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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.03.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080305028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908030502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908030502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-03
- Tag 1908-03-05
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Monat
1908-03
-
Jahr
1908
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Der Sttevkinvr Vox«» stimmte i« der gester» abeud «b- gebalteurn Sitzung der Regierungsvorlage p», wonach der aus da- Herrogtum Sachsen-Altrnbirg eutsallende Dotatiouözuschuß sür die Gelamtuuiversität Jen» vom 1. Januar 1S08 ad um 5000 zu er l ohen ist. Weiler aenehmigt« der Landtag eiustimnug, daß im Alters heim am Kammerforst, dekaoutlich eine ÄubrlLnmSftiftnng des ver- slordeueu Herzog-, di« Anzahl der Betten von 86 aus So erhöht werde, weil der Andrang zum Altersheim sehr groß ist. Die hierzu nötigen Gelder in Höh« von etwa 4006 wurden gleichfalls verwilligt. Zum Kranlenhausverbande Schmölln wollte die Regierung wie bisher jährlich 2000 zulchießeu, aber durch di« Befürwortung seitens mehrerer Ab geordneter wurde dieser Zuschuß verdoppelt. Zur Unterhaltung und Schmückung der Kriegergräber bei Beaumont halte die zu dieiem Zwecke in Gera entstandene Bereinigung eine Beihilfe aus Staatsmitteln erdeten. Die'eS Gesuch soll denn auch mit einer Summe von mindestens lOOO .4 berücksichtigt werden. Ausland. * Herrscher-Nersco. Aus Rom wird vom 5. März gemeldet: Wie uunmehr seststeht, wird Kaiser Wilhelm erst aus seiner Rückreise von Korfu eine Begegnung mit König Biktor Emannel haben. Wie ferner unterrichteterselts verlautet, soll eine Entrevne zwischen König Eduard oon England und dem König von Italien vielleicht in Syrakus er- folgen. Jedoch ist es noch nicht sicher, ob es tatsächlich zu einer Be gegnung kommen wird. — Aus Toulon aber wird telegraphiert: Hier werden Borbereitungen zum Empfang des englischem Königspaares und der Kaiserin.Mutter von Rußland getroffen, die sich in Toulon an Bord der Königsjacht „Victoria and Albert" einfchisten werden. Danach nimmt König Eduard diesmal Gemahlin und Schwägerin mit auf die Reiie. ' Nachrichten aus Marokko. Aus Paris wird vom 4. März ge meldet: General d'Amade telegraphierte heute nachmittag ans Buznika, 'eine Kolonnen seien in Cbamenika angekommen, wo sie biwakieren, nachdem sie ohne Zwischenfall das Gebiet der ZaidiaS durchquert hatten. — Eine andere Depesche berichtet: Die Kämpfe der französischen Truppen mit den Marokkanern am 29. Februar waren mörderisch. Auf beiden Seiten wurde mit großer Erbitterung gekämpft. Dem ..Matin" zufolge verloren die Franzosen in den Kämpfen 15 Tote, wäh rend 50 Soldaten verwundet wurden. — General Lyautey beorderte nach einer Meldung des „Journals des Döbats" einige der tüchtigsten Offi ziere seiner Division nach Casablanca, um ihre genaue Kenntnis der marokkanischen Verhältnisse in den Dienst der geplanten Pazifizierung bcr Schauias zu stellen, lyautey traf auch bereits Anstalten zu einer Ver besserung des Transport, und VerpflegungSwesens, unter deren bis herigen Mängel.: die Truppen des Generals d'Amade schwer zu leiden hatten. * Zur marokkanischen Frage. In der Morgennummer deS 5. März behandelt das „Wiener Fremdenblatt" die Rede, welche Grey im eng lischen Unterhanfe über bas mazedonische Problem gehalten hat. Ter Artikel konstatiert mit Genugtuung die Tatsache, daß auch die englische Regierung die Fortdauer des Balkankonzertes wünsche, und daß, wie aus der Rede hervorgehe, die «nlische Regierung dauernd entstehende Störungen des Konzertes nicht billige und nicht unterstützen würde, daß einzelne Mächte sich mehr um die Beziehungen zueinander als um das Programm der maze donischen Reform sorgten. Dieser Teil der Greyschen Erklärungen wirke in außerordentlichem Grade beruhigend und müsse dankbar ent gegengenommen werden. In den Aeußernngeu Greys über das Sand- schakbahnprojekt führt das „Fremdenblatt" aus, daß der Zusammenhang zwilchen der Sandschakbahn und dem Fortgang der Justizresorm, wie ihn der englische Staatsmann konstruiert habe, nicht leicht begreiflich sei. Es scheine fast, daß diese Beziehung zweier nicht zusammengehöriger Dinge aufeinander eine mehr aus Courtoisie gemachte Konzession an die Ge- fühle derjenigen war, deren falsche Deutung unseres Bahnprvjektes ein wenig zu sehr den Eindruck der Absichtlichkeit hervorrief. Allerdings darf nicht übersehen werden, in welchem Zeitpunkt die Konzession er folgt, die den sonst so sympathischen Eindruck der Rede Greys ei» w.e.nig zu beeinträchtigen geeignet ckt. Gestern aber ent wickelte die russische Regierung in einem Zirkulartelegramm an ihre Vertreter im AuSlande unserem Bahnprojekt gegenüber einen Stand punkt, der eine geänderte und beruhigte Situation anzeigt, so daß man sich einer allzu starken Betonung gerade dieses Teiles der Ausführungen Greys enthalten kann. Der Artikel bespricht sodann einzeln« Reform vorschläge, die in den Reden Greys und Jitzmaurices enthalten sind, und schließt mit der Bemerkung: Einer der englischen Vorschläge ist schon heute der Annahme sicher: man wird mit Einigkeit und Entschlossen heit an den Reformen weiterarbeiten. Freilich darf die Entschlossen heit nicht so weit gehen, daß man durcheinZuvielanWLnschen das ohne Störung der Einigkeit Erreichbare ge fährdet. — Die geschickt umkleideten ffiügen an v. Iswolski und an die englische Adresse sind sehr bemerkenswert. * Die Alandssrage. Aus Petersburg wird vom 5. gemeldet: Der in der schwedischen Press« über Gerüchte von einer bevorstehenden Abände rung der englisch-französisch-russischen Konvention vom Jahre 1856 über die Alandsinseln und eine angeblich geplante Befestigung dieser Inseln vertretenen Auffassung stellt die offiziöse „Rossija", nachdem in den letzten Tagen der 'chwedchche Reichstag sich ebenfalls in Interpellationen mit diesen Fragen beschäftigt hatte, eine ans bestunterrichteter Quelle geschöpfte tatsächliche Aufklärung der Sachlage und der Auffassung der russisch«» Regierung entgegen. Di« „Rossija" schreibt: Am allermeisten regt unsere Nachbarn das Gerücht auf, daß Rußland angeblich bereits Verhandlungen über Abänderungen der Alandslouvention pflege, ei» Gerückt, da- de; schwedische Minister deS Aeußrru, v. Trolle, im Reichs- tage leider sicht kategorisch dementiert hat, und danu daS Gerücht über die Absicht Rußlands, die Inseln zu befestigen. Ruß laad führt keinerlei Verhandlungen in dieser Frage; denn diese könnten nur mit England und Frankreich, die die Konvention unterzeichnet haben, gepflogen werden. Verhandlungen werden aber mit Schweden gepflogen, und zwar über den territorialen »t»tnm guo an der Ostsee. Rußland ist Schweden gegenüber von voll kommen friedlichen Absichten beseelt, und erklärt sich prinzipiell voll kommen damit einverstanden, Deklarationen auSzntauscheo. Rußland sucht keinerlei neue Vorteile, kann aber nicht darauf «ingehen, daß es, um Schweden einen Dienst zu erweisen, seine La^e verschlechtert. Anderseits könnte die Unterzeichnung einer neuen, gänzlich vorbehalt losen Verpflichtung über die Ausrechterhalruug der gegenwärtigen Be ziehungen zu Schweden und den «tatus guc» im Baltischen Meer« zweifellos mit der Zeit Anlaß zu Vermutungen geben, als oh Rußland eben dadurch aufs neue einen für sich i» rein moralischem Sinne un erwünschten Akt befestige, den vor mehr als 50 Jahren der unglückliche Krieg mit Frankreich und England mit zur Folge hatte. Aus solchen Be dingungen entspringt ausschließlich die Frage über einen gewissen Vor- behalt, der unbedingt bei Unterzeichung einer Deklaration über die Auf rechterhaltung des otmtrm guo in der Ostsee formuliert werden muß. Die Frage der Abänderung der Alandskonvention ist jedoch von Ruß land keineswegs aufgeworfen worden. Soweit bekannt, beabsichtigt auch die russische Regierung keineswegs, die Frage aufznwerfen, und es scheint, als ob di« schleunige Unterzeichnung einer russisch-schwedischen Deklaration hinsichtlich der Ostsee besser als irgendwelche Argumente der ganzen Welt beweisen würde, daß die Aera der feindlichen Be ziehungen zwischen diesen beiden Nachbarstaaten längst vorüber ist, und einer Aera vollkommen freundschaftlicher und gutnachbarlicher Be ziehungen Platz gemacht bat. — Der „Vorbehalt" wird doch noch eben die Aufhebung des Befestigungsverbotes betreffen. * Der japanisch-chinesische Konflikt. Aus Tokio wird vom 5. ge meldet: Das Auswärtige Amt veröffentlicht folgende Note: Japan stellte wegen der ungesetzlichen Beschlagnahm« des „Tatsn Maru" China gegenüber weder ein Ultimatum, noch sprach es Drohungen aus. Wir vertrauen auf den guten Willen der chinesischen Negierung, daß sie den Dampfer freigeben, ihr Bedauern ansdrücken und Schaden- ersah leisten wird. — Nach dem Londoner „Daily Telegraph" ist bereits die Antwort Chinas erfolgt. Das Blatt berichtet über ihren Inhalt: Di« Antwort Chinas aus Japans Vorstellungen wegen her Beschlag nahme des Dampfers „Tatfu Maru" enthält zwar keine Ablehnung, sondern spricht die Bitte um Entschuldigung ans und bietet Ersatz au, doch betrachtet die Negierung sie als unzureichend.— Eine Bestätigung des letzten Satzes durch eine offizielle Erklärung wird abgewartet werden müssen. Wie wenig zuverlässig englisch« Nachrichten sind, zeige ein Vergleich obiger amtlichen Erklärung mit folgender Mel dung der „Morning Post" aus Schanghai: Die Beziehungen zwischen China und Japan wegen der Beschlagnahme des „Tatsu Maru" sind äußerst gespannt. Japan erklärt, daß es, wenn der Dampfer nicht frei- gegeben wird, Chinas Vorgehen als belli ansehen wird. — Die Typen für die Worte „en-am belli" liegen bei den englischen Blättern eben fest und müssen jede Woche einmal gebraucht werden. * Cnglisch.siamesische Grenzberichtignng. In London wird offiziös mitgeteilt, daß Verhandlungen über einen englisch-siamesischen Vertrag im Gange sind, durch den England das Gebiet von Kelantan und Fringanon en Siam abtreten will. — ES wird sich um entlegen« und wenig wertvolle Gebietsteile Birmas bandeln. * Ausstände. Aus London wird vom 4. telegraphiert: Handels minister Lloyd George äußerte hinsichtlich des Konfliktes auf den Schiffswerften an der Nordostküste sich dahin, daß als Ergebnis der lange andauernden Konferenzen ein Nebereinkommeu getroffen wurde, über besten Inhalt er noch nichts sagen könne, von dem er aber hoffe, daß es ein Schritt zur Lösung der Schwierigkeiten sein werde. Leipziger und sächsische Angelegenheiten. rvstterbericht -er Aonigl. Säehs. Lander-Wetterwarte zn Dresden. Voraussage für den S. März 1908. Vielfach heiter, aber veränderlich, teilweise leichte Ritterschläge, Temperatur nicht erheblich verändert. Auszeichnungen. Das Königliche Ministerium des Innern Hal den nach, genannten leit über 30 Jahren «lnunterbrocbe» in dem G aphischen Institute von Julius Klinkhardt iu Leipzig, Liebigstraße 6, beschäftigten Personen, nämlich dem Kontordiener Gustav Adolph Gäbler iu Leipzin-Rcudniy, dem Packer Friedrich August Odrtch iu Leipzig, dem Graveur Carl Alexander Richard SchepS iu Leipzig-Thonberg, dem Schriftsetzer Carl Gustav Freitag iu Leipzig uud dem Setzerfaklor Friedrich Oskar Böhme in Oetzsch daS trag bare Ehreuzelchen für Treue in der Arbeit verlieh»». Die Auszeichnungen wurden den Judilarrn heute iu Gegenwatt de- FirmeuinhobrrS Dr. Klinkbardt durch Bürgermeister Dr. Dtttrich au RotSstelle anSgehäudtqt. — Vom Königliche» Ministerium deS Innern ist dem Mitglied« der freiwilligen Feuerwehr- Kompagnie zu Leivzig-Tonnewitz, Klempner Paal Müller daselbst, das durch eder Zeit seine liebe Not damit gehabt, auch nur eine Kleinigkeit an den Mann n bringen. Ihn und seine Schicksalsgefährten wird kein Vernünftiger für dir lleberproduktion verantwortlich machen wollen. Daß der Musikaltenhandel unter den zahlreichen spottbilligen — meist aber auch ipottschlrchten — Anögaben und unter oft unbegreiflicher PreiSschleudeket empfindlich leidet, bedarf wokl keines Wortes weiter. — Unter diesen uugüustiaen Verkältnisten war auch die Neigung der Musikalienverlegrr, neue Werke auf den Markt zu blingen, »ur gering. Schlechter, als da- Fahr 1907 abichloß, beginnt 1908, in besten erstem Monat Januar nur 419 Werke (geaen 558 im Dezember 195'7) erschienen sind, von denen 230 der Instrumental- und 189 der Vokalmusik angehSren. „Hofmeisters Musikalisch-li terarischer Monatsbericht über neueMusikaUen, musikalische Schriften undAbbildungen"tLcipzig, FriedrichHofmeinrr), dieses siirdenMusikalien händler unentbehrlich gewordene Nachschlagewerk, das soeben seinen 80. Jahrgang in schmuck m neueren Gewände nngetrrtru hat, gibt uns über die Unterabteilungen der genannten beiden Musi'hauvtgruvpen noch nähere Auskunft. So erschienen an neuen Werken für Orchester 33, sür Sa!onorche>trr8, für Harmonie-(Militär-l .Musik 14, für Blechmusik 12 uud Konzertanten mit Streichorchester 2; ferner Werke sür Streichinstrumente 15, für Blasinstrumente 4, für Harfe 1, für Zither 5; der Klavierliteratur gehören 128 Werke an und zwar 30 sür Piano- 'orte mit Begleitung, 4 sür zwei Piano-, 1 sür Pianoforte zu vier Händen mit Begleitung, 8 sür Planoforte zu vier und 85 zu zwei Händen; schließlich sind noch für Orgel 5 und für Harmonium 3 Werke zu verzeichnen. Aus der Hauptgruppe der Vokalmusik sind zu regi strieren: geistliche Gesänge 22, mehrstimmige Gesänge mit Orchester und mit mehreren Instrumenten 2, solche mit und obne Pianoforte 70, einst mmtge Chöre 1, theatralische Musik 32, Melodramen 3, Gelange sür eine Cingstimme mit Orchester l, Lieder, Couplets und humoristische Soloszeuen sür eine Sing stimme mit Pianosorte 56, Gesänge mit Harmonium 1 und schließlich Hebungen sür Gesang 1. Außer den erwähnten 4l9 neuen Musilalien brachte der Januar ncch 15 Bücher und Schriften über Musik und 4 Textbücher. — An dieser Produktion waren von den in Leipzig wirkenden Tonkünnlern und Mosiksckrift- stellern Richard Hofmann, Carl Kipke, Julius Klengel, Alois Rackendors, Hugo Riemann, Arnold Schering, M. Vogel, L. Walther uud G. Wohlgemuth be teiligt. O.-L. * Mandschu nnd Chinesen. Im MSrzheft von Belhagen L KlasingS Monatsheften reröff-ntlicht Georg Wegener eine sehr interessante Studie über die Kaierin-Witwe von China und weilt daraus hin, daß die derzeitige Dynastie in China eine ausländische ist und ihre Regierung von den Chinesen noch immer durchaus als Fremdherrschaft empfunden wird. Tas pflegt in weiien »>reisen viel zu wenig berücksichtigt zu werden, obwohl e» geradezu der Schlüssel für die grnndlrgenden Fragen ter inneren und äußeren GrgenwartSgrschichte Chinas lst. Nahezu dreihundert Jahre, seit 1644, ist eS her, daß der kriegerische Mandschu«Stamm au- dem Nordostrn, jenieitS der Großen Mauer, die Chinesen uuterwors»», ihueu da- Tragen deS ZopieS ausgezwungrn und ihre einheimische Mtng-Tynastie durch die mandschurische der Tsin ersetzt bat. Erst wenn mau chinesische Verhältnisse genauer kenneu lernt, sieht man mit Erstaunen, wie frbr das Verhältnis zwischen einer barbarischeren, aber kräftigeren Herrennation und einem gebildeteren, aber weicheren beherrschten Volke in China noch immer lebendig ist. Noch beute find Mandlchu und Cdinr'rn völkisch stark getrennt. Ter Besucher von Peking lernt die Mandlchu sofort an ihrer stark eigenartigen Tracht von den Chinesen unterscheiden. Schon dadurch sondern sie sich ans, daß z. B. die Frauen die chiresische Sitte der Fußvrrstümmelung niemals angenommen haben. Tas Mandschurische ist noch beute die Sprache der Mandschu. Als etwas besonders Anerkennenswertes bebt man in Peking hervor, daß di« Kaiserin sich später »ine völlige Beherrschung der chinesischen Sprache ongerignet hat. Ein immer wiederkebrender Grund zur Klag« auf chinesischer Seite ist bis zur Grgeuwart der gewesen, daß trotz deS außerordentlichen numerischen Mißverhältnisse» zwischen Mandschu und Chinesen doch immer etwa di« Hälst« aller Mandarinate iu Händen von Mandschu sich befanden. Lin Umstand, der natürlich »ur durch eine ungerechte Bevorzugung der maudschurischeu Kandidaten bei den vffeotlicheu Prüfungen erklärt werden konnte. Umsomehr, alS unzweifelhaft die Mandschu in litteri« noch beute den Charakter de- BirbareavolkeS beibebaltea haben. Eie gelten sür Verächter der Bildung, di« mit dem Hochmut deS Kriegers gpf die Schul- meisterlichkeit der Cdiuesen herabsehen. Wenn mau diese Tatsachen in» Ange saßt, so versiebt man die Schwierigkeiten uoch bester, denen di« im Niedergang begriffene Dynastie der Tstn gegen übersteht. E< ist nicht allein der Widerstand gegen das Andrängen der begehrlichen Frrmdmächtr, der idr obliegt — im Gegenteil, in dem verworrenen Lpiel der Diplomatie der letzte» Jahrzehnte hat sie an deren gegenseitiger Eifersucht sogar mehr als einmal eine rettende Stütze gefunden —, sonder« sie hat auch gegen die Bestrebungen iu China selbst sich zu wehre», die die Fremdherrschaft abschütteln möchte». Wir Europäer sehen tu der Regel nur die mit dru auswärtigen Fragen zusammenhängenden Verhältnisse; wenn man aber in die Beschichte China» selbst mehr ttndriugt und die fürchterlichen inneren Erschütterungen, wie Lt« Taiping - Rebrllio» und die großen Modam- mrdaner-Ausständ« kennen lernt, danu versiebt mau wohl, wie die auswärtigen Verwicklungen demgegenüber für di« Regier»«« oft geradezu Nebensachen sein mußten. Da» große Dilemma der heutig«» Loge für die Dynastie ist dies: sie kann ohne durchgreifende Reformen nicht weiter wirtschafte», da» Verlangen danach im eigenen Lande wird z» mächtig. Ader diese Rrsormgedanken sind aufS innigste mit dem Wachstum «atioualrr Empfindungen verknüpft, und diese wenden stch von selbst gegen eia« frembländiiche Dvnaslie. Verlacht sie, sich selbst an die Spitze dieser nationalen Reformen z» stellen und ganz alS chinesische Dynastie zu regieren, so ist ihr dir leidenjchasllichste Gegnerschaft der Mandschu sicher, die für ihre Vorrangstellung fechten, in dem richtigen Bewußtsein, daß sie nur Inrch diese in China etwa- bedeuten können. * Hamburger Vries. Ma» schreibt an» au» Hamburg vom 4. März: Der Gedanke, ein« neue Oper iu Hamburg z« gründen, ist mit solch einer Lebhaftigkeit ausgetaucht, daß man schon ernstlich von einem diesbezüglichen An trag in der Bürgersckait spricht. C» gibt jedoch Kreise in der Intelligenz, die höchst mißbilligend diesen neuen Vorschlag cminehmen, denn »S ist nur zu offen sichtig. daß er nicht durch volkserzieherstche Erwägungen, sondern durch geschäft liche Kombinationen entstanden ist. Im Grnnde fehlt uns leine Oper, sondern nur eine billige und allen zugängliche Oper. Wenn sie nicht vorhanden ist, so liegt e» an der Grichäitslüchtigtetl des Letter», die sür ihn selbst und für die Aktionäre recht schätzenswert sein mag, aber nicht für die bildnerischen Ziele, welche einem Thraterinsiitut zugrunde liege» sollen. Bei der großen Vorliebe der Hamburger sür die Oper, für di« übrigen» die kolossalen Einnahmen der Wagner-Boistellungen schon allein »inen-Brwei» erbringen, ist e» sehr leicht möglich, daß eine neu« Oper »her zustande kommen wird, al» di« lang ersehnte rind dringendst erbetene staatliche höhere Mädchenschulei Vor allem wird von den meisten Leuten hier die Ansicht geteilt, daß nicht Herr Bachur wieder an die Spitze des neuen Unternehmens gestellt werden sollte. Selbst wenn er ein Künstler wäre, dürste ibm nicht die Verwaltung von vier großen Kunstinstituten (Stadttheaier in Homburg und Altona uno Thalia-Theater Hal er geyenwärtig) zugrmutet werden. Er ist aber kein Künstler, sondern ein vortrefsliter Kaufmann.— Weit angemessener und berech tigter wäre eine staatliche Subvention sür Las Deutsche Schauspielhaus. Dann Allerhöchste Verordnung vom 11. Mai 1885 gestiftete Ehrenzeichen verlieben worden. Die Auszeichnung wurde ihm gestern durch den Dezernenten de» städtischen Feuerlöschwesens, Stadtrat CichorinS, iu Geaemvart de» Brand direktor» Bandau und des Hauptmanns der freiwillige» Fruerwrhr-Kompagnie zu Leipzig-Connewsy an Ratsstelle auSgehändigt. M. UntverfitStSuachrichteu. An der ärztliche» Vorprüfung, die am Schluffe des WinteriemestrrS stattsaav, nahmen 34 Kandidaten teil. Bon ihnen erhielten 6 die Zensor 1, 14 Kandidaten die Note 2 und 10 die Bewer tung 3. Bier Kandidatea werden die Prüsnug teilweise zn wiederholen haben. — Die Gesuche nm Zulassung zur pharmazeutischen Staatsprüfung im Sommeriemestrr 190^ sind bis znm 1b. März an da- Kgl. Ministerium des Kultus und Sfsentlichru Unterricht» in Dresden einznreichrn. — Am Sonnabend, den 7. März, findet io den PrüsuugSränme» der medizinische» Fakultät eine Probevorlesung de» Stabsarzte» Dr. med. Richard Serselder statt. Er wird über die „Entstehungsweile der Mißbildung de» Auges" doziere». Der Beginn der Vorlesung ist aus nachmittag» 6 Uhr festgesetzt. * Neuregelung der Gehalte des LtadtbezirkSarzleS und de» Etadt- arzteS. Nachdem der langjährige Eladlbezirlsarzt sür Leipzig, Herr Geb. Medizinalrat Dr. Siegel, um seine Pensionierung sür den 1. Jnii 19o8 eingekommen ist, Hat der Rat eine Neuregelung der Gehaltsverhältnissr für not wendig erachtet. Der Inhaber des Amtes bezog bisher außer dem festen Gehalte von 4500 auch alle Gebühren, die durch Begutachtungen usw. entstanden. Der Rat beabsichtigt nun. diele besonderen Gebühren, ivweit sie in den der Stadt znfließenden Ponschalgebühren enthalte» sind, in Zukunst der Stadtkasie zuznsühren und dajür den Gehalt dr» Brzirlsarzir» rntsvrecheud zu erhöhen. Mit Rücksicht hieraus uud ans die Bedeutung des Amtes ist ein Ansangsgehalt von 9000 frstgefitzt worden. Die Ausübung von Privat praxis soll dem Stadtbezirksarzt nicht gestattet sein- Ta rin aut dem Geböte der bezirkSSrztlichen Tätigkeit erfahrener Arzt kaum zu gewinnen sein dürste, wenn er bei Aufgabe seiner bisherigen Stellung uicht die Gewißheit erhält, hier eine feste Lebensstellung zn erlangen, so hat der Rat weiier beschlossen, ibm gegenüber auf das Recht der Kündigung z» verzichten. Gleichzeitig soll das Gehalt sür den Assistenten deS StabtlxzirkSarzleS. ter in Zukunft den Amts namen Stadtarzt fübreu wird, von 45«H aus 4800 erhöht werden. Tie Ausübung von PrivatvraxiS ist auch ihm untersagt, soweit nicht der Rat eine Ausnahme gestattet. Der Rat hat die Stadtverordnete» nm Beitritt zu diesen Beschlüssen ersucht. * Schulnachrichleu. Herr Dr. Phil. Hermann August Kühne, bisher Lehrer an der Franenberufsschule, wurde als stündiger Lehrer au ter V. Real schule in L.-Reudnitz angestellt. — Herr Alfred Otto Konstantin Schmidt, bisher Lehrer an der 20. BezirkSschule, wurde als Lebcer au der Vorklassen- schule der >. höheren Schule für Mädchen angesteilt. Beide Anstellungen gelten vom 16. April 1908 ad. * Die künftige Regelung der Ledermeffen. Durch de» Abbruch der der Universität gehörigen Gebäude Goetvenraße Nr. 3, 4, 5 und Ritter straße 8 und 10. der bereit- im April diese- JahrrS beginnen soll, wirb der hiesigen Ledermesse, di« dreimal tm Jahre stattfinvet und einichließlich des Auf- stellens und Wegnrdmeus der Mcßbuden ungefähr 4 Tage in Anspruch nimmt, die Haupt schlichst« ihrer bisherigen Stätten genommen werden. Mit Rücksicht hierauf ist vom Sächmchen Bezirksver- bande denticher Lederbändler der dringend« Wunsch ausgesprochen worden, die Stadtgemetndr möchte nicht nur, wie bisher, dir Einladungen zum Beiuche der Lrbrrmeffeo verseade», sondern auch die Vergebung der Meß- verkausSsiände, Ausstellung der Buden usw. selbst regeln und nicht etwa einem Konsortium von Privatpersonen überlasten. Als passendster Platz sür die fernere Abhaltung der Lrdecmesten ist von den Beteiligten der Nikolai- kirchhos bezeichnet worden, weil dieser i» der Nähe der Stätte gelegen ist, wo bisher die Lrdermessea abgebalten wurde». Diesem Ge>uche entsplechend hat der Rat beschlossen: 1) mit Rückucht darauf, daß die Lederwessen eine keineswegs zu unterschätzende Bedeutung sür unsere Stadt haben und sie aus alle Fälle erholten bleiben und möglichst wieder gehoben werden möchten, deren Abhaltung Irl bst zn übernehmen und insbesondere aus Beschaffung geeigneter Meßverkaussstonde aus dem Nikolailirchbofe bedacht zu >ein; 2) von der Erbauung vou Buden auf Kosten der Stadlgemeinde abznsebeo, dagegen zwei Buden von je 20 m Länge und 10 m Tiefe mit zniammen 80 V.rkaufSsläudeu zum Mietpreise von 800 sür jede der drei Messen, also vou 2400 ^1 jährlich !einiLließiich der Kosten der jedesmaligen Ausstellung, Wittercibttagung njw.1 sür drei Jahre zu ermietrn. Zu dielen Beschlüssen hat der Rot die Zustimmung der Ltatt- verordneten erbeten. Wir bemerken noch, daß die Standmiete pro Messe 12 betragen soll. Bet diesem Preise wird eine Deckung der Kosten ungefähr eintrcten. * Die i« Hamburg weilende» Leipziger Stndevten unternahmen gestern vormittag «in« Hafenrundfahrt, die sie schließlich zu dem im Kuhwärder-Hasen liegenden Rieiendampfer „Kaiserin August« Viktoria" der Hamchurg-Amerna-Liine führte. Eine eingeheirdc Besichtigung des Dampfers zeigte denLwchschüleru nicht nur die präch tigen Gesellschafisräume des großen Schiffes, sondern auch die für sie besonders interessanten sanitären und hygienische» Einrichtungen des Dampfers. An die Besichtigung schloß sich ein Frühschoppen in dem Nauchsalon; alsdann wurde der Rückweg angetreten, d«r die Besucher durch einen der großen Kaifchuppeu, wo di« immensen Gütermengen nicht geringes Staunen erregten, zu dem Stvatsdompfer zurückbrachtc, mit dem man die Hafenfahrt gemacht hatte. Es folgte noch eine Fahrt zmn Hansahafen und eine Besichtigung d«r nahegelegenen Auswanderer hasten der Hamburg-Amerika-Lime. vei der heutigen Ziehung der Sächsischen Staatslotterie siel rin Gewinn von 50 000 auf Nr. 52 241 bei Herrn I. N. Gutzschrbauch Iu Leipzig, ein Gewinn von 5000 ans Nr. 47 637 bei Herrn Gustav Schubert tu Gerings walde. * Bermitzt wird seit dem 89. v. M. da» an diesem Tage 80 Jahre alt gewordene Dienstmädchen Elsa Matta Wawrzyniak aus Bncba. das in der Mübligstraße in Lindenau in Stellung war. DaS Mädchen ist von übermittel großer, schlanker Gestalt, hat blondes Haar, braune Augen, trug grün- und brannkaricrte Bluse, dnnkelrote» Rock, blangrstrrifle Schürze und Tuch pantoffeln. könnte eine solch eminent künstlerische Kapazität wie Baron Berger Hamburg noch weiter al» sein Kontrakt läuft, erhalten werden, nnd sein Theater würde in noch höherem Maße eine deutsche Muster bühne werden. Bon den herrlichen Darstellungen dort ans den Peilen der Weltliteratur haben bisher olle VoikSkreise Nutzen und Erhebung geschöpft. Ins Stakttdeater jedoch kommt zur Oper niemand, der nicht lttnen teuren Platz bezahlen kann. Ein privates Vorstadttheater iür St. Pauli wird übrigens vom Direltior Haiemann in die Wear geleitet. Bi» jetzt war Herr Monti der einzig Glückliche, der in dem „fidelen St. Pauli" sein Schäfchen ins Trockene bringen konnte. DaS erklärt sich zum Teil durch die Sckwrrsälligkeil der Ham- burger, Theater außerhalb der Grenzen Hainmonias zu besuchen. Gegenwärtig gibt z. B. Schildkraut Gastrollen im Schiller-Ldealer in Altona, und der große Mime, dessen Scheiden von Hamburg einen Sturm der Entrüstung gegen seinen früheren Direktor heraufbeschmor, erfreut sich dennoch keines zahlreichen Besuches. —lc. Kittr Reuter-Denkmal iu Ltavenhagen. Der kürzlich verianotc Aufruf zn Sammlungen für da- iu Stoveubagen zn errichtende Fritz Reuter- Denkmal hat schon jetzt einen guten Erfolg gehabt. Die Gaben gehen bereits in reger Folge ein. Namhafte Beiträge Halen der Herzogregeot Johann Albrecht von Braunschweig, Reichskanzler Fürst Bulow uiw. gespendet. Die Stadt Stavenhggen versendet nunmehr den Ausruf zu den Sammlungen an sämtliche regierende deutsche Fürsten. * Hochschulnachrichten. Der Professor der Mathematik an der Technischen Hochschule in Hannover, Dr. Paul Stäckel, bat einen Rui an die Technische Hochschule in Karlsruhe erhalten. — Dem Assistenten am Chemischen Iw itut der Universität Berlin, Dr. A. Stäbler, wurde die venm Iv^oncki iür anorganische und analytische Chemie erteilt. — In Heidelberg hat sich der Assistent an der Universitäts-Frauenklinik Dr. M. Sten habilitiert. — Der Ordinarius für Vcr- waltungslebre und österreichische» Verwaltnngsrrcht an der Unioersität Graz, Dr. Ludwig Äumplowicz, einer der hervorragendsten Soztolo en und Ltaats- rechlsledrer, tritt am 8. d., seinem 70 Geburtslage, nach 33>Shrtger amt licher Tätigkeit in den Ruhestand. — DaS Prosesiorenkollegium der medizi nischen Fakultät der Prager deutschen Universität bat beschlossen, dem Unterrichtsministerium die Errichtung einer Professur für die Begutachtung von Betrieb'uusallverlctzungen vorzuschlagen. Ter a. o. Professor sür Chirurgie Dr. Eduard Pietrzikowski ist für diesen neuen Lehrstuhj in Aussicht ge nommen. — Geheimrat Gustav Fritsch begeht beute seinen 70. G-burtStag. In einer Reihe von Werken, hat er die Ergebnisse feiner Forschungen in der Kapkolonie, der Burenrepublik, in Natal, an der Kalalwriwüste niebergelegt. Allein mit diesen anthropologischen Arbeiten ist Gustav Frits.t S Wirkungskreis keineswegs erschöpft. Er betätigte sich vielmehr auf den verschiedensten natur wissenschaftlichen Gebieten. So gehörte er zn der von der Akademie aus gerüsteten Expedition zur Beobachtung de» VenuSdurchgangeS an der Sonnen scheibe in Aden. Auch die Eriorschung der elektrischen Organe der elektrischen Filche wurde ibm von der Akademie übertragen, nachdem Sachs ganz plötzlich während einer Echwei^reise in der Nähe vou Bormio tödlich abgeslürzt war. Nicht weniger erfolgreich waren seine rxverimentellen Studien zur Aufklärung der Funktionen teS Großhirns, die er mit au-führte. * Kleine Chronik. Der Bauernseld-Prei» im Betrage von 400)Kronen wurde dcm Schriftsteller Karl Schön Herr >n Wien für sein Schauspel „Erde" verliehen. — Aus BreSlau wirb uns vom 5. d. telegraphiert: Zur Teilnahme an der heute begonnenen Tagung der balneologischen Gesellschaft sind zahlreiche Aerzte aus Dentichland und Oesterreich hier ringelroffen. Am twclsten Sonntag findet die Enthüllung ve» Denkmals sür Dr. Brehmer, den Begründer der Görbersdorfer Lungenheilanslallen, statt.
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