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«r. l4 102. Iahrqanq. Mufte stunden. vei» verlorene Sohn. 19 Kriminalroman von Hans Hyan. „Diese Sendung ist von Ihrem Manne?" fragte der Kriminal, beamte noch immer mit demselben freundlichen, liebenswürdigen Lackeln. Ganz verwirrt stotterte Lotte: „Nein . . . nein .... ich weiß nicht ... wie kann ich denn das wissen ... ich habe ja noch gar nicht nachgesehen! . . „Da werden Sic wohl auch nichts drin finden zum Nachsehen!" er- widerte der Beamte, die junge Frau mit scharfen Augen beobachtend. „Aber ... ich bin der festen Ueberzengung, daß Ihnen diese Kiste schon vorher durch einen Brief avisiert worden ist, vom Absender!" Lotte schüttelte den Kopf, wurde rot, murmelte etwas, bekam es aber nicht fertig, nein zu sagen. „Und ich möchte Sie nun bitten", fuhr der Beamte fort, „mir ohne viel Umschweife diesen Brief herauszugeben! Daß Sie ihn haben, halte ich für sicher, und mit einer Haussuchung, zu der ich in diesem Falle jederzeit die Berechtigung habe, und die ich auch eventuell jederzeit so fort vornehmen würde, bin ich fest überzeugt, das Gesuchte zu finden." Lotte fing an zu schluchzen: „Ich habe keinen Bries! ... Ich weiß von nichts, was wollen Sie denn von mir! ... Ist denn das eine Art, über eine alleinstehende Frau herzufallen, und sie so zu vergewaltigen?" Herr Lehmann wurde ernst: „Ich mache Sie darauf aufmersam. daß Sie sich mit solchen Worten einer Beleidigung schuldig machen. Ich will aber trotzdem nichts gehört haben. Nur bitte ich Sie jetzt noch mals dringend, mir ohne weiteres den bewußten Brief herauszugeben, sonst muß ich ihn mir selber suchen!" Lotte war ganz fassungslos, sie wußte nicht, was sie tun sollte, der Gedanke, daß durch ihre, wenn auch widerwillige Hilfe Paulus ins Ver- derben gestürzt werden sollte, der war ihr unerträglich. Andererseits aber sah sie keine Möglichkeit, dem Beamten zu entrinnen. Und doch wollte sie in ihrer verzweifelten Angst noch einen Versuch machen. Sie verfiel auf die Idee, den Namen des Geheimrats von Wanderblatt, der ihr ja schon mehrmals seinen starken Schutz erwiesen hatte, auch hier als Schild und Waffe zu gebrauchen. Aber in dem Augenblick, wo sich der Name dieses Mannes aus ihrem Herzen auf die Zunge drängen wollte, da ging in eben vielem Herzen eine merkwürdige Wandlung vor, die das junge Weib selbst in Erstaunen setzte und es doch mit einem leisen Gefühl des Trostes und des Glückes erfüllt«: Sie erinnerte sich plötzlich, welche Angst sie selbst bei ähnlichen Ge legenheiten gehabt hatte, der Geheimrat könnte sich ihretwegen kompro mittieren, und es ward ihr klar, daß die Nennung seines Namens im Zusammenhang mit dem entflohenen Schwerverbrecher die unange nehmsten Folgen für den in solcher Stellung Befindlichen haben konnte. Und da wog ihr Herz, so sehr sie sich dessen schämte, die beiden Männer gegeneinander ab, und wog die Liebe, die sie für den einen empfunden hatte, und di« sie für den anderen anfing zu fühlen. Und das Zünglein der Wage neigte sich zugunsten jenes stillen, vornehmen Menschen, der vielleicht nicht die draufgängerische Jugend des anderen besaß, dem aber dafür auch der rücksichtslose und brutale Sinn fehlte, welcher Paulus Krafft hinoingetrieben hatte ins Verderben Frau Lotte erwähnte den Namen von Wanderblatt nicht, sie ging weinend an ihren Schreibtisch und suchte unter dem Wust von Papieren und Büchern den versteckten Bries ihres Mannes hervor, den sic etwa vor acht Tagen erhalten hatte. Der Beamte überflog den Inhalt, dessen leidenschaftsglühende Licbesbetenerungen ihn wenig interessierten. Er batte selbst kaum ge hofft, daß der flüchtige Verbrecher etwas für ihn Wertvolles 'ckneiben würde. Aber ihm genügte der Aufgabestempel dieses Briefes. Er verließ die Wohnung mit einer höflichen Verbeugung vor Frau Lotte und begab sich sofort nach dem Präsidium, wo er seinem Vorge setzten zeigen konnte, wohin sich jener damals so vielgcsuchte Flücht ling gewandt hatte. Und schon wenige Tage später fuhr Herr Lehmann in Gesellschaft eines Kommissars mit einem Llvyddampfer über den Atlantic nach Veracruz, nm sich von dort mit der Bahn nach Guatemala zu begeben. Nur mit Mühe war in jener Nacht, wo die beiden Eisenbahnräuber den von Monterey kommenden Zug überfallen hatten, ein großes Un- glück verhütet worden, indem man den nachkommenden Eisenbahntrain noch in der letzten Sekunde warnen konnte. Er wäre sonst auf den das Gleis deckenden und seiner Maschine beraubten Zug aufgefahren und zu dem Blut, welches schon geflossen war, wären noch andere Ströme ans warmen, atmenden Menschenleibern hiuzugekommen. Die Tat jener beiden hatte ein so kolossales Aussehen erregt, daß die Zeitungen spaltenlange Artikel brachten und wochenlang nickt zur Rnbe kamen. Wer aber die beiden Räuber waren, davon hatte man keine Ahnung. Die Pinkerton-Assoziation, jene berühmte Detektivgesellschaft, der es gelungen ist, die feinst ersonnenen Diebstähle und Betrügereien hcrauszukriegen, wurde mit der Sache betraut. Aber die Agenten gaben sick umsonst die größte Mübc. Tag auf Tag und eine Woche nack der andern verlies, ohne daß es gelungen wäre, den Räubern auf die Spur zu kommen, über deren Zahl man sich nicht einmal klar war. Der Lokomotivführer und der Heizer waren tot und verstümmelt in der Bergschlucht gefunden worden. Dagegen lebte der Zugführer. Er hatte eine Kugel durch den Hals gekriegt, die ihn wochenlang zwischen Tod und Leben schweben ließ. Nun aber machte seine Besserung Fort- schritte, und bei seiner Vernehmung gab er an, daß er nur zwei Leute gesehen hätte, von denen der eine ein Neger gewesen zu sein schien — bei der außerordentlich kurzen Zeit und dem matten Sternenlicht könne er sich aber auch getäuscht und jener will Gesicht mit schwarzer Farbe angc- strichen haben! — Er wäre aber überzeugt, daß noch mehr Leute an dem Verbrechen beteiligt gewesen seien. Wie der Mann auf diese Idee kam, ob er sich schämte, daß zwei einzelnen Leuten dieser enorme Eoup geglückt sei, oder welch andere Sinnestäuschung dabei maßgebend war — gleichviel, die Behörden und Polizciorgane wurden durch diese Angaben auf einen verkehrten Weg gedrängt. Sie suchten vermummte und maskierte Banden abzusangen, während zwei Leute, die sich noch dazu im Besitze bedeutender Geldmittel befanden, das Verbrechen begangen hatten. Den Morseapparat hatte man gefunden nnd auch durch Vergleichung festgestellt, daß der seinerzeit von einem Postoffice-Elerk gemeldete Dieb stahl eines solchen Apparate- mit diesem identisch sei. Aber werter war man nicht gekommen, weil auch dafür jede Spur eines Täters »ehlte und sick niemand fand, welcher die Diebe des Apparates oder wenigstens einen von ihnen gesehen hatte. Und bis zu dem bald ein Jahr zurückliegenden Auftreten der beiden Verbrecher in Bahia reichten die Fnhlfäden der Polizeibeamten nickt, um so mehr, als die Entfernung dorthin ja sehr bedeutend war, und die südamerikanischen Behörden lange nicht mit der Energie ans Werk gingen, wie ihre nordamerikanifchen Kollegen. Das änderte sich mit einem Schlage, als Herr Lehmann und sein Kollege Kommissar Brandstätter in Veracruz ans Land stiegen und der dortigen Behörde ihre Aufwartung machten In Veracruz hatte man diesem fabelhaft verwegenen Eisenbahn- raub, dessen Vorkommen der Telegraph natürlich sofort berichtet harte, die größte Aufmerksamkeit geschenkt, um so mehr, als es ja gar n chi ausgeschlossen schien, daß die Verbrecher sich nach diesem Hafen zurück gewandt hatten, um über See einen andern Erdteil zu erreichen. Das war um so wahrscheinlicher, als der „Ecuador", jene kleine flinke Lokomotive, mit der die Räuber davongckommen waren, mit welcher sie durch San Louis über San Philippe und Eelaya in blitz - geschwinder Fahrt, ohne sich irgendwie auszuhalten und von dem Bahn personal wie ein höllisches Wunder angestaunt, dabingerasi waren, erst hinter dieser letzten Station führerlos nnd völlig anSgcpumpt ausge- f'unden worden war. Ter Kriminalwachtmeister Lehmann und lein Begleiter, die konnten freilich nicht wissen, daß Paulus Krafft in Gemeinschaft mit dem Neger jenen Eisenbahnraub begangen hatte. Aber sic wußten, daß Paulu. Krafft sich nack Bahia hingewandt hatte, dos hatte der Kriminalwacki- meister aus dem ersten Brief erfahren, den der Techniker an seine Frau geschrieben, und den Herr Lehmann bei einer nachträglichen nochmaligen Visite in der 'Wohnung der Sängerin ebenfalls erhalten hatte. Und so kombinierten sie, daß bei dsn ziemlich zusammenfalleuden temporären Umständen Krafft wohl der Urheber jenes Straßenraubes auf den Ka'senbolen der Minas Geraes sein könnte. Der nun unausgesetzt von Veracruz nach Babia hin und zurüch fviclendc Telegraph brachte cS denn auch bald zutage, daß dem Ueberrall auf den Kalsenbvten jener andere auf den Aufseher der Hacienda de! Nvrte vorausgegangen war, durch welchen der Deutsche in dem Erooboy Tom Sulser feinen Komplicen gefunden hatte. Von Bahia auS verwischte sich allerdings di« Spur wieder, weil jener Postraub, der ja in der Tat von mehreren derartigen Gentlcmen begangen worden war, noch nicht auf das Konto der beiden Verbrecher gesetzt wurde. Liber man fand die Fährre wieder in Guatemala, wo die beiden Gesellen, die in ihrem Zusammengehen so seltsam die Landes- färben des einen von ihnen verkörperten, auf der Häutefarm gearbeitet harten. Man ermittelte dort auch leicht, daß sie sich zu Fuß weiter nach Norden begeben hatten. Nur wo sie jetzt waren, das blieb vorläufig dunkel. Aber man hatte dos Bild des einen und wußte, daß der andere ein Neger von nngewöbnlicher Größe und Stärke war, welcher den blauen Strich des Erooboys an der Stirne trug. (Schluß folgt.) füp meinen sm 20. ei', beginnenllen KLumunKs-Verkauk in folgenden Abteilungen gesuobt Wir suche« für sofort eine Anzahl geübt« MlimßkiWskMchkn, Welwe» kochen kann n. Hausarbeit über nimmt, per 1. 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