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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.02.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080228014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908022801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908022801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-02
- Tag 1908-02-28
-
Monat
1908-02
-
Jahr
1908
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Sir. 38. 102. Jahr«. Leipziger TagMatt. Deutsche» Reich. ,' Leipzig, 88. Februar ' » * Netzer Artzest»tzlL»e der sächfischei» Zweiten »a«mer in der nächsten Woche ersähe-:: daß am nächsten Montag der Antrag Dürr-Lei- leir. Berorvnungen der königlichen Behörden über Ban-, Wohnungswesen nlw siir die einzelnen (Gemeinden, nnd am Dienstag ver Antrag Spieß, betr. Einführung einer Umsatzsteuer, zur Beratung kommen soll. * De« sächsischen Lantzt«» ist gestern, wie »n- eia Privattelegramm ans Dresden meldet, mit Delret Nr. 40 eine Ergänzung znm Per sonal» und BesoidunaSetat derLandeSdrandversickernngS- anstatt für t908/S zngegangen. Es werden darin 14019 für sechs BrandverstcderungSinipettorai'istknten vom 1. Juni 1908 ab ver langt zu einer vorübergehenden Vermehrnng des technischen Personals, weil im Landtag, namentlich auch vom Leipüger Abg. Enke sehr da rüber geklagt worden >st, daß rnsolge der >n oen letzten Jahren außer ordentlich gestiegenen Bautätigkeit eine Überlastung der technrichen Beamten eingetreten ist. Die Assisteulen sollen später etatsmäßig ange- stellt werden. * Hofnachrichten Die kaiserliche Iackt .Dohenzostern" ist gestern l'rub von Kiel aus in den Ostseekanal eingrlausen, nm die Fahrt anzu treten, die mit ihr der Kaiser in das Mittelmrer unternimmt. — AuS Schwerin wird gemeldet: Im Beiinden des GroßberzogS schreitet die Besserung »n erfreulicher Weise fort. Die Nachtruhe von Mittwoch auf Donnerstag war ungestört, rie NabningSansnabme »st genügend, der Vräflezuuand befriedigend. li. Wichtige militärische Verändern»»»?». Wie wir anS zuverlässiger Onelle erfahren, bat der Kaiser genehmigt, daß anstelle des im Iabre i902 eingeiübrien Karabiners der verlängerte Karabiner 98 mit Aus- pflan;- nnd Zusammenictzvorricktung tritt. Bezügliche der TraAeweise oeS verlängerten Karabiner- 98 und eines kurzen aufpflanzbaren weiten- q-wcbrS, ta^ bei der Kavallerie für Manöver und Feld anstelle deS Degens zu treten hätte, «ollen bei 9 Kavallerieregimentern Veriucke stait- sinden. Bei diesen Versuchen ilt auch die zweckmäßigste Art der Unter- brinaung der Munition am Leibriemen ober am Bandalier oder am Gepäck zu erproben. * Wegen die Ziaarrenbanderokestener. Der Verein aller Tabak- mteressenlen DrutichlandS bat in einer gestern abend in Berlin abge- baltenen Generalversammlung solgende Resolution angenommen: „Der Verein aller Tabakinieressenten DentlchlanvS erllärt sich einmütig gegen jede Steuerbelastiing d:r Tabokbranche, insbesondere gegen die geplante Banderolesteuer, welche Tausende von Arbeitern brotlos macken, einen großen Teil der selbständigen Kleinbetriebe und deS Händlerstandes ver nichten, der Konzentration deS Großbetriebe- Vorschub leisten und dem nach im eminenten Sinne mitielstand-seindlich wirken würde. Der Verein wendet sich energisch gegen die fortwährende Beunruhigung durch die Steuerprojekie, welche die Branche nicht znr Ruhe kommen lasten nnd eine gedeihliche Fortentw ckelunz unmöglich macken. * Daß die Gebühren für Fengen nnd Sachverständige, wie sie in der NeichSgebührenordnnng vom 30. Juni 1878 festgesetzt sind, zu niedrig sind, wird von keiner Seite bestritten; kurt es doch ancy der preußische Justizminister in seinem Rnnderlaß vom 11. Oktober 1907 anerkannt, und die Tatsache, daß eS immer schwieriger wird, geeignete Sachver ständige zu gewinnen, wird auf diesen Umstand zu rückgeführt. Deshalb hat der Verein deutscher Ingenieure sich an den Reichskanzler mit der Bitte um Reform der Gebühren für Ingenieure als gerichtliche Sach- verständige gewandt. * Ans den RcichStagSkommi'sionen. In der Bndgetkommission deS Reichstages wurte bei der Beratung deS Etat- siir Ostairika die Erhöhung des Stencransatzes der Hüttenstcuer von 1»/, auf 2 Millionen Mark angenommen. - * Znr -reust,tschen Mädchenfchnlrrfarm meldet daS „B. T.*: Herr Kultusminister Dr. Holle gab in der Budgettommisslon am 7. d. M. die Erklärung ab, daß der Reformplan ferlig sei; es bestehe Ueberein- strormung unter den sämtlichen beteiligten Ministern über vi« Gestaliung der Vorlage bis auf rwei Punkte, über welche die Enischeivung nächstens fallen Werre. Eine Dent'christ über den ganzen Plan werde dem Ab- geordneienhause viell.ichi in vier Wochen vor^elegt werden können. Bor einigen Tagen ist nun der Resormpkan im Staarsmnnslerium beraten, aber die „zwei Punkt»* sind abgeiednt worden. Der ganze Plan muß demnach einer teilweisen Umarbeitung unterzogen werden, die einige Mocken in Anspruch nehmen dürfte. Ob da- Abgeordnetenhaus die Denkschrift noch vor Ostern erkalten wird, ist zweifelhait geworden. * Preußischer Landtag. Da» Abgeordnetenhaus begann gestern die zweite Lesung des Etat« des Ministeriums de» Innern. Bei brr allge meinen Besprechung bittet Strosser (Kons.) den Minister um strengere Maßnahmen gegen die Verbreitung unsittlicher Literatur, obszöner Bilder nnd Schriften. Minister v. Moltke erwidert, be.üglich der Verbreitung unsittlicher Literatur nsw. habe er die Polizeiverwaltungen wiederholt an ihre Pflichten erinnert. Die größte Schwierigkeit liege darin, den Tatbestand der Strafbarkeit sestzustellen, da eine Grenze schwer ru ziehen sei. Heber die Emicknänkung deS Nack'lebenS habe er sich bereits im vorigen Iabre außaelassen. Selbstverständlich müßten in einer Millionen stadt wie Berlin besondere Ausnahmen gemacht werden, doch würde jeder unnöiiaen Verlängerung der Polizeistunde entgegengetreten. — Gegenüber den weiteren Wünschen SrrosierS um strengere Maßnahmen gegen daS Automobiku nwesen erwiderte der Minister, eS seien ver- sck ebene Mittel in Aussicht genommen, um die Aufwüchse zn he'.ämpfen und eine bessere Ausbildung der Chauffeure herbeizutühren. * Die hessische Zweite Kammer nnd die Eisenbahnaemeinschaft mit Preußen. Aus Darmstadt wird vom 27. Februar gemeldet: Die Zweite Kammer trat heute wieder zusammen und nahm den Gesetzentwurf über die Rubegehaltsverhältnisi« und die Versorgung der Hinterbliebenen der in dem hessisch-preußischen Gemeinschaftsdienst angestellten Staats- nsendahnbcamtcn an. Finanzminister Gnauth kam nochmals auf die Verhandlungen vom 21. Januar zurück und erklärte, der unfreund liche Ton, der schon öfters »n diesem Hause gegenüber dem Gemein- schaftsverhältnis geherrscht habe, sei an dem Tage zu einer solchen Schärfe ongewachsen und habe zu so heftigen Angriffen gegen Preußen und die Staatsregierunq geführt, daß er, Redner, »ede Verantwortung für die sich daraus ergebenden Konsequenzen ablrbnen müsse. Im Namen der Negierung müsse er die über jedes Maß dinauszehende Kritik eines mit einer befreundeten Regierung abgeschlossenen Ver trages und die vermessenen Angriffe gegen die Staatsregterung auf das namt"-"dickste zurückweilen. Ausland. Oesterreich-Ungarn. * Bosnien. In der Abendsitzung der österreichischen Delegation betonte Abg. Bärenreither die unbedingte Notwendigkeit des Ausbaues der bosnischen Dahnen bis zum Anschluß an die Orientbahneu. Er konstatierte unter Hinweis auf die loyalen Erklärungen des Unterstvats- sekretärs Fitzmaurice im englischen Unterhause, daß in Europa all mählich die Ueberzeuguuq zum Durchbruch gelange, daß Oesterreich- Ungarn nnt dem Sandschatbahnprojekte ausschließlich friedliche, wirt schaftliche Interessen verfolge. Der gemeinsame Finanzminister Frhr. v. Durian trat verschiedenen gegen die bosnische Verwaltung vorge brachten Vorwürfen entgegen, wies auf das entschiedenste die gegen ein zelne Funktionäre gerichteten, jeder Begründung entbehrenden Vorwürfe zurück und erklärte, der Vorwurf, daß die Serben in Bosnien nach Belgrad schauen, sei gewiß nicht gerechtfertigt. Um dies zu verhüten, müsse man den berechtigten Ansprüchen der Serben volle Geltung ver schaffen, soweit dies im Nahmen der Interessen Bosniens und der Monarchie möglich sei. Jedweden Eingriffen in ihre Interessen trete die Negierung mit allergrößter Entschlossenheit entgegen. Den kroatisch katholischen Interessen werde gleiches Entgegenkommen wie den anderen Konfessionen bewiesen. Di« Voraussetzungen, unter denen die Okkupation erfolgte, ständen heute noch ausrecht, und die Regierung komme allen berechtigten Wünschen entgegen; sie trete ober mit voller Schärfe deS Gesetzes jü>cm wühlerischen Treiben entgegen, möge dessen Uriprung im Lande selbst oder außerhalb liegen. Nebst der Wahrung der Machtstellung der Monarchie bestehe dir Aufgabe der bosnischen Ver waltung in der Ausgleichung der Interessen der Monarchie mit den Interessen deS bosnischen Volke-. Sie enthalten, richtig ausgesaßt, nichts Gegensätzliches. Die Entwickelung des Landes müsse sich Schritt für Schritt vollziehen, AlS ein Kriterium der Nichtigkeit deS eingeschlagenen Weges möch:: der Minister den Satz ausstellen, daß Bosnien und die Herzegowina für dieMonarchienntergarkeinen Verhältnissen eine Verlegenheit bilden werden. (Lebhafter Beifall.) Der Okkupationskredit wird darauf angenommen. * An- der österreichischen Delegation. ReichskriegSmlnIsier Schönaich erklärte in der österreickischen Delegation in seiner Aniwort auf eine Jnterpek- lation Wucooic über die Inanspruchnahme militärischer Assistenten sür dir Landtag-Wahlen in Kroatien und Slawonien, daß die für eine derartige Inan- Feuilleton. Die perlen -er Adria. Don Paul Wilhelm (Wiens. H. So treten wir mit mancherlei Gedanken in da- Innere der Kirche ein, die abermals herrlich« Schätze birgt. Zu beider» Seiten deS Hoch altars erheben sich hohe, geschnitzte Chorstühle aus dem Cinquecento, eine feine, reiche und doch nicht überladene Arbeit, die uns den Reichtum des Ornamentes zeigt, ohne den Gesamtcindruck durch die Fülle der Details zu schädigen. Bei aller Feinheit und Sorgsamkeit des einzelnen ist das Gesamtwerk dennoch von einer Wucht und Größe der Auffassung, die wir heute nur mehr durch gedrungene Einfachheit oder die Vermei- oung des Details zu erreichen vermögen. Auch in die Schatz- und Neliquienkommer der Kirche läßt uns der Geistliche in freundlicher Weise Einblick nehmen. Mit einem gewissen andächtigen Stolze nimmt er ein Kästchen hervor, daS, reich in Gold gefaßt nnd mit Edelsteinen besetzt, den Schädel des heiligen Christoph enthält. Auch von den andere Kostbarkeiten deS KirchenschatzeS zeigt er unS die interessanten Stücke. Da sind vor allem kleine Platten, echte byzan tinische Cmailarbeit (CloisonnLs) von wunderbarer Schönheit, die ein kleines Vermögen repräsentieren. ArgloS gibt unS der Meßner die Kostbarkeiten, vielleicht ihren großen Wert kaum ahnend, zur Besichti gung und läßt sie von Mann zu Mann gehen. Mit tiefem Stannen be wundern wir die außerordentliche Feinheit und Schönheit der Arbeit nnd geben die kostbaren Dinge mit schwerem Herzen wieder zurück. Nach dem wir noch die verschiedenen interessanten, zum Teile romanischen Skulpturen betrachtet haben, wenden wir uns wieder -um Gehen. Rasch durchstreifen wir die Stadt, einen bestimmten Aussichtspunkt der Insel aufzujuchen, von dem aus man den schönsten Blick auf die Stadt und das Meer genießt. Wieder lehren wir zu der breiten Steinstiege zurück und steigen ein« kleine Anhöhe, die dos lichte, saftige Grün junger WeimntS- riefern schmückt, empor. Do erblicken w»r auf der arideren Seite da- Meer. Als steiniges Geröll, bewachsen von prachtvollen Agaven, füllt do- User gegen da- Meer ab. Und uoch link« bin sieht man die vor springend« Spitze der Befeftigungsmouer in- Meer ragen. In male rischer Reihe blicken die vier Kirchtürme au- dem Mauerwerk hervor, und hart ar. die steil abfallenden Kalkfelsen branden die tiefblauen Zluten >er Adria. Gegenüber lieg» eine kleine längliche Insel, derer dunkles Grün sich prächtig von dem Gelb der Stadtmauern, dem Grau- gelb der Felsen nnd dem Azurblau de- Meere- abhebt. All die- dereinigt 'ich zu einem Bild von wundersamem koloristischen Reiz. Aber bald ruft die Stunde der Abreise, wir trennen uns mit schwerem Herzen von diesem wunderschönen Stückchen Erde und eilen zum Schiss zu rück. Eine Viertelstunde später dampfen wir wieder heimwärt-. Immer mehr entrückt die Stadt — hell von der schon sinkenden Sonn« beschienen — unseren Blicken, bi- sie langsam untertaucht, in die dunklen Fluten spurlos verschwindet, wie ein seliger Schönbeitstraum versinkt ins Meer der Wirklichkeit. Schon sollen die Strvhlen der Sonn, schräger, und wundersam« Farben spielen aus den Wellen. Der blaßgelbe, dann grün- lich« Himmel verschwimmt in unsäglich feinen Tinten mit dem Rand de- Meere-, die Kalkfelsen der Inseln beginnen leicht zu glühen, und die Schatten der Risse und Höhlen beben sich schärfer und dunkler ab. Da segelt ein Ch'opgottenboot an unS vorüber. Malerisch hebt sich da« bravo rote Segel vom blaae» Meer ab. LantloS gleitet es a» »n- vorbel. Eia hübscher Der- von K. M. Heidt kam mir dabei ins Ge dächtnis: , . . Nnd jeder irdischen Schranke Fühlt sich die Seele frei — Ein Kahn zieht leis' vorbei, Ein lächelnder Gedanke . . , Da tönt auf einmal der Ruf „Delphine!" Alles strömt aus der einen Seite deS Dampfer- zusammen, um das nicht zu häufige Schauspiel zu ge nießen. Ein ganzes Nudel Delphine spielt um daS «schiff herum. Ein dis zwei Meter lange Kerle tummeln sich, springen zuweilen aus dem Wasser heraus nnd überschlagen sich munter — ein prächtige- Schau spiel. Und wieder ein wenig weiter flattert eine Schar Dukenten über- Meer, mit den Schweifen lange seine Streifen ziehend und plötzlich unter tauchend. Hin und wieder schweben große weiße Möwen über die Wasser fläche. Unerschöpflich an »nteressanlen Details ist das Meer. Immer mehr verändert sich die Farbe der Wellen, je tiefer die Sonne sinkt. Vor unS liegt «S schon in dunklem Stahlblau, hinter unS, wo die letzten Sonnenstrahlen übers Wasser gleiten, schimmert e- ro,enfarbia mit gelben nnd grünen Reflexen. Vorüber gleiten wir an den Inseln Gregorio nnd Pervccchio, deren kahle Frlsenhäupter im Abendlicht leise glühen. Hier und dort liegt ein großer Fleck kchlgelcgt und die rost braune Erde hebt sich prächtig heraus aus dem Grün der Vegetation, die zumeist aus Feigen, Wein oder Oliven besteht. Da erblicken wir durch einen Meereinschnitr zwischen Pervecchio und Veglia für eine kurze Zeit die dalmatinische Küste, und die Mauern des Kastell- von Zengg blitzen als ein kleiner weißer Punkt herüber. Schon liegt zu unserer Rechten Veglia, und nachdem wir links die kleine Insel Plavnik passiert haben, dampfen wir -wischen Veglia und Cherso in den Canole di Mezzo ein. Es ist dunkler geworden. In wundervollen Farben, wie mit seinen Metall- Unten gezeichnet, liegt daS Meer hinter unS. Dort aber, wo schon die tieferen Schatten niedcrsinken, trägt es ein dunkles Violett, das in ein Grauschwarz übcrsließt. Ein leichter Wind erhebt sich, wir steigen von der Kommandobrücke herab ausS Deck. Die Schiss-lichter blitzen auf, denn es ist ziemlich dunkel geworden. Eine Zigeunerkapelle, die der Ver anstalter unserer Partie bcigestellt, spielt ihre Weisen auf. So gleite» wir dahin durch die dunklen Fluten, umspielt vom rötlichgelben Licht der Schissslampen und nmwogt von den Klängen der Musik. Wir verliere» immer mehr den Ausblick, denn die Dunkelheit nimmt rasch -u. AuS weiter Ferne sehe.» wir schon den Lenchtturm von Fiume aufblitzen. Die Stimmung ist wundervoll. Die Musik schmeichelt sich unserem Ohr ein, da da- Auge ermüdet ruht. Ein sanfter Wind kommt nn- entgegen und trägt die Klänge fort übers Meer. In der Ferne taucht ein gewaliicier Dampfer auf mit vier Masten, der eben Fiume verlassen. Mit den Ob jektiven verfolgen wir da- ungeheure Schiss, bi- es im Dunkel ver schwindet und nnr noch die Schiss-laternen herüberdlitzen. Schoa flammen vor uns di« Lichter von Aobazia aus, und eine Viertelstunde später legen wir am Hafen von Lovrana an. Wir wechseln einige herz liche Händedrücke mit alten und ne»» gewonnenen Bekannten und steigen rasch ans Land. Noch ein kurze- Hütelchwenken, die Dampfpfeis« ertönt nnd die „Libnrnia" gleitet wieder, fast lautlos, in die Nacht hinaus. Da rote Signallicht entschwinde» immer mehr und mehr, und wir stehen »m Dunkel am Molo. Noch wersen wir einen Blick inS Meer. Da sehe» wir Funken im Wasser enfblihen wie leuchtende grünliche Sternchen. Wir senken die Hand in- Wasser, und Millionen Funken bezeichnen die Fuiche, die wir ziehen — Meeresleuchten' . . . Wie tief geheimnisvoll ist die Schönheit der Noiur, die dcn unsichtbar kleinen Ouallentieren da- Levchten de- Pho-Phor- gibt und so daS dunkle Meer mit glitzernden Sternchen besät. Nacht ist es um uns geworden, und e« scheint un-, al- wären die Bilder deS heutigen Tages an uns vorübergezogen, wie ein helle- leuchtende- Wandeldivrnma, und al- wäre es plötzlich dunkel geword n und alle- um unS erloschen. Aber schon blitzt «in Heller Streif auf und Frettan, 28. Februar IV08. sprucknahme gellenden gesetzlichen Bestimmungen anch bet de» Wahlen i» Kroaten und Slawonien genau rlngrdalirn werten würben. Darauf warb« der Bericht de- »reresan-ichusse- über die lanvwtrtjchastltchen Ltesernage« genehmigt. Errqland. * Die Zakka KhelS. Im Unterhause sc^te der Staatssekretär für Indien Morley in Beantwortung einer Anfrage, daß di« indische Re gierung angewiesen sei, keinerlei Schritte zu tun, die irgendwie zur dauernden Besetzung des Gebiet- der Zakka KhelS führen könnten. Die britische Regierung habe die Absicht, von den Grurrdjätzen ihrer Grenz politik, die sie in den letzten 10 Jahren verfolgt habe, nicht abzuweichen. Diese Grundsätze gingen dahin, daß England seine Verantwortlichkeit nicht aus das Gebiet der Stämme ausdehn« und sich jeder Einmischung enthalte, die irgendwie vermieden werden könne. AuS Gründen, die zu neunen im öfscutlichen Interesse nicht zweckmäßig sein würde, seien im vorliegenden Falle die Hauptargumente gegen irgendeinen Wechsel io dieser Politik besonders schwerwiegend. Die Expedition gegen die Zakka Khels beschränke sich auf die Bestrafung einer langen Reihe von gesetz widrigen Ausschreitungen gegen friedliche Ansiedler auf britischem Ge biet. Die militärischen Operationen seien von sehr wirksamer Art ge wesen, und man habe guten Grund zu der Hoffnung, daß in nicht zu langer Zeit über eine ersprießliche Ordnung der Angelegenheit werde berichtet werden können. Spanien. * Nach russischer Art. AuS Madrid wird vom 25. d. M. mit geteilt- Infolge der jüngst vorgekommenen anarchistischen Anschläge hat der Minister des Innern in einem heule im Amtsblatt veröffentlichten Erlasse angeordnet, daß innerlmlb Monatsfrist in jedem Hause ein Pförtner eingestellt werde, welcher eine genaue ueberwachuna des seiner Lbbut anvertrauten Hauses durchzufübren habe, als behördlicher Agent angesehen und Befugnis zur Verhaftung von Nebeltätern haben wird. — Diese Einrichtung besteht bekanntlich in Rußland, wenigstens in Petersburg, seit unvordenklichen Zeiten. Man hat nrcht gemerkt, daß sie viel genützt lxiben. Daß auch für nicht revolutionär gesinnte Hausbewohner die Anwesenheit eines Polizeispions im Hause eine un erträgliche Belästigung darstellt, empfindet leder von selbst. Rustand. * Vom jüngsten allrussischen Kongress schreibt unS unter Petersburger Korrespondent: D,r riibmsstsst bekaowe Tr. Dubrowin fühlte w ever einmal in sich das Bedürfnis, von fick reden zu machen. Die Lolberiea, die >eln wackerr Oiesinnun csgenoße und Rodaubruder Puryichk-witsch in der Duma gepflückt hait^ ließen ihn nickt schiwen. Da besonn er sich, daß eS an der Zeit und gut >ei, einen „AUrussiichen Kongreß de- Verbände» deS rusiischen' Volke»" nach Petersburg r'nmberu'en. Er rührte die Reklametrommel und de^ schied an- böchsi eigener Entschließung — denn der Verband seihst hatte an d-r Ein berufung deS Kongresse« nichl teil geringsten Anteil— sämtliche l50oAbteilungen des Boltsverbaiibes in dir RZidenz. >5<X) Abteilungen: das klang imposant. A er eS geichak anders: der König rief und die Knaben kamen nicht. Nur klägliche 800 Genossenichasten schickten ihre Vertreter nach der Newa. Da galt es denn, da- quantitative Manko durch qualitativen Glanz zu verrecken. TaS beißt ans gui Teutich: die dreihundert brnUien, als ob ihrer sünfzehnbundert gewesen wären. Man tüte nun Herrn Du rowin und leinen Heerscharen allzuviel Ehre an. wollte man rem Kongresse les VolksveibandeS eine politische Bedeutung beilegen. Denn die Zuiammenkunst trug den Charakter einer obrrbayri'chcn Kirchweih, nur daß eS au> ihr weniger lustig zngiug Ter einzige, der wenigstens etwas für den Humor tat, war der Hieromonach Hiliodor. Er erinnclte sich offenbar, laß wir millen im Fasching (leben und dielt eine prächtige Karnevals»ede, in der es hieß: „Es ist nickt recht, daß man den Menschen da- Brot nehme und es den Hunden gebe. Tie Juden (baut sie!,, die Polen (baut sie lf, überhaupt alle Frrmd- siümmigen (Hanl siel) lallen in ihren Hä'cken das russische Brot. Tas rusiiiche Volk muß eS ihnen aus den Händen »eißen und eS zu seinem Eigentum machen, ohne daß die Iucen baut siel, ihien Wuchergrnssnn daran haben. Wir wollen das russische Volk von d esen Menickenseinden besrei-n." Dann gab es eine Ueberiaschung: HilioboruS ciupurnte sich als Dichter. Er trug ein flammendes Gedicht vor, dessen titaniiche Wucht in herrliche Kni» elverse ausk.ang. Und noch ledem Vene schrie der ganze Jahrmarkt: „Rußland voranl" AIS der gesinnung-iückiige Pogromdichter rnbm- und dcif.illbedeckt Len Laal verließ, näderte sich ihm höbst unvorsichtigerweise ein Journalist, der zu alledem noch Vertirter eine- liberalen B atte- war. und fragte den Tichtrr nach einer Stelle seine- PoemS. Ta richleie sich Hiliodor in die Höhe und rief dem Kecken flammenden BUckeS zu: „Euck alle Und eure Redaktionen sollte man aus hängen!" Ein brausender Cdor si l ein. Alle Verbänkler schrien, klatschten, donnerten, johlten Beifall. Tie Kirchweih des VervandrS des Russischen Volkes hatte ihren Höhepunkt erreicht. * Rußland nnd Finnland. AuS Petersburg wird vom 26. gemeldet: Laut Beschtuß des Ministerrates erfolgt die Ernennung und Abberufung des finnländischen Generalgouoerneurs und seines Gehilfen künftig durch kaiserlichen Ukas an den dirigierenden Senat. Der Ukas wird dem Senat und Ministerstaatssekretär durch den Gouverneur zur Kennt nis gebracht. hüpft über die dunklen Finten, gerade auf unS zu. Nebergroß und leuchtend hebt sich die Mondsichel über dem Kamm von i^herfo empor. Langsam wandeln wir zurück durch das Städtchen, und die Eindrücke dr? Tage» wogen durch unsere Seele in heiteren Bildern und ernsten Ge danken ... Da steigen sie hinab »u die Diesen des Meeres, um di: Perlen ans Licht zu holen, deren matten schimmernden Glan» die Menschen so lieben. Uneimeßlichcn Wert geben sie der blinkenden Muschclträne, und stolz nnd jroh sind sie ihres Besitzer-. So jagen sie nach den Reichtümern der Erde und des Meeres, »ndcs die Natur un gleich mächtigere Schönheit vor ihr Auge hinstellt, all ihre Weisheit unk ihre Kunst erschöpfend in dem herrlichen Bau des Wunderten,pels Erde. Aber sinnlos und stumpf, den Bewohnern von Arbe gleichend, die un wissend unter so viel Schönheit der Vergangenheit nur der dürftigen Gegenwart leben, gehen auch die meisten Menschen durchs Dasein, der tieferen Schönheit nicht achtend, de- Reichtum- nicht bewußt, mit dem die Natur ein offenes Auge und eine schönheitdurslende Seele so reich be- gvadet. Jenen aber, die sie zu empfinden vermögen, wird in einem Traume von Schönheit mehr innere Freude werden, als mit ollen müh sam ans Licht gezcigenrn Schätzen der Erde. — Die wahren Perlen der Adria liegen nicht am Grunde deS Meere-! . .. Theater rrn- Aonzert. Leitzzi«, 28. Februar. XIX. GevandhanSkonzert. Nach längerer Zeit wurde die Kette der üblichen Programme unfere- altehrwürdigen Konzertinstituts einmal unterbrochen durch das gestrige Chorkonzert, da- geeignet war, dem etwa gegen Ende der Konzerifaiion hin erlahmenden Interesse neue Nahrung zu geben. Man halte kleinere weltliche Werke gewählt, die zunächst schon durch die Dichter Goethe, Shakespeare, Hölderlin und Monte in ge wissen Zusammenhang unschwer zu bringen waren. AlS Novität inter essierte zunächst Theodor Streichers Kvmposltion „MignonS Exequien" (für gemilchten und Kinderchor mit Orchester), ans da- unsere Leser bereits hingewicsen wurden. DaS Werk rief besonder- im Anfang-- und Schlußlvile liefern Eiichruck hervor. Nach meinem persönlichen Ge ühl sinh bier wirklich Goethesche Stimmungen wenigstens gestreift, wenn auch keineswegs erreicht. Ein Vergleich mit Robert Schumann- „Requiem sür Mignon" mag jetzt unterbleiben, nur soviel sei gesagt, daß Streichers Absicht, „den schlichten klassischen Ausdruck für eine schlichte klas sisch angeordnete Begebenheit zu finden", nicht allenthalben Erfolg hatte. Ganz gewiß ist die von Goethe gegebene Situation „schlicht", und eben deshalb wirkt sie so wundervoll auf den Leser und fein poetisch nach- schassende- VorstellungSvermögrn. Streicher hingegen wendet un nötigerweise große Mittel zur Filterung dieser ganz und gar nicht komplizierten Stimmungen an, sucht förmlich in Instrumentation und Cborsatz eine Menge sehr bedenkender Schwierigkeiten und operiert mit enharmoncschen und modulatorischen Effekten, die nicht etwa die über der Dichtung liegende wahrhaft klassisch« Ruhe veranschaulichen, sondern sie in- strikte Gegenteil verkehren. Der Zwischensatz in Fi--Dur („Ach! die Flügel") und ein ihr voran gehender i„lasset uns weinen") werden vor allem hiervon betroffen. Daß einmal ein parsisoleSker Anttan« erscheint, besagt nicht-; weniger an genehm berührt ober da- Opernhciste in einem Teilschlusse („über die Sterne des Leben- trägt"). Sehr schön, wir schon bemerkt, ja ergreifend wirkt der Eingangschor. Auch daS letzte Drittel de« Werke- führt dem Hörer gleich bedeutende Eindrücke vor die Seele. Streicher instr». mentiert durchcrus modern, nur fehlt auch hier jene verheißene Scklichß. heit, will sagen künstlerische, durch den poetischen Vorwurf oebotea« Oekonomie. Eine »weite Goetbe che Dichtung, Die erste Walpurgis nacht", in Mendelssohns mnsikalischer Fassung, bildete den Schluß de- KonzertS. Ost erschien das Werl in frühere» GewanddauS-Zeiten. Wie eS heute noch wirkt, sei dem einzelnen Kon»ertbesucker für s«ine Person zu entscheide» überlassen. Ich selbst vermag a»r -v«j
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