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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.01.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080111013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908011101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908011101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-01
- Tag 1908-01-11
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Monat
1908-01
-
Jahr
1908
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fVezug-.Prel» Morgen-Ausgabe 8. U«zeignr-Prei- ür L»v»i, i»» Moroni »«rch krt,«» und tzixdllrur, >nd Han« ,»bracht« Litdgad« »inn« m»r,«»4> »lenaltthrUch d Di.. a>»i>»>I>ch I vi-, Lntaaoe I ^morgen. »ad adrad») »iirtai» jährlich 4.LV M.. mmiailKd I ») Hl. Lurch »>« »oft ,» dr,«edr»; gl mal ltaUch, m-rrdald Druiichiand. und de« orulichrn Kolonien meneliidrlich monallnd I.7L M ausichl Poft. deftellgrld. n, ^eilrrrrich It L 6« », Ungarn n li „rnrlltdriich fterner IN Bet« zieu. Danemarl. o«n Bonounaaien. slrank» reich. Italien, ».'ulemvurg. »tiederland«, 7i»rwe««» Pudlan» Schweden SaweiH und Loaniea Zi> alle» tdriaen Staate» nur direkt durch di« Itcde» d «l »rbälllich. Absnnemeni-Pnnudme. llaguftulvlatz kl, b«i Uuieren lragrrn. gilia.en Lveviicuren und Äanabmeürllra. >ow>, Polttmlern u«ch ivrietlrtaern. Lta ««Mine Stumme, keftel 10 lltedakklo» and chrvebtktaLI Aodonn<4gaft« r». T-Ie-bon Rr. 14««. «r. »4««^ «r. I4SV4. Ajp.riger Tagcblalt Handelszeitung. Ämtsökatt des Nates und -es Nolizeiamles der Lladt Leipzig. Mr Anlernr« «ul t^UMu und Um^du», dl, Saeloallen« Penk»»«, D P1„ ftnan^all» Aazm-r» ÜÜ Pt.. Netla»»» I Lt.; »» «usmftrtt llv PI., Reklamen 1.20 Bi.; »»wLullaudSVBI., ftnan^.Pn^tge»7LV ReNamea Uäü M. Jnlerak» ». Betztrde» Im amtliche» Petl 40 V Vril-gagadüdr i> M. ». Laoiead exw Pchr» aedudr »eich-irdanrrigen au devorzugler Stelle rm Preil« erd-dl. RabaN »ach Pari'. Aefterretlt« NuitrSz« ktnaen nicht »urück» aezogen werde». Allr da» Srtchnnen an «esttmaireu Page» und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Nndetgen-NnnaLme, Puguftutvlatz 8, tet lümiltchen giliaira u. allen Unnoncen- -lpediridur» de« In» und Ausland««. Hauvr-Filiale verllu : <«»lLnnit«r, Hrrzogl. Baur. Hosbuch- Handlung, Lützowftratze lv. drtrvhou VI, Ar. 4SV3). Nr. 1v. Sonnabend 1l. Januar 1908. 102. Iabrqanq. Das wichtigste vom Tage. * Prinz Heinrich von Preußen beabsichtigt, und zwar im Einverneymen mit dem Kaiser, das Protektorat des Flottenvereins niedcrzulegen wenn General Keim in der Stellung als Geschäftsführender Vorsitzender bleibt. (S. d. bes. Art.j * Während der Verhandlungen des preußischen Abgeord netenhauses, in dem gestern die freisinnige Wahlrechts interpellation durch den Fürsten Bülow beantwortet wurde, kam es zu Strcrßendemon st rationell, denen durch die Polizei ein Ende bereitet wurde. lS. Leitart. und Dtschs. R.s * Die Budgetkommission des Reichstages nahm gestern die Flottenvorlage mit 15 gegen 3 Stimmen an. Das Zen trum enthielt sich der Abstimmung. (S. Dtschs. R.s * Dem Reichstag ging der Entwurf des Scheckgesetzes -u. * Minister P i ch o n hat eine gewundene Erklärung über den Erfolg seiner noch fortdauernden Verhandlungen in der spanischen Hauptstadl gegeben. lS. Ausl.j Die pvsnfzische Wahlrechtsdebatte. Es wird uns aus Berlin geschrieben: Ter große Tag ist vorüber. Er ist ander? verlaufen, als man er wartet batte. Aber er hat, um das gleich vorweg zu nehmen, auch so wie er verlief, an der innerpolitischcn Situation nichts geändert. Wir wissen jetzt, daß Fürst Bülow nicht daran denkt, den freisinnigen Wünschen wegen Einführung des Neichstaaswahlrcchts in Preußen zu willfahren. Wir wissen auch, daß diele Absage an den preußischen Liberalismus den Nrichstagsblock nicht zertrümmern wird. Was wir nicht wissen, ist, ob die Verheißung des Ministerpräsidenten, der lür die Zukunft dem preußischen Staatsbürger ein Pluralwahlrecht, wie es die Nationalliberalen Vorschlägen, in Aussicht stellte, sich erfüllen wird. Wer will sagen, wie lange der Bonner Kbnigshusar noch die politische Kampagne komman diert? Und wenn er weiter em Ruder bleibt? Er bat sich heut« ''o unverbindlich über das Pluralwahlrecht ausgesprochen, daß noch nie- mand weiß, ob Fürst Bülow die Sache nicht doch noch wieder leid wird. Es wird Ausgabe der Nationalliberalen sein, darauf hinzuwirken, daß dir Wahlrechtsreform nicht wieder aus der politischen Diskussion ver schwindet, wenn auch für die nächste Zeit für eine parlamentarische Aktion in dieser Beziehung der Boden nicht gegeben ist. Das wußte man ja von vornherein: an eine sofortige Bereitwillig keit der Negierung zur Aenderung des Wahlrechts war nicht zu denken. Fürst Bülow hat eben zu große Rücksichten zu nehmen. Der frei sinnige Abgeordnete Packnicke hatte denn auch durchaus recht, wenn er sagte, niemand habe besondere Erwartungen auf die Regierungs erklärung gelebt. Für die Sache leibst, um die es sich handelt, konnte man von der Stellungnahme der Negierung keine große und vor allem keine unmittelbare Förderung erhoffen. Aber man sah der Erklärung Bülows mit Spannung und Interesse entgegen, weil man von ihr das Schicksal des Blocks und damit das Schicksal des Kanzlers abhängig glaubte. Es bat sich erwiesen, daß diese Anschauung nicht doS Richtige iras. Fürsi Bülow bot sich entschieden gegen die WahlrechtSwönsch« der Linken erklärt, so entschieden, wie es nur ein Stockkonservativer tun konnte. Trotzdem ist der Block nicht erschüttert. Und einem ZentrumS- nann oder Sozialdemokraten könnte man es wirklich nicht allzusehr verargen, wenn er aus den Gedanken käme, eS sei ein abgekartete- Spiel getrieben worden. Tas ist zweifelsohne nicht der Fall. Aber man wird wohl annehmen dürfen, daß nicht nur die Rechte, daß auch die Linke schon vor der Erklärung Bülows gewußt hat, wie der Negierungshase lausen würde, und daß danach beide Parteien ihre Taktik eingerichtet haben. Ter Ton macht die Musik, und der Ton. der in dieser Wahlrechtsdcbatte von rechts und links angeschlagen wurde, läßt bei aller Gegensätzlichkeit der Auffassungen den festen Willen bei den gegnerischen Gruppen erklären, miteinander und der Regierung zu gehen. Zurückhaltung aus der Rechten, Resignation und Z u k u n s t S h o s s n u n g aus der L i n k e n, daS war da- Cbarak- t« ristikum dieser Debatte, und die dem Fürsten Bülow auf den Leib rückten, waren nicht die Liberalen, es waren die Männer vom Zentrum. Aber die schwarzen Angriffe fanden den erhofften Anklang auf der Linken nicht. Nur ein paar höfliche und mehr platonische Rügen bekam der Ministerpräsident von der Linken zu hören. Aber damit auch diese ihn nicht allzusehr schmerzten, gab der Freisinn dem verantwortlichen Minister noch ausdrücklich eine Art Vertrauensvotum, indem die Redner der Linken sich dankbar erwiesen schon für die bloße Anerkennung der Notwendigkeit einer Reform. ES wäre den Führern der Linken ein leichtes gewesen, nach der Er klärung Bülows der Negierung ein glänzende- Gefecht zu liefern und sich mit der Gloriole der unerschrockenen Verfechter der Volks- und Frei heitsrechte zu krönen. E« wäre ihnen «in leichte- gewesen, dem Fürsten Bülow die Quittung auf seine Absage mit seinem Sturze zu geben. Sie haben auch auf die Gefahr hin, scheinbar keine volkstümliche Politik zu treiben, auf eine scharfe Opposition verzichtet, und sie haben mit dieser Selbstüberwindung dem Lande und dem Reiche einen größeren Dienst erwiesen, als sie mit einer noch so eindrucksvollen Vertretung ihrer Wahlrechtssorderung der Sache der bürgerlichen Freiheit in Preußen je bätten leisten können. Wenn man aber auch so da- Verhalten der liberalen Parteien der Erklärung Bülows gegenüber au- taktischen Gründen, au- Rück sicht aus die im Reiche notwendige Blockpolitik verstehen und ab erkennen kann — so darf man das Wichtigste nicht übersehen. Das ist daß der Kampf um die preußische Wahlrechtsänderung, mag er jetzt von liberaler Seite parlamentarisch sehr konziliant ge führt worden sein — durch Bülow-Antwort nicht beendet sein darf. Er muß immer wieder von neuem geführt werden. Ja, er muh sich immer kraftvoller gestalten. Nicht nur die Freisinnigen hoben hierzu die Pflicht nach ihrem Vordringen in diesem Sommer — nein — gerade auch die Nationalliberalen, die in Wiesbaden darüber keinen Zweifel ließen, daß sie bei allem vorläufigen Verzicht auf die Forderung des Reichstagswahlrechts doch da- bestehende Wahlrecht mit seiner öffentlichen Stimmabgabe aus dos schärfste verurteilen. Es wird auch ihre Ausgabe sein, da» vor aaiwnallideraler Sette geforderte Pluralwahlrecht so zu gestalten, daß es nicht auf Umwegen da- Drei- klaffenwahlrecht bestehen läßt. Und in dem kommenden preußischen Land tagswahlkamps wird man darum mit Recht die Wahlrechtsfrage in den Vordergrund stellen müssen. Ueber den weiteren Verlauf der Sitzung ist nicht mehr viel zu sagen. Daß der freisinnige Antrag bei der Abstimmung fallen mußte, lag auf der Hand. An der Debatte beachtenswert war die völlige Uederein- stimmung aller Parteien mit der Negierung in der Verurteilung und Nichtbeachtung der sozialdemokratischen Wahlrechtsagitation, wie sie sich in den stundenlangen Demonstrationen der Genoffen vor dem Land tagshause betätigt hatte. Eine eigenartige Rolle spiele das Zentrum; in dem Moment, wo es durch seine Zustimmmung zu dem zweiten Teil des freisinnigen Antrags, der die Aenderung der Wahlkreiseinteilung verlangte, eine Mehrheit für diese Forderung hätte schaffen können, versagte es. Tas Parteiinteresse ist eben bei dieser Partei größer als das Gerechtigkeitsgefühl. Darüber helfen alle schönen Redensarten nicht hinweg. Die Entscheidung inr Flottenverein. Je näher der Tag kommt, an dem auf der außerordentlichen Hauptversammlung des Deutschen Flottenvereins in Cassel die den Verein so lebhaft bewegende Sireiifrage zum Austrag gebracht werben soll, je stärker wird der Druck, der von offiziöser Seite zuungunsten eines Verbleibens des Generals Keim in seiner angefochtenen Stellung als geichäft-iübrender Vorsitzender des Vereins auSgeiibt wird. Während die „Nordd. Allg. Ztg." zuerst über den ganzen Streit sich möglichst aussckwieg und gar kern Interesse dafür zeigte, ob die in der Presse ver- bretteien Gerüchte über die Siellungnahnie verschiedener DuudeSfürsten zu dem Streit im Flottenverein wahr oder unwahr seien, wird sie plötzlich geiprächig. Und zwar ganz augenscheinlich, seitdem Prinz Ruprecht von Bayern in Berlin war und rort Gelegenheit gehabt hat, wohl nickt nur mit Herrn General Ke m über die Streu frage zu reden, «ondern auch an anderer Stelle, die man in der Wilhelmstraße suchen dürfte. Und sollte dies nicht direkt geschehen tein, dann sicher auf dem wiilungsvolleu Umweg durch die höchsten Kreise. So erllärt sich zu nächst, daß die Stellungnahme Les Großherzogs von Oldenburg zu der Geschäftsführung des Generals Keim, über die man m der Presse hin und her geschrieben hatte, offiziös charakterisiert wurde, so erklärt sich jetzt auch folgende neue Kundgebuoz der »Nord». Allg. Ztg": Eatg'gen wiederholten anderSl.utenden PrE'cmeldungeu sind wir zu der Mitteilung ermächtigt, paß im Falle bes Verbleibens des Generals Keim in der Stellung als geschäflesührenker Vorsitzender LeS Flottenvereins Prinz Heinrich von Preußen im Ein vernehmen mit Sr. Majestät dem Kaiser das Protektorat über den Verein niederlegen weide. Mit dieser Kundgebung, die übrigens zeigt, daß man in München von Anfang an über die Stimmung des Kaisers und des Prinzen Heiniich bester orientiert war als in den rem General Keim nahe stehenden Berliner Zeitungen, — wird natürlich ein Druck auf General Kenn ausgeüdr, der feinen Rücktritt zur Folge habe« muß. Die ganze Entwicklung des Stretts um die Tättgkett de- Generals Keim, das offenbare Emgrenea der verschiedenen fürstlichen Protektoren, die die einzelnen Landesverbände und der Hauvtverein haben — ist gewiß geeignet, die Frage aufzuwersen, ob es für eine wirtlich freie Entfaltung eines solchen Vereins günstig ist, unter solchem Pro tektorate zu stehen. Denn man sieht hier, wohin daS führt. Aber wenn man nun einmal im Flottenverein den Weg gegangen ist, stets großes Gewicht auf diese Protektorate zu legen — der Flottenverein bat 23 fürstliche Personen alS Protektoren! — dann kann man sich auch der Kon>eauenz nicht entziehen, die solche Schrille haben. Man kann fürstliche Protektoren nicht kurzerhand als einfache Mitglieder deS Vereins behandeln, die man überstimmt, wenn man anderer Ansicht ist. Da» wäre in einem monarchischen Staate stilwidrig. Und so scheint unS daS Schicksal deS General« Krim besiegelt. Er kann nach dic'er Erklärung unmögl ch seine Stellung be halten. DaS ergibt sich auch aus seinem militärnchen Verkält» sie. Zu diesem Urteil düifte man allgemein kommen, ganz abgesehen von der Frage, ob die Gründe, die gegen seine Geschäftsführung vorgebracht weiden, an sich wirklich sachlich so gewichtig waren, daß der Streit diese Entwicklung nehmen mußte. Di- „Times" auf Aktien. fVon unserem Londoner L-Korrespondenten.) Was man schon seit langem kommen sah, wogegen aber nur Mr. Walter, der Hauvtbesitzer der „Times", hartnäckig feinen Blick verschloß, das geschieht jetzt: Das größte Weltblatt gibt seinen Charakter als per sönliches Unternehmen auf, es geht in die Form der Aktiengesellschaft über. Unter den Zeitungsleuten, namentlich unter englischen Zeitungs- leuten, kann sich niemand unklar sein über die Bedeutung einer solchen Wandlung. Die Heroen der britischen Journalistik haben ihre Lauf- bahn stets der großen Persönlichkeit ihrer Verleger verdankt. Eine Aktiengesellschaft hingegen, vor allem eine englische Aktiengekellfchast, ist nicht der Boden, auf dem sich die Ritter von der Feder wohlkühlen können. Die vertrustete Londoner Tagespresfe ist der beste Beweis dafür. ES gibt keinen britischen Journalisten, dem die „Gründung" der „Times" nicht einen Stich in- Herz versetzte. Es ist die „Time-" nicht etwa deshalb gegründet worden, weil sie nickt mehr genug abwirst: sie bringt noch immer über 200 010 Pfund Sterling jährlich: sondern des halb, weil sie mehr bringen soll, und weil nur auf diesem Wege da agitatorische Talent für das VerlagZqeschäft zu gewinnen ist, da- augen blicklich in London den besten Ruf als Sanierungsrat für Zeitung-- unternebmen besitzt. Fügen wir hinzu: das größte Spargenie, derjenige Preftidiaitateur, der mit dem unbedeutendsten Nachrichtenapparat am meisten Publikum zu ziehen versteht. Das ist natürlich kein glückliches Omen für den luxuriösen Mitarbeiterstab der „Time-". AlS „Tde Register" zum ersten Male unter dem Nomen der „TimeS" erschien, trompetete der Leitartikler. „Ter politische Kopf der „Times" wird gleich der römischen Gottheit Janus ein doppeltes Antlitz haben; ein Ansitz wird Altenglanbs Freunden stets lächeln; mit dem anderen Angesicht wird cs unbeirrbar Englands Gegnern finster blicken." Mit die'em Programm, das sie treulich innehielt, Hot die „Time-" nickt nur «n England, sondern in der Welt ihre vnvergleicklicke Stellung erobert. In Printing House Square, im Vestibül der „Times", befindet sich eine Bronzetafel. Sie ist von Verehrern der „Times" ihrem ersten Besitzer John Walter verehrt, der anfangs des Jahrhundert durch 20 Jakre, häufig unter Gefährdung seiner eigenen Existenz und feines Blattes, eine Art britischen Humbert-Sckwindcks niederprozessiert hatte, wakür ihm schließlich dos Purlament den Dank der Nation abstattete. Diesem rühmlich Gewonnenen aus alten Tagen steht in unserer Lebzeit die nicht minder rühmliche Niederlage der „TimeS" im Parnell-Prozeß gegen über, der monatelang Großbritannien- Grundkeste erschütterte, in dein ober doch Parnell selbst den hohen patriotischen Absichten seines Gegners seinen Tribut zollte. Mit diesen Kämpfen hat sich die „Times" in der ganzen britischen Welt einen unerhörten Respekt erworben, der sich im Namen des ^Donnerers" ausspricht, den man ihr beigelegt Hal. Im letzten Jahrfünft hat die Amerikanisierung der englischen Presic rapide Fortschritte gemacht. Auch daS Haus Walter und seine Partner im Besitze der „Times" bat den Zeitläuften Zugeständnisse machen müssen. Die „Times" steht aber vor einer besonders schwierigen Auf gabe, wenn sie in ein moderneres Gewand schlüpfen will. Der Schatten ihrer alten Reputation verfolgt sie. ES ist viel leichter, nach dem Muster von Hearst und Poolitzer Jingoblatter zu 4 Pfennigen ins Leben zu rufen, als alte vornehme Parteiblätter auf einem stark ge- drückten Niveau wieder lohnend zu machen. Wie viel schwieriger das Geschäft bei der „Times" ist, geht aus dem Rückzug hervor, den Harms- Worth, der erfolgreichste Zeitungsplantagenbesitzer der englischen Ver- lagswelt, wieder angetreten hat, nachdem er vor 2 Jahren auf die Ver- waltung der „Times" einen gewissen Einfiuß erworben hatte. Es ist ein Schüler von Harmsworth, der jetzt die Reorganisation unternimmt. Die deutschen Journalisten erinnern sich an Herrn Cyril Arthur Pearson von dem Gartenfest, da- er ihnen 1906 im Ranelagh. Club in Putnev gegeben hat. Pearson ist ein Pfarrerssohn aus Mittesengland. Mit 19 Jahren war er schon Manager einer der größten Londoner Verlagsfirmen. Mit 21 Jahren selbständig ge worden, organisierte er in einem Monat den Erfolg seines Wochen blattes „PearsonS Weekly", das im ersten Jahre 200 000 Aufiage er zielte und heute an den entferntesten Punkten der britischen Erde ge lesen wird. Erst im Jahre 1900 trat Pearson mit dem „Daily Expreß" in Wettbewerb gegen die TageSpresic. In demselben Jahre folgten in der Provinz noch sechs andere Zeitungen. Im Jahre 1904 wurde Pearson Vorsitzender des protektionistischen Zollreformbundes und Vor sitzender der Chamberlainkchen Tarifkommission. Mit finanzieller Unterstützung diesiS Kreises versetzte er dem konservativen Freihandel einen heftigen Schlag, indem er ihm daS letzte Londoner Organ, den altehrwürdigen „Standard" wegkaukte und ihn publizistisch obdachlos machte. Pearson ist daS größte Kalkulatortalent unter den Londoner Zeitungsverlegern. An eigenen publizistischen Ideen gebricht es ihm völlig. Er ist Spezialist auf dem Gebiet des Platituden-Verkouss. Ob die „Times" sein Feld ist? Chamberlain nannte ihn den größten „Eil- bogcr" der ihm vorgekommen kei. Trotz aller Gegenbeteuerungen wird er auch in die „TimeS" seinen Protektionismus „hincinellbogen". Wie wird sich die „Times" zur beurschen Politik stellen? Dem „Standard ' ist Deutschland „der Feind". Der Berliner „Standard"-Korrekpondeitt hingegen hat die Freiheit, daneben unvermittelt daS Rößlein des Bülow- Offiziösen zu tummeln. Wahrscheinlich wird die „TimeS", die heute 8 6 kostet, ouk 1 ck berabgehen. Dann wird avch der Jingoton noch plumper werden. Es soll nicht selten Vorkommen, daß Mr. Pearson einen Korrespondenten, namentlich wenn er teuer ist, zum Frühstück verspeist. Möglicherweise wird .Herr Saunders in Berlin daran glauben müssen. Vielleicht auch nicht. Die beiden Seelen, die sich beim „Standard" vertragen, harmonieren eventuell auch hei der „Times". Herr Pearson kündigt schon an, daß „mit der bisherigen Unparteilich keit" weiter gearbeitet wird. DaS hieße einstweilen: „Denffckland und der Liberalismus wird verrissen... ." Deutsches Reich. Leipzig, 11. Januar. * Ter Kaiser und die elsast-lothringische Sraa«. Der französische Deputierte Francis Laur bat der „Frankfurter Zeitung" wttgeterlt, „man" habe seinerzeit dem Kaiser wahrend des Aufenthalt« in Higbciiffe ein Memorandum zur Lösung der eli aß-lothringif chen Frage vorgr'egt. In dieser Form ist die Behauptung, wie die ,N. Ä. Z." erklärt, lalich. Wahrheitsgemäß müßt« eS heiß n, daß Herr Francis Laur selbst «ine umfangreiche Ausarbeitung Über Elsaß-Lothringeu au die Avreffe Seiner Majestät nach Highcliffe geschickt hat. Der Sendung des Herrn Laur konnte aber keine Beachtung gescdenkt werden. * Tiplomalischcr TtenN. Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt, ist der Posten de- LegationSiekretärS bei der König!. Gesandtschaft in Dresden rem bi'heriaen Legationssekretär bei der Kaiserlichen Gesandtschaft :n Belgrad Dr. Frdr. v. Heyl zu Herrns heim übertragen worden. Dieser hat in Belgrad in der Person des früheren dritten Sekretärs bei der Kaiserlichen Bottchaft in Rom Julius Ernst, Prinzen zu Lippe, einen Nachfo'ger erhalten. Zum Legationssekretär bei der König!. Gesandttchast in Hamburg ist der bis herige Legationssekretär bei d<r Kaiserlichen Gesanrlschajt in Lissabon, v. Lucius, und zum ersten Sekretär bei der Kaiserlichen Gesandischast in Peking der bisderige ständig« Hilfsarbeiter in der Reichskanzlei, LegaiionSfekretär v. MutiuS, ernannt worden. — Der nach DreSven beiusene Legationssekretär ist ein Sohn des bekannten Rcich-lagSabze- ordaeten und Großindustriellen Fceiherrn v. Heyl in WoimS. * Die Buvgktkoinmtfsion -cS Reichstages setzte gestern ibre Be ratungen über den Marineeiat bei Kap. 4 (außerordentlicher Eiat) fort. Tit. 19—47 iBeeiirsmsse der Arlillerieverwattung. de« Torpedo- Wesen-, des Minenwesens und der Garnisonsoerwaltung) weiden genehmigt. Tit. 48 fordert als erste Rate 300 000 .-e zum Ban fiskalischer Mietwohnungen für höhere Offiziere der Hochiee- flotte in Wilhelmshaven. Abg. Semler beanstandet die Forderung, da in Wilhelmshaven kein Wohnungsmangel herrsche. Avmiral Capella begründet die Vorlage, da die MieiSwohnungen nur für zwei Ge- schwaberchefS und «ine Reibe von Kommandanten bestimmt seien, für Vie sehr schwer Unterkunft zu beschaffen sei. Nach längeren Erörte rungen, bei der verschiedene Redner für, andere dagegen sprechen, wird ein Antrag Speck (Zir.) mit einem Zusatzantrag S, m ler angenommen, durch den zunächst 100 000 als erste Rate zum Bau von Wohnungen für zwei GcsckwaderchesS bewilligt werven. ES folgt die Beraiung des gestrigen Antrages Müller-Fulda, einen großen Teil der Titel de« außerordentlichen Etat» auf den oreentlichen Etat zu übernehmen (Ver minderung der Anleihen um 10'/, Millionen Markl. UitterstaatSsekretär Quehle bittet, den Antrag abzulehuen, da es sich in der Haupt sacke um FortseyungSraten handele, die früher in der Kvm- miision nicht beaostanvet seien. Der Antrag Müller-Fulba wird abgelebnt, nachdem die Adgg. Wiemer und Paasche fick gegen die Behauptung, der Block besüiworte die Cchuldenwirtschatt, ver wahrt baden. Die Adgg. Müller-Fulda und Gröber beantragen, nunmehr Diskussion der Deckungsfrage, da vom Defizit etwa 45 Mil lionen auf die Flotte entfallen. Nacktem ei» Antrag Cpabu ao? Aus setzung der Diskussion bi- zum perfönlichen Erscheinen de« Staais- seireiärS abgelehnt ist, wird bre Flottenvorlage mit 15 gegen 3 Stimmen angenommen. Da- Zentrum enthielt sich ter Ab-
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