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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.01.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080115013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908011501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908011501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-01
- Tag 1908-01-15
-
Monat
1908-01
-
Jahr
1908
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Beiuqs-Prett ><n Liviiß »»» tisrorr« d»r<- misir» Ir-gir «»5 ido«»>l»ur» «« Hao» ,«i>rach«! Nutgad« t <»« m»rg«n»> »««nelttdrlicd 8 «tl.. m.natlich I >l., Nntaad« > < morgen« an» »den»«) »tortel- ladrllt 4.L0 M„ monailiS, l.8> M. Durch dl« V.N ,» d»»»de»i <2 mal ltglich» mnerdalo Leuilchland« ^n» der oeuricken Noionie» vierlrc>ai>rl>ch >.2d M. monarlich l,7s M. autschl Poft- deftellgeid, mi Oesterreich 0 k 8ü k, Ungarn 6 L merreliLdrlich. Ferner in Bel gien. Dänemark, »en Donauftaaien. Frank» >«ich, Flalien. Luiemourg. «lederlande, Vorwegeo. Nutiiauo Schweden Schwei, nn» boanien F» allen ädrigen Slaaken nur direkr durch di« Srved. o Bl erdälllich. Adonnrwrnk-Bnnadm,. >ogolto<vlatz d«> unteren Dräger». Filialen. Spedileuren und Annadoellellen lowi« Poftämrern un» Bries lrckgern. Dl« BoMn« »komme« kokel II» »kg. Reäaktlo» an» Lrvedttkonr Zohannilgalle kl. 7»le»doa Nr. I«Nä, Nr. läSSZ, Nr. IS6SL. Morgen-Ausgabe 8. nMerTagMM Handelszettung. Nmlsblatt des Rates und des Notizeiamles der Stadt Leipzig. Vnreigen «^>reit lkr ^lnlerak, aut llervela and Umgedon, »>« 6geloall«n« ^«Nr,«i'e Ä Bi.. flnan,"V- Ün-eig«o S<, Bi., äleklamen l M., Uon auäwärr» 80 itp, NeNameo nvm^u»Iand SI)M., ftnan». «n,eigen 7L»> ZleNamen ILS N! Fulerate». 0eddrde»,m«mUlchenre>I«i>B Beilagegedädr d Bl. ,. LauitNd exkl. Lost, gebühr citcichitttonzeige > an beuorrugler Srrlle >n> Breiie erhähl. Badatl nach «an Nesierkellre Lulrräge kinnen ntchl zurück gezogen werken. Für da« Srlchrrneu an deslirniaken Lagen und Platzen wir» kein» iLarankr« übernommen. «langen-Annahme, SuguNotplatz V bei lämrlichen Filialen u. allen ilnnoncen- l»rvedinonen des an» nnd Auäland»« H«U»t-SUtale Vertin: Karl Duncker, -erzogl. Baur. Holduch Handlung, Lutznibkraße 18. (Deleohon VI, Nr. äbSi. Nr. 14. Mittwoch 15. Januar 1908. 102. IabMiiq. Das wichtigste vom Tage. * Im Reichstag fand die Beantwortung der Interpella tion Kanitz über die hohen Diskontsätze durch den Staats- lekretär Bethmann-Hollweg und den neuen Präsidenten der Reichsbank Haven st ein stat. Hierbei kündigte der Staatssekretär eine Münznovelle an, die den Silberum lauf pro Kops der Bevölkerung erhöben solle. sS. Parl.-Ber.s * Der Kriegs Minister erklärte sich in der Budget kommission gegen die Einführung der zweijährigen Dienstzeit bei der Kavallerie und reitenden Artillerie. * Tie Erste Kammer des sächsischen Landtags bc- ichäftigte sich gestern mit dem Gesetzentwurf über die Berwen- d u n g der I a g d n u tz u n g e n. sS. Parl.-Per s * In einem Sanatorium zu Kopenhagen ist gestern der Romancier Holger Drachmann gestorben. (S. Fenill.l * General d ' Amade siebt ^Kilometer vor Rabat. tS. Ausl.» ' * Eine Reise S>r Edward Grens nach Madrid wird ange- kündigt. lS. AuSl.l * In Japan hat ein partieller M i n i st c r w e ch j« l statt- oesunden; das Entlasinngsgeinch des Premierminister? ist ab- gelehnt. sS. Ausl.s Der General-Gnzyklopä-ist. Was Gockbe in Resignation beklagen mußte, die Unmöglichkeit des Erkennens aller menschlichen Forichungsergebnisse, ist ein Pygmäen schmerz antiquiertester Art Es ist endlich wieder erreicht. Oder doch beinahe. Sollte aber wirlLcb noch im Wissen und Können ceS einen modernen General-Enchkiovädisten irgend eine kleine Lücke sein, so wird auch die sicher bald gestopft werden. Um Leibniz ist es geschehen. Herr v. Povbielsli bar ibn abgeietzt. Was ist der Mann nicht schon alles gewe>eu! Soldat, Kaufmann, Landwirt, Postrninister, ^andwirtickasismi,utter, Prophet, Agitator des Bundes der Landwirte. Und nun ist er auch noch unter die Gelehrten gegangen. Zunächst unter die Rationalökonemen, womit die philosophischen Fakultäten einen neuen -taetopAnäus Kovaris causa registrieren können. Die paar anderen Fakultäten können nebenbei bald erledigt werden. Hören wir von den Ergebnissen der PovbielSkischcn Forschung auf volkswirtschaftlichem Ge biete. Sie wurden vorgelragen von dem Forscher selbst auf der Provinzialversammlung des Bundes der Landwirte in Hannover und letzen beute die aanze Welt in Erstaunen. Herr v. Podbielski behandelt die grobe wirtschaftliche Krise. „Das Geld ist eine Ware", sagt er. Wozu man nur „sebr richtig* rufen kann. Aber das wußte man schon. Doch nun kommt das Neue. Herr v. Podbielski fährt fort: „Das Geld ist eine Ware, und jeder suchte es sich zu ver schaffen." Niemand, aber auch niemand war bisher auf diesen Gedanken gekommen, der dock, wie alle ganz großen Entdeckungen, so eminent einfach ist und so nabe liegt. Onkel Bi eisig, der die Armut von der psuvertä ableitete, würde trotz seines erheblichen Rotspon genusses blaß geworden sein, wenn er diese gesäbrliche Konkurrenz nock erlebt hätte. Aber es kommt noch viel schöner. „Wie entstand die Krise >n Amerika?" fragt Herr v. Podbielski. Sehr emtach. „Es war dort Mißtrauen." Nickt etwa, vag Herr v. Podbielski versuckt hätte, zu erklären, wie dies Mißtrauen entstanden wäre. Nein — minima non -nrand praetor — das Mißtrauen war „des Erachtens des Herrn o. Podbielski nach" da. Und nun war die Krife auch da. „Jeder einzelne, ob klein, ob groß, erschien bei der Bank, um das, waS er dort ,n barem Gelde batte, zurückzuziehen. Aus den großen Kanälen ver» kckwanden unge.ablte Millionen in Summen zu 50, 100 und 1000 Dollar. Die Banken wurden durch das wachsende M ßtrauen in ihre Existenz in Mitleivenschatt gezogen." Ist das nicht alles ganz Ilar? Und das mußte für alle im Dunkel bleiben, bis Herr v. Podbielski der Welt ein Licht aufgesteckt hat. Dann aber kommt der Forscher auf den heimischen Markt zu sprechen. Und wieder kommen die profundesten Weisheiten zutage: „Wir haben in unserem Baterlande viele Unternehmungen bestätigt, uaben das Kapital dazu gegeben und müssen vielleicht auch noch die Zinsen zahlen, aber jetzt, wo die Nachfrage nach dem Gelde zunimmt, ca scheint auch das Bevürinis zu kommen. Die Banlwelt bat mehr uniernommcn, als sie gebrauchen konnte und Kat beute das Bedürfnis, Geld an sich zu sieben, und deshalb gibt der öffentliche Markt sebr Hohe Zinsen für das Geld. Es ist das eine absolut natürliche Entwickelung der Verhältnisse. Wer Geld bat, der kriegt Hohe Zinlen!" Tief erschüttert von der Wucht dieser von jetzt an nickt mehr zu bestreitenden Tatsachen, riskiert der Zeitgenosse Victors v. Podbielsli nur den einen schüchternen Vorwurf: „Warum konnte uns das Nicht sckon viele, viele Jabre lrüher gelagt werden?" Vielleicht härte die- Schauen des Ursprungs aller Dinge viel Unheil verhüten können. Indessen darf man hoffen, daß wenigstens nunmehr für die Zukunft gesorgt rst. Und im übrigen ist die ganze Angelegenheit über haupt gar nickt so schlimm. Denn, sagt Herr v. Podbielski: „Nur wir tonnen die schwierige Situation überwinden; wir tonnen eS ruhig sagen, weil eine gesunde Landwirtschaft der Krisis gegenübersteht, hat diele nicht die Bedeutung für uns. . . . Das letzte Jahr rst «in Jahr de- ErtolgeS für unsere Landwirtschaft gewesen." Na allo. Krise hin, Krise ber. Der Landwirtschaft geht e« gut. Und damit ist die Sache erledigt. Da- heißt, so ganz gut geht es der Landwirtschaft trotz der ver« gnü.rlichen Roggen» und Weizenpreise immer noch nicht. Nach den weiteren Ausführungen des Forschers kann der Landwirt am Schluffe de- Jabre- nur sagen: „Na, Mutter, wir baben un- so durchgewundeu." Aber die Lancwirtschasl kann fest auf Herrn v. Podbielski vertrauen. Er weiß, wie eS noch bester werden kann. Hier ist da- Rezept: „Hand un den Pflug! Hanv an die Arbeit! Hand an die Intelligenz!" Ja, besonder- an die Intelligenz! Damit bat Herr v. Podbielski unzweifelhaft da- Richtige getroffen und so ganz nebenbei auch noch eine weitere Geistesgröße au- dem Felde geschlagen. Armer Wippchen? Hast du je die Hand an die Intelligenz gelegt? Es ist ganz natürlich, daß eine solche Umwälzung unserer Erkenotai-theorie nicht ohne «ine gewisse Schonung«- lost gleit bewerkstelligt werde« kann. Aber niemand wird Herrn v. Podbielski böse sein, wenn er weiter sagt: „Wir sind deutsche Männer, die mehr können als die in der Stadt mit ihren Phrasen!" Aber bei aller gebotenen Energie auch im Urteil hat Herr v. Podbielski sich dock raS gute Herz sür seine Mitmenschen bewabrt. Er versiebt eS, daß dem Mittelstand bangt, wenn alles so teuer ist. Auch sollen „die Landwirte nickt angeben gegen den Handel, der absolut notwendig ist für den Absatz unserer Produkte. Wir brauchen dieien Vertreter." Aber hier ist die Grenze des PovbielSttschen Wissens und Könnens. Biel ist ihm bewußt. Doch wie das zu ändern ist, möchte er vermutlich gar nicht wissen. Herr v. Povbielski zuckt die Achseln und sagt: „Just dasselbe, was uns die Kohlenbarone lagen: „Ja, die Löhne", sagen auch wir! Za, die Löhne sind es, die auch die Landwirtschaft und ikre Produkte teurer machen." Da ist natür lich nichts zn machen. Und selbst Herr v. Podbielski kann eS nicht ändern. Aber schließlich macht das ja beinah fast gar nichts, wenn wir uns nur an die Ouuttessenz der PodbielSlvchen Lehre ballen: „So, meine Herren, habe ich Ihnen einen kurzen Abriß über daS Wirtschaftsleben gegeben, das unser Vaterland bewegt. Worcn liegt unsere Stärke? In der Kraft der Vertretung der gesunden wirtschaftlichen Auffassung. Und was ist das? Schutz der heimischen Arbeit!" Nach dieser in Aussicht stehenden Rettung des deutschen wirtschaft- lichen Lebens durch Herrn v. Podbielski wäre cs wirklich kleinlich, wenn einzelne bart kritisierte Leute sich ob einiger Rippenstöße, so ov pa^nut ausgeteilt, gekränkt fühlen sollten. „Unsere Presse ist gewiß in einer schwierigen Lage! Sic lut so, als wenn sie nur Ideale verbreiiet, und doch muß jeder Redakteur auf leine Leser Rücksicht nehmen. Würden die Redakteure die öffentliche Meinung vertreten, müßten sie dann nicht oft schwarz in weiß und weiß in schwarz ver wandeln. Nun, sic siegen — wie der Koch es macht — eine ge wisse braune Sauce darüber. So wird das politische Menü sür Sie angerichtet, und die Masse wird darüber getäuscht!" Zn welchem politischen Lager Herr v. Podbielski seine Erfahrungen über das gar nickt so leicht zu erfassend« Institut der Presse gesammelt hat, sagt er nicht. Er nimmt auch gerechterweise keine Partei aus. Auch die Presse des Bundes der Landwirte nicht. Damit entfällt auch der letzte Grund zum Widerspruch. Im Innersten ergriffen steht die deutsche zeitunglesende Kulturwelt vor dem Resultat der PodbielSkischen Forschung. Und über dem Lande, liegt Schweigen, das erst langsam sich löst in ein erschütternde«, immer gewaltiger anschwellendes — Lachen. O, Pov! Htalkenr k^sninle rind abessinische Schmerzen. <Vvn unserem römischen ^.-Korrespondenten.) Das Interessanteste au dem neuen und an sich nicht ungewöhnlichen Borfalle, daß ein Stamm von afrikanischen Eingeborenen dtc venach- barte Kolonie eines europäischen Staates mit einem Raubzug bedacht bat, ist die Erscheinung, daß man in Italien ob des Geschehnisses sofort den Kopf verloren hat. AuS dieser Erscheinung spricht dreierlei: erstens, daß trotz des inzwischen verstrichenen Jahrzehnt? die Wunden dec- abessinischen Feldzuges noch nicht vernarbt sind; zweitens, daß der Zu sammenhang der Kolonien mit dem Mutterlands und namentlich die zureichende Fürsorge des Mutterlandes für die Kolonien den Italienern noch immer nicht als eine indiskutable Notwendigkeit erscheint; drittens, daß das Gebäude von Italiens afrikanischen Erwerbs- und Garantie verträgen bösere Lücken hat, als die Herren Diplomaten und Minister haben glauben machen wollen. Nach dem abessinischen Feldzuge, in dem das Großmachtbewuhtscin Italiens einen schweren Stoß erlitt, war die Sorge der Eoniultä darauf gerichtet, beim Negus nach und nach nur so viel Terrain wieder zugewinnen, daß Eritrea und Somaliland ihre Existenz als italienische Kolonien auch von Abessiniens Gnaden weitersristen dürsten. Den stetigen Bemühungen des seit einem halben Jahre in die Heimat zurück gekehrten Gouverneur? von Eritrea, Martini, schien daS auch vor züglich gelungen. Selbstverständlich wuchs im gleichen Berbältnis mit dem Vertrauen auf das Wohlwollen des Negus die Nachlässigkeit der Italiener in der Anlage von Verteidigungslvcrken sowie in der Her. stellung von Verkehrswegen und anderen zivilen Einrichtungen der Kolonie. Die? aus der angeborenen Neigung der Italiener, sich mit „provisorischen" Maßnahmen bis zur äußersten Grenze der Möglichkeit zn begnügen, und aus Furcht der Negierung, den guten Ouiriten mit Geldfordcrungen für Kolonien zu kommen, die zum Schaden der Re gierung den Humor verderben könnten. Das italienische Kapital wagte sich nicht in die Kolonien. Die Italiener erhoben sich auch im übrigen nicht zu einer national- und realpolitischen Bewertung der Kolonien un geachtet der Erlebnisse und Fortschritte anderer europäischer Mächte; ja es setzte sich namentlich nach der Preisgabe aller marokkanischen Besitz- und Rechtstitel an Frankreich in ihnen die Anschauung fest, daß es besser sei, die Kolonien überhaupt auszngeben, als für sie auch nur die zchttchtestc militärische Expedition auszurüsten oder ihre wirtschaftliche Erschließung mit Staatsmitteln zn betreiben, daß cs aber einem tüchtigen Minister des Auswärtigen gelingen müßte, mit Hilfe de? diplomatisch-bureau- kratischen Organismus, allo durch Traktate und Verträge, die Kolonien militärisch zu sickern und wirtschaftlich auszuuutzen ohne alle? Risiko und obne allen Geldaufwand Diese Wnndcrwirkung schien erreicht nach den Traktätchen mit dem Mad Mullab und dem Sultan von Sansibar, nach dem Freundschaft?- und Handelsverträge mit dem NcguS. nacb dem abessinischen Garantievertrage mit Frankreich nnd England. Und nun zeigt ein ganz gewöhnlicher, von niemand erwarwter — der Herr Gouverneur von Somaliland befind-st sich zurzeit in Rom zu dem gewichtigen Zwecke eine? „wissenschaftlichen" Voitragcs — EttNall eines abessinischen Grenzstamme? in Somaliland mit den zugehörigen Brandschatzungen und einem Kampfe mit der au? 71 Askaris und 2 Italic- nischen Offizieren bestehenden Besatzung von Lugb, denen AuSaang der italienischen Fffagge nnd den italienischen Mannschaften schwerlich günstig gewesen ist, das Trügerische der billigen italienischen Spekulation Plötzlich merkt man nun, daß von der beute beimaesiichten Stätte bis zur Küste, die ein italienisch«? Kriegsschiff nebst Soldaten ans der Heimat erreichen kann, eine durch keinerlei halbwegs moderne Vcr- kebrsmittel bewältigte Entkernung von 100 Kilometern ist. Man merkt, daß e? doch ein heikles Ding ist, wenn die Fabne der Großmacht Italien wo auch immer ungestraft aebemütiat werden darf. Man siebt ans ein- mal, daß der provisorische stntta-i guc», der die Station Lugb, den mili tärischen und kommerziellen Schlüssel zu den Kolonien, als durchaus italienisch erscheinen lieb, dock nicht zurcickt, um in einem Konflikts»«»!? Ansprüche zu basieren. Man steht, daß man dem Negus nicht? wird an haben können, wenn er jede Verantwortung sür das heutige Geichehnis dadurch abweist, daß er da? Manöver des Grenzstamme? nicht zuvor gekonnt und nicht gutgcbeißen habe, und baß in der Tat eine rechts verbindliche Festlegung der Gren.-.en zwischen Italien? Kolonien und Abessinien nock wie vor nur ein Problem 'ei. Man stehl weiter, dav der Negu? aus den italienjich englisch-französischen Vertrag selbst tick stüAFn dars, in bem t^cknrnnlie per drei Staaten die beute gefährdeten Bezirke nuZgeschlosEn werden sink Man macht endlich ein dummes Gesicht zu dem sehr begrunderen Ge danken, daß im Zusammenhang mit dem letzten Erwerbsverirapc mehrerer Häsen von Somaliland England sich das Vorzugsrecht ans alle wann und wie auck immer non Italien preisgegebenen Territorien, Städte und Häsen dieser Gegend gesichert bat, und daß es gar nicht jo ausgeschlossen sei, daß die Wünsche des befreundeten England diese Affäre in einer pe- wi'sen Richtung begleiten unk befördern. Inzwischen schwimmt aber ein altes kleines Kriegsschiff nach der Somaliküste, und im übrigen wartete man mehrere Tage aui die erbetene Auskunft S. M des Negus von Abessinien, mit dem man icknn einmal so schleck! Kirschen gegessen bat. ick Die Antevpellation Aanitz. lPrivattelegramm.l Berlin, 14. Januar. Es mutete etwas eigenartig an, als der Staatssekretär de? Innern heute vormittag versicherte, die Negierung habe natürlich nicht voraus sehen können, daß gerade einen Tag vor dem sür die Beantwortung der Bankdiskont-Interpellation des Grasen Kanitz angesetzten Termin de' Bankdiskont herabgesetzt werden würde. Mit verständnisvollem Lächeln nahm das Haus diese Erklärung auf. Unter großer Spannung kündete der Staatssekretär eine Miinznvoclle an, die den Silberumlau' j>ro Kopf erhöhen soll. Aber keine Aeußerung des Beifalls oder Miß- lallens begleitete die längst erwartete Erklärung, daß die Verbündeten Regierungen an der bewährten Goldwährung festzubalten gedenken Neben dem Staatssekretär hatte Herr Haven stein Platz genommen, der erst vor drei Tagen sein neues Amt als Neichsbankpräsidcnt an- getreten hat, und im Hindergrund sah man als Bunvesratskommisiar den Präsidenten der Preußenkasse, Herrn H e i l i ge n st a d t, dessen bekannte Vorschläge in der Diskussion vielfach erwähnt wurden. Graf Kanitz har sich von seinem Schwächcanfall, den er vor Weih nachten aus dcr Rednertribüne erlitt, erfreulicherweise wieder erbost nnd konnte seine Interpellation selbst begründen. Er begann mit einer warmen Anerkennung der Täligkeil des ost von ihm bekämpften eben aus dem Amte geschiedenen Reichsbankpräsidenlen Dr. Koch, eine Anerkennung, in der sut, rosa eine Art Verzicht auf die alten himetallistischcn Hoff nungen des Interpellanten zu linden war. Nur ein letzter Rest bimetal listilcher Neigungen ist dem Grafen Kanitz verblieben, nnd cr und Di. Arendt, der heute noch nicht zu Wort kam. haben ihre Referate übei die besux restes ihres bimetalllstischen Glaubensbcdürsnisfes unter S verteilt Das Eintreten für die Befestigung der Freizügigkeit des Geldes blieb dem sreikonservativcn Gegner der Goldwährung Vorbehalten, den A-xander Meyer einmal im Gegensatz zu Herrn von Kardorff, der ..Sonne am .Horizont der Wäbrungssräge" das „kleine Licht" genann'. dat, das die Währungsnacht erhellt. Gras Kanitz machte die au? der Preise sattsam bekannten Vorschläge. Er fordert die Erhöhung der Kopsguote an Scheidemünzen und die Verstärtung der Zablkraft dec Silbers durch Erhöhung deS zurzeit 20 .kl betragenden Jilberzahlnugs catzes auf IlM Tie Rede des Podanger Graten gab dem neuen Wortführer dcr nationalliberalcn Partei in Bank» und Börsensragen dem sächsischen Bankdirektor Weber, einen willkommenen Anlaß zu dem Nachweis, daß die von dem ebemaligen Vizepräsidenten des Reichstage?, dem früheren Abgeordneten Bü'inq, geführte Bankpoliti! der notionalliberalen Fraklion eine Aenderunng ebensowenig erfahren Kai, wie die Goldwäbrung-Zpolitik der Ncicksbanl durch den Wechsel in dcr Leitung dieser Anstalt. Nach ihm nahm Reichsbankpräsident Havenstein das Wort Schade, daß sein schwaches Organ auch bei der schwächeren Akustik des Reichstages sich nicht geltend zu machen vermochte. Mit achtungs vollem Schweigen börte ibm da? Haus zu. Auch im Hause selbst haben nur die wenigsten die Worte des neuen Reimsbankpräsidcntcn ver standen. Herr K aempf auf der einen, Herr Gamp aus der andern Seite, ließen erkennen, daß die alte Währungspolitik des Reiche? eine Aendcrung nickt erfahren wird. Bon der Währungsfrage führte Herr Kacmps die Diskussion aus daS größere Gebiet der allgemeinen Wirt schaftspolitik, und der scharfe Widerspruch, der sick in den lebhaften Bei fall seiner Freunde mischte, wird in den Reden der Rechten und de? Zentrum? morgen voraussichtlich nock einen prägnanten Ausdruck finden. ^ovtbrl-unasschulzrvnng für Mädchen. Es ist eine beklagenswerte Tatsache, daß heutzutage sofort nach der auf da? !4. Lebensjahr gelegten Entlassung aus der Volksschule große Massen junger Mädchen aus den auf Erwerb des notdürftigsten Unter- balts angewiesenen Schichten des Volkes in gewerbliche Betriebe der ver schiedensten Art, vielfach auch in kaufmännische, eintrcten und dort ver- bleiben, bis sic heiraten, und daß sie dort, besonders in den Jahren dcr Jugend, nickst iesten sittlichen und gesundheitlichen Gefährdungen aus- pe'etzt sind. Es ist weiter Tatsache, daß derart beschäftigte weibliche Personen, schon wogen Mangels an genügender Zeit, selten dazu kommen, sich aus den zukünftigen Berus dcr Hausfrau porzubcreitcn, und das; sie auch in den wenigen Ruhestunden, die sic etwa im elterlichen Hause verleben, von der häufig selbst nur mangelhaft oorgebildeten Mutter in häuslichen Dingen keine genügende Unterweisung erhalten können. Ebenso ist als Tatsache anzuerkennen, daß die jungen, kaum erst von der Schule entlassenen Mädchen vor ihrem Eintritt in das Er werbsleben nur icsten die nötige Lehrzeit durckmacken, daß sic daher Jachkcnutnissc sich nickt oder erst ganz allmählich anzncigven vermögen, und infolge aller dieser Umstände schiecht entlohnt werden. Trifft das vielleicht weniger bei einer Reibe von Beschäftigungen in der Textil industrie zu, die sick ganz besonders für die Franenband eignen, so dock desto mebr bei vielen anderen, insbesondere solchen, wo Frauenarbeit mit dem Angcbo' männlicher Arbeitskraft in unmittelbarem Wett- Nachdruck aus Dreierlei: aus sachliche Ausbildung der ;unqen Mädchen die jahraus, lahrein, obne eine längere Lebrzeil hinrer sich zu haben, al? Gehilfinnen in kaufmännische, insbesondere ostene Laocngesckäste ein trcten. Diese Tatsachen hoben den Bund deutsche, Fraucnver- eine inDresdeu veranlaßt, an den säckn'ckcn Landtag die Bitte zu richten, durch ein Landcsgesetz die Fortbildnngs'ckiilpistckt aus die ge werblichen Arbeiterinnen auszudebnen. Die Vereine legen dabei den Nachdruck ans Dreierlei: aus sachliche Ausbildung der jungen Mädchen, auf ihre Unterweisung in Haushaltskunde nnd verwandten Dingen, nnd endlich ans größere Festigung des Odarakters Die vierte Deputation der Ersten Kammer, der diese Petition zur Berichterstattung überwiesen worden ist, erkenn» die in der Petition ge rügten Mängel unseres Volkslebens durchaus an, bezeichnet es auch ol- sehr erwünscht, daß ihnen tunlichst abgctwlsen werden muß, be zweifelt aber, daß dies durch Erlast eines Landesgesetzes möglich sei. Der vom Plauener Oberbürgermeister Dr. Schmid lfrüker Sbabt- rat in Leipzigs verfaßte, sehr eingehende Bericht weist zunächst daraus hin, daß aus Grund von 120 der Re,chsgewerbeorbnnng durch statuta rischen Beschluß einer Gemeinde oder eines weiteren Kommnnalver- dandes sür weibliche Handlungsgehilfinnen nnd -Lehr-
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