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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.02.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080225020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908022502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908022502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-02
- Tag 1908-02-25
-
Monat
1908-02
-
Jahr
1908
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«r. SS. 102. Jahr«.Leipziger Tegettatt. Dienstag, LS. Februar 1808. * V*At«tt fiir Rrbeiterstatistik. Der Beirat für ArbeiterftatisM hielt am 20. d. M. unter dem Barsch des Präsidenten des Kaiserlichen Statistischen Amts, Dr. van der Borght, seine 20. Schling ab. Nach Erledigung einiger geschäftlicher Angelegenheiten wurde in di« Beratung über die Ergebnisse der Erhebungen über die Arbeitszeit in Plätt- und Waschanstalten eingetretrn. Die Erhebungen hatten die allgemeine Be obachtung bestätigt, daß in den Plättereien und Wäschereien bezüglich der Arbeitszeit Mißstände zutage getreten sind, denen durch gesetzliche Bestimmungen entgegenznwirken geboten erscheint. Der Beirat für Arbeiterstatistik beschloß zu empfehlen, daß die 84 135 bis 189 und 139b der Gewerbeordnung auf die gewerblichen Plättereien und Wäschereien mit weniger al- 10 Arbeitern ausgedehnt werden, daß aber gestattet sein soll, an höchsten- SO Tagen im Jahre, von denen jedoch nur 30 solch« vor Sonn- und Festtagen sein dürfen, Arbeiterinnen über 16 Jahre bis abends 10 Uhr, aber höchstens 12 Stunden am Tag«, zu beschäftigen. Hat «ine solche lleberarbeit stattgefunden, so ist den Arbeiterinnen danach eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 10 Stunden zu gewähren. Weiter wurde empfohlen, an Sonnabenden und den Tagen vor Festtagen lleberarbeit über di« gewöhnliche Arbeitszeit nur unter der Bedingung zu gestatten, daß am folgenden Sonn- oder Festtafte ein« Beschäftigung der Arbeiterinnen überhaupt nicht stattfinden dürfe. int. DaS Lrscheiuen der »euen Felddienstordnuug. Die militärische Kommission, die zur Bearbeitung der neuen Felddienstordnung in Ber lin zusammengetreten ist, beabsichtigt, wie der „Inf." mitgeteilt wird, ihre Arbeiten demnächst zu beenden, damit der Kaiser vor seiner Abreise nach dem Süden über den Inhalt der neuen Jelddienstordnung sein« Entscheidung treffen kann. Die AuSgabe der neuen Vorschrift an die Truppen ist demnach in nicht ferner Zeit zu erwarten. Aller Wahr scheinlichkeit nach wird die Felddienstordnung nicht erst als Entwurf für den Dienstgebrauch veröffentlicht werden, sondern gleich als Vor schrift erscheinen, so daß die Truppen sie für das Frühjahr, die wich tigste AuSbildungSperiode im Felddienst, in Gebrauch rrehmen können. * Artzett»ta««erngesetzentw»»rf und Arbeitgeberverbände. Der Ausschuß des Vereins deutscher Arbeitgeberverbände bat jüngst in Berlin eine Sitzung libgehalten, um zn dem Gesetzentwurf über die Arbeit», kammern Stellung zu nehmen. Wie die „Deutsche Ardeitgebrr-Zrimug" mitteilt, wurden noch keine Beschlüsse gefaßt. Die endgültige Stellung nahme ist einer abermaligen Tagung de» Ausschusses vorbebalten, damit inzwischen die AuSschußmitglieder mit den von ihnen vertieteneu Körper schaften Rücksprache nehmen lönnrn. Bei der bisherigen Debatte stellte sich heraus, daß man „allerseits' mit dem Entwurf „höchst un zufrieden' ist. Namentlich wurde die Stellung des von der Regierung ernannten Vorsitzenden bemängel», weil er als Zünglein an der Wage eine „unumschränkte Machtvollkommenheit' besitze. Außerdem wünschte man, daß das Arbeitsgebiet der Kammern aus die allgemeinen wirt schaftlichen Interessen des ganzen GtwerbeS eingeschränkt werbe. Professor Tr. Schnitzer soll Dlättermeldungen aus Bayern zufolge in seine Münchener Lehrtätigkeit nicht mehr zurücklehren, vielmehr die Absicht haben, von fernem Urlaub aus seine Verabschiedung einzureichen. Man wird die Bestätigung dieser Nachricht abwarten müssen, ehe man einen solchen Schritt, der den vollen Sieg Roms bedeuten würde, gerade auch in bezug auf Professor Schnitzers Penönlichleit beurteilt. * Friede in Oldenburg. Die Staatsregierung hat im Landtags- auSschuß eine Erklärung abgegeben, daß sie einer Steuerermäßigung bis zur Hobe von 10 Prozent der Einkommen- und Vermögenssteuer nicht langer widerstreben werde. Damit ist der Konflikt zwilchen der Regierung und dem Landtag beseitigt. * «egen AnswandernngS-Agenten. In MoerS am Niederrhein wurde ein Ausländer verhaftet, der auf der Kolonie der Zeche Rhein- preuß n Arbeiter zur Auswanderung nach Kanada anwerben wollte. Tie Untersuchung ergab, daß e» sich um einen ganzen Geheimbnnd bandelt, der in den Kreisen der Bergarbeiter Propaganda für eine Aus wanderung nach Kanada betreibt. Anfang Februar ist bereit« der erste Transport abgeyangen, eia zweiter Transport sollte Aniang Mär; nach- folgen. Bei einer Haussuchung wurden 50 Stück Fahrkarten nach Halifax vorgefuuden. * Preutztfchrr LdNdta«. Das Abgeordnetenhaus setzte in der Abend sitzung die Beratung des KultnSetatS fort. Minister Holle erklärte auf eine Anfrage, daß entgegen dem Antrag der medisinilchen Fakultät Berlin die durch den Tod Hoffa» freigewordene orihovädische Professur, die einzige in Preußen, mit Rücksicht auf die große Zahl verkrüppelter Kinder wieder besetzt werde. Ordinarium und Extraordinarium für die Universitäten wurde bewilligt. Darauf wurde die Weiterbrratung des Kultusetats auf Dienstag 11 Ubr vertagt. * K»alitt»n»frethrttl Wie uns ein Privattelegramm ans Breslau mitteilt, hat die Graudenzer Maschinenfabrik Ventzki, Aktiengesellschaft, sämtlichen Formern und Gießereiarbeitern, die sozial- demokratischen Gewerkschaftsverbänden angehörcn, gekündigt. Ferner hat sich die Verwaltung entschlossen, künftig nur solche Arbeiter ein- zustellen, die keinem von sozialdemokratischer Tendenz geleiteten Verband angeboren. Ausland. * Bo« der Marikkodebatt« in der französischen Kammer, deren Verlauf und Ausgang (Sieg der Regievungs-TaHesordnung mit 366:10b Stimmens wir in einem Teile unserer Auflage schon mitgeteilt haben, werden noch folgende Einzelheiten berichtet: Die Mirrderhett von 105 Stimmen gegen di« Regierung setzte sich auS den Sozialisten, Na tionalisten und den konservativen Gegnern des republikanischen Regime» zusammen. Unter der Mehrheit von 366 Stimmen befanden sich auch Deputierte, die von den Erklärungen der Minister zwar nicht voll befriedigt waren, aber augenblicklich keine Kabinett krise wollen. Die Regierung wird das Schweigen der Radikalen und Radikal-Sozialisten in dieser öffentlichen Sitzung keineswegs als unbe dingt« Billigung der d'Amadescheu Aktionen ansehen und den in Privat- aesprächen freimütig geäußerten Anschauungen der Parteiführer ent sprechend Rechnung tragen. Jeder der drei Minister, die in di« Debatte eingriffen, erregte durch verletzende Ausdrücke Widerspruch, und jeder war bemüht, diese unerwünschte Wirkung abzuschwächen. Kriegs- minister Picquart legte den Mißerfolg des Obersten Taupin der ge wöhn h e t t - m S ß i g ep Muu,tlon»verschwenduag der algerischen Schützen zur Last und verschaffte dem Nationalisten Lasies, der die Verdienste dieser Truppe in allen Kolonialkriegen rühmte, eine starke Beifallskundgebung. Clemenceau ri«f der äußersten Linken zu: „Euch fehlt nun einmal da- richtige Verständnis dafür, warum wir den saumseligen General Drude abberufen mußten." Er sah sich durch lebhaften Widerspruch zu der Erklärung genötigt, daß ihm eine beleidigende Absicht ferngelegen habe. Für die tiefgehende Ent mutigung in Paris und der Provinz macht« Pichon di« Fraktion JaureS direkt verantwortlich. Auch dieser ministeriellen Anschuldigung folgte ein besänftigender Kommentar. Di« Gesamtstimmung charakterisierte am treffendsten ein Radikalsozialist au» Pelletans Umgebung folgender maßen: „Wir haben geschwiegen und gestimmt, als säßen Abdul Aziz und Muley Hafid mit ihren Stenographen in der Diplomatenloge. Neber eine Duellforderung de» Abgeordneten ConstanS, welcher vom Ministerpräsidenten durch einen Zwischenruf al» schwer begreifend charakterisiert wurde, verlautet noch nichts. * Spaniens Marokkopolitik. Die spanische Presse bezeichnet nicht ohne Genugtuung die französischen Schwierigkeiten in Marokko und prophezeit, daß jetzt die Art der Pazifizierung, welche blühende Provinzen iu Schutthaufen verwandelt, Frankreich zur Last werde. Gute Freunde, getreue Nachbarn! — Infolge beunruhigender Nachrichten, die der spa nische Konsul des marokkanlichen Hafens Laroche über die bedrohte Sicherheit der dortigen Europäer an die spanische Regierung gelangen ließ, ging sofort ein Panzerschiff von Kadiz nach Larache ab. Der „Heraldo lobt die schnelle Entsendung eine- Kriegsschiffes, warnt aber vor unnötigem und übereiltem Eingreifen. * Nachrichten aus Marokko. Aus Tanger wird vom 24. Februar telegraphiert: Bei den Unruhen in der nordwestlichen Provinz Gharb, die zwischen einem Duar sDorfe) der Nezzcrn und Parteigängern des Räubers Abdel Jalif ben Ali auSgebrochen sind, sind ungefähr 40 Räuber getötet worden. Der Gouverneur von Elksar, der den Unruhen gegenüber ohnmächtig ist, verlangte Verstärkungen auS Tanger. El Gehbas sandte ihm 600 Mann. * Englands Seeverteidigang. Dem englischen Marinebudget ist eine Denkschrift beigegeben, in der dargeletzt ist, daß durch strenge Spar- samkeit die unvermeidliche Zunahme der Forderungen auf 900 000 Pfund beschränkt ist. Ferner wird in der Denkschrift ausgeführt, daß im Jahre 1904 das Marinebudget 36 889 000 Pfund betrug, und daß die folgenden Jahre nacheinander eine Verminderung der Forderung auf- wiesen, daß aber die automatischen und unabwendbaren Vermehrungen der Flotte eine Herabsetzung der Forderungen für die Marine für daS kommend« Jahr untunlich machen. Am 1. April werden sich in Bau befinden: sieben Schlachtschiffe, vier geschützte Kreuzer, ein ungeschützter Kreuzer, zehn Torpedoboots- Zerstörer, zwanzig Torpedoboote und achtzehn Unterseeboote. Unter den Gründen, die trotz der bescheidenen Forderungen des neuen Schiffbau programms eine Verminderung der gesamten Flottenkosten unmöglich machen, erwähnt die Denkschrift die Aufbesserung des Soldes und das Anwachsen der Pensionen, sowie die Preissteigerung für Materialien. BiS zum 31. März werden fertig gebaut und dienstbereit sein: 1 Schlacht schiff, 3 geschützte Kreuzer, 3 Torpcdobootszerstörer, 10 Torpedoboote, 8 Unterseeboote, 1 Reparaturenfchiff und die königl. Jacht „Alexandra". Wegen der Streitigkeiten -wischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wird die Vollendung der auf Privatwerften im Bau befindlichen Schiffe auch in diesem Jahre eine Verzögerung erleiden, und die weitere Anlehnung dieser Verzögerung kann eine Aenderung in den eben angegebenen Zahlen d«r ihrer Fertigstellung entgegenschenden Schiffe mit sich bringen. Weiter berichtet dann die Denkschrift über den Ausbau des Flottenstützpunktes von Nosyth. Das Binnenbassin und die Einfahrtsschleuse sollen für die größeren modern«» Schlachtschiffe geeignet fein. Das Bassin wird einen Flächenraum von 524b Acres bedecken und längs den Kais den 11 größten Schiffen Raum gewähren. Im vergangenen Jahr sind die vorbereitenden Boh rungen zu Ende geführt worden und die detaillierten Verträge und Pläne sind jetzt in Vorbereitung. Die Kosten sind auf 3 Millionen für die Arbeiten und aus eine viertel Million für die Maschinen veranschlagt. DaS Werk soll in ungefähr 10 Jahren vollendet sein. Bork telegraphiert: In Haiti b . . s ch l i m m e r t. Präsident Alexis habe eht einen beamten formell beschuldigt, sich an General s, lution beteiligt zu haben. Auch behauptet er, oaß fische Diplomaten dem General geholfen hätten. Er besteht auf der Herausgabe Fermins der im französischen Konsulat Zuflucht gefunden habe, und droh« mit Gewalt, da er ernstlich entschlossen sei, den General Fermin erschießen zu lassen. * Die verhafteten Terroristen. AuS Petersburg wird vom 24. Februar gemeldet: Bei den Massenverhaftungen der Terroristen sind insgesamt bis heute 96 Personen festgenommen worden. Ein Teil davon ist freiaelassen worden, da sie sich als schuldlos erwiesen. Der größere Teil ist in der Peterpaulsfestung im Zellengesängnis untergebracht. In letzterem brachen beute Unruhen aus. Die Arrestanten zertrüm merten verschiedene Möbel. Der Angeber, der die Massenverhastungen verursachte, ist der unlängst auf dem Finnländischen Bahnhof arretierte Gendarmerieunterossizier Bogdauow, der während der Verhaftung eine Bomb« Wersen sollte. * TaS Urteil geqen Nasi bringt dem Exminister noch außer der Freiheitsstrafe eine Geldbuße von 2S0 Lire, die ihn weniger kränken wird als die Verurteilung zu den Kosten des Prozesses. UebrigenS waren ihm „mildernde Umstände' bewilligt. Der Verurteilte sprach bei der UrteilSverlündigung kein Wort, während seine Frau und Tochter weinten. In Palermo veranstalteten einige Blätter ErtraauSgaben, dock hat die Stadt bis jetzt ihr gewöbnlicheS Aussehen. Aus Trapani liegt noch keine Nachricht vor. — Aus Palermo wird vom 25. Februar tele graphiert: Als die Verurteilung Nasis bier bekannt wurde, durchzogen einige Hundert Manifestanten die Straßen des Zentrums und suchten die Schließung des Teatro Massimo hrrbeizusüliren. Al» die Vor stellung trotzdem fortdauerle, wurden unter Protcstrufen einige Scheiben Maßregeln, die hinsichtlich der verschiedenen auf der Haager Acmferenz geschlossenen Abkommen ergriffen werden müssen, werden jetzt in Er wägung gezogen, und die Admiralität zollt den Abkommen besondere Aufmerksamkeit, die die Operationen der Flotte unmittelbar betreffen, besonders dem Abkommen über di« Errichtung eine- internatio nalen Appellprisengerichtshofe-. Vom Standpunkt der Flotte auS ist e- von Bedeutung, daß ein Uebereiukommen getroffen wird über die Grundsätze des internationalen Rechts, die Entfcheiduogeu eine- internationalen Gericht-Hofe- in Fäll«» wie Konterbande und Blockade bestimmen sollten. — Die Nachricht, die Admiralität wolle deu Hafen von Hastings zur Umwandlung in «inen Krieg-Hafen ankaufen, wird dementiert und hiuzugesügt, d-ie Bai sei bei stürmischem Wetter zu sehr exponiert. * England nn» »er Kanga. Im englische» Oberhaus« faud am 24. d. M. eme Debatte über die Kougo-Fraqe statt. Der Unter» staatSsekrelär des Auswärtigen Amt-, Lord Frtzmaurice, legte die Schwierigkeiten der Lage sowohl in internationaler Beziehung, als auch für Belgien, sowie die heikle Natur der AuaexiouSverhanv- jungen dar. Es würde eine Uebertrerbuny sein, zu dehaupien, daß seit einem Jabre kein Fortschritt erzielt worden sei. Eng land habe mit der Regierung in Washington iu Meinungsaustausch gestanden, ebenso die beiderseitigen Vertreter iu Brüssel. Dieses Zusam menwirken sei aber von größter Wichtigkeit. Die britische Regierung betrachte die gegenwärtige Lage mit Besorgnis. Drau der jetzige Siand der Dinge widerspreche sowohl den Geboten der Menschlichkeit, als auch den in Verträge» frstgelegten Verpflich tungen. Wenn eS sich auch iu Einzelheiten nicht eiulafsen wolle, die Dinge beträfen, welche die Negierung vollständig und unbedingt dem Patriotismus und der Weisheit des belgischen Volke» und Parlamentes überlasse, so tonne England keinerlei Vereinbarung als de- friedigend erachten, die den vertragsmäßigen Verpflichtungen und deu Anforderungen der Menschlichkeit nicht nachkomme. * Tte österreichischen Manöver. Wie in deu militärischen Kreisen Oesterreich» verlautet, werden die diesjährigen großen Manöver im Oedenburaer Komitat stattfinden. Ihnen werden mebrere aus ländische Fürstlichkeiten beiwohnen, wahrscheinlich auch der Deutsche Kaiser, der im Eiseuslavter Kastell deS Grafen Esterhazy Wohnung nehmen dürfte. * Die mazedonische Justizreform. Au» Wien wird vom 24. ge meldet: Neber die Aktion der Mächte in Konstantinopel wird heute mit geteilt, man wisse, daß auch Deutschland keine Einwen dung dagegen erhebt, bei der Pforte einen Schritt für die Justizreform zu tun. Jedock sei man der Meinung, daß die Aussicht auf eru Gelingen deS Schrittes sehr gering sei. ' Die Befestigung von Manila. Die „Daily News" berichten nach Mitteilungen maßgebender amerikanischer Stelle in Washington, daß für den sofortigen Beginn des Baues von Verteidigungswerken in Manila alles vorbereitet sei. Die Hauptstadt der Philippinen soll zn einer der stärksten Festungen im fernen Osten gemacht, und in den nächsten zwölf Monaten sollen für Befestigungsarbeiten 6^ Millio nen Dollars aufgewendet werden. Zum Kommandeur dieser Schiffs station ist der Kommandant der vierten Division der Schlachtflotte, die jetzt aus der Fahrt nach Sau Francisco ist, Konteradmiral Sperry, aus ersehen. * Die Zustände auf Haiti. Dem Londoner „Globe" wird aus New Bork telegraphiert: In Haiti habe sich die Lage zusehends ver- . deutschen Konlular- Fermins verfehlter Nevo- daß britische und franzö- drückt. Eine'feine^ von romantisch-lyrischer Trauer erfüllte Dichtung ist „Die Urne von St. Gingolf". Es ist allen dreien der hier erwähnten Schriftsteller ein recht großer Leserkreis zu wünschen, nicht nur in den sogenannten jiterarischen Zir keln, sondern in allen Schichten des Publikums, denn sie können unter Umständen mehr für unsere literarische und künstlerische Knltur wirken, als sämtliche Familienjournale zusammengeuommen. * Tte Entlaß«»» »«» Fränkel« vl«N». Di« Wiener Hosovernlängerin Fräulein Elsa Bland, deren Geschickte wir schon mitgeteilt haben, bat, wie aus Wien gemeldet wird, von der Direktion de» Hofoverntbealer» folgende» Schreiben erkalten: „Nachdem auf da» Schreiben der Direktion vom l.d. bisher kein« Antwort erfolgt ist, nimmt dir Direktion an, laß Ihrerseits von dem Ihnen in wohlwollender Absicht vorgefchlogenei, Modu», selbst Ihre Enthebung eiazareichen, lein Gebrauch gemacht wird, und teilt Ihnen daher mit. daß sie von dem ihr nach Inbalt des beiderseitigen Vertrages dvo. 19. Avril 1904, beziekmniSweise der Addttionalartikel zu demselben vom 8. Juni 1905 und 4. Marz 1907 bi« zum 28. Februar vieles Jahre« zusiehenden Kündigung-recht Gebrauch macht, die gegenseitigen kontraktlichen Ehester rrnd Aonzert. Leipzig, 25. Februar. H. Klavierabend von Artur Reinhold. Seinen gestrigen -weiten Klavierabend, der im großen Saal« des Zentraltheaters stattsand, hatte Herr A r t u r R e j n h o l d den Meistern Schumann und Liszt gewidmet, zwei Tondichtern also, die für die Entwickelung der neueren Klaviermusik von größter Bedeutung gewesen sind, die zwar nicht demselben Ideale zuschworen, sondern unter verschiedenen Fahnen stritten, sich aber doch persönlich nie in Feindschaft gegenübertratcn. Schumann- E-Dur-Fan- tasie Op. 17 gibt einen Beweis da'ür, sie ist Liszt gewidmet, dessen Gegen- dedikation die H-Moll-Sonate war. Herr Reinhold spielte die Schu- manniche Fantasie an erster Stelle- von L:szt kamen zu Gehör die cliction 6« Oieu San» la rolirrrcle" saus den „Harmonie» po^tique» et religieuscs"), die „Harmonie; 6n ;oir", die „Waldesrau!chen"-Etüde u. a. m. Herr Reinhold scheint beherzigt zu haben, waS ibm bei früheren Gelegenheiten gesagt worden ist. Er strebte diesmal nicht nur durch fixe Bravour nach Erfolgen, suchte vielmehr hinter dem Technischen das Geistige, und wenn es auch noch nicht gelang, jedes einzcjne der Werke ganz anszuschließen, so spürte man doch ihren Vesenshauch, auch einen Hauch jener frommen erschauernden Andacht, di« in der „öön«1iotion" wie in den „ttsrmonie; ärr ,oir" lebt und die Schöpfungen, ähnlich der Lisztschen Vertonung deS 13. PlulmS, ,,mehr gebetet als komponiert erscheinen läßt. Tonlich lxttte Herr Reinhold noch nicht immer aus reichende Mannigfaltigkeit zur Verfügung, aber sein Anschlag war doch bereits von geschmackvoll nuancierender Sorgfalt, und im ganzen lieferte dieser Klavierabend da- Ergebnis, daß man an des Veranstalters wei tere Entwicklungsfähigkeit glauben lernte, nachdem sein Auftreten vor «in paar Wochen und auch sein erster Klavierabend mehr ein gewisses Stillestehen batten fürchten machen. Es mag hinzukommen, daß Herrn Reinhold Schumannsche und Lisztschc Kunst an besten liegt, vielleicht hat er auch bei seinem Lehrer Neisenauer, der als Schumann- und Lisztspieler unvergessen ist, gerade für den Vortrag dieser Meister besonders wert volle Winke erha.ten. Möchte Herr Reinhold daS Niveau seiner gestrigen, Stimmung gebenden Leistungen auch in Zukunft zu erreichen wissen! ?. vv. Verbindlichkeiten somit mit dem 31. Mai d. I. ibr Eud« erreichen. Mit vorzüglicher Hochachtung: Dl« Tstrktion de» k. and k. HofoperntheaterS: Weingartner." * Svatopluk Cech, einer der bekanntesten tschechischen Erzähler d-r Gegen wart, ist, wle wir in unserem gestrigen Abendblatte mittrlltrn, in Prag ver- torben. Geboren wurde er am 21. Februar 1816 in Oslrrdek lBöhmerO, er tudierle tn Prag die Rechte und war bann al» Redakteur an größeren tsckechi- chen Wittern tätig, fett 1879 am „Kvrty". Er galt tn seinem HeimatSlande mit Brchliky als der bedeutendste Vertreter der tschechischen Gegenwartsliteratur — wie jener al« Lyriker entfaltet» er sein beste« Können al» Erzähler, dem große Erfindungsgabe und ein sebr liebenswürdiger Stll eigen waren. Neben einigen elegischen Novellen von au»griprochrn böhmischem Charakter scknf seine Feder eine größere Zahl humoristischer Romane und geistvoller Rrisesktzzea, dir sich rasch ihren Weg bahnten und ihm reiche Anerkennung verschafften Bon seinen besten Schöpfungen seien die „Slavenlieder", die Verstümmlungen Schatten der Linde" und der „Tscherkrsse" genannt; In der Proia gab er lein BeüeS mit den „Erzäblungen, Arabesken und Humoresken" in den humoristischen Romanen „Der Unsterblichkeit-kandidat", „Herrn Broncek« Ausflug nach dem Mond" und tn selnen „Erinnerungen au» dem Orient". Einige feiner schönsten Novellen wurden auch in daS Deutsch« übertragen. * Richard Wagner und da» heutige Frankreich. In Frankreich hat di« 25. Wiederkehr von Richard Wagners LoteStag zahlreich« eingehende Betrach tungen über die Kunst de» Meister- von Bayreuth wackgerufrn; uun bat auch der „Eclair" eine Enquete veranstaltet, die die Frage aufwirft, wieweit da» Phänomen Wagner die neuere französische Musik bestimmt bat und noch be stimmt. Wenn auch derartige Umfragen, in denen die Widersprechendsten Urteile laut werden, ihrem Wesen nach kein klare« Ergebnis liefern können. Io geben sie doch als Sviegrlbild der Meinungen rin interessante« Bild, au« dem heran-zulrsen ist, wie da- moderne Frankreich sich zur Wagner- kunst stellt. Die Mrbrzadl der französischen Musiker betrachtet den un- miitrlbalrn Einfluß Wagner« auf die französische Tonkunst al» über- wunden, ohne die Größe und di« Bedeutung seine« Genie» und der Umwälzung, die aus ihm bervorgegangen, zu verkennen. Andere wiederum sind tn ihrer Be wunderung rückbaltlo«. „Wagner ist für mich ein Wunder", so äußert sich Fernand Le Borne, „sein Werk erschüttert mich am meisten von ollem, wa« e» tn der Kunst gibt. DaS ist schön, da« ist groß wie die Welt. Er spottet der Analyse, r« ist dl« Bollkommenbeit der Form. Wenn man »in Wagnerwerk gehört hat, kann man nicht» andere» medr dörea". AadrS Wormser siebt in Wagner einen der größten Meister der Musik, ober ihm will r« scheinen, daß der ehedem gewaltige Einfluß Wagner- sich gemildert habe. Albert TarrS erzählt von einem Diner, da« im Jahr« 1898 im Haus« dr» Grasen Thambrun eine Reibe französischer Musiker vereinigte. „Beim Dessert erhob sich der Haittherr mit erhobenem Gla«, sich zu Vincent v'Jndy wendend, ries er: „Dem französischen Wagner!" . . . Pierre Lalo spricht von dem Ende de» Wagnerrinflusse«: „Einige zwanzig Jabre lang war unsere Musik der Disziplin dr« Leitmotiv» untertan. Die meisten Ton setzer verarbeiteten in Wagner- Metbode Gouaod und Massenet« Gedanken. Heute haben sich di« Besten derer, die jenen desvotischea Einfluß erfuhren, srei- nemackt; der Rest zählt nicht. Die folgende Generation, die Jungen, deren Namen und Werk« ji-tzt bekanntwerden, bat sich um die Bayreuther Aesihetik nicht gekümmert. Die einen folgen Debuijy, die andern suchen idre Persönlichkeit. Der Einfluß Wagner« hat ausgrbört. Aber die französische Musik ist durch ihn umgrkormt worden. Sie ist nicht medr wagnerisch; aber sie wäre nickt do« wa- sie ist. dätte nicht der wagnerische Sturm sie dnrchqerütlelt.? Diplomatisch weicht Debussy einer nnumwun.rnen Partei nahme au«: „Die Kurve Wagner« scheint mir abgeschlossen. Jetzt ist Wagner rin großer Künstler und wird e« bleiben." Albert Laoianac alaubt, daß Wagner« Einfluß ewig und überall forlwirken wird „wie der Bach« und der BeetbovenS" und wie auch der Saint-Snön«, der trotzdem nicht daran denkt, sich al« Reformator zn geben. Henry GautdirrS-Billars dagegen sprickt von einem Rückgang des Einflüsse« de« Bayrrutkrr«: „Die Generation der Vincent d'Jndy und der Guy Rovaitz berufen sich auf Cesar Franck; die Jungen aber folgen Debussy, der Wagner mit aristokratischer Verachtung betrachtet." * Coqueltu Cadet ist wahnsinnig! Der jünger« Bruder de« auch in Deutschland bekannten und gespähten Schauspieler« Benoii Coustant Coquelin, der im „ThäLtre franqais" so viele znm Lacken gebracht ha«, bat selbst da« Lachen verloren und befindet sich jetzt im Jrrenhauie. In einem im „Nuovo Giornale" veröffentlichten Pariser Briefe schreibt der italienilch« Dramatiker Camillo Antona Traversi über da« traurige Ereignis folgende«: „Der gute Cadet, der für sehr sparsam galt, verlor im vorigen Jahre infolge einer un glücklichen Spekulation AlOOOO Fr. ES ist jedoch sicher, daß ihm immer noch mindesten« zweimal soviel übrig blieb. Alles wäre vielleicht wieder gut ge- worden, wenn der alte Herr (Cadet ist jetzt 60 Jabre alt! nicht aus den Ge danken gekommen wäre, einer ganz jungen Dame Herz. Hand und Nomen an zubitten, um, wie er sagte, „da« Brot und die Butler mit ihr zu teilen." Diesem HetralSplane widerletzte sich die ganze Familie Coquelin mit aller Ent schiedenheit. Von diesem Tage an wurde der sonst so lustige Künstler reckt traurig und melancholisch. Im verflossenen Oktober spielte er noch so meisierbast wie nur je zuvor; hinter den Kulissen aber weinte und jammerte er wie rin Kind: „Mein Geld haben sie mir genommen . . . mein Weib haben sie mir ge nommen . . . WaS soll jetzt an« mir werden?" Al« er sich eine« Abend«, wie gewöhnlich, in dir „ComS ir sranqaise" begeben wollte, verirrte er sich auf der Straße; da er nickt zur rechten Zeit im Theater erschien, mußte er durch eine« andern Schauspieler ersetzt werden. Am nächsten Tage bekam er seine Rolle wieder; ein Irrenarzt, der sich unter den Zuschauern befand, konstatierte jedoch bei ibm «ine bedenkliche Gedächtnisschwäche. Man brachte ihn daraus in die Heilanstalt za Neutlly. Hier besuchten ibn vor kurzem einige seiner Freunde: Coquelin erkannte und umarmte sie. führte sie dann in den Park und sprach mit ihnen ganz vernünftig über Theater- und andere Angelegenheiten, Plötzlich aber schrie er mit Tränen in den Augen: „Um oller Barmherzigkeit willen, seht doch za, daß ick au- dieser Hölle wieder brrau-kommel Sie wollen mir mein Geld nehmen! Sie wollen mich durchaus verrückt machen! Aber ich hab« beschlossen, keinen Brocken medr zu essen und Hunger» zu sterben l ver sprecht mir, daß ihr mich räche» werdet! Küßt mich, denn ihr seht mich brate zum letztenmall" Da sich der Kraale sarchlbar aufregte, darf ihn jetzt utrmaud mehr beiucken. ' Kleine Chronik. Da» Berliner Neue Schauspielhaus plant eine Ausführung der Pantomime „Der verlorene Sohn" (,.l/vokuot proäi^oe") von Michel Tarr«, Musik von Nndrü Wormser. Ta- Werk soll noch im laufenden Spieljahr in Szene gehen. — In der vpSr» eomiquo zu Pari« fand der erste Akt der dreiaktigeu Oper „Habanera", Text und Musik von Lavarra, eine freundliche Ausnahme. Nach dem zweiten Akte war der Beifall schwächer. Der Schluß brachte dem vielveriprechendrn Dichterkomponisten eine lebhafte Sympathiekundgebung. — Al« L'Arrongr-Frter geht de« Dichter« Werk „Haus Loney" am Freitag zum ersten Male im B erltner Bürgerlichen Schausptelhau« iu Szene. — Mine. Hanako, die derübmle jaranischr Sckau'pielettu, trifft mit ihrer Gesellschaft nm Mitiwoch in Berlin ein und wird sich zuerst am DonnerStna in einer Vorstellung vor geladenem Publikum in Berlin zeigen, während dir öffentlichen Darbietungen am Sonntag, 1. nässten Monat», beginnen. Die Künstlerin hat dir intimen Räum« dr» Possagr-Tdealer» für ihr Gastspiel oewäblt. — Hella Eschborn vom Berliner Königlichen Schauspielhaus« ist vom Oberboimarlchall de» Fürsten von Reust ein geladen worren, in der F.stvor> elluag bei ter am 29. d. M. in Gera stait- sindrnden Hochzeit dr« Fürsten von Bulgarien mitzuwirken und zwar al« Puck in Shakespeare» „SommrrnachlLtramn".
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