Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe S Sezug-.PreU Luzeigev-Prell vlertel- »ent): Nr. ^8 102. Iadraang Dienstag 18. Februar 1908. Uhr. ein uoss; »0404« lang. «r. E 04141 »: Anna Lchüler- Sonntag William lverrürc. Zolf. Sahn. Unvolfl. -rünau. humann Ltis. »mnaru^ irauer. yn. au», inner. Na. >ulze. >n». 20. »»«4 !er. Das wichtigste vonr Tage. * König Friedrich August fuhr heute vormittag 10 Uhr 8 Minuten in Begleitung des diensttuenden Flügeladjutanten und des Oberstallmeisters v. Haug! nach Berlin, um dort inkognito die Geweihausstellung zu besuchen. Bon Berlin tritt der König heute abend di« Reise nach Leipzig an, wo er 11 Uhr 6 Min. eintrifst. * Prinz Adalbert von Preußen hat gestern abend Paris verlassen und die Reise nach Vigo fortgesetzt. bchw«d«, S»««t» , tdrM«» Staat« d.». Ä. «-»Irlich. Itai«», kpedtreürru SoiHmtrru uat Uhr- «t». — -Vorst.): * In Rudolstadt beschloß gestern abend nach erregter Debatte der Stadtrat, das dort bestehende Sächsisch-Thü ringische Technikum am 1. April d. I. endgültig aufzu lösen. * Die Zeichnung auf die neuen 4prozentigen Schuldverschreibungen der Stadt Leipzig ist heute morgen sofort nach Eröffnung ge schloffen worden. Die Anleihe ist bedeutend überzeichnet worden. (S. HandelSztg.) * In Petersburg gehen Gerüchte um, daß Rußland eine Kündigung des Uebereinkommens von Mürz st eg beabsichtige. sS. Ausl.) ' , * Tas englische Flottenbudget beziffert sich auf 32 Mill. Pfund. Die englische Regierung soll geneigt sein, mit der deutschen wegen gegenseitiger Beschränkung des Jlottenbaues in Unterhandlungen einzutreten. (S. Ausl.) «rtaktt». aa» SahanaU-all. 8. r-lrrhmi lk. «r. »tr. KS9S , * In Paris verbreitete Gerüchte von einem Attentat auf König Alfons haben keine Bestätigung gefunden. (S. Ausl.) >en ner. nondt. I«. «. >«. Sa. aann. ctu«. rry«. r. er. man». «. >«. erbrrg. tu», »erl. neycr. mann. ^>e usw sonNadi S«U>t.»lNal« verN», Carl Du»«.,, H«r»»gi. Ba«r- Hosbuch- handiuag, Lüjowkra-« tN Lleiepho» VI, Sr. 4SVS). M-. >ieNa»«a l M.; »o» mi«w»rt» »0 V1-. SrNaiae» U20 «L-i d»«L»1Ian»SVPi., ft»aa> >»»«,»» TLPt-, ASI-me» l-HO «2 Jnleratr». vrlM»«» nr «mlliche» Leu 40 BI. veUagegebtN» d vl. >. Laulrnd «fi Boit- aebühr A«I<i>til4an^n-«n «» b«»rjugt« Stelle tm Vreil« «hthl. Katari »ach Laril. FeftrneUn Lulträm kSaaaa nicht »urürt- a«»ogr» «er»« FLe »a» Lrichrrn«, ,» »«Uimmrr» La,«» an» Plt»«» wir» kein« Garantie Ld«rni>m»«n. Anzeigen-«aaahmei Suguitusvlatz 8. dei ILmtlirdea Ailtaia» ». alle» Annonce». Luxdcnonea Ixs In» an» SusUinlx». apMrrTUMaü Handelszeitung. Amtsblatt -es Rates und -es Notizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Durch »ch G»8 p, 4e,ik»e»i <L «al täglich) marrhalb Leutlchland» u»d d« »«utichea Kolani«» »terteljLdrlich b,2L vl., «oaaUich t.7L Ll. aullchl Poll- beftellgeld, iär Oesterreich 9 N VS ». Ungar» 8 L oirrialtähritch Fern« ia vel» gi^ Düaemarl. da» Donauftaalea, tzrani- Rarwege», Nu u nt Svaai« nur «irrd »»rch «bonnewrnt-Hliinahm» i Nugu<ta««la, 8, bei aal««» Lräs— ""— ua» SaaahaeaL«! Feuilleton. Dle liberale Erztchung ist die wahre Erziehung. Dtesterweg. gemeinen staatsbürgerlichen Rechte, sondern besonders auch in die Rechte des Volksvertreters bedeutet, der einen Eid geschworen hat, daß er un abhängig nach seiner besten Ueberzeugung dem Lande dienen werde. Im übrigen hat der Erzbischof nur bestätigt, was man längst ge wußt hat. Mit eifrigem Bemühen ist der Ultramontanismus an der Arbeit, Grandinger einen Strick zu drehen. Eine weitere wichtige Etappe ist nunmehr erreicht. Ter Oberhirte hat kraft seines Amtes den Pfarrer an den kanonischen Gehorsam erinnert, und es wird jetzt gar viele fromme Männer im geistlichen und im Laiengewandk geben, die auf eine Gelegenheit lauern, die ihnen zur Einleitung des kanonischen Prozesses günstig erscheint. Hoffentlich werden sie vergeb lich lauern. Wir gegen drn wackeren Pfarrherrn, dem jeder gute Mensch von Herzen gut sein muß, gehetzt wird, mag die Kmltusdebatte beweisen. Grandinger hat sich an ihr korrekterweise absolut nicht beteiligt. Jetzt wird ihm diese Zurückhaltung, die natürlich die Nltramontanen sehr un angenehm enttäuscht bat, von der Zentrumspressr ebenfalls als schwere Schuld angekreidel. Er hätte, so wird allen Ernstes angeführt, gegen die Liberalen sprechen sollen. !N . ... ,n- der betreffende Beamte mit dem .. . enuß seines Gehaltes tritt. Aus der oben angeführten Bestimmung in den Etatserläuterungen ergibt sich aber deutlich, daß der Tag deS Dienstantritts nicht identisch zu sein braucht mit dem Tage, der für die Berechnung der Alterszulagen matz- des Rechenschaftsberichts über Kap. 14, 'Fernheizwerk zu Dresden für 1904/05 zur Sprache kam, nicht immer berücksichtigt worden. Wie der Berichterstatter, ?lbg. H o f m a n n - Meißen l-Kons.), ausführte, ist einem unverheirateten Obermaschinisten am Fernheizwerk der volle Wohnungsgeldzuschuß bereits ab 1. Juni ausgezahlt worden, da er an diesem Tage die Ausrückungsfrist vollendet hatte, obwohl nach dem Wortlaut der oben angeführten Erläuterung die volle Summe erst ab 1. Juli zu zahlen gewesen wäre. In diesem Falle ist die Summe, um die der Etat so überschritten wurde, eine Bagatelle <36,25 .kt), und man könnte sie an sich dem Beamten wohl gönnen. Wie aber der Aba. Hof- mann am 20. v. Mts. im Landtage ausführte, kommt es wiederholt in den Rechenschaftsberichten vor. daß Beamte Zulagen bereits von dem Tage ab erhalten haben, an dem die dreijährige Ausrückungsfrist ab- oelaufen war. Es ist deshalb nur angebracht, wenn die Oberrechnungs- kammer dies Verfahren beanstandet hat und auch die Rechenschafts deputation eine prinzipielle Entscheidung darüber aetroffen sehen möchte, ob sich der Landtag damit zufriedengeben will, daß Abmachungen, die zwischen ihm und der Regierung getroffen sind, einfach über den Haufen geworfen werden. Gestern hat die Deputation dem Plenum der Zweiten Kammer mit- gtteilt, das Gesamtministerium habe im März 1907 beschlossen, es bei den Beamten, die vor Inkrafttreten des Etatsgesetzes 1904/05 angesteUt waren, es noch für jene Periode bei dem alten Aushändigungstermin zu belassen. Die Deputation und das Plenum schlossen sich dem an, und jene Ueberschreitung des Etats in Höhe von 36,25 .kl wurde genehmigt. Deutscher Reich. Leipzig, 18 Februar. * Rücktritt deS Generals von AalloiS. Wie der „Information" aus Stuttgart telegraphiert wird, hat der kommandierende General des XIII. (Württembergiichen) Armeekorps, General der Infanterie v. Fallois, der erst im vergangenen Jahr das genannte Korps übernommen hat, sein Abschiedsgesuch eingereicht. Als sein Nachfolger wird Generalleutnant Freiherr v. Scheffer- Bouadel, Kommandeur der 2. Gardeinsanteriedioision, genannt. * Bund der Industriellen. Der Gesamtoorstand des Bundes der Jndustricllen nahm in seiner Ouartalssiyung den Bericht über den Fortgang der Ausfübrungsarbeiten zur »AußenbanvelSstelle für die deutsche Industrie", sowie über daS bisher wenig befriedigende Ergebnis der Verhandlungen des Bundes mit den Kohlenfynvikaten in Rhein land und Westtalen, Ober- und Niederschlesieu entgegen. Der Gesamtvorstand beschloß, die Verhandlungen sortzuführen und auch mit den staatlichen Zechen in Verbindung zu treten. Zum Entwurf einer neuen Fernsprechgebührenordnung gelangte eine Resolution zur Annahme, wonach gegen den neuen Entwurf und feine nicht überzeugende Begründung grundsätzlich Einspruch zu erbeben ist, dagegen die Beibehaltung des Prinzips der Pauschale als das allein Zweckmäßige bezeichnet wird. Die Ausstellung eines neuen Apparates bei übermäßiger Benutzung müsse als gerechtfertigt anerkannt werden. Zum Entwurf eiruS Reichsvereinsgesetzes wurde sestgeücllt, daß eine Reibe von Puukreu noch abänderungsbedürflig ist. Dem Gesamlvor- stand lag eine Mitteilung der PetitionSlomm ssion des Reichstag be treffend den Antrag auf Errichtung einer gewerblich.irchnisch n Reichs behörde vor, wonach die Eingabe nebst Antrag seitens des Reichstages dem Reichskanzler als Material überwiesen und dabei der unschätzbare Wert e ner lolcken Behörde betont werden toll. * Fürst Eulenburg und Harden. Die Staatsanwaltschaft hat Harden Kenntnis von einem Strafantrag Eulenburgs gegeben, in dem behauptet wird, Harren habe in der Hauptverbandlung über die Privat klage des Grasen Kuno Moltke vor dem Schöffengericht geg n ihn geäußert, Fürst Philipp zu Eulenburg stehe in den beim Berliner Polizeipräsidium geführten Listen der Homosexuellen, und ferner, eS sei eine bewußte Unwahrheit des Fürsten zu Eulenburg, zu behaupten, di« BermittelungSversuche dritter Personen, insbeiondere des Freiherr» v Berger, seien ohne sein Zutun gemacht worden. Harden bat darauf der „N. G. K." zufolge die Antwort erteilt, daß er den an diese Mitteilung geknüpften Wunsch der Staatsanwaltschaft, er möge den Wortlaut dieser Acußerungen nach dem Stenogramm angeben, nicht ,u erfüllen Dar Leipziger Galerierverk. Eine Entgegnung. Ein alter Spruch lautet: Bücher haben ihre Schicksale, und neues, in Leipzig entstandenes Witzwort besagt, daß Galeriedirektor zu sein eine Feigheit sei, da die armen Bilder sich gegen Mißhandlungen durch ihren vorgesetzten Hüter nicht wehren könnten. An beide Sprüche wurde ich erinnert, als ich vor einigen Tagen den Aufsatz des Herrn Tr. Georg Biermann über mein Galeriewerk im Feuilleton dieser Zeit schrift zu Gesicht bekam. Aber so sehr ich den ersteren Spruch wieder einmal bestätigt finde, möchte ich den anderen doch umkehren und be haupten, daß die großen Museen nur durch den rücksichtslosen Mut ihrer für ihre Ueberzeugnngen eintretenden Vorstände vorwärtskommen, und daß die Schätze der Museen häufiger durch den Uebereifer falsch unter richteter Kunstfreunde, als durch die berufsmäßige Tätigkeit — nennen wir es mit dem Schlagwort des genannten Herrn Rezensenten — durch das Schema 2 der Direktoren zu Schaden kommen. Das ist eine petitio prinoipii, aber sie läßt sich erweisen aus den Erfahrungen, die keinem Museumsdirektor erspart bleiben. Einig- Beweise dafür anzu- führen, ist der Zweck dieser Zeilen. Ich nehme ein Kompliment vorweg, das Herr Tr. Biermann an die Adrcffe der Münchner Berlagsfirma jenes Leipziger Galeriewerkes richtet, ohne zu ahnen, daß es lediglich dem Verfasser des ominösen Textes jenes Werkes gebührt. Seiner Ueberzeugung nach ist die buchtechnische Ausstattung des Werkes, besonders die Ausführung der „köstlichen Repro, duktionen", ebenso zu loben, als der begleitende Text, weil er angeblich nur katalogmäßia verfaßt ist, Kataloge nach Schema I' aber durchaus verwerflich sind, seinen herben Tadel erregt. Es handelt sich hier, wie man sieht, um eine prinzipiell sehr einschneidende Frage, die im Kreise der Leipziger Kunstfreunde neuerdings wiederholt erörtert worden ist, um die Frage, ob Kataloge für Museen nützlich sind, oder ob sie nicht vielmehr als schädlich insgesamt abgeschaffr werden sollten. Diese Frage hängt mit der anderen Erwägung eng zusammen, ob man gut tue, den Besucher eines Museums sich selbst zu überlassen, da er, wie wir belehrt wurden, den Inhalt solcher Katalog.- „schon selbst von den Kunst werken ablesen werde", oder ob und wieviel man ihm bei der Orien tierung im Reiche des Schönen zu Hilfe kommen könne. Das Maß der wünschenswerten Erläuterung und Belehrung ist clso der Streitpunkt der Auseinandersetzungen des Rezensenten mit dem Autor des Galerie- werkc S. Vorousschicken darf ich Wohl, um auf das oben erwähnte, falsch ooressierte Lob dankend quittieren zu können, einige Worte über die Ent- slchungsweise jener „köstlichen Reproduktionen". Es braucht nicht aus- lichen Züge eines Bildes, einer Statue, unter Anwendung jener viel- besprcchenen, aber manchem stets unverständlich bleibenden „Kunst zu sehen", die darauf ausgcbt, das Werk des Künstlers in seinem materiellen und geistigen Organismus, in seiner Entstehung und in seinen Absichten zu verstehen, die den innersten Kern der Erfindung in Form, Licht und Farbe zu erfassen strebt. Auf diesen allein zur Erkenntnis einer Kunstschöpfung führenden Weg, den man neuerdings als „Einfühlung" immer häufiger in Schrift und Wort behandelt, hat eben erst der Berliner Kunstforscher Heinrich Wölsslin nachdrücklich hingewiesen, und es ist eine seltsame Ironie des Zufalls, daß Herr Tr. Biermann gerade diejenige Autorität ser zitiert versehentlich den gleichgesinnten Lichtwark) für sich anruft, die ihn wider- legt und mir recht gibt. Nicht „in die Zusammenhänge und in den Geist der Zeit" sollen uns die richtigen Leitfäden der Museen einführen — das fordert nur Herr Dr. Biermann —< sie sollen uns vielmehr über das konstruktive Gefüge der Bilder, über die Lichtführung, die Elemente der angestrebten Farbenharmonie die Form des Gedankenausdrucks unterrichten. Eine solche Charakteristik verlangt Wölfflin als das erste und unbedingt nötige Mittel zur Verständlichmachunz eines Kunst werkes, eine Charakteristik, die den Beichauer anleitet, lm Bilde das Bedeutsame vom Unwesentlichen zu unrerscheiden. Und gerade darauf ist auch in den kurzen Äegleitworten des Leipziger Galcriewerkes allein und ausschließlich der Nachdruck gelegt worden. Es ist gewiß oft förder lich, das Einzelbild in seinen historischen Zusammenhang zu bringen und immer wieder ist von mir auch darauf in aller gebotenen Kurze binaewiesen worden. Aber das Beste, was wir über ein Kunstwerk empfinden können, etwas von dem Geiste, der den konzipierenden Künstler bewegte, muß aus der Kunstschöpsuna selbst herausgeholt wer den, auf dem Wege analytischer Beobachtung, die so, wie ich sie verstehe und niederzuschrelben versucht habe, in keinem Kataloge zu finden ist. Es ist in diesen Begleitworten der Tafeln noch mehr enthalten, manche Erörterung kritischer, unseren Bildern anhaftender Fragen, mancher Widerspruch gegen herkömmliche Auslegungen und mancher Versuch neuer Erklärung. Daß Herr Dr. Biermann davon in seiner Anzeige nichts erwähnt, hat vielleicht nicht böser Wille, sondern nur mangelnde Vertrautheit mit Dingen der Kunstgeschichte verschuldet. Aber die Absicht seines Aufsatzes ist mir verständlich. Es ist doch im Grunde ein Angriff aiff die ernsthafte — allerdings akademische, d. h. schulmäßige — Methodik der Kunstbetrachtung, gegen die systematisch« Schulung des Schens. Wozu diese gut ist, möge znm Schluß noch eil» Beispiel aus dem Galeriewerk lehren, eine kurze Charakteristik von Klingers Beethoven. In einfacher Prüfung dessen, was das naive Auge eines KindeS wahrnehmen kann sder Versuch ist von mir durch Befragen von Schul kindern wiederholt gemacht worden), läßt sich die Erkenntnis gewinnen, daß Beethoven uns in diesem Werke nicht als der Olympier mit dem Adler des Zeus, nicht als griechischer Heros oder in sonst einer dinein- interpretiert.-n Auffassung vorgcsührt wird ses gibt der Auslegungen eine unglaubliche Menge), sondern als Schöpfer im Moment heftigster seelischer Erschütterung. Daher die gekrümmten Schultern, die vor gebeugte Haltung, die übereinander geschlagenen Beine, die auf die Knie gepreßten Fäuste, daS sinkende Gewand, die arbeitende Stirn, di« fest geschloffenen Lippen, der weit geöffnete Blick ins Leere. Und woS in dem einsamen, dem Weltgctriebe entrückten Manne arbeitet, daS ver. rät der vorgestreckte Finger deS einen aus dem HörerkrZS der Putten, Erzbischof und Pfarrer. fVon unserem Münchner Korrespondenten-) Am 5. Februar fand beim Ministerpräsidenten Frhrn. v. Podewils ein parlamentarischer Rout statt. Dort begrüßte der Erzbischof von Bamberg den Pfarrer Grandinger mit großer Freundlichkeit, warmem Händedruck und den Worten: „Mein lieber Herr Pfarrer, wie geht eS Ihnen?" Das wurde vom Zentrum natürlich mit großem Mißvergnügen be merkt. Es mochte nicht einmal das diplomatische Geschick des Erz bischofs viel geholfen haben, der sich von Grandinger weg zu einer Gruppe waschechter ländlicher Zentrumsabgeordneter aus seiner Erz diözese begab, um in diesem Kreise zu speisen. Ob der neueste Schritt des Herrn von Abert mit dieser Episode etwas zu tun hat, muß natürlich dahingestellt bleiben. Jedenfalls ist aber zu konstatieren, daß damals die Versammlung in Germersheim, bei der Grandinger auftrat, schon längst ftattgefunden hatte, und der erz bischöfliche Zorn darüber etwas sehr spät zum Ausdruck gelangt. Am 5. Februar scheint der Oberhirte das Verbrechen seines Diözesan- piarrers noch nicht erkannt gehabt zu haben. Denn einem Manne, dem er den schweren Vorwurf macht, daß er sich in dem Vertrauen auf seine Noblesse getäuscht sieht, würde er doch nicht so liebenswürdig begegnet sein. Mittlerweile ist die ebenso ehrerbietige wie entschiedene Antwort Grandingers erschienen, nicht, wie das erzbischöfliche Schreiben, früher, als sie sich in den Händen des Adressaten befand. Darin wird vor allem nachgewisfen, daß der Erzbischof aus Grandingers Briefe vom 12. De zember, auf den er seinen Vorwurf aufbaut, nur einige Stellen herausgenommen, die eigentlich entscheidenden aber weg gelassen hat, ein Umstand, der nur mit Bedauern konstatiert werden kann. So ergibt sich denn auch aus jener Erwiderung das gerade Gegenteil der vom Erzbischof gezogenen Schlußfolgerung. Als Dr. v. Abert die Genehmigung zur Annahme des Mandats er- teilte, stellte rr nur die Bedingung, daß Grandinger der liberalen Frak tion weder als Mitglied, noch als Hoipitant beitrete. Grandinger hat, wie mir bekannt ist, damals in seiner Rückäußerung sich ganz besonders den freundschaftlichen Verkehr mit den Liberalen Vorbehalten. Er hat auch Anträge und Anfragen der Fraktion mit unterschrieben, wie cs ihm freigestanden hätte, auch eine andere Frak tion in der gleichen Weise zu unterstützen. Seinerzeit hat der Erzbischof einem Vertreter der liberalen Presse gegenüber iogar ausdrücklich er klärt, es bleibe Grandinger unbenommen, mit irgend einer Fraktion, fei es auch die sozialdemokratische, zu stimmen. Es kann nun keinem Zweifel unterliegen, daß der neueste Vorstoß des Erzbischofs einen schweren Eingriff nicht nur in die all- geführt zu werden, daß die Wirkung jedes Kunstwerkes von der Bcleuch- tung abhängt. Wer viel gereist ist und viel gesehen hat, kennt falsch auf- gestellte, durch schlechte Beleuchtung und Umgebung beeinträchtigte Kunst, werke in Menge. Eine Hauptsorge jeder gewissenhaften Museumsvcr- waltung geht deshalb darauf aus, solche Fehler möglichst zu vermeiden. Ein schwieriges Unterfangen, da nicht alle Werke zugleich den besten Platz erhalten können, und in der Regel die Lichtverhältnisse der Museen mehr oder weniger zu wünschen übrig kaffen. Es ist daher ohne weiteres begreiflich, daß bei der Herstellung von Reproduktionen nach prätenziösen Kunstwerken Willkür und mangelhaftes Verständnis des Berufsphoto graphen möglichst ausgeschaltet werden müssen. Hier erhält der Sach verständige die Gelegenheit durch Beleuchtungsversuche verschiedenster Art selbst dem sprödesten Kunstwerk das beste Gesicht, die vorteilhafteste Seite feiner Wirkung abzuaewrnnen, wenn nur die Geduld nicht erlahmt und Geschick und Uebung des Gelehrten und des Technikers sich gegen seitig unterstützen. Wie viel aus dem herrlichen Kopfe unserer Rauchschen Goethebüstc auf diesem Wege langwieriger Versuche endlich herauszulocken war, zeigt eine Vergleichung der betreffenden Tafel meines Galerie werkes mit dem im Museum aus nicht zu ändernden Umständen ziemlich schlecht beleuchteten Originale. Der „Adam" Hildebrands, die Tolstoi- büste Trubetzkois, das van Eycksche Bildnis und das daneben hängende Bildchen des fvgenanntcn „Liebeszaubers", diese und viele andere Werk« Nüssen zu erzählen, wie lange sie von dem Autor deS Leipziger „Museums bilderbuches" in Gemeinschaft mit dem willfährig seiner Weisung folgenden Photographen tribuliert worden sind, bis sie endlich in einer völlig befriedigenden Aufnahme eingefanaen waren. Aber auf diese mehr repräsentative Seite des Werkes — ich meine die gute Ausstattung und die guten Takeln — scheint Herr Dr. Biermann nicht den Hauptwerk zu legen. Ihm kommt eS darauf an, zu konstatieren, daß der begleitende Text schlecht rst, da er nicht enthält, was er von ihm verlangt, „ein geschloffenes Bild der in unserem Museum vertretenen Kunst des 19. Jahrhunderts", ohne Lücken, ohne Weglassung irgend eines bedeutenden Kunstwerkes, auch derjenigen nicht, die unter den Tafeln fehlen. Dieser Mangel ist unbestreitbar und er darf um so weniger ver hehlt werden, als er von vornherein und nach reiflichster Ueberlegung ts- absichtigt war. Aber ist es denn wirklich ein so arger Mangel, daß er die heftige Entrüstung des ästhetischen Sittenrichters rechtfertigt? Wir sind durch die üblichen Ausstellungsberichte unserer Tagcsblätter an eire eigentümliche Art langatmiger Nasonnements gewöhnt worden, die über den Dingen schweben und oft nichts anderes sind als eine Selbst- besviegelung ihres Verfassers. Solche Gedankengänge, die ein Einzel- werk zugleich „mik der Geschichte der durch dasselbe verkörperten Kunst und ihrer Zeit" in Zusammenhang bringen wollen, sind von mir nicht aufgespürt, sondern vorsichtig vermieden worden. Mein in langiähriger Lehrtätigkeit erprobier Weg ist und wird derjenige bleiben: ein Bild werk erst mir dem Auge -- nach dem ursprünglichen Sinne des Wortes — zu begreifen, Linie für Linie obzusühlen, den Zusammenhang des Ein zelnen zu erkennen, ehe man wogen darf, es zu beurteilen. So versuchte >ch auch in diefem Werkc den Leser durch eine „Formencharakteristik", die Herr Tr. Biermann bewußt oder unbewußt niit „Katologmcnier" verwechselt, in Geist und Leben des Kunstwerkes einzufübren. Ich suchte ihm daS Verständnis zu erleichtern durch eine kurze Hervorhebung der wesent- Eine Lrinzipienfrage. In den Erläuterungen, die dem sächsischen Etatsvoranschlag beigeaeben zu werden pflegen, hat diesmal die allgemeine Durchführung des Dienstaltersstufensystems für die Beamten einen ganz besonders breiten Raum eingenommen, und es sind bei dieser Gelegenheit auch die Grundsätze aufgeführt worden, nach denen die Besoldungen der Be amten etatistert worden sind. Dabei heißt es (Heft 13, S. 43) unter 4. wörtlich: „Die Aufrückungen erfolgen zu Beginn deS Kalendervcertel- jahres. Fällt der für die Ausrückung maßgebende Tag nicht auf den Anfang eines solchen, so beginnt der Lauf der Aufrückungsfrist vom ersten Tage des nächsten Kalendervierteljahres ab." Diese Bestimmung, die wortgetreu herübergenommen ist aus den allgemeinen Erläute- rungen zum Staatshaushaltsetat auf 1904/05, hat den deutlich erkenn baren Zweck, das Abrechnungswesen zu vereinfachen und möglichst über sichtlich zu gestatten. Ihre Anwendung wird auch dadurch erleichtert, daß die Anstellung von Beamten möglichst zu Beginn eines Kalender- oierteliahres erfolgt. Ganz uttd gar läßt sich dies System aber nicht durchfuhren, und die Fälle sind nicht so selten, wo es aus praktische- Gründen durchbrochen werden muß. Das ist an und für sich kein Un glück, und «8 ist selbstverständlich, daß 1.. ' " Tage seines Dienstantrittes in den Genuß seines Gehaltes tritt. i Etatserläuterungen ergi der oben angeführte aber deutlich, daß ... . . braucht mit dem Tage, der für die Berechnung der Alterszulaaen maß gebend ist. Ties ist, wie neulich in der Zweiten Kammer bei Beratung des Rechenschaftsberichts über Kap. 14, F— 1904/05 zur Sprache k>