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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.02.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080207020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908020702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908020702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-02
- Tag 1908-02-07
-
Monat
1908-02
-
Jahr
1908
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Lezugt-Prei» Abend-Ausgabe v. Lazeiqe» Preis Ntr r«»»«, «»» »««1 »«q w-t« krt-rr «» «»« -a«, ^tracht« SutgLd« » tmörg,»« -Ä idmd«) »Ircttl- jahrlr- 4.L0 M„ »o»«N<t »LV M. Durch dt« Doit ,» dq«ebr»> <2 mal ltgllch) inxrrtzald Deutschland» uad d« »«urichr» »aloniea vt-rttljahrlich 5,2b M. monatlich l.7L Di. »usichr Polt» lxstellg-ld, lür OrSerreich » L S6 i», Ungarn 8 L oienülLhrlich fferner la Bel» giea, Dänemark. den DonauÜaalen, graut» reich, Italteir Luremdura. «,-derland«, Norwegen, Sudland tzchmevea. Schwelg und Svame» I» alle» llbriaen Staate» nur direkt darrt dt» Erved^ » SI «rlltltlich. kldoan»ment<4lmladm,> L»gak»<olatz 8, do unlrre» Träger». gtllale». Svedlteure» uad klaaadmeveäen, touxe Vakämlera uad SrieNräg-r» Dla «tngeln, Kummer kalte« IS Vf>» kedakkto» »»» «rvedtkta», IadMUtXgalle 8» Telepin, Rr. 14622. «r. l4WZ, kr. 14884, rWMrTMblaü Haudelszeitung. Amtsblatt des Nates und -es Nolizeiarrrtes der Stadt Leipzig. li» Aal«»««» r»4 ,»» llmuedun, die S«lvalM»a B«r<rgriI« 25 Bl., llaa agiell« Bagri-e» M> W.. Kella»»» 1 B».; »»» autwLrts D M-, keName» l.20 Bk.; NomkluelaatbOBl.. stoan^. Inge>grn7LBl.. Reklame» llv lk. I-I-eak,,. Beb»»«, lm amtliche» Dell 40 Bl. Verlag«, «düdr dvt ». Daul«»» «rkl Boll. -elTÜHr ArlchLli4ang»igm> «» devoijugirr Stell« im Breil« «rdäht. kadaN nach Daul. Fifterieilm lulrrto« llaaea alchi zurück- ß«V>gea werd«» Aür »a« ltrlche>nen «n beftlmmm» lag«, ,n» Blttze» wir» ker« Gar»»»«» üderaomm«». kng«igen.kln»adi»-i Bugullulplatz 8z bet limtlich«» Filialen u. allen Annoncen, Lrpedltioiiea da» Ja» and Auklondes. H«»pt -BUta1« lSrrlt» > Dari Daackir, Der;«,! >va,r. Hofduch- Handlung. Lubowftrab« 10. Lleleptzoa VI. Ke. 4602). Nr. 37. Freitag 7. Februar 1908. 182. Jahrgang. Das wichtigste von, Tage. * Auf Wunsch des Reichskanzlers wird, nach einem Ber liner Privattelegramm, Frhr. v. Stengel einstweilen die laufenden Verwaltungsgeschäfte des Rcich-Zschatzomtes fortsühren. Er wird sich aber nicht mehr an den Arbeiten des Reichstags und des Bundesrats beteiligen. Es ist für ibn bisher kein Nach- folger gefunden. Dernbura sowie der Direktor der Darmstädter Ban? Alitzing lehnten das StaatSftkretariat im Reichsschatz amt ab. * Prinz Ernst bat als Herzog Ernst II d,c Regierung des Herzogtums Sachsen-Altenburg angetretcn. sS. Art.) * Das Reichsgericht wird künftig den Ausschluß der O e s s e n t l i ch k e i t bei Hochverratsvrozesien noch schärfer durch führen. sS. Dischs. R > - Bor dem vereinigten zweiten und dritten Strafsenat des Reichs gerichts findet heute unter Ausschluß der Öffentlichkeit eine Ver- Handlung wegen Verrats militärischer Geheimnisse gegen drei Angeklagte statt. sS. Ber.) * Im englischen Obcrhausc gelangte der englisch russische Asic nvertrag zur Erörterung, besonders die per- fische Frage. Das Unterhaus hat die Adresse angenommen. IS. Ausl.) von Herzog Ernst Sachsen-Altenburg *j» Im Schlosse zu Altenburg, das sich inmitten der Stadt aus einem Porphyrseljen zu mächtiger Höhe erhebt und seit fast tausend Jahren einen majestätischen Fürstenfitz darslellt, ist Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg beute früh 1 Uhr lin Alter von 81 Jahren nach kurzem Leidenskampfc verschieden. Unter den 23 gekrönten Häuptern, die gegenwärtig Deutschlands Geschicke leiten, ist uur Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen um wenige Monate älter, aber eine fast 35jährige Regicrungszcit Hal außer Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg keiner hinter sich. Und wenn auch wieder einmal einem deutschen Fürsten eine gleich lange Re- gierunpszeit vergönnt sein sollte, so wird sie dock schwerlich so reich iein an geschichtlichen Ereignissen bedeutendster Art, wie sie sich zu getragen haben in dem Zeiträume, da Herzog Ernst auf der Warte seines Landes srand. Ist doch dieser Zeitraum schon deshalb ohnegleichen, weil :n ihn die Geburtsstundc des neuen Deutschen Reiches fiel, an dessen Wiege Herzog Ernst gestanden hat. Ja, er hat es auch tapfer und treu mit aus der Feuertaufe gehoben. An der Seite des Großherzogs Fried rich Franz von Mecklenburg-Schwerin machte er den Feldzug von 1870/71 gegen Frankreich mit und nahm alle Strapazen und Mühsale auf sich, die der Krieg im Gefolge bat. Anfänglich stand er mit dem Großherzoa, mit dem ibn von Jugend auf innige Freundschaft verband, an dem Gestade der Nordsee auf der Wacht, um nötigenfalls die Landung feindlicher Truppen zu verhindern. Als aber ein Ueberfall an der Waterkant nicht mehr zu befürchten war, rückten die beiden deutschen Fürsten ebenfalls in Feindesland ein. Auch Herzog Ernst verdiente sich, indem er Toul und Soissons erfolg reich mit belagerte, das Eiserne Kreuz, das seitdem des Fürsten Brust an erster Stelle schmückte. In der Schlacht bei Loigny-Poupry verharrte er unerschrockenen Mutes längere Zeit im Granatfeuer. Nicht weit von ihm schlugen die Granaten in die Truppen ein und rissen viele Leute nieder oder verwundeten sie schwer. Auch in Orleans konnte er unter den siegreichen Scharen mit einziehen, und schließlich war er noch Zeuge, wie in dreitägiger offener Feldschlacht die gegen die französische Süd armee abgesandren Truppen bei Beaugency-Cravant mit einem zwei- b:s dreimal so mächtigen Feinde rangen und ihn mit zäher Tapferkeit und Todesverachtung bezwangen . Von dem Schlachtfclde meldete Herzog Ernst auch sein Einverständ nis mit dem Plane des Königs Ludwig von Bayern, der die Wiederauf, richtung des Deutschen Kaiserreichs wollte, und nahm im Spiegelsaalc des Versailler Schlosses an der feierlichen Proklamation des neuen Kaiserreichs teil Schon vor dem Kriege gegen das französische Reich hatte Herzog Ernst sich für die Einigung der deutschen Stämme zu einem Volte ausgesprochen. Am deutlichsten hat er dieser Hoffnung Ausdruck verliehen in dem Aufrufe an die Altenburger vom 31. Juli 1870; denn da heißt es: ,Hat auf fränkische Bedrohung Deutschland in nie gekannter Einmütigkeit sich erhoben, so wird mit Gottes Hilfe als Frucht aus diesem Kampfe Deutschlands Einigung hervorgehen, damit ihm endlich in Europa die Stellung zuteil werde, welche es im Interesse dauernden Friedens einzunehmen berufen ist." Im Kriege 1866 wurde der vom Herzog empfohlene Austritt aus dem bisherigen sDeutschen) Bunde endgültig beschlossen. Das alten- burgische Kontingent wurde alsbald zur Verfügung des Königs von Preußen gestellt, dabei aber zugleich ein Wunsch des Herzogs übermittelt, Ker dahin ging, daß „das eltenburgische Kontingent so lange, als nicht der Drang der Kricgsereignisse noch beiderseitiger lleberzeugung und Erklärung ein anderes erheische, verschont bleiben sollte, mit den Truppen der zurzeit dem Herzoge nock verbündeten Souveräne in direkten Komps ,u geraten". Hierzu erklärte Bismarck am 22. Juni sein Einver- üöndnis, und die Altenburger Truppen rückten drei Tage später aus ihrer Garnison, um B> iol>,>-nn.-.mannickastcn der Festung Erfurt zu werden. Wiewohl damals die Gefahr bestand, daß Herzog Ernst auf seinem nach Gliben so Wei: vorgeschobenen Posten von den Bayern bedroht werden könnte, folgte er dock nickt dem Rote eines preußischen Generals, sich hinter die Mauern der Festung Magdeburg in Sicherheit zu bringen, sondern erklärte mit aller Entschiedenheit, er werde in den Tagen der Gefahr sein Land und seine Landeskinder unter keinen Umständen verlassen. Mit Leib und Seele ist Herzog Ernst ;n jeder Zeit Soldat gewesen und ist es geblieben bis zu seinem Tode. Noch am 28. September des vorigen Jahres konnte er sein 60jäbriges Preußisches Militärdienst- lubilöum begehen. Bei dieser Gelegenheit wurde er durch ein kaiserliches Handschreiben zum Generaloberst ernannt. Seitdem wurde aus An ordnung des Königs von Sackssen Herzog Ernst auch in der sächsischen Armee als Generaloberst geführt. Seine militärische Lanfbabn hatte bereits am l7. August 1815 be gonnen; denn an diesem Tage war er als Prinz Ernst in die 2. Kom panie des Sachsen-Altenburqischen Infanterieregiments eingetreten. Später war Breslau keine Garnison, wo er Offizier der schlesischen Jäger war. und schließlich trat er in die Leibkomvanie des 1. Garderegimcnts zu Fuß in Potsdam ein, wo er 1852 zum Hauptmann, 1853 zum Major befördert wurde. Dann riefen ihn höhere Pflichten nach Altenburg. Nicht nur der Umstand, daß er sich am 28. April 1853 mit der Prin zessin Agnes von Anhalt vermählt hatte. Der Gesundheitszustand 'eines Vaters, des Herzogs Georg, ließ schlimme Befürchtungen auf kommen und machte die Anwesenheit des Erbprinzen Ernst in Altenburg notwendig Schon am 28. Mai wurde er mit der Leitung der Reaieruna betraut, und am 3. August folgte er seinem im Alter von 57 Jahren verstorbenen Vater in der Regierung. Eine rastlose Tätigkeit begann nunmehr für den lugendlicken Herrscher. Seinem in dem landesherrlichen Patente rom 3. August 1833 ausgesprochenen Entjchlusse, daß er die Regierung treu und gewissen haft und im Einklänge mit den für das Herzogtum Sachsen-Altenburg geltenden Grundgesetzen führen wolle, ist er bis zum Tode treu geblieben, und dem Lande ist daraus reicher Segen erwachsen. Wie Herzog Ernst bestrebl acweien ist, das Gedeihen der Bcoölke- rung in Stadt und Land zn fördern, davon zeugt eine große Zahl von Gesetzen, die sich zunächst aus die Rechtspflege erstreckten, dann aber auch die Stenerverhältnissc regelten, wodurch sich der Staatshaus- halt so günstig gestaltete, wie ihn kaum ein anderes Land auszuweisen hat. Denn bis heute weiß das Herzogtum Sachsen-Altenburg nichts von Schulden, sondern verfügt noch über mehrere Millionen Barvermögen, ganz abgesehen von dem Reichtum an Grundstücken und Staatsgebäuden. Wie aber mit dem Staatsvermögen auch der Wohlstand der ganzen Be völkerung gewachsen ist, erkennt man daraus, daß das durchschnittliche Jahreseinkommen des einzelnen Staatsbürgers im Lause eines halben Jahrhunderts sich etwa verdreifacht Hal und daß das in den Spar- lassen des Herzogtums niedergelcgte Vermögen ganz gewaltig in die .Höhe gegangen ist. Aber auch die idealen Güter eines Volkes sind im Herzogtum Sachsen-Altenburg nickt außer acht gelassen worden Kunst und Wissen- sckaft haben in Herzog Ernst stets einen eifrigen Förderer gefunden. Wieviel Bauten sind doch während seiner Regierung entstanden' Von dem einfachen Kirchlein an. das mit Staatshilfe in dieser oder jener Dorfgemeinde errichtet wurde, bis zum Prachtbau des Hummelshainer Schlosses, das sich Herzog Ernst in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erbauen ließ. Millionen bat der Herzog aufgewcndet. um im Altenburger Hoftheater für die Bevölkerung aii§ Stadt und Land eine Stätte zu schaffen, an der man sich nach des Tages schwerer Arbeit erbauen kann an den Meisterwerken der Dichter und Tonsetzer. Die Herzogliche Landesbibliothek, die dem Geringsten c-benso zugänglich ist wie dem Vornehmsten, sorgt dafür, daß das, was große Geister gedacht und niedcrgcschrieben haben, seinen Weg mitten ins Volk hinein nehmen kann. Besondere Fürsorge widmete Herzog Ernst auch jederzeit der alum water ckeuciisis. Trotz der bescheidenen Mittel, die den beteiligten vier thüringischen Staaten zur Verfügung stehen, ist doch nichts ver- säumt worden, um die Hochschule zu Jena aus der Höhe z.: halten. Mit dem Rektor Magnifizentissimus der genannten Universität war Herzog Ernst immer in treuer Freundschaft verbunden und hat im Verein mit ihm gar manche Schwierigkeit zn heben oder zu beseitigen gewußt, wenn sie sich der Entwicklung der Hockschule hemmend in den Weg schob. Im Herzogtum Sachsen-Altenburg selbst sind die höheren Lchr- anstaltea während Herzog Ernsts RegierungsKett nicht nur ver- mehrt, sondern auch nach jeder Hinsicht vorteilhaft ausgebaut worden Upd damit auch die unteren Schichten der Bevölkerung nicht zu kurz kommen, ist'dem durch Jahrhunderte hindurch vernachlässigten Volks schulwesen eine Sorgfalt gewidmet worden, wie man sie seit Herzog Ernst des Frommen Zeit nicht wieder verspürt hatte. Erzeugnisse von bildenden Künstlern haben im Landesmuseum einen Platz gefunden, von dem aus sie zu jedem, der ihre Sprache versteht, vernehmlich reden und das Ihre beitragen zur Verfeinerung des künst lerischen Geschmacks wie zur Veredelung ästhetischen Gefühls. In Ver bindung mit dem Museum stehen eine Kumtbibliothek und eine Kunst schule, die gleiche Ziele verfolgen. Tie alljährlich in Altenburg statt- findenden Kunstausstellungen verdanken ihr Fortbestehen in nicht ge ringem Grade der Unterstützung, die ihnen Herzog Ernst zuteil werden ließ. In der Hofkapelle ist eine Vereinigung von Musikern gebildet worden, deren Leistungen hohen künstlerischen Ansprüchen genügen. Duldsam gegen Andersgläubige, ist Herzog Ernst stets mit lleber- zcugungstreue eingetreten für den Glauben seiner Väter und hat den kirchlichen Interessen seiner Untertanen weitgehende Förderung an gedeihen lassen. Sein tief im Herzen wurzelnder Wohltätigkeitssinn tst auch betätigt worden durch Errichtung von Anstalten, die bestimmt sind zur Aufnahme von Armen und Pranken. In svlck edlem Streben ist Herzog Ernst allezeit unterstützt worden von seiner hochherzigen Gemahlin, mit deren im Jahre 1897 erfolgten Tode ihm die schwerste Wunde geschlagen wurde. Leider war das Hinscheiden der treuen Lebensgefährtin nicht die letzte Prüfung, die Herzog Ernst getroffen; denn nach kurzer Frist folgte der Herzogin Agnes die einzige Tochter, die der Ehe des Herzogs entivrossen ist: die Gemahlin des Prinzen Albrecht von Preußen, im Tode nach. Auch sein Schwiegersohn selbst, der varmalige Regent von Braunschweig, wurde ihm durch den Tod entrissen, sowie zu letzt im Mai des vorigen Jahres sein einziger Bruder Prinz Moritz von Sachsen-Altenburg, so daß die Zahl lieber Anverwandter, die der Herzog ins Grab sinken sah, groß ist. So wurde es immer'stiller und ein samer um den greisen Fürsten, und oft traten als ernste Mahnungen, daß auch ihm die letzte Stunde schlagen werde, Gefährnisse schlimmster Art an ihn heran. So sei an den Schenkelhalsbruch, den der greise Herzog im fernen Badeorte erlitt, an die schwere Lungenkrankhcit, die ihn in Berlin überfiel, und an die Staroperation, der er sich unterziehen mnßte, erinnert. Aber gerade im Unglück hat Herzog Emst erfahren, wie seine Landeskinder mit ihm gefühlt und gelitten haben. In Ost und West, in Stadt und Land erweckte die Kunde von den schweren Heimsuchungen stets die allgemeinste Teilnahme. Noch in der jüngsten Zeit wurden die Krankheitsberichte von arm und reich, von alt und jung mit banger Sorge erwartet, und die Frage: Wie wird's enden? lies von Mund zu Munde. Nun hat der unerbittliche Tod die Antwort gegeben. Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg, ein edler Sproß vom Stamme Wettin, ist versammelt zu seinen Vätern, und sein einziger Neffe, der Sohn des erst im Mai verstorbenen Prinzen Moritz, wird nun als Herzog Ernst II. die Geschicke des reichgesegneten und schönen alten- vurgischen Landes leiten. Herzog Vrnst H. Altenburg. 7. Februar. sPrivattelegramm.s Der neue Thronfolger heißt gleichfalls Ernst. Er wurde am 31. August 1871 geboren. Seine Jugendzeit verlebte er in Altenburg. Im Sommer hielt er sich mit seinen Eltern meist in Altenstein und Liebenstein in Thüringen aus. Don 1884 bis 1887 besuchte der Prinz das Vikthumsche Gymnasium in Dresden, wo er zum Verkehr am königlichen Hof zngezogcn wurde. 1887 begab er sich nach Altenberg, um das dortige Gymnasium zu absolvieren. Er trat dann zum Militär über. 1889 bezog er die Universität Lausanne und studierte später noch in Jena und Heidelberg, wo er den Taro-Borussen bcitrat 11892—93>. Dann wurde er zu einer Hebung nach der Kriegsschule kommandiert und legte 1894 sein Ossizierseramen in Berlin ab. Leider ereignete fick bald nachdem er das Examen bestanden hatte, ein schwerer Unfall. Der Prinz kam aus der Reitbahn bei einem Sprung über eine Hürde zu Fall und erlitt' eine Verrenkung des Hüftgelenkes. Am 22. Mai 1896 lernte er bei dem 25jährigen Re- gimentsjubiläum in Dessau die Prinzessin Adelheid von Schaumburg- Lippe kennen, mit der er sich im nächsten Jahre verlobte. In demselben Jahre wurde er zum Hauptmann » I» ->uit« des 151. Regiments de- fördert Er trat dann bei der Königlichen Regierung in Potsdam ein, um die Verwaltungsgeschäste kennen zu lernen Diele praktischen Studien vollendete er bei dem LandratSamt in Rathenow. Sein Lieb lingsstudium ist die Astronomie, über die er verschiedentlich Vor träge gehalten hat. 1897 unternahm Prinz Ernst eine große Rcise^ dir noch Belgien, Frankreich, Spanien, Aegypten, Palästina, der Türkei und Oesterreich-Ungarn führte. Die Pochzeit sand am 17. Februar 1898 in Altenburg statt. 1904 wurde er zur Flotte kommandiert und machte die Hebungen aus S. M. S. „Kaiser Friedrich III." in der Nord- see mit. Hieraus wurde er a In suite des 1. Seebataillons gestellt und trat so als erster deutscher Fürst in Beziehungen zur Marineinfanterie. Jetzt ist er Oberstleutnant beim 1. Gardereziment zu Fuß in Berlin. Der Ehe des jetzigen Herzogs sind vier Kinder entsprossen, Prin zessin Charlotte, geb. j899, Prinz Georg Moritz, geb. 1896, Prinzessin Elisabeth, geb. 1906 und Prinz Friedrich Ernst, geb. 1905. * Die Proklamation des Herzogs. Der neue Herzog hat, wie uns ein Privattelegramm aus Altenburg meldet, folgende Proklamation erlassen. Nach Gottes unerforschlickem Ratschluß ist unser vielgeliebter Herr Oheim, der durchlauchtigste Herr und Fürst Ernst Herzog von Sachsen- Altenburg zu unserm tiefsten Schmerz nach einer mehr als 50 Jahre durch Gerechtigkeit und Milde ausgezeichneten Regierung aus seinem von Gott reich gesegneten Leben abberusen worden. Unser zu seiner Nachfolge berufene Perr Vater, Seine Hoheit der Prinz Moritz von Sachsen-Altenburg, Herzog zu Sachsen, ist zu unserer tiefen Betrübnis dohingeschieden, vor der Zeit, da er seinen hohen Sinn und sein edles Streben voll in den Dienst des Landes stellen konnte. Wir empfinden dieses um so schmerzlicher, als wir durchdrungen sind von der lieber- zeugung, daß die Regierung unseres Herrn Vaters unserem Herzogtum zum Wohle und Segen gereicht haben würde. Somit ist zufolge des in unserem herzoglichen Hause geltenden Erbsolgerechtes die Regierung des Herzogtums Sachsen-Altenburg auf uns übergegangen, und so erklären wir hierdurch den Antritt dieser Regierung. Wir sind entschlossen, unsere Regierung treu und gewissenhaft im Einklang mit dem für das Herzogtum geltenden Gesetz, insbesondere dem Grundgesetz, zu führen und all unseren Willen, all unsere Kraft dafür einzusetzen, um deS Landes Wohlfahrt und Glück zu fördern. Möge uns das in treuer, gemeinsamer Arbeit mit den -mr Mitwirkung berufenen und in vollem gegenseitigen Vertrauen mit allen unseren Untertanen mit dem Segen des Höchsten ge lingen. Wir bestätigen hierdurch alle von unserem Herrn Oheim er- nannten Beamten. Geistlichen, Lehrer und sonstigen Angestellten in ihren Acmtern und erwarten von ihnen pflichtmäßigen Gehorsam und unverbrüchliche Treue. 'Desgleichen erwarten wir von allen Untertanen und Einwohnern des Herzogtums, daß sie uns, also dem rechtmäßigen, angestammten Landesherrn, die schuldige Treue und Gehorsam willig leisten werden und vertrauen, daß sie die unserem hochseltgen Herrn Oheim bewiesene Liebe und Anhänglichkeic auf unS übertragen werden, wogegen ihr Bestes auf jede Weise zu fördern und eine auf Gerechtig- keit, Liebe und Wohlwollen gestützte Regierung zu führen, unser ernstes Bestreben und unsere innigste Pflicht sein wird. > : ' < Gegeben zu Altenburg, am 7. Februar 1908. . , Ernst Herzog zu Sachsen-Altenburg gez. v. BorrirS, Gerber, v. Hardenberg Deutscher Reich. Leipzig, 7. Februar Z Ausschluß der Oeffentlichkeit bei Hochverrat-Prozessen. Bor einiger Zeit schon wiesen wir daraus hin, daß vor dem Reichsgericht bei der Behandlung von Prozessen wegen Hochverrats, Landesverrats und Verrats militärischer Geheimnisse wesentliche Aenderungen eintreten würden, soweit es sich darum handele, die Verhandlungen mehr oder weniger vor der Oeffentlichkeit zu führen. Das ist eingetroffen. Von jetzt an werde alle derartigen Prozesse unter strengstem Ausschluß der Oeffentlichkeit geführt werden. An den maßgebenden Stellen ist man der Ansicht, daß bisher zu viel über solche Verhandlungen in die Oeffent lichkeit hineingetragen worden ist, ganz besonders durch die Zeitungs berichte. Man befürchtet, daß aus den Berichten entnommen werden könnte, wo und wie man mit der Spionage Geld verdient, wohin man sich zu wenden hat, für welche Sachen sich die Agenten der ausländischen Regierungen interessieren und so weiter. Diesen Gefahren will das Reichsgericht nun für die Zukunft dadurch vorbeugen, daß das Prinzip der Nichtösfentlichkeit der Verhandlungen strengt durchgeführt werden soll. * * Die Polcuvorlage im Herreuhause. Der „Franks. Ztg " wird ouS Berlin gemeldet- lieber die gestrige Kommisswnssttzung im Herrcnbause über die Polenvorlage, die vertraulich war, erfährt man ans parlamen tarischen Kressen, daß in dieser Gencraldiskussion ähnlich wie bei der Beratung im Plenum des Herrenhauses, wenn nicht noch stärker, die grundsätzlichen Bedenken gegen die Enteignung zum Ausdruck gekommen find, und daß ernstlich und sachlich die ganze Polsnpolitik besprochen wurde. Man weiß auch, daß Llbänderungsanlräge zu dem Enteignungs. gesetz eingebracht werden, deren Tendenz wohl dahin gebt, einmal ererbten Grundbesitz von der Enteignung auszunehmen, und diese Anträge er- scheinen nicht aussichtslos. Wenn auch schließlich nach der Entscheidung der Kommission und nicht minder nach der des Plenums selbst eine sichere Voraussage unmöglich ist, so gilt es doch für wahrscheinlich, daß das Gesetz vom Herrenhaus abgeändert wird, daß es asso noch einmal an das Abgeordnetenhaus zurückgehen wird. * Die neuen preußischen Lehrergehälter. Wie der „Kölnischen Volks zeitung" versichert wird, sind in der bereits sertiggestellten Lehrerbciol» dunosvorlagc folgende Gehaltssätze vorgesehen: für Lehrer auf dem Lande 1350 .<l Grundgehalt und 150 Älterszulagen, für Lehrer in mittleren Städten 1500 Grundgehalt und 200 ^1 Alterszulagen, für Lehrer in Großstädten 1650 Grundgehalt und 250 Alterszulagen. * Zor Einignng des Liberalismus. Der Verein der freisinnigen Volkspartei und der liberale Verein in Hamburg beschlossen gestern abend in einer Versammlung die Gründung eines Hamburger Verbände? der vereinigten Liberalen mit dem Zweck der Sammlung aller libe ralen Bestrebungen im Hamburger Staat auf politischem, wirtschaft lichem und kulturellem Gebiet zum gemeinsamen Vorgehen und besonder- zur Einwitkung ans öffentliche Wahlen im liberalen Sinne. ' Die Fortschritte des 8 - Uhr - Ladenschlüsse- bis Ende 1997. Von der Möglichkeit, auf Grund des tz 139k der Gewerbeordnung den 8-Uhr» Ladenschluß für die offenen Verkaufsstellen herbeizusühren, haben die Be teiligten bisher häufig Gebrauch gemacht. Ter gänzliche oder teilweise 8-Uhr-Ladenschluß ist heute in 346 Gemeinden unieres Vaterlandes ein- geführt. Davon entfallen aus Gemeinden bis zu 20 000 Einwohnern 196, von 20—50 000 93 und über 50 000 Einwohner 57 Städte. Es befinden sich darunter Orte in allen Gegenden, im Osten. Westen, Süden und Norden DeutichlandS. Großstädte mit bcdeutenkem Fremdenverkehr, große Industrie-, Badeorte. Kleinstädte und Gemeinden ländlichen Charakters. Im „Archiv für kaufmännische Sozialpolitik" gelangen di< amtlichen Anordnungen fortlaufend iur Veröffentlichung. Für ver-
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