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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.02.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080217019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908021701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908021701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-02
- Tag 1908-02-17
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Monat
1908-02
-
Jahr
1908
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Nene» aus aller wett. Der Friedberg-Arach. Zur Friedberg-Affäre veröffentlicht ein Berliner Blatt noch folgende Einzelheiten: Bisher ist ermittelt worden, daß Bohn und seine Geliebte Emmerich das kleine Hotel in Köln, wo sie als Mann und Frau gewohnt hatten, bereits am Mittwoch verliehen. Bohn hat Geschäftsverbindungen in Belgien und wird vermutlich dorthin abgedampft sein. Die Stadt Brüssel wird er aber wohl meiden, da er die Brüsseler Automobilgesellschaft „Pipe" um fünf Wagen gebracht hat und dort persönlich bekannt ist. Dagegen kann er sich nach Holland begeben, wo er aus seiner Banktätigkcit her auch Verbindungen hat. Zeine Geldmittel müssen auf die Neige gehen, denn zu seinem Schwager O'Brien, der ihn bis nach Köln begleitete und von dort wieder nach Berlin zurückkehrte, äußerte Bohn, er werde das Leben bis zuletzt genießen und sich dann mit der Emmerich zusammen das Leben nehmen. Die Behörde steht dieser Acußerung des Flüchtigen sehr skeptisch gegen- über; denn sie ist der Ansicht, daß Bohn doch noch versuchen wird, ins Ausland zu entkommen. — Vorgestern nachmittag fanden Ver- nehmungen des Bohnschen Dienstmädchens und anderer Personen statt. Auch Haussuchungen wurden vorgenommen, u. a. bei O'Brien, wo ein Sparkassenbuch der Emmerich beschlagnahmt wurde, und bei zwei Brüdern der Scheybcll. Während Mutter und Tochter Schcpbell die der Hehlerei in Verbindung mit Bobn-Friedberg beschuldigt werden, in das Untersuchungsgefängnis wandern mußten, wurden die beiden Brüder nach einem Verhör, das sich viel« Stunden ausdehnte, entlassen. Es liegt gar nichts gegen sie vor. Sie haben mit ihrer Schwester schon leit Fahren nicht mehr im Verkehr gestanden. Diese erklärte übrigens, daß sie Friedberg zuletzt vor einem halben Jahre gesehen habe. — Wie das Berliner Blatt weiter erfährt, bat die Berliner Verlagsbuch. drnckerei-Aktiengesellschaft, eine der Gründungen Friedbergs, zum 10. März eine außerordentliche Generalversammlung der Aktionäre einberufen. Anf der Tagesordnung steht zu Punkt 1: Abberufung von wei Mitgliedern des Aussichtsrats; das bezieht sich auf Friedberg und Bohn, die beide zum Aufsichtsrat gehörten. Ein weiterer Punkt lautet: Auszüge aus T 240 des Handelsgesetzbuchs; dieser Paragraph lautet: „Erreicht der Verlust, der sich bei der Aufstellung der Jahresbilanz oder einer Zwischenbilanz ergibt, die Hälfte des Grundkapitals, so hat der Vorstand unverzüglich die Generalversammlung zu berufen und dieicr davon Anzeige zu machen. Sobald Zahlungsunfähigkeit der Ge- iellschaft eintritt, hat der Vorstand die Eröffnung des Konkurses zu be antragen: dasselbe gilt, wenn sich bei der Ausstellung der Bilanz ergibt, daß das Vermögen nicht mehr die Schulden deckt." Der letzte Punkt der Tagesordnung betrifft: Ermächtigung zu Vcrgleichsvcrhandlungen mit der Vertretung des Bankhauses Siegmund Friedberg. — An dieser Versammlung wird also über das eventuelle Fortbestehen oder über die Liquidation Beschluß gefaßt werden. Auch die übrigen Gesellschaften, die zu den Friedbergschen Gründungen zählen, werden in Kürze der- artige Generalversammlungen einbernfen. Unsere Leser dürste ferner folgendes hübsche Gedicht interessieren, daß Gottlieb im „Tag" züm Friedberg-Skandal spendet: Isabella. Bohn und Friedberg. Schwer erpreßt. Freunde. Pylades, Orest. Fräulein. Vampir. Nicht gehaßt. Isabella hieß daS Mädchen. Sog sich voll, recht wie ein Schwamm. Sag' eS ja: odsrekW la komm«! - Gläubiger genarrt, geneckt. Weibsbild, das dahintersteckt. Bohn von ihrer Hand bedroht. Friedberg stets in Qual und Not, Wo er doch im Golde schwamm. Untergrund: edercdsr la kemme! Bankbruch, toll und wundersam. Untergrund: cksredvr la komme! Laden. Pralinees. Konfekt. Weibsbild, das dahintersteckt. Spritzt auf Erden wo der Schlamm, Sag' ich stets: oberoker: la kemmel Quintessenz und Schlußeffekt: Weibsbild, das dahintersteckt! ' ...... * Zwei Juwelendiebstähle großen Stils haben sich dieser Tage, wie das .Bert. Tagebl." meldet, in Groß-Berlin ereignet. Eine Gräfin ist, wie wir bereits kurz meldeten, ihres Perlenschmuckes im Werte von über eine Viertelmillion Mark und eine Baronin ihrer Rubinen beraubt worden, deren Wert auf 50000 Mark geschätzt wird. Ucber den Perlenranb werden folgende Einzelheiten mit geteilt: Der mysteriöse Diebstahl wurde im Hause Hindersin- straße 9 begangen, wo in den Hochparterreräumen der General der Kavallerie z. D. Graf v. Wartenslcben wohnt. Seine Gattin war am Freitag abend kurz nach ll Uhr aus dem Theater hcimgckchrt und begab sich mit ihrer Zofe in das Ankleidezimmer. Die Gräfin hatte im Theater eine anderthalbMeter lange und aus vier zusammen gesetzten Stücken bestehende Perlenkette, deren jedes mich als Ein- zclkctte dienen kann, getragen. Außerdem hatte sie eine kleinere Kette angelegt. Sie legte im Ankleidezimmer die fünf Perlenketten ab und legte sic in ein Silberkästchcn, das auf einem Tisch stand. Die Gräfin begab sich dann in ein Nebenzimmer, um Tee und Gebäck einzunehmen. Als sie nach einer halben Stunde auch die Ohrringe in das Kästchen legen wollte, bemerkte die Gräfin, daß die große, aus vier ein zelnen Stücken zusammengesetzte Perlenkette im Werte von 250 000 .tf und noch eine Nadel mit einer besonders großen weißen Perle im Werte von 17 MO tl verschwunden waren. Die Polizei wurde sofort benachrichtigt. Ihre Feststellungen ergaben, daß die Zofe, die erst seit 11 Tagen ihre Stelle einnimmt, allein im Ankleidezimmer zurück- geblieben war, um die abgelegten Sachen fortzutragen, dann aber ihr eigenes Zimmer aufgesucht hatte. Eine Durchsuchung dieses Zim mers blieb ohne. Ergebnis. Die Zofe, gegen die bisher nichts vorliegt, bestreitet jede Schuld, ist aber vorläufig in Hast behalten worden. — Un aufgeklärt ist auch das Schicksal eines Rubtnenschmuckesim Werte von 50 000 .tk. In einer Nervenheilanstalt zu Lankwitz be findet sich seit einiger Zeit eine Baronin v. Liebermann zur Kur. Die Dame besitzt einen wertvollen Rubinenschmuck, den sie nicht in der Wohnung zurücklassen wollte und nach dem Sanatorium mitnahm. Eines Tages waren die Rubinen verschwunden. Die Nachforschungen der Lankwitzcr Kriminalpolizei führten zu einem überraschenden Er gebnis. Eine Wäscherin der Anstalt batte das Kollier angeblich zwi- ichcn getragener Wäsche vorgesunden. Sie erkannte jedoch den Wert der Rubinen nicht und schenkte sie einer Freundin, die sie für ein paar Mark einem jungen Mädchen verkaufte. Das Mädchen schenkt« das Kollier einer Bekannten zum Geburtstag. Die Rubinen wanderten von Hand zu Hand. -Die letzte Besitzerin hat aber, wie die Polizei annimmt, den Wert des kostbaren Geschenkes erkannt und die Rubinen veräußert oder versteckt. Das Mädchen ist eingehend vernommen worden und gibt an, >aß sic das Kollier verlegt habe und nicht wisse, wo es sich befinde. Haussuchungen, die bei ihr und an anderen Stellen vorgenommen wor den sind, blieben ohne jeden Erfolg. Die Anaeiegenheit ist der Staats anwaltschaft des Landgerichts H in Berlin überwiesen worden, die ein Verfahren wegen Fundunterschlagung und Hehlerei gegsn alle Personen cingeleitet hat, die im Besitze der Juwelen waren. Eine Nelkon-Rcliquie. Ein interessantes historisches Aktenstück ist soeben in London wieder aufgefunden worden: eine „Ordre of sailina and battle" für die Seeschlacht von Trafalgar, di« daS Schlachtschiff „Defiance" erhielt. Der Befehl ist aus der Höhe von Cadiz datiert, vom 29. September 1805, und trägt die Unterschrift „Nelson and Bronte". Tas denkwürdige Schriftstück wurde in einem alten Schreibpulte in einem Hause South Kensington Wiederaesunden; ein« alte Dame hatte das Haus bis zu ihrem kürzlich erfolgten Tode bewohnt, die Erben untersuchten die alten Möbel, und in dem Pulte erregte eine Trafalgar- medaille die Aufmerksamkeit. Sie lag auf der Segelorder und trug die Aufschrift: „Midshivman Rich". Rich bat aus der „Designe«" an der Schlacht von Trafalgar teilgenommen. DaS Dokument soll nun in Lon don versteigert werden. - Die russische Mammut-Expedits». AuS Petersburg wird ge schrieben: Die wissenschaftliche Expedition zur Bergung des an der Ianamiindung gefundenen Mammutkadavers tritt in den nächsten Tagen ihre Reise an. Mitglieder der Expedition sind der Geolog Wolossowitsch und der Zoolog Psizcnmaher. Wolossowitsch, der schon früher einmal, als Teilnehmer an der Polarfahrt des Barons Toll, im Iangdelta war ist mit der Untersuchung des Fundortes und seiner Umgebung, sowie der Lagerungsverhältnisse des Mammuts betraut worden. Nach der Bergung des Kadaver- wird er zu geologischen Studien an die Jndigirka und Aolymv und vielleicht auch auf die Neusibirischen Inseln gehen. Pfizen- mayer soll vor allem die Eingeweide des Mammuts, die nach elner Meldung aus Jakutsk sehr gut erhalten sein sollen, untersuchen. Er ist vor kurzem zum Konservator des Kaukasischen Museums in TifliS er nannt worden, wird aber diese Stellung erst nach seiner Rückkehr von der Expedition antreten. Er war schon einmal an einer Mammut expedition nach Sibirien beteiligt und brachte damals das vollständige Skelett, die ausgestopfte Haut und zahlreiche Weichteile eines jungen Mammntbullen nach Petersburg. Die Reise der Expedition geht zu- nächst bis ivch Irkutsk und von dort über Jakutsk und Werchojan-k nach llstjansk, von wo der Fundort des Mammuts noch ungefähr ;<00 Werst entfernt ist. Die 3000 Wcrst von Irkutsk nach Jakutsk sollen aus Pferdeschlitten zurückgelegt werden, die 2800 Werst von Jakutsk bis zum Fundort auf Renntierschlitten: die Schlittenfahrt dürfte ungefähr zwei Monate dauern. Im Mai will man den fossilen Elefanten aus Schlitten durch die nordische Moostundra nach dem vom Fundort etwa 1000 Werst entfernten Bulun an der Lena dringen und von dort im Sommer auf dem Wasserwege nach Irkutsk und auf die Sibirische Bahn. Humoristisches aus der Zeitungswelt erzählt ein englisches Blatt: Eine japanische Zeitung, die sich „Die donnernde Dämmerung" nennt, kündigt ihr Erscheinen in folgender Weise an: „Diese Zeitung ist hervor- gegangen aus dem Schoße der Ewigkeit, daher wir alle kamen. Sie be ginnt den Umkreis ihrer Wanderungen mit Millionen und Millionen von Nummern. Die Strahlen der Sonne, die Lichter der Sterne, die Blätter der Bäume, die Halme des GraseS, di« Körnchen des Sandes, die Herzen der Tiger, Elefanten, Schafe, Enten, Männer und Frauen sind ihre Abonnenten. Von nun an wird diese Zeitung binströmen in das weite Äll wie ein Strom, der sich in den Ozean ergießt." Künden die Söhne des Orients auf so pathetische Weise ein Zeitungsunternehmen an, so wissen die Aankees in nicht minder origineller und blumiger Rede ihre Mitteilungen dem Publikum zu verkünden. Recht stolz lautet di« Anzeige einer kleinen amerikanischen Zeitung, daß sie ihr Erscheinen cinsielle» müsse: „Mit dieser Ausgabe faltet das „Herald-Banner^ seine lilienweißen Hände über feinem Busen zusammen und wendet sterbend seine rosigen Zehen den Blumen der Erde zu. MiliburU in den Ver einigten Staaixn ist von heute ab ohne Zeitung, nachdem es kaltblütig der Zeuge vom Tode zweier Blätter gewesen ist. 353 Doll, hat sich's unsere Firma kosten lassen, das Licht der Aufklärung dieser Stadt zu schenken. Nun schütteln wir den Staub dieser fruchtbaren und undank- baren Erde von unseren Füßen und lösen uns auf in das Nichts. Lebt wohl, auf Wiedersehen, Platz für unseren Nachfolger! Wir tun nun etwas für euch, was der Satan nie für euch tun wird, d. h. wir verlassen euch." Eine Chicagoer Zeitung kann wohl den Ruhm für sich in An spruch nehmen, auf die malitiösestc Weife ihre Leser von den Fortschritten des Konkurrenzunternehmens unterrichtet zu haben. An leitender Stelle bracht« sie eines Tages in Sperrdruck als Hauptnoliz die Mitteilung: „Unser Kollege, der „Chicago Million" hat seine Auslage verdoppelt. Ein zweiter Mann hat eine Nummer gekauft." Die Zeitung „Der Vor posten" verschwand plötzlich mehrere Wochen von der Oberfläche und erschien dann wieder mit folgender Entschuldigung: „Zwenollos sind unser« nach vielen Tausenden zählenden Leser von einem Gemisch von Wut und Verwunderung ergriffen worden, als sie in Unwissenheit über die Geschehnisse in der ganzen Welt außerhalb Süd-KarolinoS durch daS Nichterscheinen des „Vorposten" während der letzten drei Wochen ge- halten wurden. Endlich wird ihnen Aufklärung. Infolge der Trunk sucht und Liederlichkeit unseres Faktors wurde, während wir selbst auf einer Reise begriffen waren, unsere Druckprcsic zerbrochen, so daß wir sie zur Reparatur nach Baltimore schicken mußten. Ohne die Druck presse konnten wir aber unsere Zeitung nicht verschicken. Das bedauern wir tief, aber wir hoffen um Vergebung. Wir haben nun einen neuen Drucker, die Maschine ist repariert, und wir hosten, in Zukunft bei unfern Lesern regelmäßig vorsprechen zu können. Hofft mit uns. Wir werden unser Bestes tun. Niemand kann etwas gegen die Zufälle des Lebens. Niemand kennt di« Qualen und Verlegenheiten «ines Mannes, der eine Zeitung heransgiht." Herzog und Dollarerbin. Kaum sind in der Presse der nord amerikanischen Union die überschwenglichen Berichte von all den wunderbaren Festlichkeiten verstummt, zu denen die Vermählung der Miß Gladys Vandcrbilt mit dem Grafen Ladislaus Szechönyi wochen lang den Anlaß boten, so bietet sich ihr schon wieder ein willkommener Stoff ähnlicher Art. Abermals wird, am 13. d. M., «ine lunge Dollar erbin einem europäischen Aristokraten ihre Hand -um Ehebundc reichen und ihre Mitgift aus ihrem Vaterlande nach dem alten Europa herübrr- bringen. Die Braut heißt Miß Theodora Shonts, der Bräutigam ist diesmal ein Franzose, der Träaer eines alten, berühmten Namens: Emanuel d'Albert de Luynes d'Ailly, Herzog von Chaulnes und von Picguigny. Ueber die Voreltern von Miß Theodora Shonts wissen wir dem Leser, wie wir zu unserer Beschämung gestehen müssen, nichts näheres zu berichten. Jedenfalls sind es fleißige Leute gewesen, die es zu etwas brachten. Die Familie d'Albert de Luynes, der der Bräutigam angehört, behauptet, aus dem alten Florentiner Hause der Alberti zu. stammen. Ihren Glanz begründete Charles Marquis d'Albert, der erste Herzog von Luynes, der die Gunst des Königs Ludwig XIII. durch seine Geschicklichkeit in der Dressur von Falken erwarb und auf Grund dieses gemeinnützigen Talentes nicht nur zum Oberfalkenmeister, svn- dern auch zum allmächtigen Minister stieg, dem allerdings, nach dem Urteil der Geschichte, jedes Zeug zum wirklichen Staatsmanne sehlte. Der derzeitige Herzog von Luynes, ein Vetter des Herzogs von Chaulnes und ein Schwiegersohn der bekannten Herzogin von Uzes (bekannt sowohl als Sportliebhaberin, als Bildhauerin, wie als Beschützerin des Generals Boulangers, ist einer der Führer der französischen Royalisten und ein intimer Freund des Herzogs von Orleans, des Prätendenten, dessen Hofstaat in partibus er während eines Teiles des Jahres zu letten pflegt. — In fast allen Ländern Europas weist die Aristokratie eine ganze Reihe von Damen auf, deren Wiege in einem amerikanischen Gcldspinde stand. Nirgends aber sind diese Damen so zahlreich, wie gerade in der französischen Aristokratie. In den Familien von fürst lichem und herzoglichem Range trifft man dort z. B- den mit Miß Beatrice Winans aus Baltimore verheirateten Fürsten von Chalais; den Herzog de La Rochefoucauld, Gatten von Miß Mattie Mitchell aus Portland; den Prinzen Guy von Faucigny und Lucinge, einen Urenkel des Königs Karl X. von Frankreich, der ein Fräulein Mercedes Terry aus New Aork zur Frau hat: den HerzogDecazes, den eifrigen Besucher der Kieler Woche, der der Witwer von Miß Blanche Singer aus New Vor? ist; und schließlich zwei Mitglieder der Familie Talleyrand- Pärigorb: den jungen Herzog von Valencay, der von Miß Helen Morton aus Newport, und fernen Onkel, den Herzog von Dino, der von der verwitweten Mrs. Adele Livingston, geborenen Sampson, ge- schieden ist. 4ÜVVV Worte in der Minute! Eine Erfindung, die angeblich «ine Revolution auf dem Gebiete der Telegraphie bedeutet, teilt Frederick Lees dem „Windsor Magazine" mit. Es ist eine Maschine, die eine geschriebene Botschaft mit einer Geschwindigkeit von 40 000 Worten stündlich telegraphisch übertragen kann. Sie beruht im wesentlichen aus dem Polak-Virag-Shstem und wird durch eine besondere Schreibmaschine, deren Gebrauch sehr schnell zu erlernen ist, in Tätigkeit gesetzt. Die Buchstaben sind der Uebertragung besonders angepaßt und bestchen aus größeren und kleineren Löchern auf einem Papierstreifen, zwei, drei oder mehr, bis zu elf. Die senkrechten und wagerechten Striche Der einzelnen Buchstaben werden getrennt durch zwei verschiedene elektrische Ströme übertragen; an der Empfangsstation setzen sich diese -Wei Tele phone in Tätigkeit, von denen eins die wagerechten, das andere die senk, rechten Striche dadurch auszeichnet, daß kleine Stangen, die sich mit jeder Schwankung bewegen, mit Hilfe eines Spiegels daS Licht einer elektrischen Lampe auf einen Streifen lichtempfindlichen Papieres Wer sen, das vor dem Spiegel vorübcrgleitet. Nach dem Entwickeln und Fixieren erhält man ein« recht gut lesbare Schrift, wie die Proben, die der Arbeit beigegeben sind, zeigen. Letzte Depeschen rmd F-pnfpvechmel-rrng-n. Streit O. Beuthen. 16. Februar. (Privattelegramm.s Auf der konsoli dierten neuen Viktoria-Zinkerzgrube ist «m Streik ausgebrochen. Als Ursache des Ausstandes wird Unzufriedenheit mit der neuen Knappschaftsvorlage angenommen. Speck vou Steinburg. ^? Washington, 16. Februar. (Eigene Dratmeldung.s Auf Ein- ladung des Präsidenten Roosevelt wird der deutsche Bot- schaster Frhr. Speck v. Sternburg nebst Gattin Ende diese- MonatS Cuba besuchen, wo sie Gäste des dortigen amerikanischen Ge sandten Morgan sein werden. Der Präsident hat den Kvieg-lekretSr beauftragt, dem deutschen Botschafter für die Zeit seine- Aufentalte- a«s Tuba «inen höheren Osfi-ier als Adjutanten dei-ugedeu. DaS Sandschak-BaHnprojekt. >*Ü? Bien, 16. Februar. (Eigene Drahtmeldung.) Dotz „Frem- denblatt" schreibt: Die französischen und russischen Blätter gehen bei ihren Betrachtungen über das Projekt der Sandschakbahn von der Voraussetzung aus, daß der Plan der österreichisch-unDarischen Re gierung für Rußland eine politische Ueberraschuna bedeute. Mit dieser Behauptung bereiten sie uns, sagt das Fvemdenblatt, selbst «ine Ueber- raschung. Tatsächlich unternimmt die österreichisch-ungarische Regierung einen Schritt, der «ine erschöpfende Begründung in wirtschaftlichen Mo- menten findet. ES wird ein uns vertragsmäßig eingeröumteS Recht ausgeübt, das wir mit Zustimmung der Berliner Sianadarmächte, also auch Rußlands und Frankreichs, erlangten. Die Wahl das Zeitpunkte» für unsere Entschließung war lediglich unserem Ermessen «nheimgegeben, und wir haben auch bei dieser Wähl einzig wirtschaftliche Anforderungen berücksichtigt. Wir gehen jetzt ans Werk, weil die wirtschaftliche Ent- Wicklung uns zwingend dazu drängt. Die inneren Schwierigkeiten und Wirren hinderten uns lange an Der Verwirklichung unseves Rechtes zur kräftigen Ausnutzung unseres natürlichen wirtschaftlichen Expansions bereiches. Nach Erledigung des österreichisch-ungarischen Ausgleich» dürfte aber damit nicht mehr gezögert werben. Die Gründe zur Her stellung der Sandschakbahn sind so einfache und klare, daß sie auch von den Gegnern des Planes ebensowenig bekrittelt werben können wie un- sere unanfechtbare Berechtigung zur Durchführung des Projekts. Oester reich-Ungarn und Rußland fanden sich rn dem Gedanken zusammen, daß ihr dauerndes Einvernehmen gesichert werden soll durch gemeinsame Verbürgung des Ktnttm guo im europäischen Orient, durch Verzicht auf Gebietscrwerb und durch solidarische Tätigkeit zum Wcchl« der Baikon christen. Diese Zwecke, die schon Graf v Goluchowski i, seinen Expose- unter rückhaltloser Zustimmung der öffentlichen Meinung Rußland» präzisierte, können ihre Lebensfähigkeit und ihre politische Kraft nicht verliere.i, weil ein Schienenstrang von Uvac nach Mitrowitza gelegt werden soll. xr? Paris, 15. Februar. (Eigene Drahtmeldun-q.) Ueber da» Sandschak-Bahnprojekt veröffentlicht das „Journal des D^bats" Erklärungen von Oe st erreich.Ungarns bestunter- richtetcn Diplomaten. Danach könne von einer Ileberraschung der Mächte durch das Aehrenthalsche Projekt nicht gesprochen werden Die französische Regierung habe amtlich bereits am 23. Januar davon ge wußt, ebenso seien allen Signatarmöchtcn des Berliner Vertrages idcn- tische Mitteilungen gemacht worden. Nirgens sei der geringste Einwand oder eine Bemerkung gemacht worden, auch nicht in Petersburg. X>? Konstautiuopel, 16. Februar. (Eigene Drahtmeldung.s Das Gerücht, daß die am 14. Februar erfolgten Audienzen des russischen und des italienischen Botschafters mit der Sandschakbahn im Zu sammenhang gestanden hätten, ist vollkommen unbegründet. Beide Audienzen betrafen rein russische bzw. italienische Angelegenheiten und hatten mit der Bahnfrage nichts zu tun. . Straßendemonstration in Rom. I». Rom, 16. Februar. (Privattelezramm.s Düc dieswöchige De batte in der Deputiertenkammer über die von der extremen Linken beantragte Abschaffung des Religionsunterrichts in der Volksschule wird ungemein lebhaft werden, da achtzig Redner zur Vertretung der mannigfaltigsten Standpunkte vorgemerkt sind. Als Vorspiel zu der Debatte fand heute eine große Volksdemon- stration vor dem Denkmal Giordano Brunos statt für die Ab schaffung jeglichen Religionsunterrichts. Etwa 12 Personen wurden verhaftet, zahlreiche andere verwundet. Der Generalgouverneur von Jinnlemd. xr? Petersburg, 16. Februar. (Eigene Drahtmeldung9 Das Ab schiedsgesuch des Generalgouverneurs von Finnland, Gerhard, ist bewilligt und zu seinem Nachfolger der Kommandeur des 32. Armee- kvrps, General der Kavallerie Bermann, ernannt wprden. Aus Portugal. s -- Lissabon, 16. Februar. (Eigene Drahtmeldutlg.s König Ma nuel empfing gestern nach Unterzeichnung der Regieruugsdekrete die Minister und ersuchte sie, ihm des öfteren im Palast zu besuchen. Dies würde für die Staatsinteressen sehr von Nutzen sein. — Der Zustand der Königin Maria Pia hat sich gebessert. — B eg laub i g un g s- s ch r eib« n werden unverzüglich an all« im Au-lande befindlichen diplo matischen Vertreter Portugals gesandt werden. Lissabon,'16. Feörüär. (Eigene Drahtmcckbung.j Die Regie rung hat die Entsendung von 300 Mann der hiesigen Garnison zur Verstärkung der eingeborenen Truppen in Guinea beschlossen, um die Unterdrückung der dort ausgebrochenen Unruhen zu beschleunigen. — Das Justizministerium beschäftigt sich mit der Revision aller in der Diktaturperiode erlassenen Verordnungen. Spanien und Marokko. Xi? Sevilla, 16. Februar. (Eigene Drahtmeldung.s Der König hatte mit dem Kriegsminister eine Unterredung über die Vorgänge in MarChica. Sie beschlossen, eine halbe Brigade Jäger nach Marokko zu schicken, von der das erste Bataillon von Algeciras aoreisen wird; das zweite Bataillon wird sich heute in Sevilla einschiften. Der König wird im Falle einer Verschlechterung der Lage in Marokko nach Madrid zurückkehren. Diplomatisches Diner. stü? Konstantinopel, 16. Februar. (Eigene Drahtmeldung.s Beim österreichisch-ungarischen Botschafter Markgrafen Pallavi eint fand gestern abend zu Ehren des russischen Botschafters Sinowiew ein diplomatisches Diner statt. ' Indisch« Rebellen. Peschawar, 16. Februar. (Eigene Drahtmeldung.s Wie Ge- neral Willcocks meldet, erreichte daS Expeditionskorps gestern abend Walai, einen Ort im Bazartale, wo es zu einem Z u - sammenstoß mit den ZakkakyelS kam. Diese waren durch das unerwartete Erscheinen der Engländer augenscheinlich so überrascht worden, daß sie cs verabsäumt hatten, eine sehr starke Stellung ober halb Walai, die jetzt in Händen der Engländer ist, zu besetzen. Auf englischer Seite sind ein Mann tot, einer schwer verwundet. * Preisausschreiben des Deutsche« Sprachvereins. Xi? Berlin, 16. Februar. (Eigene Drahtmeldung.s Auf da- vom Deutschen Sprachverein erlassene zwölfte Preisaus schreiben: Die „Anschauungen Goethes von der deutschen Sprache" sind im ganzen 20 Arbeiten eingegangen. Di« Beurteilung der zum Teil sehr umfangreichen Arbeiten durch sechs Preisrichter (die Pro fessoren Behaghel in Gießen, Brenner in Würzburg, Muncker in Mün chen, Paul Pietsch in Berlin, Scheidenmntel in Weimar und Wilmann- in Bonn) wird naturgemäß viel Zeit in Anspruch nehmen, so daß die Entscheidung des Wettbewerbes kaum vor Ende dieses Jahres erwartet werden kann. Eisenbahnfredler. Paris» 16. Februar. (Eigene Drvhtmeldung.I In der Nähe von Evroux griffen gestern neun Männer einen Bahubeamten an, der die Signale zu stellen hatte. Die Angreifer hatten bereit- die Schienenschrauben gelockert, in der Absicht, den nach Cherbourg fahrenden Zug zur Entgleisung zu bringen. ES gelang glück- licherweise dem Beamten, sich zu befreien. Er konnte ein Signal geben, das von dem Maschinisten des herannahenden Zuge» bemerkt wurde. Die Uebeltäter ergriffen hierauf die Flucht. Nichtiger Bankier. -s? New Aork, IKJebruar. (Eigene Drahtmeldung.s Der flüchtige Bankier Charles Mosse wnrde in Etruria auf Grund zweier gegen ihn wegen Diebstahls ergangener Anklagen verhaftet und dem Richter vorgeführt. Dieser hat ibn einstweilen gegen Hinterlegung eiuer Bürgschaft von 20 OVO Dollars auf freien Fuß gesetzt. „Aslak." Xi? EhriKimtia, 16. Februar. (Eigene Drahtmeldung.s Der Dampfer „Aslak" aus Cbristiania, der vor 14 Tagen von Middelburg (Südafrikas nach Cbristiania abging. ist wahrscheinlich verunglückt. In der Nähe von Kapstadt ,st ein Leichnam an Land geschwemmt worden, der einen Leibgiirtel mit der Aufschrift „ASlak" trug. Die Besatzung betrug 14 Mann. <ttksrrdaku«rr «Pols «chtedt. »erantwortNch e Nedaktenr«: gür PoIMl M. Senil, lokale und l Sich stich« Anaeligenhtiten A. »eil««» t. da« sseuMclon v. -»wir, Mustk ». Mußestunden und ver. milchte« S.Vrhrrn», die Handel«»eit«ng «.Stttmaa», Spor« und SerichiSsaal A. Haarsrid. itstr den gnierainlteil «. vretichnetder. D-mUtch in LetpitS- TrnN und Serlaa non «. 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