Volltext Seite (XML)
Seznqs-Preit Ausgabe L. Anzeige« Piel» Igr L«i»,i» MI» o»r»i» »«Ich miler« rrtq«i »nd Sp-»irrlir- o« P«,« ^bracht, » <»»i «»rgen«, »<rrl»I,tdrlich 1 vi. monatlich I vl i!lu«g»»< S > morgen« an» -dendl) «lertel- itdrlich 4.il> M «onailich izv vi. Lurch »,, ch«, ,, dr,irde». <2 mal lüglich/ mnerhald Lrutlchland« und »er »euiichr» Kolonien menellLdrlich b.2ü Di. monatlich l,7i v! aullchl Post- deNellgrkd. ü, Oesterreich v L «iv it, Ungarn a 8 oiertellstdrlich gern»! >n «ei. gier». Lünemarl. »en vonaastaaien. Frank reich. .ilalien. Luremdurg «iederlande^ «orrpege» Mutzland Schmedrn vchivekg an» Svanlen An alle» üdrigen Staate» nur »>e«ki «urch d» »r»e» o «I «rsttzltllch. Adonnemrni-Mnnadm» >»i«stutzvlitz s, bei »Niere» krag er». jtz«l,a>e» Lbediteure» und »mradaielleüen iow» Sostdmiern u»d Bri«rrr»aer» Li» «ngeln« «t»m»e> tostei tz» sledakr»»» an» ErordUto» > Aodanm»gaN« t» Lelevd», «r. l4«fa. M». iEi. »ir. I4SS4. NGWlTllgMM Handelszeitung. Amtsblatt des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. istr Inirr»,, ,u» ««»»>» an» Umgebung di« tzzelvaltene Prerijeil« B Pi., stnanjiell« Mn^ige, so Pi.. MrNamea I vi , »oa aalwstn« K) chi., Mekiame» l.Ä> vi.l »omAa»laii»AiP>.. ftnan» Anzeige» 7LW.. -ieklamen t^v M Inserate o. Sedirde» im «ntllchen Lest «0 Pi Peilagegedüdt KM.». Laulenb «gkl. Post, gebühr »eichLltianzetgen an bevoriugltt Stelle IM Preis« erhihl blabott nach Laris. Fe sterteilt» Austria« klonen nicht «urück- aetogen werden Für da» Erscheinen aa befliminlea lagen und Plitzen wird kein« Garantie übernommen «njeigen. Annahme i «ugaftutzvlatz 8. bei sämtlichen Filiale» u. allen Annoncen- Etpebitionen de« I»- and Aullande». HatUlt-Slllal« Verls»r Earl Duncker. tzer,°g> ivagr. Hosduch. Handlung, Lützowstratze lü. Sel-dhoo VI. «r- «03). Nr 45 Sonnabend 15 Februar 1908. 102. Jahrgang. Das wichtigst- vom Tage. * In der sächsischen Ersten Kammer wurde gestern die Frauenbildungsfrage erörtert, wobei der neue Kultusminister Beck seine Anschauungen entwickelte. (S. d, des. Art. und Par- lamentsbericht.) * Bei den Leipziger Ortskrankenkassenwahlen der Arbeitnehmer wurden 31114 Stimmen für das Gemerkickaftskartell (soz.-dem.) und 3389 Stimmen für die nationalen Arbeiterorganisationen abgegeben. * Die „Nordd. Mg. Ztg." dementiert die Nachricht von einer bevorstehenden Aufhebung der Fahrkarten st euer und einer Wiedereinführung der Rückfahrkarten. lS. Dtschs. R.s * Die Kriegsgefangenschaft der Hereros ist aufge hoben worden. lS. Dtsch. Kol.) * Die amerikanische Regierung plant eine Fortsetzung ihres durch den französischen Beitrag inaugurierten Systems der Schiedsverträge durch'Abschluß ähnlicher Uebereinkommen, dar unter auch mit Deutschland. lS. Ausl.) * Der schwedische Minister des Auswärtigen dementiert die Nachricht, daß Schweden seinen Widerspruch gegen die Befesti- gung der Aalands-Inseln aufgegeben habe lS. Ausl.) * In Galizien wurde ein neugewählter Abgeordneter von politischen Gegnern ermordet. lS. Ausl.) 2m alten Gleise. Die Freitagssitzung der Ersten Kammer unseres Landtags mit ihrer großen Debatte über die Reform der Mädchenlckulbildung zeigte einen Regierungsakt, der in weiten Kreisen des Volkes großes Aufsehen er- regt hat, in neuer Beleuchtung. Bisher war man geneigt die Zurück ziehung des Kgl. Dekrets Nr. 3, über die Zulassung von Mädchen in die höheren Schulen, in der Hauptsache auf Vas Konto des neuen Kultus ministers zu setzen, obwohl das Dekret Nr. 34, durch welches das erst erwähnte Dekret zurückgenommen wurde, noch nicht seine Unterschrift trägt. Allerdings bekannte der neue Kultusminister ganz osien, daß er in der Frage der Gemeinschaftserziehung der Geschlechter andere Anschauungen habe als sein Amrsvorgönger, der bekanntlich gerade in diesem Punkte sehr fortschrittlichen Ideen huldigte. Im Lause der Debatte ergriff aber Geh. Kirchenrat Tr. Hofmann das Wort — wie er selbst in der Einleitung sagte — gegen den Wunich und Willen der Depu tation —, um eine scharfe Philippika gegen die Gemeinschaftserziehung zu halten. Noch seiner Rede mußte man erkennen, daß das Dekret Nr. 34 in erster Linie eine Verbeugung vor der Mehrheit der Ersten Kammer war, denn er sagte klipp und klar, daß ein Gesetzentwurf, der die Zu lassung der Mädchen zu den höheren Schulen zum Gegenstände hätte, niemals die Zustimmung der Ersten Kamm-r finden würde. Angesichts die'er deutlichen Erklärung erübrigt es sich zurzeit wohl, aus die Begründung, daß Gott durch die Schaffung der zwei Ge schlechter schon diesen Weg gewiesen habe, einzugehen! Daß die Staats regierung bei Ausarbeitung des Dekrets, das den Mädchen die höheren Schulen eröffnen sollte, der Sache keine große Begeisterung widmete, ist ohne weiteres auS dem Teputationsberichte ersichtlich, in dem cs beißt: „Tie Kgl. Staatsregierung und die Deputation waren darin einig, daß sie den gemeinsamen Unterricht der Knaben und Mädchen, die sogenannte Gemcinschaktserziehung oder Koedukation, nicht als eine ideale Erziehungsmethode ansahen, die m^n einführen müsse, weil sic für die Heranwachsende Jugend besonders förderlich sei. Die Regierung hielt vielmehr die Gemeinschaftserziehung nur für ein A u s h i l f s in i t t e l, uno auch die Deputation hätte die Koedukation nur als Notbehelf gelten lassen, wenn sie etwa zu der Ueberzeugung gelangt wäre, daß diese Erziehungsmethode unbedenk lich sei und eine bessere in absehbarer Zeit den Mädchen, die sich aus das Universitätsstudium vorbereiten wollen, in ausreichendem Maße nicht geboten werden könnte." Wollte so gewissermaßen die Regierung eine Vermittlerrolle zwischen den Forderungen der Frauenbewegung und denjenigen übernehmen, die teils alles bei dem bisherigen Zustande belassen oder nur die bisherigen Bildungsmöglichkeiten ausbauen möchten, so stellte sich die Deputation und — wie sich gestern zeigte — die Mehrheit der Ersten Kammer aus einen schroff ablehnenden Standpunkt. Die Regierung hat es nicht erst zum Kampfe kommen lassen, sondern beizeiten das Dekret zu- rückgezogen. Dabei muß man allerdings annchmen, daß nicht nur Lpportunitätsrücksichten ausschlaggebend waren, sondern in erster Linie oer Wechsel im Kultusministerium, der offenbar nicht nur Personen-, sondern auch Systemwechsel war. DaS trat auch ganz deutlich in der Rede des neuen Kultusministers iutage. Wenn man wie er die ganze Frauenbildungsfragc immer noch unter den Gesichtspunkt stellte, das höchste Ziel ler Frau sei ihre Tätig- 'eit im Hause und nicht ihr Bildungsbedürfnis und ihren Selbständig keitsdrang. sondern die wachsende Schwierigkeit ihrer Versorgung durch die Ehe als Gründe für das Frauenstudium ansieht, dann wird man diesem auch niemals die Wege gern und leicht ebnen, sondern immer nur dem äußersten Zwang Folge leisten. Darin scheiden sich unsere An- ichauungen von denen des Kultusministers in grundsätzlicher Weise. Darum verstehen wir auch nicht die Bedenken gegen die Gemeinschafts erziehung, die, abgesehen von den Vorteilen, die sie sonst bietet, allein das Studium der Frauen erleichtern kann, weil sie überall eingeführt werden kenn, wo für die Vorbildung der jungen Männer für das Universitäts studium gesorgt ist. Darum fordern wir gerade diesen Weg zugunsten des Frauenstudiums. Man mag nun aber über die Sache selbst denken wie man will, immer wird man zugeben müssen, daß das schnelle Aufgcben eines Planes, von dem man sich viel versprach, nicht vorteilhaft wirtt. Ein Versuch in dieser Richtung wäre ia auch bei weitem nicht so kostspielig gewesen, als wje der Ausbau der höheren Töchter'chulen und die Errichtung einer großen Zahl von Mädchengymnasien. Es muß ohne weiteres ein leuchten, daß die Erlaubnis der Benutzung der höheren Schulen durch die Mädchen vom fiskalischen Standpunkte auS der bei weitem vorteil haftere Weg gewesen wäre, weit vorteilhafter wenigstens als die Schaffung eines völlig neuen Organismus. Ter Kultusminister hat für den nächsten Landtag eine Vorlage über die Reform des Mödchenschulwesens in Aussicht gestellt und wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß er sein Versprechen einlösen wiro. Aber das „Wie" muß allen praktischen Politikern Sorge machen, wenn der Finonzminister keine Gelegenheit versäumt, zu versichern, daß die günstige Wirtschaftskvnjunktur vorüber sei und daß die Zukunft gar nicht rosig aussähe. Man kann einigermaßen gespannt darauf sei«, wie sich der Kultusminister mit dem Finanzminister über die Kostenfrage auseinanderletzen und wie dann der fertige Entwurf aussehen wird. Dabei liegt zwischen heute und icnem Tage die Neuordnung der Beamten gehälter, und für den nächsten Landtag soll die Gemeindesteuergesetz gebung ans der Bildfläche erscheinen. Was sich inzwischen auf dem Ge biete der Reichsfinanzen ereignet hat, soll heute gar nicht einmal an- gedeutet werden. Daß auf dem Gebiete des Mädchcnschulwesens etwas geschehen muß, kann auch die Erste Kammer nicht bestreiten. Selbst von feiten ihrer Deputation wurde anerkannt, daß, da nun einmal im Jahre 190«; weiblichen Personen das Recht eingeräumt worden ist, sich an der Landes universität immatrikulieren zu lassen, sofern sie dieselben Prüfungszeug nisse beibriugen, die für die Männer vorgeschricben sind nunmehr das Recht nicht dadurch verkümmert werden dürfe, daß man ohne Not den Mädchen die Möglichkeit vorenthält, sich die für die Immatrikulation geforderte Vorbildung durch geregelten Unterricht zu erwerben. Die Erste Kammer ist der Ansicht, daß, wenn die Negierung versucht, durch Ausbau der höheren Töchterschulen das gesteigerte Bildungsbedürfnis der Mädchen zu befriedigen, erst abgewartet werden müsse, ob nicht der Erfolg dieser Maßnahme den Wunsch nach Zulassung der Mädchen in die höheren Schulen überhaupt erledigt, weil hierzu kein dringendes Bedürfnis mehr übrig bleibt. Demgegenüber muß man denn doch sagen, das- eine solche Auffassung kaum zu rechtfertigen ist, denn ein Ausbau der höheren Töchterschulen in solchem Maße ist nicht zu erwarten, schon deshalb nicht, weil nicht an jedem Orte, der eine höhere Lehranstalt für Knaben cufweist, eine höhere Töchterschule ist. Welcher Art nun aber auch die Wirkungen der zn erwartenden Aktion des Kultusministeriums sein mögen, man muß vor der Hand wünschen, daß es bei den einmal gefaßten Beschlüssen bleibt, denn gerade auf diesem Gebiete sind, wie Oberbürgermeister Beutler mit Recht hervorhob, schon sehr oft Wege eingtschlagen und dann wieder verlassen worden, ohne daß man gesehen hätte, wohin sie führen würden. Auch der von Herrn Dr. Beä vor geschlagene Weg ist nicht neu. man wollte ihn vor Jahren schon einm»/ cinschlagen. als ein Perlonalwechkel im Kultusministerium diesen Weg versperrte und andere öffnete. Es ist dringend zu wünschen, daß hier vor allem einmal eine gewisse Stetigkeit eintritk, damit die Eltern der bildnngsbcdürstigen Mädchen wissen, was sic von der Zukunft zu er warten haben. Der j)ostetat iin Reichstag. D Berlin, 14. Februar. sPrivattelegramm.) Der zweite Tag des Postetats zeigte kein wesentlich ver ändertes Bild gegen gestern. Zahlreiche Besucher waren auf den Tribünen bemerkbar, die man Wohl nicht mit Unrecht als Postbeamte an sprechen konnte. Ehe die beiden heutigen Hauptredner die Schleusen ihrer Beredsam keit eröffneten, hatten die Regierungsvertreter, Untcrstaatssckretär im Reichsschatzamt Twcle, auch schon als zukünftiger Leiter dieses Amtes bezeichnet, und der Ches der Postverwaltung Krätke, dem Hause einige Mitteilungen zu machen. Der erstere versicherte, die Reichsbccinten-Be- srldungsvorlage werde hoffentlich bald kommen. Den Zeitpunkt könne er aber noch nicht bestimmen. Das genügte natürlich den Rednern aus dem Hause nicht. Als erster trat nun in di: Arena Herr Hamccher (Ztr.). Er ist Postsekretär in Berlin, war von 1901—1906 Vorsitzender des Verbandes Deutscher Post- und Tclegraphenassistenten, und ist der selbe, an den sich eine Polemik über die Nrlaubsvcrhältnisse derjenigen Beamten, die Abgeordnete sind, angeknüpst hat. Er kennt sich natürrich in den Beamtenverhältnissen seiner eigenen Kategorie gründlich aus und beschäftigte sich auch eingehend mit der sog. Personalresorm. Er behandelte da besonders auch das dreijährige akademische Studium, das er hauptsächlich unter dem Gesichtspunkte einer Verteuerung der höheren Postlaufbahn beurteilte. Ihm folgte Beck lNatl.), seinem Titel nach Geheimer Regierungsrat und seiner Stellung nach dasselbe, was in Preußen der Landrat, in Sachsen der Amtshauptmann bedeutet. Immer hin bemerkenswert ist es, daß ein so hoher Verwaltungsbcamter sich für vollkommene Freiheit des Verkehrs der Beamten mit den Abgeordneten und dafür ausspricht, daß der Zusammenschluß der Unterbeamten zu einem Reichsvcrband sich auf die Dauer nicht werde verhindern lasten. Er verlangte ferner mit Nachdruck die Einbringung der Beamtenvorlage noch in dieser Saison. Der dritte Mann war Abg. Linz, Oberlehrer in Barmen. Er ist parteipolitisch eine eigenartige Er scheinung. Im Wahlkampf als Christlichsozialer betrachtet, sprang er später in die Reichspartei als Hospitant ein, dort ein sozialpolitisches Element vertretend, das dieser Partei bis in letzter Zeit ziemlich fremd gewesen ist. Er begann mit einer Wendung, die auf der Journalisten tribüne höchstes Mißtrauen zu erregen pflegt. Er erklärte nämlich, sich kürzer fasten zu wollen, als seine Vorredner. So ganz kurz wurde es denn auch nicht. Er nahm auch keine Rücksicht auf die Bitte des Staats- sekretärs, die Fernsprechgebührenrcform erst zu behandeln, wenn die Vorlage zur Erörterung stehe, sondern hielt gerade diese Angelegenheit, wie man zu sagen pflegt, für ein gefundenes Fressen, um seinen Zorn oder richtiger den der Barmer und Elberfelder Kaufleute daran auszulasten. Er ging so weit, in diesem Zusammenhang von Ausbeutung und Neber- Vorteilung durch die Post zu sprechen. Am Schluß der Sitzung vertrat Staatssekretär Krätke vor einem sehr sorgfältig aufhorchcndcn Hause den Standpunkt, daß die Beamten erst dann zum Abgeordneten gehen sollten, wenn sie ihren Weg bei ihren eigenen Vorgesetzten bis zu ihm selbst, dem Staatssekretär, verfolgt hätten. Er suchte diese Auffassung mundgerecht zu machen, indem er daraus hinwies, dak> aus diesem Wege dem hohen Hause vielleicht manches erspart würde womit es sonst belästigt werden würde. Es war etwa 6 Uhr geworden, als der Präsident selbst die Ver legung vorschlug, um den nachfolgenden Rednern ein ähnliches reichliches Zeitmaß zur Vertilgung stellen zu können, wie den Zweistundenredncrn von heute und gestern. Deutscher Reich. Leipzig, 15 Februar. * Getäuschte Hoffnungen. Nach den Mitteilungen, die in den letzten Tagen über die Verhandlungen des sächsischen Eisen bahnrates in die Oesfentlichkeit gedrungen waren, glaubte man all- gemein annehmen zu dürfen, daß außer der für den 1. Oktober ge planten Einführung der 4. Wagenklasse in den sonn- und festtäglichen Dienst der sächsischen Staatsbahnen auch die Wiedereinführung der Rückfahrkarten und die Aufhebung der so unpopulären F a hr ka r t e n st e u e r für die nächste Zeit zu erwarten wären. Die „Nordd. Allg. Ztg." tritt dieser Annahme entgegen. Sie schreibt: „An maßgebender Stelle ist von einem Plan der Aufhebung der Fahrkartensteucr nichts bekannt. Daß eine Acnderung dieser Steuer erwogen wird, ist vor einiger Zeit vom Staatssekretär des Ncichäschatzamles dem Reichstag und vom Minister der öffent- liehen Arbeiten dem preußischen Landtage mitgeteilt worden. Tie Mitteilung über die Wiedereinführung der Rückfahrkarten mit viertägiger Gültigkeit steht anscheinend im Zusammenhänge mit dem kürzlich von der ständigen Tariskommission der deutschen Eisenbahnen gefaßten Beschluß, in dem empfohlen wird, sämtlichen Fahrkarten eine Gültigkeitsdauer von vier Tagen zu verleihen. Eine Wiedereinführung der früheren Rückfahrkarten zu er mäßigten Preisen kommt selbstverständlich nicht in Frage- Das ist eine bittere Enttäuschung. Die Erfahrungen, die man mit der Einführung der Fahrkartensteuer gemacht hat, sind denn doch schlecht genug, daß man hoffen konnte, es werde dieser Steuer bald wieder ein Ende bereitet werden. Nun will man an ihr herumrepa- ricren! Daß dabei etwas finanziell wirklich Brauchbares und den Verkehr Förderndes herauskommcn könnte, bezweifeln wir, und die Zukunft wird uns darin wohl recht geben. Ebenso unglücklich erscheint uns die Beharrlichkeit, mit der man an der Aufhebung der Rückfahrkarten festhält. Jeder Reisende weiß, wie er unter dieser Aufhebung leidet. Mögen gegen die Wiedereinführung ermäßigter Rückfahrkarten auch ernste finanzielle Bedenken obwalten — weshalb will man dem Publikum denn nicht wenigstens damit ent gegenkommen, daß von ihm bei Entnahme der Karte, die zur „Hinfahrt" berechtigt, auch die verkauft, die der „Rückfahrt" dienen kann'?! Wir haben seinerzeit über diesen Punkt ausführlich geschrieben. Wir können auch heute nur daran festhalten, daß für eine solche für die f i - nanzielle Einnahme der Staatsbahncn gleichgültige Wieder einführung der Rückfahrkarten so starke Gründe der Verkehrs erleichterung zugunsten des Publikums wie auch der Schalterbeamten sprechen, daß man die Forderung, Rückfahrkarten einzuführen, Wie de r u n d w i e o c r c r he b >. inuß., biS die Staatsbabnvcrwaltungen diesem Druck der öffentlichen Meinung nachgeben. * Das Reichsvcrcinsgesetz. In der Kommission des Reichstages für dos Vcrcinsgesetz wurde gestern zunächst die Abstimmung über 8 4 und die dazu vorliegenden Anträge vvrgenommen. Die Abstimmung ergab in der Hauptsache folgende Fassung dieses Paragraphen: „Soll eine öffentliche Versammlung sß 3 Abs. 1) unter freiem Himmel abgehalren werden, so ist dies in der Anzeige oder in dec dieselbe vertretenden öffent- lichen Bekanntmachung ausdrücklich bcrvorzuheben. Versammlungen, die aus öffentlichen Plätzen und Straßen, in Städten und Ortschaften statt finden sollen, sowi: öffentliche Aufzüge in Städten und Ortschaften oo dürfen der Genehmigung der Polizeibehörde. Tic Genehmigung ist schriftlich zu erteilen. Die Genehmigung ist von dem Veranstalter mindestens 24 Stunden vor dem Beginn der Versammlung oder des Aus zuges unter Angabe deS Ortes und der Zett nackzuinckcn. Die Gcnehmi- gung darf nur versagt werden, wenn von der Abhaltung der Versamm- lung oder der Veranstaltung des Aufzugs eine Gefährdung des öffent lichen Verkehrs zu befürchten ist. Oeficntliche Versammlungen in einem mit dem Versammlungslokal zusammenhängenden eingefriedigten Hot oder Garten gelten nickt als ö'fentlicke Ver-ammlnngen unter freiem Himmel. Neber die Verweigerung der Genehmigung ist dem Veranstalter sofort ein: kostenfreie Bescheinigung mit Angabe der Gründe zu er teilen." * Militärisches. An Stelle der jetzigen Ziel Munition 88 wird eine neue Zielmunition eingeführt. Diese kann aus den Dienstgewehren und -Karabinern verfeuert werden; besondere Zielgewehre und Ziel- karabiner sind nicht erforderlich. Für den Gebrauch der Ziel munition 07 ist eine Anleitung bearbeitet worden. Die Zielmunition 07 wird erst nack Ausbrauch der jetzigen Zielmunition ausgegeben, voraus sichtlich vom Juni 1908 ab. Tie Zielgewchre und Zielkarabiner sollen mit Zubehör im bestehenden Zustande an die Artilleriedcpots abgegeben werden, sobald sie nicht mehr gebraucht werden. * Kein Koalitionsrecht für Priester! Wie dem „Schwäb. Merkur" von katholischer Seite geschrieben wird, hat sich der Priestervercin für die Diözese Nottcnbura infolge des Koalitionsverbots nn Kölner „Hirtenschreibcn" aufgelöst. Ter Verein war am 13. November v. I. mit dem Segen des Bischofs Keppler gegründet worden. Damals hieß es, der Verein sei in der Gegenwart geradezu unumgänglich notwendig geworden. In Wirklichkeit war er freilich nur zur „Beruhigung" der vorwärtsstrcbcndcn Priester gegründet, und einzig als „Marianische Kongregation" hat er sein Dasein gefristet. Nun hat man auch diesen zaghaften Anfang eines Priestervereins unterdrückt. * Preussischer Landtag. (Abgeordnetenhaus.) Das Haus setzt die zweit« Lesung des Kultusetats beim Titel „Ministergehalt" fort, der nach kurzer Debatte bewilligt wird, ebenso eine Reibe weiterer Titel. Beim Titel „Ministerialdirektoren" wird ein sorgfältigerer Schutz der Baudenkmäler aus alter Zeit und die Einsetzung einer Zentralkommission für Denkmalspflege angeregt, worauf KuliuS- minister Holle erwidert, er kalte die bestehenden Provinzialkommissionen für hinreichend, doch werde er die Anregung prüfen. Das HauS bepricht sodann die Interpellation Schisser-Viereck, betreffend die Verpflichtung der Mitglieder deS Königlichen Hause-, der Stankes- Herren, Staatsbeamten utw., zu den Volksschulen beizutragen. Alle Redner sprechen sich für schnell,te gesetzliche Regelung der Angelegenheit aus. Kultusminister Holle weift darauf bin, daß die Frage nur im Zusammenhang mit der Kommunalsteuerreform erledigt werden könne. Diese gehöre zum Reffort deS Finanzministeriums, doch wolle er bei diesem gern auf die Beschleunigung der Reform hinwirken. Nächste Sitzung Montag 11 Uhr: Fortsetzung der Beratung des KultuSetatS. ' Preussische Ttattfttk. Dem soeben erschienenen »Statistischen Jahr buch für den preußischen Staat" entnehmen wir die nachstehenden, be sonders iotereffanten Angaben. Die ort-anwesende Bevölkerung Preußen- betrug am 1. Dezember 1905 37,29 Millionen. Davon kamen au> einen O.uarratkilometer 106,9 Bewohner in 10,7 bewohnten Wohn häusern. Auf eine bewohnte Wohnstätte kamen 2,1 Haushaltungen und 9.8 Bewohner. Unter je 1000 Personen waren 625,9 Evangelische, 358,0 Katholiken, 4,9 andere Christen, 11,0 Juden und 0,2 Personen anderen und unbekannten Bekenntnisses. OrtSgcbürtig waren unter j^ 1000 Personen 496,l, Reichsausländer 14,1. Die Zahl der offen lichen Volksschulen betrug im Jahre 1906 37 761; daran wir*