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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.01.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080103023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908010302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908010302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-01
- Tag 1908-01-03
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Monat
1908-01
-
Jahr
1908
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vor: Der Zentral»», stand wolle die »ationalliberale Fraktion de-Reichs tag bitten, ibre Auimerftamkeit ter volk-wirischasisich noiwendigen Sicherung der Rechtslage der berufsmäßigen Verirrter von Prioat-Ber- sicheruugegrsrllschufle» zuzuwenden. (Referent Generalsekretär Dr. Kipper- Köaig»terg i. Pr.) ' r»r schweizerische Dr. «etz. »et. Wegen Aaerkennuug de- schwel« zerlschen Dokiortitel» rer Belerinärmedizia wurde eine Abordnung d«»m preußischen KulluSminister vorstellig, der sie in Gegenwart des Ministe- rialdirettor- Dr. Raumauu und veS Wirkt. Ged. OderregierungSrateS Dr. Schmidt empfing. E- ist ermiitett worven, daß i» Deut'chland in-aefamt lkO in der Schweiz zum Dr. med. vet. promovierte Tierärzte vorhanden sind, von denen ern viertel bis ein Künstel die Genehmigung zur Führung dr- Titrl- (durchweg außerhalb Preußen-) erbalten haben. Nach der »Bert. T>erLrztl. Wocheuschr." äußerte sich der Minister sehr wohlwollend über da- Auswärtsstreden der Tierärzte, deren Ausgabe er in seiner zehniährigen Tätigkeit im LandwirtschaftSministerium kennen gelernt habe. Uno Ministerialdirektor Naumann erklärte, e» wäre auch sein Wunsch, daß die Angelegenheit in geeigneter Weile erledigt Werve. * Tie Vage t« Ruhrrrtsser. Nunmehr hielt die Sirdeaerkommisston eine S tzung in der KnappichaftSstatuifrage ab. E- w rv darüber in der »Boss. Zlg." folgendes berichtet: E» wurde eingehend über die ein- zuichlagenven Schritte beraten und beschlossen, nichiS unversucht zu lasten, um das Zwaagestatut lo »cknell wie möglich zu beseitigen. Ueder die Einzelheit^ w>rd Slillschweigeu dewabrt. Auf den nächsten Sonutag und ren darauf lolgenden Keiertag sind zahlreiche Bergarbe>tervers.imm- lungen im Bochumer, Dortmunder, Gelsenkirchener, Essener und Ober hausener Revier aaderauntt. Di« „Bergarbeiterztg * bringt einen Leit- arnkel.Herienrechl", in welchem eS heißt: «Einigkeit und talie- Blut b.wabreu, keine voreiligen Schritte tun, unbedingt die D sziplin achten, das fordern wir von allen Kameraden! Zieht schnell die noch unorganisierten Masten zur gewerkichastlichen Organisation heran! Jetzt ist die allerhöchste Zelt dafür gekommen." Au anderer Stelle berichtet das Blatt über erhebliche LohaberadieNungeu uud über angeblich ichlechte Beband luag der Al beiter aus Grube» des Rubrirvier-. Es w rb dazu bemerkt: «Wir ballen e- für umere Psi cht, die Oeffentlichkeit schon jetzt auf die e unerböiten Vorgänge aufmeiklam zu machen, damit man unterrichtet ist, wen» es wieder zu einer Katastrophe wie 1905 kommen sollte. .... Aurland. * Die Aart«. Aus Petersburg wird vom 2. gemeldet: Die Zarin ist von ihrem Krankenlager w eder aufgesta>>deu, jedoch bisher noch nicht anSgefahrea. Die erste Ausfahrt wird am russischen Weihuachl-lage erfolgen. * Zur englischen Wehrfrng«. Au- Loudon wird vom 3. ds. ge meldet: Der sozialistische Adgeordneie Tboru hat in einem Brief« an Lord Warwick eS abgelehnt, sich an der Organllano» der neuen eng lischen Territorialarmee zu beteiligen. Thorn weist darauf hin, daß er daran nicht denken könne, da eS leine Psi cht wäre, seine sozialistischen Kameraden ausmlorveru, sich edensall» jever Mitwirkung an vie'er Orgaai'ation zu enthalten. Tboru bekennt sich weiter al-Anhänger der allgemeinen Wehrpflicht zum Zwecke der nationalen Verteidigung, erkläit sich aber gleichzeitig als Gegner von Freiwilligen. * Die «mrrtkanische KloUenfrage. Au- New Aork wird vom 3. Januar telegraphiert: Io ParlamentSkrei'ea wird mitgeteilt, daß groge Anstrengungen gemacht werden, um «noch vor Ende der Session einen llnieriuchuogsauSschug zu organisieren, der sich mit den Zuständen in der Marineverwaltung beschäftigen >oll. Der Hauptgrund, mit dem diese Maßnahme gerechlsertlgt wird, «st der FavontiSmu«, der in dieser Verwaltung herrschen soll. * Amerikas lvrrtettztgnngSmatziiahmen werdeu an der pazifischen Küste mit Nachdruck lortgeoyt. Die «Times" melden au- «an Kiancidco: Au- >.ut iosormierier Quelle wird mit eieilt, daß d e Generaladjutanien der Staaten Kalifornien, Oregon uuo Washington vom KriegSm Nister den Befehl erhalten haben, möglichst schnell »ach Wa hingt»» zu lammen. Ihre Anw.senbeil sei notwendig wegen einer Beratung über di« Küstcaverteidlguog. E- soll eine Organiiaton vcr Artillerie» mitiztruppea siatlsiuden, in dem Sinne, dir fieiwilligenAdtiUe'ietruppen zur Verteidigung der Kü >en und Küstenwerke zu verwenden. Inzwischen herrscht im Hafen eine große Tätigkeit. Fortgesetzt finden MunitionS- senrungkn nach den Philippinen statt. * Soziales au» New Park. Ucber den Wobnungskamvf in der amerikanischen Großstavt wird beute gemeldet: Viele Taulende von Kamcklen verweigerten gestern in N.w Jork die Zahlung der Miete. Die G richte sind mit Exmissionsklagen überbaust. Die aan;e untere OrlSieite bat sich zur Erzwingung niedriger Mieuu organisiert. * Ausstände. AuS London wird vom 2 Januar gemeldet: Un gefähr lauieuv Schaffner und Führer der hiesige» Motoromnibusse sind lujo ge der Mitteilung, daß rhr Gehalt herabg« etzt werden winde, da die Motor-OmnibuSgesellschasteu durch dcu Wettbewerb der neuen Tunnelbabaeu Verluste erleiden, in den Ausstand getreten. — Von den Angestellten der elektrischen Straßenbahnen streiken nur noch die der Lonroner Rcadcar-Gefellschaft. * Tie Zustände tu Barcelona machen allerdings die gestern ge meldete Verhängung de- Belagerungszustandes zu einer dringenden Not wendigkeit. Schon wieder ist eine Bombe gesunden, die allerdings noch rechtzeitig sortgeschafft wrrden kounte. * Au- Marokko liegt bloß eine Depesche über den Seesturm hei Casablanca vor: Infolge hoben Seeganges mußten am 3. Januar alle im Haien befindlichen Dampfer und Kreuzer in See geben. Avmual Philibert bat die Mitwirlung des deutschen RettungSvamr-ferS „Berlilde" in Anspruch geuommeu, um da- gestrandete Transportichrsf «Nwe" aus seiner kritischen Lage zu befreien. E«ipr«s«k und Siichsisch« Angelegenheiten. Wetterbericht -er ASnigl. Sachs, lkan-ee-wctterwarte zu Dresden. V«rau»sa-e «kr -eu 4. Januar 1VK8. Annebmende Bewölkung, nachher Schneefälle, müßige nordwestliche Winde, etwas warmer. * Ratsbcschlüsse. Der Rat genehmigte inspektionSwegen den Ent wurf einer Gehaltsordnung für die kirchlichen Unter beamten bei den Verbandskirchen in der Stadt Leipzig. Weiter be schloß er, den Anträgen der Stadtverordneten zu den Sonderhaushalt- plänen des Leibhauses und der Sparkasse Leipzig I und der Sparkasse Leipzig U auf das Jahr 1908 beizutreten, Pedoch gegen die Herabsetzung der Pos. 30 «Nichtvorhergejehene Ausgaben" von Konto 42 des Haushaltplans für 1908 von 400 000 ssl aus 350 000 ssl vorstellig zu werden und außerdem diese Positron u m 250 000 ^t. zu erhöben. * Einweilvng der wieder- und neugewählten Stadträte. In der gestrigen Ratsplcnarsitzurrg erfolgte die feierliche Verpflichtung und Einweisung der auf 6 Jahre wiedergewählten Stadträte Namdohr, Hecker, Listing und Meyer und des zu diesem Ehrenamte neu berufcnkn Stadtrals Hugo Seifert. Außer dem Ratskollegium hatten sich hierzu Sladtverordnetenvorsteher Vankdireklor Dr. Rothe und mehrere Mitglieder des Sladlvervrdnetenkollegiums versammelt. Nach Eröffnung der Sitzung wies der Vorsitzende Oberbürgermeister Dr. Tröndlin in seiner Ansprache darauf hin, daß für das Rats kollegium die Stetigkeit in der Zusammensetzung seiner Mitglieder von besonderem Werte fei und daß diese Stetigkeit durch die Wiederwahl langbewährter Kräfte gewährleistet werde, dafür sei den Stadtverord neten zu danken. Die unbesoldeten Nalsmitglieder, die durch ihre ge schäftliche Tätigkeit wieder anderen Vorgängen des täglichen Lebens naher stünden als die berufsmäßigen Ratsmitglieder, seien eine wün- schenSwerte Ergänzung des Nalskollegiums. Je nach der Jnanjpruch- nahm« ihrer geschäftlichen Tätigkeit seien die unbewldcten Ratsmilglie- der ja nicht durchweg in der Lage, ihre gesamten Kräfte in den Dienst d«s Rates zu stellen: um so mehr sei es anzuerkenuen, daß insbesondere der wiedergewählte Stadtrat Namdohr so lange Jahre und in jo vor züglicher Weise seine gesamte Arbeitskraft dem Dienste des Nates habe widmen können und gewidmet, in gleicher Weife sei auch Stadtrat Hecker für seine langjährige treue Mitarbeit zu danken, ebenso begrüßte er aber auch die Wiederwahl der erst kürzere Zeit dem Ratskollegium ange hörenden Herren Listing und Mehcr. Endlich heiße er auch den neu gewählten Stadtrat Seifert herzlich willkommen. Dicker werde >m Ratskollegium ja nun eine andere Tätigkeit vorftnden, als im Stadt- verordnetcnkollegium; er werde ober auch hier sich sicherlich bald in den Kreis des RotSlollcgiums einlcben und hier mit Eifer und Verständnis Mitarbeiten für das Wohl der Stadt und so ein willkommenes Mitglied des Natskollegiums werden. Hierauf verpflichtete der Vorsitzende die wiedergowählten Herren unter Hinweis aus den früher geleisteten Eid durch Handschlag. Sladtrat Seifert wurde eidlich in Pflicht genommen. Stadwerordnetcuvorsteher Bankdirektor Dr. Rothe be glückwünscht« sodann die wicdcrgewählten Stadträte im Namen des Stadtverordnctenkollegiums. Diejcs Kollegium sei sich der Bedeutung einer solchen Wahl voll bewußt, um so mehr, als in der Neuzeit außer der Persönlichkeit auch die wirtschaftspolitische Stellung der zu wählen- den Herren von ausschlaggebender Bedeutung geworden sei. Bezüglich der wiedergewäblten Herren habe das Stadtverordnetenkollegium die Uebcrzeugung gehabt, daß sie die seinerzeit aus sie gesetzten Hoffnungen erfüllt haben und dasselbe hoffe das Stadtverordnetenkollegium in Zu kunft auch vom Stadtrat Seifert. Im Namen der wiedergewählten Stadlräte dankte Stavtrat Namdohr für die freundlichen Worte des Vorsitzenden; er versicherte, sie würden treu die Alten bieiben und auch künftig Mitarbeiten, nicht nach einem festen Programm, nicht nach Frak tionspolitik, sondern lediglich unter Wahrung der Interessen des großen Ganzen, des allgemeinen Wohles der ganzen Stadt. Es sei ein beson derer Reiz in einem solchen Ratskollegium Mitarbeiten zu können; dafür, daß auch in Zukunft ihm dies ermöglicht worden sei, dafür danke er den Stadtverordneten, ebenso auch dem Sladtverordnetenvorsteher für seine liebenswürdigen Bcglückwünschungsworte: die Beamten versichere er erneut seines Wohlwollens, während er die Herren Kollegen im Rate auch ferner um kollegiale Unterstützung für die Mitarbeit an dem Wohle der Stadt bitte. Stadtrat Seifert dankte für die freundliche Be grüßung durch den Vorsitzenden, versicherte, ein fleißiger und tätiger Mitarbeiter im Ratskollegium werden zu wollen, und bat um Ver trauen und Unterstützung seitens der Mitglieder des Nalskollegiums; sodann dankte er dem Stadtverordnetenkollegium für seine Wahl und dem Stadtverordnetcuvorsteher für seine Worte und versicherte auch seinerseits die Beamten seines Wohlwollens. Mit dem Wunsche, daß auch im neuen Jahr durch die gemeinsame Arbeit beider Kollegien das Wohl der Stadl gefördert werde, schloß der Vorsitzende die Sitzung. * Der Erbprinz uud die Erbprinzcssin, sowie Prinzessin Feodora von Neuß-Gera trafen vorgestern mit Gefolge hier ein uud nahmen im Hotel „Der Kaiserhof" Wohnung. * Auszeichnungen. Tas Königliche Ministerium des Innern hat den seit 5. September 1875 bezw. 11. November 1877 ununterbrochen in dem, Papierlaaer der Firma Ferd. Flinsch, T. ». d. tz. in Leipzig, be schäftigten Marktdelsern Ludwin Samuel Bierman» la Leipzig- Connewitz und Gustav Adolf Rüger in Leipzig da- tragbare Ehren zeichen für Treue in der Arbeit verliehe». Die Auszeichnungen wurde» ihnen heute in Gegenwart de- Direktors E. Teichman» durch Ober bürgermeister Justizrat Dr. Tröndli, an Ratsstell« ausgehändlgt. 1 Jubiläum. Glasermeister Robert Rabe, Sebostian-Bach-Straße Nr. 37. begeht Sonntag, den 5. Januar, sein 25jährige- Meisterjubiläum. * Ernennung. Nach dem Amtsblatt de- Reich-postamte- erhielt der Postrat S » rek in Leipzig den Charakter als Geheimer Postrat. * Ordensverleihung. Dem Telegraphensekretär Seddig in Leip- tig wurde der Königl. Kronenorden vierter Klasse verliehen. ' Gegen das Branntweinmonopol. Im Hotel „Sachsenhof" fand beute vormittag eine vom „Verein der Grvßdestillateure Sachsens" ein berufene Versammlung statt, um gegen das geplante Branntweinmonopol Stellung zv nehmen. Der Vorsitzende, Herr Wagner, begrüßt« die zahlreich erschienenen Berufskollegen, wie auch den anwesenden Reichs tagsabgeordneten Dr. Stresemann- Dresden und Handelskammer sekretär Dr. H e u b n e r - Leipzig. Der Erstgenannte bemerkte in »seinen Erwiderung-Worten, daß er gekommen sei, um sich über den Standpunkt der Großdestillateure zu informiere»; an der Debatte werde er sich nicht beteiligen Von den Referenten war Landtagsabgeordneler Schulz-Berlin am Erscheinen behindert, dagegen verbreitete' sich Herr Generalsekretär Köpke-Berlin in einem einstündiAen Vortrage ein gehend über den ganzen Stand d«r Dinge. Seine äußerst sachlich ge haltenen Ausführungen liefen darauf hinaus, daß daS Monopol zu einem großen Schaden für das Destillationsgewerbc führen würde. Wolle dir Negierung mehr Einnahmen haben — und daß sie dieselben brauche, se« zuzugeben —, so möge sie die sogenannten Liebesgaben abschaffen und an Stelle der jetzigen Stouern eine einheitlich durchgeführte Fabri kat st e u e r setzen. Dann würden ihr die gesamten Einnahmen au- der Steuerpflicht, während jetzt durch di« Liebesgaben eine große Beeinträch tigung eintrete. Bei einem Steuersatz von 90 könne die Regierung in dieser Weise auf eine Mehreinnahme von 60 Millionen Mar? rechnen. Tas jetzige System sei ein Privatmonopol; das Reichsmonopol würde aber noch viel schlimmer wirken. — In gleichem Sinne sprachen sich in der anknüpfenden Debatte sämtliche Redner aus. Es gelangte hierauf folgende Resolution einstimmig zur Annahme: „Die Ver sammlung spricht sich mit aller Entschiedenheit gegen ein Branntwein monopol aus, das unter ollen Umstanden sine schwere wirtschaftliche Schädigung aller an der Herstellung und dem Vertrieb von Spirituosen und sonstigen spiritushaltigen Erzeugnissen Beteiligten zur Folge haben würde, indem es infolge des unvermeidlichen Konsumrückganges eine große Anzahl selbständiger Gewerbebetriebe der gedachten Branchen in ihrer Existenz bedroht, mindestens aber in ihrem Nermögeu nachteilig beeinträchtigt. Auf der anderen Seite soll der Spiritus erzeugenden Landwirtschaft, di« bisher durch keinerlei Branntweinsteuer direkt zu den Noichseinnahmen beigetragen hat, durch Gewährung eines festen Preises eine sichere Rente aus der SpirituSerzeugung zugewendet werden. Die hierin zum Ausdruck kommend«, durch nichts gerechtfertigte ungleichmäßige Behandlung von Landwirtschaft, Industrie und Handel verstößt gegen die einfachsten Prinzipien wirtschaftlicher Gerechtigkeit. Ten finanziellen Bedürfnissen des Reiches und dem Woble sämtlicher an der Spirituserzeugung und an dem Verkehr mit Spiritus beteiligten Gewerbe kann leicht und unter Ausschluß der schweren, unabsehbaren Gefahren eines Monopols durch eine gesunde und gerechte Reform der Branntweinbesteuerung entsprochen werden, mit dem Endziel, daß die schon an und für sich auf den Konsum abgewälzte Maischraum- und Brennsteuer gänzlich aufgehoben und die Verbrauchsabgabe zu einer ein heitlichen Fabrikat st euer auSgebaut wird." Die Versammlung wurde darauf vom Vorsitzenden geschlossen. * Verwendung des MeßplatzeS für Spielzdecke abgelehnt. Wir batten schon früher mitgeteilt, daß der Rat beichlossen hat, von einer Verwendung des MeßplatzeS außerhalb der Messen zu Spielzwecken ad- Zusehen. Den Stadtverordneten ist nun eine Begründung dcS Be schlusses zuyegangen, in der daraus yingewiesen wird, daß eS die Markt inspektion für vorteilhafter hält, wenn der Meßplatz für größere Aufführungen und Festlichkeiten freigebalten wird. Auch könnte derselbe dazu dienen, Pferdemärkte und Pferdeausstellungen ab- zuhalten. Endlich würde das Einschlagen von Pfählen bei der Eiureilung der Spielfelder usw. Anlaß zu Irrungen bei Ausstellung der Buden usw. geben, wie sich denn auch gezeigt hat, daß das zur Vermeidung von Unglucksfällen vorgenommene tiefere Einschlagen oer Pfähle bei der Parade aus dem Meßplatze eine Reuvermessung und Neuverpsählung zur Folge hatte. " Erlaß eine, Besitzwechfelabgabe. Am 10. Mai 1898 kaufte der Direktor der Gesellschaft zu gegenseitiger Hagelschädenversicherung, Lud- wig Hörtel, das Grundstück Promenaden st raße Nr. 14 für den Preis von 227 000 ./l, und zwar zu dem Zweck, es künftig in das Eigentum der Beamtenpensionskasse der Gesellschaft über gehen zu lassen. Eine Erklärung dieses Inhalts ist auch im Jahre 1897 von dem Direktorium der Gesellschaft notariell abgegeben worden. In zwischen ist Direktor Härtel im Jahre 1904 verstorben, doch konnte die Uebertragung des Grundstücks auf die bezeichnete Kasse aus verschiedenen Gründen noch nicht erfolgen. Nachdem die Kasse jedoch durch Verfügung des Kaiserlichen Aufsichtsamtes für Privatversicherung am 3. November 1907 genehmigt wurde, steht der Ueberschreibung nichts mehr im Wege, und sie soll jetzt vorgenommen werden. In Gemäßheit früherer, unter Vorbehalt der Zustimmung der Stadtverordneten gegebener Zusage hat der Rat beschlossen, bei dieser Ueberschreibung der Äeamlenpensionskosse die Besitzwechselabgaben zu erlassen. Es handelt sich um insgsamt 1816 .kl. Die Stadtverordnete» sind um ihren Beitritt ersuch! worden. * Geflügel«usstellnng am Frankfurter Tor. Unter Beteiligung des Klubs Deutscher und Oesterreichisch-Ungarischer Geflügelzüchter, sowie 22 anderer Geslügelzüchtervereinigungen veranstaltet der Leipziger Ge- nch nach der des Turmes richtete. Nicht so im Süden. Da blieb der Campanile selbständig neben der Kirche stehen: er drängte der Kirche», »a'sade nicht seinen eigenen Stil aus. Für die Fassade stand so iede Form frei und die Folge war eine reichere und mannigfaltigere Aus- oilduna derselben als im Norden. Nicht zum geringsten beruht aus dieser Freiheit der Kirchensassade von dem Turme die Wirkung der italienischen Bauten. Innen strahlen Wände und Boden des Domes wieder von heiterem Marmorglanz. Ter Fußboden ist leider nur wenige Wochen sichtbar: in Sgrafflto trägt er Darstellungen, zu denen die berühmtesten Künstler die Zeichnungen lieferten. Aus ihm steht Niccolo Pikanos Marmorkanzel, ruhend auf neun Säulen. Wie bei den ähnlichen Kanzeln in Barga und Pifa stehen diese Säulen zum Teil auf Löwen, dem Sinnbild der Stärke. Niccolo Pisano schuf auch die Reliefs, die sie schmücken. In kunsthistorischer Beziehung ist diese Kanzel überaus merkwürdig, denn als Gehilfen des Niccolo Pisano waren an ihr läng: Arnoli'o di Cambio, der später als Baumeister in Florenz zu so großer Berühmtheit gelangte su. a. baute er dort für die Franziskaner Santa Croce und leitete bis zu seinem Tode den Bau des Tomcs; von den Prosanacbävden ist sein bedeutendstes wohl der Palazzo Vccckno daselbstf, weiter «ein Sohn Giovanni Piiano, der den Camposanto in Pisa bauen sollte und der die Kanzeln von San Andrea in Pistoja und des Domes von Pisa schiss. Hieraus sieht man klar, welche Stellung zu jener Zeit Siena in dem Kunstleben der mittelitalienischen Städte einnahm und wie groß sein Einfluß ans die Entwicklung der Kunst im übrigen Toskana war. Wie in der Baukunst und in der Bildhauerei Siena rühmlichst mit Neuerungen verging, so auch in der Malerei. Und dabei nahmen in lener Zeit nicht wenige Auserwählte, sondern das ganze Volk Anteil an den Werken seiner Meister: In feierlicher Prozession wurde 1310 Tuccios „Majeftas", eine thronende Madonna mit Heiligen, eines der ersten und bahnbrechenden Werke der zu neuem Leben erweckten Malerei, zum Tom gebracht. Später, zur Zeit der Blüte der Renaissance — noch den schweren Schlägen, die Siena trafen — hatte es natürlich nicht mehr eine solche Zahl von Meistern auszuweisen wie die übrigen Städte. Aber sen einen, Giovanni Bazzi, mit dem Beinamen Sodoma, kann man un bedenklich in eine Reihe mit den größten Malern aller Völker und Zeiten stellen. Viel arbeitete er anSwärtS, da das sinkende Siena ihm nicht ge nügende Beschäftigung bieten kounte, aber dennoch ist manches tre fl.che Gemälde seiner Hand in dem Jstituto di Belli Arti, in dem Oratorio di San Bernardino und in San Spirito zu sehen. Ein Historienmaler im strengen Sinne des Wortes war er nicht — am schönsten und lebens wahrsten ist Sodoma in seinen Einzelbildern. Ta wirkt er unmittelbar und überzeugend, ganz im Sinne seines Lehrers Leonardo da Vinci, als ein Prediger der Schönheit der menschlichen Gestalt. Seinem >stile schlossen sich die letzten Ausläufer der sienesischen Kunst, Baldaffare Peruzzi und Becca'umi, an. Einheitlich, wie aus einem Guß ist das Bild, das wir bei dem Rund- gange durch Siena genossen haben. Von der Energie und der Kraft der Geschlechter, von der Liebe zur heiteren Kunst redete uns jede Straße, sprach uns jeder Platz. Wie hatte auch hier unter diesem Himmel und an dieser Stelle Heiterkeit des Weiens nicht jeder Bürger sein eigen nennen müssen! Üeberall, wo nicht die Häuser den freien Blick versperren, schauen wir ja hinaus in eine Landschaft, voll von Reizen. Berg und Tal liegen in anmutigem Wechsel vor uns, geschmückt mit Wein- und Oelpflanzungen, aus deren Grün die Hellen, lochenden Villen hervvrleuchten. O * Münchener Theater. Tie kgl. Hoiböbne in Mönche» brachte um Nrujahistage eine neue Over „Don Quijote' VeS Münchener Kowvonitzen Anton Beer-Walbrunn zur Ausführung. Der von G-'vrg Fuchs nach dem Ritieiroman des E'-rvanies brarbe teie Text ist derartig mit neben lächlichem Episodenwerk überladen, daß die geringfügige Handlung völlig erdrückt wird, ein Uedetjiand, der sich dssoncrrS «u Anfang de- zw iteu Alte- »nd in beiden durch ein Orchesterzwilchenspiel getrennten Hölsien de- end losen dritten Akte- geltend macht. Der parodistische Ritter von der «rauriarn Gestalt erweisi sich auch in vieler neuesten mit ibm sich befwäitigenve» Oper als eine u mögliche Bübnenfignr. Die Munk ist in der Faktur die Arbeit eines in guter Schule heran »bildeten Musiker-, aber ohne alle srlbstänvia-Erfindung. Tie „Meistersinger" und der „Rin» ' baden belon ri- stark aus die Partitur abassärbt. »in Mots erinnert «ogar an rin charakteristisch'» Hauvttdema au- LisziS Faust-Linson'e; wo der Komvonist mit eigener Melodik anS'ukommea vernicht, wie in einzelnen iiedartig-n Sätzen, veifällt er in bedenlliche Trivialitäten, wie denn schließlich die ganze Oper aus da-N v- au der burlesken Polle herabstnkt. Tie Instrumentation isi meistens nicht ol ne tlangliche Wiikuna. enibrdr» ober auch ver Eigenart, wenn auch mancherlei rhytumilche Ft« ell»n nicht unbeachtet bleiben. Unter den Darsirllern ragte Herr FrinkrlS in der Titelrolle beionderS hervor. Seine Masse war ausgezeichnet und sriu stradlrncer Bariton überwand d>e aa l'renarnd- Pani» m-t bestem Geliaaen. Herr Liealitz wäre ein vortrefflicher §ancho Paula gewssen. w>nu er im letzien Akt« seine Rolle nicht gar za l»hr aut den Eiown hinau-aespieit bätte. T>e ülrigen Mitwirkeiiden naben sich mit mehr oder weniger Eriolg Müde, ihre Auinaben »u löse». Ta-Lrchesirr leitete Felix Mottl mit aller Feindeit. oud die AuSuanung entivrach d r Stellung der tesn'gi. Hosdüdne. Nab ledem Akt wurden di« Darsirller verdientermaßen hervorneruien, nach dem zweiten Akt auch brr Komponist. 0. I.e»mt»nn. * Wiener Theater. Au» Wien meldet UN« ein Prkvattrlegramm unsere- K-Koirelt>oudenirn: tAoldmarkS „Winiermörchen" errang bei der Urauf- südiung an der di sig-n tzo oper einen großen verd entrn Eriolg. Ter Text von Willner iil geschickt uns uimmungevoll. Dir Musik in sehr melodiös und reich Instrument ert — gar nicht da- Werk eines asi-n Kowponifien Leo Siezak. Selma Kurz und das Orchester boten Prachtleistungen. Goldmark wurte oit und überaus herzlich gerufen. * Opposition geqen einen Musikkritiker. Au» München meldet ein Telegramm: In der Tonballe, in der da« «aim-Orchesier konzertierte, kam eS gestern abend geleaeutlich eine« volkstümlichen Konzerte» zu einem böchst peinlichen Austritt Nach dem ersten Satz der D-Moll-sinfonie von Beethoven eiklänen die Musiker plötzlich ostentativ, nicht mebr weiter pielen zu wollen wenn nicht der Muiikkrititer der „Münchner Neuesten Nachrichten" Rudolf Louis den Saal verläßt. ES e>bob sich taiaui ein arger !»>i>ult, wäbrenv dessen sich Louis auS dem Sass entfernte. Tas Publikum nabm zum Teil für, zum givßten Teil aber gegen den »isiiker Stellung so baß sich wilde Szenen abwielien. Nachdem wieder Rude eingetreten war konnte das Konzert zu Ende geführt werden. Nach jeder Nummer wurde stürm-sch opvlauKert. — Wenn wir auch voi läufig nicht in der Laar sind, die Ursachen vieles Skandals zu übersihen io müssen wir doch Herrn Louis' Partei rrnrellen. da dos Ber- balten der Musiker durch«,» taltlo- ist. Außerdem können wir bemerken, daß Vie Krittle» de- Herr» Loui» ia sachlichem, voruebmem To» gedaltrn siad. Wo- bin wurde e- übrigen- fuhren, wenn Künstler sich überdaopt in derart rabiater Weif« gegen Kritiker grbärven. die ihnen unbequem sinss " Eleonora Tuse in Petersburg. Aus Petersburg schreibt man der „Inf.": Eleonoia Duie wird am 8. Januar 1908 in Petersburg ein Gastspiel begiunen, da» au» mehrere Tage berechnet ist. Di« Auifühiunge» weiden im „KoniervatoriumS-Theaier" staitflnden. Sie briagt nicht nur eia ou« bekannten italienische» Künstler» sorgiäliig zusammeoueslellleS onb giss eiunespielle» sin- s mble, foovrrn auch ihre eigenen stilgerechten Dekorationen nab historischen Kostüme mit. Di» grobe Künstlerin wt,d al« Antrittsrolle di» , Ma da" in SadrimanaS „Heimat" v-rköiprrn oaa hiriuach ihre Glanzrollen i» „Gioconda" „Fernande", ..Hedoa Gabler". „Moana Bauaa", „Kamelikidame". „Tie andere Geiadr", „Locanviera", „Zweite Fra»„Avrienue Lecouvieur" zur Darurllong brtagrn. " Ein tuterefiauter -nutz uo- be» alte» No«. Beim A-Sgraben der Fundamente für bat ueue Parlament» au» in ter Piaz a di Monte Eitorio, bei ver P azra Lelona, wo di» Säule de» Marr»- Aurelia- siebt, ist wa» auf interessante Ruinen an» d«m alten Rom gestoße». Wir n»a an» Rom b-richtet w rd, glaubt man in dirrn Trummein dir Grabstätte der lästerlichen Familie de» Autouinu» se stellen »o können, die die lleberreste des AnioniauS Pin- und seines -chwiegerlohns und Nachfolger», Marc Aurel», de« Pbilofovden, «ntbSss. Der Archäologe Bagbeie bereuet einen Bericht über die bisherigen Entvekkangen vor und boiss bei weiteren Grabungen Jnschrsiten o»S Licht za fördern, Vie die Geschichte ver Grabstätte rrbellen werden. " Kleine Chronik. Direktor Schmieden vom Berliner Neue» Lbeater bat für vir mäanssche Hauptrolle in dem neuestn» Echausviel von Henry Bern stein . Sim'ou", da» im Februar ta Szene gebe» wird Ferdinand Boa» al» Gast engagiert. — An»,»8orma würbe vom Großherzog von Sach'ea- Weimar eingelase», ter am 1l. d. M. staitfinvenven Eiösiuung de» Neuen Hostheater» in Weimar deizuwodneu. — Zum Abledeu Lider« Hofia« wird noch gemeldet: Der g,oß» OrihooSve dinier,Lßt siiue 7liädrwr Muss-r. seine Frau unv sü'ss Töchter, von denen die älteste verheiratet ist. Hofia slanv dicht vor seinem suosundzwonz-gjährtnen Doitorjubiläum. Boa dem große» KreiS seiner jetzigen und ehemaligen Atsisientrn und Schüler war bereit» zur Feier diele» Jubsiäum» »in, Festnummer der von Hoffa derauSgeuebenrn „Zeitschrift für ortnovävstche Ehiruratr" vorbereitet worden, die im Februar erscheinen sollt«.
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