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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.02.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080224028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908022402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908022402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-02
- Tag 1908-02-24
-
Monat
1908-02
-
Jahr
1908
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während die Saisermauöver Pir die Zeit vom 7. bi- 10. September »»gesetzt sind. * De«ttsch-di»ifch« Hmidel-verirws-vertzodlvnqe«. Zu de« Aus sichte« über vie deutsch-dänische« HaavelSvertragSverhaudlungen wird der „Ins." a«S «nterrichteten HandelSkreisea solgeuve« mitgeteilt: Die de»tiche» HaadluagSreisevden, vie Dänemark bereisen, berichte«, daß der bewußte ß de» Bereia-gesetze- (Sprachenfrage) in dänischen Handels krisen eine ziemlich weitaehend« aotrdeutsche Strömung hervorgerufc« hat, die voraussichtlich aus die Verhaaöluugen zwischen den demschl» uad dänischen Delegierte«, di« i» diesem Frühjahr wieder ausgenommen werden solle», ihre« Einfluß auSübeu wird. Mao glaubt, daß namentlich die von deutscher Seite angestrebie Abschaffung der Steuer, die in Dänemark deutsche« HaudlungSreisende« auierlegt wird, besondere« Schwierigkeiten begegnen wird. Im übrigen liegt jetzt der dänisch« Zolltarif iu der neuen, mehr schutzzöllarrlicken Gestaltung, die er im Lanvtbiug erhalten hat, im Dolkething, und man kann damit rechnen, daß er angenommen uad als Grundlage für die Unterhandlungen mit Deu.schland diene« wird, die in Kopenhagen geführt werden sollen. * Strafregister und Erkennungsdienst. Der Erkennungsdienst hat .ine erhebliche Bedeutung für die Strafrechtspflege erlangt. Immer häufiger gelingt es mit Hilfe dieses Materials, die wahre Persönlich keit von Perbrechern ftsizustelle», welche zur Verdeckung ihrer Bor- strafen falsche Perfonalien angeben. Nicht minder wertvolle Dienste Mistet die Meßkarte in Höllen, in denen di« Personalien deS Beschul digten festgcstellt sind, bei Vorlegung an Zeugen zur Erkennung des Be- ichuldiigten nach der darin enthaltenen Photographie; ü>enso sind daraus für Steckbriefe genaue Personalbeschreimlngen zn entnehmen, deshalb aber von dem neuen Hilfs-mittel noch nicht in dem wünschens werten Umsange Gebrauch gemacht wird, erörtert Gerichtsassessor Schubart im neuesten Hefte der Zeitschrift „DaS Recht" (Hannover, Hel ming) im wesentlichen wie folgt: Die Nichtvenutzung einer vorhandenen Mepkartc beruht zumeist daraus, daß ihr Vorhandensein im Einzelfalle nicht aktenEundrg geworden ist. An sich wäre eS jo möglich, stet- nach Feststellung der Personalien deS DZchuldigten beim Polizeipräsidium Berlin, der Zentralstelle deS Erkennungsdienstes, anznfrvgen, ob eine Meßkarte vorliegt. In der Praxi- aber erfolgtbiefe Anfrage nicht '.egelmähig. ES würde eine große Mehrarbeit verursachen, wenn sie regelmäßig stattfände, und bei der bisher immerhin geringen Zahl von Meßkarten würde die Antwort unverhältnismäßig oft verneinend aus fallen. So kommt eS, daß vorhandene Mcßkarten gerade in solchen Fällen unbenutzt bleiben, in denen sie von großem Nutzen hätten sein können, weil sic kostspielig« Reisen von Zeugen zur Erkennung des Be schuldigten erspart oder unrichtige Personalbeschreibungen rn Steck briefen verbirwert hätten. Zur Aenderung dieses Zustandes bedarf es nur der Aufnahme eines Vermerkes über die erfolgte Messung in das Strafregister der gemessenen Person. Tenn da «in Strafregisterauszug ohnehin in allen Höllen zu den Akten gebracht wird, sobald die Perso nalien des Beschuldigten festgestellt sind, findet die Hrage nach dem Vor handensein einer Meßkarte zugleich ihre Erledigung. Die praktische Durchführung dieser Maßregel wird dadurch wesentlich erleichtert, daß die Benachrichtigungen au die Strafregisterbehörden nur von der einen Zentralstelle des Erkennungsdienstes in Berlin anS zu erfolgen brauchen. Die Kosten der Maßregel dürften nicht nur durch den Hort fall vieler Anfragen nach Meßkarten, sondern vor allem durch die sach lichen Vorteile der Einrichtung reichlich wettgomacbt werden. * Ein «euer »Fall*. Das königliche Konsistorium für die Provinz Hannover hat den Pfarrer Dr. Pfaunkuch durch strengen Verweis gemaßregelt, weil er im Osnabrücker Lehrerverein einen Vortrag über die neuesten Forschungen bezüglich der historischen Begebenheiten deS Alten Testament- gehalten bat. Die Maßregelung wurde der „9k. Ally. Ztg." zufolge ohne Ankörung deS Geistlichen ausgesprochen unv damit begründet, „daß ein solcher Vortrag die Lehrer verwirre und mehrere Eltern von Kindern kirchlich beunruhigt bade". Der gemaßregelte Pfarrer hat Beschwerde eingelegt. Dieser neue Hall dürfte nicht weniger Auf sehen erregen als dre Halle Römer, Cesar, Iatho usw. Er unterscheidet sich von rhneu durch die ganz besondere Engherzigkeit und Kurzsichtig keit, mit der die Kirckenbehorde vorgeht. Hier bandelt eS sich nicht einmal um eine angefochtene Kirchenlebre, um einen Verstoß gegen das kirchliche Glaubensbekenntnis. Hier bandelt eS sich um die Frage, ob die Ergebnisse der lnstorisch-kircklichen Wissenschaft vor gebildeten Laiea- kreiseu von einem Pfarrer .vorgetraaen werden dürfen. Das Konsistorium scheint »ach den RnbmeSkränzen Roms des Modernisten gegenüber z« verlaugenl * Ntu erster fortschrittlicher Arbeiterin« sand gestern i« Düsseldorf statt, einberufen von dem liberal-demokratischen ArbeiterauSschuß. Mau nahm eine Resolution an, in der erklärt wird, der Liberalismus könnte nur dann den letzten Rest der Arbeiterschaft in seinen Reiben bebalten, wenn er in Zukunft kräftiger als bisher für die arbeitende Bevölkerung auf dem Gebiete der Sozialpolitik eintrete. Es sei zu bedauern, daß die liberale» Fraktionen die Politik des Fürsten von Bülow unterstützt hätten, ohne bindende Zusagen für die Erfüllung liberaler Forderungen erhalten rn baden. Im Laufe der Debatte äußerte sich Abg. Potihoff zur Blockpolitik, die Minderheit in den freisinnigen Fraktionen, die nicht für die Blockpolitik sei, wachse beständig und werde bald zur Mehrheit werden. Eine Kündigung des großen Blocks würde aber die liberale Aktionsgemeinschaft sprengen, und dieses Schauspiel wolle mau nicht der Welt geben. Es sei notwendig, daß bei den zur Entscheidung stehenden großen Frage» (ReichSfinanzreform usw.) zuverlässig liberal gehanvelt werde. Geschehe dies nickt, so würde» die liberalen Parteien wieder in die Opposition treten müssen. Ausland. * Ta» e»«ltsche Al«tte«b»bgtt. Die englische Regierung scheint sich auf ei» Kompromiß mit de» Abrüstung-freunde« eialafsen ru wolle«, durch welche« die diesjährige» Nachforderungeu im Flotieubudgrt um 7—S Millionen herabgemindert würden, vorbehaltlich einer um so stärkere« Erhöhung im nächste» EtatSjahre. * Die Lage t« Marokko. Die gestern in Pari- eiugetrvffeaen Nachrichten der Pariser Korrespondenten, die sich bei den Truppen d'Amades in Casablanca befinden, lasten die Situation recht bedenklich erscheinen. Der Zweck der Expedition, die Niederwerfung der N-dakra »nd Mzab ist keineswegs erreicht. Während im Miaisterrat am Sonnabeav Pichoa die Lage noch al- sehr günstig beurteilte, hat ma» doch den Eindruck, daß trotz der ziemlich bedeutende»! Truppen macht voa 8000 Mann, die zurzeit in Marokko sind, die Ablenvung von Verstärkuugeu notwendig werden wird. — Nach einer konsuseu Meldung der «Pbtite Röpublique* aus Taoger ist im Lager von Muleh Hafib der deutsche Konsuiarageut Nier auS Marrakesch emgetroffea uad hatte gleich am ersten Tage eine ununterbrochene Unterredung voa 8 Stunden (?) mit Muleh Hafid. Auch am folgenden Tage konferierte er mehrere Stunden mit ihm. — Die letzten Mitteilungen auS dem Lager de- Sultan» bestätigen, daß unter den Truppen Muleh Hafio» große Unordnung herrscht. Die Mahalla sei beveutend zusammen geschmolzen. Gerüchtweise verlautet, Muleh Hafid beabsichtige gegeu Fez vorzugehe» und habe sich zu diesem Zweck schon eiue Leibgarde gebildet. Au- der zusammengeschmolzeueu Mahalla? * Nottnch über Marchiea. J«derspauischeu Deputiertenkammer erklärte der Minister de- Aeußeren am 25. auf eine Anfrage, daß da heute zur Ausgabe gelangende Rotbuch nähere Ausschlüffe über die Be setzung von Marchica geben werde, gegen welche übrigen- keine auswärtige Macht Einspruch erhoben hätte. * Aus vareelon« kommt n'chts al- Bombe« mit den zugehörigen Anarchisten. Ein Telegramm auS Buenos Aires an den Genueser „Secolo" berichtet, daß der italienische Dampfer «Umbria* dort mit einigen Passagiere» au» Barcelona an Boid eingetroffen ist, welche, wie vie Revision ihres Gepäckes ergab, mehrere Bomben mit sich sühnen. Zwei der Bombendesitzer wurden verhaftet, während sich die übrigen rechtzeitig ia Sicherheit dringen konnten. * Die portugiesischen BerschwörongS-Berüchte. An- Lissabon wird vom 24. telegraphiert: Der voa seiten der Franqulsten, Migue- listeu «nd Nationalisten geplante reaktionäre Staaisstreich wurde durch die von der Regierung rechtzeitig getroffenen Maßregeln verhütet. Die gesamte Lissaboner Garnison blieb an dem fraglichen Tage sowie die ganze kritische Nacht alarmiert. Die Kriegsschiffe ergänzte« die Kohleuvorräte und bliebeu unter Dampf. * Ueber die Pariser SPtonen-tSefchichte wird beute »och berichtet: Der unter dem Verdachte der Spionage verhaftete Krumbolz ist weder innerhalb noch außerhalb der deutschen Botschaft vom Fürsten Radolm jemals empfangen worben. Möglich wäre eS, daß der Vizepräsident der kürzlich gebildeten Vereinigung deutscher und österreichischer Künstler auf der Kanzlei der deutschen Botschaft angesragt hat, an welchem Tage der Besuchte- GcsamivorftandeS dem Fürsten angenehm wäre. Wahr scheinlich reduziert sich die von dem „Mcssivor* gebrachte Meldung auf diesen Kanzlerbesuch. — Die Ausweisung CramstaS erfolgte, weil er in unmittelbarer Nähe der Militär-Lustschifferstation Meuvon wohute und häufig Reisen nach Brüssel unternahm. " Der russische Klotten-Besuch. AuS Rom wird vom 23. gemeldet: Zu Ehren des ruisischen Admirals Eberhard fand heute abend auf der russischen Botschaft «iu Festmahl statt, bei dem der russische Botschafter Murawjew einen Trinkfpruch aus den König und die Königin voa Italien auSbrachle, während der Minister deS Aeußereu Tittoni aus veu Kaiser uad die Kaiserin von Rußland toastete. Den Trinkspruch auf die italienische Marine erwiderte UnterstaaiSsekretär im Mariueministerium Aubry mit einem solchen auf die russische Marine. * Die Petersburger Verschwörung. In Petersburg werden die Verhaftungen fortgesetzt. Die Polizei bekam durch Verrat alle Faden eiaeS umfangreichen, gut an-gearbeitete» Komplott« ia die Häade, dem im ganzen 8 hohe Beamte zum Opfer fallen sollte«. * Ueber den König von Rumänien schreibt uns unser Bukarester Korrespondent, daß sein Gesundheitszustand sich durch eine ihm von dem Wiruer Proseffor v. Noorden verordnete Liegekur so weit gebessert habe, daß ein längerer Fiühjahrsaufenthalt deS KönigSpaareS in Abbazia in Aussicht genommen werden könne. * Roosevelts Sozialpolitik. Die „Times" berichten aus New Dork: Präsident Roosevelt verlange iu einem Brief au deu HanvelSauesckuß eiue Untersuchung über die Herabsetzung der Arbeitslöhne und über die Arbeitsbedingungen. Weiter kündigte der Präsident eine neue Botschaft an, vie eine Untersuchung über die Marinekredite verlangt. Zweck der ersten Enquete ist, die Eisenbahuarbeiter für die Kandidatur Tast günstig zu stimme». * Die Hearst-Partei. Au« New Dork wird vom 23. d. M. tele graphiert: Die Anhänger deS ZeituugsbesttzerS Hearst wollen als eigene Partei einen Kandidaten für die Präsidentschaft ausstelleu mit dem Programm: Verstaatlichung der Eisenbahnen, Tarisreform, Ausbau der Mariae und Ausdehnung der Dampfersubveutioue«. Der Kandidat ist natürlich Mr. Hearst in höchsteigener Person. Leipziger «nd sächsisch« Angelegenheiten. Wetterbericht -er Aoittgl. SSchs. ltan-ee-wetterwarte zn Dresden. voraussege für »en SS. Februar 1VV8. vorwiegend trübe mit Regensällen, ziemlich starke Westwinde, milde. * Evangelischer Bund. Wie alljährlich, veranstaltete der Zweig verein Leipzig des Evangelischen Bundes auch dieses Jahr -um Gedächtnis des Todestages Luthers eine Feier, der eine große Zahl von Mitgliedern beiwohnte. Abends 6 Uhr fand in der Matthäikirche ein Heswottesdienst statt, in dem Herr Pfarrer Li-. Rietschel aus Sachsendorf die Predigt hielt. Anknüpfend an das Psalmwort: »Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen", hob der Geistliche hervor, daß die evangelische Kirche das Andenken Luthers nicht besser ehren kann, als durch die Nachfolge Luthers im freudigen Glauben und in dem Bekenntnis, daß die evangelische Kirche nicht sterben, sondern leben und die Werke des Herrn verkündigen wird. Abends 8 Uhr sand im Hotel Müller die Jahresversammlung statt. Vor Erstattung des Jahresberichtes verbreitete sich Herr Pfarrer Dr. Fleischer über die Bcstrebugen des Evangelischen Bundes, die der Wahrung doutsch-protestantischer Interessen gelten. Er kam dann auf die neue Kulturpartei zu sprechen, die ebenfalls gegen Rom zu kämpfen vorgebe, glaubte aber doch dieser Partei keine besondere Lebens dauer im Vergleiche zum Evangelischen Bunde Voraussagen zu können, da einzig das Evangelimm imstande sei, unabhängig von allen Partei bestrebungen die Richtschnur zu bilden für echten protestantischen Patriotismus. Hieraus wurde der Jahresbericht erstattet, aus dem bervorgehoben sei, daß die Ortsgruppe in der Wahlkampagne im Januar 1907 mehrere Flugblätter verbreiten lieh. Die Ortsgruppe Schleußig, die in der Bildung begriffen war, ist wieder im Verein auf- geganaen. Am Ende des JavreS »st Herr Dr. Hinze aus dem Vorstand ousgeschieden. Wie schon seit Jahren, wurden wieder eine Anzahl Diasporagsmeinden unterstützt, ebenso das Diakonissenhaus. Für die LoS-von-Nom-Bewegung wurden 195 ^l aufzewendet, davon 100 für Klostergrab in Böhmen. Eine besondere Sammlung für die Diaspora ergab 2250 Das Schwesternheim hat einen Zuschuß von 1044,18 K erfordert. Es wurden in Leipzig 97 Personen an 894 Tagen, außer halb Leipzigs 17 Personen an 305 Tagen gesiegt. In 34 Fallen wurde auch Armenpflege übernommen. Zu den Kosten des Schwesternheims wurde vom Rat der Stadt Leipzig eine Beihilfe von 500 gewährt, außerdem wurden noch private Zuwendungen gemacht. Der Kassen bericht ergab bei einem Bestände von 1959,64 ^l am 1. Januar 1907 eine Gesamteinnahme von 12 418,81 ^l; der Kassenüberschuß beläuft sich auf 1097,77 ^l. Das Schwesternheim hatte an Einnahmen 13 462,95 an Ausgaben 7098,08 X aufzuweisen; der Nebertrag betrug 6364,87 ^l. Bei der nachfolgenden Wahl wurde an Stelle des ausgeschiedenrn Herrn Dr. Hinze Herr Pfarrer Bretschneider neu-, die übrigen Herren deS Vorstandes wieder-, sowie Herr Dr. Riemer in den Hausvorstand des Schwesternheims gewählt. * Herstellung eines SchmnckplatzeS. Nachdem der -wischen der Wittenberger, Zerbst er und Hohmann-Strahe ge legene freie Platz zn mehr als einem Drittel der gesamten, den Platz um schließenden Bausrontlängen mit Gebäuden besetzt ist. ist die Verpflich- tung der Stadtgemeinde eingetreten, diesen Platz als Schmuckplatz Herrichten zu lassen. Zuvor sollen aber die den Platz umgrenzenden, 4,50 m breiten Bürgersteige der Zerbster und Hohmann-Straße mit Bäumen besetzt werden, wie dies auf der einen Seite der Witten berger Straße bereits der Hall ist. Es soll hierdurch erreicht werden, daß der künftige Schmuckplak aus allen drei Seiten mit im wesentlichen glelchhoben und in gleicher Weise Schatten spendenden Bäumen umgeben wird. Als Baumart wird die bereits in der Wittenberger Straße an- gepflanzte Abornplotane empfohlen, und zwar sind längs der Hohmann- Straße 10 Räume und längs der Zerbster Straße 9 Bäume anzupflanzen. Die Gelamtkosten betragen 628 * Hlnchtlinienseststellnng. Der Rat bat beschlossen, die Hluchten der Straße X von dem Flurstücke 323a und die Fluchten der Friedrich- K a r l-S t r aß e zwischen der alten Magdeburger und der Thüringer Eisenbahn in L--Gohlis gemäß 6 6 der Orlsbauordnunq baupoli zeilich feftzustellen und hat die Stadtverordneten um ihre Aeußerung hierzu ersucht. * Jubiläum. Am 26. d. MtS. kann der Hobelmeister Herr Heinrich Rothe, wohnhaft in L.-Anger, Spichernstraße 10. auf eine 25jährige, ununterbrochene Tätigkeit in der Maschinenfabrik von Karl Kraule, Leipzig, -urückblicken. * Lotterie zum Besten des Sächsischen Krüppelheims sKönigin- Carola^Stiftung.) Heute wird die Losziehung unter behördlicher Aus sicht in der Deutschen Bank, Filiale Dresden, ihren Anfang nehmen. Im ganzen dürfte die Ziehung vier bis fünf Tage dauern. Sofort nach Beendigung derselben wird die Ziehungsliste hergestellt werden, welche im Lause der nächsten Woche erscheinen wird. Die Zahl der Gewinne ist noch erhöht worden, so daß sie sich auf 8300 beläuft. Der Beginn der Gowinnausgabe, welche in der König!. Villa in Strehlen erfolgt, wird später noch bekanntgegcben. * Der Frauenverein Ärmensreunde z» L.-Volkmarsdorf hielt vor kurzem unter dem Vorsitz von Frau Pfarrer Dr. Liebscher seine Generalversammlung ab. Aus dem Jahresbericht ging hervor, daß 480 Krankensuppen, 42 Liter Milch, 69 Zentner Kohlen, 80 Portionen Gemüse und 52 Kilogramm Brot verteilt wurden. Zu Weihnachten wurden 44 betagte Frauen mit Geschenken bedacht, für die 456,90 ver ausgabt wurden. Die Mitgliederzohl beträgt 204. Das Vereinsver- mögen ist auf 1235,21 gestiegen. Mit herzlichem Dank an den enge ren Vorstand, besonders an die Schriftführerin Frau S u st und die Kassiererin Frau Wulp wurde die Versammlung geschlossen. erlösen kann. Glahn geht wie der „Held" in de» „Mysterien" iu diesem Zwiespalt zugrunde. Der folgende Roman: ^Redakteur Lynge" gehört nickst zu den glück lichsten Schöpfungen Hamsuns. Wie in ,Neue Erde'^ werde» ia diesem Roman gewisse norwegische Verhältnisse satirisch behandelt, dies mal wird die Hohlheit und Kämlichkeit der Presse gegeißelt. Redakteur Lvnge ist der ^ypus des gewitzten, intriganten Redakteurs, sein Cha rakter ist bis fast zur Karikatur scharf von dem Dichter herausgearbeiiet. Es mag nun in Norwegen freilich möglich sein, daß ein Redakteur einen derartigen Einfluß aus die Negierung auSübt, wie Lynge. Diesem ge schickten und intelligenten Macher und Egoisten steht der unglückliche Hamsunsche Mensch gegenüber. Auch hier zieht natürlich letzterer den Kürzeren. Er liebt ein Mädchen; aber weil er einen kleinen Fehltritt im Amte begangen hat, den er leicht wieder gut machen kann, wagt er es nicht, mit der Geliebten glücklich zu werden. — Auch in dem kleinen Roman „Victoria" wirb ein verfehltes Leben geschildert. Wieder erscheint als Held der weichmütige, romantische Typus HamsunS; er langweilt uns endlich. ES ist, als habe der Dichter, der künstlerisch diesen Typus überwunden hat, den Roman mrr um einiger schöner Episoden geschrieben Prächtige Skizzen voll herber «nd feiner Poesie dagegen enthält die Sammlung: „Königinvon Saba" und andere Novellen, flüchtig, wie Gestalten auS Duft und Klang schweben diese Bilder und L-enen an unS vorüber. Hervorgeganaen sind diese Skizzen und Poe sien auS jenem Hange deS Dichter-, den Urftimmen der Seele, den mystischen Tönen der Einsamkeit zu lauschen, aus seiner Liede für daS Kleinste und Unscheinbarste. Einen ähnlichen Eindruck hinterläßt die kleine Skizzensammlung: „Stimmen des Lebens". Alle-, waS Hamsun in diese» beiden Sammlungen an gelegentlich hingeworfenen Skizzen und kurz und knapp erzählten Erlebnissen gibt, ist lauterste Poesie, ist originell und tiesmenichlich empfunden. Von Knut HamsunS Dramen sind zwei in- Deutsche übersetzt: „A « deS Reiche- Pforten" und „Munken Vcndt". Das erstere kann man noch «in Drama nennen. Die Hamsunsche» Menschen aber sind für daS Drama zu weich und zu lyrisch, sie wirten auf der Bühne wie Schatten und Schemen. DaS Drama ist außerdem viel zu lang für die Bühne. WaS aber Knut Hamsun bei der Konzeption seines dramatischeu achtaktigen Umfebeuers „Munken Vendt" gedacht hat, daS ist und bleibt mir unverständlich. Soll «S eine Weltanschauung--, eine Entwicklungs dichtung lein oder eine Farce auf da- bunte, sinnlose Treiben alle- Leben-? Eine Reibe von Bildern, von Landschaften, Handlungen fliehen an unS vorüber, ohne logischen Zusammenhang; ja in ein und derselben Handlung, der wir vielleicht mit wachsendem Interesse gefolgt sind, um endlich «in Ziel -« sehen, nimmt plötzlich die Entwicklung eine ganz andere Richtung, al- fei olle Mühe deS Dichters bisher umsonst ge wesen. Soll da- Tragikomik sein? Soll die- eine Darstellung deS sinnlosen Leben- in sinnloser Allegorie sein? Tann lohnte es sich doch wirklich nicht, solch ein blödsinniges, srivoleS Leden künstlerisch zu bearbeiten! Oder lebt man so oder so ähnlich in Norwegen? Offen ge standen, ich habe die Absichten, die der Dichter mit diesem stellenweise recht langweiligen Werk verfolgt, nicht durchschauen können. Auch ist keiner der Eharaktere irgendwie interessant oder originell. Sie muten alle an wie Schemen, die ganz genau wissen, daß sie eine Farce spielen. lyrische Novelle«. Und der Held? Munken Vendt? Ja, daS ist der alte feministische Hamsunsche Mensch, hier tragödienhaft ausgeführt, Haid Haust, halb Eulenspiegel, ein anscheinend genialer Mensch, der die Natur, die Frei- heit und die Liebe über alles liebt, sich schlauer und freier fühlt als die andern und doch alle Torheiten seiner Mitmenschen mitmacht. So ver worren und zwiespältig wie dieser Charakter ist die ganze Dichtung, deren Entwicklung zu schildern ich mir und den Lesern ersparen möchte. Jedenfalls finde ich in diesem überflüssigen Chaos auch keine Spur von einer genialen Empfindungs- oder Darstellungsweise. Die Bedeutung Knut HamsunS ist hiermit begrenzt. Nicht im ent ferntesten reicht er an die klare Tiese und selbstbewußte Individualität eines Ibsen heran, an Feinheit überragen ihn ältere und jüngere Skandinavier, wie z^B. Obstselder und Michaelis, an reiner Kraft und unbewußter Tiefe Selma Lagerlös: dagegen hat keiner von ihnen — vielleicht noch Arne Garborxf — oen lyrischen, mystischen Zauber de- Waldwebens, das elementare Naturgefühl dargestellt, wie Knut Hamsun in seinem unvergeßlichen „Pan". Diesen Roman stelle ich neben Jacobsen- „Marie Grarbbe , Selma Lagerlöfs „Göste Berlins" an den Göste Berling-Typu- erinnert übrigen- Munken Vendt), SophuS Michaeli-' „Arbelo" und deS leider so stütz verstorbeneu Obstselder- * -tt-iffqer Kunst. (Knusthalle von V. H. Beyer L Soda.) DK Kollektivausstellung von Hermann Hamann-Weimar mit Ihren 4L Nummern gewährt zunächst den Einbruch daß man vor einem zum mindesten technisch fertige» Künstler sieht, der vielleicht bet stärkerer Konzenstatiou eine« Tage» einer unter dr» besten deutschen Maler« der Gegenwart sei» wirb. Die fünf ausgestellten Porträt- verrate« Geschmack nach der malerischen Seite hin, stärker tritt in Ihnen die bewußte Absicht zur eindringlichen Charakteristik des Daraestrllten hervor. Eine leichte »«gezwungene und, was so vielen fehlt, natürliche Pose gibt dielen Bild nissen etwa« verblüffend Lebendige-, da- durch die Einfachheit in dem malerischen Arrangement noch gehoben wird. Al- Porträtist ist jedenfalls der «imitier individueller denn al« Landschafter, trotzdem er zweifellos alS solcher seine besten Sacken geschaffen bat. Ein Licht- nud Loitmaler pur «coslleooa. der durch dk Schule de- Impressionismus htndurchaegangen, aber auch hier bereit- zu bewußter Selbständigkeit gekommen ist. Nur wirb mau noch »» sehr, wenigsteo- vrreinzelt — der fremden Vorbilder gewahr. Da- Stück mit Notre Dam« in Pari- konnte einer der besten französischer» Impreiflontstrn signiert habe» und man würde eS glauben. Den „Strand in Müritz'^ kann auch Liebermann nicht bester malen, »in srdr feine-, sehr impressionistisch rmvtundenrS und mit Leichtigkeit niedergeschriebene- Bild. Al« Maler de» Lichte« tritt Hamann am markantesten auf seinen Interieur- hervor, ia dk von draußen die Sonne hell herein flutet, um sich am Boden, am Tisch, Stuhl und Wänden zn brechen. Da- sind sehr feine Sachen, die eine große angeborene Meisterschaft verraten und an- da- meiste Vertrauen in dk Zukunft dier« nicht mehr jungen Meister-, der erst svät zur Malerei gekommen ist, auszwinaea. AI- Maler kann der ebenfall- kollekitv vertretene Magdeburger Wtlbelm Giese mit Hamann nickt wetteifern. Seine Porträt« stnd ehrlich »nd schlicht, malerisch nicht grrede überraschend, dafür aber von überzeugender Wärme in der Aufsassung. Und ähnlich dir Landschaften, die über die Studie eigentlich »irgend« herau-getommen sind und deren Hauptwert tu ihrer zeichnerischen Exaktheit liegt. Malerische Durchbildung der Licht-und Luftproblemr, im Sinne nuferer neuzeitlichen Malerei, wie sie die Stärke der Hamannsch,-» Gemälde ist, weisen die!« Bilder nicht auf und der durch sie vermittelte Eindruck erhebt sich nicht sehr über da-, waS uuS die zahlreichen ausgestellten Zeichnungen zu sogen haben. Mir scheint, Giese« B-gabuna liege mehr aus dem Gebiete ter Graphik; hier hat er wirtlich Verdienstliche- geschaffen, der „Markt" z. B. Ist eine technische Musterlesstnng. Vielleicht daß dieser junge Künstler auch in wirklicher Bedeu tung des War e« rin Maler wird, wenn er dem ernüchternden Einfluß der Magdeburger Atmosphäre entnommen sein wird, andercn Motiven begegnet und in solchen Gegenden sein Zelt ausichlägt, wo Licht und Atmosphäre mehr zu bedeuten haben. Sehr erfreut bin ich über die neuen farbigen Holzschnitte der beiden Prager Meister Walter Klemm und C. Tdiemann gewesen, die ebenlall« bei Beyer zu sehen sind. Schon bei früherer Gelegenheit wurde darauf bingrwiesen. daß in de« Arbeiten dieser beiden Künstler eine Zukunft steckt, and ma» darf da- heute wiederholen. Geradezu glänzende Blätter stnd die „Schwäne" und da- „Segelboot" Tdiemann-, der überhaupt dir Härte der Technik noch durch eine zartere malerische Weichheit zn mildern weiß, während sein Kollege Klemm farbenfreudiger ist und mehr die unvermittelten Gegeniätze liebt. Alle- in ollem eine fehen-werte Ausstellung, ia der mau wieder riamal für verhältnismäßig billige- Geld gute Kunst er stehen kann. Ür. ü. L. * Hochschulnachrtchten. Au-Prag meldet uns ein Privattelrgramm unsere» IV-Korrespondenten: Der UninrrsitätSprosessor Johann Palacky, ein Sohu de- Dchechrnführrr« Palacky. ist im 78. Lebensjahre hier ge storben. — Au« Jena wird uuS geschrieben: Den Landtagen der Eibalter- Staoterr der Universität Jena ist von der Thüringer Bunde-grupp« der Vereine für naturgemäße Leben-- und tzrllwetie eine eingehend begründete Petition »uaegaugen. an der Universität Jena n) einen Lehrstuhl für Naturhril- lehre (physikalisch-diätetische Therapie) zu errichten, di mit diesem öffentliche Bor- lesvngea über GeiunddeitSpflege zu vri bladen, an wrlckrn trilzanrbmen Laten. ta«drsondere. aber Lrhrrra der Voll-- nad Mittelschulen möglich gemacht werden soll. * Kleine Chronik. Im Münchener Residenzttzeater wurde Karl Friedrich FeldnerS Lustspiel „Der rechte Mann" sanft abgelehnt. In dem modnnen Salonsiück bemühte sich Basil in der Hauptrolle de« Bankier- Robert Rütnrr noch Sräfien, durch seinen freundlichen Humor den fehlenden Witz dr« Autor« zu ersetzen. — Engen d'Albert« Musikdrama „Tiefland" ist auch vom Altenburger Hosthrater erworben worden und kommt dort schon in nächster Woche zur Ausführung. Der «ussüdrung gedenkt der Komponist selbst beizuwobneu. — Franz Stury, der technische Leiter de« Altenburger Hofttzeatrr«, kommt setzt mit einem Büchlein Hera» - betitelt„Ueber deutsche Bühneaiprachr", da« nicht bloß für die Künstler von Berus voa großem Interesse sein wird, sondern sür alle, dir sich über die Pflege der Eprachbehandjung, der Stimmbildung und Redekunst unter richten wollen. Stury ist Autorität auf diesem Gebiete und hat schon vrr- schieüene Vorträge über die deut'che Bübneniprachr gehalten. — Au« Prag meldet vn« eia Privattelegramm unirre« VV.-Korreipondentea: Der popn- lärste und bedeut,ndsir tschechische Dichter Svatopluk Lech ist «m 62. Leben«- iabre hier nrstorben — Der Hamburgische Senat bat aus Vorschlag dn: Oberickulbehörde, Sektion für die Wissevschaitlichen Anstalten, den lürltor de» Städtischen Historiichea Museum« ia Frankfuit a. M.. Otto Lansfer, zum Direktor de« Museum« sür Hambnrgisch« Geschichte ermurat.
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