Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.01.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080114026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908011402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908011402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-01
- Tag 1908-01-14
-
Monat
1908-01
-
Jahr
1908
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die Döll verhaftet! Wie wir bereit« durch Extrablätter bekannt gegeben habe», ist beute vormittag die Döll iu Halle verhaftet worden und zwar von dem hiesigen Wachtmeister Stelzer. Jetzt sitzt sie bereit» hinter Schloß und Riegel. Schnell nach der Entdeckung de» Morde« ist sie von der Nemesis erreicht worden. Ob die Döll einen Mitschuldigen hat, ob sie die Anstifterin und er der Täter ist oder ob sie ganz allein die entsetzliche Tat au-gesührt hat, wird erst die Untersuchung ergebe». Ähre Spuren wiesen anfangs nach Dresden hin. Hielt sie sich doch dort gern und oft aufl Dort muß sie auch Freunde gehabt habe». Denn von dort wurde sie oft antelephoniert. Bor acht Tagen wurde sie sogar abend» gegen 10 Uhr von DrcSven au- in dem Kabarett Blumensale dringend verlangt. Schreiber dieser Zeilen warzusälligAugenzengediesesBorAangeS. EinAnge- stellter (oder war e- der Direktor selber?) eilte, al« die Telephonklingel schrill ertönte, au den Sprechapparat. Daun rief er: «Eine Fran Buchhändler Giegler wird von Dresden au» verlangt." Da erhob sich eine schlaote Fraueugestalt, elegant gekleidet, und eilte rasch nach dem Telephon. Kein Mensch konnte ahnen, daß diese lachende Person, die so gern im Kabarett Blumensäle verkehrte, eine Mörderin sei, die abend» eine Schlafstätte aussuchte, in dem ihr Opfer irr verwesendem Zustand in Bette» versteckt lag. Es ist eine solche bestialische Roheit kaum auSzudenken. Äm Kabarett lachende Gesichter, lustige Vorträge, Menschen, die de« Leben- Fröhlichkeit nach getaner Arbeit genießen, und unter diesen Menschen die Mörderin, ebenfalls lustig und lachend, al» habe sie da» ruhigste Gewissen, da» harmloseste Gemüt. Und dann, wenn die Mitternacht herankam, wenn ein Ekablissemcnt nach dem anderen geschloffen wurde und die ganze Stadt schlief, dann ging sie in ihr Heim, in das Heim de- Ermordeten, der neben ihrer Kammer den TodeSschlaf hielt. Und das 8 Wochen lang! Der Wiener Fall Klein ist gewiß entsetzlich gewesen. Die vergnügungssüchtige Frau ködert einen alten reichen Hausbesitzer. Sie nimmt ihn mit in ihre Wohnung und betört ihn. Ihren Mann hat sie sortgeschickt. Und als der alte Don Juan liebe-- und weintrunken in ihren Armen liegt, da erdrosselt sie chn. Der Ehemann kommt hinzu und hilft mit bei der grausigen Tat. Die Leiche wird zerstückelt und in einen Koffer gepackt. Dann geht die Fahrt mit dem Koffer nach dem Bahnhof. Dort bleibt der Koffer im Laderaum stehen. DaS Ehepaar fährt nach Paris und lebt dort zwischen Lust und Bangen, bis man den Koffer mit der Leiche entdeckt und später di; Täter lelbst. Dieses Verbreche» ist surchtbar, aber noch lange nicht so unheimlich, wie das der Döll, die neben ihrem Opser zwei Monate hindurch schläft, einen Kamps Mit dem widerlichen Verräter, dem immer stärker werdenden Leichengeruch, führt, die Fenster Tag und Nachtausbatund EaudeCologneflaschenweise Tagfür Tag versprengt, um den verräterischen Pestgeruch zu bannen. Frühmorgens aber stebt sie fröhlich auf. macht große Toilette, fährt spazieren, diniert, sucht Galane auf, macht Fiakerfahrteu, bis endlich der Tag lustig tot ge schlagen ist, und abend» gebl's dann ins Kabarett. Schliff wird gehört und belacht. Die neueste Nummer, die Scbu», muß sie kennen lernen. Sie lacht über die lasziven Lieder, in denen die Ehe und Ehe männer bespöttelt werden. Man fragt scherzhaft die treulose Frau, die ihren Mann während seiner Abwesenheit betrügt, was der liebe Gatte mache. „Er ist ein bischen hier!" sagt sie lachend und tippt mit dem Finger auf die Stirn. Und sie macht Scherze über den dummen Ehemann, der in Italien ist. Der aber liegt eiskalt im Bett, und Verwesungsgeruch ist der Abend- und der Morgengruß, den er ihr zuschickt. Eine grauenhafte Mordgeschichte, die ähnlich wohl kaum eine andere Großstadt bat kennen gelernt. Daß die Döll sich in Halle aufhalte, hatte uns bereits heute vor mittag unser ^.-Berichterstatter gemeldet. Er bringt noch folgenden Ergänzungsbericht: Angst vor -er Nacht. Daß die Döll schon seit längerer Zeit von Gewissensbissen gequält wurde, ging aus ihrem ganzen Betragen hervor, das sie in der letzten Zeit an den Tag legte. So schlief sic niemals allein, sondern forderte abwechselnd das eine oder andere Mädchen aus dem Geschäft auf, die Nacht bei ihr zuzubringen. Die Kontoristinnen taten bas auch eine Zeit lang, und es fiel ihnen auf, daß die Döll die ganze Nacht Licht brennen ließ. Anders konnte sie nach ihrer Aussage gar nicht schlafen. Das Zusammenleben mit dem Ermordeten scheint ein äußerst schlechtes gewesen zu sein. Zank und Streit waren an der Tages ordnung. Wie von verschiedenen Leuten gehört und gesehen wurde, kamen auch wiederholt Schlägereien vor, die höchstwadrsckeinlich nicht von dem schwächlichen Giegler auSgtgangen sind. Die Döll hat auch wiederholt und mehreren Personen gegenüber geäußert: „Dem jenigen, der ihren Mann einmal tüchtig verhaue, würde sie lOO Mark bezahlen." Tie BerfchwcuVunzSsncht »er Mörderin. Wie wir schon in der Morgenausgabe mitteilten, hat die Ver brecherin das Geld mit vollen Händen weggeworfen. So bezog sie vor einiger Zeit von der Firma Steigerwald und Kayser hier ein Kostüm, da« weit über 1000 kostet. Sie trug nur Seide. Der Verdacht, daß an dem Giegler ein Verbrechen begangen sei, war im Hause schon lange rege. Besonder» auffallend mußte eS fern, daß Giegler, der dem Hauswirt die am 1. Äanuar fällige Miete bereit» am 1. November be zahlen wollte, weil er nach seiner Angabe „gerade Geld liegen habe", damit so lange zögerte. Daß die Döll fortgesetzt in Geldnöten war, geht daraus hervor, daß sie überall im Hause und außerm Hause borgte. Student und Mörderin. Nachdem die Döll am vorigen Sonnabend, wie wir ausführlich be richteten, verschwunden war, nahm die Kriminalpolizei nach Aujfindung der Leiche sofort nach mehreren Seiten hin die Verfolgung aus. Wie jetzt bestimmt festgestellt ist, hat sich die Verfolgte vom Sonntag zum Montag in der Wohnung eine» hiesigen Studenten aufgehalten. Sie trug aber nicht mehr die beschriebene Garderobe. E« wird deshalb an genommen, daß sie am Sonntag morgen noch einmal ihre Wohnung ausgesucht und die Kleidung gewechseit hat. Der Studierende, der spater aus der Beschreibung in den Zeitungen ersah, mit wem er «S zu tun gehabt hatte, meldete sich sofort beim Polizeiamt. Al« man gestern die nächste Spur der Döll ermittelt, die nach dem provisorischen Magdeburger Bahnhof führte, war sie bereits von dort abgefahren. Man ermittelte »un, daß sie in Begleitung eines Mannes Fahrkarten »ach Halle gelöst batte. Ä» der verflossenen Nacht hat die Döll nun mit einem Manne, vielleicht demselben, mit dem sie abfuhr, in Halle in einem Hotel gewohnt. Heute früh, als man sie dort festnehmen wollte, war sie verschwunden. Es war ihr ei» zweite- Mal gelungen, zu entkommen. Ankunft Der Mörderin tu Leipzig. Um */«2 Uhr traf die verhaftet« Döll mit dem fahr planmäßige» Personenzuge auf dem Berliner Bahnhöfe ein, begleitet vom Kriminalwachtweister Stelzer und einem Halleschen Polizisten. Bor dem Bahnhofe befanden sich große Gruppen von Menschen, darunter auch mehrere Photographen. Die Döll war bekleidet mit einem langen weißen Mantel, schwarz und grün gemustertem Kleide und mit einem weißen mit Blumen besetzten Hute. Sie trug an der rechte« Hand einen Ehering. Die Verhaftung schien sie in einen halb bewußtlosen Zustand versetzt zu haben. An wesend auf dem Bahnhöfe waren der Oberimpektor Hammer, sowie mehrere Polizisten. Mittel- Droschke wurde die Döll sofort nach ihrer Ankunft nach dem Pathologischen Institut gebracht nud dort der Leiche gegenübergestellt, alsdann erfolgte ihre Urberjührung »ach dem Unter- suchungsgefängmS de- Kgl. Landgerichts. * * Plaue« i. 14. Januar. (H. Wildenhayn 4-. — Selbst- mord. — VereinSjudiläum. — Falsche Kasse» sch eine. — Selten« Jagdbeute.) Ein bekannter Industrieller, Fabrikant H. Wildenhayn, seit mehr als 80 Jahren Mitinhaber eines bedeutenden Garnfabrikationsgeschäftes, ist im 61. Jahre gestorben. — Der 22jährige Sticker R. H. Lciineider aus dein Voran Rcuia, der im 2. Jahre bei der I. Kompagnie des Zwickauer Infanterieregiment« diente, hat sich dort aus unbekannter Veranlassung mit seinem Dienstgewehr erschaffen. — Der älteste Mttitärverein Plauens, der K. S. Verein ehern. Militär- der Landwehr und Reserve, feierte Sonntag und Montag lein SOiähriges Bestehen und erhielt »eben andere» Geschenke» durch Oberstleutnant Exner aus Dresden einen kostbaren Fahnenring als Widmung des Komas. — Ein Gutsbesitzer au« Langgrün, der hier den Versuch machte, eine sog. „Blüte" als Hundertmarkschein in Zahlung zu geben und noch neun Stück solcher Falschscheine bei sich führte, wurde von der Polizei in Verwahrung genommen, nachdem ihm das bereits in Empfang genom mene „Wechselgeld" wieder abgejagt worden war. — Der Ritterguts jäger von Bösenbrunn hat eine große Wildkatze geschossen, die im Vogt lande feit über 100 Jahren nicht vorgekommen ist. Das 14 Pfund sclfivere Tier ist 1,10 Meter lang. t. Crimmitschau, 14. Januar. (Jubiläen. — Unfall. — Pfarrerwahl.) Im Mai begeht d»e Gesangsabteilung des hiesigen K. S. Jüngeren Militäroereins das 25jährige Jubiläum, am 19. d. Mts. die Liedertafel das 60jähriae und im September d. I. das Artilleriekorps unseres Schützenbataillons das 100jährige Jubiläum. Auf eine 25jährige Dienstzeit als Gemeindevorstand konnte am Sonnabend A. Ackermann in Blankenhain zurückblickcn. — In Thonhausen warf der 2l/zjährige Sohn des dortigen Gutsbesitzers Kl. Heimer einen Topf mir heißer Milch um. An den schweren Brandwunden, welche das bedauernswerte Kind dabei erlitt .ist dasselbe gestorben. — An Stelle des in den lltuhe- stand tretenden Pastor Voigt im Vorort Neukirchen wurde gestern ein- stimmig Pfarrer Kirsten in Pleißa gewählt. Es waren 12 Bewerbungen eingegangen und 3 Probevredigten aogehalten. Zur Parochie Neukirchen gehören 6 Ortschaften mit 4 Rittergütern. r. Meeraue, 13. Januar. (Auszeichnung.) Die Laternen wärter Döbel und Reichenbach, die länger als 30 Jahre ununterbrochen in der hiesigen Gasanstalt beschäftigt sind, erhielten an Natsstelle das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit ausgehändigt. r. Glauchau, 14. Januar. sUnglück beim Rodeln. — An schluß an den Reichsverband. — Zur Bekämpfung der Sozialdemokratie.) Beim Rodeln im nahen Adlergrund am gestrigen Nachmittag kamen leider drei Unglücksfällc vor. Der 16jährige Wcbcrlehrling Wagner, der sich unter den Zuschauern befand, wurde von einem Schlitten umgerisscn. Der schnell herbcigerufene Arzt stellte Schädelbruch fest. Aus gleiche Weise wie der bedauernswerte Wagner verunglückten die 12jährrgen Schulknaben Strobel und Schleife. Ersterer erlitt eine Gehirnerschütterung, letzterer einen Beinbruch. — In seiner Jahres-Hauptversammlung beschloß der hiesige Verein der Reichstreucn mit großer Mehrheit den Anschluß an den Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratie. Aus Sachsens rimgebrrng. LD Halle a. S., 13. Januar. sJn der heutigen Stadtver- ordnetensitzung) kam cs bei der Wahl von Deputationen und Aus- schüssen zwischen dem Ersten Bürgermeister Dr. Rive und dem Stadtv. Giese als Mitglied der Museumsdeputation zu scharfen Auseinander setzungen. Die Deputation hatte beschlossen, ein Bild von Irl. Nathu- sius zum Preise von 1000 F für das städtische Museum anzukaufen, wo gegen der NLagistrat Protest einlegte mit der Motivierung, daß der Preis des Bildes viel zu hoch sei. Sämtliche Mitglieder der Museums deputation mit Ausnahme der zwei Magistratsbeisitzenden lehnten eine Wiederwahl ab. Erster Bürgermeister Dr. Rive erklärte, in der nächsten Sitzung der Musoumsdeputation über di« Gründe des Verhaltens des Magistrats nähere Angaben machen zu wollen, worauf die Deputations mitglieder vorläufig in ihren Aemtern verblieben. Es handelt sich bei der Angelegenheit nm einen Kompotenzstreit. Nach der preußischen Städteordnung soll dem Magistrat das Äufsichisrocht Mer die Beschlüsse der Deputationen zustehen, was indes verschiedentlich ongezweifelt wurde. t Eisenach, 13. Januar. lEin folgenschweres Aggdun- glück), das auss neue wieder ernstlich daran gemahnt, auf der Jagd die äußerste Vorsicht walten zu lassen, ereignete sich in dem benachbarten Vitzerode. Die beißen Landwirte Schaub und Ratz, welche die dortige Jagd gepachtet haben, begaben sich gegen abend auf den Anstand. Ohne daß sic es wußten, hatten sie sich fast gegenüber aufpostiert. Durch eine Bewegung des Ratz hatte sich der Busch, der ihn verbergen sollte, wieder holt bewegt, und Schaub, der bei dem Dämmerlicht ein Stück Wild zu sehen glaubte, scuerte beide Läufe seiner Doppelflinte auf ihn ab. Die eine Schrotladung traf den Unglücklichen in die Magengegcnd, die andere in die Hände und in die Brust. Lebensgefährlich verletzt wurde er in das hiesige Diakonissenhaus überführt. . ""O. — — .... Gerichtssaal. Reichrgerkcht. O. Leipzig, 13. Januar. Wegen Beleidigung der ehemaligen schleswig-holsteinischen Offiziere, die zunächst unter dänischer, dann unter preußischer Herrschaft gedient haben, ist am 24. September v. I. vom Landgericht Altona der Redakteur des „Flensburg Avis", Peter Simonsen, zu vier Monaten Gefäng nis verurteilt worden, nachdem ein früheres Urteil des Landgerichtes Flensburg vom Reichsgerichte aufgehoben worden war. In einem Artikel deS genannten Blattes vom 4. März 1906, der von dem verstorbnen Rcichstagsabgeordnkten Jessen verfaßt ist, war wieder einmal gegen die sogenannten vormärzlicken Offiziere der Vorwurf des Meineides er. hoben worden, weil sie, die dem dänischen Könige den Treueid geleistet hätten, später gegen Dänemark gekämpft hätten. Zufällig war noch einer dieser Offiziere, der Hauptmann a. D. Hennings, am Leben. Er hat Strafantrag gestellt. Hennings ist 1847 Offizier geworden. Er hat bei der Thronbesteigung Friedrichs VII. cbenfo wie die anderen Offiziere lediglich im Schloßhose zu Kiel ein einmaliges Hoch auf den König aus gebracht. Das Gericht war der Ansicht, daß der Angeklagte wußte, daß wohl noch solche Offiziere leben könnten. — In seiner Revision meinte der Angeklagte, Hennings könne sich ja gar nicht beleidigt fühlen, da er in Wirklichkeit keinen Eid geleistet habe. Da H. selbst bekundet habe, daß er fast die ganze Zeit seitdem außerhalb Schleswig-Holsteins gelebt habe, so könne nicht angenommen werden, daß er, der Angeklagte, habe wissen müssen, daß noch einer von jenen Offizieren lebe. Das Reichsgericht verwarf die Revision des Angeklagten. Festgestellt 'ei, daß der Vorwurf des Meineides auch solche Offiziere habe treffen sollen, die nicht ausdrücklich den Treueid geleistet, aber aus andere Weile für den dänischen König in Pflicht genommen worden sind. Für die Straf- barkeit genüge es, daß zur Zeit des Erscheinens des Artikels noch Offi ziere ans jener Zeit lebten. Neues aus aller Welt. An« «er Hast entlassen. Dem „Berl. L.-A." zufolge ist der Stein setzer Schmidt, der vervächtig war, die Wirtschafterin Gläser auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin ermordet zu haben, am Sonnabend aus freien Fuß gesetzt worden. Weinpantscher. Aus Landau berichtet uns ein Privalteleyramm unseres -Korrespondenten: Die hiesige Strafkammer verurteilte den Mühlenbesttzer Äakob Stieß wegen Weinfälschung zu 1500 .L Geldstrafe. Lcmatne, der Tiamantenfabrikant. lieber da» famose Schwindel- Manöver drS Franzosen Lemoine wird dem „L.-A." aus Paris weiter berichtet: Nach den bisherigen Zeugenaussagen, unter denen die de- Engländer» Äackson, des Wernberscben Konkurrenten, die wichtigste ist, liegt folgender Sachverhalt vor: DaS Moifsansche Verfahren wurde von Lemoine sklavisch nachgeahmt und nur, wie er seinem Schwager anvertraute, durch eine Tour cko mnia bereichert. Än diesem Kunstgriff lag eben da» den Herren Wernher und Jackson Imponierende. Ähr Korrespondent, in dessen Beisein Moiffan, wie seiner Zeit ausführlich berichtet, das Diamanten-Erzeubungserperiment aussührte, sah erst vier Wochen später das Ergebnis: einen nur unter Lupe in allen Einzelheiten wahrnehmbaren Diamanten, den Moiffan scherzweise seinen Kohinoor nannte. Damals erklärte mir Moiffan: „Niemals wird man mit diesem Verfahren zu erheb licheren Resultan gelangen. Um die notwendige Erhitzung zu erlangen, mußte ich den elektrischen Sektor meine» Be zirke» (da- Experiment wurde in der alten Apothekerakademie beim Luxembourg gemacht, wo sich auch Moiffan» Freund, der deutsche Pro fessor Fischer, einsand), für eine halbe Stunde beanspruchen." Dergleichen gestattet man sich nicht alle Tage, und Lemoine will au» einem ganz primitiven, nach dem Experiment vorsichtshalber völlig zerstörten Ofen große Diamanten bervorgeholt baden. Äackson behauptet gleichwohl, daß alle- mit rechten Dingen zuging. Gisenbahnun-lück. Au» Brüssel wird gemeldet: 2m Bahnhof von Oudenaarde stieß vertzanqene Nacht ein Eilzug mit einem Personenzug zusammen. Die Wagen de» letzteren wurden vollständig zertrümmert. Acht Personen erlitten Verletzungen. Der Heizer wurde infolge der au-qestandenen Schrecken« wahnsinnig. Der schlagfertige Bauer. Eine wohl unerwartete Antwort erhielt, wie die „F. Z." mittelst, ein bayerischer Richter unlängst in einer Pro- zeßfache von einem verklagten Bäuerlein. Auf dem Wege zu seinem Felde, wo er den dorthin verbrachten Dünger ausbrciten wollte, wurde der Bauer von einem großen Hunde, der mit fletschenden Zähnen arn ihn losging, gestellt. Schon wollte der Hund auf den Bauer los pringeu: doch dieser kam dem Angriff zuvor und stieß dem bösen Köter die Mist gabel derart in die Kehle, daß das Tier verendete. Der Hundebesitzer verklagte den Bauer auf Schadenersatz. In der Gerichtsverhandlung herrschte der Richter nun den Bauer an: „Sie hätten doch zuerst das andere Ende der Mistgabel gebrauchen sollen!" Ter Bauer erwiderte. „Das wilde Vieh ist >a auch nicht mit seinem anderen Ende au' mich zugesprungen!" Solch stichhaltigen Einwand mußte man natürlich ge'- ten lassen. Sächsischer Landtag. ?. Dresden, 14. Januar. (Privattelegramm > Die Erste Kammer genehmigte heute ohne Debatte mit un- wesentlichen redaktionellen Aenderungcn den Entwurf eines Gesetzes über die Verwendung der Jaadnutzungen, die mit Dekret Nr. 6 vor gelegt waren. Ferner ebenfalls debattelos die Etatssorderungcn zu Kapitel 49 und 72 des ordentlichen Etas für 1908/09, betreffend die Sicherheitspolizei und die allgemeinen Ausgaben im Geschä'tsbcricbt des Ministeriums des Innern. Nächste Sitzung: Morgen 11 llhr. Tagesordnung: Petitionen. Nach Schluß der Redaktion. Aos der sächsische» Wahlrcchtsdepinatioii. ?. Dresden, 14. Januar. (Prioattelegramm.) Tic Wahlrechts deputation hat die ersten s e ch s P a r a g r a p h e n dcr Regic - rungsvorlage angenommen. Die Ostseefrage. L. Berlin, 14. Januar. sPrivattelegramui.) Nach authentischer Information nehmen an der Herbeiführung einer Entente über die Erhaltung des «tatus qrro der Ostsee alle geographisch in ^rage kommenden Mächte teil. Wilhelm Busch und der Maximilian-Orden. N. Mönchen, 14. Januar. tPrioattelegromm.) Ter Tod Wtthett.1 Buschs macht uns noch einmal herzhaft lachen, dank der freundlichen Rückwirkung des bayrischen Kultusministeriums. Der verstorbene Humorist ist kurz vor seinem Tode vom Kapitel des Maxi mil i a n - O r d e n s für Wissenschaft und Kunst, der aus Gelehrten und Dichtern besteht, einstimmig zum Mitglied oorge schlagen worden. Die allerhöchste Sanktion erfolgte aber nicht, da das Gutachten des Kultusministeriums lautete: „Un würdig dieser Auszeichnung." Der Maximilians-Orden >t die höchste bayrische Auszeichnung auf wissenschaftlichem Gebiet. Der Präsckt der Jndcxkongregation. * Köln, 14. Januar. (Eigene Drahtmeldung.) An Stell? des ver storbenen Kardinals Stein Ku der ist der „Köln. Volksztg." zufolg der bisherige Präfekt der vatikanischen Archive, Kardinal Segna, zuir Präfekten der Jndexkongrcgation ernannt worden. Hauptmann Fischer. * Bern, 14. Januar. (Eigene Drabtmeldung.) Das Urteil deZ Militärdisziplinargericbts in Sachen des früheren Adjuvanten des G? neralinspekteurs der marokkanischen Polizei, Hauptmanns Fischer, ist heute im Bundesrat mitgcteilt worden. Fischer wird aus dem Armecdienst entlassen. Die Urteilsbegründung sagt, Fischer gc fährdete durch sein Auftreten das Ansehen der schweizerischen Arme? in Auslande schwer. Tolstsi und der Heilige Synod. Petersburg, 14. Januar. (Privattelegromm.) Im Heiligen Synod ist der Vorschlag gemacht worden, die Exkommunikation Tolstois aiiszuheben und ihn wieder in die orthodoxe Kirrbe annn- nehmen. O Richard Vallcutin lis. Berlin, 14. Januar. (Privattelegramm.) Die Direktion dcs Hebbel-Theaters gibt soeben bekannt, daß der Oberregisseur dieser jungen Bühne Richard Vallentin heute mittag nach dreimo ia- tigem schweren Lungenleiden gestorben ist. Kamps mit Wilderer». * Braiidcnburg a. H., 14. Januar. (Eigene Drahtmeldung.) In der letzten Nacht wurde in dem benachbarten Kraken der Försier Jllmann von Wilderern erschossen, nachdem er im vor- aufgegangcmn Kampfe zwei Wilddiebe getötet hat. Opernhans in Flammen. * Boycrtown »Pennsvlvania), 14. Januar. (Eigene Drahtmeldung ) Bei dem Brande des hiesigen Opernhauses fanden über 50 Per so- ncn, meist Frauen nnd Kinder, den Tod. Viele, die aus den Flam men entkommen waren, wurden in dem durch die Panik entstandenen Gedränge zu Boden geworfen und totgetreten, oder sie starben balv darauf an den erhaltenen Verletzungen. Der Brand war durch Ex plosion des Maschinenkessels entstanden und erhielt durch die in dem Ge dränge nmgeworsencn Oellampcn stets neue Nahrung, so daß dos Ge- Käude in kurzer Zeit zerstört war. * Berlin, 14. Januar. (Eigene Drahtmeldung.) Amtlich wird ou New Port gemeldet: Alle Leitungen in nnd bei Chicago sind infolge von Hagelwetter unterbrochen. Die Telegramme werden mit der Bahn von West ville, Michigancity und Peoria befördert. Letzte Hairöelsiraehrichteir. Ul. London, 14. Juni. (Privattelearamm.) Aus Kreisen der Bank von England verlautet, daß eine D i s k o n t er m ä ß t g u n g au, 5 Proz. zu erwarten sei und in Kürze eine solche auf 4(H Proz. Berliner Nachbörse vom 14. Januar, 2 Uhr 45 Min. ^Edison Sottdar» Spanier Warlch.-Wien 104. Baltimore l Lanada 154 172^40 Pennsylvania 211.50 Miltclmeerv. 157.50 Meridtonalb. Kreditakiieu i Franzosen i Lombarden TiSconto Deutsche Banl Sandcl«ges, TreSdn. Banl Darmst. Banl l'iattonalbanl — lLett.Länderbk.^ — ^auratzütlc .12 rornnundcr — Bochumer ,70 _ - > 117.75 Poriugles. Schaosfhausen 1Z6 50 Lhinesen Lommerzdanl 106.75 Japaner Japaner Uni». Türken Prtn, Seinrichtt20.75 rürkenlole bLLOHarm.. — Konsolidation — 18,— rturemburger 155.7b 71,7h Hvein. Stadl Buenos Aires ^Argentinier lonam.-TruN l Nordd. Llond > Samb. Packet». , Lanla Tampl. S°s, ReichSanl. ouul, Anatolier lOriculbadnen iSr.Berl.Straß L8.bO>Rus«ll»e Banl — !>9v2er Russen 81.IÖ 144,2S Wiener«un'v.!lZ1.- Ziemlich feit. 52.87 201.50 Hohenlohew'. — Selsenlirchen 18875 Harvener 2-4.— Spielplaa -er Leipziger Stavttyeater. Neues Theater. Mittwoch, den 15. Januar (9. »donnem. »Vorstellung, 1. Serie, grüu): Btadalne «uttrrUh. — Alte« Theater. Mittwoch, den 15. Januar, nachm. lvorstcllung bei ermäßigten Preisenf: «lein-Svchrn uv» »«e Weitzuachtssre. Abend» gtt. vocksiumltche Vorstellung zu halben Preisen,: 8 op frustreich. Spielplan »<« vereinigten Leipziger Scha«spielt?äuser. Letvztaer Schauspielhaus. Mitttvoch, den 15. Januar, nachm. lvorslellung bei ermäßigten Prrisenl: Vrivseß Dausrudtziiübchmi. Abend«: Der r>u«m»»s. Neue« Lveretten-Theatrr. Central-Tbrater. Mittwoch, den 15. Januar: rte Wieher»«»«. Lhefredatteur: U»,lf Elchs»»». Verantwortlich« R»5otleure: Für Politik Vs. Nruck, d»n ollgemeMe« Irtl un» Mußestunden L Müller, di« HondelSzeltung k. Litt»«»«, da« Feuilleton v- Stole, Musik «. Ve»»i«. kport und «erlchttsaal g. Haartet», gür den Inseratenteil «. vretsch,ki»er. Sämtlich in Leipzig. Druck und «erlag don ch. Pol, i« Leipzig. Die »>rliege»d« Rmuiuer »»faßt « Seite».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)