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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.03.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080325018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908032501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908032501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-03
- Tag 1908-03-25
-
Monat
1908-03
-
Jahr
1908
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Bezugs-Preis v»rch »I» v« ,» h^trSeni <2 «at kL-»ch) >nnrrh«l» v<>itichl-nd« und »n deunchrn Kol»i>t»» «ttrttljldrlich b.L> A., muatlich 1.7L Ul. »ullchi. Pop, devellqrl», >ür v«k»rr«ch » L SS », Ungarn 8 U »tarttittdrilch. 8«r»«r t» v«t» girn, Dünemari, »an Danaußaaken, Krank» rriUd Iralta», L»ir»d»r», «radrrlanda, jiarwegen, Rudiaad, Schwede», Schwei, an» Spanien An allen tdriaen Sinar«» nm direki d»rch di» Uxped » vt «rttlllich» Udnanemenr-Unnadw»: U»>»A»9»i«tz 8, d«< unieren Drüger». K»l>a>e». Spedueure» «Id U»naiM«iiellen Inwie Vnvtwwr» Ii»d Srieirr^ern vt» «inline «amwe, ktttri „ Pt«. PrS«ttt»» «»» «rvedttt»»« Jvda»»l«,al« 8. relerda» «r. i«SW, «r. i4SW, «r. l«S4. Morgen-Ausgabe S. MMrrTagMaü Handelszeitung. ÄmLsblatt -es Rates und -es Nokizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Luzeigea-Preit M Aili»««» »»« Lei»,,» »ad Umgedua» dt»>»ri»»l>«»» veril^ile 2b Pi., st>wn,t«lle sn»n««i »ä PI.. »rki«m«i l M.; »»» «twt«, SV Pi., Nrklawe» l-2v Vl. »nwUnliand ftnan,. lln^t,e»7bVi. Nekla»w» i-LV v! 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Artikel.) * Der präsidierende Bürgermeister von Hamburg Dr. Mönckebera ist von einem schweren Schlaganfall betroffen worden; er ist seither bewußtlos. * Der Herzog von Devoushire (ehemals Marquis of Darlington) ist in Cannes, 75 Jahre alt, gestorben. (S. * Minister v. JSwolSki hielt in der Duma abermals ein« "bemerkenswerte Rede über das Verhältnis zu Japan. (S. AnSl.) Venedig. Der Name der Lagunenstadt schwellt die Brust des Nordländer» mit bangem Sehnen. Dem geschichtskundigen Deutschen sind ihre Erinne rungen mit Herbschmeckenden Beimischungen verseht. In Venedig fand die Vermählung des Barbarossa.Sprossen mit der südländischen Königstochter statt, deren Erbschaft so unendliches Wehe über Deutschlands glänzendste» Kaiserhaus gebracht hat. Bei jener Feier wurde auch der vergängliche Friede zwischen dem Notbarl und dem Papste dadurch besiegelt, daß der Kaiser seinem geistlichen Rivalen den Steigbügel hielt. Auf keine Weise hätten die Machtverhältnisse des mittelalterlichen Kulturkämpfe» anschau» licher ins Licht gesetzt werden können. Ein anderes Bildl Als letztes Stück war die mecrbeherrschende Republik in die Gewalt des germanischen Reiches gekommen, da» in der neuzeitlichen Periode die alten Ansprüche der Nachfolger Karls des Großen auf die Apcnninen-Halbinsel verfocht. Als letzter Edelstein welschen Gepräge» wurde sie aus Austrien» Krone herauSgebrochen. ES muh ein unendlich wehmütiger Tag gewesen sein, als die bi» zuletzt siegreichen Regimenter die Jns-lftadt mitsamt ihren festländischen unbezwingbaren Burgen räumen muhten! Es möchte beinahe noch heute al» eine Kränkung unseres ersten BundeSfreundeS erscheinen, datz unser Kaiser den dritten Verbündeten auf altösterreichischem Boden begrüßt. Allein Venedig auf einer Reise nach Korfu zu umgehen, würde von den reizbaren Italienern al» eine schwerere Verletzung empfunden werden. Eine Reise aber in» Mittelmeer hinein, die nicht in eine Begegnung mit dem Dreibundsmonarchen ausklänge, sähe mit Recht alle Welt als die allerschwerste Zurücksetzung, al» den sicheren Beweis einer sehr bedenk, lichen Entfremdung an. Ist doch in den letzten Jahren so manche» vor. gegangen, wa» auf eine Störung der deutsch-österrenhischen Beziehungen zu Italien hindeutete! Italien» Haltung auf der Konferenz von Algeciras hatte ein starkes Mißbehagen auf unserer Seite auSgclöst, und ihr Echo, die Sekundanten-Depesche unseres Kaiser» an Graf GoluchowSki, wurde jenseits der Berge al» eine zu harte Zensur aufgefaßt. Zwar wirkte dort der Monarchengruß aus Wien: „Zu zweien vereint' ein wenig be- schwichtigend; aber der erwartete Ergänzungsbcsuch auf italienischem Boden blieb au», und Kaiser Wilhelm blieb im ganzen Vorjahre dem Mittelmeere fern. Zwischen Oesterreich und Italien aber trat zu der alten RerbungSfläche an der Etsch eine neue im Dalkanlande hinzu, die gerade die letzten Wochen mit anschaulicher Gegensätzlichkeit der RichtungSlinien eingezeichnet und durch ein niemand voll befriedigende» Kompromiß schließlich kümmerlich schattiert haben. Da» Stichwort der Gegenwart heißt Vertagung. ES ist einseitig, wenn man sie schnellebend nennt. Da» Vergessen geschah ehemals zu. weilen schneller. Und um des schnelleren Vergessens willen wurde auch manche „Frage" schneller abgewickelt und abgetan. Gerade zu Venedig kam in verklungenen Jahrhunderten unter der Führung de» Borgia. Papstes und seine» gleich gewiffenSfreien Sohne» eine Liga der italie. nischen Fürsten zustande, zu dem Zwecke, die wenige Jahre vorher von einer Partei in» Land gerufenen Franzosen im Bunde mit dieser Partei wieder hinauSzuwerfen. Heute ist nach einem feindlichen Zusammenstoß der Völker mit dem nachwirkenden Nationalhasse zu rechnen, der vielleicht für Menschenalter ein künftige» Zusammengehen unmöglich macht. Das ist eine der Rücksichten, die da» Elend de» .Fortwursteln»' läßt zu hoben Jahren kommen, eine Rücksicht, die den Schrecken ohne Ende dem Ende mit Schrecken vorziehen läßt. Darum ist unsere Atmosphäre so voll von den Dünsten unauSgetragener Konflikte, weil unsere politischen Wetterschießer die reinigenden Frühlingsgewitter vertreibe», nach deren Vorübergang eine schönere Sonne leuchten sollte. Die Rücksicht auf da» Ruhebedürfnis des greisen Kaiser» wäre kein ausreichender Entschuldigungsgrund dafür, daß Oesterreich sich seine süd- östliche Zukunft geduldig verbauen läßt. Eher könnte man den schweigen, den Vorbehalt gellen lasse», bei besserer Gelegenheit durch Erwerbung eine» gesicherteren Rechte» die nicht unbestritten gebliebenen Ansprüche er- setzen zu wollen, die sich aus verschwommenen Artikel« des Berliner vortrage» herleiten. Auf alle Fälle haben die Erörterungen de« jüngsten Monat» gezeigt, datz d,e Spannung aufgehoben ist, welche die letzten Jahre zwischen Oester, reich und Italien bestand. Wie der Blitz, den man sieht, bereit» aufgehört hat, eine Gefahr zu bedeuten, so war die Gefahr eine» Lsterreichisch-llalie. nischen Zusammenstotze» am Schnittpunkte der Linie Uvae^aloniki und Donau-Adria vorüber, al« da« Expos» v. Aehrenthal« den Gegenstand de» Jntereffenkonflitte» der aufwachenden Völker verkündete, welcher al» ungreifbarer Alb ihre Frieden»träume verdorben hatte. Datz der Druck geschwunden ist. daß somit für die nächste Zukunft der Fortbestand de« Dreibunde« gesichert und damit den Frieden Europa« erschütternde Be. sorgnisse im Augenblick auSgeschaltet sind, auf dies« für jetzt beruhigende Tatsache wird durch die Begegnung von Venedig ein »cue» Siegel ge. drückt werden. Wenn wir nicht überzeugt sind, daß die augenblicklich durch eine Notbrücke überwältigten Schwierigkeiten zwischen Oesterreich und Italien auch für die Zukunft entfernt sein werden, so dürfen wir doch hoffen, datz zwischen Deutschland und Italien das wiederhergestellte Einver. nehmen mit gröberer Sicherheit erhalten werden wird. Der Zusammen, ftotz in Algeciras war ja nicht isoliert gewesen. Schon geraume Zeit vorher hatte Fürst Bülow die verbündete Macht im Reichstage gegen die Sticheleien auf ihre .Extratour' verteidigen müssen. Wenig überzeugend, wie wir alle wissen. Denn mochte der Fürst blind sein oder sich blind stellen: zu viele Augen hatten beobachtet, daß die Romanin sich gar zu zärtlich an ihren gallischen Stiefbruder angeschmiegt hatte, zärtlicher, al» der sittsamen Angetrauten des Germanen zierte. Und als der alte Aranzosenfreund Visconti Venosta nach der spanischen Hafenstadt mit dem arabischen Namen abging, da sagten wir gleich Vorau», daß sein Name Gefahren bedeute. Unsere Befürchtung wurde nur zu sehr ge- rechtfertigt. Und die Wirkungen der für Freund und Feind verblüffenden Schwenkung Italiens zitterten lange nach. Erst seit Fürst Bülows Besuch in Desto wissen wir, daß die Spannung aufgehoben ist. Beruhte sie doch auch mehr auf einer .Irrung' als auf einem Zwiespalt über real- politische Fragen. Wie eine enge Verbindung der norddeutschen Dor. macht Preußen mit dem italienischen Königreich lange vor dem Abschluß de» deutsch-österreichischen Bündnisse» möglich war und nicht durch sachliche Sonderbedürfnisse auSeinanderging, so ist auch jetzt nicht abzu. sehen, in welchem Winkel de» Erdballs gerade Deutschland und Italien gegensätzlich aufeinandcrstoßen sollen. Allerdings ist auch ein Zusam» mengehen nur solange denkbar, als es gelingt, eine Entfremdung Oesterreichs und Italien» abzuwehren. Wir wollen hier nicht untersuchen, ob Italien» Abwendung von Deutschland in der marokkanischen Frage einzig und allein auf zufällige Verstimmungen zurückging, oder ob auch Unterlassungen unserseits unserem Verbündeten ein scheinbare» Recht gaben, sich zur Sicherung seiner afrikanischen Politik an Mächte zu wenden, welche außerhalb deS Dreibundes stehen. Auf der Balkan. Halbinsel ist es nicht bloß die größere Enge des BundeSverhältnifleS, die uns auf alle Fälle an Oesterreichs Seite führt, sondern auch die lieber, zeugung, daß unsere wirtschaftspolitischen Interessen dort mit denen Oesterreichs untrennbar verknüpft sind. Die Monarchenbegegnung in Venedig beweist einmal, daß zwischen Oesterreich und Italien jene» Verhältnis hergestellt ist. welches die Diplo. maten «inen mockr» vivsucii nennen; denn sonst wäre die Betonung der herzlichen Beziehungen zu dem nahen Verbündeten durch die Rücksicht auf den näheren untersagt geblieben. Für die Enge deS Bande» zwischen uns und Italien ist die Zusammenkunft ein direkter Beleg. Wir dürfen hoffen, auch aus anderen Anzeichen, datz die Tage der Verstimmung in unseren Beziehungen zu dem Süolande endgültig überwunden sind, und wünschen unserem Kaiser und dem Könige Victor Emanuel in der alt berühmten Königin der Adria ein fröhliches Zusammensein! Ein preußischer Schulerlaß. Der neue Kultusminister in Preußen, Herr Holle, hat einen Schul erlaß gegeben, der geeignet ist, ihm Dank und Anerkennung zuteil werden zu lassen. Man sieht aus diesem Erlaß, daß man sich im preußi- schen Unterrichtsministerium moderneren Anschauungen doch nicht ganz verschließt, trotz der häufigen reaktionären Maßnahmen und Gesichts- punkte, die gerade von diesem Ministerium angewandt werden. Der Erlaß verfolgt die offenbare Tendenz, den Geist über den Buchstaben zu stellen, die Erwerbung rein formalen Wissens als weniger wichtig zu werten als die Eröffnung des Verständnisses für den Lernstoff, die Vertiefung also der Erkenntnis, und die Einwirkung auch auf die Charakterbildung. Als Beispiele dafür, daß diese Tendenz bei dem Unterricht mehr alS bisher verfolgt werden soll, geben wir folgende Proben aus dem Erlaß: „Bei den Lehr- und Stoffplänen ist jede Uebersüllung zu verhüten; eher ist der Umfang des Stoffes zu beschränken, als daß nur eine mechanische Aneignung des letzteren erreicht wird. Hiernach sollen die Pläne einer eingehenden Durchsicht unterzogen werden. — Das Unterrichtsverfahren hat die Kinder mehr zu selbständigem Vortragen, Zusammenfassen, Niederschreiben, Rechnen, Messen usw. zu veranlassen: die Unterrichtsfragen müssen mehr die Denkarbeit und die Urteilskraft der Kinder in Anspruch nehmen. — Bei den Lesestücken, Gedich ten, biblischen Erzählungen usw. ist alle Zersplitterung und aller Mangel an Uebersichtlichkeit zu vermeiden; überall müssen — unter Inanspruchnahme der Mittätigkcit der .Kinder — die Hauptgesichts. Punkte und Hauptgedanken, bei poetischen Stoffen vor allem auch der poetische Gehalt hervorgehoben werden. Erklärungen sind nur so weit zu geben, als es nötig ist. — Bei den Hebungen im mündlichen Ausdruck ist die gedächtnismäßige Einübung einer bestimmten Fassung zu ver- meiden: den Kindern ist vielmehr möglichst Freiheit in der Darstellung zu gewähren. — Neben den eigentlichen Aussätzen sind von den Kindern möglichst häufig und ohne besondere Vorbereitung kurze Niederschriften anzusertigen. Auch die Aufsätze sind nicht in einer Weise vorzubereiten, datz sie nur den Wert von Schönschreibeübungen haben; die Aufgaben sind so zu wählen, daß die Kinder nickt nur Worte machen, sondern eigene Erlebnisse und Wahrnehmungen, Sclbgedachtes und Empfundenes zur Darstellung bringen können. — Im Religionsunterricht ist vor allem eine religiös-sittliche Einwirkung zu erstreben; geistloses Einlernen darf nicht Platz greifen, ein Ucbcrmaß von Stoff (insbeson- dere auch von gedächtniSmößig anzueignendcm Stoff! ist zu vermeid««. — Im Rechenunterri cht sind zu Anfang der Stunden im Inter esse der Rechenfertigkeit regelmäßig Wiedcrholungsübungen zu veran stalten. Bei der Lösung der Ausgaben dürfen die Kinder nicht in einer Weise geleitet werden, die ihre Selbsttätigkeit nnd Selbständigkeit be einträchtigt; insbesondere ist auch das selbständige schriftliche Rechnen fleißig zu üben. Bei der Stellung der Aufgaben sind überall die Bedürf nisse des Leben» zu berücksichtigen; besonders in den oberen Abteilungen sind in Hinsicht aus die Verhältnisse, in welche die Kinder später ein treten. Aufgaben für da» angewandte Rechnen aus den mannigfachen Beziehungen de» praktischen Lebens sdes Lebens im Hause, des land- wirtschaftlichen, gewerblichen, kaufmännischen Betriebes, des Verkehrs. leb«n», d«r Wohlfahrtseinrichtungen u. a.) zu entnehmen; die örtlichen Verhältnisse sind hierbei ganz besonders zu beachten." Nachdem dann der Unterricht in der HcimatSkunde und in der Geschichte in ähnlicher Weise besprochen ist, heißt es noch zum Schluß: „Der naturkundliche Unterricht darf nicht in einem trockenen Beschreiben und Klassifizieren seine Aufgabe sehen, sondern muß den Natursinn anregen, muß das Verständnis für den Zusammen- Hang zwischen Bau und Leben der Naturkörper und ihr Verhältnis zu einander wecken, muß die Kinder auch mit der Bedeutung der Verwcn- düng der Naturkörper und Naturkräfte im Haushalte der Natur und iw Dienste der Menschen bekannt machen. An geeigneten Stellen ist auch die Gesundheitspflege eingehend zu berücksichtigen.' Der Sieg -er Journalisten. Der Jenrnalistenstrrik ist beendet. Der Abgeordnete Gröber hat um Entschuldigung gebeten. Und die Journalisten werden am Donnerstag (am Mittwoch finden de» katholischen Feiertage» wegen keine Reichstags. Verhandlungen statt) ihre Arbeit wieder aufnehmen. Die Ereignisse spiel, te» sich folgendermaßen ab: Die Erwartung, datz vor der Behandlung des Auswärtigen Amtes im Reichstage der Journalistenstreik beendet sein werde, hat sich nicht erfüllt. Infolgedessen haben auch gestern die Journalisten im Reichs tag gefehlt, obwohl zu erwarten stand, daß der Reichskanzler reden werde. In einer Versammlung wurde beschlossen, an der bis herigen Stellungnahme festzuhalten und nicht früher die Arbeit wieder aufzunehmen, bevor nicht ausreichende Genugtuung gegeben worden sei. — Ferner wurde folgender Beschluß gefaßt: Die Journalisten des Reichstages sprechen den Journalisten des In- und Auslandes, die ihnen bisher in so brüderlicher Weise bei standen, ihren wärmsten Dank aus und erwarten, datz ihre Unter- stützung ihnen auch fernerhin nicht fehlen werde. In der Versammlung wurde alsdann eine große Anzahl von weiteren Sympathiekundgebungen au» dem Reiche und dem AuSlande verlesen. Unter diesen befinden sich BegrüßungStelegramme vom Verein der deut schen Redakteure in Berlin, vom „New York Sun' und „Morning Leader", von den Journalisten der Duma in Petersburg, den deut, schen und französischen Korrespondenten im französischen Parlament zu Paris, von den Landtagsjournalisten in Dessau, von einer großen An zahl deutscher Redaktionen und Schriftstellervereinen in Wien, Mailand, Nizza, Pari», Stockholm und Brünn. GröberS Entschuldigung. Inzwischen hatte aber im Plenum der Abg. Gröber um Entschuldi gung gebeten nnd folgende Erklärung abgegeben: „Es ist mir eine persönliche Ehrensache, folgende Erklärung ab»u- geben: In der Sitzung des Reichstages vom 19. März hatte der Herr dlbgeordnete Erzberger in einer Rede über die Kolonialpolittk ge- sagt: „Der Eingeborene ist auch eiu Mensch, cmSgsstattet mit einer un sterblichen S/cle und zu derselben ewigen Bestimmung berufen wie wir.' Nach Ausführung dieser Worte hat der, wie ich ausdrücklich hervorheb«, urtkorrlglerte amtliche stenographische Bericht verzeichnet: „Unruhe und Zurufe auf der Journalistentribüue, lebhafte Ent rüstungsrufe aus der Mitte, Glocke des Präsidenten.' An Len leb- haften Entrüstungsrufen aus der Mitte war auch ich beteiligt. Das Gelächter von der Journalistentridünc aber war so auffallend, daß ich mit anderen Kollegen den Ein druck gewonnen habe, es handle sich um eine Verhöhnung deS Inhalts der Ausführungen des Redners des Hauses. Es kam noch hinzu, daß ich selbst wenige Tage vorher, nämlich in der Abendsitzung vom 16 durch einen Zwischenruf von der Journalistentribüne gestört worden bin. ein Zwischenruf, der bann vom Präsidenten gerügt worden ist. Der stenographische Bericht über die Sitzung vom 19. März bestätigt, daß solche Störungen von der Journalistentribüne auch sonst wieder holt erfolgt sind. Wenn ich in der Erinnerung an diese Vorgänge der letzten Zeit und angesichts deS Ernstes der ron dein Redner behandelten Frage meiner Entrüstung über das Gelächter einen unparlam entarischeu Ausdruck ge- gebeu, so bitte ich um Entschuldigung.' Die Aufhebung deS Streik». Darauf wurde eine neue Journalistenversammlung im Prcssclefe- zimmer des Reichstags anberaumt, die um 8^. Uhr beschloß, (nach einem Telegramm unseres ^.-Korrespondenten) folgende Erklärung abzugeben: „Die Journalisten der Neichstagstribüne nehmen Kenntnis von der unter dem Truck der Fraktionen des Reichstages abgegebenen Ent schuldigung des ?lbgeordncten Gröber. Sie erkennen an, daß damit das Haus sich bemüht hat, die Verfehlung eines Mitgliedes den Jonrna- listen gegenüber zu sühnen und nehmen mit Rücksicht auf die Interessen des Landes und des Parlaments von Donnerstag ab die Arbeit wieder auf." (Dieser Beschluß wurde mit 70 : 2 Stimmen bei 2 Stimment haltungen gefaßt.) Der Tank an die Presse. Weiter faßten die Journalisten folgenden Beschluß: „Die Reichstagsjournalisten sprechen der deutschen Presse für die einmütige und würdige Unterstützung in ihrem Kamele ihren Dank aus und heben die Sperre über die Reichstagsverhand lungen aus." Die Versammlung der Journalisten, die, wie die früheren im Presse- lcsezimmer abgebalten war, wurde mit einem Hoch auf die Journalisten- tribüne. die deutsche und die ausländische Presse geschlossen. Vorher war der Dreierkommission «ine Dankcserklärung ausge sprochen worden. Ein Antrag, sie als Standesvrrtretung der Jourua- listentribüne i» Permanenz zu erklär««, wurde vertagt. Outsider. ck. Berlin, 24. März. (Privattelegramm.) Der Vertreter der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" Harnisch teilte mit, daß er, weil er die Verabredung, nicht zu berichte«, eingc- halten habe, von seiner Zeitung telephonisch in brüsker Form entlassen worden sei. Die „Rheinisch-Westfälische Zeitung" hat dauernd die Reichstagsberichte in der Ausführlichkeit, in der sie zu erhallen wäre,., gebracht, hat also eine Sonderstellung unter den Blättern ciugenomuicu. Imrner noch grober. Mei« Großvater, der weit lustiger war al» sei« Enkel, ducllstrie ich einmal mit einem Freunde. Nicht aus Pistolen oder krumme Säbe., o dumm waren die beiden nicht. Nein, sie gingen „auf Grobheiten" öS. Acht Tage hatte jeder Zeit, sich ans den Zwcikampi vorzuberei'en. Mein Großvater betrieb die Sache mit deutscher Gründlichkeit. Er studierte den Schimpsschatz der VotSdamer Fischwciber und dnrchackcrt.- den ganzen Shakespeare, der bekanntlich die lastiaste Urwüchsigkeit mit der destilliertcstcn Spitzfindigkeit vereint. Was Natur und Kultur zu bieten vermochte, das raffte mein Großvater zusammen, und irre ick nicht, so ist ex in dem sonderbaren Turnier Sieger geblieben. So merk würdig eS aber auch einer korrekten Zeit erscheinen mag. selbst ange-
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