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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.03.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080305028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908030502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908030502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-03
- Tag 1908-03-05
-
Monat
1908-03
-
Jahr
1908
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Dezugt-Prett Abend-Ausgabe 8. Anzeigen-Preis chr S-tvK» «x v»r»a» »«ch «»1«» lrS,», «2 S»«dU»ui» v»4 Ha»« Fracht« «»»gab, » <»», «ora«Xj ««NrljLdrtü, > vi., maiiallUb I Ni.; Sutaab« I <mo«aeiX ,2 ab«!»«) »tut«» jährlich 4.L0 Vl^ «aaallrch tLll VH Lurch »X ch»a ,« bliebe», <2 «al itglich) «»»erhall Drurlchlaad« an» der deuixhe» «»tonte» «erreliahrlich L.2L Pt., awaatlich l.7L «. «alichl Pult, deftellgeld, chr O«Srrr<>ih S L 86 l», Ungar» 8 N ««rrljtdrllch Aernr« t» Val» gtao, Dünemari, bau Laaaukaalrn, ftraak» reich, Italia», Lure-adara. «iedrrlanda, Nanvage, Nubland Schwede». Schwet» ua» Svanie» I» alle» tdriaen Sinatra n»r diriv »»rch di» «Mch. d. W. erhLllltch. Sbo»n«»>em»N»»,ln»»> Nag»it»«vlatz 8» i>ei unirre» lräaer». gllxten. LpedUeurr» Ml» ««aadmrsielleir «Mi» VoüLauar» L»t VrxNrägrru. Di» «t»»«r» «am «er loital Ich chf^ «edaktt», an» Erve bitt»» > JodanaXgajj« 8. Lelrvb»» «r. l««L «r. t4«Lj, Nr. »««. rWMr.TagMM Handelszeitung. Amtsblatt -es Rates und -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. chr JiNerar» «X vew»«» an» Umgebung d« Sgrivalxa, Pen«»»«!« S Pt., Nnangiell« «njeige» 80 Li., «eklamr» I M.; »«i au«n>1n« » Pt.. «iekluinro ULt«-! „m Laitan» HO PI , tinan» Anzeige»7bPI. «ektame» Dbil M Inierare». Vehdrve»in umUicheaL«14e>P. v-ilagegedühr HM,. Dauienc es!I P»k- gebühr. GaichaiXu»»eigen an beoorruglei Stelle im Prell« erhöht Iliaban nach 7.nr> Kellerte,in Lntrrta« kbnuen Nicht »urück» gezogen «erde», Füi da» itrichriaen ar beüuamta» Lage» und Platz«» wirb kein« charonrr» übernommen «Ntzergkn-Lnaadme, LaguNabplatz er. bei iimtliche« Filmte» u. allen illnnaucen- 4g>edltiollen be» Ja» und illullunbet chalrot - Filiale verlt» > Tarl Langer. Herzog!. Paar. Hoibach- handlung, Lützoirslratz« 10. elalavho» VI, «r. 4803). Nr. «4. Donnerstag 5. März 1908. ll)2. Zabrzang. Das rvichtigste vonr Sage. * Zwischen England und Siam finden Verhandlungen über eine Grenzberichtigung zugunsten Siams statt. sS. Ausl.) - * lieber den japanisch-chinesischen Konflikt findet ein Notenaustausch in friedfertiger Form statt. lS. Ausl.) Jur Reichsfinanzreforiii. Die Befürchtuim, als werde die Reichsregierung wirklich nur mil Vorschlägen zur Reichsfinanzresorm auswarten, die aus indirekle Steuern hinauslaufen, jcheint sich nicht in dem Maße zu rechtfertigen, als noch vor kurzem angenommen werden mutzte; namentlich als cs hietz, Fürst Bülow stehe ganz und gar ans dem steuerpolitischen Standpunkl des sächsischen Finanzministers. Zwar liegt lein Anlaß zu der Hoffnung vor, man werde den kühnen Schritt zu einer Reicysvermögensstcucr aehen oder zu einer Reichseinkommensteuer'. Aber cs scheint auch nicht ausgeschlossen, daß man doch an eine Erweiterung der Reichs erbschaftssteuer denkt. Wenigstens Hal der bayrische Finanz minister im Finanzausschuß des bayrischen Reichsrats sich dahin ge äußert, daß, wenn der große finanzielle Mehrbedarf des Reichs nicht lediglich durch neue indirekte Steuern gedeckt werden könne, jo werde man mit einer Erweiterung der Reichscrbschaitssteuer einverstanden ;ein mästen. Aus dieser Erklärung gehr zwar leider hervor, daß man arundsätzlich immer noch und immer wieder daran sesthäll, die in- oirekten Steuern als die für das Reich zuerst in Betracht kommen den anzusohen. Solange man diesen Grundsatz nicht auigibt, bleibt darum immer die Befürchtung, daß man aus Mittel des Massen- 'onsums greift, deren Besteuerung ohne Ansehen der finanziellen Leistungsfähigkeit der einzelnen Volkstelle wie eine Kopfsteuer wirken muß. Und dagegen wird man sich immer aufs neue von liberaler Seite aus wehren müssen. Aber wir wollen nicht verkennen, daß gegenüber dem starren Festhalten an dem Prinzip der indirekten Besteuerung durch oas Reich es sür die Praris wenigstens ein kleiner Fortschritt ist, wenn bei den Mitteln, die man in zweiter Linie als Beslcuerungsvbjekt kür das Reich anerkennt, wieder die Reick,serbschaitssteuer in Betracht gezogen wird. Daß man dies ernstlicher tut, als es selbst aus des bayerischen szinanzministers vorsichtigen Worten zunächst hervorgckn, zeigte er durch "eine weiteren Ausführungen. Er gab in ihnen schon die Gesichtspunkte an, die bei einer Erweiterung der Neichserbschastsstcuer in Betracht tommen würden. Er betonte, daß es insbesondere aus die Schonung oder möglichste Freilassung der kleinen und eine nur mäßige Heran ziehung der mittleren Vermögen ankommc, und aus entsprechend höbere Heranziehung der großen Vermögen. Unter allen Umständen jedoch müsse eine Unterscheidung des Jmmobiliar- und ModiliarvermögenS eintreten. Bei Einführung der Dcszendentcnerbschaslssteucr auf Immo- 'hilienbesitz dürfte dann, entsprechend dem bereits bestehenden Erbschasts- steuergesetz,' die Steuer nur in jährlichen Raten aus den Erträgnissen der Grundstücke gefordert werden, und müsse bei einem zweiten Erbfall »or gänzlicher Tilgung des ersten Steuerbctrages ganz oder teilweise unerhoben bleiben. Ein gesondertes Vorgehen der Einzelstaaten sei wegen der zu befürchtenden Abwanderung des beweglichen Kapitals un erwünscht. — Der Grundsatz, daß man die kleinen oder mittleren Vermögen mög lichst oder ganz schonen möge, ist natürlich bedingungslos anzuerkennen. Es ist der Grundsatz sozialer Gerechtigkeit. Tic übrigen Gesichtspunkte verraten deutlich, daß man durch ihre Ausstelluirg den städtischen und endlichen Grundbesitzern die Steuer annehmbarer machen will, denn gerade aus ihren Kreisen ist die Reichserbschastssteuer fchon bei ihren rsten bescheidenen Anfängen am schärfsten bekämpft worden, und ihren Widerspruch fürchtet man jetzt auch am meisten. Ob cs gelingen wird, ihn auf diese Weise zu überwinden, und dabei doch nicht nach der Seite des mobilen Kapitals ungerecht zu werden, mutz die Zukunft zeigen, oder vielmehr eine in diesem Sinne ausgearbeitetc Steuervorlagc. Am Dornburgs Programm. Die Budgetkommission ging am Mittwoch zum Etat von Kamerun über. In der Generaldebatte legte Staatssekretär Dernburg wiederholt die Grundsätze dar, von denen er sich auch zn der Verwaltung dieser Kolonie werde leiten lassen. Die wirtschaftliche Entwicklung in Kamerun sw zurzeit ungesund und einseitig, sofern sic sich gegen- wärtig im wesentlichen stütze auf die Gewinnung des Gummi. Dieses „G u in m i f i e b e r" führe zum verwüstenden Raubbau. Die Gewalt tätigkeiten, die sich die Händlerkarawanen gegen die Eingeborenen er lauben. yabeu zunehmende Entvölkerung der Handelsstraßen, Unord nung und — Ltrafexpediticnen zur leidigen Folge. In absehbarer Zeit >ei damit zu rechnen, daß mit dem Rückgang der Gummiprodnklion eine wirtschaftliche und damit wohl auch eine politische Krise in Kamerun ein trete. Die nächsten Mißstände hofft die Kvlonialverwaltung durch Erlaß einer „T r ä g e r o r d n u n g" abzustellen. Auch die Errichtung notwendiger Vcrpslegungsstationen für die Handelskarawanen wird an- geregt. Die Hauptsache aber wäre der Bau von Eisenbahnen, der die ungezählten Tausende.'die als Träger auf den Straßen nomadisieren, für die regelmäßige Kulturarbeit frei und seßhaft machen werde. Dann müsse der Neger vor allem dazu angeleitet werden, daß er Produkte baue wie Mais, Oelbäume, die weniger den gefährlichen Schwankungen des Preises unterworfen und ihm selbst notwendig und nützlich seien. Auch der Referent Dr. Semler erklärt sich mit den Grundsätzen des Kolonialsekrctärs im allgemeinen einverstanden, glaubt aber, daß der Neger nur durch einen mehr oder weniger sanften Zwang durch die Vermittlung der Häuptlinge zur Kulturarbeit, zunächst nicht im Dienst von Weißen, sondern im eigensten Intereste zu arbeiten ange halten werden müsse. Ob das angehe und wie das zu machen, darüber zerbrachen sich die Redner aller Fraktionen mehrere Stunden die Kopse, der Kolonialsekrctär mit eingeschlosten. Dr. Paasche warnt davor, den zufälligen Tiefstand des Preises zum Ausgangspunkt sür die Verurteilung des Handels mit dem betreffenden Artikel überhaupt zu machen; die Neger bedürfen der Anleitung und Erziehung zur Arbeit. Tie Debatte drohte roriibergehend hüben und drüben eine etwas „tropische Temperatur" anznnehmen. In dem, was sachlich vorgetragen wurde, konnte der Unbefangene einen zureichenden Erklärungsgruud nicht finden. Bisher ist cs dem Staatssekretär gelungen, sein neues und gewiß weithin mit Genugtuung begrüßtes Kolonialprogramm der „Eingeborenenkultur" glücklich hindurchzulavieren zwischcn den ihm doch wohl bedenklichen, weil ungewohnt neuen Aeußerungen warmer Anerkennung von Zentrum und Sozialdemokratie aus der einen Lchite und bc. bis «etzt durchaus gemäßigten und zurückhalicndcn Kritik der Nationallibcralen auf der anderen. Auch die wünschen nichts anderes, als daß die Interessenten der Plantagen und des Handels in die Gesamtintcreffengelneinschast unserer Kolonien gleichwertig und speziell auch im Sinne der banscatischen Handelskreiie. eingeführt werden. Wir wünschen daß die Verhandlungen — und daran allein Hal die weite Oesfcntlichkeit ein Interesse — im weiteren Verlauf der Kommissions- beratungen fernerhin geleitet sein mögen von dem Geiste freimütiger Aussprache und Kritik, lw. Geiste einer sachlichen, im besten Sinn nativ- nalcu Zusammenarbeit von Kolonialamt und Parteien. deutsches Reich. Leipzig, 5. März. * TeS Kon 8^ Namen tau. Aus Anlaß deS heutigen Namenstages des Königs fand häute in DreSbe.- militärisches Wecken statt. Um 8 Uhr konzertierten im Jaadb-st des Königlichen Schlosses die Kapellen des '7 Feuilleton. Ein verheirateter Philosoph gehört in die Komödie. Nietzsche rvege znrn Leben.*) Von Dr. Leon Zeitlin (Berlin). Ein kleiner Aussatz, den ich vor einiger Zeil hier veröffentlichte, vor mir Gelegenheit, mich mit etlichen Worten gegen nationalaefärble Ideale der Lebensführung zu wenden. . . . Sicher werden die Menschen m kommenden Tagen vor allem — Men'chen sein, und sie werden Menschen des Willens und der Absicht sein. Woraus kann, worauf soll ihr Wollen gerichtet fein? . . . Philosophen an die Front! Dieser Ruf ergeht an alle, nur wenige freilich solgen ihm. Wir haben „Wichtigeres" zu tun; wir sind so sehr damit beschäftigt, die materiellen Grundlagen für eine Existenz zu jckaffen, die „Leben" ge nannt zu werden verdient, daß wir nach glücklicher Bewältigung dieser Vorarbeit schon alles getan zu haben glauben. Aus dem Wege zum Leben sind wir stehen geblieben und merken es kaum. Wo aber bleiben die Philowphen, deren Geschäft es ist, uns mit Weltanschauung zu versorgen? Die Versuchung liegt nahe, das Wort von dem Elend der Philosophie wieder aufzunchmen^ allein als optimistisch Gestimmter 'vreche ich doch lieber von Sen Aussichten und Hoffnungen, die trotz alledem noch immer dem Leben aus der Philosophie erblühen, mag auch die billige Weisheit des „prirarun vivorv, clvinclü plrilosopllari" als der rcalpolitischen Weisheit letzter Schluß ausgeschrien werden. Als einen, der Hoffnungen weckt und Aussichten eröffnet, nenne ich Ernst Hör neffer, der von Nietzsche herkomml. aber seinen eigenen Weg geht, der von dem Großen gelernt hat, aber nicht bloß Schüler ge blieben ist. Aussichten und Hoffnungen — doch Erfüllungen werden ihnen nicht folgen. Steht das im Widerspruch mit dem Optimismus, zu dem ich mich eben bekannte? Gewiß nicht: nur etwas vie eine grundsätzliche Erklärung möchte ich so von vornherein abgeben, eine Erklärung, die ganz einfach die eigene, gar nicht überzeugungslüsterne Anschauung widerspiegeln will. Ter Kreis der möglichen Mißverständnisse dürste dadurch erheblich verengert werden, was mir um so wünschenswerter erscheint, als es sich um eine Auseinandersetzung mit einem Manne handelt, dem ich in ehrlicher Wertschätzung gern die Hand schüttle, wenn unsere Wege sich kreuzen. Echten Menschentumes tiefste Sehnsucht bildet den Kern von Hornesfers Philosophie. Sein Auge ist aus den wollenden und han delnden Menschen gerichtet, und was jeder irgendwie empfindet, über den das kleinliche Einerlei des Alltags noch nicht Herr geworden ist, doS hat Horneffer als die drängendste „Forderung des Tages" erkannt: *) Ernst Horneffer: „Wege zum Leben". (Leipzig 1908. — Verlag von Werner Klinkhordt.) „Ein Enticherdungskampf um die letzten menschlichen Werte ist auszu- fechten. Aus verborgener Tiefe will sich eine neue Tugend empor ringen." In der Tat, nie war sich Ser Mensch fo vollbcwußt, daß er die Antwort auf die Frage, wie läßt sich die Erfüllung der eigenen Per sönlichkeit mit den sozialen Notwendigkeiten in Einklang bringen, zum Leben brauch». Ebenso offenkundig scheint mir aber auch, daß es eine endgültige Antwort auf diese Frage nicht geben kann, daß Mensch und Menschheit wohl immer auf Konpromiste angewiesen sein werden. Anders Horneffer: „Die Erfüllung der eigenen Persönlichkeit . . . soll unser ein und alles sein", lehrt er. Allein, nicht diese Forderung ist das Neue; Berufene und Unberufene haben gleiches gepredigt und sind verstanden und mißverstanden worden. Und neu ist es auch nicht, wenn Horneffer, der sich hier völlig zu Nietzsche bekennt, nicht müde wird, darauf hinzuweisen, daß die persönliche Tugend zwar hoch über allen sozialen Tugenden thront und dennoch in keinerlei Gegensatz und Feind schaft zum gemeinsamen Leben steht. „Dienst du dir, so dienst du zugleich dem Allgemeinen. Selbstwohl und Gemeinwohl fallen zusammen." Wohl aber sind es neue, hofsnnngsweckende Gedanken, die er an diese Erkenntnis anzuknüpfen weiß, und die nicht zu einer subjektivistisch zurcchtgestutzten, individualistischen Lebensanschaunno mit einer Welt als Kulisse und Hintergrund für die eigene Peinlichkeit führen. Sein Denken mündet vielmehr ein in eine Weltanschauung, für die mir die rechte Bezeichnung fehlt und die ich daher etwas trivial nicht anders als „Individualismus für alle" zu nennen vermag. So wenigstens deute ich's mir zurecht, wennHorneffer, demS ch öp ser kraf t als höchste Persönlichkeitstugend und also höchste Persön ichkeitspflicht gilt, die frohe Botschaft kündet: „Wer in seinem Berufe Tüchtiges leistet — und dies ist das wesentliche der Tugend der Schöpferkraft, wenn sie auch hierin nicht aufgeht — tut zugleich sich den größte» Dienst, er gewinnt lein Glück nach außen und nach innen, und zugleich dient er dem Allge- meinen, seinem Volke, der Menschheit. Wer möchte so froher Botschaft nicht glauben, wer möchte nickst wollen, daß es so werde, aber die Möglichkeit, daß ein jeder die köstliche Wahrheit dieser Heilslehre an sich erlebe, liegt ach! fo weit, und der Weg dorthin? . . . Mir scheint, die beiden Tugenden: Gerechtigkeit und Opfermut, die nach Horneffers Willen als Trabanten der höchsten Tugend, der Schöpfer- kraft, den Menschen geleiten sollen, sie werden noch lange Zeit als Führer vvrangehen müssen. * * Ueber ein französische» «oethe-vuch berichtet Gaston Deschamps im „TempS". Da- Buch beißt „tjuelquss propos «ur Ooetke" und bat Herrn Emile Delerot zum Verfasser. Drlerot beschäftigte sich schon vor einem halben Jahrhundert mit Goethe; er veröffentlichte vor 46 Jabren bei Charpentier die „Courersation» <ls 6oetks »vvo LoLernuum", und Sainte-Beuve, der berühm teste Kritiker jener Zeit, widmete d»m Buche im „Conslitntionnel" drei seiner Plaudereien und schrieb außerdem eine Vorrede zu der Uebrrietzunq. In seinem neuesten Werke sucht Delerot „dem Französischen in Goethe" nachzuspüren unv den Nachweis zu führen, daß der größte Dichter der Deutschen während seine- ganzen Lebens „französische Einflüsse" auf sich wirken iieß. Als Knabe schon stand Goethe unter dem Einfluß französischer Autoren, die auf ibn mindestens ebenso stark wirkten wie die deutschen Pädagogen. „Einer seiner Großonkel", schreibt Delerot, „war ein Moralist nach dem Muster de< AbbS- d« Saint Pierre. Der von Neukirch ersten Lelbzrcnabier-Regimenis Nr. IW, des Gardereiter-Regimenis unv des ersten Felvartillerie-Regimenis Nr. 12, deren Ehef der König ist. Später gratulierten die Hofstaaten, worauf Faunlienlafel slatkfand. * * Die ArbctlSlosenvcrstchcrung. Einer offiziösen Meldung zufolge wird im ReichSamt des Innern an einem sozialpolitischen Problem von höchster Bedeutung gearbeitet. Man beschäftigt sicb mit dem Projekt der Arbeitslosenversicherung. Dieses Projekt ist zwar einstweilen nur erst Gegenstand von Erwägungen und vorbereitenden Erhebungen; aber schon die Tatsache, daß man solche Erwämngen und Erhebungen anstellt, zeigt, daß man gewillt ist, dem Pro>ekt ernstlich näher zu treten. * Hauptmau» Tomiuik. In der gestrigen Sitzung der Reichstags- budgetkommission teilte Oberstleutnant Ouade auf eine Anfrage mit, daß ein Disziplinarverfahren gegen den Hauptmann Dominik nicht eröffnet worden fei. Dagegen schwebe noch vie gerichtliche Unlermchung, die seinerzeit auf Grund der Anschuldigungen des Abg. Bebel weg-n schlimmer Grausamkeit, die Hauptmann Dominik begangen haben solle, eingeleuet worden fei. — Im gestrigen „ReickSanzeiger" sieht zu lesen, daß dem Hauptmann Dominik L In. suite der Schutztruppe für Kamerun, kommandiert zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt, die Königliche Krcne zum Roten Ädlcrorden vierter Klasse mil Schwertern verliehen worden ist. — Danach muß wohl die Untersuchung sür den Hauptmann Dominik günstig stehen. ' Bcamtcubcfolöuug und Landtagswahl in Preutzcn. In parla mentarischen Kreisen nimmt man an, daß trotz der von fast allen Parteien eingebrachten Interpellationen die Beamtenbesoltungevorlage nicht mehr in dieser Session vorgelegt werden wird. Injolge dieser An nahme ist man auch der Ansicht, daß die Neuwahlen zum Abgeordneten hause schon im Juni statifinden werden. Der Landtag würde dann im April mit den noch vorliegenden Arbeiten fertig weiden und von der Regierung, um alle verfassungsrechtlichen Bedenken zu beseitigen, auf gelöst werden. Die BeamtenbeiolrungSvorlage würde dann im Herbst vor das ncugewähllc Haus kommen, was sür die Negierung deswegen vorteilbastcr ist, als sie dann mik Abgeordneten zu verhandeln hat, die nicht kurz vor der Wiederwahl stehen. * Tie Wahlrechtsfrage i» Llvcnburg. Der oldenburgische Landtag erklärte sich in seiner gestrigen Sitzung mit der sünsjäbrizen Wahlperiode, an der die Regierung festhielt, mit allen gegen eine Stimme einver standen. Auck die Sozialdemokraten stimmten dafür, weil sie, wie der Abgeordnete Schulz betonte, zeigen wollten, daß sie gewillt seien, mitzu arbeiten, damit ihnen beim Wahlkamps kein Vorwurf gemacht werden könne. Von der aus zwei Abgeordneten bestehenden Minderheit war zuletzt noch ein Abgeoroneter zur Mehrheit übcrgeichwenlt. Damit ist die Wablrechisvorlage, die das NeichStagSwahlrechi für Oldenburg ein- fühit, verabschiedet u«d wird Gesetz, wenn auch der nächste Lardlaz den gleichen Beschluß saßt. * Ter anhaltische Lanvtaq erledigte in erster Lesung wieder mehrere Regierungsvorlagen durch Überweisung an die zuständigen Kom missionen zwecks Borberatung. Der Gesetzentwurf betr. Abänderung des Witwerikassenzesetzes lehnt sich im wejentlichcn an das R.ichs- beamlen-HinIerblledenen-Gefetz von 1907 an und bring! u. a. eine Er höhung des Mindestsatzes der Wilwenpension von 150 auf 300 und Gewährung von Waisengelb auch auf Halbwaisen. Die Vorlage betr. Abänderung deS Zivllstaatsvieristgeietzes steht im Zusammenhang mit der vorgenannten Vorlage. Die Vorlage betr. die Erhöhung der von den inländischen Orts» und Gesamtarmenverbänden an die Landesbeil» anstaltcn zu Bernburg und Hoyen zu zahlenden Pflegegeldsätze fordert die glcichmäß'ge Erböhung derselben auf 300 Bislang bcrrugen die Pflezegeldjätze lährlich 130 bzw. 200 übersetzte „TölSmaque" von FSnelon nahm in der schönen Bibliothek des Herrn Rats Goethe einen Ehrenplatz ein, und der Verfasser von „Dichtung und Wahr heit" bat später selbst erzählt, wie sehr dieses Buch seinen Geist gciesjclt hat. Unter den großen französischen Schriftstellern, die zu der literarirchen Bildung des lünstigen Dichters von „Iphigenie auf Tauris" beigeiragen baden, muß auch Jean Racine genannt werden. Tas Frankfurter Tbeäier war eine Etappe sür die trefflichen französischen Schausvielergeselljchaften. die nach Deutschland kamen, um vor dem Erzbischof von Mainz, vor dem Land grafen von Hessen-Kassel oder vor dem König von Preußen „Andromaquc" oker „Britanniens", „Bajazet" oder „Mithridate", „Esther" oder „Athalie" zur Auf- sührung zu bringen . Als Enkelsohn des Schultheißen Johann Wolfgang Textor batte der junge Goethe einen Freiplatz im Theater, und es ist bekannt. Laß er die Gelegenheit, dar Theater kennen zu lernen, sehr gern benutzte. Er lernte rasch und sozusagen instinktmäßig den harmonischen Ausbau der französi schen Tragödie bewundern; der Rhythmus der Alexandriner gefiel ihm ebenso sehr wie die Eniwickelung der Charaktere. Wenn er daun, noch ganz berauscht von dem ästhetischen Genuß, nach Hause kam, nahm er sich Racinrs Werke vor und deklamierte mit lauter Stimme die wunderbaren Verse, denen er kurz vorher zugejnbelt hatte. „Die Franzosen", meinen Delerot und Teschamps, „müssen ihm das als besonderes Verdienst anrechneu, denn sein Vater, der methodische, didaktische, sehr gelehrte, pedantische und hypochondrische Rat Goethe, war Preußenfreund und Franzosenfeind. Wogegen der köstliche Großvater Textor und da- lebhafte, anmutige Mütterchen zu den ins Französische hinüberivieleuden literarischen Eskapaden LeS genialen Wolfgang nur milo und verständnisvoll lächelten." Daß die Franzosen Goethes Schwärmerei für ihre Literatur mit einer Schwärmerei für Goethe erwiderten, dürfte nicht allgemein bekannt sein. „Es gab eine Zeit", schreibt Te-chamvs, „wo iu Frankreich jedermann, von den Epigonen der Klassiker bis zu den triumphierenden Roman- tikeru, in Goethe einen der herrlichsten und größten Europäer begrüßte. ES war die Zeit, in welcher Emile DeSchamps, der Freund, der Mentor und der erste Berater Victor Hugos, in eleganter Weise den „König von Tdule" uod „Die Braut von Korinth" übersetzte, die Zeit, in welcher der achtzehnjährige GSrard de Nerval eine „Faust'-Uebersetzung veröffentlichte, von der Goethe zu Eckermann sagte: „Deutsch kann ich den „Faust" nicht mehr leseu, in dieser französischen Uebersetzung aber frappiert mich jeder Zug, als wenn er ganz neu sür mich wäre." * Pom Musikalienmarkt. AIS vor kurzer Zeit der Verein der deutschen Musikalienhändler seinen Bericht über daS Geschäftsjahr 1907 veröffentlichte, klang das Ergebnis gar eleqisch. ES deckle sich ornau mit dem, wa- wir wiederholt an dieser Stelle über die gegenwärtigen Verbältnisse de- Musikalien- markles ausgesübrt haben. Wenn in dem erwähnten Jahresbericht die Ueber» Produktion für den schlechten Geschäftsgang verantwortlich gemacht uud gleich daneben den Komponisten zugeruien wird, daß unverlangte Manuskripte zuizeit keinerlei Beachtung seitens der Musikalienverleger finden, so mutet das einiger maßen spaßhaft an. Die Ueberproduktiou, über die sie letzt so beweglich Nagen, haben die Verleger selbst veranlaßt, und beiouders jene, die auf den musikalischen Geschmack resp. Ungeschmack der großen Masse spekulierten. Hatte e n Komponist z. B. mit einem neuen Couplet, einem Cakewalk usw. einen tüchtigen Erfolg, so kamen alSdald die Verleger derartiger Werke an ihn heran und wollten neue Werke von ibm haben. Ter niinnichr „gefragte" Komponist schrieb flott daraus los — und machte fein Geschäft, während die neuen Verleger seiner neuen Werke aus einer Verlegenheit in die andere fielen, weil die meist kostspielig ausgesialteten Heste keine Käufer finden konnten. .Hinterher sind dann die lamentablen Klagen über Ueberprodiiklion fchon begreiflich. Ein Komponist dagegen, teilen Sachen nicht „gehen", bat zu
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