Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.10.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071016028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907101602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907101602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-10
- Tag 1907-10-16
-
Monat
1907-10
-
Jahr
1907
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Leipziger Tageblatt. Sir. 287. 161. Jahr«. Mittwoch. 1«. Oktober 1W7. Ausland. * Kaiser Franz Josrs. Di« Korrespond. Wilhelm meldet: Die vormittags cingetreteu« lncltte Temperaturerhöhung schwand im Tarife des Tages. Geuevalstak>Sarzt Kerzl und Professor Neusser stellten bei der Abcnd- visitc fest, daß die T e in p e ra t u r ganz normal bis zu 36,6 ist. Auch den K r ä f t ez u st a n d des Monarchen finden di« Aerzte sehr b e f,r i e d i o e n d. Nm 3 Uhr nachmittags hatte der Monarch mit Appetit das Diner eingenommen. Aus allen diesen Symptomen wird die Hoffnuma bergeleitet, das; die Besserung von nachdaltiger Dauer sein wird. Wie die Korrespondenz von einer Persönlichkeit ans der Um gebung des Kaisers erfahrt, kann die Erhöhung der Körpertemperatur, die gestern und beute in den Vormittagsstunden beim Kaiser beobachtet winde, nicht als hcnuruhigendcs Zeichen gelten. Solanas die Influenza u ch: ganz behoben ist. werden derartige leichte Iiebererscheinuugen ver mutlich öfter auktreten, ohne als beunruhigendes Symptom gelten zu tönnen. Als erfreuliches Anzeichen im Ztraukbcitsverlouf wird der gute >.rastezustand und die normale Herztätigkeit betrachtet. Auch der 'ialarrk bat sich seit gestern nicht weiter ausgebroitet. Die Expektoration ist locker und reichlich. Bezeichnend für die ungebeugte Arbeitskraft deS Monarären ist der Umstand, das; der gestrige Vortrag des Kabinetts direktors Dr. Sü-ccßl von Perstorff, der die Ausgleichsvorlage besprach, nahezu 2 Stunden gedauert haben soll. — Der gestrige Tag war im Ne mden des Kaisers nur eine Kleinigkeit günstiger, das subjektive Nc- si'ideu etwas ungünstiger gewesen. Der Kaiser ist müde und abgespannt, we'l seine Nachtruhe viel durch Husten gestört wird. Nach Blätter- Meldungen ist der Zustand noch immer ernst, cs soll ein Lungen» s p i tz e n k a t a r r h (?) konstatiert sein, dessen Krisis in 8—4 Tagen iu erwarten ist. Momentan sei zu schweren Befürchtungen kein An» lel; vorhanden. Aus Schönbrunn wird gemeldet, das; der Kaiser sich gestern um 7 Uhr abends zu Bett begeben Habs und ruhig schlief. Die heutige Nacht war bis um Mitternacht weniger gestört, als die vorigen Nächte es waren. —Tie Morgen-Nachricht lautet wieder günstig: Ter Kaistr hat eine ziemlich gute Nacht verbracht und ist heute trüb beinahe fieberfrei. Ter Schlaf wurde weniger durch Hustenreiz gestört, "ie Aerzte erklären, das; nunmehr eine entschiedene Wendung znm Bessern eingetrcten ist. Wie es hecht, will der Kaiser, sobald lein (Ge sundheitszustand eS gestattet, zur Erholung und völligen (Genesung für längere Zeit in Bozen Aufenthalt nehmen. * Der Ausgleich. Unser Diener Korrespondent telegraphiert: Ter neue Ausgleich, der heute beiden Parlamenten vorgelegt wurde, 'erst an die Stells der Z o l I b ü n d n i s s e s einen Zollvcrtrag. TaS ganze Gesetz heisst überhaupt „Vertrag",und der Zolltarif wird, was staatsrechtlich von Wichtigkeit ist, als Vertrags-Zolltarif der beiden Staaten der österreichisch-.uigarischen Monarchie bezeichnet. Artikel I i.armiert die einheitliche Zollgrenze. Die gewerbliche Freizügigkeit ist gewahrt, Doppelbesteuerungen werden vermieden: hierdurch sind Tran- sitlarissölze auf den Staatsdahncn aufgehoben. Die Bahnverbindung mit Talmatisn ist diirchgcsührt. Die Bahnlinie Rudolfswert-Karlstodt mus; bis Oktober Ulst', die Linie Ogulin-Krrip bis Dezember 1911 fertig 'ein, bei der Kaschau-Oderberger Bahn wird auf der Strecke Jadlunkan- Teschen ein zweites (heimse hergestellt, die Strecke Descheu-Oderberg umgettaltct, so daß täglich 84 Züge fahren können. Von der Zuckersur- lare ist befreit die Einfuhr österreichischen Zuckers nach Ungarn in Höbe von 22b MO Zentnern, ungarischen Zuckers von .',0 000 Zentnern ero Iabr. Kür die Konvertierung des Rentenblocks ist der Kapitali- sierungszinssuß für die ersten zehn Jahre mit 4,325 Prozent festgesetzt. In der Bankfrage ist das Uebereinkonnnen getroffen, daß im Falle der Aistbebuug des Bankprivibcgiums in 1910 der Staatsschuldenbeitrag in der 1892 "festgesetzten Golldkronenwöhrung abzustattsn ist. Die unga rische Ouotc wird um 2 Prozent erhöht. — Damit ist die wirtschaftliche Einheit der Monarchie zu Grabe getragen! Kardinal Steinhuber, dessen Tod gemeldet wurde, ist als Prä- i i d e.n t der I u d c x - K v u g r e g a t i v u (seit 1894) in den letzten „modernistischen" Streitigkeiten (um das häßliche Wort zu gebrauchen) öfters genannt. Er war ein Bayer und wäre am 11. November 82 Jahre alt geworden. Er war Mitglied der Gesellschaft Jesu. In vatikanischen Kreisen wird dem Tode des Kardinals Steinhuber eine nicht geringe Bedeutung für die internationale Politik zugeschrieben. Steinhuber war der Jnsviratvr und die Seele der intransigenten Richtung. Nach seinem Tode fehlt cs an Männern, die imstande waren, einen wirklich bedeutenden Einfluß in intransigentem Sinne auszuüben. Der einzige, der dies könnte, Kardinabdekan Oreglia, ist ein müder Greis. Ter Einfluß des Jesuitenordens im Vatikan hat al'v wohl wenigstens für die nächste Zeit eine gewisse Erschütterung erfahren. Die Ernennung eines neuen jesuitischen Kardinals scheint iebr z:vsifel.kwft zu sein. Die deutschen Katholiken fordern die Er- Nennung eines dritten deutschen Kardinals, der nicht Jesuit sei. * Tie marokkanische krage. Die beiden Abgesandten des marokkani- stben GegcasultanS Mnley Hand trafen gestern abend 8 Uhr mit ihren; europäischen Begleiter und dein Dolmetscher Zuaary von London tu Berlin ein. Sic erklärten, src würden heute das Auswärtige Amt anffi'chcn. — Der französische Botschafter Jules Eambon ist gestern aus Varis wieder in Berlin einaetroffcn und hatte nachmittags eine längere Unterredung mit dem stellvertretenden Staatssekretär Herrn v. Tstlstrschkv, in der die Trage der Indemnität der Entschädigungen für Casablanca erörtert wurde. Cambon überreichte Herrn v. Tschirschky i: die'er Angelegenheit eine Note. — Mnley Hafid schaut ängstlich nach Beistand und Vermittlirng anS. Wie seine Gesandtschaft in Berlin auf- e nonnnen werden wird, dafür gibt ihm der Bescheid des deutschen Der- trcwc's in seinem Lande einen Fingerzeig: Die die „Kölnische Zeitung" ans Danaer meldet, ist die Nachricht, daß Mnley .Hafid den deutschen kennst in Casablanca nm Vermittlung zwischen ihm und Ieankrcich gebeten habe, zutreffend Der Konsul erhielt das Er suchen durch den Führer der Maballa Mnley Hands im Gebiete der Schaujastämme, war jedoch nicht in derLage,dem Wunschezu entsprechen. — Weitere Berichte aus Eassablanca besagen, daß Muley Hafid einen Brief au dcu englischen und französischen Konsul mit dem Ersuchen gerichtet yabe, bei der französischen Negierung zu seinen Gunsten zu vermitteln. * Kcnserenzeudc. Am Freitag siudet eine Schlußplenarsitzung der Friedenskonferenz statt, in welcher eine große Anzahl Delegierter Reden kalten wird. Am Sonnabend gedenkt man die Unter zeichnung der abgeschlossene» Konventionen nach Ermächtigung der Delegierten durch ihre Regierungen vorzunehm.'ii. Der Präsident Nelidow wird darauf eine Schlußrede halten. Viele der Delegierten 'eben dem Ende der Konferenz mit Ungeduld entgegen, da eine große Anzahl infolge des feuchten Klimas mehr oder weniger stark erkältet ist. — Die Konferenz schliesst also mit einem allgemeinen Katarrh. * Ter Zar. Die Abreise des Zareupnarcs aus den finnischen Schären ist nunmehr auf den 21. Oktober und die Ankunft in Peter- Hof auf den 22. Oktober festgesetzt. * Die neue Japanerhatz. Ausführtichcr Bericht: In San Francisco warf ei» Betrunkener die Scheiben cuies japanischen Restaurants ein. Die Japaner zerrten den Betrunkene» ins Lokal und prügelten ihn durch. Auf feine Hilferufe eilten Weiße herbei, und es entspann sich eine Rassenschlacht zwischen der von Minute zu Minute anwachsenden Menge. 12 Japaner, von denen möglicherweise 8 sterben, aber min destens auch 86 Weiße, wurden verwundet. Die Polizei fuhr mit dem Automobil durch den Mob und trieb diesen mit Knüppeln auseinander. Den betrunkenen Anstifter der Unruhen fand man in dem japamschen Restaurant schlafend. Die Polizei ließ die verwundeten Japaner ins Krankenhaus bringen. * Kämpfe in Altscrbic». Im Gebirge Bukowik in der Nähe von Bvranc in Altserbien überfielen altserbische Bauern zwei Dörfer, um Ochsen zu rauben. Es entstand ein erbitterter Kampf, bei dem drei Serben und Albanesen getötet wurden. Die Albanesen ergriffen die Flucht, um die beiden christlichen Dörfer einzuäschern. * Morde in Montenegro, lieber Nagusa wird aus Montenegro gemeldet, daß in der letzten Woche zwei Führer der grobserbischen Nationalisten von Regieruiigsanhängern ermordet sind. * Vom italienischen Ansstand. Aus Turin wird gemeldet: Die von der Arbeitskammer und der sozialistischen Vereinigung einberufene Arbeitcrvcrsaminlung verkündete einen neuen Generalstreik bis Freitag. Nach den vom städtischen Polizeiamt mitgeteilten Nachrichten arbeiteten gestern 19 387 Arbeiter in 210 Werkstätten, während 203 Werke ge schlossen waren und 28 855 Arbeiter streikten. — Mit den Arbeiter unruhen in Italien stehen auch wohl folgende aus Roin berichtete Pöbclausschrcitungen im Zusammenhänge: Im Mailänder Spaten bräu fand gestern eine wahre Völkerschlacht statt. Die Menge wollte das BierhanZ und die davorstcbcnden Tische räumen, allein die zahl reichen dort beim Biere sitzenden Deutschen trieben die Eindringlinge mit Stuhlbeinen und Dcckelkrügen in die Flucht. Dennoch wäre die Situation kritisch geworden, wenn nicht Militär erschienen wäre, das die Tumultanten zersprengte. * Die englische Eiscnbahncrkrisis. Der Präsident des H a n d c l s a m t e s Lloyd-George erklärte gestern auf Befragung, cs würde seinerseits Torheit sein, sich gegenwärtig irgendwie über die Eiscnbähnkrisis zu äußern. Die Lage sei außerordentlich heikel und auf einem ernsten Punkt angelangt: er lehne es ab, zu er klären, ob das Handelsamt im Interesse des Publikums eingressen werde. * Internationale Recderkonferenz. Auf der internationalen Neederkonierenz in London zur gegenseitigen Unterstützung bei Hafen streiks waren sämtliche Hamburger Reedereien durch ihre Direktoren vertreten. Alle Beschlüsse der Konferenz werden geheimgehalten. Leipziger unZ Sächsische Angelegenheiten. rvettervevicizt der xönigl. fäeys. nreteor. IfirMtnts zu Dresden. Voraussage kür den 17. Oktober. Trocken und ziemlich I eiter, mäßige südöstliche Winde, Temperatur nicht erheblich geändert * Auszeichnungen. Dir Königliche Kreishauptmannschast Leipzig hat den uachgenanntcu Personen je eine Bclobignngsurkundc ausgestellt, nämlich dem seit 8. Juli 1882 ununterbrochen bei dem Schneiderober- meister Ludwig Götze in Leipzig, Markt 6, beschäftigten Schncidergehilsen Friedrich Leopold Bebber in Mockau, dem seit 10. September 1882 ununterbrochen in der Dampsseifcnfabrik von Wilh. Pauling <L Schrauth in Lcipzig-Lindenou, Luppenstraße 24, beschäftigten Vorarbeiter Friedrich Wilhelm Börner in Leipzig-P'agwitz, dem (eit 16. Oktober 1882 ununterbrochen in der Zigarrev.fobrik von H. W. Schöttler in Leipzig, Wcststraße 31, beschäftigten Marllhclfcr Karl Eduard Niese in Leipzig und dem seit 16. Oktober 1882 ununter brochen in der Rüschcniabrik von Alfred Schmidt in Leipzig, Wind" w.ühlcnstraßc 8/12, beschäftigten Zuschneider und Markthelfer Gustav Albert Sä m i s ch in Leipzig-Gohlis. Die Urkunden wurden den Jubilaren heute in Gegenwart ihrer Arbeitgeber an Ratsstelle aus- gehnndigt. * Ordensverleihung. Der König hat dem Cellisten Emilius Nikolaus R v st in Stötteritz, der heute nach 48jähriaer Wirksamkeit beim Stadt- und Gewandhausorchestcr in Leipzig in den Ruhestand tritt, das Ritterkreuz 2. Klasse de» Albrechtsordens verliehen. Die OrdenS- auszeichnung wurde ihm gestern durch Oberbürgermeister Justizrat Dr. Tröndlin an Ratsstelle überreicht. * Vo« der Vereinigten Freischule. Oberlehrer Werrmann, der nach Vollendung einer fünfzigjährigen Amtstätigkeit in den Ruhe stand getreten, wurde bei seinem Scheiben von der Schule seitens des Kollegiums durch Veranstaltung eines geselligen Abends mit Festmahl lbci Cajeri in Gohlis) geehrt, zu welchem auch die Schwester und zwei Söhne des Jubilars erschienen waren. Auch der frühere Direktor der Ratsfrcijchulc, Bankdirektor Dr. Helm, nahm an der Feier teil, die sich recht herzlich und lebhaft gestaltete und beredtes Zeugnis für die allseitige Verehrung gab, deren sich der scheidende Senior der Schule erfreut. Reden teils ernsten, teils humorvollen Inhalts wurden gehalten, das Wirken des Jubilars von seiteu des Direktors Bennewitz voller Anerkennung gewürdigt: mehrere Festlieder waren gedichtet worden, und Alfred Nitzlche führte vortreffliche Lichtbilder aus der Heimat des Oberlehrers, der Sächsischen Schweiz, vor. Oberlehrer Werrmann ist körperlich wie geistig noch aiißerordentlich frisch und rüstig und ergriff selbst auch mehrfach das Wort znm Ausdruck des Dankes und zur Aussprache über seinen LebenSgang und seine Lebens- erfabrungen. — Der Jubilar ist seinerzeit vom Könige durch Verleihung eines Ordens ausgezeichnet worden und wurde vor Beginn der Herbst serien in einem feierlichen Aktus, an dem u. a. auch Archidiakouus Dr. von Eriegcrn teilnahm, entlassen, wobei ihm als Andenken vom Kollegium eine goldene Uhr verehrt wurde. * Verbreitung des preisgekrönten MeßplakatS. Wie die Handels kammer dem Rate am 3. Juni d. I. mitteilte, waren die Vertreter des Meßausschusses in dem M e ß p l a k a tp r c i s g e r i ch t, sowie die übrigen Mitglieder des Mcßausjchusses nach wiederholten reiflichen Erwägungen oalnn schlüssig geworden, daß der mit dem ersten Preise gekrönte Illnersche Entwurf, als der künstlerisch tüchtigste und vornehmste, wie auch reklametcchnisch eindrucks- und wirkungsvollste, znr Ausführung gelangen solle. Die Bemühungen des Ausschusses sind nun vor allem darauf gerichtet gewesen, eine unentgeltliche An- bringnng des Plakats iu den Bahnhöfen und möglichst auch in den Eisenbahnwagen der verschiedenen deutschen Bahn verwaltungen zu erwirken. Von den in Betracht kommenden 8 deut- scheu Verwaltungen hatte damals — im Juni — nur die König!. Sächsische Staatsbahnverwaltung (!) noch keinen Bescheid erteilt: an dere, darunter auch die preußische Verwaltung, hatten sich sehr ent gegenkommend g.'zeigt. Die Handelskammer hoffte, daß die König! Sächsische Staatsbahnverwaltung nicht zurückstehen würde. Weiter beabsichtigte die Kammer, eine Postkarte mit dem bunten Plakat bild Herstellen zu lassen, die teils als eine mit Markencindruck ver sehene offizielle Postkarte im Handel vertrieben und einen Ertrag aü- 'werfen, teils ohne Markeneiudruck hiesigen Firmen und Meßfirineu zur Benutzung im geschäftlichen Verkehr überlassen werden sollte. Auch der Meßausschuß wollte sie in seinem Schriften- und Drucksachen- Verkehr benutzen. Um alles das ausführen zu können, bat die Handels kammer den Rat, im Haushaltsplan für 1908 den städtischen Beitrag an die Handelskammer zur Förderung der Messen non 15 000 .L auf 25 000 .X zu erhöhen. Eine solche Erhöhung hat schocken icht stattgefundcn und im Haushaltsplan, der im September den Stadtverordneten znging, heißt es in der Randbemerkung: „Der Meßausschuß der Handelskammer batte Erhöhung auf 25 000 .X er- beten, um unter Verwendung eines Plakats namentlich die Kreise der Einkäufer noch wirksamer über die Bedeutung der Messen unterrichten zu können. Da aber di c Wahl des Plakats noch nicht endgültig entschieden ist, so ist jetzt nur der bisherige Betrag eingestellt und bleibt besondere Vorlage Vorbehalten, sobald das Plakat gewählt ist." Tas steht allerdings im Widerspruch mit dem Schreiben der Handelskammer vom 3. Juni. Es dürfte wohl nun bald Entschei dung zu treffen sein! * Robert Vlum Gedenkfeier. Zum 100jährigen Geburtstage Robert Blums, am 10. November dieses Jahres, veranstaltet die hiesige deutsch-katholische Gemeinde eine imposante Robert Blum-Ge- denkfcier in der Albcrthalle. Robert Blum ist bekanntlich der Grün- der genannten Rcligionsgemeinde. Annähernd 250 Sänger werden sich mitwirkcnd daran beteiligen. Die Festrede hat Dr. C. Weigt, der bekannte Führer und Agitator in der Feuerbestattungsfrage, über nommen. Für unsere Stadtvcrtretung erschien es angemessen, auch ihrerseits dieses Tages zu gedenken, indem sic bei der bevorstehenden Umuennung verschiedener Straßen das Andenken des Leipziger Volts mannes dadurch ehrt, daß eine dieser Straßen den Namen Robert Blum-Straße erhält. * Stenographisches. Von der Steuographen-Vereinigung „Stolze- Schrcy" Leipzig wird gegenwärtig ein stenographisches Kunstwerk, die Bibel in 2 Bänden im Warenhaus Ury Gehr, hier, ausgestellt. Ihr Verfertiger ist der Ofensctzerlchrling Paul Donner^ Jartschin, Posen. Er übertrug sie in 909 Stunden. In Kurrentschrift auf einen Papierstrcifen geschrieben, würde dieser die Länge von 18 Kilometer, in Druckschrift 7 Kilometer und in vorliegender Ausführung die Länge von 4^ Kilometer erreichen. * Einjährig-Freiwillige stellen in Sachsen am 1. April 1908 folgende Infanterie-Truppenteile ein. Beim XU. "Armee korps das 1. (Leib-) Grenadier-Regiment Nr. 100, das 2. Grenadier- Regiment Nr. 101, das Schützen (Füs.-) Regiment Nr. Kitz und dos 12. Infanterie-Regiment Nr. 177 in Dresden. — Beim XIX. Armee korps das 5. Infanterie-Regiment Nr. 104 in Chemnitz, das 7. In- stutterie-Regiment Nr. 106 und das 8. Infanterie-Regiment Nr. 107 in Leipzig, sowie das 10. Infanterie-Regiment Nr. 134 in Plauen. * Sächsische Staatslottcrie. Bei der heutigen Ziehung wurden Gewinne gezogen von 100 000 .X auf Nr. 72 415 bei Okorgc Meyer in Leipzig, von 10 000 .X auf Nr. 79 220 boi Beruh. Knüpfer und Wilhelm Keßler in Leipzig, von ie 5000 .X auf Nr. 38566 bei O. Jeßnitzer in Leipzig, Nr. 58592 bei Th. Nöbel in Kohren, Nr. 62 936 bei Max Borstel in Leipzig, Nr. 74474 bei G. Wede ¬ ls ct und Schluß-) Cboc von Jean Louis Nicodü zur erstmaligen Aus- sii ruog iu Berlin, Ganz ist das Werk nur gelegentlich der Frankfurter Ton- Osti "er-Bcrmmmlunz im Jahre 1904 -u Gehör gebracht worden, der vierte Ab- it-nili indrl, , die stillste stunde", ist im vorigen Iabre auch bei uns schon cebörl worden. Wir ieinerzeit in Frankfurt a. M., bat da? über zwei volle Sunden währende Werk auch jetzt wieder die Meinungen für und mi:er icharf au'einanderplaben gemacht. Der Komponist ist diesmal den Zu- . - ru -ustsiern rvtaegengekommen, als er nach dem dritten der sechs ineinander erec enden Abschni'te eine längere Panse eiutreten ließ, wodurch einer totalen v uinnng doch etwas vorgebeuot wurde. Tas ziemlich kurios gefaßte poetikche Tconamm ist im Gruude genommen nichts anderes, als das uralte Lied, das uinec eein Sumbol res bcrauskämmrrndtn und leinen Tageslaus vollendenden Sv neu'eüirus, vom Werden und Wachsen, vom Kämpien in den Röten des iunven und änßeieu Le'ens bis zum endlichen Tieg und der Gewinnung des Ir e ns sink, und Vies Programm gibt einem Tonrichter sicher Anhaltspunkte ,-n ug ' är feine ichvvsirv.ve Phantasie. Nicodö hat aber, nur darüber lässt auch rie neuerliche Gc'amiaussuliruna (eines Wertes keinen Zweifel, seiner Phantasie einen Raum von solcher Weite ge'chaffen. das; sie sich von ter orbinäislen Nachäffung der Nalnr bis zum weihevollen Anschaueu der erhebeuuen übersinnlichen Tinge bewegen kann. In diesem immensen Spiel- ra -m tummeln sich die unglaublichsten Tinge lustig durcheinander; neben den ausgefallenste'; Banalitäten die feinsten Bluten einer reifen Knust, neben dem cot'eblisteu Tohuwabohu der 'Nachahmung aller erdenkbaren Natnrlantr auS dem Tierreiche die wunbersamsien Klangs büii!>ci!«n, neben ersrückendeni, betäubendem ^.'äriu die zartesten Klangmilchungen eines überaus farbenreichen Orchesters. Tas; res Komponisten Erfindungskraft aus namrullich Wognerfchen Werken Na. :uu; gelogen hat, erweist sich durch zahlreiche Anklänge, indes imponiert mehr als bas lbematstche Material an sich tue anßergewvhnl'che Meisterschaft der Berar.'kituua und die souveräne Beberrschnng aller tonvickUerischcu .'litsdrnckosorinen und .'iuS'rnckSmittel. so daß der Znbörcr, zumal der uiiisikaii'ch gebildete, doch trotz allen Ao'ynocrlichkeiten, Triwcilitäten, llebrrtreibungen in Entfesselung von Klang massen und trotz der monströ'cu Form tast bis znm letzten Takt interessiert bleibt. Al .« Höhepunkte erwie'cn sich auch diesmal wieder der vierte Abschnitt: „Tie stillste -tun."«" und der mächtig sich a -'bauende, von Nessler Inbrunst erfüll'? Sch usitor, in den ein kleines Altiolo »Frl. Else Schünemann) eingesüqt ist. Tem ülere.lis reichlcsetzten Orchester — allein zwölf Hörner — schließt sich verfchsierentti ; teil- ülmmnngbebend, teils NangverstärKnd auch die Orgel lHeir Walter Fischer) an. — Herr Fried hat eine RIesrnausgabe zu lösen gehabt und qrössteiürils bat ihn das Orchester wacker unterstützt; weniger gut hielt sich der E.or Herr Nicodö wurde znm Schliß stürmisch und wiederhol! heivor- cernien, nachdem dem Dirigenten und in feiner Person amb den mltwirlenden Faltore' starker Beifall gezollt worden war — Dem ösientliken Berliner .Nusilleben ist in jüngster Zeit die Möglichkeit einer weiteren Steigerung dargcboten worLen, in.'em im Verlauf einer einzigen Woche drei neue Uonzcitäle eröffnet worden sind: ler Blüthuerjaal, der 5tli»d- worlh-charwenkasaal und der Thoralionsaal. Die beiden erst genannten hier unter ciuem Tach vereinigt. Ter Vlütlmersaal faßt etwa 150) b >6 Personen und ist der erste Konzrrtsaal in Berlin, in dem ein gewölbter stla ond angebracht und dessen Orchrsterpodium in eine Muschelnisch« eingebaut ist. Tie Einrichtung hat sich vorzüglich bewährt, denn die Akustik ist in jedem Betracht ausgezeichnet sowohl für den Orchestern an g, wie für Klavier, Violine und Vie Mensclenstimme. Eine pompöse Konzrrtorgek mit 60 klingenden Stimmen, zahlreichen Kombinationen und anderen Hilfsmitteln stellt gegen wärtig die Firma Walcker auf. Der Saal vraseutiert sich orchstekioniich und in feinen Farben weiß und gold höchst vorteilbaft, bei aller Einfachheit wirkt er durch aus ge'chniackvoll. Weit intimer gibt sich der etwa 600 Personen faßende Klindwortb- Scharwenkasaal, der für Kammermunlkonzertr bestimmt ist. Auch vier ist weiß die Grundfarbe der Wänce, letztere aber sind in Felder von zartvioletter Farbe ein geteilt, und die treunendeu Stuckairlunden, sowie aller sonstige Zierrat ist in Silber gehalten. Dieser Facbenakkord wirkt wundervoll: Die Akustik ist auch in diesem Saal vorzüglich, namentlich kommt der Raum der Singstimme und den Streichinstrumenten sehr entgegen, ohne daß sich etwa ein Ucberschuß an Klang entwickelte. Ter Ehoralionsaal ist viel kleiner und seine Klang verhältnisse scheinen nicht die besten zu sein. In dem Eröffuunaskonzrrt im Blütknersaal trat eine junge hochbegabte amerikanische BwOnipiclerin, Miß Kathleen Barlow, znm ersten Male in Beilin auf und imponiert« gleicher weise durch ihre glänzende Technik uns ihren schönen, modulationsreichen Ton, wie durch die rdyttunische Energie, mit der sie das Paganinische Vssnr-Konzert spielte. Ed. RiSler und Frau Julie Lull) gaben neben ihr, lener durch vollendete Klaviervorträge, diele durch ausgezeichnete Liedertpenlen, dem neuen Saal die künstlerische Weihe. Eine andere noch jugendlichere Violinistin, Vivian Chartres, rin zwölfjähriges Kind, verblüffte in ihrem Konzerte durch ihre unbegreifliche Virtuosität und ihrcn großen Ton, scheint aber innerlich noch nicht über ein TurchschnittSmoß entwickelt zu sein. Otto Lehmann. * Die Verstecke der Lhakespeare-Mannskripte. Schon wieder einer, der das ShakespearegebeimniS ergründet hatl I. C. Nicol, ein englischer Schulmeister, will eine Geheimschrift nusgrsunden haben, der er wichtige Angaben über die Shakeipcaresrage entnimmt, insbesondere wo sich die Manuskcipte Shakespeares befinden. Er gebt davon ans. daß weder Baco noch Shakespeare selbst, sondern dessen Gönner, Henry Wriotheslie, der Herzog von Sontbamvton, der Verfasser sämtlicher Werke Shakespeares ist. Denn in seiner Geheimschrift, über der er seit zwei Jahren gegrübelt hat, finden sich auf jeder Seite als Ueberschrift die Buchstaben K. >v. 8., die Initialen dieses Herzog-; ferner liegt Southampton an der Mündung eine- FtnsseS, den man früher Hamble nannte, woraus folgt, daß „Hamlet" das Leben deS Herzogs darstellt! Tie wichtigste Stelle in der Geheimschrift ist die, die über den Ort Ausschluß gibt, wo sich die Manuskripte SbakripearrS befinven. Nicol hat diesen Ort bereits ausgesucht, er liegt an ter Küste, nicht weit von einer der Besitzungen des „AutorS". Ter 12. Grundsatz EuclidS gibt den Schlüssel dazu und man muß nach der Vorschrift ron einem Kirchturme aus auf die Suche gehen. In der Geheimschrift steht folgendes: „Niemand weiß daran, außer meinem Gast, «in Platz sknügt, am 9. Mai . . . versucht nicht, sie zu entfernen, außer in völliger Sicherheit. . . An einer andern Stelle findrt sich die Einhüllung, daß kaS Mann kript von „Non eo und Julia" in einem Grab m Dulwich liege und der Versasicr gibt dcr Befürchtung Au-druck, sein Geheimnis könne ciitteckt worden sein, als König Jacob dieses Grob eineucrn ließ. TcSmegen hat er ein lieue- Mailnjtript geschrieben und von diesem Drama müssen also zwei Originale vor handen lein. Er fügt hinzu „an beiten Plätzen suchen". * Hochschnlnachrichte«. Dem früheren badischen Minister deS Innern Dr. Karl Schentel ist ein Lehrauftrag für öffentliches Recht an der Tech nischen Hochschule in Karlsruhe erteilt worden. — In Neapel starb am 1l. d. MtS., 76 Jahre alt, der Kliniker der Universität, Professor Domenico Capozzi, der sich als Fachschrislsteller auf dem Gebiet der Pathologie auch außerhalb Italiens einen Namen gemacht bat. — Di« „Tägl. Rundschau" schreibt: D'e steigenden Anforverungen. die die ärztliche Praxis und die mevizinischen Wissenschaften an die Ausbilvung der Medi-incr in der Chemie stellen, lassen es wünschenswert erscheinen, daß dieienigeu Dozenten, die vhysiologifche Chemie za ihrem Lebensberuf erwählt haben, eine Stellung erhalten, die es ihnen ermöglicht, dauernd diesem Berns« treu zu bleiben nud den sür eine erfolgreiche Weiterentwickelnng der Wissenschaft erforderlichen Nachwuchs heranznbilden. Lehrstühle der physiologischen Chemie gibt es bisher nur in Tübingen, SKaßl urg und Freiburg, m Preußni überhaupt nicht, im Gegensatz zu Ländern wie Oesterreich. Frankreich,Schweeen,Nuß- land, Amerika und Japan. Nur je eine etatSmäßiae Abteiiungsvorueherstelle besteht an eer physiologischen Anstalt (Geheimrat Thierfelder) und an der pathologischen Anstalt (Geheimrat E. Calkowski) zu Berlin. Es bedeutet deshalb ein 1e- scheideueS, aber immerhin dankbar anzuerkennentes Entgegenkommen gegen rie Wünsche der physiologischen Chemiker, laß vom preußischen Kultusminister einige weitere Abteilungsvorstehcritellen an geeigneten Anstalten geschaffen werten, indem di« bisher vorhandene Stelle eincs Assistenten in eine elatsmäßige Stellung umgkwandelt wird. An der physiologischen Anstalt zu BreSlau ist in dieser Woche etatsmäßia ongestellt worden der a. o. Professor Tr. Franz Rötz mann * Kleine Vhronik. Zn dein Verbot eines Gang Hofer scheu Stücks schreiben die ,M. N. N.": Vor einigen Tagen wurde gemeldet, Ganglwseis neuestes Schauspiel: „Tas Recht aus Treue" sei die nächste Novität des Wiener BnrgtkraterS. Tie Nachricht überraschle, man wußte nur von einer Gana- hoferschrn Novität „Sommernacht", die die Burg vorbereitet, und glaubte zunächst an eire Namcnsvrrmechslung oder Titeländrrung. Nun hat fick indes die Sache anders geklärt. Ein Stück „Sommernacht" gclai-gt allerdings demnächst am Burgtheater zur Anffütrnng, ibm sollte aber eine zweite Ganghofersche Novität folgen, eben dieses „Recht auf Treue", und diese- Liück ist, nachdem Schlenthrr e- zur Ausführung angenommen hatte, der Hoitheater- zeni«r zum Opfer gefallen. Es bandelt sich um ein Sat yrsptel, das der „Sommernacht" folgen sollte, eine Satire Ganghofrrs ans sein eigenes Stück, im engen Anschluß an die'es nnd von denselben Schau ¬ spielern in den entsprechenden Rollen dar-gestellt. — Tie gestrige Uransfilbrilni von Rndolvh Herzogs Schauspiel „Ans Nissenkoog" in Karlsruhe bra-tue starken Erfolg. — Dem „Berl. Tagrbl." zufolge beschlossen die Orchestermitglieder d«S Prager Landesthealrr, die der Musikerorganisation angehören »egen nicht bewilligter Gebaliserböhnng ob 16. Oktober in den Streik zn treten. — Die für gestern abend im Kleinen Theater angesrtzte Erstausfi-Hrung Ler Komödie „St. Hrlena" von Adolf Paul ist verschoben worden, da der Autor eine einst« weiliae Verfügung deS Landgerichls erwirkt hat. wonach dem Theater die Ur aufführung der Komödie bei Vermeidung einer Strafe von tausend Mark untcr- iagt ist, wenn die Hauptrolle nicht durch Emanuel Reicher gespielt wirs. — Die Kunstschätze der Rudolf Kann-Sammlung werden nun lnl'ächlich nach Amerika übergefüdrt werden. Wie nämlich die „American Art NewS" Mitteilen, hat George Gould die GebelinS und Wandbedänge die Brolate, Seidenstoffe uni , alle die kostbaren Laveten erworben, während Lie sranzöfischen Meister trüber Epochen in den Besitz der MrS. Huntingdon nbergegancen find. Ein Viertel der Kollektion mord« von Pierpont Morgan allein anarkaust und ein kleiner Test wird die Privatgalerie de» bekannten Senators W. A. Clark zieren. Der Rest ist noch in Händen deS Londoner Kunsthändler» Duveen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)