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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.01.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080128024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908012802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908012802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-01
- Tag 1908-01-28
-
Monat
1908-01
-
Jahr
1908
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Meinung gesagt — jedoch vergeblich . . . Bin übrigen» überzeugt, daß (hat sich der Siurm erst gelegt) auch dem jungen Prinzen sein Recht werden wird." Für Fürst Knyphauseu lag die Bermittlerrolle um so bester, al» er bekanntlich nach der Thronbesteigung Wilhelm» II. seinen Frieden mit Preußen gemacht hatte. * Der Trierer Schwerlich. Wir berichteten vor einigen Tagen, daß eine Maßregel der Trierer Regierung in einigen liberalen Blättern al» Nachgiebigkeit gegen das Zentrum getadelt worden. Nunmehr wird aus Trier (27.) gemeldet, daß die Zurücknahm« der früheren Verfügung auf einem Kompromiß beruhe. Die Aushebung de» Schulerlafse» der Trierrr Negierung ist erfolgt, nachdem da» bischöfliche Generalvikariat ungeordnet hatte, daß alle neu ins Amt tretenden Geistlichen ihre Ab- 'icht, in der VolkSichule in Religion zu unterrichten, schriftlich dem Kreisschulinspektor anzeigen sollen. Ausland. * Die KaiseraedurtStagSseier der reich-deutschen Kolonien. In Paris wurde anläßlich des GeburtStageS de» Deutschen Kaisers vor mittags ein Festgottesdienst abaehalten, welchem Fürst Radolin und eine überaus zahlreiche Gemeinde verwohnten. Nachmittag» sand auf der deutschen Botschaft Empfang statt, zu dem gegen 1500 Mitglieder der deutschen Kolonie, insbesondere auch auS vem Gewerbe- und Arbeitcrstande, erschienen waren. Fürst Radolin brachte em ve- geistert ausgcnommenes Hoch auf den Kaiser auS, worauf die Gäste vatriotische Lieder anstimmten. Daraus versammelte sich die deutsche Kolonie unter dem Vorsitz deS Fürsten Radolin zu einem Festmahl im Hotel Continental. Hier brachte der Botschafter einen Trinkspruch auS, in welchem er n. a. an den großartigen Empfang deS Deutschen Kaiser- oaarcs in England und an die so glückliche Annäherung der beiden 'lammverwandten Völker erinnerte. In den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich sei eine langsame aber stetige Besserung wahrzunehmen. Hierzu trügen auch der Präsident der Republik, Fal- lizreS, und keine Berater in dankenswerter Weste bei. Fürst Radolin erhob sein Glas auf das Wohl de» Präsidenten Falliäre» und schloß so- dann mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser, welches begeisterte Zu stimmung fand. — Aus London wird gemeldet: Der König empfing den Grneraladjutanten de» Deutschen Kaiser», Generalleutnant von Löwenseld, der ihm durch den Botschafter Grafen Wolff-Metternich vor- aestellt wurde. Die beiden letzteren nahmen dann an dem Bankett zu Ehren des Geburtstages Kaiser Wilhelms teil. — In entsprechender Weise verliefen die Feiern der reichsdeutschcn Kolonien in Petersburg, Kopenhagen, Brüssel, und auch au» Cetinje wird über eine derartige Feier oerichtet. Allerorten waren die offiziellen Vertreter Deutschlands die Festredner. * Dementi. Die „Pol. Correst»." dementiert die Meldung der ,Bo- hemia", daß der Erzherzog Franz Ferdinand nach seinem Aufenthalt in 2t. Moritz eine Reise nach Italien unternehmen werde. Der Erzherzog wird vielmehr nach Beendigung seiner Kur nach Wien zurückkehren. * Die belgischen Progressiften. AuS Brüste! wird vom 28. d. Mts. elegrapbiert: Der hier tagende Kongreß der Progressiften hat eine Tagesordnung JansonS angenommen, welche sich gegen die Annexion deS Kongo st aate» überhaupt auSspricm und den Vertrag vom ökonomischen, moralischen und politischen Standpunkt aus bedingungslos ablehnt. Das Volk müßte durch Ausschreibung von Neu- wählen hierüber befragt werden . ' Di« türkische FiuanzmifSre. Wie der „Frankfurter Zeitung" aus Saloniki gemeldet wird, verweigern die Armeelieferanten wegen rückständiger Forderungen die Lieferung von Lebensmitteln an die türkischen Truppen. Wegen de» dadurch hervoraerufenen Ausfalles der Fleischrationen, und weil sie seit drei Monaten keine Löhnung erhielten, sind die Truppen sehr erregt. Auch das Militärhospltal ist seit einigen Togen ohne Fleisch. * Terroristische- auS Finnland. An» Helsingfors wird vom 27. gemeldet: Heute nachmittag wurden zwei Stationsbotcn, die vom Güterbahnhof, zwei Geldkisten nach dem Hauptbahnhof brachten, von vier bewaffneten Räubern überfallen. Die Räuber töteten einen Boten, raubten eine Kiste mit 800 und entkamen damit. * Ans der Duma. Aus Petersburg wird vom 28. Januar berichtet: Der Führer der Oktober-Partei, Gutschkow, erklärte, daß die Regierung bisher keinerlei Druck auf die Duma ausgeübt bade, um die Annahme der Flottenvorlage zu bewirken. Hartnäckig erhält sich das Gerücht von einem Rücktritt de» Dumapräsidenten Chomjakow. In Ab» aeordnetenkreisen herrscht große Erbitterung gegen ihn, seit er im Nowoje Wremja'^ sich so unverblümt über die Nichtstuerei der Ab geordneten im besonderen und der Dumakommissionen im allgemeinen ausgesprochen hat. * Ein objektive» spanische« Blatt ist selber mißtrauisch geworden gegen die Marmnachrichten aus Portugal, welche in Spanien ver- breitet wurden. Die „Correspondencia d'Espaüa" sandte infolgedessen eine Vertrauensperson nach Lissabon, um die Wahrheit über die portugiesische Lage festzustellen. Nach den Berichten dieser Person sollen die alarmierenden Berichte falsch und nur auSgesprengt kein, um die Wahlen zu beeinflussen. Da» Land und Lissabon seien nor- m a l. Die am 27. in Madrid angekommenen portugiesischen Blätter ent halten gleichfalls nicht» besondere». * Eine Tempelschinduna hat da» gereizte Verhältnis der ver- chiedengläubigen albanesischen Stämme neuerdings erbittert. Alda- nesstche Katholiken schafften am »weiten Tage des Beiramfestes einen Schwelnskopf in die Moschee zu Priszrend, worüber die Mohammedaner lehr erbittert waren. Sie vermuten in dem katbolischen Bischof von Priszrend den Anstifter und beriefen zum 27. d. Mts. eine Versammlung ein, um gegen den Bischof Stellung zu nehmen. leipziger- und Sächsisch- Ang-l-g-nh-it-n. rv«tt-rb«»tctzt -er ACnigl. SSchf. Land<»-W«tter«vart« zn Vre-den- vorours«»« für deu SS. Juunar 1SS8. Vorwiegend trübe mit Regenfälleu, böige nordwestlich« Winde, milde. * Auszeichnungen. Da» Königliche Ministerium de» Innern hat den nachgeoannten Personen das tragbare Ehrenzeichen für Treu« In der Arbeit ver liehen, nömlich dem seit 1. April 1863 in der Buch- unv Kunstdruckerei von A. Tb. Engelhardt in Leipzig, Sternwartenstraße 12, beschäftigten Schriftsetzer Carl Ferdinand Alexander Essigke in L.-Reuduitz, dem seit 8. Mai 1876 in dem Posamenten- unv Krawalten-Großgrschästr von Richter L Bürcknrr in Leipzig, Rittrrstraße 6, beschäftigten Marlthrlser Ernst Bernhard Külzner in L.-Lindenau, dem leit IS. Dezember 1877 in der Tampsieifenfabrik von Wilh. Pauling L Schrauth in L.-Lindrnau, Luppenstraße 21, beschäftigten Lbrrböttcher Wildelm Hermann Letdnttz in L.-Linbrnau, sowie den seit 11. Juni bez. IS. Juli 18?7 in der Drogengroßbandlung von I. Bernhardt in L-Reudnitz, Consiantinüraste 21, beschäftigten Markthelfer Karl Friedrich Hermann Hubn in ^.-Aeusellerhausen und Heizer Heinrich Gustav Hermann Schäfer in L.- Reudnitz. Ferner hat die Königliche Kreishauptmannschust Leipzig dem seit 8. November 1882 bei der letztgenannten Firma brichästigten Markthelfer Franz Ewald Lang« in Schönefeld eine Belobtaungsurkundr au-gestellt. DI« Aus zeichnungen wurden den Jubtlaren heute in Gegenwart ihrer Arbeitgeber durch Bürgermeister Dr. Dittrich an RatSslelle ausgehändigt * Kaiser» Gebnrt-tag in den Schulen. Der Festaktus in der XU. Bürgerschule war auSaozeichnet durch die Anwesenheit des König!. BezirkSschulinspektorS Schulrat Professor v. Müller. Die Festrede hielt Lehrer Jügner. Er sprach über daS Kaiserwort vom größeren Deutschland. Ein vom Lehrerkollegium und dem Schülerchor vorgetrogeneS „Snlvrm kao roxean" von Hauptmann, geleitet von Or ganist Fest, erhöhte den Eindruck der durch geeignete Deklamationen der Kinder belebte Feier. — In der XI II. Bürgerschule, die ge meinsam mit der 28. Bezirksschule Kaisers Geburtstag feierte, führte Lehrer Sack die Kinder im Geiste durch den Kriegshafen von Kiel und besuchte dabei eins der dort liegenden Kriegsschiffe. Mit großem Interesse nahmen die kleinen Hörer an der interessanten Wan derung teil. — In der V. Höheren Bürgerschule sprach Lehrer Kretzschmar über das Leben deS Allreichskanzlers Fürst Bismarck. — Ein abwechselungsreiches Programm lag der Feier in der 13. Be zirks sch ule zugrunde, wo Lehrer Vogel die Festrede hielt. Er Iprach über die Leipziger Volksschule in früheren Jahrhunderten, ins besondere die Winkelschulen. Deklamationen und patriotische Gesänge der Kinder rahmten di« Festrede ein. — Festredner der 22. Bezirks schule war Lehrer Moritz Winkler. Er behandelte das Leben und Dirken der Königin Luise von Preußen. — Die Feststier der 24. Be zirk S sch ule leitete Choralaesang ein. Nach Verlesung eines bibli schen Abschnittes wurde die Motette „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" gesungen. Dann wechselten Deklamationen und Gesänge patrio tischen Charakters miteinander ab. Tie Festrede hielt Lehrer Rull mann über „die Kolonien des deutschen Tempels in Jerusalem". — Bei der Feier in der 33. Bezirks'chule sprach Lehrer Oskar Bräunlg über „Die deutsche Reichspost". Außer Gedichten und Ge sängen wurde vom Lehrer Carl Beier die D-Dur-Sonate II. Satz von Franz Schubert auf dem Klavier vorgetragen. — In der IV. städ tischen Realschule sprach Zeichenlehrer Sperling über das Thema: „Der Kaiser und das Kunstgewerbe". Auch hier rahmten Ge- käng« und Deklamationen die Festrede ein. * Grohfeuer in der Kntharinenftratze. Heute vormittag brach im Grundstück Katharinenstraße Nr. 27, das der Firma Milow und Gen. in Berlin gehört, Grobfeuer au«. Dort befinden sich im Quergebäude deS zweiten HofeS die Lagerräume der Firma Joh. Nik. Boigt und To. und I. M. Biebl, Hohlglashandlungen. DaS einstöckige HauS, das im Dachstuhl noch drei Geschoße aufweist grenzt auf der Seite nach dem Brühl zu an die Leinwandhalle und auf der anderen Seite der Hainstraße an das Hotel de Pologne. ES dürste mit zu den ältesten Bauwerken Leipzig» gehören; am Hause befindet sich ein Schild mit der Jahreszahl 1632. AuSgebrochen ist da- Feuer jedenfalls im dritten Geschoß de» Dachstuhle», im Lager von Boigt und To. kurz nach 9 Uhr vor mittag». Au dem massenhaft aufgrstapelten Strohmattrial, das zu Ber- packung-zwecken bereit lag, fand es schnell Nahrung und in wenigen Minuten schlugen in dem Hinteren Teil des Gebäudes, der nach der Leinwand- Halle bzw. der Koburger Bierhalle, Brühl 8, zu gelegen ist, die Hellen Flammen meterhoch heraus. Dir sofort alarmierte Feuerwehr traf mit dem ersten und mit dem zweiten Automobil-Löschzug unter persönlicher Leitung des Brand direktor» Bandau an der Feuerstelle ein. Kurze Zeit darauf auch der Zug der 2. (ReuLnitzrr) Feuerwache. Die Bekämpfung der Feuer- wurde von drei Seiten mit vier Strahlrohren in Angriff genommen und zwar waren ein« Schlauchleitung von der Katharinenstrabe, zwei von der Leinwandhalle (Brühl 8) und eine vom Hotel de Pologne auS gelegt. Die Löscharbeiten gestalteten sich äußerst gefahrvoll, da die Zugänge zum Brandherd sehr kompliziert waren. Im ganzen wurden vier Personen verletzt, und zwar die Feuerwehr leute Richter, Bemße, Klein und der Oberfeuerwerker Löwe. Die Verletzungen, die teilweise durch herabstürzende Dachziegel, teil» durch GlaS- waren entstanden, sind glücklicherweise nicht sehr gefährlich. Dank der mit Todesverachtung und Umsicht arbeitenden Feuerwehr konnte der Brand auf seine» Herd beschränkt werden. Ts dürfte» auch die in den Parterreräumen deS brennenden Gebäudes lagernden Warenbestände gerettet worden sein. Di« drei Geschoße de« Dachstuhles sind natürlich vollständig zerstört. In einer an aller Ausstattung, wt« neben vielen Berichten ein Gang in jedes Völkermuseum zeigt. Ebenso wird die Kunst der Bemalung reichlich geübt. Nach der lustigen Seite weisen allerhand mimische Scherze, nach der ernsten gottesdienstliche und heroische Stoffe; bei den Manfen, einem stamme Nordwestsibiriens, steigt bas Drama vom Tiertanz bi- zur raffinierten Ebebruchstragödie hinan. Von der geselligen Dramatik, deren choriscke Herkunft überall mit Händen zu greifen rst, trennt sich die nur dem Gehör und dem Geistes auge gewidmete Epik schon dadurch, daß hier einer ruhend erzählt und kein 5rreis zwar mir Zeichen heiterer oder ernster Teilnahme, doch im wesentlichen schweigsam lauscht. Sie ist daher in der erwähnten Urall- kiinst nicht eingcschlofsen, aber jeder berichtende Satz in einem religiösen Hymnus, einem Preislied, einem Nachruf gibt ihr ein Samenkorn, dem halb lyrische, halb epische Gesänge entsprießen. Während di« Chor» ooesie gebunden sein muß, eignet der Erzählung von vornherein auch ungebundene Rede. Später siebt man die beiden Hemisphären einander chneiden, und solche Mischformen reichen von Hymnen, Balladen, Mär- cken bis zur großen Conte-fable des romanischen Mittelalters. Didak- nkches, als starkes Element in verschiedenen Lirdgattunaen — auch Sprüchen — ausgeprägt, bildet sich weiter. Kosmoaonische Mythen, Wanderung«-. Aynensaaen, Spuk- und Schreckgeschichten erbauen, belehren und dienen der Lust des Gruselns. Tierfabeln, natürlich ohne jede Moral, sind den Naturvölkern lieb. Die weite Märchenwelt schöpft einen Teil ihrer unübersehbaren Motive aus der Phantastik des Traumes. Dürftige Auszüge pflanzen sich neben Handlungsreichen Er- zählungen fort, und Indianer sowohl wie Grönländer bringen es zu epischen Prosagebilden, die es verdienen, Novellen, auch in höherem sinne zu heißen. Heroendichtung ist bei aller Teilnahme des Volkes ihrer Natur nach aristokratisch. Talent aus der einen^ Stolz und Macht ouf der anderen Seite schaffen den Stand, die Ueberlieferung, die Fort bildung. Tie Großeplk kann nur erblühen, wenn Großes erlebt wird. Sie hastet an der größten und entscheidendsten Epoche im Leben eines Volkes: eS ist in den Zusammenhang der Geschichte eingetreten, und die Zeit des bloß natürlich unbewußten Daseins und Zustande« ist vorüber. Vorbei ist aber auch daö eigentliche Heldenalter selbst. Jahrhunderte mögen verstreichen, vis zwar nicht unmittelbar au», doch nach Liedern, oie Mythisches und Geschichtliches verschmelzen, von dem Kunstverstand einzelner Dichter Epen geschaffen und lm Wandel der Zeit abgerundet werden. Die Naturvölker besitzen noch keine Literatur im engeren sinne, sondern nur eine keimkräftige Poesie, die weder den vollen Be- griff des schaffenden Dichters, noch daö große geschloßene Sprachkunst werk kennt. Erst die schriftliche Fassung scheidet Vortrag und Pro duktion, sie erst führt Drama und Erzählung, vollends den späten Prosa roman als do» moderne Epo» an» Ziel der Entwickelung. TieS sind die Grundzüge der -war knappen, aber an neuen Gesichts punkten reichen Darlegungen des berühmten Literarhistorikers. Aus den sonstigen Inhalt de» Bande» können wir trotz seine» fesselnden Charakters hier nicht näher eingehen; es muß der Hinweis darauf ge- nugen, daß wir hier zum ersten Male eine auf streng wissenschaftlicher Grundlage aufgebaute, dabet aber für jeden Gebildeten verständliche, höchst anziehende Gesamtdarstellung de» orientalischen Schrifttums vor unS haben, das wie z. B. das babylonisch-assyrische das israelitische und das indische Werke heroorgebracht hat, die nicht nur vom litera- rischen Standpunkt höchst wertvoll sind, sondern auch die tiefstgreifenden Wirkungen auf die Gestaltung unserer eigenen Welt- und Lebens- anschauung ausgeübt haben. — Wie in den übrigen Bänden der Samm lung ist auch hier jedem einzelnen Beitrag eine kritische Uebcrsicht über die einschlägige Literatur beigegebcn. Von den sonstigen Beiträgen des Bandes sei nur noch die Dar stellung der babylonisch-assyrischen Religion erwähnt, deren Haust» bedeutuna, wie Bezold in feinem Schlußworte hervoryebt, darauf be ruht, daß eine Menge der im Alten Testament mebergelegten religiösen Vorstellungen und mythologischen Motive sich unmittelbar mit baby lonischen berührt, so daß sich erst jetzt ihr Ursprung klar erkewnen läßt. G * Im Münchener Literatur-rozeh gegen Dr. Blei und HanS v. Weber vrrneinten gestern vir Geschworenen nach kaum balbsiündiger Beratung sämtliche srch» Sckuldsragen. Der Staatsanwalt batte in seinem Plädoyer bereits die Frei- iprechung Webers befürwortet, die Anklage gegen Dr. Blei jedoch in vollem Um fange aufrecht erkalten. Dem Antrag der Staatsanwaltschaft aus Elnzteduna der inkriminierten Schriften im objektiven Berfabrrn murre nur für „Fannt Hill' statt gegeben. „Amethyst' und .,LnstwSldchen"wurdien nicht für unzüchtige Schriften erklärt. * Aussterbende Tiere. Immer wieder ertönt die Klage, daß der Mensch dnrch ganz unvernünftige Verfolgung eine Reihe von nützlichen Tieren zu etn»m raschen AuSsterben bringt, unv es sind auch schon einige Maßregeln getroffen worvrn, um dieser Vernichtung Einbalt zu tun. Jmmrrdin genügen die bi-her gttanen Schritte durchaus nicht, und e» ist daber beionver» dankenswert, daß der Herausgeber der Monatsschrift „Zoologist" sich die Müde arnommen bat, ans Grund aller erreichbaren Angaben eine Statistik über bi« Ausrottung der in Betracht kommenden Tiere zufammrnzostellen. Nachdem er verschiedene andere Geschöpfe rrwädnt hat, kommt er in dem setzt erschienenen Echlußteil seines Aufsatzes zunächst ans di« Vernichtung der afrikanischen Antilopen vnd Quagga- zn sprechen, die wegen ibre» Felle» gejagt werden, und dann vor allem aut di« Hekalomben von Elefant««, die im Laufe ver letzten Jahrzehnte der Gewinn- sucht deS Menschen zum Opfer ««fallen sind. In den zwanzig Jahre« von 1856 bis 1876 kamen jährlich tm Durchschallt Ift, Millionen Pfund Slsrnbetn au» Afrika nach Europa, und außerdem wurden 250GB Pfund nach Indien und etwa 150000 nach Amerika auSgrführt. E« läßt sich berechnen, daß zur Lieferung dieser Elsenbelnmaffr ungrtShi kl 000 Elefanten getötet worden sind. Ein neuer BernichtuagSkamvf, der immerhin nicht in diesem Grade Mitleid erwecken wird, ist feit einiger Zeit gegen dir Alligatoren in Florida entbrannt, deren Haut einen Geaensiand von nicht unbeträchtlichem tzandelswert bildet. ES find biSbrr au» Florida 2'/, Millionen Alltgatorenbänt« verkauft worden. In ganz un sinniger Weise bat sich gleichfalls erst in letzter Zeit die Jagd aus Känguruhs und kleinere Beuteltiere tu Australien entwickelt, wahrscheinlich wegen der Schätzung, dir den Kängurnhschwänzen von Feinschmeckern zuteil wird. Ein großen Gefahr befanden sich bei dem Brand« dt« Kind« eine» jüdischen Händler-, die im Nebenhause im Aufgang 0 untergebracht waren. Durch die ungeheure Rauch entwicklung hätten die Kindes wenn sie nicht rechtzeitig voa de» Feuerwehrleuten bemerkt und in Sicherheit gebracht worden wären, ohn« Zweifel ersticken müßen Durch die Lösch- und RäumungSarbeiten haben verschirdeue der muliegeuben Grundstücke gelitten. Der Schaden, den die Firma Boigt L To. erleide^ dürste aus zirka 20000 zu schätzen sein. Heber die EutstrhuogSursache de» BraudeS ist etwa» Sichere» noch nicht bekannt. Der Markthelfer de» Geschäfte», der bald nach dem Brande von der Kriminalpolizei vernommen wurde, gab au, daß er kurz vor dem Ansbrechen des Feuer» mit Licht in deu Lager- räumen gewesen ist. Wie er weiter auSsagt», hat da» Licht in einem Fache gestanden. Ob e- nun umgesallen ist oder ob der Braud auf irgend eine andere Weise entstanden ist, läßt sich nicht sagen. Auf der Brandstätte anwesend waren auch Poltzridirektor Bretschu«td«r und Poltzeihauptmann Zebl. Die Brandstelle war von tausenden von Menschen umlagert. Die Wogen der L-, k« und ?-Linie mußten voa 10 bi» '/,12 Uhr an den Bahnbösen vorbei über den Löhr» Platz geleitet werde«. Di« Räumungs- arbeiten dürsten den ganzen Nachmittag in Anspruch nehmen. * Di« Bauhilfsarbeiter Leipzig» nahmen in einer Versammlung den Jahresbericht ihrer GrschättSlritung entgegen. Danach war die Bautätigkeit im Jahre 1907 eine geringere alS tm Jahre 1906. Der am 1. März 1957 ein- geführte Lobntacif wurde daher mehrsach nicht eingedalteu. Der Stundenlohn schwankte zwischen 35 und 60 Pf., die Zadl der örtlichen BerbandSmitglieder flieg von 8l00 ans 3171 nnd die Kaßenabrechnung balanzierte in Einnahme und Au-gabe mit 104840 ^li Da, wie mttgrteilt wurde, der Bauarbeit, aeberbund den Lohntartf gekündigt hat, so stehen vermutlich schwere Kämpfe bevor. ch Tie Tartfbewegung im Let-zt-er Schnetdergewerbe nimmt an- scheinend einen friedlichen Verlauf. In einer am Montag tm „Volk-Haus" abge- haftenen Gebilsenversammluna wurde berichtet, daß mit Len Tarifdrratungen begonnen worden sei und daß die Arbeitgeber jetzt weit mebr Entgegenkommen zeigten, als bei früheren Bewegungen. TaS endgültige Resultat ist erst in einigen Wochen zu erwarten. Entnehendr Differenzen über einzelne Punkte sollen eventuell durch die Hauptvorslände beseitig! werden. -II- DaS Begießen der Salatpslanzeu während de» Gottesdienstes ist gestattet. Im benachbarten Schkeuditz hatte die Gärtnereidesitze- rin Luise Hal lecke von der dortigen PolizerverwaltunS einen Straf befehl über 8 F erhalten, weil ihr Sohn mit einem Gartnereigehilfen am Vormittag deS 13. Oktober, eines Sonntag», in der Zeit von 9 bis 9^ Uhr während des Hauptgottesdienstes junge Salatpflanzen tn aus- aedeckten Mistbeeten begossen hatte. Das Schkeuditzer Schöffengericht hatte den Einspruch der Gärtnercibesitzerin gegen die Strafverfügung verworfen. Die Strafkammer zu Haue hob dagegen nach längerer Ver handlung die Poliseistrafe auf. Ein Sachverständiger legte dar, es habe sich im fraglichen Falle um eine unumgänglich notwendige Ar- beit gehandelt. In der Oktoberzelt werde die Einwirkung der sonne auf die Beete erst gegen 9 Uhr fühlbar. Dann müßten aber die Mist beete ausgedeckt und lunge Salatpflanzen reichlich anaefeuchtet werden, denn sonst würden sie durch zu starke Wärmeentwicklung leiden und eventuell verdorren. Ter Verteidiger der Angeklagten wies darauf hin, daß der Verband der Handelsgartner Deutschlands schon mehrfach in ähnlichen Fällen obsiegende Erkenntnisse erstritten habe, erst kürzlich eins in München. In der Begründung deS Strafkammerurteils wurde gesagt, es habe im fraglichen Falle eine Notarbeit vorgelegen, die gerade um die betreffende Tageszeit verrichtet werden mußte. * Diebes- und Hehlerbande. Eine ganze Anzahl Einbrecher waren in der letzten Zeit von der Kriminalpolizei in Hast genommen worden. Bei den Erörterungen ergab sich, daß ein großer Teil der gestohlenen Waren von den Dieben an eine 56 Jahre alte Händlerin aus Schmölln nnd an die 47 und 49 Jahre alten Inhaberinnen von zwei Kasfeestuben veräußert worden waren. Diese Personen wurden nun wegen gewerbsmäßiger Hehlerei in Hast genommen. * Rohe Burschen. Am Roßplatz wurde ein Hier wohnhafter Kaufmann, der vorher in einem Tasö daielbst mit einem jungen Mann in Differenzen ge- raten war, von diesem und dessen Begleitern derart mit Stöcken mißhandelt, daß er erhebliche Verletzungen davontrug. Ein Geschäftsführer, der dem Be drängten Beistand leisten wollte, wurde ebenfalls durch einen Stockschlag verletzt. Die Verletzten mußten ärzlichrn Beistand in Anspruch nehmen. Tie Täter wurden zur Rechenschaft gezogen. — Zwischen mehreren Perlenen entstanden in der Langen Straße Stretligkeiten, wöbet ein 30 Jahre alter Kernmacher ans Landsberg so mißhandelt und verletzt wurde, daß er sich in ärztliche Behand lung begeben mußte. Ein 22 Jahre alter Handlnngsgebilfe auS Schliersee und rin gleichalteriger Monteur ans Probstheida wurden alS Täter zur Rechenschaft gezogen. * Aeftgenomuien wurde ein schon mit Zuchthaus vorbestrafter 27 Jahre alter Geschirrführer auS Halle, der einem sungen Manne unter dem Bor geben, ihm Arbeit verschaffen zu wollen, AuswriSpapiere abschwindelte uud außerdem auswärts einen Fahrraddiebstahl verübt hatte. * Fortgelockt -unv bestohlen. Eine in der GutSmuthSstraße wohn hafte Händlerin erhielt eine Postkarte und wurde nach der Eisrnbahnstraße in Neustadt bestellt, wo ihr ein gutes Geschäft in Aussicht gestellt wurde. Als sie sich dahin begeben hatte, drangen Diebe in die Wohnung ein und ent wendeten 1 Winterüberziehrr, 1 Jackettanzug und eine goldene Herrenuhr mir goldener Kette. * IVO Belohnung. In ein Kontor in der Sltsenstraße wurde, wie bereit» berichtet, in der Nacht zum 25. d. M. rinardrochen und daraus 750—800 gestohlen. Auf die Ermittelung und Ueberführung de» Diebes isk eine Belohnung von 100 ausgesetzt. * Gestohlen wurde von einem Wagen in der Kramerstraße ein Paket sriichgkwaichene Wäsche, al- Bettbezüge, Handtücher und Schürzen. Die Wäsche stücke sind teilweise X. L. gezeichnet; von Rollgeschirren während ter Fahrt vom Magdeburger Bahnhof bis zur Magazingaße ein Ballen, gez. L. L. 8ck., enthaltend dunkle Tucke im Werte von 256 und in der § Tbomasiusstraße 1 Kiste mit Putzpomade in Blechbüchsen; aus einer Wohnung in der GraSdorfer Straße eine goldene Tamenuhr Mann in Australien hat sich gerühmt, für sich allein im Verlauf von 18 Monaten auf seinem eigenen Grundbesitz 64 000 Beuteltiere erlegt zu haben, und danach ist eS allerdings wahrscheinlich, daß die Känguruhs nnd ihre ganze Sippe / binnen kurzem ansgerottet sein werden. * Hochschulnachrtchten. Der ordentliche Proseßor und Direktor de' mineraiogiich.petrograpbischen Institut- an der Universität Göttingen, Geh. M Bergrat Dr. Theodor Liebt sch, Hot einen Ruf an die Berliner Universität als Nachfolger von Pros. Klein angenommen. — Dem Privatdozenten für all- gemeine Chemie und Assistenten am organisch-chemischen Laboraiorium der Tech nischen Hochschule zu München, Dr. Georg Rohde, wurde der Titel und Rang eines a. o. Professor- verliehen. — Wie man uns mitteilt, ist in Petersburg am 23. dS. der Orientalist o. Prof. Dr. Viktor Baron Rosen, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, gestorben. Mit ibm hat nicht nur die Petersburger Universität und Rußland einen glänzenden Ver- tret», sondern auch die ganze wissenschaftlich« Welt einen der hervorragendsten Kenner der arabischen Sprache und Geschichte verloren. * Musikchrontk. Eine Berliner Korrespondenz macht die Mitteilung, daß vom Verein der Berliner Musiker über die Komisch« Oper in Berlin eine jM Sperre verhängt worden sei, weil die Direkiion in den vom Verein neu auf- gestellten Taris nickt willig«,. Dieser neue Tarif erhöht die Gagen der Streicher - um 15 monatlich und setzt als Minimalgoge für Konzertmeister, Harfenisten und Solisten 180 fest. Die Direkiion der Komischen Oper will nicht nach - einem Sckema bezahlen, sondern nach der Qualität der einzelnen Kräfte. Jeden falls hat die verhängte Sperre für die Komische Oper kein« praktische Bedeutung. ES haben Verhandlungen stattgrfnnden, die in den meisten Fällen zu einer Ver ständigung führten. Diejenigen Musiker jedoch, die in die Bedingungen der Direktion der Komiichrn Oper nicht willigten, bleiben trotzdem im Orchester verbände, da sie sämtlich bi» zum Herbste Kontrakt haben. — Dir seltsamen ) Vorgänge im Münchener Katm-Orckester, die zn einer zeitweiligen Auf- / löjung und Umgestaltung des OrckesterS geführt haben, ziehen immer weitere M Kreiie. Der Allgemeine deuische Musikerverband hat über die Ausstellung M Luchen 1908, dir bekanntlich den Kontrakt mit dem Kaim-Orchrster löste, und über das Institut des HoftateS Kaim die Sperre verhängt. Inzwischen trifft an- Mannheim die Meldung rin, daß eS Hoirat Kaim gelungen sei, ein Orchester zosammenzustrllen, dem auch Musiker angeboren, die bereits früher im Kaim-Orchrster tätig wor-n. Die infolge deS Streik- aus dem Unternehmen Kaim- auSgefchiedenen sechzig Musiker haben sich »n einer Kapelle vereinigt, die -/ brreilS am kommenden Mittwoch im Hotel » Union" in München unier der Direktion de» Kapellmeister» Lurvoisier einen Beethoven-Abend nnd tag» daran' im Löwenbräokrller unter Leitung des Kapellmeister» Moosmüllrr einen Richard Wagnrr-Abend veranstaltet. Dir beiden Dirigenten sind von ihrer Tätigkeit in der Tondalle her bekannt. * Kleine Chronik. Wie au» Petersburg gemeldet wird, bat die dortige Kaiserliche Aladeime der Wissenschaften ein Telegramm dr» Gouverneurs Kraft D Im Jakutskgrbitt über einen neuen, höchst inttttssanten Mammutsund erhalten. Der Mammutkodavrr ist, fast vollständig erholten, von mgenden Jakuten an der Küste dr» Eismeere» gegenüber den nrusidirischen Jnieln an einer Fluß- M / Mündung entdeckt worden. Di« Akademie hat sofort die nötigen Kredite erbeten und wird in zwei Wochen eine Ervrdttion nusrüsten, um da» Mammut nach Petersburg zu bringen.
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