Eist- richtung eines Schullehrbncho für beschreibende Natur wissenschaften? Nach einer Frühstückspause begann unk ^12 Uhr die F e st v e rs a m m l u n g im Stadthause. Der Vorsitzende begrüßte die Erschienenen, insbesondere die Ehrengäste, verbreitete sich dann in längeren Ausführungen über das Wesen und die wichtigsten Aufgaben der Realschulen und ertheilte hierauf Oberlehrer i)e. Markus-Auerbach das Wort zu seinem Vorträge: „Wie lebt das klassische Alter- thum in der modernen Eultur fort, und welche Folge rungen ergeben sich daraus für den Realschulunterricht?" Nach Beendigung deS im höchsten Grade fesselnden Vor trags wurden die Berichte über die allgemeine Sitzung und die Abtheilungssitznngcn verlesen; der Schatzmeister wurde entlastet. Ter Festversammlung folgte Nachmittag V?2 Uhr ein Festmahl im Hotel zum Blauen Engel. Für Sonniag, den 28. September waren Ausflüge in die herrliche Umgebung von Aue geplant; einige Herren folgten der freundlichen Einladung des Herrn Sanitätsrath Vr. Pilling zur Besichtigung seiner Heilanstalt. Alle Fcst- theilnchmer werden sich immer gern und mit Dankbarkeit der schönen Tage in Aue erinnern. Verband sächsischer Lehrerinnen. ttbidcrechngler tltagtiuck verboten.» I. s. Der Verbau- sächsischer Lehrerinnen trat am gestrigen Montag in Meißen in der Aula der mittleren und höheren Bürgerschule zur er st en öffentliche u Versammlung zusammen. Es waren hierbei etwa 100 Lehrerinnen ans den verschiedensten Orten Sachsens anwesend und als E h r e n g ä st e hatten sich ciiigesnudcu die Herren Superintcndciit Grieshauuner als Vertreter der kirchlichen Behörden, Bezirksschulinspeetor Schnlraih I)r. Gelbe als Repräsentant der Schulbehörden und Stadt rath Tiinmennann für die städtischen CvUegien Meißens. Nach gemeinsamem Gesänge eines Gebettiedes eröffnete die Verbandsvorsitzcnde Frl. O l> n e s o r g e - Dresden die Berathnngen mit einer Rede, in welcher sie die Lehrerinnen zur Ausdauer in nüchterner, besonnener Arbeit ermahnte und an das Ziel des Verbandes er innerte, das die Ausbreitung und Vertiefung des weib lichen Einflusses ans allen Gebieten des Unterrichts und Erziehungswesens, die bessere Nutzbarmachung -es an geborenen weiblichen ErziehnngstaleltteS in sieh schließe. Frl. v. Grabe-Meißen begrüßte die Versammlung NamenS der Meißener Lehrerinnen und führte dabei in der Hauptsache aus, daß der Verband gesonnen sei, eine neue bessere Zukunft zn bauen in den Grenzen des ihm zukommenden SckmffensgcbicteS. Er wolle, in der Ver gangenheit wurzelnd, in der Gegenwart für die Zukunft schaffen, er wolle nicht einreißen, sondern aiisbaneii und stützen, was im Laufe der Zeit alt geworden sei. Frei von Uebermnth, aber auch frei von allzu großer Zaghaftig keit, wollten die Lehrerinnen ihre Burg mit Waffen geistiger Art vertheidigcn. Nach dieser Begrüßungsrede erinnerte die Vorsitzende Frl. Ohnesorge an das im Laufe des Jahres verstorbene Ehrenmitglied des Verbandes, die bedeutende Vorkämpferin für Frauen wünsche und -rechte, Angnsie Schmidt, deren Andenken durch Erheben von den Plätzen geehrt wurde. Dem sodann von Frl. Lasche-Dresden erstatteten Geschäftsbericht des Vorstandes auf die Periode 1900/02 war Folgendes zn entnehmen: Die von der zweiten Hauptversammlung eingesetzte Commission für io i s s e n s ch a f t I i ch e F o rt b i l d n il g richtete im Mai vorigen Jahres an das König!. Ministerium des Eultus nnd öffentlichen Unterrichts eine Eingabe nm Zulassung sächsischer Lehrerinnen zur Landesuniversitüt und zur Staatsprüfung. Ans diese Eingabe ist eine Verord nung erfolgt, demzufolge den Lehrerinnen unter ähnlichen Bedingungen wie den Lehrern und unter Einholung der Zustimmung der Docenten zum Studium der Pädagogik an der Lanüesuniversität Leipzig der Zutritt gewährt rind die Ablegung einer Prüfung zwecks Erlangung der Can- didatnr der Pädagogik gestattet wird. Diese Verordnung bedeute! einen entschiedenen Fortschritt für die Lehrerin nen Sachsens und einen neuen Erfolg in der Arbeit des Verbandes, lieber die materiellen Verhältnisse und die Lehrthütigkeit der Lehrerinnen sind durch Umfragen statistische Erhebungen angcstellt worden. Die Zahl der Mitglieder ist in der Belichtszeit von 477 auf 619 gestiegen. Von diesen Mitthcilungen nahm die Versammlung mit Be friedigung Kcnritniß und sandte an Se. Ereelten; Herrn S t a a t s m i n i st e r Dr. v. S e l) d e w i tz fol g ende s Telegramm: „Tie in Meißen versammelten Vertrete rinnen des Verbandes sächsischer Lehrerinnen nehmen mit Freude Kcnntnib von der Verordnung, durch welche das hohe Ministerium des Cultus nnd öffentlichen Unterrichts den Wünschen der Lehrerinnen nach wissenschaftlicher Weiterbildung entgegenkam, und gestalten sich, ihrer Dank barkeit durch ehrfurchtsvollsten Gruß an Em. Ereellenz Ausdruck zn geben." Demnächst überreichte die Vor sitzende des Dresdner Lehrerinnenvcreins, Frl. G i l - bert, Namens ihres Vereins eine Stiftung, die die För derung einer Lehrerin beim Universitütsstildinm, sowie die Schaffung eines entsprechenden Sli- pendienfonds bezweckt. Sodann behandelte Frl. Charlotte Jansen aus Dresden das Verbandsthcma: „Der Religionsunterricht in - erVolksschu ! e'. Die gründlichen Ausführungen der Dame bauten sich auf folgenden Leitsätzen aus: „Bei der Betrachtung der refor matorischen Bestrebungen ans den» Gebiete des Religion^- Unterrichtes in der Volksschule gelangt man zn nach stehenden Ergebnissen: eV. Nene Anregungen, welche ent weder ans eine Bereicherung und Forlenttvickeluitg deS bisherigen Unterrichtsverfahrens oder auf Bctärnpsnng er wiesener Fehler desselben hinzielen, sind dankbar zn be- fvlgen. 1) Bei Auswahl nnd Vertheilung des Stosses Hute man sich vor Ueberladnng. erstrebe dagegen Beschränkung auf das Wesentliche, nm (Zeit für gründliche Durcharbeitung nnd Vertiefung zu gewinnen. 2> Bei der Darbietung ver meide man todten VerbalismnS nnd Dogmatismus, bahne vielmehr lebendiges Verständnis! der OeUSgeschichte an durch Einführnng in den Schauplatz und den zeitgeschicht lichen Hintergrund derselben, sowie in die inneren Er lebnisse der handelnden Personen. 3i Um bei den Kindern die praktische Anwendung der religiösen Erkenntnis ans ihr eigenes Leben anzubahnen, stelle man die verschiedenen Gebiete des modernen Lebens in das Licht des G ttes- wortes. 4) Man hüte sich vor verständnißlosem Memvriren, mache aber die innerlich erfaßten Kernsprnchc der Schrift dem Kinde durch festes nnd wörtliches Einpragcii znm dauernden Besitz. 5) Um die Kinder zum selbstständigen Gebrauch der heiligen Schrift erfolgreicher anleitcn zn können, erstrebe man die Einführung einer Schnlbibel. ü. Radikalen Anforderungen gegenüber ist der Glaubens schatz nnscrer evangelischen Kirche treu zn bewahren. 1) Das Vertrauen des Kindes in die Wahrheit der Schrift ist nicht durch Mitthcilung umstrittener Ergebnisse der wissenschaftlichen Bibclkritik zu erschüttern. Auch das Alte Testament ist als GotteS Wort zur Vennittclnng religiöser nnd ethischer Wahrheiten im Unterrichte zu ver- iverthen. 2> Der Katechismus Lnther's in als classischer Ausdruck des Bekenntnisses der evangelischen Christenheit nnd als Mittel zriv persönlichen Aneignung des im biblischen Unterrichte Gewonnenen beiznbehalten; vor Bemühung des Katcchisninsnnterrichtcs aber ist zu warnen." In der Besprechung der Thesen bemerkte Herr Superintendent Grieshauuner Meißen, daß er sich mit dem Vorträge voll einverstanden erklären tonne. Ohne weitere Debatte fanden darnach die Leitsätze Annahme, schließ lich kam noch ein Antrag des Dresdener Lehrerinneli- vercins ans Eiiireichniig einer Petition nm ein n e n c s, v i e r t e s L e h reri n n e n semina r zur Be- ratlning. Fräulein Gilberi Dresden begründete den An trag mit der Thatsache, daß in Sachsen zur Zeit ein Mangel an Lehrerinnen herrsche, und andererseits zahtreichc Anf- nahlnesuchcnde beim Lehrerinnenscminar zn Dresden ab gewiesen werden mußten. In der Besprechung des An trages wurden diese Behauptungen vollinhaltlich bestätigt nnd die Abstimmung ergab seine einstimmige An nahme. Damit erreichte die erste öffentliche Sitzung ihr Ende. Must und Wistenjchast. Musik. I. X. Tie Erben des italienischen Tondichters Verdi. Aus -Mailand wird uns geschrieben: Ter hier am N. Mai 19oo verstorbene Giuseppe Verdi Halle in seinem Testament sein aus sechs Millionen Lire berechnetes Vermögen zu gleichen Theilen seinem in Italien lebenden Neffen Luigi Verdi und dessen Nachkommen und zu gleichen Theilen einem vor vielen Jahren nach -cm Orienr ausgcwanderten Vetter nnd denen Kindern vermacht. Ta er jedoch seil 20 Jahren nichts mehr von diesem Vetter gehört Hane nnd nuch dessen Wohnsitz nicht kannte, so bestimmte er, das; die für diesen Vetier au- ze'evler. drei Millionen drei Jahre lang bei dem Oberlandesgelnbr in Mailand hinierlcgt wurden. Wenn jedoch bis Nblans dieser Frist teiu Bewerber eingetrosfen sei, so solle das Geld iheilioeise dem Neffen Luigi, tbeillvcise an öffentliche Stiftungen aus gezahlt werden. Tabci Hane Verdi erklärt, es solle an den fraglichen Vetter oder dessen Nachkommen teinerlei öffentliche Aufforderung ergehen. Wenn sein Tod eintrete, so werde dies in der ganzen cinilisirren Well bekannt werden, und wenn sich daun die betreffenden Erben nicht von selbst melden würden, so seien dieselben auch nicht würdig, als Mitglieder der Familie Verdi angesehen zn werden. — Mit dieser stolzen Auffassung seines Famitienruhms hatte der verstorbene Tondichter durchaus Recht. Denn kaum war durch die internationale Presse die Nachricht von dem Tode Verdi s und seiner großen Hinterlassen schaft gegangen, da tain auch schon das kleine Tors KntrnvauneS im griechischen Attika in Bewegung. Tort lebte seil Jahren der zweite Sohn deS nach dem Orienr aucgewanderren, aber schon längst gestorbenen Vetters Verdi s, nnd das ganze Torf wußte, daß der dortige Verdi ein Nesse deS berühmten italienischen Comvonislen war. Nur hatte Niemand eine Ahnung davon, daß Verdi so reich und doch kinderlos gestorben Ivar. Als dies nun aber in den griechischen Zeitungen berichtet wurde, hielt man im Torf einen großen Gemeindcraih ab, nm die Geldmittel zu be schaffen und einen sprach- und schristknndigen Vertrauensmann nach Mailand zn senden, welcher dort sehen sollte, ob nicht ein Theil der Verdi'schen Millionen nach KutnwanncS kommen 'vnnte. Ter Beschluß !am auch zur Turchsübrnug nnd der Abgesandte kehrte nach 6 Monalen mit dein Bescheid zurück, daß allerdings für die Familie Verdi in Kukuwaunes ein Theil der Erbschaft znr Auszahlung gelangen könne, wenn auch der älteste Sohn deS erbberechtigten Vetters bczw. dessen Familie zur Stelle gebracht werden tonne. Taraufbin wurde der gleicoe Vertrauensmann nacb Kleinasien entsandt, um in der Nähe von S in h rna nach dem älteren Bruder zu forschen. Im Laufe weiterer sechs Monaie Ivar auch diese Forschungsreise beende:, und jetzt sind beide Brüder mir zwei Vertretern der Gemeinde Knknwanncs in Mailand eingetrosfen, nm die Erbschaft in Ein psang zu nehmen. Tiesell'e soll in drei Theite geben, da die beiden Ncsscn vertragsmäßig ans ein Trittei zu Gunsten dee genannten Gemeinde verzichten müssen. Wissenschaft. * TaS Wiener Scharlach-HcUsernlu. Ter verdienstvolle Kinderarzt kaiserlicher Rath I)r. v. Hüllenbrenner, der viele Jahre lang als Primär-Arzt Las Carolinen-Kindersvital geleitet und dasjelbe namentlich bei inscctiösen Kinderkrankheiten zu einer Rtttangsanßalt siir die umliegenden Bezirke gemacht bat, spra b sich über das neue Heilmittel ungefähr in folgender Weise ans: Vorläufig ist die Zeit, in der mit dein Echailachscrnm Ver suche unternommen worden sind, doch noch zn kurz, um ein end- gilttgcs Urtheil sollen zn können. Wenn sich aber die bezüglich dieses neuen Heilmittels gew-cklen Hoffnungen verwirklichen werüen, so würde dies ein großer Enolg sirr die Wisjenichajt und namentlich e.n großes Gluck für die Kinder sein. Professor Elcherich in ein sehr verläßlicher Beobachter nnd inan kann daher seinen Wahr nehmungen volles Vertrauen entgegenbringen. Ebenso sthcinl Or Moser ein lehr begabter, vertrauenswürdiger junger Wann zu sein, und es ist nur zu wünschen, daß er sich keinen Täuschungen hin- aegebcn hat. Tie Erfolge, die im Annen-Knidersvttake erzielt winden, sind zweifellos bcineikcnsweeth, besonders der Umstand, daß bei der Anwendung des Serums die Temperaturen zurück- -egangen sind. Es ist auch aussokend, daß die durch die Slrcpto- koikcn-Jnvasion hcrvorgerusenen Nebenerscheinungen gleichfalls emen Rückgang gezeigt haben. Uebrigens werden erst weitere Versuche in dieser wichtigen Frage Austlärung geben und insbesondere darzn- lbun haben, wie sich die gewöhnlichen Scharlach.Nacherkrankuugcn dazu verhalten werden." Lpielplan der Leipsifler Ltadtthcater. Mittwoch, den I. Ockober: Neues Theater: Tic beiden Schlitze». Hieraus: Tic Pllpjwn- fec. Anfang 7 Uhr. Alte- Tdeater: 4. volkstlininlichc Vorstellung zu halben Preise». Ter zerbrochene Krug. Hieraus: Ter Tartiiff. Anfang 7 Uhr. Epiclplan oes leipziger Schauspielhauses. Mittwoch, den I. October: Ter Probccanöidat. Anfang V-8 Uhr. ^loIl0LilN,l0ll die beim Nenblin des Wasserthurmes zu Schö.le- Hlt sit öNNsit N seid Verunglückten, sowie deren Ansicbötigen werden rntgegciigcnomuicu in der Expedition des „Leipziger Tageblattes", E. Polz, Alfred Häsin vonn. O. Klemms Sortiment, Filiale, Universitälsstraße 3, Lonis Lösche, Filialen, Katharinenstraße 14 und Königsplatz 7, Moritz Leisiner, Weslplatz 32. RI nSikvit i ist bei Witterungswechsel die allein echte jM" Haupt-Niederlage bei Riilkvlm IVIivkssI, Hainstras e 7, Leipzig ltlasobinendau. — ktskteoteetniik. Xloäern ein^bricdts'tes I^adorLtorium. ^eelMumIMbaeh cn-watt- Ilackdau. 8ts»N. lltrersutÄckt. trixrilln IMW»! t t IMMnN. llLLe-kemü von rcLnr p Lcb^erlrst) s' evrkvrut slls IiLssl. Ovsicbls- u äriu'itirtr? siotlß» sofort na«! unsokLälieb. 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