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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.01.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080121015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908012101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908012101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-01
- Tag 1908-01-21
-
Monat
1908-01
-
Jahr
1908
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Vezogt-Preis Morgen-Ausgabe v. Luzeigen-P^ei» ür L-Wji, »»» tlorvrl» ^«rch »»<«» Irt-i <l»o Sv«o<l«ur» «1 tzaol,einacht» Sulgad» a iaui «»«,«»»> vierKlithrllch ü vi. männlich I vi , ilutffad« v imor^a« und adend») »lrrt«>» lährllL «.^ Hi. monailich l.io ivr. Lar» dl, Do« ,» d»,<»d»n. (2 niai »üalich» >nn»rl>ald keullchland« und d«, d»ul>L»n lioloni«» »rrikliLl'rlich !>,2!> 0i.. monallud 1.78 M »u«ichl Post- deilrllgrld. üi e»slcnr»>ch U 8 66 d, Ungarn * k oierrrlitUrUch gerne, in Bei» gnu. ktnrmarl. d«n konaullaai»». grank» reich, .iwiien. 6n,en>vurg «lederlande^ Norwegen «tugland Schweden Schwel, und Spanien Zn allen iidnnen Sluaiea nur direli durch d>» iirved o «I erdtuuch. Ädonnemenl-Lnnudme AuguNu-vIatz 8, ke> »Nieren trügera ,ZiI>a.en Lvedileure» und Annalnaeftellen -»wie Pollümiern und SrreNragerw Dl» erwitlu» «ummer ioitei Iv chedaklia» ,»t Trvedttt»»« Zodannitgalle 8. aUendon -tr. I46UU. «t. I46A. Nr I1SS4. Nr. W. UttpMerTagMM Handelszeitung. Amtsblatt des Nates und des Notizeiamtes der Ltadt Leipzig. Dienstag 21. Januar 1908. Or Zalerat» an« uelv,l« -ad Umgedu», N» Suelpullen» PeIU»eil« D LI.. ftnan,i»Ur Innige, 80 «I.. «eN-»e» l M.; »,» autivIrU SV -I., Ueklame» l . vv vi : aa»Nu»lan»5VPi., linanz. Nn zeigen 7LPI., KeNamea USD Lt. Inin»«»». >S»d»»d^Ini«m!!IcheriretI40Pr v«lag«gel>Arr d M. d. Lanlrnd er». Pull- aabühr. Kelchttt«auul-en an bevor,ugic, Stell« tm Preile erliZtzi. Nadott nach Lari'. Fefteerrtlk» vuIerL^« kdaneu nlchl ,urück» regugen werde». glir da» Erlchelnei a I »eflimuikrn lagen und Plätzen wird kein» Laranrr« übernommen »n,rig,n.Ll»«bMe« AllgnNutzplatz k». tet lämillchen Filialen n. allen Nnnonce». -ixeditiunea de» Ja» nnd Autlantc». -aavt-SUial» Perlt»; larl Duurtee, henogl. Baur. Haituch- l,andl»»g, Lützowstraß« lü. (leleptzoa VI, Nr. 16M). lvL Jahrgang. Das Wichtigste vom Tage. * Der Verband sächsischer Industrieller hielt gestern seine sechste ordentliche Hauptversammlung in Dresden ab. (S. Auf * Der Reichstag setzte gestern^die erste Beratung der Novelle zum Viehseuchengesetz fort. sS. Parl.-Ber.) * Der persische Geschäftsträger in Konstantinopel überreichte der Pforte eine Note wegen des A n g r i f f e s auf den per- fischen Prinzen Ferman Ferma. * Heute wird der Nasi-Prozeß wieder ausgenommen. iS. Au.-l.j Aus der Heimat unserer Geldnöte. Wir setzen hier eine Artikelserie fort, die wir am 8. Januar unter der Ueberschrift: „Aus der Heimat unserer Geldnöte" begonnen haben. Si« soll über die wirtschaftlichen Verhältnisse Amerikas Ausschluß geben. Der Verfasser bereist zu diesem Zweck in unserem Auftrag Amerika. Boston, Anfang 1908. Mit gemischten Gefühlen kann ich konstatieren, daß meine ziemlich pessimistische Auslassung über die nächste Zukunft sich soweit bewahr heitet Hal. Tie Prämie auf Gold, der sicherste Gradmesser für die Geld- tnappheit, besteht noch immer, in vielen Industriezweigen ist die Pro duktion eingeschränk:, Arbeiter sind entlassen, Löhne reduziert u'w. Einer solchen allgemeinen Kalamität gegenüber rechnen einige gute Nachrichten wie der ossiziclle Bericht über die Ernte, deren Wert auf 190 Millionen Dollars höher geschätzt wird, als die des Vorjahres, wenig. Line Zusammenstellung der höchsten nnd niedrigsten Kurse von nur 100 Jndustricobügalionen. also denkbar guter nnd solider Anlage- Papiere, zeigt für 1007 ein Sinken des Wertes um 000 Millionen Dollars. Was bedeuten dem gegenüber die paar hundert Millionen aus der besseren Ernle. Natürlich kam am 1. Januar durch Dividenden-, Zinsenzahlungcn usw. eine Menge Geld in Umlauf, das vorher zwecks dieser Zahlung zurückgehaltcn wurde, aber selbst die größten Optimisten schieben eine gänzliche Erholung des erkrankten Finanztörpecs bis zum Hrühjabr hinaus. Bekanntlich hat zur Verschärfung der Krisis die Geldknappheit in hobem Maße bcigetragen. Diese Geldknappheit hat zu allerlei Not- behelfen geführt, die ihrerseits durch ihr bloßes Erjäzeinen das Publi kum in hohem Maße beunruhigten. Schuld an der Geldknappheit batte — darin sind sich alle einig — daS schlechte Bank- und Notcnsyftem. Ohne aus die vieler, technischen Einzelheiten cinzugcben, in denen sich das System von dem deutschen Neichsbanksystem unterscheidet, will ich doch auf einige be'onders charakteristische Unterschiede Hinweisen. In den Vereinigten Staaten gehört die Funktion der Notenausgabe den sogenannten Nationalbanken, Privatbanken, die, wie der Name sagt, von der nationalen Regierung konzessioniert sind. Solche National banken gibt es zurzeit ca. 6200. Sie dürfen Banknoten in .Höhe ihres Kapitals ausgeben, müssen aber diese Notenausgabe mit U. S. Bonds, welche etwa unfern Konsols entsprechen, decken und diese Bonds bei dem Schatzamt hinterlegen. Es ist nun für die Banken eine einfache Ge- schäftsfrage, ob sie Noten ausgeben oder nicht. Müssen sie viel für die Bonds bezahlen, so lohnt es sich nicht. Eine einfache Rechnung zeigt diesen wunden Punkt eines mit fundierten Papieren gedeckten Banknotenlvstems. Angenommen, eine Bank will für 100000 Doll. Noten ausgcbcn. Sie kaust dieselbe Summe nominell 2 Proz. U. S. Bonds, die 105 stehen und 1930 fällig werden. Die Bank leiht die 100 000 Doll., sagen wir zu 6 Proz. aus, erhält vom Staate 2 Proz. Zinsen, muß aber Proz Steuern zahlen uud das Agio amortisieren. Wir haben aUo folgende Bilanz: Zinsen 6 Pro;. 6000 Doll. Zinsen auf Bonds 2 Proz. 2000 Doll.^ 8000 Doll. Steuer 500 Kosten für Einlösung der Noten und Amortisation 220 Sonstige Ausgaben 18 738- 733 Doll. ' 7262'Doll Zinsen, welche die Bank auf die 105 000 Doll, be kommen könnte, welche sie für die Bonds be zahlt hat, zu 6 Proz. 6300 Doll. Verdienst auf 100 000 Doll. Banknoten 962 Doll. Man sieht also, daß die Bank bei der Transaktion nicht gai^ 1 Pro), verdient, ein Satz, der sich vielleicht noch reduziert, dadurch, daß ein Teil der Banknoten nicht verliehen werden kann, sondern zinslos im Tresor der Donk liegt. Ein weiterer wichtiger Uebelstand des hiesigen Systems ist die Tat- lache, daß die Nationalbankcn jede für sich arbeiten und nicht gemein sam eine dem Lande förderliche Finanzpolitik treiben. Das konkrete Beispiel für diesen Satz lieferte die Haltung der Banken im Westen während der Panik. Die Nationalbauken müssen nämlich aus ihre Devotaelder einen be stimmten Prozentsatz — 15—25 Proz. — in bar als Reserve führen. Sowie nun die ersten Anzeichen einer Krise kamen, zogen die westlichen Banken, welche im Laufe des Sommers gewöhnlich Geld nach dem Osten ausleihen, ihre Guthaben zurück und vergrößerten ihre Reserven weit über das gesetzliche Maß hinaus. Allo genau das Gegenteil von dem »rat ein. was in Zeiten einer Geldknappheit eintreten sollte, nämlich daS Volumen des umlaufenden Geldes wurde unter die normale Höhe verkleinert. Ein dritter Mangel ist das gänzliche Fehlen von Filialen. Solche Filialen sind aber durch Gesetze der meisten Staaten verboten, offen bar. um nicht Banken anderer Staaten Einfluß und die Gelegenheit zu Gewinnen einzuräumen. Aber gerade die Filia,oanken, verbunden mit freier Notenausgabe, ermöglichen eine rasche Verteilung von Kredit, insofern eine Bank mit Filialstcllen überall Noten ausleiht, die nur an der Hauptstclle eingelöst zu werden brauchen, während nach dem jetzigen Svstem in Amerika, wenn an irgend einer Stelle Geld gebraucht wird, z B. zur Einbringung der Ernte, daS Geld in bar auS anderen Landesteilen hingeichasst werden muß, was natürlich ein« gewisse Zeit dauert und Geld kostet. Die besprochenen Uebelstände sind in dem deutschen System der Reichsbank glücklich vermieden. Die Reichsbonk kann jederzeit Bank noten ausgeben und fo einer Geldknappheit Vorbeugen. Diese Bank noten brauchen nur zu einem Teil durch Metallgeld gedeckt zu sein, und unter Umständen braucht überhau"t keine Deckung vorhanden zu sein. In diesem Fall muß sie allerdings eine Steuer von 5 Proz. an daS Schatzamt zahlen Die Frage der Reserven aus Depots fällt <x> ir»o weg, da die Reichsbonk im allgemeinen keine Depots annimmt. Die Frage der Krediterleichterung in allen Teile» deS Landes ist durch das verzweigte System von Nebenstellen gelöst. Drei Reformpläne werden zurzeit hier diskutiert; Zentralbank, Ausgabe von Kredituoten ohue Hiatcrleguog von Sicherheiten, Aus gabe von Banknoten unter Benutzung anderer als staatlicher Anleihen zur Deckung. Gegen eine Zentralbank bestehen sehr starke politische Be denken, insofern man den außerordentlichen Einfluß fürchtet, den die regierende Partei durch eine Zentralbank ausüben könnte. Unter den hiesigen Verhältnifscn am meisten Aussicht hat der u. a. von Fowler, dem Vorsitzenden der Bank- und Währungskommission im Repräsentantenhaus, unterstützte Plan, den Banken das Recht zu ge währen, Kredituoten, die gar nicht oder teilweise gedeckt sind, aus- zngebcn. Eine Ucberslutung des Landes mit Banknoten, „Inflation", würde man dadurch vermeiden, Laß die Ausgabe von Banknoten einer progressiven Steuer unterworfen würde, so etwa, wie auch unsere Reichs bank für Noten über ein bestimmtes Maß hinaus Steuer zu zahlen hat. Tie dritte Idee, gute Munizipal- und Jndustrieobligationcn als Deckung zu gestatten, würde bestenfalls die Mcnae des umlaufenden Geldes erhöhen, aber sehr wenig zu einer den Umständen folgenden Elastizität beitragen. Es läßt sich 'chwer sagen, ob überhaupt und in welcher Weise eine Reform vorgenommen werden wird. Wie einer meiner Freunde in "New ?)ork zu sagen pflegte: „In Amerika geht alles umgekehrt." Man kann also nicht wissen, ob und was ac'chchen wird. Wir haben eben hier, uns daS ist eine der großen Schwächen im Nationalkvrper, zwei große und mächtige, manchmal miteinander, meist gegeneinander arbeitende Interessen: Auf der einen Seite die Politiker, auf der anderen — bu>inc>5s. Für die Regierung, d. d. für die zufällige vom Volk gewählte Partei oder der Person des Prä ioeuten attachierte Eliguc sind alle großen Fragen einfach Probleme eer Parteipolitik, die nur mit Hin blick darauf bearbeitet werden, ob die Aussicht auf Wiederwahl ge fährdet wird oder nicht, wenn mau sich in dem einen oder anderen Sinne entscheidet. Auf der anderen. Seite sieben die Geschäftsinteressen, die wieder alle Fragen vom Gc'chäfrsstansvuukt aus betrachten. Und cs scheint beinahe als ob viele Leute hier das für ganz richtig halten. Wenigstens erklärte mir ein Fabrikant ganz naiv, daß die Art der Volks- Vertretung die richtige wäre, wo jeder einfach seine nnd nnr seine Inter- essen vertritt. Alle Politik hierzulande ist Parteipolitik und das Streben des einzelnen Politikers ist auf das Wohl der Partei, nicht des Landes, gerichtet. Daß die Amerikaner dies selbst wissen und bedauern, beweist folgende Stelle in einer hiesigen angesehenen Zeitung: „Was auch immer das Repräsentantenhaus bis zur Zeit der Konvention in Chicago tun wird (gemeint ist die Konvention der Republikanischen Partei, in der der offizielle Kandidat zur Präsi dentenwahl ^bestimmt wirdf, wird im Hinblick auf die Konvention geschehen. Statt gesetzgeberischer Tätigkeit werden Wahlagitationen vollbracht werden. — Statt Maßregeln zum Wohle des Landes zu beraten, wird alle Art von P-mteUionSwirtictzast ansaebvten werden, um die Delegieren der Einzcistaaten im äcwnu'lsuen Zinne zn be einflussen." Verband sächsischer Andustrieller. IN Dresden, 20. Januar. Im Konzcrtsaalc des hiesigen Ausstellungspalastes begann heute vormittag 9 Ubr die Mitgliederversammlung deS Verbandes sächsischer Industrieller, die eine außerordentlich starke Beteiligung aufwies. Es waren etwa IM Industrielle aller Branchen und aus allen Landesteileu erschienen. Der^ Vorsitzende des Verbandes, Herr Kommerzienrat Lehmann, eröffnete die Versammlung mit einem Willkommengruß an die Erschienenen und gedachte zunächst der verstorbenen Mitglieder, insbesondere Les stellvertretenden Vorsitzenden, des Fabrikbesitzers G. Max S ch m i d »--Meißen, und erteilte dann dem Syndikus des Ver bandes, Reichstagsabgeordneten Dr. G. Stresemann, das Wort zum Haupireserat über das verflossene Geschäftsjahr. Herr Dr. Stresemann führte aus, daß der Verband sich auch im abgelausenen Geschäftsjahre günstig entwickelt habe. Der Kreis der Firmen, die dem Verbände nicht angehören, werde immer kleiner. Zurzeit umfasse der Verband, dem seit dem 1. Oktober 1907 insge samt 162 Firmen beigetreten seien, schon 4000 Fabrikbetriebe mit über 400 000 dlrbeitern. Redner legt dann in etwa einstündigen Aus- führungen die Stellungnahme des Verbandes zu den Fragen der Reform des Landtags Wahlrechts, der Reform der Ersten Kam mer, den Schiffahrtsabgaben und den reichsgesetzlichen Fra gen dar. die in nächster Zeit der Lösung karren. Das Branntwein monopol gebe zu großen Bedenken Anlaß, und es werde zu erwogen sein, ob sich nicht ein Weg finde, um dem Reiche neue Einnahmen aus dem Branntwein zu gewähren, ohne daß dem Staate ein Monopol eingeräumt werbe. Das Bestehen der Svirituszentrale habe allerdings dem Monopol den Weg geebnet. Auch sie von der Regierung geplante Zigarrenbanderolensteuer ricl in den Kreisen der Tabaks interessenten große Bestürzung hervor. Die geplante Verteuerung der Telephongebühren sei w exorbitant hoch, daß der Verband gegen sie mit aller Entschiedenheit Stellung nehmen muffe. Was daS sozial politische Gebiet betreffe, so sei die Geweroeordnungsnovelle mit dem zehnstündigen Arbeitstag für di« Textilarbeiter unter der Voraussetzung zu billigen, daß der Industrie genügend Zeit gelassen werde, in die neuen Verhältnisse überzugehen, dagegen werde bei der Regelung der Heimarbeit zu berücksichtigen sein, ob sie dem Heimarbei ter selbst an Stelle praktischer Hilfe nicht lediglich gut gemeinte Vor- schriften bringe, die sich in die Praxis nicht umietzen lassen. Die Frage der Tarifverträge werbe voraussichtlich eine erneute größere Bedeutung annehmen, sobald das Gesetz über die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine zum Abschluß gebracht sein werde. Redner schloß seine mit lebhaftem Beifall ausgenommenen Aus führungen, für die ihm der Dank der Versammlung ausgesprochen wurde, mit dem Wunsche weiteren Gedeihens deS Verbanbes. Zur Koh len frage äußerten sich in ausführlicher Weise die Herren RechtSanwalt Knctichke-Zittmi. Geh. Kommerzienrat Vogel- Chemnitz, Syndikus Dr. Stresemann, Landtagsabgeordneter Lang- Hammer, Dir^tor Kahle-Werdau, der di« Annahme nachstehender Resolution vorschlug: „Der Verband sächsischer Industrieller erblickt in der Syndizie rung der Fabrikation wichtiger industrieller Rohstoffe eine Erschei nung, welche die Verfügungssreiheit der verarbeitenden Industrie bedroht, falls cs nickt gelingt, auch die Abnehmer der Syndikate zu gemeinsamem Vorgehen zu vereinigen. Der Verband erachtet es da her für eine Aufgabe, namentlich zu den Lieferungsbedingungen der Syndikate, insbesondere der Koblcnsyndikate, im Sinne der Berück sichtigung der Konsumciiteninteressen Stellung zu nehme». Der Ver band spricht seine volle Zustimmung aus zu den Ausführungen des Herrn Reichstagsabgeordneten Dr. Stresemann hei Gelegenheit der ReichStagsverhandlnngen über die .Kohlenpreise und dankt ihm für sein wiederholtes Eintreten zugunsten der Jntcreffen der deutschen verarbeitenden Industrie." Diese Resolution wurde gegen eine Stimme angenommen. Zur Aenderung der Fernsprechgebühren nahm die Versammlung folgende Resolution einstimmig an: „Der Verband Säcbsischer Industrieller erl-ebt geqen die ge plante Aenderung der Fernsprechgebühren entschiedenen Einspruch, da er darin eine ungerechtfertigte Belastung namentlich der mittleren und kleineren, sowie der auf den Lokalalstatz angewiesenen Betriebe erblickt. Die Zuführung höherer Einnahmen für die Postverwaltuug ließe 'ich nach Ansicht des Verbandes auch durch eine klalsenweise Abstufung der Pauschalgebühr sowie dadurch erreichen, daß von einer bestimmten Zahl von jährlichen Gesprächsverbindungen ab, die Er richtung weiterer Verbindnngsstellen zur Pflicht gemacht wird. Vor der allgemeinen Einführung der Einzclge'prächSgebnhren muß da gegen gewarnt werden, da diese mit einer wesentlichen Einschränkung der Fernsprecher verbunden sein würde und ein großer Teil der er hofften Mehreinnahmen hierdurch verloren gehen müßte." Eine dritte Resolution über den Ausbau des Eisenbahnnetzes in den Deutschen Kolonien zur Förderung des BaumwollenbaueS wurde gleichfalls einstimmig angenommen. Nach Erledigung des Kassenberichts, der Vorstandswahlen und der Aenderung der Verbands'atzlingen wurde die Mitgliederversammlung geschlossen. In der allgemeinen Versammlung, die ebenfalls sehr stark besu.' t war und um 1^4 Uhr durch den Vorsitzenden des Verbandes, Herrn Kommerzienrat Lehmann eröffnet wurde, begrüßte dieser zunächst die Vertreter der Kgl. Stacstsregierung, der Kgl. Gsneraldireklivn der sächsischen Staalsbahneu, sowie der Krrishauvtmannschaft Dresden und des Nates, sowie der Stadtverordneten zu Dresden, ferner die de, Handelskammern Dresden nnd Chemnitz. Man bemerkte in der Vcr sammlung u. a. den Generaldirektor der sächsischen Staatsbahneu v. Kirchbach, den Dresdener Kreishauptmann Dr. Rumpelt. Oberbürgermeister B e u t! e r-Dresden, Geheim. Kommerzienrat Cv l l e n b u s ch-Dresden u. a. m. Redner begrüßte weiter mit herz lichem Tanke den Vortragenden Prof. Lewicki von der Technischen Hochschule Dresden und gedachte freudig des Aufschwungs, den die säch sische Industrie und auch der Verband sächsischer Industrieller während seines sechsjährigen Bestehens genommen habe. Herr Kommerzienrat Lehmann schloß mit einem Hoch aist Kaiser und König. Alsdann nahm Prof.. Lewicki das Wort zu seinem mit reichem Beifall belohnten Vorträge über die Dampfturbine nnd ihre Verwendung in der Industrie. Den Verhandlungen schloß sich um 6 Uhr abends ein Festmahl an. Deutsches Reich. Levitt. 21. Januar. ' Reichsgericht uns Spiouageprozesfe. Den erlcu Strafsenat des Reichsgerichts als een erötsnenveu Senat beschäftigen gegenwärtig nicht weniger wie drei Proteste wegen Verrates militärischer Geheiminfse. Der umfangreichste davon ist verjemge gegen den Journalisten Sckiwara aus Solingen, an Listen Verhandlung aber vorläusig kaum schon ;u Lenken ist. Dagegen wird ein anderer Prozeß wegen Landes verrat« schon im Februar verhandelt werden. Der erste Senat"ver weist die Falle, deren Verfahren durchgefübrt werden soll, an den ver einigten zweiten und dritten Strafsenat zur Verhandlung, den Vorsiv führte der Dienstälteste der beiden Präsidenten, früher war es Senats- Präsident Dr. Treplin, jetzt nach dessen Abgang iu den Rudestanv bat SenatSpräsident Freiherr von Bülow die Leuung. Im Prozesse gegen den Schneider Michaeli hatte Freiherr von Bülow bereits reu Vorsitz, an Stelle des früheren Oberreichsanwatts Dr. OlSbausen vertrat der jetzige Oberreichsanwalt Dr. Zweigerl die AnIIage. Es scheint, als ob mit den neuen Männern eine Aenderung des Ver- bandlungSveisahreus dabin eingefübrt werken solle, daß die Oesfcnt ich» leit auf daö allergeringste Maß beschrankt werden wird. In der Ver handlung gegen Michaeli, in der es sich doch nur um einen Versuck, Les Verrats militärischer Geheimnisse handelte, wurde von Anfang an, sowie der Anklagebeschluß verlesen war, die Oeffenllichkeit ausgeschlossen und erst wiederbergestellt, als das Urteil vettündigt und begründet wurde. Die Urteilsbegründung wurde aber auch wieder so gut w c hinter verschlossenen Türen gegeben, denn der Vorsitzende pflegt io leise zu sprechen, daß seine Ausführungen am Berichterstattertiiche nnd im Zuhörerraum nur in geringen Bruchstücken verstanden wurden. * Tie Bayern nach Vrr Kasseler Tagung. Aus München wird ge meldet, die Snmmung über den Ausgang der Kasseler Tagung sei srbr erbittert. Die „Münchener Zeitung* memt, es bleibe nicht anderes übrig, als die Schaffung eines selbständigen bayrischen Flottenvere nS. Die „Münchener Neuesten Nachrichten* erkläre», das Präsidium lei schuld an der schlimmen Situation, eö hätte die Leitung der Kasseler Tagung gar nicht mehr übernehmen dürfen und habe dabei weiierbin einen bedauerlichen Mangel an Objektivität belundet. Die Haltung der bayrischen Delegierten sei unansechibar. Es dürste sehr bald die Ein berufung der Hauptversammlung deS bahriichen Landesverbandes folgen. * Zu der Affäre Lynar-Hohenaa verlautet der „N. G. C." zufolge, daß das in Potsdam schwebende Untersuchungsverfahren, wie auch die generelle Anordnung, das Offizierkorps von Elementen zu säubern, die in sittlicher Hinsicht anormal sind, zu einer Reihe von Untersuchungen geführt yat. Die Namen der in die Untersuchung verwickelten Herren in der Oeffentlichkeit zu nennen, erscheint nicht angebracht, solange ihre Schuld nicht erwiesen ist. Aeltere Offiziere erinnern sich noch sehr wobl der Zeit unter dem alten Kaiser, zu der man Offiziere, die mit dem Sittengesetze in Konflikt gekommen waren, sang- und klanglos verab schiedete. Ein telegraphischer'Bericht genügte, um den betroffenen Offizier ohne weiteres Aufheben aus dem Heere zu entfernen. Erst als diese Fälle sich häuften, befahl Kaiser Wilhelm I., in jedem Falle Militär- gerichtlich vorzugeyen. * Mutterschutz. Dem Reichstag ist seitens der Frau Mina Scknlidt- Bürkly eine Petition zugegangen, welche eine Abänderung de« tz 137 der Gewerbeordnung (Absatz 5) bezweckt. Durch die Novelle rum KrankenversicherungSgeseh vom 25. Mai 1903 sind die Krankenkassen verpflichtet worden, die Wöchnerinnen sechs Wochen lang nach der Nieder kunst zu unterstützen. Dementsprechend beantragt Frau Schmidt-Bürkl» — zweck« besserer Fürsorge für Mutter und Kind — dem H >37, Ab satz 5, folgende Fassung zu geben: .Wöchnerinnen dürfe» während sechs Wochen nach ihrer Niederlunst überhaupt nicht be'chäftigt weiden * BiSber galt da« Verbot der Lohnarbeit nur auf vier Wochen, während eine Beschäftigung für die fünfte and sechste Woche ans ein ärztliches Zeugnis hin znlätsig«war. * Die MtlttLrk«peIImeifter. Eine Petition, welch« die Besserung der gesellschaftlichen nnd wirtschaftlichen Lage der Militärkapellmeister bezweck», wurve von der Petitionskommission de» Reichstage» rem Reichs- kauzler zur Erwägung überwiesen. Die Petition führt aus, daß der auf einer akademischen Hochschule für Musik au-gehilvete Kapellmeister in der Löbnungsstala unter dem Feldwebel und dienstlich unter den, Zahlmeister siebe und al» solcher nur UnterosfizierStreffen »rage, ohne die AuSncht zu baden, in eine höhere Dienststellung zu gelangen. Bor ge,chlagen wurde eine besondere Rangftellnug »mt den» Diensttttel .Musik-
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