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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.10.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19071007029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907100702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907100702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-10
- Tag 1907-10-07
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Monat
1907-10
-
Jahr
1907
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die Tagesordnung einer besonders einzuberufcudcn Tagung dcS preußischen Stäctetage« zu setzen, da die iu Aussicht stcbenve allgemeine Besolduags- aufbesscrung die Möglichkeit der Aufhebung des vieldestrittenen Privilegs gebe. — Mit anderen Worten: man will daS, waS jenen Beamten- lategorien angesichts der Verteuerung der Lebenshaltung an GehaltS- aufdesseruna gewährt worden ist oder noch gewährt werden soll — für den Stcuersislns retten!! Eine seine Refonnpvlitik! — * Organisation Ker Postbeamten. Auf 300 ist nach der „Deutschen Postreiiung" die Zahl dec dem Verbände mittlerer ReichSpost- und Telegrapbenbeamten angebvrenden Vereine angewachsen. Der Verband umfaßt jetzt mit dem ebenfalls vor kurzem ins Leben getretenen Bezirks verein Deulsch-südwestafrika 42 BcgirkSvereine und 258 Ortsvereine. * Der Tieg der Turbine. Nach jahrelangen Erprobungen und Versuchen bat die Turbine sich jetzt in der deutschen Marine durchgcsetzt. Die Probcsabrtscrgebnissc des Turbinen-Torpcdobootcs „O 137" und des Tnrbincnkrenzers „Stettin" haben die Ueberlegenhcit der Turbinen gegenüber den Kolbcnmaschinen aller Welt klargelegt und die Tatsache, daß alle drei jüngst vergebenen Kreuzcrbautcn ebenfalls mit Turbinen ausgerüstet werden sollen, ist der beste Beweis, daß die Turbine den barten Z'ampf mit der Kvlbcnmcifckine gewonnen hat. Jetzt handelt es bch nicht mebr um Versuche, sondern nur noch um die Wahl des besten Systems. Auch eines der neuen Vulkan-Torpedoboote erhält bekanntlich Turbinen. Vom Tnrbinen-Panzerkrenzcr bis zum Turbinen-Linien- lchiff ist nur noch ein Sprung, der kein Risiko in sich birgt. Die nächsten Indre weiden wobl die Entscheidung bringen, daß in Zukunft alle Kriegsschiffe Turbinen erhalten. Die Turbinenfrogc ist gelöst, nicht stürmisch und experimentell, sondern durch gründliche praktische Er- probungen. Ausland. * Japan und Amerika. Ans Befehl Roosevelts verständigte Staats sekretär Tast die japanische Negierung, die Bereinigten Staaten hielten unverändert fest an der Ausschließung der japanischen Arbeiter, eS sei denn, daß Japan sich bereit erkläre, auf einen besonderen Vertrag über die AuS'chließunr e.n-uacben. Der Kongreß wird sich demnächst mit der gesetziich.n Regelung der Frage befassen. — Wenn die Note so lautet, wäre damit eine Verschärfung des Konflikts ausgesprochen, die nicht reckt zu ee n freundschaftlichen Tone bei Tafts Empfang in Tokio passen w ll. * Persien rr») Sie Mächte Wie aus Teheran gemeldet wird, wurde vorgestern der englisch-luisifche Vertrag im Parlament verlesen. Ein Abgeordneter besprach die Bedeutung vcs Vertrages für die Unabbängig- ken PeisienS. Die Perser seien England und Rußland gleich freundlich gesinnt, löunleu aber nicht aneikenneu, daß die Verträge auswärtiger Mäckte für persische Angelegenheiten maßgebend seien. Die Fortsetzung der Debatte fand m geheimer Kommissionssitznng statt. * Hilrä lerm. Ans Amerika wild gemeldet: Die Fahrt Roosevelts durch den mittleren Wellen und Süden gleicht einem Triumph,ug. Ucberall wird der Wunlch geäußert, er solle wieder kandidieren. Der Glaube an die Möglichkeit eines dritten Termins wächst auch unter den Politikern, die dies bisher für ausgeschlossen hielten. Man glaubt, daß Roosevelt doch vielleicht dem Votkswilleu nachgibt, trotz des 1904 gegebenen Worte.'. — Der Fall liegt bei Roosevelt etwas anders, als beiip.elöwrise bei Grant, der rs herzlich gern zum drittenfMale wieder geworren, freilich aus gewissen Gründen schwerlich yewähtt wäre, auch wenn seine Partei ihm daS zwar nicht verfassuugswivnge, aber traditions widrige tbirct teinn bewilligt hätte. Roosevelt hat eigentlich erst ein Vierjahr hinter sich. Die eisten 3>/z Jahre regierte er als Vizepräsi dent nach Mac Kinleys Ermordung. Indessen ist zu bemerken, daß nach der Wiederwahl erfahrung-mäßig in Amerika die Attentatsgefahr wächst, wie außer Mac Kinley auch das Beispiel LincolnS gezeigt hat. * Die Komitatscht. Das dem Patriarchat unterstehende Dorf Niegovan im Wilajet Monastir ist von einer 200 Manu starken Bulgarendande überfallen worcen. 23 Häuser sind verbrannt, zehn Frauen und drei Männer ermordet. * Porlugicfische Kolonialkämpfe. Einev amtlichen Meldung aus Sao Paulo de Loanda zufolge haben die portugiesischen Truppe« einen entscheidcnveu Sieg über die EuamalaS davongetragen. Die Portugiesen hatte« 2 Tove und 14 Verwundete; sie nahmen eiuen großen Kraal * Französische Milttär-TiSzipliri. Nack einer Meldung aus Caen wurde der Reserveoffizier Bivelle, welcher sich geweigert hatte, die Rcgi- mentSiahne zu tragen, zu l4 Tagen strengem Arrest verurteilt. Der UnterstaalSsekretär Cheron, welcher in Caen einem Bankett beiwohnte, berührte in seiner Ansprache die Angelegenheit und erklärt«, daß Leute, welche prozessuale Kniffe erfinden, um den Dienst zu verweigern, nicht seine Freunde seien. * AuSftan-Snachrichten. Aus Mailand wird gemeldet: Die Ar beiter der Gaswerke sind gestern, während der Vorstand der Gesellschaft noch mit der Behörde über die Lage beriet, in den Ausstand getreten. Auf Veranlassung der Arbeitgeber wurden die Lokale der Streikenden durch Truppe« geräumt und ein umfassender Ordnungsdienst ein gerichtet. ES ist wahrscheinlich, daß rnsolge deS Ausstandes die Zeitungen nicht erscheinen können (? doch höchstens morgens nicht!), da nur roch 50 Arbeiter und die Ingenieure Len Betrieb lortzusetzen ver suchen. Der Ausstauv dürfte sich auch auf die Stävte Genua, Alexandria, Messina und Modena ausbreiien, da diese Städte von derselben Gesell schaft bedient werden wie Mailand. Die Mailänder Garnison ist um 3000 Mann verstärkt worden. leipziger und Sächsische Angelegenheiten. Wetterbericht -es königl. säehs. meteer. Institut» zu Dresden. Voraussage für Sen 8. Oktober. Nach Zunahme der Bevölkerung ziemlich trübe und regnerisch, ziemlich starke südwestliche Winde, etwas kühler. * Aus der Ratsplenarsitznng. In der letzten Ratsplenarsitzung gab Stadtrat Wirkl. Geh. Legationsrat Dr. Göhring dem Gefühl der Genugtuung und Frende Ausdruck darüber, daß seinerzeit die städtischen Kollegien für die Erhaltung des alten Rathauses cingetreten sind. Wie recht sic daran getan, das müsse jetzt, wo der Umbau dieses schönen Bauwerkes äußerlich vollendet sei, jedermann erkennen. Der Redner sprach sodann Stadtbanrat Scharenberg besonderen Dank aus für die künstlerische und pietätvolle Lösung der ihm gestellten Aufgabe. DaS Natskollegium stimmte diesen Ausführungen einhellig und freudig zu. — In das Kuratorium der Heilanstalt für arme Augenkranke wurde Stadtrat Dürr wiedcrgewählt. Für den aus Mitteln der Stiftung eines Ungenannten erworbenen Schäferbrunnen hat der Rat einen Platz im König-Albert-Park, und zwar südlich des vorderen Teiches ausgcwählt. Die Stadtverordneten sind um Zustimmung zu ersuchen. Zur Vornahme verschiedener Wahlen soll am 23. Oktober eine gemein schaftliche Sitzung beider städtischer Kollegien stattfinden. Die Ein- richtnng von Räumen im Kellergeschoß des Erweiterungsbaues der 27. Bezirksschule in Leipzig-Connewitz und deren Ueberlassung an den Vorstand der Leipziger Schülerwcrkstatt wird genehmigt. Die Ein richtung einer Bedürfnisanstalt auf dem neuanzulcgenden Teile des Stephaniplatzes in Leipzig-Reudnitz ist genehmigt worden, ebenso der Ausbau des Ladegleises Vila in der Petzschcr Mark und die Abänderung des Entwurfes des Bebauungsplanes Leipzig-Rendnitz-Südwest, Ncu- rendnitz und Thonberg-Nordwest. Die Vorlage über die Aenderung der Gehaltsordnung für die Gemcindcbeamten der Stadt Leipzig ist den Ratsmitglicdcrn zugcgangcn und wird im Lause der nächsten Woche zur Beratung gelangen. Vergeben worden sind die Tachdcckerarbeiten für den Erweiteruirgsbau der 27. Bezirksschule in Leipzig-Connewitz, die Lieferung des Bedarfes an Pflastersteinen auf das Jahr 1908, die Steinmetzarbcitcn und die Lieferung der Granitmaterialien für die Unterführung der Lühner Straße und die Materiallieferung für die auf Kosten der Leipziger Westendbangesellschaft zu erbauende Wölbschleuse in Leipzig-Lindcnau. * Gegen die Ausführungssteuer an Werken der Tonkunst nahm eine gestern vormittag im Sanssoucisaale veranstaltete große Sängcrver- sammlung, die von mehreren hundert Mitgliedern hiesiger Gesang vereine besucht war, Stellung. Es war zugleich die erste öffentliche ükundgcbung des vor wenigen Wochen in Leipzig gegründeten Bun- des deutscher Sänger gegen die Au ff ührungs steuer, dem schon gegen 30 Gesangvereine beigctrctcn sind. Wie aus den um- fangreichcn Mitteilungen des Referenten Kramer hcrvvrging, beab sichtigt der neue Bund, unter den deutschen Gesangvereinen ein Schutz- nnd Trutzbündnis gegen die Genossenschaft deutscher Ton- setzer (Anstalt für musikalisches Aufführungsrecht in Berlin) zu schließen, um die einzelnen Vereine auf diese Weise unabhängig zu macken von den Interessen der genannten Anstalt. Es gereiche der Fachpresse zum Vorwurf, daß sic nicht längst schon aufklärend gewirkt habe gegen die Geschäftsprinzipien der Genossenschaft; aber eben diese Zurückhaltung der Fachpresse erscheine erklärlich angesichts des Um- standes, daß ihre Leiter an den Geschäften des Berliner Unternehmens persönlich beteiligt seien. Nun habe das unlängst erschienene Kaiser- Liederbuch, das meist steuerpflichtige Lieder enthalte, den Anstoß unter den Gesangvereinen gegeben, Front zu machen gegen jede Be steuerung aufzuführcnder Kompositionen. Lieder, die längst Gemeingut des Volkes geworden, die gleichsam aus dem Volke heraus geboren sind, einer Abgabepflicht zu unterwerfen, fordere zu entschiedenem Protest heraus. Tie Sänger seien gewiß die letzten, die dem Komponisten den Ertrag seiner Arbeit schmälern oder gar vorenthalten wollten....Aber dagegen müßten sie sich wenden, daß ein großer Teil der Einnahmen der Komponisten in die Kasse der Tantiemcanftalt fließe. Der in Leipzig gegründete Bund deutscher Sänger wolle ein Gegengewicht schaffen gegen die Aufsührnngsstcuer. Seine Satzungen enthalten nur den einen Pa ragraphen, demzufolge jeder Verein, der die Bundcsmitglicdschaft er wirbt, sich verpflichtet, steuerpflichtige Noten weder enzuschaffcn, noch steuerpflichtige Lieder zn fingen. Der Bund unterhalte auch eine kosten freie AnSkuuftsstelle für die angeschlosscncn Vereine und deren Mit- glieder; er erhebe keine Beiträge, sondern wolle uneigennützig in der deutschen Sängerwelt gegen die Aufführungsstcner wirken. Der Bund beabsichtige, seinerzeit entweder an die Tonsetzergenosscuschast das An erbieten zu richten, gegen ein einmaliges Pauschale für jedes steuer- pflichtige Lied dessen Aufführungsrecht sreizugebcn oder im AblehnungS- falle steuerpilichtige Lieder überhaupt nicht mehr auszusühren. Mit der Aufforderung, dem Bunde deutscher Sänger sich anzuschlicßen, schloß der Redner. Die nachfolgende Debatte verlief teilweise recht erregt, zumal da von einigen Rednern das persönliche Moment mit der vor liegenden Frage allzusehr veranickt wurde. Nach beendeter Debatte wurde folgende Entschließung angenommen: „Die im Sanssouci tagende Sängcrvcrsammlung begrüßt die Gründung des Bundes deutscher Sänger gegen die Aufführungssteuer und protestiert energisch gegen das Geschäftsgebaren der Tonsetzergenosscnschaft und gegen die Äussührungssteucr." * Jubiläumsfeier des Dr. H. Schusterschen Privatinsti tuts. In diesen Tagen beging das Dr. H. Schustcrsche Privatinstitut, Sidonienstraßc 59/61 das Fest seines 25jährigen Bestehens. Die Reihe der Festlichkeiten begann Monla-a, am 30. September, mit einem Garten fest der jüngeren Schüler im Forsthause Raschwitz. Angehörige von Schülern, Lehrerkollegium und Freunde der Anstalt hatten sich zahlreich eingcfundcn, um dem Abschieben zweier Vögel beizuwohnen. Ansprachen und Vorträge beendeten das Fest. Am Morgen des 1. Oktober gegen N Uhr fand im Direktorialzimmer eine kleine Feier statt, wobei die Jubiläumsgeschenk« überreicht wurden. Durch den ältesten Lehrer der Anstalt, G. Neger, übergab das Lehrerkollegium eine aus Bronze acjertigde schöne Goethebüste. Daran anschließend widmete der Schüler Tegeler im Namen seiner Mitschüler einen prachtvollen silbernen Pokal und zuletzt sprach Justitutslehrer Schulz für die Arbeitsstunde herz liche Glückwünsche aus, unter Ueberreichung einer Marmorbüstc .Homers. Direktor Dr. Schuster dankte allen herzlichst. Am Abend sand dann im Saale des Kaufmännischen Vcreinsyauscs ein überaus zahlreich besuchter Festkommers statt, der einen prächtigen Verlauf nahm. Direktor Dr. Schuster gab hierbei ein Bild von der Ent wickelung der aus kleinen Anfängen zu hohem Ansehen gestiegenen An stalt. Der Festabend schloß mit einem in den Räumen des Zentral theaters veranstalteten Kostümfest, dessen wohlgelungener Verlauf alle Teilnehmer in hohem Maße befriedigte. Mittwoch, den. 2. Oktober, dem eigentlichen Gründungstagc, sand um 11 Uhr im „Hotel Reickshof" der Fcstaktus statt. Ten Abschluß der Feierlichkeiten bildete ein am folgenden Tage unternommener Ausflug nach der Rudelsburg. * Jubiläum. In der Buchhandlung von K. F. Koehler konnte heute Herr Paul Weiße das Jubiläum 25jähriger Mitarbeiterschaft begehen. Ter Jubilar wurde herzlich beglückwünscht und durch Ueberreichung von Geschenken geehrt. * Die Allgemeine Evaugclisch-Lutherische Konferenz hält am 17. Ok tober, nachmittags 4 Uhr, im Vereinshause auf der Noßstraße zu Leipzig ihre Hauptversammlung ab. * Deutscher Nationalbund. Am Mittwoch, 9. Oktober, 8'4 Uhr, spricht Askan Schmitt in Bauers Brauerei, Täudchcnwcg, über: „Tie nötige Schulreform mit besonderer Berücksichtigung der Be strebungen Berthold Ottos", mit anschließender freier Aussprache. Nationalgesinntc Männer und Frauen icder Parteirichtung willkommen. * Sächsische TtaatSlottcrie. Bei der beutigcn Ziebung fiel ein Gewinn von 5000 ./i aus Nr. 14585 bei Pettrih L Kopsch in Leipzig. Selbstmord. In der Antonien straße in Kleinzschocher bal sich beule morgen ein 24,ähnger Metallarbeiter von einem Zuge überfahren lassen. Das Motiv ter Tat ist unbekannt. Kind löd'ich verunglückt. In einer Wohnung der Schnorrstraße in Schleußig siel gestern ein jähriges Mädchen in einem unbewachten Auge blicke in eine Wanne init beigem Wasser und zog sich jo erhebliche Verletzungen zu, daß es ihnen alsbald erlag. Diebstähle. In ein Restaurant in der Merseburger Straße stieg ein Dieb rin und entwendele Wurst-, Fleisch« und Fischwarrn, 300 Stück Zigarren, 250 Stück Zigaretten, verschiedene Spirituosen und aus einem Automat lO — Unter Anwendung von Nachschlüsseln wurde gestohlen aus einer Wohnung am Floßplatz 1 goldene Damen-Remontoiruhr, graviert 2l. 2V„ »ebn langer golcenec Kette, 3 silberne Herrenuhren. 1 gollenrö Federarmbaud, 3 Herreuringe uns 1 Tamenring, 1 Trauring mit einem Türkis, qrav crt I). 11. 4V. 2. 10. 98, 1.1. S9, 2 Operngläser, I sirbenteiliges Taschenmesser u. v. a. im Gesamt» erle von etwa 340 — Nachichlüsseldiebe machten sich ferner bemerkbar in Geschäft-lokalen der Zeitzer Straße, am Endplatz, der Dufour und UniversilütSslraßc und «rlangien Geldbeträge bis zu 57 ./t. sowie ein grünes Damenvortemonnaie mit silbernem Schloß. — Gestohlen wurde ferner aus einer Wohnung in der Frankfurter Straße in Lindenou ein grau- und wcißgesprcukeller Jackettan ug mit der Firmenbezeichnung Richard Zobler, Kamenz und eine Haaruhrkctle mit goldenen Beschlägen; von einem Gülerboden ein Ballen, gez. F. 8. 14, enthaltens Herrenkleidersloffe; aus dem Hoiranm eines Grundstücks in der Delitzscher Straße ein Fahrrad. Marke „Benno; ans einer Gasiwirlschaft am Plösenrr Weg eine Kassette, enibaltend ca. 70 ./6 und einen alten hollän dischen Taler; ans einer Bo'enkanimcr in der Wurz en er Straße ein Deckbett, ein Unterbett und eine Partie 21. IV. und 21. II gezeichnete Bett wäsche. — In Cbemnitz entwendete eine schon vorbestrafte 23 Jahre alle Arbeiterin aus Poschwitz einer Freundin einen Geldbetrag, Schmuckachen und flüchtete damit. Die Bestohlene verfolgte die Diebin, Iras sie hier an und ließ sie sestnehmen. Ein Teil der gestohlenen Sacken und LeS Gelkes konnte ibr wieder abaenvmmen werden. Die Arbeiterin wird außerdem von der Staats anwaltschaft in Altenburg wegen Unterschlagung, Diebstahls und Rückfalls- betrugS verfolgt. Schwindler verhaftet- Verhaftet wurde ein 34 Jahre aller Handlungs gehilfe aus Lucka, der sich bei einer Familie im Brühl eiugeckitket i,nVfttnli-t ter unwahren Angabe, daß er als Monteur bei einer hiesigen größeren Firma in Stellung sei, Kredit verschafft hatte. Nachdem er sich von seiner LoaiSivirtin noch einen Geldbetrag erschwindelt hatte, verschwand er von der Bildfläche. Dresden, 7. Oktober. * Hofnachrichten. Der König besuchte heute vormittag mit seinen .Kindern den Gottesdienst in der Schloßkapellc zu Pillnitz. Um 1'ck Uhr fand beim König Familien- und Marschalltafcl statt. Abends trat der Monarch von Niedersedlitz aus die Reise nach Karlsruhe zur Beisetzung des Großher^ogs von Baden an. — Di« Königin-Witwe Carola Ira: gestern von Sybillenort in Villa Strehlen ein und trat heute früh die Reise nach Karlsruhe zur Beisetzung des Grobherzogs an. lZl Aue, 6. Oktober. sHansbrand.I Gestern vormittag gegen 10 Uhr brannte im nahen Bernsbach das Wohnhaus des Graveurs uns Handelsmannes Ernst Richter nieder. Die Entstehungsursachc ist noch nicht ermittelt. Schneeberg, 6. Oktober. sA u s z e i ch n u n g.) Die 40 Jahre in der Buntpapicrsabrik Oberschlema, jetzt Hauptmann a. D. Kenzlcr gehörig, beschäftigte Präger,» Frau Pauline Tekner geb. Schettler erhielt die tragbare Medaille für Treue in der Arbeit. RegicrungS- rat Böttcher-Schwarzenberg überreichte die Auszeichnung und Haupt- mann Kanzler ein namhaftes Geschenk. so wird irgendwo unter Land Anker geworfen. Dann tritt «ine fremde Erscheinung ein. Millionen und abe, Millionen der kleinen Viktoria- Sce-Flioge erfüllen die Luft. Sie sticht nicht und ist einstweilen harm los, einstweilen, d. h. bis etwa auch sie als heimtückische Uebermittlerin einer Tropcnkrankhcit von den Aerztcn angesehen werden sollte. Doch auch so ist sic lästig genug. Man bekommt sic auf Schritt und Tritt in den Mund, und das Prickeln im Gesicht, das ihr ununterbrochenes Anfliegen hervorrust, ist höchst übel. Tie Ufer des Viktoriasees, soweit wir sie gesehen haben, sind im wesentlichen immer dieselben. Sie geben landschaftlich ein ganz eigen artiges Bild von gewissermaßen temperierter Wildheit. Alles ist vul- kanisch. Wirklich große Berge fehlen, dafür reihen sich, wohin man sieht, eigensinnig geformte große »nd kleine Hügel aneinander. Inseln mit ebensolchen Hügeln sind vorgelagert. Zählen die Hügel nach Hun derten und aber Hunderten, so sind die Granitblöckc, die nach Art der Mittagsteine im Riescngebirge in das Grün ihrer Euphorbien, Gummi- und Feigenbäume bunt durcheinander cingestrcut sind, nur nach Hun- derttanscndcn zu berechnen. Die Linien zeichnen sich vom Himmel ab, als häbe hier während der Schöpfung ein wahrer Hexensabbat getobt. In ihren Einzelheiten ist die Szenerie da und dort reizvoller als anderswo, doch nie reizlos. Tic schönsten Inseln sahen wir in der Bucht von Kawirondo. Am Strande als Klippen dieselben riesigen Granitblöcke, wie sie die Höhen hinangctürmt sind. Dazwischen,Schilf und Sümpfe voll büschligem Papvros. An Buchten für Schiffe mit geringem Tiefgang -ist kein Mangel und auch an Landeplätzen für große scheint cs nicht zu fehlen. * Wir haben Entebbe gesehen, die Hauptstadt dcS englischen Bezirkes Uganda. Es liegt am Nordende des Sees, der bekanntlich die respek table Größe des Königreichs Bayern hat. Eine hübsche Gartenstadt, in Blüten prangend, mit sehenswerten botanischen Gärten. Eine Be amtenstadt mit kümmerlichem Handel; der Handel deS Le«S geht nicht von Entebbe, sondern von den dentschen Plätzen Bukoba und Muanza nach Port Florence, woran alle Bemühungen der englischen Behörden bisher nichts zu ändern vermochten. Man sieht dein freundlichen Ort nicht an, daß unter seinen Schwarzen und in seiner Umgebung ein un heimliches Verhängnis, die Schlafkrankheit, mehr als einstweilen irgendwo sonst am See, wütet. Geheimrat Kock hat fick zum Studium der Seuche lange in Entebbe aufgebalten: er oesindet sich gegnwärtig aus den Ssesse-Jnscln südlich von Entebbe. Davon, daß er in irgend einer Weise mit dem Staatssekretär oder unserer Gesellschaft zusammen kommen wird, hört man leider nichts, obgleich Ansicht und Votum dieses Mannes in einer Reihe für die Zukunft des Schutzgebietes höchst be deutungsvoller Fragen von entscheidender Bedeutung sein müssen Allein der S«c ist groß, die Verkeürsverhäiltnisfe sind höchst schwierig, einen Draht nach den Asesse-Jnseln gibt es nicht und Dampfpinasien sind ein rares Möbel. Wer hier irgend etwa? unternehmen will, zu Lande oder über das Medium des Viktorias hinweg, muß vor allen Dingen Zeit haben; jede Begegnung von Personen, die nicht an demselben Platz wohnen, erfordert wochenlange Vorbereitungen, ^äolk 2unmerma»o. * Napoleon ans der vühne. In Paris ist soeben eine große neue Thealer- Zeitschrift „Comoedia" begründet worden, an der die bedentrndslen französischen Schriftsieller Mitarbeiten. In dieser gibt Francois Covpöe einen interessanten Beitrag, der die Darstellung Napoleons ans Lein französischen Theater behandelt. Zunächst folgte eine Grabesstille dem Sturz des Großen, keine Anspielung auf die noch in allen Herze« lebenden glorreichen Ereignisse ward während der Restauration gestattet; Napoleon existierte für die französische Bühne nicht. Aber nach der Revolution von 1830 änderte sich das Bild mit einem Schlage. Der große Frödsrick Leniaitrr trat in einem improvisierten Trama Alexander Dumas d. Aeli. in der Gestalt des Kaisers auf und erregte frenetischen Jubel. Schon die Uniformen der alten Garden wirkten begeisternd. DaS Vaudeville bemächtigt« sich teS dankbaren Stoffes. Die Schauspielerin Dsjazet glänzte in einem Stücke „Bonaparte in Brienne" in Lem der junge Krirgsschuler seine späteren Großtaten vorausahnt »nd in lustigen Chansons msi jugendlicher Freud« über seine Feinde triumphiert. Tie Juli- Regierung, die eine besondere Popularität in der Erinnerung an den lästerlichen Ruhm suchte, auf der Spitze der Vensome-Säule daS Bronze bild deS „Mannes mit dem kleinen Hut" anfrichtete und den Sarg von St. Helena feierlich nach dem Invalidendoire führte, begünstigte noch diese Verherr lichung de- Kaiser» auf der Bühne. Ein Schauspieler namens Gobert be gründete leinen Ruhm und hielt ihn jahrelang aufrecht durch sein Auftreten als Navolron, dem er in seiner ganzen Erscheinung außerordentlich ähnelte. Zahl reich« Stücke wurden ihm auf dr« Lrib geschrieben und er fpirlte überhaupt keine andere Rolle mehr alS den Kaiser. Unter Napoleon III. leuchtete di« Gloriole, mit der das Theater den „kleinen Korporal" umgab, noch stärker auf. Sieben bi» acht Boulevard-Theater pflegten allein di« Napoleonstücke »nd den höchsten Glanz entsaltrle der „kaiserliche AlrknS", der vom Staate subventioniert wurde »nd nur prächtige Schaustellungen aus de« napoleonische« Kriegen verführte. Die ganze grandiose Epopöe der französischen Siege-zügr und Delteroderung entfaltete sich iu prachtvoll inszenierten Bildern vor den begeisterten Zuschauern. Literarisch waren alle diese Werke, die den General von Areale, den Konsul von Marengo und den Kaiser von Austerlitz feierten, unbedeutend, aber sie wurden getragen von dem herrlichsten Stoff, der der französische» Phantasie dargeboten werden kount». und von riner geschickten Kunst der AnSsiattnog. Di« Geschichte hatte selbst für die Theaterdtrektoren gedichtet und die Handlung lehnt« sich in wörtlichen Zitaten und Einzelheiten genau an di» Ueberlirfernng an. Napoleon löste einen eingeschlasrnen Soldaten von der Wach« ad, salutierte vor einer Schar von Kriegsgefangene», erinnerte einen allen Veteranen an gemeinsam« Hrldentage, schmückte auf dem Schlachtfeld» den tapfersten und natürlich noch blutjungen Krieger mit dem Ehrcnlreoz und gab den Befehl, einen Berräter zu füsilieren. Besonders ergreifens war da- Schlußbild in einem dieser Stücke. Nach Ruhm und Siegesjubel plötzlich ein Trauermarsch; do- armielig« Festland von St. Helena taucht auf; ein englischer Soldat, da- Gewehr im Arm, steht Posten. Und dahinter sieht man den entthronten Kaiser langsam dahinichrriteo, mit gebeugtem Haupt, versunken in einen düsteren, schrecklichen Traum. Nach dcr Rampe vor kommend, verschwindet er langsam hinter der Kulisse, währens der englische Soldat mit vorgehaltenem Bajonett ihin brutal auf seiner traurigen Promenade den Weg vertritt. Die vorzüglichsten Navoleondarslellec dieser Vorstellungen waren Maurice Coste und Taillade, die die Silhouette des Kaisers in Icbendigsicc Wirtlichkeit vorzuzaubern wußten. * <-in Wiener Voltskomiker. (Zum 50. Todestage Wcnzel Scholz', 6. Oktober) Nock in die Blütezeit der Wiener Lokalposse gehört WcnzelScholz. Ein ganzer LrgendenkreiS hat sich um ihn gebildet. Damals stand die Wiener Lokalposse, die daS Erbe des alten HanSwursttheoters übernommen halt», so recht in Blüte und das Trio Sholz-Trcumann-Nesiroy bildet« den Glanzpunkt Als Scholz am 6. Oktober 1857 starb, verlor dies Kleeblatt die Kraft, die nur ursprünglichsten lokalwienerijch zu wirken verstand. BeionderS neben Nestrohs schneidender Ironie war die Harmlosigkeit ScholzrnS unentbehrlich; dcr qneck- silbernen Technik TrrumannS stellte er feine gutmütige Ruhe entgegen. Alle Schärfe und Beweglichkeit fiel Nestrou zn, alles Breite und Behagliche kam aus Scholz. Nestroy mußte sich seinen Erfolg erringen, Scholz hanc scbon gewonnen, wenn er erschien. „Ter Mensch hat eine unaussprech liche Kraft" sagt Costenoble von feinem „lieben Komiker". „Er kann die fadesten Dinge drei- oder viermal wiederholen — sie weiden nie langweilig, im Gegen- teil, er trägt einen und denselben Einfall over eine Bemerkung >o verschirdcn iu allen Tonarten vor, daß die Lachlust immer gesteigert wird." Selbst Raimund, „ein tiefer Denker, der den Ernst deS Lebens in seiner Komik ansstcllr," wie AlextS ihn trefflich kennzeichnet, entschieden der geistig Uebcrlegcne, niußle anfangs bei den Wienern Scholz gegenüber zurückstcbrn. llarl Haffner inachtc Scholz sogar zum Helden eine- DraniaS und eines Dolksromans. Bezeichnend für Scholzen» Stellung zu seinen Kollegen ist sein Ausspruch Nestroys gegen über: „Ich allein bin nickt-, du allein bist auch nibtS, Treuniann allein auch nichts, aber wir drei zusammen sind sehr viel." AlS er vor 50 Jahren starb, verloren die Wiener einen richtigen Urwicner. Dabei stammien seine Elten, an- Norddeutsckland, wie auch sein Name — eigentlich hieß er Plünnecke — ver muten läßt. Ec selbst ist am 28. März 1787 in Brixen geboren, jedoch stimm?» die Angaben nicht überein, denn nach einer anderen Quelle ist er zwei Jahre früher in Innsbruck geboren. Sein starke- Talent protestierte frühzeitig gegen den ihm aufgedrungenen Beruf eine- Kaufmanns. Im Jahre 1812 trat er zum ersten Male auf der Wanderbühne, die seine Mutier leitete, auf »nd gefirl io außerordentlich, daß seine künitige Laufbahn dadurch bestimmt wurde. Bald darauf. 1815, wurde er nach Wien an die Hofburg engagiert. Doch fühlte er bald das Drückend« der vornehmen Atmosphäre: er wird zum „Kasperl", wie fein Vater strafend ausries. Ti« nächsten Jahre wirkte er in Graz. 182» kebrtc ec nach Wien zurück «nd trat am Iosrphslädtischen Theater zuerst in der Rolle de« Klapper! in Meisls „Schwarzer Frau" auf. An dieser Bühne blieb er abgesehen von Gastspielen, bi- zu leinem Tode. Zum letzten Male trat er am 6. Juli 1857 in NistrohS „Gemütlichem Teufel" auf und starb kurze Zeit dar auf am 5. Oktober 1857. Neber die Ursache seines Tode- erzählt man sich, daß eine» schönen Tage» in der Thraterzeitung die Noliz gestanden Hube, der be liebte Komiker Scholz sei leben-gesährlick erkrankt uns man hege sebr wenig Hoffnung für sein Aufkommen. Scholz faß am selben Morgen beim Kaffee, stien plötzlich auf dl« unglückselige Notiz und ließ, starr vor Schrecken, das Blatt fallen.
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