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2. Beilage «»»tag, S. MSr, IE LeiMer Tageblatt Nr. 6^. W2. Jahrqnui. Mutzestunden. Police X 2H. 4s Romau von Oskar T. Schweriner. Drittes Kapitel. Es gibt Menschen, die behaupten, daß es in Avignon nie schlechtes Wetter gebe. Und wenn man gar den Aussagen der Bürger dieses Städtchens glauben sollte, so müßte in Avignon nur immer die Sonne scheinen. Daß die Avignonesen übertreiben, ist für sie Geschästssachc. Welcher Geschäftsmensch übertreibt nicht, wenn es sich um die Dualität seiner Waren handelt, — und für den Avignonesen ist das Wetter eine Ware; er lebt davon — und gut. Denn die Qualität besagten Wetters hat zur Folge, daß das Städtchen ständig von Touristen wimmelt. Sommers und Winters. Und es ließe sich darüber streiten, wann Avignon schöner ist; wenn die Wiesen ringsumher im saftigsten Grün prangen und üppiges Gras zwischen den rauhen, runden Steinen hervorsprießt, mit denen die engen Straßen gepflastert und die alten Mauern, halb niedergerissen, mit Moos bedeckt sind; oder wenn über das Ganze eine weiße Schneedecke ge brütet ist, was, wenn auch recht selten, doch hin und wieder vorkommt. Tb der Anblick eines alten Turmes, der mit Kanonenkugeln gespickt zu sein scheint — mit einem wunderschönen, runden Loch ungefähr in Monneshöhe, das eine durchgehende Kugel glatt in die Mauer hinein» geschnitten hat, — sich schöner in weiß als in grün ausnimmt. In beiden Fällen — ob Sommer oder Winter, grün oder weiß — wird man üch in Avignon, sobald man die langweilige Hauptstraße glücklich hinter 'ich hat, plötzlich in eine andre Welt versetzt glauben. Einige hundert Fahre zurück. Aufeinanderrasselnde Schwerter, dröhnendes Kriegs geschrei und donnernde Kanonen wird man im Geiste hören; und wenn man durch eins der vielen, notdürftig mit zwei bis drei Brettern ver- nagelten riesigen Tore hindurchschlüpft und sich plötzlich in einem von Ruinen umrahmten, großen, steinernen Hof befindet, dann gehört nur wenig Phantasie dazu, sich mitten in vergangenen Zeiten zu glauben. Vielleicht die einzige Stadt der Welt, wo die Verwüstungen des Krieges so erhalten geblieben sind, wie der Feind sie zurückgclassen: un aufgebaut; stumme Zeugen der Vergangenheit. Ein schmaler Weg, über eine Wiese schlängelnd. Einige hundert Meter lang. Und am Ende des Weges ein graues, aus großen Quader- steinen aufgeführtes, schmuckloses Gebäude. Jedes einzelne der sehr kleinen Fenster ist mit dicken eisernen Stäben versichert; das Ganze er innert an ein düstres Gefängnis. Das Kloster der Schwestern von „Sanct Vincent de Paul". Jetzt öffnen sich die Tore der hohen Pforte und im Türrahmen er- scheint eine Schwester in der malerischen Tracht ihres Ordens. Die weiße Haube sieht aus wie eine riesige Seemöve Mit ausgcbreiteten Schwingen; Schwingen, die sich bei jedem Schritte leicht und rhythmisch bewegen, wie die einer Taube beim Niederflug. Hinter der Schwester eine Schar junger Mädchen, die Pensionäre des Klosters. Zu zweien und zweien treten sie an, um ihren üblichen Spaziergang durch die Stadt zu machen. Und ganz zuletzt ein Mädchen, bedeutend älter als die andern, mit einer zweiten Schwester. Langsam, gemessenen Schrittes, setzt sich der Zug in Bewegung, der Stadt zu; die Schwestern mit zu Boden geschlagenen Augen, die Mädchen lebhaft, aber leise miteinander plaudernd. „Und?" — sagte eben das junge Mädchen, daS mit der Schwester das letzte Paar bildet. Sie ist, wie schon gesagt, bedeutend älter als ihre Gefährtinnen, etwa 19 bis 20 Jahre alt, und wären die Schwestern nicht da, könnte man sie für die verantwortliche Erzieherin der Schar hallen. Die Schwester hebt ihre Augen einen Moment zum Gesicht ihrer Begleiterin. „Sie wird auch —" „Was — ins Kloster? Die Schwester nickt unmerklich. Ihre Augen sind wieder zu Boden gerichtet. Das junge Mädchen blickt starr vor sich hin, mit einem Ge- sichtsausdruck, so ernst, daß er kaum zu ihrem Alter paßt. Und plötzlich spricht sie wieder: „Schwester Madeleine — es war sehr gut von Ihnen — meine Bitte zu gewähren — mir zu erzählen. Ich fürchtete — Sie wären un glücklich —" Instinktiv blickten die Augen wieder in die Höhe; sehr schnell dies mal, und sehen die Sprecherin voll an. „Ich? — Kein Mensch kann glücklicher sein mit seinem Los, kein Mensch zufriedener. Die Welt enthält nichts, was ich eintauschen möchte gegen meine Seelenruhe. Stehe ich nicht über allen Kleinlichkeiten dieser kleinlichen Erde? Hoch, hoch darüber? Können denn die andern auch nur annähernd ermessen, ahnen, was das heißt?!" Heiliger, überzeugender Ernst spricht auS ihren Worten. Lang samer lügt sie hinzu: „Ich bin so glücklich, wie es das Kind eines Menschen nur sein kann. Aber, ich bin — ich! Und meine Schwester — wird unglücklich sein! Unglücklich!" Im Flüsterton kommen die letzten Worte über die Lippen der bleichen, jungen Nonne. „Ich bete täglich für sie —" Schweigend schreiten die beiden nebeneinander her. Kein Wort mehr wird gewechselt und bald sind sie am Ziel ihrer Wanderung angelangt: ein weißes oder, richtiger gesagt, eine Anzahl weißer, zweistöckiger Gc- bäude mit einer Art niedrigem, kleinem Turm in der Mitte und einer ziemlich hohen Freitreppe. Ueber der Tür das Wappen des Papstes; die Tiara mit den wehenden Bändern und den Schlüsseln; der einstige Palast der Päpste, in welchem diese in den langen Jahren des Exils residiert hatten. Und wechsclvolle Schicksale sah der herrliche Bau — wilde Soldatenhorden schlugen in den hohen Prunksälen ihr Lager auf, die prächtigen Wgnd- und Deckenmalereien wurden vernichtet und schließlich der Palast in ein Lazarett umgewandelt. Und wieder hörte man Kanonendonner, und wieder wurden Löcher gerissen in die Stadt mauern und in die burgartigen Häuser; Löcher, die nie zugemauert wurden, die noch heute zu sehen sind. Aber der Palast ist unversehrt geblieben, — und auch das Wappen. Das Gebäude enthält Kunstschätze, Gemälde und Skulpturen, die man mit großer Mühe wieder renoviert hat und auf die Avignon sehr stolz ist; säst ebenso stolz wie auf dos Wetter, und aus denselben Gründen. Die Zöglinge des Klosters der Schwestern des heiligen Vincent de Paul besichtigten heute die Kunstschätze des Palastes. Zu zweien und zweien stiegen sic die große Freitreppe empor. — — — — — — Schon eine Stunde später befanden sie sich aus dem He°mwcge. „Und glauben Sie, Schwester Modeleine, daß Ihr Onkel die Hei ' Ihrer Schwester mit den, Manne, den sie liebt, gestatten würde, n . u dieser Mann ebensoviel Geld hätte, wie der andre?" „Ich zweifle nicht daran!" Und dann: „Ich werde heute der Oberin beichten müssen und Buße tun. I hätte mit dir nicht über solche Tinge sprechen sollen, mein Kind!" Ein leichtes Lächeln überflog die Züge des Mädchens. Tie Nonne war nicht viel älter als sie selbst. „Das werden Sie nicht tun, Schwester!" sagte sie ernst und bcslim „Es ist meine Schuld. Ich sah Sie traurig, bedrückt, und ich quäl Die, bis Sie mir von Ihrer Schwester erzählten. Und Sie wi''. . wenn Sie Buße tun, das wird mir vielleicht mehr weh tun, als Ihnen!" Sie preßte verstohlen die Hand der Nonne. „Versprechen Sie mir, daß Sie nicht zur Qberin gehen!" „Ich werde beten!" kam die Antwort, die das Mädchen als c:n Ver- sprechen auszufasscn schien. „So ist's recht. Und nun, Schwester, glauben Sie, daß I! Schwester glücklich wäre, wenn sie die zehntausend Franken hätte, so in den Stand gesetzt würde, den Geliebten ihres .Herzens zu heiraten?" „Beinahe so glücklich wie ich —" „Tann muß ihr geholfen werden." Wieder blickte die Schwester auf, erstaunt. „Ihr kann nur Gott Helsen!" „Ganz recht! Und ich wvrde sein Werkzeug sein! Ich hin reich! Zehntausend Franken gegen das Glück zweier Menschen — bah!" Sie hatten die Stadt hinter sich. Tie Gespräche der vorderen Mao- chen wurden etwas lauter, lebhafter. Die junge Schwester griff krampfhaft nach der Hand ihrer Be gleiterin. „Renee!" rief sie leise, „Renee — was meinst du?" „Vater hat mir tausend Franken hier gelassen, das ist nicht gcnrr. Aber — ich kenne ja die Adresse seines Anwalts, der Mann, der immer das Geld schickt, monatlich, wissen Sie, Schwester, er muß mir die 'chleu- den neuntausend Franken geben!" Und als ob ihr selbst leise Zweifel aufstiegen, setzte sie hinzu: „Er muß, er muß!!" „Renee!" konnte nur die Schwester noch einmal rufen. Ihr Gesicht war gerötet, ihr Atem ging schnell, sie kreuzte die Hände über ihrem Busen. „Wenn Vater nur gerade jetzt nicht verreist wäre, es wäre eine Kleinigkeit, aber — es muß gehen, Schwester Madeleine —" Wenige Minuten später schlossen sich die düstern Tore des Klosters hinter der jungen Schar. Aber noch bis spät in die Nacht hinein bravni- Licht in Renöes Zimmer. Sie hatte noch einen Brief zu schreiben. „Mein lieber Herr Bazy!" lautete er: „Mein Telegramm wird Sie überrascht haben und es ist natür lich meine Pflicht, Ihnen die Gründe für meinen Ihrer Ansicht nach wahrscheinlich eigentümlichen Wunsch klarzulegen. Ich habe eine Freundin, deren Schwester den Mann, den sie liebt, nicht heiraten soll, weil er arm ist, und ein anderer, reicher, um sie anhält. Sic muß tun, was ihr Onkel will. Wenn der arme nun soviel hätte, wie sein — Rivale — dann — nun dann wäre alles gut. Das arme HV grösste 5octimenie! vurcst drei 5>tock>x/erke enorme Vorräte! Oarckinen-HIeulieiien sämtliebo moderns VorbanA-Ltotto Lloi'ss spsnlv Kslkslvnes Met ant., ketieella- und ?0int ä'65prit-8pit26n-06N!'68>. Wand-Zpannstoife. — Moderne sk^ienlsenj. lVIarklssn- und 2elt-8toKe, Vörandsv-Ltolks, Deeken ste. Interessante l'sppiek-tlsuksitsn. Moderner Doeos- und Dinolsukn-klur- und Ireppön-Le!a§. sinä um ckLS Doppelte orvoUort unä bieten enorme LilsvLlU sämtl. W bekannten leppiek-llrreugnisss ru messZedsM billigen kreisen. AM- Isppioks und NöKelstoffe-LnAros-Dasser. "WM ös^iektissunßs frei und obns ^edv Verbindtielikelt! elektr. ^akistuül (lütt) eilens für den Verkeür der Kunden. 70S7 Man verlange Abbildungen. 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