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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.02.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080215014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908021501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908021501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-02
- Tag 1908-02-15
-
Monat
1908-02
-
Jahr
1908
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Nr. 45. 102. Jahrg. veipzlger Lageülatt. 84'.»80 Lehrer und 17 784 Lehrerinnen jür 6,16 Millionen Schulkinder. Die gesamten Schulunterhalrnnzökoslen, einschließlich Baukosten, stellten sich auf 328,2 Millionen Mark, von denen aus Mitteln der Ver» pflichteten 216,8 Millionen Mark gedeckt wurden, Eine stündige Last oder Schankwirtschast mit Ausschank geistiger Getränke entsiel rm Jahre 1906 ans 220 Einwohner überhaupt, aui 204 Städter und auf 234 Landbewohner. Im Jahresdurchschnitt 1005,07 betrug vaS aus die phy- tischen Zensitcn insgesamt veranlagte stcue rpslich tige Einkom m en 5.6 in den Städten 7,5 Milliarden Mark, auf dem Lande 3,0 Milliarden Mark, während da» steuerbare Vermögen in den Städte» 52,1 Milliarden Mark, ans dein Lande 30,2 Milliarden Mark aus- machte. Was die Bodenbcnn tzung anbelangt, lo waren nn Jabre 1907 angebant: mit Weiden 1,0 Millionen sirr, ni l Roggen 4,0 Mill, liu, mit Sommergerste rnnd '.»31 000 Im, mit Hafer 2.8 Mill. Im, mit Kar toffeln 2.2 Mill. Im, mit Klee nnd Luzerne 1,3 Mill. Im; die Wiescn- stacke belief sich ans 3,2 Mill. Im. Geerntet wurden während desselben IahreS: 2,0 Mill. Tonnen Weizen, 7,2 Mill. To. Nogaen, 2,0 Mill. Sommergerste, 6,t Mill. To. Hafer, >l,o Mill. To. Kartoffeln, ö,6 Mill. To. Klee und Luzerne, 12,2 Mill. To. Heu. Deutsche Atslonreir. * Die Aushebung der Kriegsgesaugeuschajt der.Hcrervv. Durch Ver- 'ügung des Gouverneurs Schlick mann vom 18. Januar ist vom Ge burtstage des Kaisers ab die Klieg.-gcsangen'ckaft der Hereros aufge hoben worden. Sic dürfen insbesondere nicht mehr einem bestimmten Arbeitgeber zur Beschäftigung aberwic'en werden, sondern cs must, ihrem Willen überlassen bleiben, mit wem sie einen T ienstvertrag ab'ckließcn wollen. Die bisher Kriegsgefangenen müssen bis zum 14. Februar in ihrem bisherigen Dienstverhältnis verbleiben. * Cin Prvzef; mit Sem Kolonialamt Zn verschiedene Zeitungen ist eine Meldung übergegangen, daß der großberroglich mecklenburgische Ge richtsassessor Fehlandt aus seiner früheren Täiigkeit im Dienste deS Schutzgebietes Dentsch-Südwestasrika bei dem Bcrlin-r Landgericht l Ansprüche gegen daS Reichslolonialamt erhoben habe. Die bei dieser Gelegenheit gegebene Darstellung des SachverbalteS ist, nach der „Nvrdd. Allg. Zta.", in teu wesentlichen Punkten un richtig. Sie schreibt: Fehlandt ist im Herbst 1906 probeweise für den Kolonialdienst angestellt und zu Anfang 1907 rem Gouverne ment von Dentsch-Südwestasrika zur Verwendung im höheren Justiz oder Verwaltungsdienst überwiesen worden. Die Verwendung FehlandtS, der von seiner heimischen Behörde zu diesem Zwecke bcmlaubt war, ist, wie zunächst die eines jeden Kolonialbeamten, jederzeit wider ruflich gewesen. Eine Ernennung Fehlandts zum Bezirks richter ist nicht erfolgt. Da Fehlandt die Erwartung, daß er sich den besonderen Anfvrdcrungen des Kolonialdienstes gewachsen zeigen würde, nicht erfüllte, so wurde von dem in seinem Annahme erlaß ausdrücklich vorbebattenen Widerrufsrecht seitens des Reichs- kolonialamteS Gebrauch gemacht nnd Fehlandt seiner heimischen Behörde wieder zur Verfügung gestellt. Im übrigen kann von einem weiteren Eingehen auf die Angelegenheit um so meh- abgesehen werden, als diese ja im Prozeß ihre Erörterung finden soll. Ausland. Qesterreich-Ungarn. * Politischer Mord. Ter Lemberger „Kurier Lwowski" meldet: Im Äezirk Nisko wurde der Kandidat der Vollspartei Bojanowski gegen den Kandidaten der Regierungspartei gewählt. Bojanowski wurde darauf von Anhängern der Regierungspartei im Streit durch einen Messerstich getötet. Holland. * Tas neue Ministerium besteht aus drei Protestanten, drei Katholiken md drei gemäßigten Liberalen. Ein Geschäft-Ministerium also. Ein solche-Z ist auch bei dem bestehenden Stimmenverhältnis: links 51 — rechts 49, vonnöten. Ob das Kabinett stets aus diriem Standpunkt beharren wird, ist fraglich, denn Heiß- 'porne wie Talma, dessen Wahl durch katholische Blätter strenge verurieitt wird, und Kolkman werden die Opposition manchmal in Len Harnisch jagen. Dann kommt hinzu, dah die Zeitspanne bis zu den Neuwahlen für die Zweite Kammer nicht allzu groß mehr ist und jedenfalls von den christlichen Parteien dazu benützt worden wird, um mit ministerieller Hilfe, durch Gunstbeweije usw., neue Anhänger zu iammeln. lieber diese Praxis ist früher schon in derKammrr manch hitziger Streit eut- branat. Man wird sich auch jetzt wieder daraus geiaht machen müssen, zumal oer „Standaard" erklärt, Las Ministerium müsse nicht als ein gcschästtiches, sondern als Ministerium der Rechten betrachtet werden. Liberale Blätter, wie der „Nieuwe Rott. Courant", stehen dem neuen Kabinett vorläufig noch wohlwollend gegenüber. Premierminister Heemskerk ist 56 Jahre alt, Dr. jur.; er war früher Amtsrichter, später Advokat mit guter Praxis und schließlich Stadtrat für Finanzen in Amsterdam. Als einer der hervorragendsten Wortführer der Autirevolutionäre besitzt er, »eben einer guten Dosis Humor, Satire und Schlagfertigkeit, ein ausgesprochen organisatorisches Tcrleut, das hm, als Minister des Innern, sehr zustatten kommen wird. Tie neue Regierung wird, wie man allgemein erwartet, auch die Vrrteidigungs- frage zu lösen versuchen, weil Tr. Heemskerk sich dazu in einer früheren Kammerrede Feuilleton. Tkeater rrnS Konzert. Leipzig, 15. Februar. Neue» Theater. (Erstes Gastspiel des Fräulein Betty Schubert aus Prag.s Gute Runen raunten die Kunde, aus Prag käme endlich das langersehnte Heil für unsere Oper. Ob «s in Fräulein B etty Schubert svom König!. Deutschen Landestheater der böhmischen Metropole) gestern wirklich erschien, ist gewissermaßen eine Kabinetts- 'rage. Noch eine andere Frage wäre vielleicht, ob es angebracht sei, gerade Fidelio als erste Gastrolle zu wählen, worin die Sängerin zwar Ouaiisikanon für das hochdramatische Jach b e weisen, nicht aber sonst Vorzüge äußerer Art aufweisen kann, die doch, weil nun einmal das Theater nicht nur eine Hör-, sondern vor allem auch eine Scbanstalt ist, ganz gewiß nickt unwesentlich mitsprechen. Zunächst also fällt wirklich Fräulein Schuvcrts nickt gar große, aber sehr füllige Gestalt ins Ge wicht. Im Spiel bot die Gästin in der Kerkerszene ihr Bestes und half redlich das Ganze zu dem bekannten dramatischen .Höhepunkte ompor- -ühren. Leider in das Minenspiel des Fräulein Schubert nur recht sehr wenig entwickelt nnd versagt dementsprechend oft gerade in gewissen ent- 'cheidenden Momenten. Tie Stimme der Künstlerin ist nicht recht aus geglichen, wirkt in der oberen Mittellage und hier wieder im Mezzv» -orte am vorteilbaitesten und sympathischsten. Mit musikalischem Empfinoen und seelischer Regsamkeit gab Fräulein Schubert die groß- Arie im ersten Akte, erreichte darauf aber in der Kerkerszene stimmlich und darstellerisch noch weil Größeres. Es ist nicht angängig, aus eine . Gastdarbietung hin die Persönlichkeit und das Gesamtkönnen einer Künstlerin abschließend zu beurteilen nnd einzuschätzcn. Morgen wird sich in Wagners „Tristan und Isolde" weitere Gelegenheit hierzu bieten. — An Stelle des indisponierten Herrn Soomer sang Herr Kammersänger Gmür (vom Hostheater in Weimar) den Pizarro und erwarb siä durch seine bereitwillige Hilfeleistung immerhin ein Ver dienst, obwohl sein Baß für unser großes Haus nicht ausreicht und dre -chauspielerischr Leistung ein Durchichnittsmaß kaum überschritt, billigen Ansprüchen aber Genüge tat. L 8. Konzert von I. Mitnitzky. Violinkonzerte nur mit Klavierbealei- kung öffentlich vorzutragen, bleibt eine halbe Sache. Der Klanastnn ist heutzutage zu gut entwickelt, als daß man die Vertauschung orchestraler Farben mit Klaviertönen ohne Genußbeeinträchtigung hin nehmen könnte. Nun batte ja Herr Mitnitzky, der gestern im '«aushause spielte, ein Konzert von Mozart lEs-Durs und eines von Paganini sT>Tur) gewählt, also Werke, die da Orchester dem Solisten nicht^als gleichberechtigten oder doch nahezu gleichwertigen Faktor an die Seite stellen. Dennoch wurde inan nicht recht warm, schon gar nickt bei Paganini, denen Virtuoscnsprachc, des vrchcstralcn Wider halles beraubt, noch äußerlicher und verbrauchter erschien, als es scnst wohl der Fall gewesen wäre. Für das Paganini-Kvnzert hatte der Vortragende auch noch nicht Sckneid genug, bereits der erste Einsatz b^mmtcr geformt werden 'ollen, wie überhaupt statt straffer zi."bythmik mancherlei Willkür waltete. Als ein Talent darf Herr Mit- »mmerbin aelten. Seine Jugend kündet sich nicht, wie das oft zu verpflichtet hat, für den Fall, daß er ans Ruder käme. DaS Zustandekommen des Nordseeablommens wäre übrigens ein sehr günstiger Zeitpunlt zur Tuichsührung einer Hceresresorm, welche die Verringerung der Militärausgaben bezwecken würde. In denjenigen politischen Kreisen Belgiens, die sich um daS Zustandekommen einer wirtschaftlichen Entente mit dem holländischen Nachbar bemühen, begrüßt man das neue Kabinett Heemskerk in Holland mit großer Befriedigung. Daß der von belgischer Seite in den letzten dreißig Jahren wiederholt unternommene Brrsuck. zu einer Union mit Holland zu gelangen, nie über die Studien kommission hinaus gediehen iit, lag immer daran, daß die leitenten Männer in Holland sich nicht snr Len Gedanken erwärmen konnten. Ter neue Premier minister Heemskerk aber steht der gegenwärtig wieder der Beratung einer großen gemischten Kommission unterliegenden Frage wohlwollend gegenüber, soweit sie sich lediglich im Nahmen ökonomischer Beziehungen halt; alle weilergrhenden Ideen, volstische B.indnisillusioncn halte er im November vorigen Jahres un zweideutig von der Hano gewiesen. Schweden. * Die Frage der Alandsinscln. Der schwedische Minister des Acnßern bezeichnet in „Stockholms Tagblad" (14. Februar) die Meldung der Zeitung „L Opir.ivne", daß Schweden gegen einige Kompensationen sich nut der Befestigung der Alandsinseln cinvcrstandcn erklärt habe, als unrichtig. Griechenland. * Finanzwesen. Die „Nordd. Mg. Ztg." schreibt: Die griechische Regierung bat unlänflst unter Zustimmung der internationalen Finanz kommission die Tabaksteuer von 8 auf 10 Drachmen für die Oka erhöht. Tie Erhöhung soll der griechischen Flottculafse zugute kommen. Einer Benachteiligung der Gläubiger, oic etwa dadurch einlreten könnte, daß die Stcuercrhöhunfl zu einem Rückgang des Konsums führen würde ist vorgcbcugt, insofern die griechische Negierung gleichzeitig das frühere Ertragsminimnm aus dieser Steuer nm den Betrag von 429 380 Drachmen erhöht hat, so daß es nunmehr 7 489 380 Drachmen gegen früher 7 0600M Drachmen betrügt. Türker. * Verkehr-Verbesserungen. Ans Konstantinopel wird vom 14. gemel det: Die Zeitung „Jkdam" meldet: Ein Jrade des Sultans verfügt die Schiffbarmachung der Flüsse Seihun und Djihar, sowie die Trockenlegung von Sümpfen und die Herstellung vvn Bewässerungsanlagen im Wilajct Adana. — Die Zeitung „Sabah" meldet: Das Ministerium der Oeffent- lichen Arbeiten hat Automobile für den Verkehr zwischen Bagdad und BaSra bestellt. China. * Teuerung in Peking. Aus Peking wird vom 14. gemeldet: Infolge der durch die Preissteigerung des Silbers hervorgerufencn Preis erhöhung der Lebensmittel erfolgte heute ein Erlaß des Kaisers von China an das Finanzministerium, durch den besohlen wird, 500 000 Lan zu assignieren und Maßregeln zu ergreifen, um der Bevölkerung der Residenz zu Hilfe zu kommen. Marokko. * Tie französischen Niederlagen. Aus Tanger wird geschrieben: Die beiden letzten Gefechte, die Vie Franzoen im Gebiete der Mzamba hatten, haben dazu beigetragen, das Ansehen der französischen Trnvpen bei den Marokkanern zu untergraben, das schon durch die Gefechte bei Settat stark erschüttert war. Diese Kämpfe, bei denen nicht Plan nnd Ziel zu sehen waren, jeden Nieder lagen verzweifelt ähnlich. Dreimal wurden die französischen Truppen, die von Ber Rejchid auszogcn, gezwungen, sich wieder zurück- zu zieh en. Tie Franzosen rrüncn sich dansit, daß auch der Feind Ber« luste gehabt habe. Aber Las genügt doch nicht, um den Mißerfolg zu be mänteln. Begreiflicherweise übertrcibeu die Marokkaner auch noch die Größe der Niederlagen, und in ganz Marokko wird die Nachricht verbreitet, daß die französischen Truppen völlig ousgerieben wurden, was natürlich auch nicht zur Erhöhung Les Ansehens Frankreichs im Lande beiträgt. Rian bat den Eindruck, daß General d'Amade um jeden Preis von sich reden machen will, ohne irgend einem vernünftigen und logischen Plane zn folgen, wobei er auch seine Truppen in gar keiner Weile schont. Natürlich stärkt das »ebr die Partei gänger Muley HafidS. Die Artillerie der Hasidischen Mahalla, die in den lüiignen Gefechten sehr tapfer gegen die Franzosen vorgegangen war, wird von Lern Kaid Abdallah befehligt, einem spanischen Renegaten von hoher Intelligenz, der schon zurzeit des früheren Sultans Muley Hassan sich sehr ausgezeichnet hat. Beachtenswert ist auch, daß die französische Artillerie bei dielen letzten Gefechten schließlich an Mangel von Munition litt. Ohne die Hilfe des Obersten Brulard, der in aller Eile von Ber Neschiv heran marichierte, wär« eS geradezu zur Vernichtung der Streltkräsie des Obersten Voulegard gekommen, die schon in der Flanke von der marokkanischen Kavallerie angegriffen wurden. * Tagesbericht. Admiral Philibert telegraphiert, daß nach einem Bericht des Konsuls von Mazagan der Neffe Les Kaid Glaoni in Azemnr mit 500 Reitern uns 600 Infanteristen Les Duklhalastammes einzog, gleichwohl aber die Lage in Mazagan ruhig ist. — AuS dem französischen Lager bei der Kasbah der Ouled-Said kommt die Meldung, daß sich dort beim General d'Amade der französische Schriftsteller Houel mit Boricblägeu von Muley Hasid, bei dem Houel vier Monate zubrachte, ringesunven bade. Muley Hasid will die den Schaujas auferlegke Buße bezahlen, dagegen sollen die Fran zosen sich zurückziehea und sich zwischen Muley Hasid und Abdul Nziz neutral verhallen. D'Amade erklärte sich für nicht zuständig, da er nicht die Grenzen seiner ans militärischem Gebiet liegenden Ausgaben über schreiten dürfe. Houel verzichtete hieraus auf eine Rückkehr zu Hasid und schickte seinen marokkanischen Begleiter allein znrück. Wie Houel mitteilt, finden Ft, durch himmelstürmenden Ueberschwana an, sondern im Gegenteil durch eine noch etwas farblose und zerfließende Ausdrucks weise. So in Beethovens F-Dur-Romanze, die, ohne an Schönheit zu leiden, männlicher empfunden werden kann. Eher war Herrn Mit- nitzkys Weiche Auffassung in der Ucbertragung von Chopins allbekann tem Nokturne am Platze, weiches Stück, entgegen der auf dem Pro gramm angegebenen Reihenfolge vor der Gavotte und Musette von Tor Aulin gespielt wurde Ob diese Aenderung von allen Hörern be merkt worden ist? Jür die beiden Sächelchen des schwedischen Ton setzers und Hoskonzertmeisters, die gefällige Nippes sind, hatte Herr Mitnitzky die nötige seine Art der Darbietung, verfügte auch, soweit technische Kniffe in Betracht kamen, über alle Lazu erforderliche Vir- tuoscnclcganz. Noch mehr Effekt machte der russische Geiger mit Bazzinis „Ronde des Lutins", darin sein bravouröses Stakkato der linken Hand und sein nicht weniger überlegenes Springbogenspiel lauten Beifall hervorrieien. Die Taktsreihciten, die sich Herr Mitnitzky nahm, erschwerten die Begleitung, der sich indes .Herr Otto Wein- reich mit genügender Gewandtheit unterzog. I'. V7. S * Neues zur Frage LeukLS-Atstaka. Man schreibt unS: lieber seine im Sommer 1907 auf Leutas-Jthaka vorgenommenrn Grabungen hat Wilhelm D örp feld in seinem soeben erschienenen „Vierten Briese," berichtet, der in erster Linie an seine Freunde und Gönner gerichtet ist, die ihm die Mittel zu jener nunmehr vierten Grabungstawpagne zur Verfügung gestellt haben. Als Mit arbeiter standen ihm Dr. Gößler und Fräulein A. LiSco zur Seile. Auch in diesem Jahre wurden die Untersuchungen in der Ebene von Nivri begonnen, wo nahe der Kirche Sotiros eine große Zahl Scherben mit eingeritzten Orna menten in großer Tieie gesunden und wo ein prähistorisches Heiligtum ver mutet wurde, dem später ein dorisckeS gefolgt war. An einer anderen Stelle, wo man auf eine starte Mauer gestoßen war, hatten Nachgrabungen keinen Erfolg. Aber südlich wurden bei der Untersuchung des großen Olivenwaides, wo in Abständen von je 50 m brunuenartige Löcher dinabgrtriebeo wurden, in einer Tiefe von 3—5 m Funde gemacht, die von großer Bedeutung find. Ein großer Raum, der durch mehrfache Gräben untersucht wurde, erwies sich als ein Gartenplah, zu dem eine antike Wasstrle'tung hinführt. An einer anderen Stelle kam man, schon im GruuLwassrrbereich, auf einen vorhistorischen Begrübuispiah. Der- selbe besteht aus einem durch hochkantig gestellte Platten rechtwinklig ein- grsriedigten Platz, der acht Gräber enthält und über dem sich der Erdhügdl. TymboS, erhob; an der einen Seite war ein zweiter Bezirk mit einem neunten Grabe hinzugefügt worden. Bezeichnend ist es, daß alle neun Gräber kleine Plattengräber sind, in welchen die Leichen als liegende Hocker bestattet waren, ganz entsprechend den neuerdings aus Tyrins, aus Orckomenos nnd aus Zafer bei KnossoS bekannten Grabanlagen. Als Beigaben sanden sich monochrome Basen nnd eine eigenartige Speerspitze atts Bronze, von einer Form, wie sie in nur zwei Exemplaren aus Sesklo nnd auS Mykenä bekannt geworden ist. Hiernach läßt sich der Begräbuisplaü von Lenkas in das zweite Jahrtausend v. Cbr. zuruck-atieren, welcher Zeil Dörpfeld auch die ganze vorgeschichtliche Ansiedelung, die homerische Stadt Ithaka, in der Ebene von Nidri zuschreibt. An einer dritten Stelle deS LelwaidcS endlich wurden die Mauern eines sehr bedeutenden Bauwerkes gefunden. Auch hier erschwerte daS Grund wasser die Untersuchung; es soll im nächsten Jabr durch einen Abzugslanal ins Meer abgeleitet und der ganze Platz sreigelegt werden. Pitho-iragmente, mono chrome Topsware, Obndianmesser u. a. buben sich an dieier Baustelle gefunden. Törvfelv hält dieses Gebäude, dessen Außciimauern 1,5 m stark sind, jür Las größte vordonicbe Hau- der Ebene, das nicht unwahrscheinlich mit dem gesuchten Palast« deS Odysseus idrntijch ist. Auch die Auaabeu der Odyssee passen sehr wohl Sonnabend, 15. Februar iv08. blieben die Soldaten Hasid- nur an- Fanatismus treu. Di« Marokkaner sehen das Gefecht vom 2. Februar als eine wirkliche Niederlage für sich selbst an, bei der die Ihrigen buchstäblich niedergemetzelt seien. (? vergl. oben.» Amerika. * Schicdsverträge. Aus Washington wird vom 14. Februar ge meldet: Dem Vernehmen nach verfügt der französisch-amerikanische Scliicdsgericktsvertrag, daß die Bestimmung aller Gegenstände, die vor dos Schiedsgericht kommen sollen, und die Art der Verfahrens vor dem Schiedsgericht dem Senat zur Genehmigung zu unterbreiten sind. Dies beweist, daß Präsident Roosevelt tatsächlich dem Senat uachgab, der schon im Jabre 1905 die Verträge mit Deutschland, England nnd anderen Staaten zu Abkommen ergänzte, die dem schiedsrichterlichen Ge danken zustimmten. — Ergänznngsweise wird mitgcteilt: Wie die New Porker ^Tribüne" ans Washington meldet, gedenkt das Staatsdeparte ment dem Senat in den nächsten Wochen sieben neue Schiedsgerichts verträge vorzulegcn zum Ersatz der Staat-Verträge zwischen England, Deutschland, Frankreich, Portugal, Italien, der Schweiz und Spanien, die der Senat im Jabre 1905 nach der Vorlage von Ergänzungen ratifi ziert hatte. Roosevelt batte aber damals die Auswechslung der Nati- sikativnSnrknndcn abgelcbnt wegen der von, Sena» beschlossenen Abände rung, die das Staatsdepartement ungünstig beurteilt hatte. lFortsetzuug der Politik in der 4. Beilage.) Sächsischer Landtag. Erste Kammer. SO. öffentliche Sitzung. r. Treüden, 14. Februar. Präsident Gras Bitzthnm von Eckstiidt eröffnet die Sitzung um 11 Uhr 20 Minuten. Tas Haus zeigt gute Besetzung, auch Prinz Johann Georg ist erschienen. Auf den Tribünen ist viel Publikum, auch die Tamentribüne ist stark besucht. Am Regierungstische: Kultusminister Dr. Beck und Kommissare. Punkl 1 der Tagesordnung, in die man dann cintritt, bildet der Vortrag aus der Registrande nnd die Beschlüsse auf die Eingänge. Eine Debatte ist hiermit nicht verbunden. Die nächsten sechs Punkte der Tagesordnung bilder, lediglich Petitionen. Zunächst berichtet De. v. Hübel namens der ersten Deputation über die Petition der sächsischer' Abteilungen des Vereins Frauenbitdung — Frauenstudium und beantragt, die an» Erleichterung der Mädchengymnasialbilduug bezügliche Petition zur Zeit ans sich beruhen zu lassen, da die Regierung laut Delret Nr. 34 eine gesetzliche Regelung der gesamten Mädchenschulbitdung jur angezeigt hält. Kultusminister Tr. Beck legt kurz die Stellung der Regierung zu dem TepulatiouSbericht und der Frage der MädckenbilLuug überhaupt dar, nachdem er vorher noch, da er zum ersten Male als Minister iu dieser Kammer spricht, die Mitglieder um Erhaltung des ihm bisher geschenkten Vertrauens gebeten Kat. Tie Zurückziehung deS Dekrets Nr. 3 sei eine lleberralckung gewesen, und zwar sei sie nicht auf jeine Anregung, wobt aber mit seinem Wissen und EmverständniS eriotgt. In der Frage selbst stimme er mit seinem Amtevorgängcr überein. Wie er bereits in der Zweiten Kammer ausgesührt habe, solle der eigent liche Schauplatz für die Betätigung der Frau das Haus sein, aber er verkenne nicht, daß man eie berechtigten Bestrebungen der Frauen nach Vertiefung ihier Bildung berücksichtigen müsse, zumal die Zakl der Eheschließungen von Jahr zu Fahr zurückgehe. Tie Gründe liegen nicht allein in der Ver teuerung der Lebenshaltung, sondern auch darin, daß die jungen Männer das Glück des eigenen Heims nicht mehr so hoch emschätzten wie früher, und daß sie, wenn sie heirateten, mit zu hohen Ansprüchen an das Leben in die Ehe traten. Wenn h'erin eine Wandlung einträte, würde die Franenirage zum größten Teile glücklich gelöst sein. Tie Frage der Mädchengyumasiawildung sei noch nicht ganz spruchreif. Nachdem die Frauen seit l!U0 zur Imma trikulation zugelassen seien, müsse mau ihnen auch die Mönlichleit gewähren, sich die nötige Bildung anzueigiien. Viel Gebrauch hätten die Frauen von dem Rechte der Immatrikulation noch nicht gemocht Unter den jetzt in Leipzig studierenden 4341 jungen Leuten befinden sich nur 36 weiblichen Geschleckts. Die Zahl würde steigen, wenn die Vorbildung er leichtert werde. Es frage sich nun, welche Wege dazu eingeschlagcn werden sollten. Redner erörtert dabei zunächst die rechtliche Grundlage un'rcr höheren Schulbildung. Tie jetzt bestehenden Gesetze becögen sich nur auf die männliche Jugend, sie durch königliche Verordnung mit standsicher Ennächiigmig ftndrin. sei nicht angebracht. eS könne nur auf dem Wege der Geictzgebung geschehen. Seiner Ansicht nach sei dos beste System der Ausbau der höheren Dvcl ler'ckutcr, gegen die g e m e i n f ch a f t l i ch e E r z t e h u n g sprachen große Bedeuten. Für Leu Uebergang in den Oberbau der höheren Töchterschulen oder die Müdchengymnnsieu mußte eine besondere Ausnalnueprüfung eingesührt werden, damit mau nur AuLlcscmatcrial für die Universität vorbereite. -Als Ziel sei in erster Linie die realistische Bildung anzustreben, denn es liege kein Grund vor den Frauen die juristische und die theologische Lausbahu zu eröffnen, lieber die übrigen den Frauen zu erteilenden Berechtigungen würde der 1 nndesrat zu entscheiden haben. Er sei an und für sich nicht abgeneigt, der Gemeinschaft-:-, crziehung die Wege zu ebnen, halte sie ober für keine ideale ErzirbnngSmethode. Tie Erfahrungen in anßerdentichen Ländern seien für Deutschland nicht ohne weiteres nutzbar zu machen, höchstens die iu Süddeutsckland gewonnenen. Ter Minister erklärte weiter, er werbe der gemeiniamcu Erziehung nur unter der Voraussetzung cntgegeiikommcn, daß es sich um gesunde und begabte Mädchen handele. Er hoffe, daß eS möglich jein werde, dem nächsten Landtage ein Gesetz zur Abänderung de-S Gesetzes vom 22. Auaust 1876 vorznlegen. Bis dahin sollten auch in Zukunft in die drei Oderklaisen der Knabengymnasien Hospitan- zn dieser Stelle, besonders bezüglich der Entfernung vom Meere. Bei der weiteren Erforschung der Insel sind mehrfach Mauern und Gräber aus klassi'cker Zeit aesunden worden. Aw Nordostabhang Les Amatiberges konnten Reste mehrerer elliptiicken Häuser mit Gräbern ous prähistorischer Zeit ausgegraben werden. Herr Gößler untersuchte antike Ruinen an dem von ter Nidri-Ebene zum Phorkus-Haien führenden Weg und in der Ebene von Wasiiiki. Eine Grabung In der Shwola- (Pkorlys-)Buckt, um daselbst die homersiche Grotte mit der Quelle zu finden, hatte noch keinen Erfolg. Tie Arbeiten auf LeukaS sind hiernach vielfach ge fördert worden, die Kenntnis von dem vordorischen Volke, dem die uralte Au- siedelung in der Ebene von Nidri zuzuschreiben ist, in schon reichem Maße er weitert worden. Hausbau, Grabanlagen, Beslattungsart mit Beigaben, Keramik und Erzeugnisse der Kultur entspreche» durchaus all dem, was inan nach dem erwarten mußte, was die ältesten Ansiedlungen in .Hellas niiS über diese Zeit schon gelehrt haben. Zn dem Stande der Leukos-Jthaka-Frage gedenkt Lörpield der von K. Parlsch, dem bekannten Geoaraphen und gründlichen Kenner der Jonischen Inseln, soeben veiösfentlichleu Unter suchung über Las Alter der Jnjelnatnr von Lenkas in Petermunns „Geographischen Mitteilungen". Durch diese fachmännische wissenschaftliche Arbeit seien nun auch die letzten Zweifel beseitigt worden. Lenkas tsl zu allen Zeiten eine Insel gewesen, sie darf Laber bei der Würdigung der homerischen Angaben über die geographische Lage von Ithaka nicht außer acht bleiben, und wenn nun von Voilgrass in den „Reuen Jahrbüchern für das klassische Altertum" vorge'cklageu wird, Lenkas der von Törpseld vergebens gesuchten vierten Insel Dulikion gleichzusetzen, so entsteht, Wie Törpseld nachzuweisen sucht, eine geographische Verwirrung, die keineswegs mit dem übrigen Inhalt der Odussee in Einllang zu bringen ist. Die Leukas-Jthaka-Frage ist auch durch Literatur viesiach ge fördert worden. In dem laufenden Jahre gedenkt Törpseld die Ausgrabungen sortzusetzeu, um vor allem das sogenannte Königshaus im Oelwalde der Ebene von Nidri in einem größeren Umfange srrizulegen. * Vier Porträts von Reynolds entdeckt. Nus London kommt die Kunde von vier bisher unbekannten Porträt- von Reynolds, die Claude Phillips soeben entdeckt hat. Die vier Gemälde stellen Angehörige der Walkrr- Heneagr-Aamilie dar; sie sind allem Anschein nach bislang den Kunstkennern entgangen. Eine vage Andeutung über die betreffenden Persönlichkeiten findet sich in Graves und Cronins „Geschichte deS Lebens und des Werkes von Sir Joshua Reynolds" und eine ähnliche Erwähnung in Leslie und TaylorS Wert über Reynolds Leben und Zeit. Aber die Bilder selbst waren bisher unbekannt. Claude Philipps berichtet, daß die Werke vortrefflich erhallen sind. * Kleine Chronik. In Bayreuth verging laut „M. N. N." der 25. Todestag Richard Wagners ohne jede eigentliche Feier. Frau Cosima Wagner weilt noch mit ihrer Tochter Eva nnd ihrem Arzt an der Riviera, wo der reichliche Ausenthalt im Freien ihre Kräfte sehr gehoben Kat. Auch Sieg- fried Wagner weilt zurzeit nicht in Bayreuth. Tas Grob Richard Wagners selbst war mit Tannengrün umlegt und die eiserne Umzäunung um das Grab mit Tannenrrisern durchslochten, so daß ein abgegr«» ter Raum entstand, der immerhin stimmungsvoll wirkte. Ans der Grabpla'te selb» wurccn Krärne niedergelegt. — In München ist der Historien- und Genrcmaler Wilhelm Roegge am 11. Februar im Aller von 80 Jahren gestorben. — Im Schillerthcater Charlotten bürg wurde vorgestern abend dasBlumen- lhal-Kaseiburgsche Lustspiel „Auf der Sonnenseite" zu neuem Leben erweckt, rin fröhliches Werkcken. das schon bei der Ulanfsiihrnog vor neun Jahren im Berliner Königlichen Schauspielhaus leine angenehme Unterhaltungs kunst erprobt halte. Auch diesmal sand die Geschichte von den beiden jungen Lebensbummlern. die sich mit Hilfe später moralischer Einsicht nnd der dazu gehörigen weiblichen Herzen Loch noch zu soliden Staatsbürgern mausern, einen warmen Erfolg.
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