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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.03.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080319029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908031902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908031902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-03
- Tag 1908-03-19
-
Monat
1908-03
-
Jahr
1908
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Douuersrag, IS. «Mr, lv«z. , * Wber Betrieb -efe-t. I» der W » rq » er Straße i» Eeller. Hausen stieß gester» er» Kraftwagen nut einem Motorwagen zusammen, wobei beide Fahr-enge so erheblich beschädigt wurden, daß sie außer Betrieb gesetzt werden mußten. Personen sind -nm Glücke nicht verletzt worden. * Bon einer Kraftdroschke »»g« rissen und Ibers «breu wurde gestern ein Radfahrer in der Frankfurter Straße. Er kam glücklicherweise mit einer leichte» Verletzung an de» Beinen davon, während sein Rad zertrümmert wurde. * Wäsche verbrannt. I» einem Waschhanse in der Sirchstraße in Neustadt brach gestern Feuer an-, wobei zwei Körbe mit Wäsche ver brannten. Der Schoden beträgt 300 Das Feuer, besten Ent- slehungsursache unbekannt ist, wurde von den Hausbewohnern gelöscht. * Vermißt wird seit dem 10. d. M. der in der Rabencrstraße wohnhaft gewesene Markthelfer Heinrich Hermann Kund, geboren den 3. Diärz 1884 in Hänichen. Er ist etwa 1^68 Meter groß, schlank, bat dunkles Haar, Anflug von Schnurrbart, längliches gesundfarbiges Gesicht, braune Augen, trug dunklen großkaricrten Jackettanzug, dunklen Sommerüberziehcr mit Monogramm ll. L. und hellgrauen Hut. * Der falsche Scheck. Gewarnt wird vor einer angeblichen Elisabeta 2 eeley, die in einem Bankgeschäft in Stuttgart einen auf das Bank haus City Midland in London lautenden Scheck präsentierte und den Betrag von 142,40 ansgezahlt erhielt. Nachträglich erwies sich der Scheck als gefälscht. Es steht zu vermuten, daß die Betrügerin noch in anderen Städten auftreten wird. Die Unbekannt« ist anscheinend Eng länderin, zirka 50 Jahre alt, untersetzt, hat dunkles meliertes Haar, volles Gesicht, falsches Gebiß, das beim Sprechen deutlich hervortritt, spricht gut englisch und gebrochen deutsch. * Gewarnt sei vor einer Unbekannten, die kleine» Kindern, die zu Ein käufen ausgeschickt sind, dos ihnen mitigegebene Geld abnimmt. Sie trat zu letzt in der N o r d st r a ße auf. In derRegel schickt sie dieKinder mit einem fingierten Auftrage in ein Grundstück. Die Unbekannte ist etwa 30 Jahre alt und von übermittlerer kräftiger Gestalt. * Verhaftungen. Ein in einem Geschäft am Königsplah in Stellung befindlicher 22 Jahre alter Markthelfer wurde beauftragt ein Wertpaket abzuliefern und kassierte dafür 60 ^l. Tas Geld verzubelte er und kam deshalb in Hast. — Wegen Unterschlagung von etwa 200 einkassierten Geschäftsgeldern wurde ein 29 Jahre alter Reisender zur Verantwortung gezogen, der in einem Abzahlungsgeschäft in Stellung gewesen war. — Ferner mußten sich polizeilich verantworten zwei Werkmeister, die in einem optischen Institut beschäftigt waren und daselbst alles Gold im Werte von 150 ^l gestohlen und dnru Verkauf zu Geld« gemacht hatten; ein 35 Jahre alter Eisenbahn geh i lf« aus Bernsdorf der unter erschwerenden Umständen auf einem hiesigen Bahnhof 60 entwendete; ein 22 Jahre alter Barbier auS Burgstädt, der in der Emilienstraße einem Schlafkameraden 2 Porte monnaies mit Inhalt stahl und ein 32 Jahre alter Ptanist ans Halle, der sich zu wiederholten Malen im Rosentale in unsittlicher Weise verging. * Vom Berlustträger erwischt. AuS einem Grundstück in der Rathausstraße io Reudnitz war kürzlich ein Wiuterüberzieher gestohlen worden, was- bei der wieder eingetretenen kalten Witterung dem Berlustträger besonders schmerzlich war. Da trifft er am Dienstag auf der Straße zufällig einen Mann, der — er will seinen Augen kaum trauen — den ihm gestohlenen Ueberzieher ganz ungeniert trägt. Natür- lich veranlaßte er sofort die Festnahme des Betreffenden. In dem Dieb entpuppte sich ein schon vielfach bestrafter 31 Jahre alter Arbeiter aus Königswalde. * Gestohlenes Deckbett. In einer Gapwirtschaft in der See- bürg st raße logierte sich ein angeblicher Schlosser Paul Fischer aus Bremerhaven mit Frau »nd einem etwa 6 Dkonate alten Kinde ein, um unter Mitnahme eines Deckbettes mit hell- und dunkelrot ge streiftem Inlett wieder zn verschwinden. * Diebe stiegen iu eine Gastwirtschaft in der Weißen felser Straße ein und entwendeten aus einem Automat, den sie er brachen, einen Geldbetrag, sowie Wurstwaren, ander« Lebensmittel und OZetränke, «nd auf gleiche Weis« wurden aus einem Restaurant in der DemmeriMtraß« Schinken und Wurstwareu gestohlen. * Gestohlen wurden von einem Lagerplatz in der Elsässer Straße Messingverschraubnngen zu Gummischläuchen, sowie eine Partie Messing und Blei im Werte von 160 ^l.; aus Kliniken in der Liebigstraße ein schwarzer Wintcrüberziehcr und ein schwarzer weicher Hut mit der Firmenbezeichnung »Bruno Sorge, Kleinzschocher", sowie ein schwarzdlaner Herbsttiberzieher, ein schwarzer steifer Hut und ein brauner Spazierstock mit Metallgriff; von Rollgeschirren ein Ballen, gez. <ü. X. 583 Kempten, enthaltend 1 Stück Sattn, sowie ein Ballen mtt Maunfaktnrwareu: ans einem Geschäft iu der Jo hannisgasse eine Nein« Wanduhr mit Gehäuse auS Eichenholz, eine Anzahl Bilderrahmen, Aschebecher, Streichholzständer und ver schiedene Nippsachen; aus einer Wohnung im Naundörfchen eiu goldener Ring mit grünem, rotpuuktierren Stein, eiu goldener Ring mit hellblauem Stein, A Dutzend silberne LI. V?. g»eichnete Teelöffel, '4 Dutzend silberne ungezeichnete Teelöffel und ein Sommerüberziebcr von dunklem, wcißgesprcnkelteu Stoff; aus einem Schuppen in der Dorotheen st raße ein Fahrrad, Marke „Styria"; am Neu markt ein Zweirad, Marke „Bodiu"; aus einem Schaukasten in der Stecknerpassage nach Zertrümmern der Fensterscheibe 3 Stück goldene Herrenuhrkette«. * * Löbau, 17. März. (Verletzung.) Der Löbauer BezirkS- schulinspektor Schulrat Bach wird am 1. Juni m gleicher Eigenschaft nach Bautzen versetzt. -o- Pirna, 18. März. (Zur H a n d l u a gS g eh i lf e u be weg u n g.) Gestern veranstaltete der Kreisverein Pirna des Leipziger 'Verbandes hier eine Agitationsversammlung, in welcher Herr Georg L i ß k e-Leipzig den sstuf zur Organisation und gleichzeitig zur Er möglichung einer weiteren Fortbildung der Handlungsgehilfen ergehen ließ. In lebhafter Weise plädierte der Redner ferner für die Schaffung von Handlnngsgehilfenkammern. Eine Anfrage wegen der angestrebten Verschmelzung der bestehenden beiden großen Handlungsgehilfen verbände wurde dahin beantwortet, daß sich zurzeit noch nichts Näheres lagen lasse, da erst uvch mancherlei Gegensätze auszugleicheu wären. Gerichtssaal. * Leipzig, IS. März. * Urteil im Prozeß Handmann. Der Angeklagte Handmann wurde vom Landgericht wegen Betrugs zu einer Gefängnisstrafe vou 5 Monaten und 3000 ^l Geldstrafe verurteilt. Bor der Urteilsverkündung hat uns Herr Bernhard Handmann um Aufnahme folgender Berichtigung ersucht, die wir hiermit wieder geben: Ich habe mein Geschäft nicht 1901 gegründet, sondern am l. Oktober 1892; erst seit 1901 habe ich Beamte mit Geld ausgenom men. Ferner ist es eine irrtümliche Darstellung, wenn eS heißt, ich hätte dem Herrn MöbiuS erklärt, daß seiu Geld auf erste Hypothek sicher- gestellt werde; auch ist Herr Dr. Knappe nicht verurteilt worden, auf Grund seiner Auskunftserteilung au MöbiuS 6000 ^l zu zahlen; er hat dies vielmehr freiwillig getan. Erpressung gegen de» Herzog Franz Joseph von Bayern. tSchluß.) * Eichstädt, 17. März. Im weiteren Verlaus der Verhandlung erklärte der Angeklagte Johann Hof maier: Ich fuhr am 4. August, abends 8 Uhr, aas der Straße vou Denkendorf »ach Grampersdorf. Im Wald« begegnet« »ns ein Automobil; ich sprang vom Bocke und riß daS Pferd seitwärts in oen Straßengraben. Als das Automobil daun wieder angekurbelt wurde, scheute das Pferd und ich geriet uater das Fuhrwerk, da- mir über die Brust ging und schwere Verletzungen am Gesicht »ud der Brust bei brachte. Ich habe aus verschiedenen Wunden geblutet, auch das Ge sicht war voll Blut, so daß ich fast par nichts sehen konnte. Im Gesicht oberhalb des linken Auges habe ich eine lange Wunde erhalten, die durch einen Huftritt des Pferdes entstände» war. Der Unfall ist zweifellos dadurch entstanden, daß der Lenker deS Automobils zuerst hielt, dann aber plötzlich ankurbelte »ud zu weit vor f»hr. Hierauf hat mir der Leuker de- Automobils Verbandzeug «»geboten, da- ich jedoch nicht angenommen habe. Die Entschädigung hat mir der Priaz selbst anaeboten, wie er auch wiederholt zugegeben hltt, daß er den Unfall selbst verschuldet hat. — Der -weite Angeklagte, Anton Leidl, ist der Schwager des ersten Angeklagten. Er sagt aus: Ich bin binzugekommen und habe zu Hofmaier gesagt: Verlange doch deine Sache, es kann ja auch das Auge hin sein, ich möchte mir um zweihundert Mark kein Auge ausschlagen lasten. — V o r s.: Sie haben den Herzog stets per „Du" an- geivrocheu, uud zwar a»ch »och, al- er sich bereit» vorgestelU hatte. — Leipziger Tagedlett. «r. 78. LVL. Iayr«. A » gekl.: Ich Labe stet» gesagt „Meiue Herren, ich möchte gehorsamst bitten". Ich habe aber überhaupt nicht geglaubt, daß es ein Prinz ist. Als Hofmaler mich frug, was er verlaugeu solle, da habe ich gesagt, das wüste er selbst wisse». — 'Der dritte Angeklagte Schneider gibt an, er hab«, als er am Platze erschienen sei, vom Prinzen die Aeußerung vernommen, daß er schon 1K Stunde hier sei vno man ihn nicht weiter- fahren lasse. Er habe dann gesagt: „Laßt doch den Mann fahren!" Die anderen aber hchten geschrien: .Das gibt es nicht, der muß erst zahlen!" Darauf habe er dann die Verhandlungen wegen deS Geldes geführt. Er hab« zu dem Prinzen gesagt: .Zahlen Sie doch, was verlangt wird, da»» sind Sie von der ganzen Gaudi erlöst!" — Auch der vierte An geklagte Deißenrieder will nichts von einer Erpressung wissen, gibt aber zu, daß er es war, der den Wagen vor das Auto stellte, um dieses am Weiterfahren zu hindern. Es wird dann in die Zeugen vernehmung eingetreten und als erster Zeuge der Bader AnatasiuS Haberl vernommeu, der den Hofmaier am Tage »ach dem Vorfall verbunden hat. Er konnte an Hofmaier nur zwei ungefährliche Fleisch wunden am Kopfe und gerinne Verletzungen über dem Auge feststellen. — Der Landgerichtsrat Dr. Bickl gibt sein Gutachten dahin ab, daß es sich nur um ungefährlich« Verletzungen bei dem Hofmaier gebandelt hat. — Hierauf werden die Protokolle über die kommissarisch« Vernehmung des Herzogs Franz Joseph verlesen, der u. a. bekundet hat, daß er schon, als er über den Berg gefahren, und ehe das Fuhrwerk sichtbar wurde, Hupensignale gegeben habe. Als er daS Fuhrwerk sah, und der Bauer absprang, habe er sofort gestoppt und gehalten. Es war dies 25 bis 20 Schritt vor dem Fuhrwerk. Als er mit Verbandzeug dienen wollte, habe Hofmaier zu schimpfen angefangen. Wie die Maschine wieder anaekurbelt wurde, sei das Pferd, das die Begleiterin Hof malers gehalten hatte, entlaufen. Hvsmaier habe geäußert: „Laßt ihn nur lausen, das ist mir ganz recht, das Pferd kostet 750 .//, Ihr müßt es ja doch zahlen/ Als er, der Herzog, verlangt habe, daß der Wagen hinter das Auto gestellt werde, damit das Pferd beim Abfahren nicht nochmals scheue, habe Deißenrieder gesagt: „Nein, er kommt vor den Wagen, sonst fährt er uns davon." Erst um 1014 Uhr hätte man ihn fahren lasten. Die Summe von 140 .il. habe er an Hofmaier abgeschickt obwohl man ihn zu dieser Verpflichtung gezwungen hätte, da er sein einmal gegebenes Wort auch halten wollte. — Als weiterer Zeuge wird sodann der Chauffeur und Bereiter Gustav Mehlmann vernommen Er schildert die Fahrt wie folgt: Wir befanden unS auf dem Wege von München nach Bamberg. Auf der Höhe bemerkten wir einen Ein spänner. Wir hielten ungefähr 25 Schritte vor ihm. Als der Führer oes Fuhrwerks, der heutige Angeklagte Hofmaler, das Automobil sah, führte er das Pferd an die rechte Seite. Hierbei stürzte der Wagen um und Hofmaier erlitt von dem Pferde eine Verletzung am Kopfe. Als wir lahen, daß er blutete, holten wir Verbandzeug, was der Verletzte aber undankbar ablehnte. Während wir nun den Motor ankurbelten, lief das Pferd davon auf eine Weide und graste dort. Hofmaier sagte: „Der Gaul ist bin und dn zahlst mir 750 .E.." Sie gingen dann den Gaul holen. Währenddessen trafen zwei Trupp Menschen ein und es begannen die Verhandlungen wegen der Entschädigung, da dem Prinzen viel daran lag, am anderen Morgen wieder Dienst zu tun. Eine Schuld hat der Prinz nie zugestanden. Hätte sein Herr keine Zahlung geleistet, so wäre es bei der aufgeregten Menge schlimm geworden. Das Wort führte Hofmaier. — In der Nachmittagssitzung, zu der wieder ein großer Andrang herrschte, wurde die Zeugenvernehmung fortgesetzt Ter Wirtssohn Kienlein bat gehört, wie Hofmaier sagte: „120 muß er zahlen." Entweder Hofmaier oder Leidl hätten geäußert: „Eher dürfen sie nicht davonfahren." Leidl hätte vom Herzog 10 ^l. erhalten die er mit je 3 ^l. an Deißenrieder, Lebmeyer und an die Begleiterin des Hofmaier, Balbina Niefnecker, verteilte; 1 F. habe Leidl selbst be halten. — Tie noch zur Vernehmung gelangenden Zeugen schildern ihre Eindrücke uud Wahrnehmungen bei den Verhandlungen mit dem Prin zen. Es folgte das Plädoyer des StaatSantvalts, der ausführte: Die Angeklagten dürften kaum die Sympathien des Publikums finden Denn der neue Sport, den die Angeklagten betrieben, bilde eine Be lastigung und Gefährdung des Publikums. Es mag vorkommen, daß der Automobilfabrer.manchmal die Gefahren erhöht, es kann passieren daß der Automobilist die Gewalt über die Maschine verliert und endlich gibt es Automobilisten, die in dem Bestreben, glänzende Resultate zu er zielen, sich über die erlaubten Geschwindigkeitsgrenzen hinwegsrtzen lind während gegen diese Auswüchse die Geeichte schützen müssen, so dürfte sich auch niemand der Ansicht verschließen, daß auf feiten des Publikums viel gefehlt wird. Und deshalb müsse das objektive Recht genau abgewägt werden. Den Herzog treffe an dem ganzen Unfall keine Schuld, er habe keine Verpflichtung für eine Entschädigung gehabt Daher seien die Forderungen als Erpressungen zu charakterisieren Leidl und Schneider hätten überhaupt keinen Rechtsanspruch auf Ent schädigung gehabt. Nebme der Gerichtshof aber auch nilÄ Erpressung an, so liege immer noch Nötigung vvr. Jedenfalls liege ein Akt un beschreiblicher Roheit vor. Hierzu kommt, daß ein Prinz aus könig lichem Hause diesen Insulten ausgesetzt war, und daß es nur dessen Takt zu verdanken sei, wenn nicht größere Ausschreitungen vorge- kommen. Das müsse natürlich in den Strafen zum Ausdruck kommen. Und so beantrage er gegen Hofmaier, Schneider und Deißenrieder je 1 Jahr Gefängnis wenen Erpressung, gegen Leidl wcaen des gleichen Vergehens 1 Jahr 6 Monate und wegen Beleidmnng eines Mitgliedes des königlichen Houses 6 Monate Gefängnis. — Wie schon telegraphisch gemeldet worden ist, verurteilte das Gericht Hofmaier zn 2, Leidl zn 4, Schneider zu 3 und Deißenrieder zu l'/h Monaten Gefängnis. Sächsische* Landtag. (Telegraphischer Vorbericht.) ?. Dresden, 19 März. Die Erste Kammer genehmigte heute die ständische Schrift zu Dekret 36 (Nachtrag zum Beamtenbesoldungsgesetz! und wählte alsdann durch Zuruf die bisherigen Mitglieder deS Staatsgerichtskofts wieder, darunter den Geheimen Justizrat Obme-Leipzig. Alsdann ge nehmigte sie das Könial. Dekret 37, den Nachtrag zum Personal- und Besvldnng-etat der Brcmdversicherungsanstalt auf 1906/07, und ev- Neues aus aller Welt. Toselli. Dem „Berliner Lokal-Anzeiger" zufolge hat sich ToselIi seit Monatsfrist von seiner Gattin getrennt. Er soll bei seinen Eltern in Florenz wohnen. — Aus Salzburg meldet dasselbe Blatt: Am toskanischen Hofe ist von der neuen Wäre der Frau Toselli nichts bekannt. Die Familie Toskana hat all« Beziehung«« zu Frau Toselli abgebrochen. Maßgebend für den vollständigen Bruch sei nicht so sehr ihre Wiedervcrehelichung, als vielmehr das unglaublich pietätlose und gefühllose Benehmen, dos Frau Toselli beim Tode ihres Vaters an den Tag legte. — Dagegen meldet das „Berliner Tageblatt" aus Florenz a«S zuverlässiger Quelle, daß die Ehe die denkbar glücklichste ist. Der Prinz von Abessinien wieder verhaftet. Wie bereits gemeldet, wurde vor einigen Tagen der auch in Leipzig bekannte Neger, der sich stolz als abessinischer Prinz ausgab, aus Hamburg als lästiger Ausländer verwiesen. Er verließ Hamburg, ging iedoch nicht allzu weit, denn schon in Altona mietete er sich in der „Großen Frei heit" ein und veranlaßte die Vermieterin durch die falsche Angabe, er erhielte in den nächsten Tagen eine größere Geldsumme, ihm Kredit zu gewähren. Mehrere Tage wohnte er unangemeldet in dieser Wohnung, aks aber die Frau auf Zahlung drang und den Meldeschein sehen wollte, meldete er sich schleunigst an, gleichzeitig aber auch wieder nach Amerika ab. Hierdurch wurde die Polizei auf ihn aufmerksmn und auch die Vermieterin erfuhr, daß sic beschwindelt worden war. Ter „Prinz" wurde wegen LogiSschwindelS verhaftet. Die Unter suchung ergab, daß der Verhaftete vor einigen Tagen versuchte, unter dem Namen „Prinz Menelik von Abessinien' von der Firma Schede in Bielefeld ein größeres Quantum Leinen auf Kredit -u erhalten, sicher in der Absicht, die Ware Leim Eintreffen sofort zu verschleudern. ES scheint überhaupt gar nicht die Absicht des „Prinzen" zu sein, nach Amerika zu gehen, sondern das Ziel seiner Wünsche ist wahrscheinlich Frankreich; denn in seinem Besitz fand man einen an sich selbst gerichteten Brief mit der Adresse: Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit, Prinz Menelik von Abessinien, postlagernd Marseille. Keinem Zweifel dürfte eS unterliegen, daß er diesen Brief nur deshalb absenden wollte, um sich damit spater in Marseille Kredit »o ver schaffen. Vorläufig dürste aber auS der gevlanten Reise wohl noch nichts werden, da sich zunächst die Altonar Gerichte mtt dem Prinzen zu beschäftigen haben. Ein Nnmensch. Ans Breslau meldet uns ein Privattele- aromm unseres O.-Kvrrespondenten: Der mit seiner Familie in Un- ftreden lebende Stellenbesitzer Gebauer in Wi lisch bei Glatz warf brennende, mit Petroleum getränkte Strohbündel ans die Betten seiner Ehefrau, Schwiegertochter and Enkelin. Alle drei erlitten leben-gefährliche Brandwunden. ledigte «ach der Dorla« »nd i» Nebereiastiununag mit der Zweiten Kammer eine Anzahl Etatskapitel. Nächste Sitzung: morgen ll Uhr. Tagesordnung: Ämchgesetznovelle. In der Zweiten Kammer fand heute bei überfüllten Tri- bünen die Beratung de- Etat- deS Ministeriums des Innern statt. Ter konservative Aba. Andrä referierte »nd beantragte die Zustimmung zu den» Etat. Im Verlauf seiner Ausführungen kam er auch auf die Mißstände im Automobilwesen zu sprechen und erwähnte dabei, die Re gierung habe beschlossen, sie werde Veranstaltungen, wie die Hcrkomer- Fahrt, nicht wieder genehmigen. Abg. Günther trat ihm entgegen und warnte davor, die Ausschreitungen riazelner Automobilisten dem Automobilwesen als solchem zur Last -u legen. ES haickle sich nicht nur um den Sport, sondern das Automobil sei auch ein Verkehrsmittel. Weiter verlangte der Redner die Abschaffung der Amtspressen und tvandte sich zum Schluß der Wahlrechtssrage zu. Die Sitzung dauert fort. Nach Schluß» der Redaktion. Der König von Sachsen. * Dresden, 19. März. (Eigene Drcchtmeldung.) Der König wird morgen abend eine Reise nach dem Süden antreten. Zunächst be gibt sich der König nach Sigmaringen, um dem fürstlich kohenzvllern- schen Hose eineu Besuch abzustatten, uno reist von dort am Montag, den 23. d. M., über München nach Bozen, Mailand und Genua. Sowohl in Bozen als auch in Mailand ist ein kurzer Aufenthalt vorgesehen Von Genua erfolgt die Neffe mit dem Lloyddampfer „Großer Kurfürst" nach Antwerpen, wo die Ankunft am 7. oder 8. Avril zu erwarten steht. Die Rückkehr des Königs nach Dresden ist für den 9. April in Aussicht genommen. Prinz Joachim Albrecht. — Berlin, 19. Mär-. lEigene Drahtmeldung.) In unterrichteten Kreisen nimmt man allgemein an, daß das Abschiedsgesuch des Prinzen Joachim Albrecht von Preußen mit seinem Entschluß, die Baronin Liebenberg -u heiraten, zusammenhängt. Ferner nimmt man an, daß der Prinz auf Titel und Würden verzichten wird, um die Baronin heiraten zu können. Graf von Tschirschkh-Renard s. o. Brcslan, 19. März. (Privattclcgramm.) Das Mitglied des Herrenhauses, der Majoratsbesiher Mortimer Graf von Tschirschky- Nenard, ist gestern gestorben. Der Verstorbene war der bekannte Jagdfreund des Kaisers. Der Sprachenparagraph angenommen. * Berlin, 19. März. (Eigene Drcchtmeldung.j In der Vereinsgesetz- kommission wurde der Kompromißantrag zum Sprachen- Paragraphen mit 16 gegen 12 Stimmen angenommen. Ter Rest des Gesetzes mit den Vorschlägen der Blockparteien wurde ebenfalls angenommen. In der Abstimmung stimmten die Blockparteien dafür, Zentrum, Sozialdemokraten und Polen dagegen. Der 18. März. * Berlin, 19. März. (Eigene Drahtmeldung.) Bei den gestrigen Zusammenstößen mit der Polizei wurden laut Polizeibericht ins- gesamt 47 Personen sistiert; 9 Schutzleute wurden verletzt. Verurteilter Redakteur. * Görlitz, 19. März. (Eigene Drahtmeldung.) Wegen Beleidigung der preußischen Schutzmannschaft und des preußischen Nichterstandes, begangen durch den Artikel „Uniformierte Bestien" in der „Görlitzer Volkszeitung", verurteilte die Strafkammer den Redakteur Fleihner in Dresden zu sechs Monaten Gefängnis. Der mitangeklagte Redak- teur Taubadel wurde freigesprochen. Der Fall Wahrmunb- * Wien, 19. März. (Eigene Drahttneldung.j Von maßgebender Seite erhält das „Fremdenblatt" folgende Mitteilung: „Tas Privat schreiben d«s Ministers des Aeußern an den Unterrichts mini st er Dr. Marchet vom 6. Mürz in der Angelegenheit dcs Professors Wahrmnnd hatte folgenden Wortlaut: Anläßlich eines Be suches, den mir der hiesige apostolische Nuntius kürzlich abstattete, bracht« Seine Exzellenz di« Sprache auf den bekannten Professor des kanonischen Rechts in Innsbruck, Dr. Wahrmund, indem er be- merkte, daß dieser kürzlich in Innsbruck und Salzburg Vorträge atheistischen Charakters gehalten habe und auch Broschüren verteil«, weiche in einem dem Glauben der katholischen Kirche feindlich gesinnten Geiste gehalten seien. Gegen die Broschüren ist auf Antrag des Wiener Oberstaatsanwaltes bereits die Maßregel der Konfiskation verfügt. Ein bestimmtes Petitum hat der apostolische Nuntius aus diesem Anlaß nicht vorgebracht." — Das „Fremdenblatt" bemerkt hierzu: Wie aus diesem Schreiben ersichtlich ist, handelt es sich um die einfache Mitteilung einer Aeußerung des Nuntius gegenüber dem Minister des Aenßern. Wäre der Vertreter Seiner Heiligkeit darüber hinausaegangen, um ein konkretes P«titum in der Angelegenheit zu formulieren, worüber die Entscheidung den österreichischen Organen Vorbehalten ist, so hätte Freiherr von Aehrentihal auf diese Zuständigkeit hinweisend, die Vermittelung nicht übernehmen können. Nachtragsetat in England. L London, 19. März. (Priacrttelsgraorm unsere- Korrespondenten.! Mit dem NachtragBetat von fast 7 Millionen, darunter einer großen Forderung für den Kriegshafen in Rosyth will die Admi- ralität nicht bis zum Herbst warten, sondern bald nach Pfingsten hervortreten. Fehlbeträge. * Frankfurt a. M, 19. März. (Eigene Drahtmeldung.) Bei einer außerordentlichen Revision der Ortskrankenkasse des Land- kreises Frankfurt sind bedeutende Fehlbeträge festgestellt worden. Der Rendant Seidel ist verhaftet worden. Gefährliches Spiel. * Frankfurt a. M„ 19. März. (Eigene DrähtmeLung.) Beim Spielen mit einen- Terzcrol erschoß der Iftährige Schüler Max Otto den 13jährigen Schüler Gustao Effenberger, den einzigen Lohn seiner Eltern. Clarette. n. Paris, 19. März. (Privattelegramm.) Die Thcaterzeitung „Comedia" meldet, daß in einer Besprechung zwischen dem Minister präsidenten Clemenceau und dem Minister der schönen Künste Dujardin-Beaumetz beschlossen wurde, den Administrator des TbLäter franvais, Claretie, hum Rücktritt zu veranlassen und Albert CarrS, dem gegenwärtigen Direktor der Komischen Oper, die Oberleitung anzuvertraucn. Claretie bat sich geäußert, cr würde unter keinen Umständen seine Demission geben. Letzte Handelrnaehriehten. Berliner NachbSrse vom IS. Mürz, 2 USr 45 Min. 159,70! 7 orkmundcr 96.37 Bochumer 110,25 öohenlohew' iW SS. 40 114.25 146. 167. 51,37 tkbgeschwScht. Marsch-Wien Baltimore Tynam.^ruli Rordd. Lloyd Hamb. Packeis. Hansa Dampf. Reichffanl. AnaioUrr Ortinibadnen iAr.Bkrl.Sirah Russische Bank i»>2er Russen Pennsylvan'a Mittelmeer». Mrridionalv. »otthar» Spanier Porwgief. «htnesen kkredttaknen granzosen Lombarden DtSconto Deutsch« Bank Sandeltges. Dreffdn. Bank Darmft. Bank Nattonaldank Schaaghausen Lommrrzdauk Lübecker Prtn» Heinrich ,55.62 tbft.50 ISl. 174. Z 7 183.75 193.50 lf. Dülken 11S,40iDürkenIose PHSuir Hettenkirchen üarprner Konsolidation Lupemburgcr Rhein. Stahl Ldtton 87,30 Wiener Santo. — »95.40iOeii.«anderdk. — 150.70 Laurabütte 20925 spirlptan Ser Leipziger staSttheater. Neues Theater. FreUag, dm 20. Mär» <73. tldonnemmtff.Borstellung, 1. Serie, grün): Hoffmann« »r,il»l«n,rn. Altes Theater. Freitag, dm 20. Mür,: Husaren sieder. Spieiplan »«»vereinigte» Leipziger Scftanspiell'ciuser. Lelvriger Lchauipieltzaus. Frrttag, dm 2V. Mür, <». FrettagS-Sbonnemmt): »t« IS»»« iSasikpielv Neues Operetten-Theater. Centtal-Thea ter. Freitag, dm ra MSr,: rer ffdrle Bonrr. Lhefredakteur: tl»«ls EchtMt. BeranrworMche Redakteure: Für Poltltt M. kvenck, lokal« und sächsisch« Nnselrgenhetken 2. Heiland >. B., da« struiüclon L. Flake. Musik N. Seiinlff. Muftettundeu und Per- nttichle» tv. Behren», die HandelLieilung L. Wtttmaiin, Spori und iSerichiliaal 3. Haarlrlo. stur den Inssralcnietl 8. Breisch«ei»er. SSmilich in Leipzig. Truck und Verlag von «t. vol, >n Lew»>g. Die p»rliege»de N»m««r »mfaht S Seite».
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