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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.02.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080204010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908020401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908020401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-02
- Tag 1908-02-04
-
Monat
1908-02
-
Jahr
1908
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De,uq<-PreiA Morgen-Ausgabe 8. Lszeignr-Pret» Leivk'L «»» durch uni« teä«»e «ad tzverikeue» «1 tzaa« gebrachtl La «gab» « <»«, moia»»«> airrullttzrUch !> A. monarl'ch I H , Lubaad« 8 (Margen« «ad abend«) nlertal« ladrlich «.ill «aaailich I.S0 w. Lurch bi« Des ,» br,«rbr»: d mal itglich» innerdald Learlchlandt und »er deunchen Kolonie» »,erle>>äbrlich b.2b M , monalNch I.7i M auOchl Pott- bellellgrlb. tr i?efterre>ch d U 66 l», Ungarn 6 8 »ien«liädr!ich Kerncr «a Bel gien. ranemarl. »en Ldnauüaalen, Draal reich. .riaiiei». L«k«mdurg «trederland«, Ütarweae» «iutzland Schweden Lchwet» und Lvanie» Zn alle» tdriarn Siaalt» au« »««»kl durch »«, L^ved d v> erbtlllutz. Sdoanrwenl-Onnabm«. >«,»s»spl«tz 8, bei anieren IiOaera. ziiie.e» Lvedileurea und Lanadxlieäea i»nn« Pottlmrer» IM» Beieiretger» Dl» «a^In« «tumine, tnSel ><d DkS. «ebuktio» «ab «rvedtlm»! Zodannitgall« lt. Tnleoboa Sk. lgüt«, «r. I4«3. «r. l«S4. Nr. 3L Wgcr Tageblaü Handelszeitung. Ämtsvlatt des Rates «nd des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Mr Ans««»» eu« tlrwP» and Umgebung d«, Sgeloall««» >«Nlg»«I« D ftnaaglell- >n»e«g«» 80 Vl.. Reklame» l M.; »m> »nlwtrr« w Vl.. Reklame» b*mllu«!anbS0V-. ftnnw, Nn^^n7LM Reklame» llü M. Inserate a. «ebbrle» «m «miNchen r«a «ÖD'. vrilag^ebiN» b «. p. laulend er» Poft, gadühr. Me»chLtr«anäe«gen an bevorzugie- Slell« tm Preil« erböot. Nadal! nach »arii. Fellen eilt» UultrLge kbnnen nicht zurück» a«u>gen werde». Ab« da« Erscheinen an dellimmrrn lagen und Plätzen mir» ke,n, Garantie übernommen. «-zeigen - «»»abme i El»zuNu«platz 8, . bet iämtlichen Filialen a. allen Nnnoiiceri. Ervedllioaea de« In» und Ausland»« Hauvt-SMal« Vertin« Carl Danckes. Herzoge «a»r. tzoibuch- bondlung, Lützowürah« IE. del«t>hon VI. «r. 4MZ). Dienstag 4 Februar 1908. 1VL Zabrgang. Das wichtigste voin Tage. * Die Entsendung englischer Kriegsfahrzeuge noch Lissabon wird auf 2 Schiffe beschränkt, weil auf die Erhalt tungder Ruhe in Portugal gerechnet wird. lS. d. bes. Art.) * Die französische Kammer veranstaltete eine Beileids- kundgebung für das Königshaus von Portugal unter Wider, spruch der Sozialisten. (S. d. bes. Art.) * Prinz Heinrich ist am Sonntag in Zarskoje Sselo elngetrosfen. * Der weimarische Landtag wurde heute eröffnet. lS. Dtschs. N.) * Der neue Polizeipräsident von Berlin wurde gestern durch den Oberpräsidenten v. Trott zu Solz in sein Amt einge- führt. *In22russischen Gouvernements herrscht Hungersnot und Mangel an Saatkorn. sS. Ausl.) * Das kap ländische Ministerium ist nunmehr unter Merrimangebildet. ' - Dev Ttariipf gegen das Zentrum. Graf Hoensbroech schreibt uns: „Mit großer Freude habe ich Ihren Artikel „Der Kamps gegen das Zentrum" gelesen. Er berührt einen der wundesten Punkte unseres -nnerpolitiichen und kulturellen Lebens. Wer, wie ich jetzt seit 11 Jahren, im Kampfe wider den Uliramontanismus und das Zentrum steht, weis; zu beurteilen, wie trostlos es in diesem Punkte noch aussieht. Auf Vergangenes will ich nicht eingehen. Aber mit Ihnen betone ich die Tatsache, daß trotz des 13. Dezember 1906 und trotz der Wahlparole: ..Wider Zrniinm und Sozialdemokratie" im Kampfe wider das Zentrum non 'eiten der Regierung und der Parteien bis jetzt so gut wie nichts geleistet worden ist. Es will wenig besagen, daß das Zentrum taktisch parlamentarisch einstweilen (ich betone dies Wort) ausgeschaltct ist. Sein an'ikultureller Einfluß und seine unnattvnale Haltung bleiben unge- 'chioächt bestehen, ebenso wie seine numeri,chc Stärke. Wie wreizt sich das Zentrum nicht schon wieder im Reichstage und in den bayerischen und preußischen Landtagen. Wie sehr spielt es sich nicht schon wieher aus als Retter des Vaterlandes, und welche derben Unwahrheiten läßt es nicht über seine eigene Natur und über die seines großen Hintermannes, hes Uliramontanismus, ins Land gehen! Aber von antiultramontaner Seile geschieht nichts, um der Oeffentlichkeit zu zeigen, wie weit Zentrum und Uliramontanismus von wirklicher Kultur und wirklicher Vater landsliebe entkernt sind, wie wenig also das Zentrum geeignet ist, ein segensreicher Faktor innerhalb der deutschen Volksvertretungen zu sein. Jüngst kam in der bayerischen Abgeordnetenkammer die bekannte Speyerische Schülerdemission zur Sprache. Da war die Gelegenheit, klar und deutlich darzulegen, wie der im Zentrum verkörperte Ultra- monranismus auch die katholische Religion mit seinen maßlosen, selbst gegen das katholische Dogma verstoßenden Forderungen vergiftet.. Aber die Gelegenheit ließ man ungenutzt vorübergehen: denn was darüber ge sagt wurde, entsprach der Wichtigkeit des Gegenstandes keineswegs. Aehnlich ging es in der Reichstagssitzung vom 11. Dezember 1907, in welcher der Zentrumsführer Spahn sich über die neuesten päpstlichen Kundgebungen sSyllabus und Enzyklika) verbreitete und die Unwahr heit ins Land schickte, das Zentrum in seiner politischen und kulturellen Stellung werde durch diese Kundgebung nicht berührt. Da war wiederum die Gelegenheit, und zwar eine solche, wie sie kaum jemals noch geboten worden ist, nicht nur die Unrichtigkeit dieser Spahnschen Behauptungen zu zeigen, sondern die allgemeine politische und kulturelle Mhängigkeit des Zentrums von Rom dokumentarisch zu erweisen. Aber kein Mund öffnete sich: der ultramontane Wortführer behauptete das Feld. Ja, der unmittelbar auf Spahn folgende liberale Redner lehnte es sogar aus drücklich ab, auf diese Dinge einzugehen. Und doch ist das Eingehen auf solche grundsätzlichen Dinge das Wesentliche im Kampfe wider Zentrum und UltramontaniSmus. Es fehlt eben das Verständnis für den richtigen Kamps wider Zentrum und Uliramontanismus, der mit Aussicht aus Erfolg nur grundsätzlich und systematisch zu führen ist. Es fehlt ferner in den parlamentarischen Kreisen svon der Dülowlchen Regierung will ich schon gar nicht mehr sprechen) das Ver ständnis für die wachsende antiultramontane Bewegung im Lande, und man versiebt eS nicht, diese große und segensreich« Bewegung politisch rnd kulturell zu verwerten. Es fehlt der energische Wille, den Kampf sLrdie Kultur aufzunehmen. Es fehlt vor ollem der weitschauende Blick, welcher erkennt, daß die gesunde Fortentwickelung unseres Volkes non der Durchführung dieses Kampfes abhängt. Um ihn herum kommen wir nicht! Tas wird die Zukunft lehren. Von Sachsen ist schon vieles zum Heile unseres Vaterlandes ausge gangen. Es würde ein Ruhmesblatt mehr in der Geschichte der sächsischen Lande bilden, wenn von dort auS auch der -ielbewußte, grundsätzliche und systematische Kampf wider Zentrum und UltramontaniSmus begönne, wenn dort mit lauter Stimme dieser Kampf gefordert, wenn verlangt würbe, daß endlich einmal dem größten aller Kulturgegner gegenüber die bisher geübte schwächliche Taktik aushörte. Ich will nicht mißverstanden werden: nickt den konfessionellen Kamps verlange ich, sondern den kulturellen Kampf gegen jene Macht, die, wie der alte Kaiser Wilhelm in seinem nie genug zu beherzigenden Briefe an Lord Odo Rusiel sagte, sich noch in keinem Lande der Welt mit dem Wohle und der Selbständigkeit der Völker verträglich erwiesen hat. Auch verlange ich nicht, daß man, unter Deiseitesetzung der anderen politischen Aufgaben, nur Zentrum und UltramontaniSmus bekämpfe. So töricht und «in- icitig bin ich wirklich nicht. Aber ich verlange, und ich werke in dieser Forderung nicht Nachlassen, daß man auch Zentrum und Ultramonta niSmus bekämpfe, u»d zwar grundsätzlich «nd systematisch, nicht bloß gelegentlich und taktisch/ Diele AuS'ührungen können wir unterschreiben Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter als Graf HoenSbroech in diesem Artikel, und meinen, daß der bloße rednerische und publizistische Kampf gcoen den Uliramontanismus durchaus nicht genügt, daß er so lange nur ganz un- wesentliche Erfolge haben kann, als der Staat selbst bei seinem Verhältnis zu den Kirchen in Halbheiten stecken bleibt. Er schützt mit der einen Hand das, was er mit der anderen bekämpft, nämlich den Einfluß der Kirche ans die Politik. Reinliche Scheidung, ohne alle Gehässigkeit natürlich, ist das einzige Mittel, nm die Macht des UltramontaniSmus zu brechen und das religiöse Leben zu verinnerlichen. Sächsische OarLamentswoche*). Die Zweite Kammer begann ihre Tätigkeit am Dienstag mit einer Kultus- und Schuldebatte. War es auch nur eine solche in Miniatur ausgabe. w gab sie doch immerhin dem „neuen Herrn" im Kultus ministerium. Dr. Beck, Gelegenheit zu seinem parlamentarischen Debüt. Zwar hatte der neue Kultusminister bereits in der Woche vorher einmal an den Verhandlungen der lErsten und Zweiten) Kammer teil- genommen, aber er hatte doch im Landtage noch nicht dos Wort er griffen. Dies geschah zum ersten Male, als die Beschwerde des schul- Vorstandes zu Nebelschütz bei Kamenz wegen angeblich widersprechender Entscheidungen der obersten Schulbehörde über die vorzeitige Ent lassung geistig reifer Schüler aus der Fortbildungsschule zur Sprache kam. Der Gegenstand war gewiß nicht danach angetan, ihn -um Aus gangspunkt einer Prograuimredc zu machen, und Herr Dr. Beck be schränkte sich darum auch darauf, bei die'em Punkt der Tagesordnung sich mit kurzen Worten dem Hause vorzustellen und die mit lebhaftem Bravo aufgenommene Versicherung abzugeben, daß Kircke und Schule, tic ibm stets „nahegestandenen" Gebiete, in ihm einen überzeugten und warmherzigen Freund und Förderer finden würden. Man wird nun abzuwarten haben, wie der neue Minister diese Freundschaft anffaßt, und in welchem Geiste er sic betäugt. Die liebenswürdige, konziliante Form, in die Dr. Beck seine Ausnib mnzen zu kleiden wußte, sicherten ibm beim Hauic von vornherein eine svmpalhischc Ausnahme: trotzdem inöcktcn wir die Beobachtung verzeichnen, daß der neue Minister noch fein eigentlicher Porlamentsredner ist. Kurz gesagt: er überstürzt sieb, ist nicht immer verständlich und beeinträchtigt sich dadurch selbst die Wirkung seiner Ausführungen. Bei dem jetzigen Tempo schlägt er so gar noch den Silbcnrckord seines Kollegen Grafen Hohenthal. Das wird sich indessen wob! legen, sobald Dr. Beck auch mit den akustischen Verhältnissen des Hauies ter trauter geworden ist. Neber die tieferen Tendenz-o der neuen H->rrn ist >>i ovocrer Gelegenheit schon einige? gesagt worden. Mehr programmatischen Charakter batten die Darlegungen, die der Kultusminister gab bei der Beratung über die Petition des Leipziger Nadclarbeitssthrerinnenvcrein-- um gesetzliche Regelung der An- stellunas- und Gebaltsverhältnissc. Hier betonte der Minister scharf, daß seiner Auffassung nach der eigentliche Schauplatz für die Betätigung der Fran das Haus sei. und daß die Schülerinnen mehr als bisher zu den im häuslichen Leben unentbehrlichen Handarbeiten und Fertigkeiten angehalten werden sollten, woraus er auch schon in seinen bisherigen Stellungen wesentlich Nachdruck gelegt habe. Einen scharfen Blick für das Praktische hat übrigens der Minister schon als Oberbürgermeister von Chemnitz bewiesen, als er dort zuerst die Einführung des Kochsckul- unterrichts in die Volksschulen veranlaßt hat, eine sozialpolitisch sehr wertvolle Maßregel, mit der Chemnitz vorbildlich geworden ist für viele Gemeinden Sachsens. Die Lehrerinnen selbst können in der Stellung nahme der Kammer, wie auch in den Ausführungen des Ministers mit Recht einen Erfolg erblicken. Wo ein Wille ist, da ist ein Weg, sagte der Minister, und am guten Willen fehlt es diesmal aus beiden Seiten nicht, beschlag doch die Kammer einstimmig, die Pelinoneu der Regie rung zur Erwägung zu überweisen. Der Rest der durch Kaisers Geburtstag noch um einen Lag ver- kürzten Parlamcntswoche gehörte fast ausschließlich Reckenschostssachen und Petitionen, die durchweg nach den Devutationsanträgen erledigt wurden. Reckt langsam rückt die Schluyberatung der einzelnen Etats- teile vor. Der Grund liegt darin, daß bei nahezu allen Kapiteln sich Ausgaben für Beamte finden, deren Besoldung und Wohnungsgeldbezüge neu geregelt werden sollen, oder durch Gesetz vom 20. Dezember 1907 neu geregelt worden sind. Dies hat eine Erhöhung der einzelnen Etat summen zur Folge, die noch nicht in allen Fällen ziffernmäßig fcststeht. Ilm hier rascher voran zu kommen und den Etat nicht so lange in der Schwebe zu lassen, bis die Besoldungsfrage geregelt ist — „wir sitzen sonst vielleicht noch im nächsten Winter hier" — ist ein von der Finanz, deputatton eingebrachter Antrag angenommen worden, dellen Tendenz sich kurz dahin ausdrücken läßt, daß der Etat zunächst in der von der Regierung vorgelegten Form verabschiedet und dann durch den Nach tragsetat die Gehälter und Wohnunpsgeldbezüge auf die neue Höhe er gänzt werden sollen. DaS ist ein durchaus praktischer und rechtlich voll- kommen unbedenklicher Beschluß, der nur in dem Slbg. Goldstein- Zwickau (Toz.l einen Gegner fand. Auch der Abg. Opitz-Treuen i. V. (Kons.) versuchte zwar einige formelle Bedenken aus Grund des von ihm angezogenen 8 21 der Lanotagsordnung gelteno zu machen, mußte aber schließlich auf Grund des 8 39 derselben Landtagsordnung zur einstimmigen Annahme des Deputationsantrages raten. WaS unter diesen Umständen die Ausführungen für einen praktischen Wert haben sollten, war nicht ersichtlich. Für die Wohnungsgeldzuschüsse auf die Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 1907 liegt übrigens der Nachtrazsetat mit gemeinjährig 908151 bereits vor: er ist am Donnerstag abend, wie schon telegraphisch gemeldet, der Zweiten Kammer zugegangen. Seine Be- willigung ist nach den Beschlüssen, die in der Form des Gesetzes vom 20. Dezember 1907 rechtliche Geltung erkalten haben, natürlich nur eine rechnungsmäßige Formalität. Interessant ist nur die Bemerkung über die Deckung in der Erläuterungsspalte zu Tit. 2 dcS Kap. 16 sStaats- eisenbahnen): „Die bisherigen Ergebnisse der Jahre 1906/07 gestatten die Erhöhung nm den eingestellten Betrag." Also jetzt ist auf einmal aufs Jahr fast eine ganze Million zur Verfügung, vorher sträubte sich der Finanzminister gegen die Einführung der 4. Eisenbahnklasfe an Sonn- und Feiertagen, weil er einen Ausfall von etwas über eine halbe Million befürchtete! Das legt den Gedanken nahe, daß wirklich bei diesem Kapitel in der Etatanfstellnng eine zn weitgehende Vorsicht geübt wird. Tie Erste Kammer hat ihre Aufgaben in der abgelaufenen Woche, Erledigung einiger Etatkapitel und Petitionen, fast ohne jede Diskussion erledigt. Nur einmal gab es eine Debatte, die eine in diesem auf feier- lichen Ernst gestimmten Hause ganz ungewohnte Heiterkeit hervorrief. Das war die Petition der Lausitzer Gemeinden Lomsle und Crosta, die sich scheiden lasten wollen. Vereinigt sind sie worden tm Jahre 1839, und zwar auS einem wohl einzig dastehenden Grunde: eS gab i« Crosta niemanden, der den nötigen Bildungsgrad be'aß, um das Amt eines *) Anmerk. d. Red: Znrückgestellt wegen der Lissaboner Ereignisse. Gemeindevorstandes übernehmen zu können. Dies hat im Laufe der Zeit dazu geführt, daß Lomske in dem aus 11 Mitgliedern bestehenden Gemeinderat die Mehrheit l6> erhalten hat, so daß die Vertreter von Crosta gar nicht mehr in die Sitzungen zu kommen brauchen. Denn die Lomsker sagen: „Wir halten fest und treu zusammen!" und stimmen die Crostaer stets einmütig nieder. Für Kirche und Schule, auch für Wegebausachen, besteht die Trennung schon, auch hat sich in den siebzig Jahren die Bildung in Crosta erfreulicherweise allgemein gehoben, fo daß die Crostaer einen ganz tüchtigen Gemeindevorsrand stellen zu können glauben. Minister Graf v. Hohenthal erklärt aber, jede Ge meinde allein sei zu schwach, als daß sie die ihr erwachsenden Aufgaben lösen könnte, und will die Auseinanderstrebenden nicht trennen. Ob er sich aber auf die Tauer dem von beiden Seiten gehegten Wunsche wird widersetzen können? Heißt es doch sehr richtig in Wieds reizen- dem Satyrspiel „Zweimal zwei ist fünf", das dieser Tage auf der Dresdner Hosbühne erschien: „Was die Götter scheiden, soll der Mensch nicht zusammenfügen." Wenn der Wochenchronist schließlich noch gewissenhaft berichtet, daß in der abgelaufenen Woche das „Präsidentenessen" der Zweiten Kammer stattgesunden hat, so wird er damit hoffentlich niemanden auf den Ge danken bringen. die sächsische Volksvertretung huldig« dem Kanniba- lismus. Der Militäretat im Reichstag. D Berliu, 3. Februar. sPrivattelegramm.) Ein nnlirärischer Tag! Aeußerlich gekennzeichnet durch die zahl- reichen Uniformen aus der Regierunasestrade und auf sämtlichen Tri bünen, mit Ausnahme derjenigen für die Journalisten. Nur eine kurze Kundgebung der Teilnahme für das, was in Lissabon geschehen, ging voran. Der Staatssekretär des Aeußern v. Schoen hatte sich ver. pflichtet gefühlt, für se>n Amt gleichsam die Honneurs zu machen. Als die Kvndolenzworte des Grasen Stolberg verklungen waren, verließ er wieder den Saal, während jetzt erst die Sozialdemokraten „herein strömten". Der „Strom" ist freilich jetzt nicht mehr so groß als früher- Es hatten dann noch zum Gehalt des Kriegsministers die ehe maligen Militärs das Wort: Herr Ehlern (Kons.). Berichterstatter ist Oberst z. D. v. Byern. Der Redner der Konservativen ist Major a. D. Das Zentrum rückt mit einem bayrischen Generalmajor z. D.. Kaspar Häusler, an. der einst eine Artilleriebrigade befehligte nnd sich freilich gefallen lassen muß, von dem aktiven bayrischen General major und Militärbevollmächtigten Frhrn. v. Gebsattel entschieden bekämpft zu werden. Soweit man zurückdenken kann, zeigen sich die bayrischen Offiziere in Berlin ritterlich in der Betonung der Gemein samkeit mit den Kameraden der anderen Kontingente, was zugleich ein Beweis ist. daß diese den bayrischen Herren taktvoll entaegenzukommen pflegen. Der bayrische Generalmajor z. D. ist ein Anhänger der zwsi- jährigcn Dienstzeit bei Kavallerie und Artillerie und ein Feind der Mallenangrjsse der Reiterei. Auf diesen letzten heiklen Punkk ging der aktive bayrische Generalmajor, selbst Kavallerist, nicht näher ein Jmn erhin ist es interessant, daß im Zentrum die Leute, die Spitzen gegen einen hohen Herrn Vorbringen, wieder das Wort führen, - Vorher hörte man es anders. Da wurde gar manchmal die Schmeichelei dick auigetragen. Nack dem bayrischen Bundesratsbevollmächtigten sprach der l>essische Aboerrbnete Graf Oriola lNatl.). Selbst nicht Militär gewesen aber Sohn eines Generalleutnants nnd Bruder des kürzlich ver storbenen Marineoffiziers, also in militärischen Interessen durch Fa- milienüberlieferung bewandert. Er faßt die Ausgabe des Abgeordneten gegenüber der Armee vorwiegend als Fürsorgetätigkeit auf, Fürsorge tätigkeit für jede Klasse der unter der Fahne Vereinigten. Nun aber erhebt sich Bebel tSoz.). Schwäche verrät er nicht direkt, doch mag die Mäßigung und die manchmal hervorbrechende Gutmütigkeit wohl aui minder gutes körperliches Befinden zurückzusühren sein. Seine Rede wird sehr ost von Heiterkeit unterbrochen, die auch zum Teil beabsichtig? ist- Ucberboupt hat er jetzt wieder engere Fühlung mit der Zuhörer- schäft. An Mißfallenskunoaebungen und Zurufen fehlt es nicht. Bebe! gebt gern au' solche Kundgebungen ein, selbst auf ein Achselzucken vom Regierunqstisch. Als letzter Redner tritt aus der Vertreter des preußi schen KriegSminlsters, der den Parlamentariern altbekannte General- leutnant Sixt von Armin, aus dem der Druckfehlerkobold gern einen Sin von Arnim macht, da ibm die Arnims als Mitglieder des preußischen Offizierskorps bekannter sind wie die Armins, die ibn' seit der Teutoburger Schlacht nicht mehr so oft aenannt worden sind Nach der Vertagung, die bald nach 6 Uhr eintritt, bleiben noch mehrere Gruppen von Offizieren im Gespräch zurück nnd zugleich eine ehrwürdige Anzahl von Aktenmappen, die einer parlamentarischen Benukung dies mal noch nickt dienstbar gemacht wurden. Der» Thronwechsel rn Portugal. DaS amtliche „Dresdner Journal" schreibt: Wenn auch seit langer Zeit schon beunruhigende Nachrichten aus Portugal kamen, so batte doch niemand geahnt, daß wahnwitzige Auf- rührer eS wagen würden, an les Königs geheiligter Perlon sich zu vergreisen. DaS Unerhörte ist geschehen, auf offener Straße nach mittags 5 Uhr wurde die königliche Familie, als sie auf vem ge- wol nien Wege von Billa Bieosa nach Lissabon fuhr, von Bewaffneten überfallen; unter den Schüssen der Meuchelmörder hauchten ver König nnd der Thronfolger ihr Lebe» an». Wo immer gesittete Menschen wohnen, wird dieses entsetzliche Verbrechen Abscheu und Entrüstung Hervorrufen, wird warmes Mit leid der portugiesischen Königsfamilie entgegengebracht werden. Zn Sachsen wird die Trauer besonder» aufrichtig sein; ist doch unser Königshaus durch die Bande der Verwandtschaft mit dem Hause Portugal verbunden. ES ist bemerkenswert, daß ein Sproß des koburgischen Hauses, dessen portugiesischer RechtStitel wesentlich aus dem Protest gegen die absolutistische StaatSsorm einer Linie des asten Hauses Braganza be ruht, bei einem verschämten Versuch, den Ablolnticmus w eder rivzu- schmuggeln, eine derartige Mißstimmung heranfbeschworen bat, daß sort- qesetzt mit einem nicht anarchistischen Ursprung ver Tat gerechnet wirk. Auch die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" gibt ihren Zweifeln an rer Richtigkeit der offiziellen Klassifikation des Attentats Ausdruck. Sie schreibt in ihrer Auslassung, welche wob! rie Auffassung -er deutscher, Aeich-regserung wiedergibt: „In der ganzen gesitteten Welt wird die Kpnde von dem furchtbaren Verbrechen, dem König Carlo» und sein ältet er Sobn, Kronprinz L»ir Filippe, zom Opfer gefallen sind, tiefen Abtckeu über die Untat und ihre Urheber Hervorrufen. Der König ist in rer Blüte der Mannes- jabre und der Thronerbe im Alter von 2l Jabren von Mörtel band dabingestreckt worden. Bon dem düsteren Hkntergrunde dieser er schütternden Creianiffe bebt sich die Gestalt der sckwergepiüsten Königin - Witwe Amalie ab, die im Augenblick der Katastrophe unk nach dieser furchtlos und tapfer bewunderungswürdige Geistesgegenwart
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