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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000716012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900071601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900071601
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-07
- Tag 1900-07-16
-
Monat
1900-07
-
Jahr
1900
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Iluuku. eds do. 84,15 215,73 213,05 215,80 84.30 218,10 dsu-Mtzv «Iiüsulsid msr nudsr Iiütt« lidstioo »kircdsu usr >i» Vvvumit kuckstt. . 4,Ioxd libitum 275.- 162,75 .69.40 210,25 348,- 188,- 182,25 224,60 148- 122,40 10 ».75 112,- all. »rliun.klüssv/Llldr «eorubr". ddrurk v«rdn(»i>» Doru«»»», Löiiix »vkvLeksr, ii>»- döver duslos I. Leid linek 7600 7975 - 80 Sil. — 4750 3450 3569 lS . —- I7S2S 3425 3550 3800 3960 2175 2LL0 - . 10102 10350 l . —— 18)60 — 948») 12100 13300 »cd — 7508 13600 13'00 5250 2700 — 4200 S75 850 »rl. 165,0 1700 3550 3KS0 950 16(0 »re 2150 2275 2700 2800 3850 — 15600 red — 1375 2075 2150 trox — 1875 — - „ 150 170 2600 — 1850 1975 120 140 21660 1150 1200 3500 — — 2000 . - — 14400 » » — 350 m. 3300 3500 —— 1050 2200 - 10200 — 1125 1200 II. (ksll 0,03). 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Vie Istrtsn Vocbe bnkt sind keine t kUr L1»«ssneni 44 o»od ttnlir ird «ntsprscbsnii lin bisltsn «cd dertsn krncbten sslisb 8ekispp«v > einige Vfsnvii!« i« Lrncdtsn »ncd t Nir 5l»«sllxll> Xrt dsr L»dui»k, kbn« »w?I»l»e » (jleicds v»is I» uk dsn Lr»cdte» S—tTltlw, <l«r BezugS'PreiS t» der Hauptexpeditton oder den im Stad»» bezirk und den Bororten errichteten Au«- cabestellen abgeholt: vierteljährliche»4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« bLO. Durch die Post bezogen für »vutschland und Oesterreich: viertestährlich 6.—. Direkte täglich« Idreuzbandsendung in« Ausland: monatlich eil 7.50. Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentag« um b Uhr. Nrdaction un- Ekpe-ition: IohanniSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'« Lortim. Universitätsstrabe 3 (Paulinum), Laut« Lösche, Latharineustr. 14, «art. und llönigS-latz 7. Morgen-AnsgaVe. MpMerTaMalt Anzeiger. Äinlsökatl des Königlicher» Land- und Ämtsgerichtes LeiMg, des Mathes und Molizei-Ämtes der Lladt Leipzig. 356. Montag den 16. Juli 1900. ArrzeigeN'PrSi- die 6 gespaltene Petitzelle 20 Pfg. Reklame» unter dem Redaction«strich lila»« spalten) 50 vor den Famtlteaaachrtchk» (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Ztffernsatz nach höherem Tarif. Extra»Vetlaaeu (gefalzt), nur mit de« Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, Mit Postbefördrruug ^l 70.—. Innahmrschluß für Inzeige«: Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 UhL Morgen-AuSgabe: Nachmittag- «Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je «in« halbe Stunde srnher. Anzeigen sind stet« an die Gxpedttt«» zu richte«. Truck und Verlag von L. Polz in Leipzig 9t. Jahrgang. Amtlicher Theil. Königliche Akildemie str graphische Künste nnd Knchgeivcrbr;u Leipzig. Besim ter Aitiei im Mtersemeßer IMK/Igai IM 1. Lkstter. Projektionszeichnen und Echattenkonstruktion, architektonische Formenlehre, Stillrhre und Gesäßformenlehre: Arch. Lamprecht. Malerische Perspektive, Ornamentik und Entwerfen malerischer Dekorationen: i. Stellv. Maler Delitsch. Modelliren, Medailliren und Ciseliren: Bildb. Lehnert. Proportionslehre und Zeichnen nach graphischen Vorlagen, bez. Zeichnen nach Gypsornamenten: Prof. Seifert, Prof. Mohn und Lehrer Klepzig. Zeichnen noch der Antike, Naturabgüssen und anatomischen Präparaten: Prof. Dietrich und Prof. Winterstein. Aquarellmalen, Farbenlehre und landschaftliches Stafsaqezeichnen: Prof. Bourdet. Zeichnen und Malen nach Stillleben und Entwerfen für Buchornamentik, sowie von Diplomen und Plakaten: Prof. Honegger. Typographisches Zeichnen: Prof. Honegger. Zeichnen und Malen nach den« lebenden Modell und nach der Natur, Kompositionsübungen und Ausführung selbständiger Illustrationen unter Anwendung der für die mechanischen Reproduktionsniethoden erforderlichen Technik: Dir. vr. Nieper, Prof. Dekorationsmalcn: Maler Winiher. Lithographiren: Scheiter. Hvlzschneiden: Prof. Berthold. Kupfer- und Stahlstechen, Radiren: Pros. Seifert. Glas- und Porzellanmalen: i. Stellv. Glasmaler Schreyer. Photographie und photomechanische Vervielfältigung-- und Druckverfahren: Prof, vr. Aarland. Mythologie und Archäologie: Pros. vr. Siudniczka. Kunstgeschichte und Geschichte der graphischen Künste: vr. Kurzwelly. Anatomie des Menschen: vr. Lange. Thier- und Pflanzenkunde: vr. Zürn. Anmeldungen vom 16.—21. Juli d. IS. nachmittags von 4—5 Uhr in der Kanzlei erbeten. Leipzig, Juni 1900. Ider vlrsittor: vr. vuäv. Ktvpvr. Nachdem daS Tauchaer ThorhauS abgebrochen ist, soll der nach Verbreiterung der Aeußeren Tauchaerstraße und der Friedrich Liststraße übrig gebliebene Raum mit einer Gesammtfläche von ca. L96OO qm auf mehrere Jahre vermiethet werden. Ueber die Errichtung von Baulichkeiten bleibt Vereinbarung Vorbehalten. Die Uebernahme des Platzes kann sofort erfolgen Miethgesuche werden aus dem Rathhaus 2. Obergeschoß Zimmer Nr. 20 eutgegengenommen. Leipzig, den 10. Juli 1900. Ter Rath der Stadt Leipzig. d. 3004. vr. Tröndlin. Römer. Ocffentliche Zustellung. In der anhängigen Ehesache der Hrlene Anna verehel. Fnnk geb. Betlicke in Leipftg-Anger-Crottendorf, Klägerin, gegen Len Handarbeiter Panl Georg Funk aus Leipzig-Reudnitz, zuletzt in Leipzig-Anger-Crottendorf, jetzt unbekannten Aufenthalts, Beklagten, will die Klägerin den in der zugeslellten Klagschrift enthaltenen Antrag auf Verurtheilung deS Beklagten zur Herstellung des ehe lichen Lebens nur noch eventuell aufrecht erhalten und zunächst Ehescheidung auf Grund 8 1568 des D B. G.-Bchs. beantragen. Die Klägerin ladet den Beklagten anderweit z»r mündlichen Verhandlung deS Ehestreites vor di« erste Civilkammrr des König- lichen Landgerichts zu Leipzig auf den 23. November 1900, Vormittags 9 Uhr mit der Aufforderung, einen bei dem genannten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dies bekannt gemacht. Ter Gerichtsschreiber bei dem Königlichen Landgericht zu Leipzig, am 9. Juli 1900. Dölling, Sekr. Freiwillige Versteigerung. Erbtheilungshalber sollen den 23. Juli 1900 Vormittags 10 Uhr die zum Nachlasse des Gastwirths Karl Friedrich August Richter gehörigen, auf dem fiskalischen Grund und Boden deS Collmberges Nr. 328 des Flurbuchs errichteten Restaurations- und sonstigen Gebäude Nr. 53 des Brand-Catasters für Collm mit dem zum Restaurationsbrtriebe gehörigen Inventar auf Antrag der Erben in der Collmbergrestauration selbst gerichtlich versteigert werden. Die zur Versteigerung gelangenden Gebäude sind mit 12 780 zur Brandkasse eingeschätzt und mit 141,00 Steuereinheiten belegt. Der Ersteher hat sich zugleich den vom Königlichen Finanz- Ministerium gestellten Bedingungen zu unterwerfen. Die Bersteigrrungsbedingungen sind aus den an hiesiger Ge- richtStafel und in der Gastwirtschaft des CollmbergeS aushängenden Anschlägen ersichtlich. Oschatz, am 20. Juni 1900. Das Königliche Amtsgericht. vr. Demmrich, H. R. Franke. Städtebilder aus Sachsen. Schneeberg.*) Nachdruck kkrdoten. Zu den Städten, welche dem Erzreichthum des Erz gebirges ihr Dasein verdanken, gehört auch Schneeberg. Bevor noch der Bergbau am Schneeberge getrieben wurde, stand er be reits in der Umgebung, in den Orten Zwickau, Lößnitz, Elterlein, Schlettau, Geyer, Neustädte!, Lauter, Bockau, Zschorlau, Sofa, Eibenstock, Grünhain und Schwarzenberg, in Blüthe. Um 1428 gab es schon Silbergruben nahe beim Schneeberg an der so genannten „Hohen Forst", die reichen Silberschätze des Schnee berges wurden zu Ende des Jahres 1470 entdeckt, bereits am 6. Februar 1471 folgte ein neuer Anbruch, dem sich bald weitere anschloffen. Ein gelehrter Schneeberger, Petrus Albinus, berichtet über die Entdeckung der reichen Silberschätze im Schneeberge Folgendes: Zu Ende der Oberschlem gab es ^lals, also um das Jahr 1470, einen Eisenhammer. Ein zu de , " u gehöriger Arbeiter geräth auf denSchneeberg und schärfer pase^t in der Meinung, ob er etwa einen besseren Eisenstein, wi^ zuvor am Wolfsbergc gehabt, finden möchte. Welcher denn also in v-r Gegend, do hernach die alte Fundgrube auf St. Georgen ge wesen, eine Bräun und Gilbe bald in der Thon-Erde angetrof fen, welche sich hernach zum Gange geschickt. Dieser Schürfer aber hat nicht nachfolgen wollen, weil er keinen Eisenstein gefun den, bis über eine Zeit hernach einer zu Zwickau wohnhaft (welcher sonst nicht großen Ansehens oder reichen Vermögens, und der, wie man sagt, mit einem Wurzladen Lande herum gelaufen, davon er sich genähret, wie man derselben noch findet) aus empfangenen Bericht von solcher schönen Bergart in dem selben Schurs ein sonderlich gut Herz dazu gewonnen. Dero- wegen zween Arbeiter auf seine Unkosten dahin in den Wald ge legt, in dem alten Schurs ansitzen und einen Schacht sinken lassen, da alsbald der Gang frischer und schöner geworden. Also hat er nachgefolget und hat diesen beiden Arbeitern nur alle vier Wochen gelohnet. Denn er unterdes alzeit mit seiner Wurzladen ausgelaufen und mehr Geld erworben, welches er alles darauf wenden müssen, wenn er sich nach verflossenen gemelten vier Wochen wieder herzugemacht und gefunden. Als nun dieser seinem Brauch nach nicht über eine gar lange Zeit von dem An fang seines Baues einsmals wieder gen Zwickau kommen und *) Benutzte Literatur: Meltzer, Chronik der Stadt Schneeberg, Lahmann, Chronik der Bergstadt Schneeberg; Jacobi, Schneeberg, ein Gedenkblatt; Woest, Führer durch Schneeberg; Berichte der Handels- und Gewerbekammer zu Plauen. lohnen wollen, die Arbeiter zuvor eine Grünröthige Bergart sammt einer Gilb und Braun der allerersten Anweisung ähnlich, welche gar lustig anzusehen war, angetroffen hatten, haben sie dieselbe, von stund an ihrem Herrn hineingetragen und dessen eine gute Notturft in einem ziemlichen Sacke, vielleicht in Mangel eines Korbes, welcher sonst bräuchlich. Darauf hat sich dieser Bergmann nicht lange gesäumet, das Erz, welches ihm doch nicht bewußt, alsbald, weil er sonst keinen Wardin, zu einem Gold schmied getragen und probieren lassen. Wril es nun in der Probe viel Silber gehalten und dem Wurzkramer oder Bergherrn von dem Goldschmied die Antwordt geworden: Wenn er dieser Berg art viel hätte und zu ihm brächte, wollte er ihm gute silberne Becher daraus machen, ist solches alsbald offenbar geworden. Derhalben sich auch andere Bürger von Zwickau und anderen Orten zu ihm geschlagen, nachgefolget, bis eine stattliche Gewerk schaft von Edlen und Unedlen worden und man über eine kleine Zeit mehr Erz angetroffen, welchergestalt denn mit dieser alten Fundgrub das gewaltige Bergwerk bald hernach im 1471. recht fündig geworden und im 1472. Jahr trefflich geschüttet. Das Areal, in welchem die reichen Erzgänge gefunden wur den, gehörte denen von der Planitz. Bald entwickelte sich um den alten Schneeberg her ein reges, emsiges, ganz eigenartiges Leben und Treiben. Aus den benachbarten Orten und Ländern kam allerlei Volk, darunter oft solches zweifelhaften Rufes und Herkommens, Alles drängte sich nach den unter irdischen Schätzen, die seit Jahrtausenden im Schooße der Erde geruht hatten. Jeder wollte in kürzester Zeit reich werden, Nie mand dachte daran, sich in der unwirthlichen Gegend eine bleibende Stätte zu gründen. Sobald die Schatzgräber genügend silberhaltiges Erz gefunden hatten, eilten sie damit nach Zwickau, um es dort einschmelzen und münzen zu lassen. Die Schatzgräber verstreutensichhiechinund dorthin,Jeder schürfte auf eigeneHand, bis schließlich im Grunde reiche Gänge aufgeschlossen wurden, die den Sammelpunct alsdann bildeten. Um diese reichen Gänge her entstanden auch die ersten Ansiedelungen. Da es an einer Leitung und Beaufsichtigung ganz und gar in den ersten Jahren fehlte, so war die Anlage der kommenden Stadt von Haus aus sehr unregelmäßig. Um 1479 erscheint die erste Ordnung des Schneeberges, sie bezieht sich auf Gericht, Bergrecht, Berg gericht und setzt ein Stadtgericht ein. Der Richter hatte bis 1481 „über Hals und Hand, Haut und Haar, über Hader und Schulden, über Unfrieden und Morden zu richten, um dem Un geheuern und wilden Wesen und Leben zu steuern." Die Befug nisse des Richters charakterisiren in kurzen, aber treffenden Zügen die Urzustände der Stadt. Der reiche Bergsegen der ersten Jahre deS Schnee berger Bergbaues war ganz erstaunlich. In der Grube St. Georg ward 1477 eine Erzstufe gefunden, deren Silbergehalt man auf 400 Centner schätzte. Am 23. April 1477 fuhr Herzog Albert in St. Georg ein und speiste an dieser Stufe, der man die Form eines Tisches gegeben hatte. Dabei soll «r geäußert haben: „Unser Kaiser Friedrich ist zwar gewaltig und reich, ich weiß aber doch, daß er jetzt keinen solchen stattlichen Tisch hat." Die höchste Blüthe aber erreichte der Schneeberger Bergbau im Jähre 1478. Ein Antheil (Kux) auf der alten Fundgrube gab 900 rheinische Gülden Ausbeute und galt beim Verkaufe 5000 Thaler. Die Ausbeute bei St. Georg betrug in einem Quartale 234 600 Thaler. In und um Schneeberg her waren 1478 Zechen im Be triebe. Meltzer »berechnete den Ertrag »derselben auf 4 702 400 Gulden. Die Zwickauer Schmelzhütte war nicht in der Lage, diese ungeheuren Mengen Silber auszumünzen, es wurden daher sogenannte „Silberkuchen" gegossen, mit denen die Theikhaber an den Gruben ausgezahlt wurden. Um dem Uebelstande abzu helfen, suchten die Schneeberger Gewerke bei dem Kurfürsten nach, selbst Schmelzhütten anlegen zu dürfen, was auch gewährt ward. Bald wurden in Schneeberg dreizehn Schmelzhütten in Betrieb gesetzt. Bei der Unvollkommenheit der damaligen Bergbaukunst und da es an einer einheitlichen fachmännischen Leitung noch fehlte, nahmen die Silberausbeuten ab. Ein Jeder trieb den Bergbau ohne Rücksicht auf den Arideren, sodaß die Waffer- gefähr von Jahr zu Jahr größer ward. Erst durch Anlage deS Filzteiches 1483, sowie durch die Bergordnung vom Jähre 1492, durch welche ein gemeinsames Vorgehen gegen die Waffevgefahr zur Pflicht gemacht wurde, hob sich der Ertrag der Zechen wieder. Im Jahre 1500 erhielt Schneeberg eine eigen« Münzstätte, in ihr wurden die „Schneeberger Groschen" geprägt, man „Schnieber" nannte. Im Laufe von zehn Jahren hatte sich die Ansiedelung auf und um den Schneeberg her mehr und mehr zu einem städtischen Gemeinwesen ausgebildet. Damit nun die Ansiedler bei etwaigem zeitweiligen Verfalle des Bergbaues sich nicht ver streuten, begnadeten Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht 1481 die Stadt mit einem Freibriefe, wie das bei anderen Städten auch zu geschehen Pflegte. Nach diesem Briefe erhielt di« Stadt die Gerichtsbarkeit, ausgenommen das Gericht über Hal» und Hand, freie Rathswahl, die Einnahmen aus der Gerichts barkeit zur freien Verwendung zum Besten der Gemeine, frei Backen, Schlachten, Brauen und Schenken, dazu Hantiren und Handeln nach eines Jeden bestem Nutz und Ehr«; fernerZoll- und Geleitsbefreiung durch kur- und fürstlichen Lande und G«bi«te über alles Gut und Habe, so zu Nothdurft des Berges und der Einwohner geführet und getrieben, auch daselbst zu des Berge» und der Einwohner oder Bcrgstädter Nothdurft gebraucht und vertrieben würde, wie nicht weniger die Begnadung mit ange« hänget worden, daß in der Nähe umher in den Gründen und Ge hängen keine Häuser zum Nachtheil der Schneebergischen Com- mun gebauet, auch das Schenken auf den Zechenhäusern nicht gestattet werden sollte. Um dem unregelmäßigen Bebauen vor zubeugen, erhielt Schneeberg 1493 seine erste Bauordnung. Die reichen Ausbeuten brachten ein rasches Wachsthum der Stadt mit sich, als aber in den folgenden Jahren durch große Wasserfluthen der Evtrag der Gruben gemindert ward und am Schreckenberge bei Annaberg sich neue Silberschätze zeigten, da verließ mancher Bergmann Schneeberg. Dem Schneeberger Silberbergbau war nur «ine kurze, aber außerordentlich ertragreich« Blüthezeit be schielen. Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts be gann der Verfall desselben und nach dieser Zeit ist «r nie wieder zu größerer Bedeutung gelangt. Je seltener sich daS Silber erz machte, destomehr fand das Kobaltrrz Beachtung, schon im 16. Jahrhundert lernte man es als Farbstoff schätzen und bi» auf den heutigen Tag giebt «s vielen Bewohnern Schneeberg» Be schäftigung und Brod. Der von dem Kurfürsten Ernst und Herzog Albrecht 1481 ausgestellte Freibrief sollte zunächst nur eine Giltigkeit auf zehn Jahre haben, wegen Regierungswechsels mußte er bereit» 1488, dann 1493 und noch einmal im Jahre 1561 bestätigt werden. Bei der Leipziger Theilung 1485 wurde festgesetzt, daß Schneeberg mit »dem Neustädte! und allen Bergwerksnutzungen in beiden Ländern dem Kurfürsten Ernst und dem Herzog Albrecht gemeinschaftlich bleiben sollten. Diese Doppelregierung war für das aufblühende Schneeberg nicht gerade von Bortheil, dies machte sich besonders bei Gelegenheit der religiösen Streitig keiten zu Anfang des 16. JährhundertS bemerklich; denn die Kur fürsten Friedrich der Weise und sein Nachfolger Johann der Be ständige standen auf der Seite Luther's, während Herzog Georg der Bärtige ein Gegner desselben war. Durch den Grimm'schen Machtspruch vom Jahre 1531 begiebt Herzog Georg der Mann schaft und des Regiments auf dem Schneeberge zu Gunsten de» sächsischen Kurhauses, die halbe Nutzung des Bergwerkes behält er sich aber vor. Nun war in Schneeberg für die Refor mation freie Bahn geschaffen, im Herzen waren die Bergleute schon längst evangelisch, sie folgten gern dem BergmannSsohn Luther. So vollzog sich denn nach Beseitigung des obigen Hin dernisses der Uebergang von der katholischen zur evangelischen Lehre, abgesehen von einigen Kämpfen im engeren Kreise, schnell, der erste evangelische Prediger Schneebergs war Mag. Wolf Zeuner. FritiHetsn. Aus den französischen Alpen von Rudolph Rübner. Nachdruck Verbote«. Von Marseille, dem Ausgangspunct unserer Alpenfahrt, wandten wir uns nordwärts. Der erste Ort, der auf unserem Reiseprogramm stand, war Brianeon, eine kleine, aber starke Grenzfestung am Fuße des Mont-GenSvre, an der französisch italienischen Grenze, ungefähr 300 Km nördlich von Marseille. Frühzeitig, um 4 Uhr, brachen wir in Marseille von unserem Hotel auf und zogen durch die fast menschenleeren Straßen nach dem Bahnhof. Vor einzelnen Cafös saßen schon um die frühe Morgenstunde Gruppen von Arbeitern, die ihren Kaffee tranken. Ein Hochgenuß war es unS, nach diesen Tagen der Hitze wieder einmal frische, belebende Morgenluft athmen zu können. Um noch wenigstens in den späteren Nachmittagsstunden in Brianeon zu sein, benutzten wir den morgens 5 Uhr abgehenden Zug; denn man braucht 12 volle Stunden, um diesen fast immer bergaufwärts führenden Weg zurückzulegen. Die Linie führt über Aia; dem alten Aquae Sextiae, wo bekanntlich die Teutonen geschlagen worden, über Peyruis und Gap. Der Zug war anfangs gut besetzt, und wir hatten reichlich Unterhaltung. Doch je weiter wir inS Gebirge kamen, um so kleiner wurde die Zahl der Mitreisenden, auf deren Unterhaltung wir auch gern verzichteten, die Südfranzosen sind heitere, ge sprächige Menschen, da wir, nachdem wir das Küstengebiet in dec Provence durcheilt hatten, in das Thal der Durance, eins der herrlichsten Alpenthäler, gelangten. Lieblich« grüne Matten, Laub- und Nadelwaldungen, die der Nordländer in der Grau in Grau gemalten Sommerlandschaft des Südens schmerzlich vermißt, machten den Oelbäumen, Weinpflanzungen und Cy- Pieffen Platz, die wir im südlichen Rhonethal und im Küsten gebiet kennen gelernt. Von der Station Embrun an, 800 m hoch gelegen und 200 Km nördlich von Marseille, nahm die Land schaft ganz unld gar den Charakter de» Hochgebirges an. Im Thale bewaldete Abhänge, auf der Höhe kahle oder schneestreifige Felsen mit Ansätzen zu Gletscherbildungen traten auf, so daß wir während dieser zwölfstllndigen Bahnfahrt von Süden nach Norden eigentlich drei klimatische Zonen und ebensoviel Bege- tationsgebiete durchreist sind. Von dem schmalen Streifen heißen Küstenlandes ausgehend, gelangten wir in ein Gebiet, das man nach seiner verticalen Höhe als Mittelgebirgsland be zeichnen könnte, und schließlich ins Hochgebirge. Die Stationen, an denen wi^ vorüberkamen und Halt machten, sind, abgesehen von den beiden Städtchen Gap und Embrun, dieses mit 3000, jenes mit 11000 Einwohnern, kleine, reizend gelegene Gebirgs dörfer. Während der letzten Stunden der Fahrt mußte sich die Locomotive über Biaducte und durch viele Tunnel in den Windungen des Durancethales — recht mühsam und langsam aufwärts arbeiten. Ungefähr 20 Km vor Brianson wird das Thal so eng, »daß gerade noch Raum bleibt für den schmalen Wasserlauf, und denotheilweise in den Felsenabhang hinein gearbeiteten Schienenweg. Die Felsenwände thürmen sich senk recht zu beiden Seiten auf, daß man glaubt, in einem der Canons von Colorado zu fahren, gestatten aber dennoch einzelne überraschende, prächtige Ausblicke seitwärts auf die Gletscher der Pelvouxgruppe. Plötzlich erweitert sich daS Thal zu einem breiten Kessel, wir sahen einige Häusergruppen und ein niedriges Bahn hofsgebäude, Alles verschwindend klein gegenüber den Felsen riesen dahinter. Wir sind in Bvianeon angekommen, d. h. erst am Bahnhof. Kaum ein Viertelhundert Reisende entstiegen dem Zuge, der früh, vor zwölf Stunden, so dicht besetzt Marseille ver ließ; der größte Theil derselben sind Soldaten, die vom Urlaub zurückkehrten. Wir schnallten unsere Tornister auf, ließen die zwei Hotelwagen am Bahnhof, in denen einige Reisende Platz nahmen, unbeachtet und schritten munter fürbaß auf der breiten, steil angehenden Fahrstraße, die vom Thalkeflel aufführl, nach der Feste Brianeon, deren langgestreckten Wälle und kleinen Häuser mit den wie schwarze Puncte aussehenden Fenstern ver stohlen und gefahrdrohend aus der fernen Höhe auf uns inS Thal herabschauten. Wir waren glücklich, wieder einmal in den Bergen zu sein, umgeben von der Einsamkeit und dem Schwaigen der Natur, die reine, dünn« und erquickende Höhenluft athmen zu können nach einer zwölfstündigen Fahrt, Die Felsen zu beiden Seiten von Brianeon sind ebenfalls mit Festungsmauern und militärischen Gebäuden besetzt; denn zehn Forts liegen um das befestigte Städtchen herum, zur Deckung der am Mont-Genövre vorüber führenden Eingangsstraße von Italien. Durch ein niedriges Festungsthor zogen wir in die Stadt ein und waren auch sofort in der Hauptstraße desselben, wo wir das gewählte Hotel fanden. Noch vor dem Abendessen machten wir «inen Rundgang durch die Stotdt. In einer Viertelstunde hatten wir eigentlich den ganzen Ort gesehen; es schien uns kaum glaublich, daß auf diesem kleinen Raum 7000 Menschen wohnen sollten. Dieses Brianeon ist ein eigenartiges und für den Reisenden ohne Zweifel interessantes Städtchen. Daß es enge Straßen, niedrige, winkelige Häuser und schlechtes Pflaster hat, ist nichts Auffälliges; aber der Ort ist so zwischen die Berge hineingebaut, daß keine Straße eben ist, sondern fast alle so steil sind, daß ein Wagenverkehr in den selben fast unmöglich ist, und daß das Wasser in den in der Mitte der Straßen angelegten Rinnsteinen mit der Geschwindigkeit eines Gebirgsbaches abwärtsschießt. Wenn man aufschaut auf der Straße nach den hohen, schneeigen Bergen, so meint man, sie müßten jeden Augenblick auf den Ort herabstürzen, so nahe sind sie herangerückt. Als Festung erster Ordnung hat Brianeon natürlich eine starke Garnison, und in der Stadt selbst sahen wir an jenem Abend fast vor jedem Hause Soldaten stehen, wie eS bei uns der Fall ist, wenn zur Manöverzeit ein ganzes Regiment in einem Dorfe einquartirt ist. An der Abendtafel in unserem Hotel fanden sich sechs Per- sonen zusammen. Außer uns hatten noch ein Officier und drei Eivilisten, anscheinend Geschäftsreisende, Platz genommen. Wir waren also die einzigen Touristen. In Tyrol würde ein Ort von dieser Lage in dieser Jahreszeit von Vergnügungsreisenden über füllt sein. Doch die Franzosen reisen eben wenig; diese Er fahrung habe ich bei meinem Aufenthalt in Frankreich oft machen können. Ich finde durchaus zutreffend, was ein Franzose in dieser Hinsicht von seinen Landsleuten sagt, daß sie eine ftumsur ansnniörv besitzen, eine starke Neigung, in ihrer Hütte zu bleiben, könnte man eS frei übersehen, und sie ihre Faulheit so weit treiben, »daß sie nicht einmal ihre eigene Provinz kennen. Hier geschah es auch das erste und einzige Mal, daß wir nicht vrranlaßt wurden. an dtt^ allgemeinen Unterhaltung theilzu- nehmen. Wir sprachen, wie immer, deutsch, aber die Anwesen den hatten bemerkt, daß wir französisch verstehen; denn ich war gcnöthigt gewesen, einige Worte mit der Wirthin zu wechseln, d:e mich als Gast aufgefordert hatte, am Tische den Salat zurecht zu machen, wie das in Frankreich üblich ist, waS ich freundlichst nnt der Bemerkung ablehnte, daß ich davon nichts verstände. Nach dem Abendessen unternahmen wir wieder einen Spazier gang. Der herrliche Mondschein hatte uns hinausgelockt. ES war ein prächtiger Abend, den ich nie vergessen werde. Wir hatten uns auf einer Bank vor der Stadt niedergelassen und konnten unseren Gedanken nachhängen. Auf den Bergen glitzerten dir schneebedeckten Höhen im silbernen Mondlicht, während aus dem von finsteren Schatten erfülltem Thale zahlreiche erleuchtete Fenster heraufschimmerten. Welch' ein Gegensatz zu dem lärmen den, vor der Sonnenhitze durchglllhten Marseille, wo wir erst am Abend vorher gewesen waren, zu dieser frischenden Kühle und der nicht weniger wohlthuenden Ruhe in dieser Felseneinsamkeit! Am nächsten Morgen traten wir unsere Fußwanderung an. Unser Ziel war Grenoble, daS wir in drei Tagen zu erreichen hofften, wenn wir in zwei Tagen bis nach dem 65 Kilometer von Brianeon entfernten Bourg d'Oisans marschiren könnten, von wo eine Dampfstraßenbahn nach Grenoble führt. In den ersten Stunden wurde uns daS Wandern recht schwer; der Tornister machte sich empfindlich fühlbar und der Weg führte beständig bergauf. Trotzdem war es uns ein großes Vergnügen, in dieser herrlichen Alpeimatur wieder länger wandern zu können, je weiter wir uns von Briancon entfernten, um so großartiger wurde die Aussicht. Hinter unS blickend, sahen wir Brianeon, eine Hand voll Häuser hoch oben in einer Felsspalte des Mont GenSvre, während wir zur Linken mehrere Stunden die Gletscher des Mont Pelvoux hatten, die sich immer deutlicher unserem Auge darboten, je höher wir aufstiegen. Unsere Straße, eine gute, befahrbare route nationsle, führt an der Guisane, einem reißenden Gebirgsbach, bergauf, die jedoch nicht in der Thalsohle angelegt ist, sondern am Abhange hin in den Felsen singearbeitet liegt. An mehreren Stellen hat man längere Tunnel stechen müssen; der längste derselben hat nach Bädeker eine Au»dehnung von 600 Meter, ist also über einen halben Kilometer lang. Es hatte einen gewissen Reiz für uns, durch einen solchen Tunnel zu marschiren, und wir freuten ums jede« Mal, wenn wir bei einer
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