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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.03.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080309013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908030901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908030901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-03
- Tag 1908-03-09
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Monat
1908-03
-
Jahr
1908
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ftrafuug von Roberts- und Sittlichkritsverbrecken an Untergebenen ver- ösjentlicht worden ist, bat es berechtigtes Befremden erregt, daß der katholische Pfarrer Weber, wegen sittlichkeitsverbrechen an Schul kindern zn einem Jahr« Gefängnis verurteilt, vor de« Antritt der Strafe vollständig begnadigt wurde. Kennzeichneuderveise findet diese Begnadigung einen Fürsprecher im klerikalen „Bayerischen Kurier . Das Münchener AentrumSorgcin behauptet zwar, cs komme „nur" eine bedingte Begnadigung in Frage, und auch darüber seien die Akte» noch nicht geschlossen. Grundsätzlich aber hält da- Zeutrumsblatt den Fall Weber auS folgenden Gründen kür geeignet, ans dem Wege der Begnadi gung erledigt zn werden: „Nicht nur, daß die Strafe seinerzeit auffallend bart (?) ausge fallen ist (da» Gericht ging über den Antrag des Staatsanwaltes noch kinauSI, muß besonders berücksichtigt lverden, daß hier von erblicher Belastung gesprochen werden kann. Wer . . . die Familienverbält- nisse Webers kennt l. . . sein Baler war Alkoholiker und Endete durch Selbstmords, wird begründeten Zweifel an der vollen Strafverant- wortlichkit Webers haben." Wie mild« doch ein Zeutrumsblatt zu urteile» vermag, wenn ein Sittlichkeitsverbrecher dem katholischen Llerns angehört! Man ver gleich« mit dieser Milde die rücksichtslose Strenge, oie von der Zentrums presse geübt wird, sobald cs sich beispielsweise um irgendeinen „Kolonial skandal" bandelt! Nicht minder auffällig ist der Hinweis auf erbliche Belastung und mangelnde Strafverantwortlichkeit. Bon beiden will das Zentrum im allgemeinen nichts wissen, lakonisch besteht es in der Regel auf der vollen Verantwortlichkeit des Schuldigen. Im Interesse eines Klerikers aber mißt man bereitwillig mit anderen Maßen! * Der tlontrakdrvch ausländischer Arbeiter ist auch rm Alten- bnrgffchen Landtage zur Sprache gekommen, indem ein Abgeordneter an die Staatsregierung die Anfrage stellte, ob sie gewillt sei, irgend welche Maßnahme» gegen lontrskkbrüchige Ausländer zu treffen. Wie vom Nsgi«rumdk!rsche cru» geantwortet wurde, ist dieser Nebelstand dem thüringi'chcn Regierungen -chon bekannt a«ues«n; denn bereits im ver gangenen Jahre hätte mau sich mit dieser Frage gelegentffch einer Kon- 'ercnz beiwifftigt, ohne jedoch .fu einem Ziele zn kommen. Im allge meinen sei »S ja Reichsjsche. die Auge'egenheit .« regeln, «rber es ließe sich von den D'nzelstaaten »ns mich etwas im Verwaltungswege tun. Darum soll dreie wichtige Frage schon ans der nächsten Konferenz der thüringischen Staaten zur Verhandlung kommen. Hb die in Preußen ,.ur Ginkübrnnt! gekommenen Answeispapicre d:-m Nebel steuern könn en. wäre allerdings roch -veifekhaft. (Krsße Schuld an diesen Ver hältnissen rrstgen irveinalls gewi^euiose Agenten, welche e«rn xivei Mal tie BermittelungsaeöSür sstr Arbeitsnackiweff« im Reiche eiwstecken. * Sachsen-Weimar. Wie »nS e»n Privattelegramm meldet, wurde der Antrag auf Aushebung der Grundsteuer im Großherzogtum r-m Landtag einstimmig geuehmigt. * Zentraiisten und Lokalisten. Bekanntlich hat der Kongreß der lokalistiichen Gewerk'chasken gegen eine nicht unerhebliche Minderheit die Verschmelzung mit den gewerksckafflickcil Zentralverbänden abgelehnt. Die Folge davon ist, daß -wischen dem Rest der lokalistischen Gewerk schaften und den entsprechenden Zentralverbänden ein heftiger Kamps um die Mitglieder aukgebi ockeu ist. In dickem Konkurreuzlampse be klagt sich das Organ der Lotalisten bitter iiber den Terrorismus, den Zentralverböndler anwende», um Lokalisten in ihre Reihen hinüb r- zuziebcn. Das Blatt der Lokalisten veröffentlicht als Beweis für den zertralverbändlerische» TerroriSmuS einen Briei, in dem eS wörtlich beißt: „. . . Hiermit melde ich mich als Mitglied vom (lokalistischen. Red.) Ber«n der Zimmerer Berlins und Umgegend ob. Du wirst dich vicl- lcicht wundern, daß ich auch noch übertrete. Aber, lieber Freund, die Agitation der Linigungsfreunde ist unheimlich. Auf keiner Arbeitsstelle hat mau Ruh« ... Zu ;edem Frühstück und Mittag geht dir Stichelei los, man wird behandelt schlimmer als ein Stiefkind " Daß dieser Lokokvcrbändler dem Drucke nackgab, findet das Loka- listenorgan schon deshalb erklärlich, weil er verheiratet ist. 15 Wochen arbeitslcs war und während dieser Zeit einen Todesfall in der Familie hatte. Zur Ehr' aber, beißt es weiter, gereicht dicker Fang den Fängern sicher nicht, und jeder ehrlich denkende Arbeiter wende sich mit Abscheu von solchem Tun ab. Ta§ Lokalistenorgan beschwert sich endlich darüber, daß von -entralverbändlicher Seite im Konkurrenzkampf um WSWWWMW«UM»«SiMM die Mitglieder daS Briefgeheimnis verletzt werde, und schließt mit der Frage: „Was sag! wohl der „Vorwärts" und die Partei (d. h. die So zialdemokratie. Red.) -u dieser praktische» Arbeit der „einsichtigen" Lenke?" Ausland. Testerreich-Ungarn. * TaS MatnritälSeramen. AnS Wien wirv vom 7. telegraphiert: Die heutige im Unteciichieminineriuin dnrcdgesuhrlc MlttelickubnquSte Kat iich für vte Beibehaltung der Maiuritätepcüsung au de» Gymnasien und Realichulen entschiede». Dock soll noch im laufenden Schuljahre eine neue Prüfungsordnung mit wesentlichen Erleichtkrongcn in Kraft treten. So wird bei der schriftlichen Prüfung die mathemaliiche Arbeit, außerdem am Gymua'inm die klebt» setzung in? Lateinische, au ler Realschule die aus Lern Französischen korttallen. Di« Benutzung eine- Schulwörterbuches wirb in erweitertem Um- fange nestattet fein. Dir mündliche Prüsturg wird sich bloß aus vier Gegenstände rrftrecken. Ungünstiges Ergebnis Ler sck'iftlicheu Prüsting soll tie Zulassung zur mnnLlicken nicht mekr Kindern, tie iibertnup: die Form eines freien Kollo quiums annekmen soll. Außer Litten Abäiitelungeu der MatuntälSprüinngS- ocdnung wird eine Revision ter Lehrpläne »nd die Neuortnung des gaumen PrüsnngS- und KlassisikalionSwesenS in Angriff genommen. Frankreich. * Ter Mann im Hinte»gründe. Dir Knmmer-BuLgeikümnlifflon wählte Donmer zum Berichierstatter für tie Marokko - Nachtrag-krevite. Doumer und Kauimcrviepräüdeut Berteanx sind verbündet, um daS nächste Ministerium zu bilden. Ob Doumer unter der Präsidentschaft seines siegreichen Rivalen völlig „ministrabel" werden wird? Sein alter „Block" ist doch auch jetzt in hoffnungs loser Minderheit. Freilich ist nicht earan zn zweifeln, daß dem volubilen Manne die Bildung einer panz neuen Koalition nicht io völlig unmöglich sein wird- — Wie groß übrigens die persönliche Erbitterung deS Herrn Berteaux :egrn d!e benschenden Männer ist beweist tie jüngste Skardalsirne und ihre Folgen. Berteanx' Zeuqen baten eS nämlich nunmehr abgeleknt, mit denen »es i!lemeneeauschen Sekretär« Mandel zu verbanteln. Diesem wird als Haui- ipion SatissaktionSsähigkeit adgesprochen. Portnaal. * Ter erste Vmpsang. Beim König und der Königin-Witwe fand am 7. der erste Empfang seit der Ermordung le» König? Carlas iiatt. Zu dem Empiang, der drei Stunden dauerte, waren rahlreichc Perionlichkeiten erschienen. Ruh! and. * Die Zarin soll inkognito in Rapallo augekommen sein. „Corner« d'Jtali." klingt unter Boibebalt die Nachricht. Bereits am 6. sei die Kaiserin unter dem Namen einer Fursiin Schachowskoi-Strechncw mit zahlreichem Ge folge in Rapallo eingetrosfen une habe sich zu Fuß in ein dottigeS Hotel be geben. Wiederholt sei sie auSgegangen um die Aussicht zu genießen. Sir sehe sehr leidend au§; ihr Aufenthalt in Rapallo tolle längere Zeit danern. Marokko. * Sultan Abönl Aziz scheint sich in Rabat bedroh! zu füblen. Der Macksen verschiffte 20t! Soldaten von Mazagan nach Rabat und beabsichtigt weitere Sendungen dorthin. Amerika. * Kinderschuh. Ter republikanische Senator von Judianla, Beveridge, trat im Senat für die Einbringung eines GeietzeS gegen die Kinderarbeit ein. Er führte in 'einer Rede Ziffern an, die die Folgen der Kinkeransbeutung als geradezu entsetzlich erscheinen lassen. Danach büßen in Len amerikanischen Fabriken jährlich 10000 Kinder ihr Leben ein, während eine Biertelmillion dieser armen Grcköp'e in jedem Fahre der Trieueration nnv Laucindem Siech tum verfallen. Präsident Roosevelt Kat ter Einbringung einer gegen diele sckmachvoklen Zustande gerichteten Bill seine Unterstützung zugesagt. Leuilleton. Nettringrnrittel für Fischerboote. Ter Deutsche Seefischereiverein bat neuerdings Schulen mr Seefischer eingerichtet, worin diese besonders hart um ihren Lebens unterhalt kämpfenden Männer ein« weitgehende Belehrung erfahren, die sich auch auf die Sicherung ihres Lebens erstreckt. In den „Mitteilungen des Deutschen SeefischereivereiuS" ist jetzt «in Aufsatz von Lengning, einem Lehrer an der staatlichen Navigationsschule in Hamburg, er schienen, besten Inhalt gleichfalls für den Unterricht an den Schulen für Seefischer bestimmt ist und von den Rettung-Mitteln fkir Fischerboote handelt. Diese lasten sich in drei Gruppen eint«il«n, je nachdem sie dem einzelnen Mann Hiffe bringe» oder da- ganz« Schiff schützen oder nach Verlust des Doot»- kessen Besatzung in Sicherbeit bringen sollen. Für die Rettung des einzelnen sind die NettnngSrinae noch immer die wich tigsten Apparate, nnd zwar gibt es deren jetzt hauptsächlich drei Arten. Die erste ist der bekannte Rettungsring, der w«gen seiner Gestalt eines geschlossenen Kreikes diesen Namen eigentlich allein verdient. Daneben hat sich neuerdings ein anderer „Ring" eine weitgehende Benutzung er zwungen, der nach seinem Erfinder NrnnSwig benannt ist und eigene Vorzüge besitzt. Der rininal versuchsweise oder im Augenblick wirklicher Rot in die Lage gekommen ist, sich »ineS Nettungsringes zu bediene.«, wird vielleicht die iskrsabimug gemacht haben, daß der geschloffene Ring kein vollkommen«!» Mittel darstellt, da »S nicht leicht ist, ihn richtig nm den Körper -u legen. Ter DrunSwi«ich« Ring ist offen und besteht aus zwei gegeneinander beweglichen Teilen. Da er sich im Wasser zunächst lang ausstreckt, so ist er meist schneller zu erreichen und kann auch ohne Schwierigkeit nm den Körper gelegt werden. Dann aber schließen sich die beiden Teile von selbst durch den von autzenher wirkenden Wasser druck und halten den darin eingeklemmten Körper fest. Dieser Vorzug ist ganz besonders wichtig, weil der Ning dadurch den Menschen auch dann noch über Wasser halt, wenn die Körprrkräfte Nachlasse» oder völlige Erstarrung und Bewußtlosigkeit eintritt, während der Vcrun- alrickte in solchem Hall aus einem Ring von der älteren, geschlossenen Form wieder heraukglctten würde. Ein dritter, ähnlich gestalteter Rettungsring hat sich weniger bewährt, da er keine Beweglichkeit in der Mitte besitzt, nnd daher den wesentlichsten Vorteil d:S BrnnSwigschen RingeS entbehrt. Auf einem Schiffe muffen die Rettungsringe selbst verständlich stets dort angebracht sein, wo sie am schnellsten zu erreichen sind, auch mßffen sie wenigstens einmal im Jahre auf ihre Brauchbar keit geprüft werden. Außer durch Zusammenstoß oder durch Feuer droht einem Schiff eigentlich nur durch Unwetter Gefahr. Wird daS Heran nahen eine? Sturme? rechtzeitig bemerkt, dann ist die Rückkebr an Land das beste. Oft ober ist bei großem Sturm daS Einlaufen der Fischer- 'ahrzeuge gar nicht möglich. Das Schiff muß dann sofort beiaedreht werden. Je länger man damit wartet, um so größer wird die Gefahr. Ein vorzügliches Hilfsmittel beim Beidrehen eines Schiffes bietet der Seetreibanker. Bon Finkenwärder Fischern ist das Treiben des Schiffes vor den ansgeichäkelten Ankcrketten wiederholt mit Erfolg angewandt worden. Auch für Fischdampier hat da? Bestiegen mit dem Heck gegen die Richtung veS Seeganges große Bedenken, und eS empfiehlt sich des halb selbst für diese Fahrzeug« die Benutzung beS Treibankers. Die Segel- stöcbe muß, wenn Gefahr droht, sofort mstS Mindestmaß verkleinert iverden: der mit Schlepptau und Einholer versehene Treibanker wird vorn aus der Luvseite niedergelassen, bis da- Schlepptau zum Tragen kommt. DaS Schiff dreht sich alsbald in den Winb und liegt also in der Richtung deS SsegaugeS. Nnn können alle Segel festgemackt werbe». Zur weiteren Unterstützung des Treibanker» werden noch telbeutel benutzt, die nm Treibanker hängen. Sie bestehen auS leichtem Segel- uch, in daS mit einer Nadel einioe nicht zu große Löcher gestochen sind, io daß daS Lei tropfenweise ausfließen kann. In Ermangelung eines Treibankers dürste auch eines der beiden Scherbreller, das mit vier Drohttauen an die Schleppleine angebunden wird, gute Dienste beim Treiben leiste». Wird das Schiff leck »nd sein Untergang unvermeidlich. so bleibt der Besatzung als einziges Rettungsmittel das Boot, das bei einem Jischersahrzeug nicht groß und nicht zu schwer iein darf. Gut ver spundete leere Fässer erhöhen die Tragfähigkeit des Bootes. * * Ain Aufruf zur vrrtchtuug eines HeSenkstelneS für deu Dichter Wilhelm v. Pole»; wird soeben von einem Komitee erlassen, zn dessen weiteren Mitgtiecern aus Lcipzi» Franz Atam Behnlkin, Pros. Karl Bindtna, Rudolf v. Gottickoß, Pros. Ackert Koester, Amtödavptmann v. Nostiy-Wallwitz und Tr. L. Volkmann gehören. Ter Aufruf lautet: Bier Jadre sind vergangen, feit der Dicüter Wilhelm v. Potenz in voller Schaffenskraft, erst zweiundviervgläürig von uns schied. Alle, die ihm im Leben naveüandeu, und auch nicht wenig anrere im ganzen Baterlande ergriff damal» da» schmerzlich» Gelühl, daß dieirr Lod dem Lcnlichen Volke erneu teuren Belitz entrissen und schöne Ho>s- nnngrn vernichtet Halle. Denn mit Polrnz sank ter Schöpscr doch- bedenrender Erzählungen dahin di« mit ungewöhnlicher Kraft und Treue deutsche» Leben ihrer Zeit schildern. Und au» dielen Dichtungen schaut eine Seele von seltener Lauterkeit heran», eine wahrhaft adeliche Gesinnung, ei» weitblickender, sinnender Gein von ruhig leuchtender Klarheit, ein großes Herz voll heißer Liebe lir Heimat und Vaterland, für alle» Gute nnd Erle, ein Charakter, scsi gegründet ans selbsierrnngener, liefrevgi^er LekenSnns Hauung. Wilhelm von Polenz starb in der Blüte de» ManneSalter». aber dir besten seiner Dichtungen Irren nnd werden dauern. Der Dichter d-§ Duttner- bauen!, drö GrabenhägerS nnd anderer Werke voll inniger Ler- trautreit mit der deut'chen Boik.steele tst un >ergrffen. Die Geschichte hat ihm einen Tknnplatz angewiesen al» einem Meister de» künstlerischen Real smu», al» echtem Deimatkünstler, al- gemütvollem Darsteller deutschen Leben», w» be rufenem Pfleger deS kulturgeschichtltcl'rn Zeitroman» auf nationalem Boren. Aber deS Dichter» Heimat, die er Io herzlich geliebt nnd so treu geschildert Kat, darf wohl den Wunich hegen, der dankbaren Berrhrunz für einen ihrer besten Löhne einen auch äußerlich sichtbaren Auedruck zu verleihen. Ein fchlichler Denlslein soll dem Edlen an der Stätte feines Wirken» errittet werden. Zu Lirier Ehrung ihre» Dichters brstutrngen, rufen wir zunächst alle deutjchgesinuten Männer und Frauen der Lausitz nnd Sachsen» ans abn auch alle die, welche in deutschen Gaurn d-n Dichtungen Polenzen- Genuß nad Erhebung verdanken. Der VoltSstamm und die Nation, für die er rastto» sann und fchui, wrrcen sicherlich dem Mann. Lein, al- er lchird, die Zeit noch nicht Len wohlverdienten vollen Kranz gereicht hatte, ein Zeichen tr-uen Gedenken» nicht vcrsngen. — Zahlungen nehmen entgegen die Landständische Dank in Bannen und in DreSten, sowie da» Kvnigl. Sächsische Arreß-Comptoir > Dresdner Anzeiger). ' Das drMe Pretsanüschreiben der Kantgesellschasl in Halle, das In dem in Bälde erscheinenden neuesten Hefte der „Kantsinoien" milgrteilt wird lautet: , Welche» sind die wirtlichen Fortschritte, die die Metdapbyilt in Deutsch land seit Legels und HerbartS Zeiten gemacht Hal?" DaS Thema, da» einer auch von Kant bearbeileten Preisanfgabe der Berliner Akademie im Fahre 17vl Hochgebildet ist, ist von linioelstlälSoroiessor Dr. Carl Guttler in München an- gegeben und formuliert, der auch für die Kesten Bearbeitungen einen ersten Preis von 1000 und einen zweiten Prei» von 600 »s! genistet bat. Preisrichter sind die beiden Berliner Geheimräte nnd Professoren Riehl und Stumpf, sowie Ler Würzburger Professor Külve. Tie Bedingungen der Preisaufgabe si G zn beziehen durch den Geschnstsfnbrer der Kantgesellschaft, Proiessor Dr. Buchinger in Halle a. S. * Vin merkwürdiger Tierfnnd i« Jangtseklang. In der japanischen Zeitschrift .^onotnNoiies nvvlngiene jopovensW" macht Dr. Alajiro Oka die Mitteilung, tan in den Gewässern des Jnngtsekiang ziemlich weit auswärts, in der Rüde von Itickang, 10 Cx.mvlare einer Meduse entdeckt worden sind, die wohl wegen des schlammigen Woffer» de» Stroms der Beobachtung bieher ent gangen waren. Die Bedeotong dieses Fnnve» besteht darin, daß die za den Quallen gehörigen Medusen sonst nur im Merrwaffer leben, während der neue Fundort etwa 1000 Leemrilen im Innern des Lande» liegt. Der Nachweis einer Meduse im Tanganffkasee ist geradezu die Beronlaflnng zu oer Annahme geworren daß Lieser große afrikanisch« Binnen!«« vor nickt langer Zett mit dem Meer in Verbindung gestanden haben muffe. Die Gattung, zu der di« arae Meense de» Imiglfek'ang gehört, ist noch kadurch merkwürdig, daß sie zuerst tu Lea Vassin« für Wasserlilien d«r botanischen Gärten in Loudon ent deckt wurde, während ihre eigentliche'Hrimctt bisher noch nicht nachgewiesru ist. * Der «enschliche Magnetismus. Tin« Anekdote, die eS wert war, der Beraeffenheit entrissen zu werde», erzählt der englische Zoologe Ray Lankaster in einem Anffatz. der den behaglichen Titel „Naturwissen schaft vom Lelmstubl aus" führt und in der Wochenschrift „English Mechcrnrc" besprochen wird. Sein Erlebnis bezieht sich ans eine Be gegnung mit dem berühmten französischen Arzt Ebarcot und liegt fetzt dreißig Jahre zurück. Damals war die alte Hypothese vom Eiufluffe eines Magneten ans den menschlichen Körper im Schwange, und Eharcvt wollte sestgcstellt haben, daß ein sehr empfindlicher westlicher Palieiu durch einen Eisenstab, der durch den Strom einer Batterie magnetisch gemacht wurde, vollständig unempfindlich gemacht werden könnte Die Unempfindlichkeit erstreckte sich aus den Arm, dessen Hand den Elsensiad hiccl, und trat mi: dem Angenviicl ein, wenn Eharcot den Befehl gab, den Strom zu schließen. Der iunge Lankaster wohnte mit ketzerischen Gedanken dieser Vorjühriing vei, und da Ebarcot die Absicht geäußert hatte, das Experkmeru naci) einigen Stunden in Anwesenheit mehrerer Gelehrter zu wiederholen, nahm er sich vor, die Sache zn Fall zu bringen. Im Laboratorium allein gelassen, goß er die Säure aus cen Elementen au" und cricl'.i.' sie durch klare- Wasser, so daß auch nicht der geringste Strom dara 's hervorgehen konnte. AlS Charcot mit seinen Gästen wieder erschienen war, wurde die in hohem Grade nervöse nnd hysterische Kranke wieder ans den Experrmentierstubl gesetzt nnd Charcot zeigte, dah der be treffende Arm, der den Eisenstab hielt, auch gegen seine Nadelstiche sehr emvfindlich war, so lange der Strom nicht geschloffen und das Eisen nicht in einen Magneten verwandelt war. '^ann gab er laut da« Zeichen zur Einschaltung der Batterie, nnd wieder wurde der Arm seibn gegen die Durchbohrung mit Nadeln unempfindlich. Man kann sich da- Erstaunen von Ebarcot denken, al* ' "i t'N - «bm rachber 'ciueu Streich enthüllte, und somit den Beweis führte, dah hier nur Suggestion und nicht Magnetismus gewirkt hatte. Der junge Ratt:rsoc''''er glaubt' nun, er würde sofort an die Luft gesetzt wcrccn, aber Ebarcot stbülte!:e ihm die Hand mit den Dorten: „Sie haben mir eine Wohltat erwiesen, mein lieber junger Herr." * OrtSgedSchtniS der Wespe» und Bien:». Es wird nns ge schrieben: ES ist ganz empfehlenswert, von Zeit zu Zeit auch über den Kreis der engeren Fachgenoffen hinaus den Mitmenschen von besonderen geistigen Fähigkeiten der Tiere zu erzählen, und sie offran zu erinnern, daß der Mensch nicht auf jedem Gebiete deS Könnens, ja des Intellekts jedes andere Wesen überragt. Von der schönen strengen Grenzscheidung zwischen „Verstand" und „Instinkt" kommt man dabci zwar leicht ein vißchen ob, aber solch« Einsicht ist sehr nützlich. Reue interessante Beobachtungen zu diesem Tberna dringt Dr. v. Bnttel- Reepen (Oldenburg), der ausgezeichnete Hymenoptereniorscher, in einer der letzten Nummern der „Nalurwiffensch. Wochenschr." (heraus gegeben von PotoniL, Verlag von G. Fischer, Jena). Tie Beobachrungeu sind sehr sorgfältig angestellt, und alles Unsichere ist bei ihnen von vorn herein eliminiert. — Eine- Tages beobachtete v. Buttcl-Neepeu auf einer mehrere Quadratmeter großen Sandstelle, die durch keinerlei Merkmale im einzelnen ausgezeichnet war, eine Biene (Osmin parmveeis), die offenbar begann, in den Saud die slaichensörmige Ver tiefung für ihren Nestbau zu graben. Tie Biene senkte sich im Fluge auf eine von ihr auSerwäblte Stelle, ergriff ein Gandkörnchen das sie fliegend ungefähr 1—1^4 Meter forttrug, um es da fallen zu lasten nnd dann selbst zu der Sandstelle zwrückzukchreu. Von hier wird ein weitere- Körnchen in gleicher Weise fortgetragen, dann ein drittes, ein viertes und so fort in stundenlanger, ununterbrochener Arbeit. Allmäh lich läßt sich eine Vertiefung an der ausgewählten Stelle sehen, und nun mag ja die Orientierung eine leichter« sei». Aber wie es der Diene möglich ist, im Anfang ihrer Arbeit mit eleganter Sicherheit stets wieder an die für unsere Intelligenz kaum nntericheidbare Stelle zu gelangen, daS muß in der Tat, wie auch Buttel.Reepen sagt als ein „verblüffende- Beispiel haarscharfer Orientierungsgabe" bezeichnet werden und geht über menschliches Können in seiner Art hinanS. * Kleine Chronik. Siegfried Wagner dcmcntierl im „Hamburger FreinLeublatt" von Vien an» entsch eden Li« Rochst von einer neuen schwer » Trkrauknng keiner Mntter. — Eine nn»ia Gliche Geschichte ermklt La» „Giornait d'Jtalia". Ein Brief diese» römischen Blatt'» an» Font>qnm>o teilt nämlich mit, daß die vor iöni Fnhrrn au»qegrob«n,» (»«keine Peruoino» in einer Petroleumkiste im Pfarrbau» rutenl Die AuSqrakvng von Perucnuo" Renen war bet Baoarbeiten in der Piorrkirck« eriolgt. S- tkrr lat sich ni mond mehr darum bekümmert. — Wie au» Prag nemrltrt wild, vob-ndtt Siegfried Wagner eine neue Over. Der .Vok'mio" znso'e« dürste da» Werk in Dresden zur Nransfnhrnng gelanaeu. — Tie altberühwtr Hnfelanki'che G«feilschait st« Berlin bat in ihrer letzten Sitzung ibre V reiniguna mi' de. zwanglosen Deoionstraiion-a«sellikast die erst leit etniae» Fahren leslekt, b-- schloffen. In der nunmrkr ver'iuigten Gehsil hait loüeu die bewon'rat'on»n mekr i» den Dordergrunv gesiell» sonst« uberhanpt Frage« am» dem Grsam!» gebiet der prabischen Medizin erörtert «erden. Neues aus aller Welt. ReSolSeraffüre t» Berit» U. Vorgestern oechmitteg feuerte der Oberlchweijrr Erast v. Kanel. der zur,eit i« Miersvors bei Zeuihen wohnt, auf der Trepp« de» Hauses Schlegelstraß« 1» tu Berlin aui feinen Schwager, den Oberschweizer Albert Rubin zwei Rcvolver- scdiisse ab und verletzte ih» au ver rechten Wange »nd aui Hal». Dann schoß er sich zwei Kugel» iu die rechte Kopsseite. Beide wurden der CharitS überwiesen. DaS Motiv der Tat find Familicn- -wistigkriien. Wir eriahreu über di« Affäre noch lolg-nve E n^l- Herten: Die 45 und 30 Jahre alten Stalllchweizer Ernst v. Kauet nnv August Rubin au« Groß-MierSdors, die nnieiuander ver- schwä-rert sind, waren nach Berlin gekommen, um bei ihr m Schwager, dem Vermittler Moser in der Schlegelstraße 14, StcUung :u suchen. Ihre Frauen batten sie in der Heimat gclaffen. Vorgestern mittag spielten beide io der Gastwirtschaft zur Slavt Kolberg in der Schlegclstraße 14 Karten. Hierbei erzählte der eine von chnen zu anderen Gälten, sie hätten nicht uach Berlin zu kommen brauchen, sondern cu Groß-M-erSLors bleiben können, wenn sich Frau v. Käncl mit Rubin verira. en tonnte. Diese Bemerkung beschwor einen alten Fannlienzwnl beraus. Rach emem deftigen Wortwechsel ging Rubln zu «einem Schwager Moser in rie Wobn-«g hinauf. Al- er nach zehn Miauten wieder berunteriam, wartete ihn v. Känel ans dem Treppenabfatz ab, schoß mit seinem Revolver zweimal aus ihn uuc> verwnnvcte ibn an der Wange nno am Halse. Dann richtete er die Waffe gegen sich fclbil uuv verletzte uch lebensgefährlich durch zwei Schöffe in den Maud. Tst: beiden Verwundeten wurden nach der Charitö gebracht, wo o. Känel hoff nungslos dararederliegt, während Rubin nicht lebensgrf rhrüch ver wundet ist. vin grschettcr Detektive. Bostoner Blätter ei zählen solgerdeö Gc- ichichtchen al- Beweis von vcm Scharfsinn eines Deielliv-^ Samuel Webster, ein sehr reicher Seidenbänvlcr, hatte in feinem Testament seine illegitime Tochter, um die er sich zu Lebzeiten nickt getummeli hatte, zur Nn iversalcrb i u eünest tzi. Das Nach aß .euch, beauttragte LrS Pinierton-Justirut mit der Nufiuchung ver Erbin, deren AufcruhaiiS- ort undetan tt war, und dieses betraute ernen jungen Dr ekriv m t der Aufgabe. Nach kaum iech- Wochen stellte er och seinen: Ehe» wieder vor. „Nun", fragte dieser, „haben Sie da« Mädchen geiun en?" ,,^II rigcht, schon vor ernem Monar als Arbeiterin iu euiem Puycueiier". „Wo ist sie jetzt?" „Bei imr zuhause — ich habe sie nämlich geheiratet." Erwärmte Kaffcctijche. Zum Erstaunen der ^u lünrer pflegen oie Tische vor deu Pariser Boulevardcafes leicht beim ärgsten Schneegestöber besetzt zu sein. Zwar zieht man sich rann tunlichst in die Nähe des Hause« odcr einen geschützten Wrnlrl zurück, doch itinen mit einer Tafle „voir" oder einem Giatt Abiyal.i dejaglteu Platz aus dem Bürgersteig gibt der Pariser nicht aus. Er liebt ferne ,T>ottvrr- casLs", die ihm eine piächtige Aussichi über reu Snom ter Prome nierenden gewähren uns riskiert lieber eine Erkättun r, cus va^ er darauf verzichtet. Julolgedeflen haben einige Ca'FS jetzt rwärmie K^fl cloche emgeführt. Die Fuße der kleinen Mal morulcke sind uaml ch als F.uer- behalicr lonstruieri, die von Zett zu Zett mit Glut g lüst! werden. < ic Pariser sind entzückt über diese Idee. Sie feyeu ihre feuchieu Fuße aui den Wärmebehälter, schlage» den Rockkragen über die Oareu, trinken eine Tasse besonders warmen und besonders starken schwarzen Kaffee und genießen da« Leben. Eiu Lawinenunglück vor 100 Jahren. Das schrecklich« Lawinen unglück in Goppenstein ruft lebhart die Erinnerung an frühere Rcuur- erergnifle dieser Art wach. Eines der furchtbarsten Lawineniahre — jo lesen wir im Berner „Bund" — war da- Jahr 1808. uno Vie Schreckens- tage vom Dezember jenes Jahres blieben den Bergbewchnern ndch lauge im Gedächtnis. Nach längerer Reigenzeit fielen damals in den schweize rischen Bergen etwa 14 Tage lang ungeheure Schneeniassen, was zu den schlimmsten Befürchtungen Anlaß gab. Daß die Besorgnisse nicht unbe gründet waren, sollte sich leider nur zu bald zeigen. Am Abend des 12. De-ember gingen im ganzen Berner Oberland und in der U.ächwciz gewaltige Lawinen nieder, die überall Tod und Verderben im Gefolge führten. In den Aemteru Ooerhasle, Interlaken, Frutigen und Lber-
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