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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.10.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071022023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907102202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907102202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-10
- Tag 1907-10-22
-
Monat
1907-10
-
Jahr
1907
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zum Vortrag. Professor Paul Homeyer eröffnet den Abend durch einen Orgelvortrag, diesem schließt sich ein von Geora Bötticher verfaß, ter Prolog an, den Fräulein Anna NolewSka sprechen wird. Außer- dem hat Fräulein Nolewska ernste und heitere Deklamationen über nommen. Die Begleitung der Gesänge liegt auch diesmal wieder in den bewährten Händen deS Herrn Amad. Nestler. * Fabrikpflege. Unter dem Namen „Fabrikpflege" beginnt sich bei uns eine sehr heilsame Einrichtung einzubürgern, die den schon früher in diesem Blatte erwähnten englischen und amerikanischen social socrotsriss nachgebildet ist. In Deutschland ist sie zunächst vorzugsweise zum Besten der Fabrikarbeiterinnen ins Leben gerufen worden, in der Form der Anstellung einer erfahrenen, gebildeten Frau, die den Frauen und jungen Mädchen in der Fabrik mit Rat und Tat zur Seite steht, sie, wo cs nottut, schützt, aber auch warnt und ermahnt und für ihre sittliche Weiterbildung, d. h. zugleich für eine bessere Zukunft sorgt. Eine solche „Fabrikpflegerin", Frau Anna verw. Stubbe, die seit längerer Zeit in der hiesigen Kammgarnspinnerei tätig ist, wird in einer von der Ge meinnützigen Gesellschaft und der hiesigen Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frouenvereins veranstalteten Versammlung über ihre Wahr nehmungen und Erfahrungen berichten, und es wird sich daran eine Be- sprechung anschließen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer beiderlei Ge schlechts sind zur Teilnahme daran eingeladen. Diese Versammlung, die morgen Mittwoch, abends 8^ Uhr, im Saale des Vereins für Volks wohl, Löhrstraße 7, stattfindet, wird sicher dazu beitragen, der noch wenig bekannten Einrichtung neue Freunde zu werben und zur Nach folge anzuregen. * In der Luppe gefunden wurde die eiserne Kassette, die kürzlich aus der Wohnung eines Restaurateurs m der Merseburger Straße gestohlen worden war. Der Dieb hatte die Kassette er brochen und den darin befindlich gewesenen Barbetrag von 1400 .<l daraus gestohlen, Wertpapiere und Sparkassenbücher aber darin ge lassen. * Straßenraub. In fast unheimlicher Waise mehren sich Raub anfälle auf offener Straße. Von zwei Unbekannten wurde gestern abend gegen 7 Uhr einer Schneiderin im Johannapark am Ein gang der West straße ein braunledernes Handtäschchen mit weißem Mctallbügel, enthaltend ein Portemonnaie mit 13 und ein Weißes Taschentuch, entrissen. Die Täter flüchteten nach der Bismarckßraße zu und entkamen unerkannt. * Verhaktet wurde ein 23 Jahre alter schon vorbestrafter Kutscher aus Salzdetsurt, der aus einem Lokale m Neustadt ein Fahrrad ge stohlen hatte. — Freiwillig stellte sich der Polizei ein 19 Jabre alter Bäckergeselle unter der Anschuldigung, zum Nachteil seines Meisters über 200 einkassierte Gelder unterschlagen und vertan zu haben. * Auf frischer Tat abaefaßt wurde in einem Etablissement des Ost viertels ein 26 Jahre alter Hausdiener aus Groitzsch, als er einen Automat der Bedürfnisanstalt öffnete, um ihn seines Inhaltes zu berauben. Einen gleichen Diebstahl hatte er kurz zuvor in einem an deren Etablissement ausgeführt und der Verhaftete dürfte der Dieb sein, der die in der letzten Zeit zahlreichen gleichartigen Diebereien verübte. * In Brand geriet gestern nachmittag im Bruhl auf unaufgeklärte Weise eine Kiste mit 30 Büchsen Gummizement. Das Feuer wurde nach halbstündiger Tätigkeit von der Feuerwehr unterdrückt. * Diebstähle. Während der Abwesenheit der Bewohner wurde aus einer Wohnung in der K o h l g ar t e n str a ß e am Sonntag unter An wendung von Nachschlüsseln eine silberne Damen-Remontoiruhr mit goldener, langer Kette, eine kleine silberne Damenuhrketle mit Quaste und Würfel, ein breiter goldener Herrenring mit lilaom Stein, zwei goldene Tamenringe mit roten Steinen, ein goldener Damenring mit zwei blauen Steinen, zwei Bernsteinbroschen, ein Paar kleine, goldene Ohrringe und ein Damenportemonnaie mit einem Geldbeträge gestohlen; ferner rn der Heinrich st raße 6 Stück silberne Kaffeelöffel, ein goldener Damenring mit einem Brillanten, ein goldenes Armband mit Ebenholz ausgelegt, ein breiter goldener Herrenrina mit rotem Stein und graviert „Lene ihrem lieben Hans": in der Blümnerstraße etwa 40 .E, ein goldener Herrenrina mit blauem Stein, eine Sparbüchse in Form eines Gebäudes mit der Aufschrift „Kasse", mit einem Geld beträge, darunter 2 Mansfeldcr Taler, und eine goldene Schnupftabaks dose, auf dem Deckel das Vaterunser und im Deckel P. Kühn, Jerusalem, 1873—75, eingraviert; sowie in der H o l st e i n st r a ß e ca. 55 eine goldene Damen-Remontoiruhr, eine kurze und eine lange goldene Damenuhrkette, eine silberne Herren-Schlüsseluhr mit Nickel-, kette. — Weiter wurden gestohlen von einem hiesigen Güterboven ein Ballen, gez. W. 1026. A., enthaltend 120 Stück Lammfelle;-rmS-enrem' Lokal in der K a t h a r i n e n st r a ß e ein Sommeruberzieher von schwarzgrauem Stoff mit schwarzem Futter, ein schwarzer Hut und ein Regenschirm mit braunem Stab; mittels Taschendiebstahls einem Herrn in einem Vergnügungslokal im O st viertel eine goldene Herren-Re- montoir-Savonettuhr, vermutlich Nummer 257 085, nebst goldener Panzerkette; aus einem Lokal in der Dresdner Straße ein grau» und weißkarierter Winterüberzieher mit buntgestreiftem Futter; aus einer Wohnung in der Plagwitzer Straße eine Brosche in Form eines Pfaues mit Saphiren und kleinen, weißen Perlen besetzt, ein Haar- armband mit goldenem Schloß, das mit einem Granatstein verziert ist, und eine kurze, goldene Damenuhrkette; durch Einstelgen aus einem Lokal in der Albertstraße etwa 44 .E aus mehreren Automaten, die erbrochen wurden; ans dem Garderoberaum einer Fabrik am Dösener Wege eine neusilbcrne Remontoiruhr, im Deckel ,,Walter Scheerer" eingekritzelt; von einem Felde an der verlängerten Zwei naundorfer Straße 6 Schock Rot-, Weiß- nud Welschkrautköpfe. Die Diebe bedienten sich zum Transport des gestohlenen Krautes eines Wagens. ** Mittweida, 22. Oktober. (Auf seinen Verfolger ge- schosse n.) In der Nacht zum 23. August d. I. geriet hier der Geo metergehilfe Göpsert wegen abfälliger Aeußerungen über Besucher des hiesigen Technikums in harte Bedrängnis und mußte flüchten. Einige Studierende verfolgten ihn und belagerten schließlich seine Wohnung. Als Göpfert die Haustüre öffnete, um nach seinem Hunde zu forschen, drangen die Verfolger mit Stöcken auf ihn ein. G. zog schließlich einen Revolver und gab zwei Schüsse ab, deren einer den Technikumsbesucher Jensen nicht unerheblich im Unterleib verletzte. Wegen Körperverletzung wurde Göpfert jetzt vom Landgericht zu Chemnitz zu 50 K Geldstrafe verurteilt, die durch die seit 24. August erlittene Untersuchungshaft als verbüßt erachtet wurde. Jensen, der als Nebenkläger auftrat, wurde eine Entschädigung von 300 .4l zngesprochcn. r. Glauchau, 22. Oktober. (Tödlicher Sturz.) Der Zimmer mann Naumann ist an den Folgen eines Sturzes im hiesigen Kranken- Hause gestorben. N. war in seiner Behausung die Treppe hinabgestürzt und hatte eine Gehirnerschütterung erlitten. Ii. Johanngeorgenstadt, 22. Oktober. (Ein schweres Auto mob ilun glück) hat sich hier am Freitag voriger Woche ereignet und zwei Opfer gefordert. Nachmittags in der fünften Stunde passier- tcn zwei Automobile, anscheinend vom Fichtelberg kommend, unsere Stadt. Als ihnen ein Lastwagen begegnete, stickte das erste Automobil auszuweichen, wurde aber hierbei, da gerade an dieser Stelle die Straße eine starke Krümmung macht, zur Seite geschleudert. Da sauste das zweite Automobil in das erste hinein, das völlig demoliert wurde und dessen Insassen schwerverletzt davongetragen wurden. Sächsischer Landtag. ?. Dresden, 22. Oktober. (Privattelegramm.) Die Zweite Kammer verwies heute nach eingehender Debatte das Dekret über Errichtung eines Amtsgerichts in Kö tz sch e n b r o d a an die Gesehgebungsdeputation. Die Debatte drehte sich eigentlich weniger um das Dekret selbst, alS vielmehr um die prinzipielle Frage: Zentralisation oder De zentralisation der Amtsgerichte. Der Justizminister kenn zeichnete dabei den Standpunkt der Regierung, daß die Frage der Er richtung neuer Amtsgerichte wie bisher von Fall zu Fall entschieden werden müsse; es müsse nicht allein das Bedürfnis, sondern auch die finanzielle Seite berücksichtigt werden, da die Regierung keine Sinekuren schassen wolle. Morgen llf/2 Uhr: Interpellation Erke über Versagung der Genehmigung des Ministeriums zur Eingemeindung mehrerer Leipziger Vororte. Zweiter deutscher Arbeiterkongreß. S. H. «er««, LI. Oktober. . An den Vortrag Etegerwald» über die allgemeine sozialpolitische Lage schloß sich eine lebhaft« Diskussion an. Frl. Margarete Lehm «Berlin) trat für die Heimarbeiterinnen ein. Sie verlangte Auldehnung der Versicherung« pflicht auf di« Heimarbeiterinnen und ihr« Einbeziehung in die Gewerbe inspektion. — Der Vorsitzende de« bäurischen Postbeamtrnverbandr- stellte mit Genugtuung fest, daß mehr al- 110000 organisierte staatliche Arbeiter auf dem Kongreß vertreten seien. — Vom Staatsminister a. D. von Berlepsch war ein Schreiben eingelaufen, worin er versprach, über die Verhandlungen, die er mit dem Gesamtverbande der christlichen Gewerkschaften und dem Zentralrat der Hirsch-Dunckerfchrn Grwrrkvereine geführt habe, um «ine Beseitigung oder doch Ab schwächung der zwischen beiden Organisationen bestehenden Differenzen hrrbeizuführe«, auf Grund seiner Aufzeichnungen in der „Sozialen Praxi-" Auskunft zu geben. — ES waren eine ganze Reihe von Resolutionen eingegangrtt. Die eine be schäftigte sich mit den „gelben" Gewerkschaften. Sie lautete: Der zweite deutsche Arbelterkonareß erklärt sich al- Brrirelung der christlich-nationalen Arbeiterbewegung mit allem Nachdruck gegen die unter dem Sammelnamen „Gelbe Gewerkschaften" bekannten, in der Regel von Borgeletzten brr Arbeiter ober Unternehmern ge gründeten, daher auch von letzteren abhängigen, sogenannten „reich-treuen" „vater ländischen" oder „nationalen" Arbettervrrelnigungen. Diese Organisationen können den Arbeitern statt größerer wirtschaftlicher Vorteile und staatsbürgerlicher Frei heit nur Abhängigkeit, statt Sicherung der Arbeiterrrchte höchsten- Wohltaten bieten, und an Stelle der Erziehung der Arbeiterschaft zum Stande-bewußtsein zur Selbständigkeit und Selbsthilfe werden durch die „Gelben Vereinigungen" wehrlose und daher stet- willfährige Hilfstruppen der Unternehmer geschaffen. Diese gelben Organisationen aller Art sind daher als Zwitteraründungen anzu sehen, welche die ideellen und materiellen Interessen der Arbeiterschaft nur empfindlich schädigen können. Der Kongreß ist aber auch überzeugt, baß die gelben Organisationsgebilde wegen ihrer reaktionären Tendenzen den nationalen Interessen des deutschen Vaterland«- keineswegs förderlich sein können. Nur charaktervolle, zum selbständigen Denken erzogene vaterländisch gesinnten Arbeiter können alS Bürger de- Reicks den modernen Anforderungen der Nation und den Interessen der allgemeinen Wohlfahrt Genüge leisten und dienen, sowie den Anhängern von Umsturz und Revolution mit Erfolg begegnen. Der Kongreß fordert daher die ihm angeschlossrnen Organi sationen im nationalen und Arbeit«rinteresse auf, die gelben Arbeiter vereinigungen scharf zu überwachen und ihrem weiteren Vordringen durch Festiggungund Ausbreitung der christlich-nationalen Arbeiterbewegung einen kräftigen Damm entgegrnzusrtzen. — Andere Resolutionen forderten die Ein führung des Proportionalsystems für alle sozialen Wahlen, ferner die Regelung der Bergarbeiterverhältnisse, einen Protest gegen die Maßregelungen von Steigern in Rheinland-Westfalen, eine Protesterklärung gegen die Besteuerung der Konsum genossenschaften, die Einführung des Reichstagswahlrecht- in allen Bundesstaaten, die Einführung eines freiheitlichen Retch-vereinsgesetze- und eine Protesterklärung gegen die Verschlechterung ter Arbeiterversicherung durch Abschaffung der kleineen Renten. — Alle diese Resolutionen wurden einer Redaktionskommission über wiesen. Tie Abstimmung erfolgt am Schluffe Le- Kongreffes. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen sprach Richard Döring-Ham burg vom deutschnationalen Handlungsgrhilfenverbande über die Sonntagsruhe. Der Redner erörterte die christlichnationalt Bedeutung eines arbeitsfreien Sonn- tags und wies hinsichtlich der rechten Verwendung des Sonntags darauf hin, daß die Sonntagsfrage nicht nur eine Frage der Gesetzgebung, sondern auch eine Frage der Gesinnung sei. Die christlichnationale Arbeiterbewegung ist dazu be rufen, unser Volk erziehen zu helfen zur Achtung vor dem Sonntag. Mag die sozialdemokratische Arbeiterschaft in neuerer Zeit die Verhandlungen auf ihren Parteitagen und Gewerkschaftskongressen mit der Erörterung über die Arbeit-- ruke am 1. Mai auSsüllen, unser Ziel ist ein höheres: wir kämpfen um die Arbeitsruhe an den sämtliche» Sonntagen und Len hohen christlichen Feiertagen des Jahres. An das Referat schloß sich eine lebhafte Debatte an, in der die verschiedenen Redner für eine energische Förderung der Sonntagsruhe eintraten. Darauf wurden die Verhandlungen auf Dienstag vertagt. Am Abend fand ein Festkommers statt. Gerichtssaal. Schmiedeberger rlaubinsrv. Kx. Hirschberg, 21. Oktober. Die Schmiedeberger RauVmordafsäre, die im März dieses Jahres weit über Schlesiens Grenzen hinaus ungewöhn liches Aufsehen erregte, gelangte heute vor dem Hirschberger Schwur gericht zur Aburteilung. Unter der Anklage des Raubmordes, der Bei hilfe und der Anstiftung zum Raubmorde nahmen auf der Anklagebank Platz der Oekonvm Fritz Bergmann aus Bresiau, sein Schwager der Gutsbesitzer Max Klein auS Schmiedeberg und dessen Ehefrau. Den Vorsitz in der Verhandlung führt Landgerichtsrat Schmidt, die Anklage ver- tritt Erster Staatsanwalt Geh. Justizrat Bülowius, während die Rechts anwälte Ablaß (Hirschberg, Justizrat Dr. Mamrotb (Breslau) und Beyers dorf (Hirschberg), die Verteidigung derAngeklagten übernommen haben. Die Grund lage der Anklage bildet die in der Nacht zum Gründonnerstag erfolgte Ermordung des 62jährigen Besitzers deS „Staudenhos" in Schmiedeberg, Gustav Klei», die -indessen-Hause ««s-der Trepp« in geradezu bestialischer-W«ise erfolgtest?' Bald « nach der Tat lenkte sich der Verdacht auf den Bruder der Schwiegsxwchttr,heS , Ermordeten, den heutigen Hauptangetlagteu Fritz Bergmann, der dann auch noch am Gründonnerstag in der Wohnung seiner Eltern verhaftet wurde. Fritz Bergmann entstammt einer angesehenen Breslauer Familie. Sei» Baler ist Hauptmann a. D. und Obersteuerrevisor. Im Laufe der Untersuchung tauchte der fernere Verdacht auf, daß Bergmann nur das Werkzeug seine- Schwager-, des Angeklagten Max Klein, gewesen sek, und laß ihm dessen Ehefrau bei der Tat Beihilfe geleistet habe. Als Motiv zu dem Morde wurde angenommen, daß Max Klein eher in den Besitz der ziemlich bedeutenden Erbschaft gelangen und dadurch aus seinen schlechten finanziellen Verhältnissen herauskommen wollte, in die er durch verunglückte Spekulationen und durch einen liederlichen Lebenswandel geraten war. Am 6. April L. I. wurde als erste Frau Klein verhaftet, drei Tage darauf ein zweiter Bruder von ihr, gegen Len sich aber der Verdacht nicht aufrecht erhalten ließ, und der deshalb wieder freigelassen werden mußte. Am gleichen 9. April hatte Fritz Bergmann, unter der Last der Verdachtsmomente zusammengebrochen, die Tat eingestanden. Er bestritt aber, Mitschuldige zu haben. Am 18. April wurde die Mutter des Fritz Bergmanns verhaftet unter der Beschuldigung, etnrs ihrer Dienstmävchcn zu einer falschen Aussage verleitet zu haben, damit ihr Sohn einen Altbibeweis führen konnte. Dagegen gelang es immer noch nicht, die Verdachtsmomente gegen Max Klein so zu verdichten, daß er verhaftet werden konnte. Auch die Ankündigung des Liegnitzer Regierungspräsidenten, in Ler eine Belohnung von 1000 .4S für denjenigen ausgesetzt war, der den jungen Klein so überführen könnte, Laß seine Verhaftung möglich wäre, blieb erfolglos. Erst als Fritz Bergmann tm weiteren Verlaufe der Untersuchunq zugab, von seinem Schwager zu dem Morde angesliftet zu sein, wurde dieser in BreSlan verhaftet. Frau Hauptmann Bergmann wurde nach längerer Zeit wieder aus dec Haft entlasten und das MerneidSversahren gegen sie von der heutigen Anklage ganz abgetrennt. Für die Verhandlung, die beute vormittag um V,11 Uhr mit der Vernehmung der Angeklagten begann, sind 80 Zeugen geladen. Sie dürfte mehrere Tage in Anspruch nehmen. * Krakau, 2l. Oktober. Freigesprochene Fälscher. Am Piontag abend endete nach 14tägig«r Verhandlung der Prozeß gegen die sieben galizischen Händler, die wegen Fälschung deutscher Stempel und Siegel an Lombarden und Türken losen, die nach Deutschland eingeführt wurden, angeklagt waren. Nach längerer Beratung verneinte die Geschworenenbank sämtliche Echulbfragen, weshalb die Angeklagten freigesprochen wurden. Aus der Tchachlvelt. üt. Verliner Schachturnier. In der am Montag gespielten 6. Rnnde gewann zunächst sehr schnell Schallopp gegen von Scheve, der sich in einer iranzösischen Partie ebenso bizarr wie schwach verteidiate. Pr eptorka verlor ein abgelebnteS Damengambit gegen W. Cohn, der aus Kosten eines Bauern «ine» gefährlichen Angriff erhielt und erfolgreich durchlührle. Spielmann siegte über Moll in einem abgelehnttn Königsgambit, indem er sich ein überlegene- Endspiel zu sichern wußte. Earo gewann in einem abgelelmten Damengambit gegen PraetoriuS zwei kleine Offiziere für einen Turm und schließlich damit die Partie. S. Lohn hatte gegen Leonhardt zwar längere Zeit das bessere Spiel in einer spanischen Partie, verlor aber im Endspiel durch einen Fehler, tzrilmann geriet in einem englischen Springerspiel gegen Teichmann zuerst in Nachteil, dann durch «ine fehlerhafte Kombination des Gegners in beträchtlichen Vorteil, ließ schließlich aber »in ewige- Schach zu, so die Partie zum RemiS sührend. Die heutige Paarung ist: Leonhardt-Hellmann, von Scheve-E. Cohn, Praetortus-Schallopp, Moll-Earo, W. Tohn-Spirlmann, Teichmann-Przepiorka. Nene» ans aller Welt. Folgenschwerer Streich. Aus Breslau meldet uns ein Priva t- telegramm unseres o-Korrespondenten: Ein unweit von der Stadt Neusalz stehendes P u l v e r m a g a zi n ist in die Luft ae- flogen. Auf der Schwelle des Magazins verstreut liegendes Pulver batten junge Burschen angezündet. Emer von ihnen ist schwer verletzt worden. Die Untersuchung gegen die Kindermörderin Ida Schnell ergibt immer neues Belastungsmaterial. Wie aus München telegraphiert wird, hat sich bei der ärztlichen Untersuchung der beiden gestern mrS- gegrabenen Kmderleichen herauSgestellt, daß die Kleinen durch die Schnell getötet worden sind. ' «om Zuge erfaßt. AuS Berlin wird gemeldet: Zwischen den Stationen R e i.n, ck e n d 0 r s und Blankenfelde der Reinicken- darf-Liebcnwalder Nebenbahn wurde ein Fuhrwerk vom Zuge erfaßt und zertrümmert. Di« beiden Insassen sind leicht verletzt, das Pferd wurde getötet. Die neue Rekordfahrt der ^Lusitaaia". Wie aus New Uork telegraphiert wird, hatte die „Lusitania", nach einem drahtlosen Tele gramm von Kapitän Watt, am Sonntag um 11 Uhr vormittags 405 See meilen von Sandy Hook ab zurückgelogt und war bis dahin mit einer Durchschnittsgeschwindiakeit von 23.34 Knoten gefahren. Die Wetter verhältnisse waren günstig, und man erwaret« eine gute Fahrt. Das Erdbeben in Samarkand dauerte mit Unterbrechungen bis 5 Uhr nachmittags fort. Zwei turkmenische Fronen wurden durch Ein- stürzen der Häuser getötet. Die Bewohner der Stadt lagen außerhalb der Wohnungen, da sie eine Wiederholung des Erdbeben befürchteten. Nach Schlag der Redaktion. Ju die Erste Kammer gewählt. * Dresden, 22. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.) Als Abgeord neter für die Erste Kammer für die Oberlausitz wurde der Ritterguts besitzer v. Sandersleben aus Hörnitz von den Landständen des sächsischen Markgrafentums Oberlausitz gewählt. Die Stelle war in folge Ablebens des Rittergutsbesitzers Kammerherrn v. Carlowitz aus Klein-Dehsa erledigt. „Jrauenverdienstkreuz". * Berlin, 22. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.s Die Gesetzsamm- lung veröffentlicht eine Urkunde vom 22. Oktober über die Umwand- lung des Frauenverdienstkreuzes in einen Orden, der den Namen „Frauenverdienstkreuz" führen und aus zwei Klassen, in Silber nnd Gold, bestehen soll. Der Orden wird an einer weißen Seidenbandschleife getragen. Er rangiert unmittelbar hinter dem Luisenorden und wird an Frauen und Jungfrauen verliehen, die durch aufopfernde persönliche Tätigkeit auf dem Gebiete der Nächstenliebe, aus dem kirchlichen und sozialen Gebiete sich verdient gemacht haben. Für den Orden in Gold sind nur solche Personen in Vorschlag zu bringen, die bereits den silbernen zehn Jahre besitzen. Die Inhaberinnen des bisher als Schmuckstück zu tragenden Frauenverdienstkreuzes sollen befugt sein, es gegen das neue Abzeichen umzutauschen. Das Branntweinmonopol. D. Berlin, 22. Oktober. (Privattelegramm.) Nach Vorverhand lungen zwischen Neicksressorts und Einzelstaatcn wild jetzt derReichs- kanzler auf Grnnd der gemachten Vorschläge prüfen, ob eine Vor lage wegen Einführung des Branntweinmonopols an den Bundesrat gebracht werden soll. Gesandtenwechsel am Stuttgarter Hof. IV. Stuttgart, 32. Oktober. (Privattelegramm.) Der preußische Gesandte am hiesigen Hofe, Geheimrat Graf Plesscn-Cronstern, tritt in den Ruhestand. Als sein Nachfolger wird der Gesandte v. Be10 w in Weimar genannt. Kaiser Franz Joses. * Wien, 22. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.) Das Wiener Korre spondenz-Bureau erfährt über das Befinden des Kaisers, daß dieNacht ruhig verlief, der Kaiser aber wenig Schlaf sand. Fieber ist nicht vorhanden, der Appetit gut, der Kräftczustand relativ befriedigend, der Katarrh geringer. Das norwegische Problem. * Paris, 22. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.) Der hier weilende schwedische Minister des Auswärtigen, v. Trolle, hat gestern dem Minister Pich 0 n einen Besuch abgestattel. Nach dem „Petit Parisien" hängt dieser Besuch mit den seit zwei Jahren schwebenden Verhand- lnngen, die den Zweck haben, die Unverletzlichkeit Nor wegens zu verbürgen, zusammen. Mehrere Staaten hatten bereits ihre Zustimmung zu einem diesbezüglichen Abkommen gegeben. Es handelt sich nur darum, auch den Beitritt Schwedens zu dieser Vereinbarung zu erlangen. Vermutlich werden Pich 0 n und Iswolski, die gestern gleichfalls eine Unterredung hatten, auch diese Frage erörtert haben. Spanien und Marokko. * Madrid, 22. Oktober. (Eigene Drahtmeidung.) Der Marine- Minister hüt'angeordnet, daß das Linienschiff „Pelayo", das zntzrit d.ixickiegt« am 25. Oktober nach Tanger gehen und die spanische Gesandtschaft anfnehmen soll, nm sie nach Nabat zu bringen, sobald ihr der Sultan Audienz bewilligen wird. * Gasvergiftung. * Gotha, 22. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.) Gestern wurden in der Torotheenstraße zwei weibliche Personen, Mutter und Tochter, in ihrer Wohnung tot aufgefundcn. Es liegt Gasvergiftung vor. Erschaffen ausgefundcn. * Swincmünde, 22. Oktober. (Eigene Drahtmeidung.) Die Restau- rateursfrau Neumannist heute morgen erschossen im Bett aufgefundcn worden. Künstliche Diamanten? * Paris, 22. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.) In der gestrigen Sitzung der Akademie der Wissenschaften legte der ständige Sekretär Lapvarente aus elektrochemischem Wege herge st eilte Kristalle vor, die alle Eigenschaften des Diamanten ausweiscn. Die Akademie beauftragte zwei ihrer Mitglieder, diese Kristalle in chemischer und mineralogischer Hinsicht zu prüfen. Eisenhahnunfall. * SoSnowice, 22. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.) Heute vor mittag fuhr hier ein P e r s o n e n z u g der Weichsel—Jwangorodcr Eisenbahn auf einen hier stehenden Güterzug. Bisher sind 18 Tvtc gemeldet. Die Pest. * Dünkirchen, 22. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.) Der Hafen- arzt erklärte zwei Matrosen des aus Tunis eingetroffenen Dampfers „Provcncia" für pestkrank. Alle übrigen Matrosen, sowie die Ver lader des Schiffes wurden sofort mit Antlpestserum geimpft, auch sonst wurden alle zweckmäßigen Vorsichtsmaßregeln getroffen. Erdbeben. * Petersburg, 22. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.) In Transkaspien wurde gestern vormittag ein ziemlich starkes Erd beben verspürt. In dem Boden bildeten sich Riste; abends wurden nochmals mehrere schwächere Erdstöße wahrgenommen. Letzte Handelsnachvichten. Berliner Nachbürse vom 22. Oktober, 2 Uhr 45 Min. Uredliaktten Franzosen Lombarden TtSconlo Deutsche Ban! Handel«»^. DreSdn. Boni Darm», Bant Rationalbank Schaaffhausrn Sommer,ban! Lübecker Drin, Helnr«» lS8.S7!Warsch.-Wikn 140,—lBaltimore 28.87 «Kanada 71.87 Pennsylvania 228,80 Miilelmeerb. L4.78 Meridionalb. 41,62 Gotthard 27,50 Spanier 114,62 Pöring,es. Z4.Z7 «bwesrn 112,40 Japaner — wntf. rarem I2s,7vrare»nl»s» Buenos Aires — lOest.Lünderbk. 35,40 ^»Argentinier 156.75 Tynam.-Trull Rordd. Lloyd ü 65.50 Matt. SY.YOjRuMs»« Banl — 3902er Russen — lWtenerBankv. ! Laurahütre Dortmunder ljBochumrr itzokrnlohew'. Gelsenkirchen NeichSanl 34,50 Varvener Bnaiolter — lLonsoitdaiion ntdabnen 1S1.M Luxemburger Rhein. Stahl Edison Spielplan -er Leipziger Stadttheater. Neues Theurer. Mittwoch, den 28. Oktober <287. Adonnrm.-Vorstellung, g. Gerte, weiß): Zar und ZI»»er»an» Alles Theater. Mittwoch, den 28 Oktober: r«,s«i» „» eine U«cht. Spielplan v«» vereinigten Leipziger Schanspielhänser. LeUntaer Schauspielhaus. Mittwoch, den 2S> Oktober: Rnstle». Neue» Operetteu-Theater. Leutral-Theater. Mittwoch, den 29. Oktober: »er »rnetttttdrnt. »««aatvnrili» f»«, Pokltt' vr. Nenck, de» allgemein«, »eil und »rußestund«, «. «tler, die Hand,l-e»ttun« «. «ch«««, da» Feuilleton 0. Mike, Mustk «- ««MUtz, «P»N und «ertchttsa^ S Hanrfrkd. V«r de» hnseratenleU «. vrrtschrirt»». «Lswch t, ivm« and «ala» da» » Pel, U, LetpK«. Die derlieueuhe Nummer umfaßt S Seite».
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