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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.01.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080128024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908012802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908012802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-01
- Tag 1908-01-28
-
Monat
1908-01
-
Jahr
1908
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VezugS-Prett Abend-Ausgabe L. Anzeigrn-PreiS ,«r L«i»»ta »»» »m«, »mch «Ü«« lrlS« «k d»1 Ha»l -«drachr« «u«a»d» G <»« ««»lMrlich 3 «.. l Sutaad« I (mora«3 »»» ad«dy vtirttl» jährlich <30 M, ««uultch lchü «. Vurch di, »,» ,» »qt«br»i fl mal lägltchj tuirrhald Deutschland« und drr »«urlchä» «kdlooii» »terrrljLhrlich b.S M-, maaaüich l,7S M. autjchl. Post. bcftell,eld, jür Oeftcrretch » L OS tc, Ungarn 3 L ol-rtrliährlich. Farn er in Bei» ,,-a. Däaeiuark. den Donauftaaten, Frank, reich, Italien, Luxemburg, Kleber land«, Norwegen, Kuhland. Schwede», Schwel» und Spanien. I» all« adrige» Staate» nur dlrell durch die chxped- » Bl. erhältlich, «donnement^lanadawi Uugustuävlatz 8, bei unjeren Präger». Filiale», Spediteure» und Annahmestellen, imot» Postämtern und Briefträgern. Pi, eiazeln« Kummer tostet Ich Vfg. «edaktio» an» Lrprbttto», Iohaiutlägag» ü. Telephoa Nr. ldSW, «r. l4SW>, »r. läSSä. NpMcrTaMaü Handelszeitung. Ämlsötatt des Antes und -es Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. für Fnlerai« »ut Leipzig und Umgebung die stgespalten« Peiiizeil« S Pt.. Nnanzielle «nzeigen 30 Pt., «eklamen l M i oon autwtn« M Pt . «-Namen l.'äv M . oomAutlanb hBPt., ftnanz tl«zeigen7!>P>.. stieklamea l.üu M. gnterat« ». Behörden Un amllichen Lei! M Pt. vetlagegedübr d Pb p. lautend exkl Pott- gebühr. Grtchatieanzeigeii an derl>izu<;lei Stelle im Preite erdäht Nadalt nach larit Fefterteilt« Autträz« kännen nicht zurück- gezogeu werbe». Für da« Hrichemen an oellimmtrn läge» und Plagen wird keine Garantie übernommen Anzeigen - Annahme i Nugustueplag bei tämllichen Filialen a. alle» Annonccm Expebilionen de» In. und Aurlanbe». Hauvt - Filiale Skkltn» Fiel Duncker, Perzogl. Baur Hotbuch. Handlung, Lützoiuftrahe IO. (Lelephon Vl, Nr. «XXtz. Nr. 27. Dienstag 28. Januar 1908. 102. Jahrgang. Das wichtigste von, Tage. » Dem römischen „Corriere della Sera" zufolge soll Deutsch land beabsichtigen, eine neue internationale Konferenz zur Lösung der Marokko frage einzubernfen für den Fall, daß Frankreich in Marokko nicht größere Reserve an den Tag legt. (S. Tgssch.) * Die belgischen Progressisten haben die Ableh nung desKongovcrtrages beschlossen. (S. Ausl.) * In der Duma herrscht allgemeine Unzufriedenheit mit dem Präsidenten Chomjakow. (S. Ausl.) * Bei einem Brande, der heute vormittag im Grundstück Katharinen st raße 27 in Leipzig ausbrach, erlitten 4 Feuerwehr leute Verletzungen. (S. Leipz. Angel.) Tagesschau. Die Marokkodebattc in Paris. Trotz der Voraussagungen ist gestern noch kein Ende geworden. Mag die Regierung es gewünscht haben und um so mehr, als Pichon unter tosendem Belfall schloß: Das französische Parlament ist ein zu empfindliches Instrument, um strapaziert werden zu dürfen. Echt französisch. Man hatte am Freitag Delcassö zngcjubelt und jubelte am Montag Pichon zu, als er Delcaffö abführte. Der ästhetische Genuß an glänzenden, dialektisch oder durch ihr Temperament hervorstechenden Reden schlägt alles sachliche Urteil tot. So sicher wie die Niederlage der Regierung am Freitag war, als Delcassö sich niedersetzte, so wahrschein lich war ein Sieg der Rgierung gestern abend, wenn Pichons Rede am Ende der Debatte gekommen wäre. Aber über das Knie durfte der De- batteschluß nicht gebrochen werden. Auch erforderte die Gerechtigkeit Delcasie-, der gestern aus dem Ankläger zum Beklagten wurde, Raum zur Verteidigung zu gewähren. Dann wird der Minister wieder aut- werten müssen. Man darf aus ein interessantes Rededuell für den heutigen Tag rechnen, einen wahren Kitzel für gallische Öhren. Der Ausgang ist völlig ungewiß. Wir lassen hier den Schluß der Rede Pichons folgen. Der Minister endigte nach der dramatischen Szene, als der Beifallsruf zu einer De- monstration gegen den mit verschränkten Armen auf seinem Platze sitzenden ehemaligen Minister ausgewachsen war: Einigen wir uns, indem wir den Platz festhalten, den Frankreich mit seiner großen Allianz und seinen Abkommen erwarb, die es ge schlossen hat. Diese Politik ist an das Schicksal keines Ministeriums gebunden. Wir arbeiteten an der Wiederannäherung an Italien, selbst in Zeiten größter Spannung. Wir glaubten niemals, daß diese Nu- einigkrit von Dauer sein könnte. — Pichon sprach seine hohe Befriedi gung über die französisch-spanische und die französisch-japanische Freund schaft und die Annäherung zwischen England und Rußland und die Freundschaft mit den Bereinigten Staaten aus. Diele Abkommen scheinen gegen niemand gerichtet. Wenn Frankreich an der Kon- sercnz teilnahm, um die höherstehenden Friedens prinzipien zu schützen, wenn es seine Rechte geltend machte, werden wir nicht sagen, daß es sich schwächte. Niemand erhob hier gegen die Algecirasakte Einspruch; das Prinzip wurde mit Einstimmigkeit angenommen. Die Konferenz gab uns eine neue Grund lage für unsere Rechte. Die Regierung wird sich immer be- glückwünschen, in vollem Lichte zu handeln. Das republika nische Frankreich ist größer geworden durch Bündnisse und Freund schaften. Es wird nie etwas von seiner äußeren Politik zu fürchten haben. sAnhaltender Beifall.) — Die Fortsetzung der Beratung wird auf heute vertagt und die Sitzung geschlossen. O Zur marokkanischen Frage sind außerdem folgende Nachrichten ein gelaufen. Aus Madrid, 27. Januar: Senat. Der Minister des Aeußern Allondesalazar teilte mit, daß demnächst ein Rotbuch zur Ver- s^lung gelangen werde. Mehrere,Redner kündigten Interpellationen über Marokko an. Auf Wunsch des Ministers des Aeußern wurde sedoch die Besprechung vertagt, damit sie nicht mit derjenigen in der französischen Kammer zusammenfalle. Ferner wird aus Tanger über die Lage in Fez berichtet: Dort erscheint die Situation fortdauernd kritisch. Omran fährt in seinen Manöver» fort, um ausschließlich als Herr der Situation zu erscheinen. Eine feindliche Bewegung scheint sich gegen Muley Hafid vorzubereiten. Der Gegensatz zwischen den Einwohnern von Fez-Bali, welche Anhänger von Muley Hafid, und denjenigen von Fez-Djedid, welche Anhänger von Abdul Aziz findest im Wachsen. Die Stämme der Umgegend, die fast sämtlich aus der Seite von Abdul Aziz stehen, sind bereit, bei der ersten Feindseligkeit unter einzelnen Quartieren in die Stadt einzukallen und sie zu plündern. Die Diebaldstämme aus der Nachbarschaft von Tanger wollen ihren Kaids die Treue halten und, sobald Abdul Aziz verschwun den sein sollte, aus ihnen einen neuen Sultan in Fez wählen. Allen Beamten an der ganzen Küste ist gedroht worden, wenn sie Muley Hafid nicht zum Sultan proklamierten, würden ihre Häuicr geplündert und ihre Frauen und Kinder als Sklaven verkauft werden. Der Revo lutionsausschuß beabsichtigt, das Eigentum der Anhänger Abdul Aziz' mit besonderen Steuern zu belegen, deren Ertrag dazu dienen loll, eine Mahalla zu bilden und Waffen herzustcllen, sowie alle Maßregeln zu ergreifen, die geeignet sind, der Revolution den Sieg zu sichern. Man befürchtet, daß cs zu neuen Ruhestörungen kommen wird. 8 175. Dem Reichstage hat wieder einmal eine Petition des von Herrn Dr. Magnus Hirschseld zusammengebrachteu „wissenschaftlich-humani tären Komitees" vorgelegen, den 8 175 aufzuheben oder abzuändern. Früher bat man diese Bittschriften mit einer milden Handbcwegung beiseite geschoben, hat hier und da wohl noch mit den „unglücklichen Qpsern" ein leises Mitleid gezeigt. Diesmal — der kürzlich ausge- gebene Kommissionsbericht erweist es — stießen die Petenten auf eine völlige Aenderung der Sinnesart. Nicht bloß, daß man die Eingabe selbst als ungeeignet zur Erörterung im Plenum erklärte, man war so gar der Ansicht, das Gesetz müßte in vielen Stücken verschärft werden. Wo ein Abhängigkeitsverhältnis mißbraucht würde, müßten die Frevler nachdrücklich bestraft werden, und dringend notwendig sei es, die Sol daten stärker als bisher vor Mißbrauch der Dienstgewalt zu schützen. Aber auch das Schutzalter der Jugendlichen, das jetzt nur bis zum 14. Jahre reicht, müßte aus 18 Jahre ausgedehnt werden; ein dahin gehender Antrag des Berichterstatters fand einstimmige Annahme. — Man darf mit Sicherheit voranssetzen, daß auch im Plenum der Gang der Dinge nicht anders sein wird. Die lekren Wochen — und das ist immerhin ein Erfolg der unerfreulichen Prozesse — haben in diesen Stucken doch ausklärend gewirkt. Allzulange war man wie blind an diestr abschüssigen Entwickelung vorüber^e^ritten und hatte nicht ge merkt, wie üppiger von Jahr zu Jahr das abscheuliche Laster sich mehrte, wie in unseren Großstädten nachgerade ganze Ztraßenzüge von den Habitues des § 175 beherrscht wurden; wie die Leute vom dritten Ge- schlecht sich immer zuchtloser gebärdeten und die normal empfindende Mehrheit der Nation geradezu herausfordertcn. Diesem verderblichen Treiben mußte einmal Einhalt geboten werden, sollte der körperliche und seelische Status des Volkes nicht in Gefahr kommen. Es scheint, daß die Reaktion nun angebrochen ist. Zeitweilig sah es so aus, als ob sie auf falsche Wege geleitet werden sollte. Aber der Kommissions bericht über die Petition des Dr. Hirschseld zeigt doch, daß man all mählich erkannt hat, wo die Hand anzulegen ist, und der Prozeß gegen die Hohenau und Lynar wird diese Erkenntnis sicher noch ausbreiten und vertiefen helfen. Einschränkung der Qesscntlichkeit bei Privatklagen. Ter Herausgeber der Zeitschrift „Das Recht" hat sich an eine An zahl namhafter Juristen mit der Frage gewandt: „Empfiehlt sich eine Einschränkung der Oesfcntlichkeit im Privatklageverfahren'?' Von den einstweilen einaelaufenen Antworten möchten wir die des Generalstaats anwalts Dr. Wachler hierhersehen, der schreibt: Im allgemeinen bin ich — außer in dem Verfahren gegen Jugendliche — gegen eine Einschränkung der Leffcntlichkeit, die im Interesse der Allgemeinheit und des Ansehens der 'Rechtspflege nok- wendig ist. Das geeignete Korrektiv gegen ihre Gefahren liegt m. E. in der sachgemäßen Leitung der Verhandlung und in der Diskretion der Presse. Trotzdem neige ich einer solchen Einschränkung im Pr>- vatklageversahren zu, da die Staatsanwaltschaft hier eintretendenfalls bereits das öffentliche Interesse verneint hat, und sich aus der Oeffentlichkeit namentlich in Beleidigungssachcn häufig grobe Miß stände ergeben haben. Die Verhandlung wird ost dazu benutzt, um den Gegner, der Genugtuung sucht, erst reckt öffentlich bloßzustellen, so daß ehrliebende Pcrionen eine gerechtfertigte Scheu empfinden, suh überhaupt in Beleidigungsprozesse einzulassen. Ich btn daher dafür, daß in Privatklagsachen das Gericht auf Antrag einer Prozeßbcteilig- ten ganz oder teilweise die Oeffentlichkeit auszuschließen befugt ist, daß über den Antrag schon vor Beginn der Hauptverhandlung in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, der Beschluß ohne Angabe von Gründen verkündet wird, und die Urteilsverkündung nicht öffentlich erfolgen darf. Auf die Diskretion der Presse wird in diesen Dingen leider niemals Verlaß sein können. Die Presse ist nun einmal kein einheitlicher Liga- nisnius. In ihr kämvfen die verschiedenartigsten Interessen gegenein ander an, und deshalb wird ein illoyaler Prozeßgegner auch immer Mittel und Wege finden, sich der Prelle zu bedienen, wenn er dem Mann, mit dem zusammen er vor Gericht steht, vor der Leffcntlichkeit schaden will. Darum läßt der vom Generalstaatsanwalt vorgcschlagenc Modus sich immerhin noch am ehesten hören. Es werden eben die Interessen der Qeffentlichkcit und die des auf Schutz seines Privatlebens Antragenden vom Gericht gegeneinander abzuwägen sein. Qb dabei dann allemal die reckte Entscheidung getroffen werden wird, ist schwer zu sagen. Sicher aber wäre das Verfahren der heute beliebten Methode vorzu ziehen. bei der in der Form sogenannter Beweisanträgc dem ohnehin Beleidigten Schimpf auf Schimpf zugcfügt werden kann, bis der des Spiels müde ist und resigniert in einen mageren Vergleich willigt. Deutsches Reich. Leipzig, 28. Januar. * Ter Avend des Festtages. Die Berliner Feierlichkeiten fanden dann ibren Abschluß mit einer Galaoper im Opernbause. Das Haus war festlich geschmückt. Anwesend waren der Kaiser, die Kaiserin und zahlreiche Fürstlichkeiten. Zur Aufführung gelangte Boieldieus „Johann von Paris" in neuer Einstudierung. * Tie Konservativen und die ReichSerbschaftSsteurr. Nack den Erkundigungen der „Kreuz-Ztg." walten bei den konservativen Abge ordneten keine grundsätzlichen Bedenken gegen eine Beschränkung ccs Verwanvienerbreckls zugunsten des Reiches ob. Es bandelt sich oa'eei wie aus weiteren Darlegungen der „Kreuz-Zig." hervorgebt, um die Geneigtheit des Schatzsekretärs, nur bestimmten näheren Verwandiscka'ks- gracen das Erbrecht zu erhalten und im Falle des Fehlens solcher Erben sowie eines Testamentes die Hinterlassenschaft an bas Reich übergehen zu lasten. Auch die „Kreuz-Ztg." bekunvet ihr Einverstäncnis mit diesem Gedanken. — Demnach darf die Zustimmung der Konservalivcn zu einem derartigen Ausbau der Reickserbschastssteuer in Aussicht genommce werden. Da von den Regierungen die Erbschaftssteuer bekanntlich nicht zu den direkten Steuern gerechnet wird, scheint auch ihre Zustimmung für jenen Ausbau der Erbschaftssteuer in Rechnung gezogen werden zu können. Auf diesem Wege würde sich den Blockparteien ein Zugang zur Einigung über die Reichssinanzreform austun. * Fürst Knyphause» und die braunschweigische Frage. Die „Han- növeriche Volkszeitung" teilt eine bemerkenswerte Auslassung aus einem Briefe mit, den der jüngst verstorbene Präsident des Herrenhauses, Fürst Knyphausen, am 2l. Dezember vorigen Jahres über die welfische Thonfolge in Braunschweig an einen welfiichen Jugendfreund gerichtet hat. Seine Auslassung lautet: „Was Braun schweig betrifft, so war ich für die bedingte Zulassung des jüngsten Sohnes des Herzogs aus den braunschweigischen Thron; habe darüber auch mit Bülow korrespondiert und dem Kaiser meine Feuilleton. Arbeit bloß um des Gewinnes oder des Lebensunter halts willen ist Pferdearbeit. Riehl. * Vie orientattsehen Literaturen. Von Paul Seliger (Leipzig.) Das große Unternehmen der von Professor Paul Hinncberg herausgegebenen und im Teubnerschen Verlag erscheinenden Enzyklo pädie: „Die Kultur der Gegenwart, ihre Entwicke- lung und ihre Ziele", ein Unternehmen, dem kein Kulturland etwas Aehnliches an die Seite zu stellen hat, schreitet rüstig vorwärts. Vor uns liegt gegenwärtig der siebente Band der ersten Hauptabteilung, dessen Titel lautet: Die orientalischen Literaturen mit Einleitung: Die Anfänge der Literatur und die Literatur der primitiven Völker von Erich Schmidt, A. Erman, C. Bezold, H. Gunkel, Tb. Nöldeke, M. I. de Goeje, R. Pischcl, K. Geldner, P. Horn, F. N. Finck, W. Grube, K. Florenz. 1906 Berlin und Leipzig, Druck und Verlag von B. G. Teubner. flL, 419 S. Preis: in Leinwand gebunden 12 .kl.) Ter Stofs gliedert sich folgendermaßen: Einleitung. Die Anfänge der Lite ratur und die Literatur der primitiven Völker von Erich Schmidt iS. 1—27); I. Die ägnptiscke Literatur von Adolf Erman sT. 28—39). II. Die westasiatischen Literaturen. ^V. Die semitischen Literaturen <S. 40—159). I. Die babylonisch-assyrische Literatur von Carl Bezold fS. 40—50); H. Die israelitische Literatur von Hermann Gunkel sS. 51—102); III. Die aramäische Literatur von Theodor Nöldeke sS. 103 bis 123); IV. Die äthiopische Literatur von Theodor Nöldeke sS. 124 bis 131); V. Die arabische Literatur von Michael Jan de Goeje sS. 132—159). L. Die indo-iranischen Literaturen sS. 160—268); I. Die indische Literatur von Richard Pischcl sS. 160—213); II. Die altpersischc Literatur von Karl Geldner sS. 214—234); III. Die mittelpersische Literatur von Paul Horn sS. 235—241); IV. Die neupersische Literatur von Paul Horn sS. 242—268). 6. Die türkische Literatur von Paul Horn sS. 269—281). 0. Die armenische Literatur von Franz Nicolaus Finck sS. 282—298). L. Die georgische Literatur von Franz Nicolaus Finck. HI. Die ostasiatischen Literaturen sS. 313—401). Die chinesische Literatur von Wilhelm Grube sS. 313—359). 13. Tie japa nische Literatur von Karl Florenz sS. 360—401). Das Register füllt S. 402—419. — Von den in dem Bande vertretenen Namen begegnen uns die von Adolf Erman, Earl Bezold und Karl Florenz auch in Band III. 1 der ersten Hauptabteilung als Verfasser der Beiträge über die ägyptische, die babylonisch-assyrischc Religion und den Shintois mus in Japan. In dem einleitenden Beitrage: „Die Anfänge der Literatur und die Literatur der primitiven Völker" geht Professor Erich Schmidt von dem Worte Michel Montaignes aus, das Herder in der Einleitung zu seinen „Stimmen der Völker in Liedern" anführt: „Die Volkspoesie, ganz Natur, wie sie ist, hat Naivetäten und Reize, durch die sie sich der Hauptschönhcit der künstlich vollkommensten Poesie gleichet", und weist dann darauf hin, wie innig sich Herder „in die junge Menschheit ein dachte und einsühlte und wie genial sein inneres Gehör ihre Natur- spräche ergriff." Unermüdlich predigte Herder der papierenen Stuben weisheit, Lnrik sei nichts Geschriebenes, sondern mündliche „Sage", lebendiger Sang. Auf seiner Spur wurde dann von den Brüdern Schlegel das Wesen der Urpocsie durchdrungen. Friedrich Schlegel sah bei den Wilden das poetische Vermögen durch unwillkürliche Aus brüche der Leidenschaften in gemessenen Worten, Lauten und Sprüngen sich äußern, aus rohen Rhythmen sich forientwickeln und von „gesell schaftlichen Improvisationen" weiter regen. Wilhelm verband aufs engste Poesie, Musik und Tanz und sagte: „In dieser Urkunst lieg! der Keim des ganzen vielästigen Baumes geschlossen." Alle Klügeleien spe kulierender Aesthetiker über die Folge der Gattungen und den natür lichen Vorrang der Epik zerrinnen, wie Erich Schmidt im Anschluß hieran bemerkt, an diesen Leitsätzen wie an 'eder einzelnen Beobachtung in bloßen Dunst. Es muß überhaupt, wie der Verfasser des weiteren ausführt, eine voreilige Gencralisalion vermieden werden, denn abgesehen von aller Unmöglichkeit, den Urmenschen zu beschwören, Hai man auch innerhalb der niederen Horde bei geringer Individualisierung doch mit verschie denen Graden des Temperaments wie der physischen und geistigen Be gabung zu rechnen. Man bat die Stufen auscinanderzuhalten, die einen yalbtierischen Kampf ums Dasein, das Treiben von Jägern und Fischern, die Lebensweise viehbesitzender Nomaden und den ungeheuren Fortschritt des Ackerbaues trennen. Dieser begründet mit dem Wohn sitz erst Familie, Nachbarschaft, Gemcinver'assung danerbar und nährt durch die Hausindustrie künstlerische Triebe der Töpferei, Schnitzerei, Weberei usw. Das Dasein gewinnt Regel, der Brauch Bestand, Schmuck, feierliche traditionelle Wiederkehr, und die nun erst mögliche Fort- Pflanzung jeder Errungenschaft muß auch den Anfängen der Kunst frommen. Einen Teil seiner bei höherer Kuilnr schwindenden Gebärden sprache, seiner Gesüklscntladiingen in Lauten der Lust und Unlust hat der Mensck mit den Tieren aemein. Freude, Lockung, sexuelles Werben, Drohung, Warnuna, Schmerz. Furcht drecken ohne intellektuelle Vor stellungen in Gebärd-"- »nd Stimmreileren hervor und finden im Lacken und Weinen ihren stä lllen Ausdruck, befreiend, lackend. Dazu kommt, daß das Staunen, die Wurzel aller mst Poesie eng verschwisterten Ur- wistensckaft, durch ewiae, immer wiederkehrcnde oder seltene überraschende Welterscheinuncie» auw-reot wird Tvo und Nackt w-ck'-lln; die großen und kleinen Himinelsleuckten, die vielgestaltigen Wolken, Blitz und Donner werden als Lebensäußcrnngen beseelter Wesen oder als solche beseelte Wesen selbst ausgcsaßt. Man sinnt über Keim und Frucht, Sprießen und Vergehen. Stärker als die passive Pflanze nimmt das Tier den Geist des Naturmenschen hin, besonders das überkräftigc, reißende. Erstaunlich ist ferner jenen Naturkindern der erotische Trieb, der Gescklechtsunterschied, der über Mensch und Tier hinaus mit sinn licher Personifikation aus alle Erscheinungen hienieden wie droben cr- strcckl wird und in den mythisch-poetischen Kosmogonie» eine .Haupt rolle spielt. Man betrachtet das werdende Leben, aber auch die feind liche Krankheit und den vernichtenden Tod, der kurzweg als Ende, dann in ein diesseitiges Fortloben an einem anderen Orte, weiter in ein jen- seitiges gefaßt wird. Vorstellungen von Lohn und Strafe regen fick allgemach. Totenkultus eignet den meisten Naturvölkern aus frühen Stuten. Das einfachste ästhetische Element, durch dessen Hinzutritt aus dem rohen Schrei eine wenigstens keimende Kunstform wird, ist der Rhvthmus. Ter Urmensch beobachtet den Rhythmus des Ein- uns Ausatmens, er beobachtet seinen Puls, seinen Herzschlag. Man wird inne, daß der Takt „eins — zwei, eins — zwei den Gang beschwingt, sowohl für den einzelnen wie besonders für mehrere, daß er Kräfte bin det und fördert und gar im kriegerischen Ansturm der Gemeinschaft als ethischer Kitt diem. Die „Mühlradsprache" hat mit dem Volkslieder- sänger und dem Romantiker auch I. Grimm belauscht. Uederall singen einzelne oder gesellige Arbeiter vor sich hin oder im Ehor — kurz, Schillers Mcistcrsprnch: „Wenn gute Reden sie begleiten, bann fließt die Arbeit munter fort" gilt viel zweifelloser vom Gesang, der sich auä Takrlauten entwickelt. Tie älteste Poesie ist choriiche Urpoesie, die Laut und Tanz ver einigt. Tie Urmusik erschallt rhythmisch, nicht melodisch, denn zur ein fachen Gliederung der Tonintervalle tritt noch kein gualitativer Ton wechsel, sondern es bleibt vorerst bei einem kräftig gestampften und dazu mit lauter Stimme ohne sichere Tonhöhe stoßweise markierten Takt. Ten Anfang macht natürlich bloße Vokalmusik; erst später kommen Lärm- Instrumente dazu. Sehr früh löst sich auch der Sondcrvorlrag vom Mallenausbruch ab. Einer schreit zuerst, einer singt und springt zuerst, die Menge macht cS ihm nach, entweder treulich oder indem sic bei un artikulierten Refrains, bei einzelnen Worten, bei wledcrkehrenden Sätzen verharrt. Nachdem nun der Verfasser die Urformen (Srilsigurcn) der Poesie (Häufung desselben Lautes, Wortes, Satzes, Parallelismns, Anaphora, Epiphora, Refrain) und die Urgattungcn der Poesie (Gebet, Rätsel, Kosmoaonie, Ackerlied, Sexuallicd. Tierpocsie, Frauen- und Kinderdich- tnng, Arbeitslied, Kamvi- und RuhmcSlicder, Lieder zur Totenfeier, Satire) kurz behandelt hat. wirst er noch einen raschen „Ausblick" auf das Drama und ans das Epos. Sckon Uhland.hatte betont, daß „in der Poesie erst dcr ungeteilte Baum erwächst, ehe er sich in leine Aeste spaltet". Auch Zckmidt be hauptet das Dasein einer Urallkunst, die Laut und GestuS nach dem Ehortakt manniatack reat und Gelang (Geschrei), Tan;, Instrumental begleitung umfaßt, aus der Malle sehr früh den Solisten absondert, also Einzelkräfte. Komparserie, Lrchester und Publikuni scheidet und als Sinatanz, Pantomime, Ballet», Elemente des Dramas, die Oper ein geschlossen enthält. Schon auf sehr primitiven Stufen fehlt eS nicht
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