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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001117024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900111702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900111702
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-11
- Tag 1900-11-17
-
Monat
1900-11
-
Jahr
1900
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zeichnet: an Unternehmungslust und Muth soll eS den truppen TunHfuhsiang'S nicht fehlen. Früher in Kansu in Garnison, spater an der Eisenbahn Peking-Hankau in Tschitsban, endlich in Peking zeichneten sie sich überall durch Zügellosigkeit und Raublust aus. Diese Horde wird der Kern der Aufständischen sein. An den Kämpfen gegen die Berbündetcn scheinen sich Tungfubsiang's Haufen nach ihrem Rückzüge aus Peking nicht betheiligt zu haben. Tie Proclamirung der Sühnung der chinesischen Missethaten. Man schreibt uns: Die vor einigen Tagen bekannt gegebenen Friedens bedingungen der Mächte haben in Deutschland fast ausnahms los und ohne Unterschied der Partei die Anerkennung gefunden, daß sie zugleich maßvoll und zweckmäßig seien. Unter diesen Bedingungen befindet sich eine, die gewissermaßen nebenher er wähnt wird, uns die uns doch gerade vom praktischen Stand punkte aus außerordentlich wichtig erscheint: nämlich die Be kanntmachung der vollzogenen Sühnung in China selbst. Cs heißt da, daß die chinesische Regierung zwei Jahre lang in allen Untcrpräfecturen eine kaiserliche Verordnung anschlagen solle, welche die Mitgliedschaft an der Boxersecte mit dem Tode be drohe und die über die Schuldigen verhängten Strafen publicire. Es ist bekannt, mit welch unglaublicher Verlogenheit Re gierung und Presse in China das Volk über unbequeme That- sachcn hinwegzutäuschen wissen. Wurde doch nach der Beendigung des für China so jammervoll verlaufenen Krieges gegen Japan verbreitet, Japan habe demüthig um Frieden gebeten. Ebenso sind während der gegenwärtigen Wirren nicht nur durch Zeitungsartikel, sondern auch durch krasse Bilderbogen im chine sischen Volke Vorstellungen über den Verlauf der Kämpfe mit den Alliirtcn erweckt worden, die der Wahrheit schnurstracks zuwiderlaufen. Diese Lügen haben den Erfolg, im chinesischen Volke das Gefühl der Ueberlegenheit über die Fremden aufrecht, zu erhalten, und dieser Erfolg wiederum hat die Wirkung, die Neigung zu Exccssen gegen Angehörige fremder Nationen rege zu erhalten. Insofern also ist die Proclamirung der Hinrichtung der Missethäter praktisch bedeutsamer, als diese Sühnung selbst. Denn die Hinrichtung sühnt der Vergangenheit angehörende Greuel, eine wirksame Verbreitung der Thatsache der Hin richtung hochgestellter Missethäter trägt dazu bei, die Wiederkehr greulicher Missethaten für die Zukunft zu verhüten. Ob in einem Anschläge in den Nnterpräfecturen eine wirk same Art der Proclamirung zu erblicken ist, kann billig bezweifelt werden. In welcher Weise in China Kund gebungen der Regierung dem Volke bekannt gegeben zu werden pflegen, geht aus einem Berichte der „Welt-Correspondenz" aus Peking zur Zeit des Beginns der Boxerbewegung im letzten Früh jahr hervor. Es heißt da: „Der Gouverneur von Shantung hat der Proclamation, welche das Treiben der geheimen Gesell schaften als verwerflich bezeichnet, eine in Knittelversen gefaßte Ansprache beigefügt, welche dem Volke von Dorfschulzen und Bütteln, besonders an Markttagen, vorgesungen und erklärt werden soll. Auch Kinder sollen zum Absingen der Verse ungehalten werden, damit sich der Inhalt der Proclamation leichter einprägt und der Zweck derselben besser erreicht wird. Bei der Vorliebe für das Theatralische, die im Chinesen steckt, gewiß eine gute Absicht." Daß die hier angegebene Methode für europäische Begriffe etwas fremdartig ist, sei gewiß zuzugeben. Es wird aber auch zugegeben werden müssen, daß die Boxerbewegung in Shantung bei Weitem nicht so gefährlich und blutig verlaufen ist, wie in Petschili, und es mag immerhin sein, daß die zweckmäßige Art l der Proclamation Duanschikai's einen gewissen Antheil daran I gehabt hat. Es kommt ja doch nicht darauf an, ob eine Maß- I regel nach unseren Begriffen etwas absonderlich ist, sondern ob sie den chinesischen Verhältnissen entspricht. Der „Anschlag an der Unterpräfectur" erinnert etwas stark an den Anschlag an Gerichtsstelle oder am Rathhause, wie es in Europa üblich und nach europäischen Verhältnissen ziemlich zweckmäßig ist. Wir müssen freilich zugeben, daß eine Hauptschwierigkeit darin liegt, die von uns vorgeschlagene Art der Proclamirung auch seitens der Mächte zu controliren; aber auch eine Controle des Anschlags in den Untcrpräfecturen wird nicht ganz leicht sein, umsoweniger, als doch nur ein recht beschränkter Kreis von Europäern der chinesischen Schriftsprache mächtig ist. In jedem Falle wird man aber wünschen müssen, daß die Vertreter der Mächte die Frage der Ausführung der Procla mirung durchaus nicht als nebensächlich behandeln, sondern ihre vollste Aufmerksamkeit zuwenden. Denn von einer geeigneten und gründlichen Durchführung dieser Maßregel wird es mit in erster Reihe abhängen, ob auf die Dauer geordnete und ruhige Zustände hergestellt werden. Und dies ist ja doch der Haupt zweck, denn keine der verbündeten Mächte dürfte eine Freude daran haben, die mit so vielen Kosten aller Art verknüpfte Ex pedition in wenigen Jahren wiederholen zu müssen. Der Krieg in Südafrika. Tie Ankunft Krüger'S. Aus Paris, 14. November, wird der „Köln. Ztg." ge schrieben: Wer vor vierzehn Tagen die inzwischen noch vor dem Schlüsse der Ausstellung geschlossene Halle Transvaals am Trocadero besuchte, sah dort die unter Palmen thronende Büste Krüger's. Ein großer Lorbeerkranz mit florumhüllter Schleife in den französischen Farben schmückte sie. Vor ihr aber bedeckten Tausende von Visitenkarten, Zetteln und Inschriften die Tische, die weißen Säulen des Raumes und die zum Schmucke der Büste aufgestellten Blattpflanzen, die in Versen und in unge reimten Sprüchen den Boeren ihr Loblied sangen, den Eng' ländern aber, und insbesondere Herrn Chamberlain mit einer Derbheit der Sprache Flüche zusandten, die den frühzeitigen Schluß der Halle begreiflich erscheinen lassen. In einigen Tagen wird nun der Held dieser französischen Boerenbegeisterung den französischen Boden betreten. Die „Gelderland" wird in den Hafen von Marseille einlaufen, und Ohm Krüger, wie die zu seiner festlichen Begrüßung herbeigeeilten Abordnungen der Boerenfreunde Frankreichs für ihn schon abgemacht haben, so fort an Land gehen. Sein Reiseziel ist Holland, aber wie er es zu erreichen hat, ist nicht mehr seine Sache. Seine französischen Verehrer haben zwar seiner ihn in Marseille ebenfalls erwarten den Enkelin Frau Eloff den Vorrang des ersten vertraulichen Empfanges an Bord eingeräumt, aber danach gehört er ihnen. Am Staden werden ihn die Abgesandten des französischen Boerenausschusses feierlich willkommen heißen und ihm in offenem Landauer das Ehrengeleit zu seinem Gasthofe geben. Augenscheinlich wird Krüger die biblische Einfachheit seiner heimathlichen Würde und Lebensweise in Europa, auf französischem Boden wenigstens, abstreifen. Seine hiesigen Freunde wollen, daß er als Staatsoberhaupt austrete, und als solchem wollen sie ihm auch ihre Ehren erweisen. Am Nach mittage soll der Präsident zunächst bei sich die Ehrenabordnungen empfangen, am Abend wird ihm zu Ehren ein Festmahl statt-1 finden, bei dem man auf seine Gegenwart und selbst eine Rede 1 von ihm zählt. Allenfalls wird man sich aber auch, wenn Krüger sich der Ruhe hinzugeben vorziehen sollte, mit vr. Leyds als seinem Stellvertreter begnügen. Das weitere Pro gramm lautet: Am zweiten Tage früh Abfahrt nach Paris; erster Aufenthalt und neue Begrüßung in Avignon; zweiter Aufenthalt und abermalige Begrüßung in Lyon; Schluß der Reise des ersten Tages in Dijon, dessen Bürgermeister und meinderath Krüger, als dem „Präsidenten einer befreundeten Republik", in ihren Mauern Gastfreundschaft — mit vorher gehendem Festmahl und Empfang — angeboten haben. Am dritten Tage soll dann die Abreise von Dijon mittels Sonderzuges so früh stattfinden, daß am Vormittag gegen 11 Uhr die Ankunft in Paris erfolgt. Hier wird man dem Präsidenten den ersten Tag die wohlverdiente Ruhe gönnen. Dann aber wird der nationalistische Stadtrath von Paris den Reigen neuer Kundgebungen eröffnen, unterstützt von den natio nalistischen Abgeordneten der Kammer, deren Vertreter mit ihren bekannten Oberhäuptlingen Millevoye und Lasies an der Spitze auch schon in Marseille anwesend sein werden. Die Hauptfrage ist nun nur noch, waS Präsident Krüger seinerseits zu diesem Programm seiner Ehrung sagen wird. Die tönenden Phrasen der nationalistischen Schwärmer werden es ihm schwerlich werth sein, zu vergessen, daß er sich in einem neutralen Lande befindet, wo von ver antwortlicher Seite Niemand die Lust empfinden dürfte, ihm zu Gefallen von den Pflichten dieser Neutralität abzugehen. Die nationalistischen Worthelden werden ihm zwar wohl vorreden, daß sie Frankreich bedeuten, und Frankreich sie, aber die paar Freiwilligen, die sie für Transvaal auf die Beine gebracht haben und die heute, von ihnen verlassen, als Gefangene hilflos auf St. Helena sitzen, ohne von ihnen einen Sou zur Heimkehr er halten zu können, reden eine andere Sprache. Wenn Ohm Paul daher gescheidt ist, wird er sich damit begnügen, auf ihre Reden mit einigen schönen Bibelsprüchen zu antworten. Sie würden den doppelten Vortheil haben, ihm aus der Verlegenheit zu helfen und den Eifer der nationalistischen Heißsporne bald ab- zukühlen. * London, 17.November. „Standard" berichtet aus Durban unter dem tk. November: Nach Meldungen auS Standerton ist der dortige Bezirk noch immer beunruhigt. Die dort ansässigen Boeren stoßen wieder zu ihren Kommandos. — „Daily Telegraph" berichtet anS Pietermaritzburg unter dem 15. No vember: Die englische Garnison von Brhheid ist thatsächlich eingeschlossen. Die Stadt ist geräumt worden. ES wurde eine Stellung auf den Hügeln, die den Platz beherrschen, ein genommen. Die Garnison hat für sechs Monate Proviant. Politische Tagesschau. * Leipzig, 17. November. . Neber den Breslauer Anschlag sind nach dem Schluffe der Redaktion unseres heutigen Morgenblattes noch zwei von dem Wolfs'schen Telegr.-Bureau verbreitete Meldungen ein getroffen, von denen die wichtigere leider nur einem Theile der Auslage einverleibt werden konnte. Sie sei daher wiederholt: * Breslau, 16. November. Auch die im Anschluß an die Verhaftung der Schnapka erfolgte Vernehmung durch den Staatsanwalt hat außer jeden Zweifel gestellt, daß eine politische Bedeutung irgend welcher Art dem Vorfälle reich geschnitztes Büffet. In dessen vielen offenen Fächern war geschmackvoll aufgebaut das im Besitz der Lady Falk zusammen gehaltene Silberzeug der Familie. Die Lichter spielten auf dem blanken Geschirr und trugen einen ganz eigenartigen Glanz in den sonst etwas düsteren Raum. An einer dritten Wand prangte ein vollkommenes Arsenal alter, schottischer Kriegswaffen und Jagdgeräthe: Dolche, Jagdmesser mit wunderlich geformten Griffen, früher auf der Bärenhatz gebrauchte lange Speere, Zweihänder mit eingelegten Steinen, herrliche, alte Damas zener Klingen, Spieße, für den Lachsfang bestimmt, wunder bare Jagdgiirtcl und Taschen mit alten Stickereien, unförmige Pistolen, die fast dem Angreifer gefährlicher schienen, als dem Angegriffenen, und Anderes mehr war da hübsch als Wandzier verwendet. Winfriede unterlag beim Beschauen dieser Schätze ganz dem Reiz der alterthümlichen Umgebung; als sei sie plötzlich um Jahrhunderte zurückversetzt ins graue Mittelalter, so sehr fühlte sie sich der Zeit entrückt. Erst Lady Falk's Bitte, etwas zu spielen, brachte sie zur Gegenwart zurück. Ein schöner, großer Flügel stand an der vierten Wand und lockte Winfriede mächtig, sich dem lange entbehrten Genuß hinzugeben. Aber sie war heute nicht bei der Sache. Immer wieder wanderten ihre Augen zu Klaus hin, der in ihrer Skizzenmappe blätterte. Sein An fangs heiteres Gesicht war immer ernster geworden, je genauer er die einzelnen Blätter prüfte. Schon bedauerte sie, auf seine Bitten hin, die Mappe mitgebracht zu haben, da brach er endlich sein für sie schon längst bedrückendes Schweigen. „Fräulein West", sagte er ernsten Blickes, „Sie haben Ihren Beruf verfehlt." Aergerlich biß sie sich auf die Lippen und erröthete über und über. Also hatte sie doch eine Thorbeit begangen, indem sie, seinem besonderen Wunsche nachgebend, ihre Skizzen seinem kritischen Auge ausgesetzt hatte. Thränen der Enttäuschung muthig niederkämpfcnd, sagte sie: „Ich ahnte es, Ihr Aus spruch mußte entmuthigend ausfallen." „Bitte um Verzeihung! Sie haben mich mißverstanden. Sie sind durch Ihre Anlage zur Künstlerin bestimmt, nicht ober zur Pflegcschwcster. Das meinte ich. Komm bitte mal her, Mama, und sieh Dir dies Bild an." Es war ein größeres Aquarell, einen Ulanen darstellend, der, auf gutem Pferde sitzend, in vollstem Trabe, mit fliegendem Fähnchen, gewissermaßen aus dem Bilde heraus, auf den Zu schauer zukam. Der Sohn zeigte, daß trotz der großen Schwierigkeit wegen der Verkürzung die Gestalten des Reiters und seines Pferdes vorzüglich gelungen seren. DaS Beste an der Skizze wäre aber die lebensvolle Auffassung. Vom Reiter und vom Pferde ginge solch ein Leben, eine so kraftvolle Bewegung, Gesundheit und Muth aus, daß sich diese auf den Beschauenden ganz unmittel bar übertrügen und dessen Pulse rascher schlagen ließen. Während dieser lobenden Prüfung und des liebevollen Ein gehens aus seine Einzelheiten hatte Winfriede Mühe, ihre Ruhe zu bewahren. War sie doch aus der einem Mißverständniß entsprungenen tiefsten Verzweiflung plötzlich durch das ihr freilich übertrieben dllnkende Lob geradezu in Verzückung ge- rathen. „Liebste Winfriede, ich denke ganz wie mein Sohn, Sie müssen Ihrem wirklichen, künstlerischen Berufe wiedergewonnen werden." „Ohne alle Frage", rief Klaus, weiter blätternd. „Sieh doch nur, Mutter, hier und hier, welch schöne Sachen! Wollen Sie die reine Wahrheit von mir hören? Ungeschminkt und ohne Schmeichelei?" „Wenn ich darum bitten dürfte", sagte Winfriede leise. „Schön, mein Fräulein. Sie haben die Anlage zur Thier malerin. Seit Landseer haben wir keinen mehr. Und Rosa Bonheur hat keine besseren Erstlings-Arbeiten aufzuweisen, als Ihren Ulan. Ihre landschaftlichen Skizzen sind schwach, sehr schwach, was um so mehr befremdet, als sonst wirklich hervor ragendes Talent sich an Ihren Thier-Skizzen verräth. Aber dem läßt sich ja abhelfen." Der Umschwung war zu groß. Sich aus so berufenem Munde — Klaus war Mitglied der Akademie — mit solchen Künstlern zugleich genannt zu hören, war zu viel für Win- frieden's Nerven. Nach kurzem, prüfendem Blicke auf ihn, dann auf seine Mutter, drangen ihr Thränen in die Augen, und auf schluchzend barg sie ihr Haupt in Lady Falk's Schooß. Die alte Dame streichelte ihr Haar und ließ den Sturm ruhig austoben, während Klaus verwundert dreinschaute, was wohl Fräulein West's Gefühle in solchen Aufruhr gebracht haben könnle. „Wie thöricht von mir, mich so gehen zu lassen", sagte Winfriede, nachdem sie sich erhoben, noch unter Thränen lächelnd. „O, das kenne ich", sagte Lady Falk, „wir Frauen brechen ebenso oft vor Freude, als vor Schmerz in Thränen aus." Nachdem sie sich wieder ganz beruhigt hatte, sagte Klaus: „Ihr Bild hat feine Entstehungsgeschichte; darf man vielleicht wissen, wie Sie dazu kamen, gerade einen solchen Gegenstand zu wählen, oder wie Sie zu dem Modell Ihres Ulans ge kommen sind?" „AlS ich eines Tages auS dem Spital zum Fenster hinaus- sah, kam ein Trupp Ulanen auf uns zu. Dieser eine ritt den übrigen voran. Das Tänzelnde und Zierliche der Bewegungen, das leicht Wiegende der in ihren Sätteln sich nach rechts und links neigenden Soldaten, wie sie da so rasch auf uns zukamen, machte im Gesammt einen großen Eindruck auf mich. Haupt sächlich aber prägte der Vorreiter sich meiner Seele ein." , „Und dann?" fragte Klaus. „Sobald ich dann frei war vom Dienst, begann ich die Skizze. Es dauerte aber geraume Zeit, ehe ich sie soweit ausführte, als sie jetzt gediehen ist." „Mutter, denk Dir mal, nach nur momentanem Blick auf das Sujet! Welche Auffassungsgabe! Das ist einfach großartig!" rief Klaus begeistert. Winfriede sagte einfach: „Aber, Herr Maclean, ich er wartete Kritik, nicht eitel Lob von Ihnen." Ihr Mißtrauen gegen ihr eigenes Können war noch keines wegs gehoben. „Sic haben ja schon beides gehabt", entgegnete Klaus. „Ich kann nur wiederholen, Ihre Thier- und Mrnschenstudien sind großartig, Ihre Landschaften aber abscheulich." „Aber Klaus, sei doch nicht so abschreckend", fiel Lady Falk beschwichtigend ein. „Ganz scheußlich sogar. Merkst Du denn nicht, Mutter, daß Fräulein West wünscht, geradezu verurteilt zu werden? Lob verträgt ihr Gaumen so wenig wie Schmeicheleien. Darum besorge ich jetzt das Schimpfen, wonach ihre Seele so sichtlich dürstet." Ueber diesen äußerst naiven Ausspruch mußten die beiden Damen natürlich herzlich lachen. Wieder im Ernst sprechend, fuhr Klaus fort: „Sehen Sie mal, Fräulein West, manche Thierc lassen sich auf gepflastertem Hofe nun einmal nicht denken, unser Hochland-Vieh zum Beispiel. Sie würden das Vieh selbst gewiß gut und richtig treffen, aber wie soll denn das werden, ohne Haide darunter, Himmel darüber und Landschaft dahinter? Gerade wegen Ihrer so ausge prägten Anlage zu Thierstücken müssen Sie ernstlich an die Landschaftsmalerei Herangehen." Ehr sich die Damen Abends zurückzogen, fragte KlauS: „Würden Sie den Ulan wohl zu einem annehmbaren Preise verkaufen?" „Wenn er Ihnen wirklich etwas werth erscheint, so nehmen Sie ihn bitte als Geschenk von mir an", sagte Winfriede freundlich. „Ich hätte nicht übel Lust, Sie beim Worte zu halten, aber das wäre sehr unrecht von mir. Ich wollte auch nicht wissen, ob Sie ihn mir überlassen würden. Aber bitte, geben Sir mir Abend-Ansttttbe 587. Sonnabend den 17. November 1900. 41 >vw. in. ?r.. Lsior. ordd«rll ksoif. Ovotratd. :kv. !ior<1o»t -kvstr. vlliOll ?all»VLLldst>ll «ll S. SSO SSL 5L5 12800 ISO LS 0 SSO 153 3350 IVOS so 1010 3075 400 V75 ISS0O 210 SIS0 S2S 8700 IÜSV Orsäitb. »tiooaldalllr lovadallL isaised« Laut oUaiaot». Lallt so 8 1°ax» ». 2 Uollat« «rsdorr 8 o. 8. Uollat« rsckall 8 Ix. >t»rr. Lalltll. »iscUs <to. >v«illbsr. Lsrlill ll.L»ssv/Llldr Lsssllrlldr«. aodckroet vsrdotslll Feuilleton. sa-I »7 SV«!. 12« * 81>j, «1 Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'- Sortim. Umversitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Mthartneustr. 14, Part, und Königsplatz 7. „OaaUUa» (15/Il> ill Tort voll Usw Vor»; <jsr ocr»; <i«r ^Lao- Vvits StarSawpker .vollllllldi»- (18/1V ravor« vaol» Sos», > Victoria" (ksw aria" (1811) Cm- 1) Ollidavsn oact Die Malerin. Roman von I. Marsden Sutcliffe. Nachdruck vcrbct li. Man genoß von hier oben einen geradezu großartigen Ueber- blick über die näher gelegenen Berge und Seen, schäumenden Wasserfälle und rauschenden Ströme, über die rauh zerklüfteten Hänge und lieblichen, friedlichen Thäler bis hin zum mächtigen Atlantischen Ocean. Jede Wendung führte dem Auge neue Bilder vor. Weit hinten war der Loch-Awe zu sehen, aus dem sich gleich einer schwimmenden Insel unmittelbar aus dem Wasser das verfallene Schloß Kilohnrn erhebt. Hohe Berge ringsum, nur in der Richtung auf Oban zu und über dasselbe hinaus gab eine Schlucht den Ausblick nach dem Meere frei. Ueberwältigt von dem Anblick, der sich ihr nach dem Aufstieg so unvermittelt darbot, fühlte sich Winfriede leicht erzittern. Wie um sie in der windigen Höhe zu stützen, gab Klaus ihr die Hand. Nach der Hauptmahlzeit begab man sich in das sogenannte Empfangszimmer, welches mit seinem altmodisch-ehrwürdigen Zierrat und seiner scheinbar auf Jahrhunderte berechneten inneren Einrichtung allerdings einem solchen nach modernen Begriffen wenig ähnlich sah. Es war ein großer, luftiger Raum, der von einem mächtigen nach Westen gelegenen Eckfenster sein Licht empfing. Die Wände waren vom Fußboden bis zur Decke hinauf mit starkem Eichenholz bekleidet; die Schnitzerei an Säulen, Simsen und Nischen brachte Vögel- und sonstige Thierqestalten und Früchte zur Darstellung. Die altcrsgevräunte Decke bestand aus ge täfeltem Eichenholz. Ein riesiger Kamin mit ganz altmodischem Rostträger nahm breitspurig das eine Ende des Zimmers für sich allein ein. Auf dem Herde brannte ein lebhaftes Feuer ans dicken Holzkloben. Die das Zimmer erleuchtenden Wachskerzen steckten in hohen, silbernen Leuchtern. Ein großer persischer Teppich und drei oder vier Felle brachten in das gleichmäßige schwarz des gebahnten Fußbodens etwas Abwechselung. Bilder fehlten gänzlich, man vermißte sie aber auch nicht wegen der anderweitigen ganz eigenartigen Wandvcrzierungen. Ueber dem Kamin hing der Kopf eines großen Zehnenders, eines wahren Prachtburschen. Um diesen herum befand sich eine Sammlung der wunderbarsten Erzeugnisse frühester Büchsen- wacherkunst. Gegenüber dem Fenster stand rin altes, schweres, rckS. Vollk. ücM.Lisk.Lsck Lia LssellscU llixsr Üa»ot»k, dsrsb. sI«Ut.ö. öllix kv. 1,.-^ tückaiu. 8tra»b uvUv.rVsUsr cksllUiittsSl.k icUsibrall . Xassau öxv «ill. 8«red»ll idsck Llllt.-V »itr. LraullL. »itrer2ciikdr. Zllssst. vökl. Laillwe. V.-L. cdür.-LlU '.da rvsd-rtue. »alkvr lirud. illCkoitkUktr w. L Lalsk« UirLawwesp lide. Lillk-L. Ur. aaiillsll Im.VeUdiscd '«ill. ?ill»slkd. tor. Vadrrack «lsrsx.^I^ali »ssller V.-L. tlsllsi Ollssat e»cd»ll-Vi«ll Isicdsalllsid kllillsr tilllllläsr iradUtt« soUUarioll isllkircvsll psllvr srllia »t-vvllallilt ob. kackotk. Sä. 1,1 o^U llcllballill mdvr. i (Vllcks 0,011, y,06). Die Wirren in China. Die „bestraften" Uebelthäter. Der chinesische Gesandte in Washington erhielt ein Kabel telegramm des Taotai Scheng folgenden Inhalts: Ein vom 13. November datirtes kaiserliches Decret ent kleide die Prinzen Tuan und Tsckwang ihres Ranges und ihrer Güter und befehle, daß Beide auf Lebenszeit gefangen gesetzt werden. Das Decret ordne ferner an, daß Prinz Jih und der Prinz zweiten Grades Jing gefangen gesetzt werden, daß der Prinz zweiten Grades Lien seines Ranges entkleidet werde, daß der Herzog Tsailan und Jiugnien im Range herabgesetzt werden, daß Tschaoschutschiao degradirl, aber als Beamter beibebalten und daß Jühsicn nach der fernsten Landesgrenze verbannt werden soll. Bezüglich Kangji's beißt es in dem Decret, daß, da er ja todt sei, keine Strafe mehr über ihn verhängt werden könne. Die chinesische Regierung hofft mit diesen freiwilligen „Bestrafungen", die natürlich nur aus dem Papier stehen, die Köpfe der Schuldigen zu retten. Die Gesandten werden sich durch diesen schon etwas verbrauchten Tric natürlich keinen Sand in die Augen streuen lassen. Die mohammedanische Erhebnng. Immer bestimmter taucht, wenn auch noch nicht absolut beglaubigt, die Nachricht auf, daß sich die Mohammedaner Chinas gegen den Thron erhoben haben. Die Ursache wird weniger in einer Unzufriedenheit mit der bisherigen Regierungs art liegen, als vielmehr in der Befürchtung, der Thron könne den Fremden Zugeständnisse machen. Prinz Tuan, der mit dem General Tungfnhsiangan der Spitze der Aufständischen stehen soll, ist der Vater des Thronerben Putschün. Die Forde rungen der Mächte können ihm nicht unbekannt geblieben sein. Er mag als Vater des jetzigen Thronerben, der zwar, da der Kaiser kinderlos ist, dem 1875 gestorbenen Kaiser Tungtschi adoptirt wurde, auch für die Zukunft des Sohnes fürchten, wenn ihm selbst, was er doch schließlich für möglich hallen muß, durch die Fremden Entehrung droht, und sei sie auch nur in Form eines niemals aus geführten Erlasses. Auch mag er wünschen, daß der Kaiser wie die Kaiserin, beseitigt werde, damit sein Sohn den Thron besteige und schon durch diese Thatsache die Berurtheilung des leiblichen Vaters unmöglich mache. Ein zu Verhandlungen mit den Mächten geneigter Kaiser, wie der jetzige Kuangsü, muß jedenfalls dem Prinzen Tuan mißliebig sein, unter Umständen sogar gefährlich. Mit dem Dasein der Kaiserin könnte er sich leichter aussöhncn, wenn er die Gewalt in den Händen bat. Acbnliche Beweggründe mögen den General Tungfubsiang, dessen Kopf ebenfalls auf der von den Gesandten aufgestellten Liste steht, bestimmen, mit Tuan gemeinsame Sache zu machen. Religiöse Beweggründe, meint die „Köln. Ztg.", find in der Bewegung nicht zu suchen; das ist um so bedenklicher für den Thron, da so der Ausstand viel leichter um sich greifen kann, als wenn er auf die Anhänger des Islams beschränkt bliebe. Tungfubsiang verfügt wahr scheinlich in der Provinz Kansu über nicht unbedeutende Haufen. Die von ihm commandirte mohammedanische Armee, die sich auch hervorragend an den Kämpfen gegen die Gesandtschaften betheiligte, war einigermaßen militärisch vrganisirt und bestand aus etwa 10 000 Mann, die in 18 Bataillone, 6 Schwadronen und 1 Abtheilung Artillerie eingethellt waren. Ihre Bewaffnung wird als schlecht be- Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Aatyes «nd Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Bezugs-Preis der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich.^ 4 50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vicrteljährl. 6. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postaufschlag bei de» Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden nnd Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäische» Türkei, Egapten. Für alle übrige» Staate» ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition dieses Blattes möglich. Die Morgen-Ausgabe erscheint um V,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Nedartion und Expedition: Johannisgaffe 8. ssso 83.40 90,80 98,SS SS,- sosa 57,S2 104,— 70,- 18.37 ! 101,- 110,70 80,- 154.- 98- 93.7S . 187,80 lllt. -Lriorttstao. j,o/oL»x. Staat, /« 8aoU«. Lallt« 8.1>. OrsckUU.8 o So. ii „kowrll.L.7ll.8 ^äo. 3 ll. 10 >,<h> cko. 2 ll. S /oktal. LIssllk. o X.kao. k.IUll. o <!o. üsll.Msll o8arä.Le»«lld. apolooll» 0. Lodatrallv, idaetarack >«o«,r» Uo lloeo Hot. !»ll»<t» LaotNo !N»o»«o-UUv. «olliiv.KaaUv. lortUsrll Lac. 'rivatcklaoollt l8S8ar OMllsaao 78 Ooar,«.) »llaäa kaolüv ! 88», laträlseollt I S>'/„ e SV Ilto. e»llLo»«ll I omdarckall I — ttowaodallK 633,— w rillte» 11437 Slla»o»»»l-^oti«'> 8331 Trtix«, »rtllri««» I 34,30 etvatckiaoollt — pall. La«. Llll, 88,80 arpsllar I ISvS -aleiirlllleall all/ ä«o rioll »ackructt vaL«««ll bsstanck tiir «ll all? e.olläoo«r La- «ckardaxiolli »cdvlicdar. . . 2600 1 1476 2 0. S760L. dotall. Voll Lali- UeärtLer, LrrLm» 10650 153 50 139 so 140,30 13S^— 137,26 187,30 ISO,— 107.- 38 SU 184,73 105 60 6S.80 203.- 167,30 144,80 S-0.— iSi.25 188,73 187,10 150,76 208,76 S7S,— ISS — 18l,SS 148,— 81,— 7S.7S 160,23 154 — 58.60 220,- 112,36 187,-- 84,83 215^70 SIS,— 86 — 216,83 1S5,25 93.75 S>4,- 859,50 ISS,26 165.25 205,30 160,60 128,80 117,— 91,60 öraavatllsäa var »ll «ckviicder. vsr last. Lelwiaed« Lu- 6alä Lriok so — 4350 . — . 3600 3723 all» . 18100 —— 3450 —— e. . — ssso 1835 1700 >tü . 10400 10850 — 17800 - 8000 - —W» 12400 daed 8175 iSbeo IS800 IS. . 3 <00 3400 2350 M . 3750 ssoo mtill 575 1400 623 Varl. 1475 . M 3400 3550 M M — 1300 dar« 1875 IS7S M » »»»» 3550 M » 3875 3S50 - 14500 - I>75 800 850 « 9 1800 1700 Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Reüactionsstrich (4 gespalten) 75 vor den Familiennack). richten (Ü gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme L5 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesürderung 60.—, mit Postbesürderung 70.—. Anuahmeschluß für Anzeigen: Abeud-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol- in Leipzig, 94. Zahrgang.
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