Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.07.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190707280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19070728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19070728
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-07
- Tag 1907-07-28
-
Monat
1907-07
-
Jahr
1907
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1. Beilage Sonntag, 28. Juli 1907. Leipziger Tageblatt. Nr. 207. 101. Jahrgang. Amtlicher Teil. Bekanntmachung, die Landtagswahl im 2. und 4. Wahlkreise Ser Ttadt Leipzig -etr. Tie auf Grund der Urwählerlisten des 2. und 4. Land- tagswabtkreiseS hiesiger Stadt aufgestellten AbtetlnugSlisten liegen ergangener Verordnung Les Königlichen Ministeriums des Innern zufolge von Montag, den 29. bis mit Mittwoch, den 31.Jult d.I., täglich von 8 Uhr vormittags bis '/.t Uhr mittags und vo» 3 bis '/,7 Uhr nachmittags und zwar ». für den 2. Landtagswahlkreis in der 3. Polizei wache, Johannisptatz LI, und b. für de» 4. Wahlkreis in der 4. Ratswache in Leipzig-Reudnitz, Lilienstrafze 3V öffentlich aus. Tas Recht der Einsichtnahme ist für jeden Beteiligten, das heißt für die im Bereiche des 2. und 4. Wahlkreises wohnenden und in der Urwählerliste eingetragenen Wähler, aus die Be fugnis beschränkt, von der eigenen und der Veranlagung derjenigen Personen Kenntnis zu nehmen, welche dazu schriftliche Vollmacht erteilt haben. Außerdem wird jedem Urwähler aus Verlangen mündlich Auskunft über weitere Einträge mit Ausnahme der Angaben über Steuerverhält- nisse erteilt. Einwendungen gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit der Abteilungslisten sind, bet Verlust derselben, binnen 3 Tagen nach Ablauf der Auslegcfrist, das ist von TonnerStag, den 1. bis mit Sonnabend, den 3. August schriftlich oder mündlich bet unserem Wahlamte, Rathaus, Zwischengeschotz Zimmer Nr. 293 anzubringen. Tie Einteilung der Urwähler der betd-n in Frage kommenden Wahlkreise in je 3 Abteilungen ist nach Maßgabe der hierüber geltenden gesetzlichen Bestimmungen so erfolgt, daß im 2. Wahlkreise der I. Abteilung alle diejenigen Wähler zuzuweisen sind, welche mindestens 800 der n. Abteilung alle diejenigen Wähler, welche 299 >ll 99 bis mit 38 — xz und der I II. Abteilung alleWLHler, welche unter 38^l — an direkte» TtaatSsteuern (Staatseinkommen- und Staats- grundsteuer) in diesem Jahre entrichten. Im 4. Wahlkreise gehören alle diejenigen Wäbler zur I. Abteilung, welche mindestens 184 24 zur II. Abteilung alle diejenigen, welche 184 23 bis mit 38 und zur III. Abteilung alle Wähler, die unter 38 Ltaatsfteueru in diesem Jahre bezahlen. Die Einsichtnahme der Abteilungstisten und die eventuellen Einsprüche werden sich hauptsächlich auf die Zugehörigkeit der einzelnen Urwähler zu Len vorstehend bezeichneten Äb- teilungen zu richten haben. Leipzig, am 22. Juli 1907. »o» zu Ik. 637. Der Rat der Stadt Leipzig. Städtische Maschinenbauschule in Leipzig für ÄltaschinenblNI und Elektrotechnik. Dauer der Ausbildung: 4 Semester voller TageSuuterricht. Unterrichtsgeld halbjährlich 50 Beginn des nächsten Kursus 7. Oktober. Anmeldungen bis 15. September. Auskunft und Prospekt durch die Direktion. »irr« Vöutsvde i'Lvüsvlrulv lür kaodsodvlv tär Tischler Vrevdslvr «. SUäsvdlMror " iu Iwipriß, Väcdterstr. IS, kiiiizlxeivei'HIiklie ßelirsitslsll mit UbrEkMIten zur Ausbildung für Gehilfen, Werkmeister, Zeichner und Meister. Schulgeld halbjährlich 30 Beg'nn deS nächsten Kursus am 7. Oktober. Anmeldungen bis 15. September. Prospekt kostenlos durch die Direktion. Bibliothek der Han-clskammcr. Gemäß 8 1, Absatz 2 ihrer Benutzungs-Ordnung bleibt I die 'Bibliothek der Handelskammer vom 29. Juli bis mit 24. August d. I. geschloffen. Der Leseiaal und seine Handbibliothek können jedoch in dieser Zeit nach wie vor von 9 bis 12 Uhr und von 3 bis 6 Uhr benutzt werden. Aus dem Magazin werden hingegen auch für den Gebrauch im Lesesaal Bucher nicht verabfolgt. Leipzig, am 12. Juli 1907. Tie Handelskammer. Xneluixvr, Vorsitzender. Br. jur IVencktlanä, »»o« Syndikus. Tie Inhaber der aus nachstehenden Nummernverz ichniffen unter n) und b) ersichtlichen, als verloren, vernichtet oder sonst als abhanden gekommen angezeigten Pfandscheine werden hierdurch ausgefordrrt, sich unter Vorlegung tieier Pfandscheine unverzüglich und bei Verlust aller Ansprüche spätestens vor Ablauf der beigesetzten Fristen beim Leibhau e ,u melden und ihr Recht daran zu beweisen oder sie zu Gunsten der Berechtigten zurückmgeben. widrigenfalls, gemäß 3 19 der Leihhaus-Ordnung, die Pfandscheine iür ungültig erklärt und den Eruatlern der Anzeigen die Pfänder gegen Befriedigung der Forderungen des Leihhauses verabfolg! werden: a) Int. 6. Nr. 28902, 56.326, 61813. 67320, 67321 75174, 76358: l.it. tt. Nr. 94 >9, 21504: Mel'efrist: Bis zum Ablaufe eines MonatS nach dem aus iede:n Pfandscheine ersichtlichen Verfalltage; b) Bit. ?. Nr. 60816. 659.37, 65938, 93191; Int. 6. Nr. 7850; Meldefrist: Bis zum Ablauf eines Monats vom Tage dieser Bekanntmachung an gerechnet. Ferner werben der Leihhaus-Ordnung gemäß hiermit die Pfandscheine Int. 6. Nr. 797, 998. 3874. 4687, 6242, 624.3, 6246, 7395, 8690, 8338, 77694, 88782, 90591 für ungültig erklärt. Leipzig, den 27. Juli 1907. isrr Ter Rat der Stadt Leipzig. Wegen Schleusenbaues wird daS Salzgätzchen vom 31. dsS. Mts. ab auf die Dauer der Arbeiten für Len Fähr verkehr gesperrt. »3» Leipzig, den 27. Juli 1907. IX- 2403. TerRat der Stadt Leipzig. Abteilung für Strafzcnpolizei. In den padtischen Hundezwinger sind 2 Hunde 1) I männlicher Foxterrier, weiß mit schwarzem Ab zeichen, etwa 19, Jahr alt, 2) 1 dergl., weiß mit schwarz und braunem Abzeichen, etwa 1 Jabr a't, als herrenlos eingeliefert worden. Diese Hunde werden versteigert oder, fall- sich Bieter nicht finden, getötet werden, wenn sich die Eigentümer der selben bis Ti-nstag, den .30. dieses Monats, vormittags ll Uhr. an Steneramtsslelle. Stadthaus, Rathausring ö ill. Obergeschoß, Zimmer Nr. 59, als solche nicht ausgewiesen haben sollten. Die Versteigerung findet an dem obenbezeichneten Tage, nachmittags 4 Uhr, im Stadthause, Zimmer Nr. 68, statt. Die Hunde können tagsüber im städtischen Hundezwinger in L.-Hohlis. Tauchaer Weg 42, sowie am VerstrigerungS- iage, nachmittags von 3 — 4 Uhr, im Hose des Stadthauses, Eingang Mühtgassr, besichtigt werden. Leipzig, am 27. Juli 1907. »es Ter Rat der Stadt Leipzig, Steueramt. In da? Handelsregister ist heute eingetragen worden: 1 aus Blatt 13360 die Firma Konzertdircktion Rein hald Schubert in Leipzig ,Poststr 15). Der Buch- und Musikalienhändler Carl Julius Reinhold Schubert in Leipzig ist Inhaber. (Angegebener Geschäftszweig: Konzertunternehmen); 2) auf Blatt 13361 die Firma M. Doernbcrg in Leipzig (Grimmaifche Sir. 27.', früher in Arnstadt. Gesell- schatter sind die Kaufleute Max Toernberg und Ernst Schwarz beide in Leip ig. Die Gesellschaft ist am 24. Dezember 1903 errichtet worden ; 3l aus Blatt 13362 die Firma Franz Barth in Leipzig (Dufoursir. 31'. Der Kaufmann Erdmann Franz Barth in Leipzig ist Inhaber. (Angegebener Geschäftszweig: Betrieb einer Kolonial waren-, Kaffee-, Wein- und Konservenhandlung); 4' auf Blatt 1037, betr. die Firma K. A- Hüicr in Leipzig: Friedrich Wilhelm Höfer ist als Inhaber ausgeschleden. Der Kaufmann Friedrich August Höfer in Leipzig ist Inhaber: 5) aus den Blättern 3156 und 3341, betr. die Firmen I R. Herzog und H. Sperling, beide in in Leipzig: Eugen Grimm ist als Gesellschafter ausgeschieden; 6) ans Blatt 5995. betr. die Firma Leipziger Gummi- Waaren-Fabrik Aktiengesellschaft vorn». Julins Marx. Heine k Eo. in Leipzig: Leopold Schimpfs ist nicht mehr Mitglied d«S Vorstandes. Zum Mitglied des Vorstandes ist bestellt der Kaulmnnn Heinrich August Max Brück iu Leipzig. Seine Prokura ist erloschen; 7) auf Blatt 12039, betr. die Firma Holländischer Verein für Margarine-Fabrikation Wahuschafsc ä: Lamp, mit beschränkter Haftung in Leipzig, Zweigniederlassung: Der Geschäftsführer Fritz Wabn- schaffe hat seinen Wohnsitz von Düsseldorf nach Essen verlegt. Leipzig, den 26. Juli 1907. r«»l KömglichcS Amtsgericht, Abteilung IIB. Auf Blatk 21 des Genossenscüaitsregisters, b-tr. den Leipziger Spar- und dauverein, eingetragene oicnosse:.- fchast mit beschränkter Haftpflicht in L- ipug, ist Heu e folgendes eingetragen worden: Theodor August Fuhrmann .st nicht mehr Mitglied de? Vorstandes. Paul Max Fleck in Leipzig ist Mitglied deS Vorstandes. Leipzig, den 27. Juli 1907. »so Königliches Amtsgericht, Abt. IIU Nachllisz-Bersteigerttttg Mittwoch, Sen 81. Juli vormittags I> il »r im Gasthof zur Weintraube, Gcrberflrastc 09, durch Lokal» ichter. : In -tocks Konkurs ist oie vollständige Füll:Urinrich- rung einer E evaloren - Becher und Lchneckeufabrik billig zu verkamen. Schriftliche Gebote sind bis 6. August 1907 einzurrichen bei dem Konkursverwalter o»:z Rechtsanwalt Br. 8cbclbv in Wurzen. Sparkasse Sawneseid. Geschäftsstelle: Rathaus. mess Geschäftszeit: Montaus bis Freitags vorm. 8—1 und iinchm 3—5 Ubr. Sonnabends vorne. 8 bis na I m. 2 Uhr. Gemeindelparkatte Getzfch. Gemeindeamt, Nabe Bahnbot Banr. Bahn u. Straßen- (Stern»)bahn-Haltestelle: »Postamt Oetzsch". Gefchä't-'- zeit 9—1 un» 3—5. Sonnabends 9—2 Ubr Einlagen an den drei ersten Werktagen eines Monats werden ans diesen Monat mit verzinst. o»s, Sparkasse Lentz-ch. Geschäftszeit: Wochentags 8—l und 8—5 Uhr. Sonnabends durchgehend von 8—2 Uhr. Ecschastslokal: Zinsfuß »'/-"/«. Haltestelle der Linien I, und Ik der Groszen Leipziger Straßenbahn sowie der Außenbahn Leipzig-Leutzsch- Gnndorf. ,v»3? Sparkasse Wahren-LeWq.^ Geschäftsstelle: Rathaus. Zinsfuß: »^/ »"/o- Einlagen on Leu zwei ersten Werktagen eines Monats werden tür diesen Monat mit verzinst. Geschäftszeit: Montags bis Freitags vorm. 8—1 und nachm 3—5 Uhr. Sonnabends vorm. 8 bis nachm. 2 Uhr. «irsr äsr ^6i862Sii l'cbsrvait.tslv vir nnl ^Vaascd nassrsil ^.donnsntsn cins Bsiprlxsv lÄxsdlntt nsod klIsQ Orten äss In- und ^aslsnäss. Bis Uscdssväuvx xsscdiedt tsüs äured 8trsilds.r>ä, teils äurob Bostübsi-vsisruix, äis Istrtsrs ist oder vor in Osutsedlsnä rrnä 6stsrreiod-IIllzs.rQ mULssix; jsäerctslls vüdlsn vir, vsnri vicdt dsssväers IVürisobs vorliszerr, äis dillixsts Rsioräsrnn-^voiss. Um ein rsodtLsiti^vs OintrsZ^sn äss Llsttss xsvs.br- isistsn rn bvrmsn, mass äis ^.ntxsds äsr LsstsIInnx Mlnük8isll8 5 7M vor üor ^Vroi88 vrkolxsa. Lsi sxLtersr ^.rrlxads ist äs.s ?ost3.mt nicht in äsr I-sxs, kür rvchtrsitixs UstÄräsrnnx äss Blattes rn sorxvn. Osnssihsn 2sitrs.am hittsn vir hsi ^.nlxads äsr Büobbvbr rn dsrtlcbsiobtixsn, nrn nnnötixs Losten nnä sins Untvrdrsohnnx in äsr 2ustsUnnx äsr 2sitnnx sn vsrrnsiäsn. vis Brviss knr äis Haohssnännx steUsn sich vis kolxt: Inlnnck; pro illonot td«r »nxv- s».n^«»« tlonst tot voll »u d«»»tUvL). ...» —.SC ruitsltun, w»> pro tlon»t . . . . , —.24 Nrourdanlttooavn» pro r»« —tv ltssonclsr» Lisondnnx lior Xd«oa-Tl»L»d» pro , —.08 llbsrvolsunLSsodüIiron pro llonot (nnr kur Os»tsrr»iod-l7nk»ra rlltöosie. ver»i>8s- f»nbeus Kon»» ist voll ra bsrokteu) ...» —.50 rustsltuns knot Usus <in 0estsrr«ied-vi>8»rll vir<t cti« Ssbiikr vom klmpküiixor eiußsrox.) » — Lrourdanüsonltuns (Osstsrroicli - lloxsrn sied» Inliwcl) pro » —.45 Sosonctsr» 2u»«n<lun« <1or ^d«n<1--zusL»d» pro —.05 Bvsonäsr» »n dsnoklsn bitten vir kolxenäes: Dl» Sktetiknnkt nooii l.«Iprw rxtor Vorloenvx <tss ^assntkoltLorte« dlttoo vtr oi» Slrolrt, ntsdt ckow ?ost»mt, mit2u»Usn. 8«ekv»rä«n üdor Niodtotntrsts»» clsr Leituax »tnä rnntickst dem kostomt do» jovsllizoo ^ak«lltk»Itsor»s rn nntordrsitsn. Lol dor Lost »ntL«x«don» ^donnsmonts sind doi «inom lVecdsol äo» Lnkontlmltoor», »ullk doi dem k>ost»mt omradssrollon. vis ktsrNir »n di»»«» «illm»I »n «lltricktellds Sodiiür botri^t 50 kke Leipziger Angelegenheiten. Leipzig, 28. Juli. Vom alten Nathanse. Innen und außen am alten Rathause hat es sich in den letzten Monaten lebendig geregt und bewegt, haben Hunderte von fleißigen Händen Verwittertes abgerissen und Festes aufgerlchtet, bis die hoben Planken fielen, die Giebel wieder zum Vorschein kamen, die langen vier- eckigen Fcnsterreihen mit den profilierten Porphyraewänden und den alten Esiengittern, die gezackten Simse mit dem langen Spruchband darunter mit die schmucken steinernen Pinienzapfen auf den Giebel- treppen. Es wurde die Wohnung für das künftige stadtgeschichtliche Museum an jener Stelle bereitet, wo in frühester Zeit die verschiedensten Zweige der Gerichtsbarkeit zu verwalten waren, der Magistrat selne Versammlungen hielt, Stadtschreiberei, Stadtgericht, Schloßstube, das 1682 gestiftete Handelsgericht, das Landgericht, das Rügengericht, die Vor. mundschastsstube, das Servis- und Einauartierungsbureau, der ober sächsische Kreistag, der Schöppenstudl, das Oberhofgerichl, die Stempel- cxpedinon, die Kriegsschuldcntilgungs-Einnahmc ihre Tätigkeit übten und bis in die Gegenwart hinein der große Verwaltungsapparat der Stadt Leipzig funktionierte. Es ist der Stadtverwaltung, ehe sie sich zum Bau eines neuen Rat hauses entschloß, nicht leicht geworden, den Gedanken an eine Umge staltung des alten Rathauses aufzugeben und von dem alten ehrwürdigen Mittelpunkte des städtischen Lebens weg nach dem Platze der Pleißen- bürg zu gehen, aber sie konnte sich damals doch der Ueberzeuguna nicht verschließen, daß hier eine ganz andere und ausgiebigere Befriedigung der Verwaltungsbedürfnisse, eine größere Zusammenfassung der ein zelnen Geschäftszweige wieder möglich wurde. Das alle Haus aber, das so schwere Zeiten der Not, wie Zeiten höchsten Jubels und Glücks ge sehen und in den Strom geschichtlicher Wandlung gestellt gewesen, sollte erhalten bleiben, das war die Empfindung der Gesamtheit. Wohl hatten die schon im Jahre 1874 eingeholten Gutachten dem Bestände des alten Rathauses nur noch eine kurze Frist gelassen, indessen es vergingen Jahrzehnte, bis der historische Platz in der nunmehr zur City aus gebildeten inneren Stadt von der städtischen Verwaltung geräumt und die Frage nach Erhaltung dieses stummen Zeugen einer längst unter- gegangenen Zeit aufgeworfen wurde. Erhaltung des Beständigen, Er neuerung des wirklich Baufälligen blieb die Losung. Auf solch ein Votum hin blieb der Gesamteindruck des ehemaligen Rathauses in allen seinen architektonischen Formen unverändert bestehen, erstand, wenn auch Hammer und Axt gewaltig dröhnten, das jedem Leipziger tiek ins Ge- däcbtnis geprägte »reundliche historische Bild des Gebäudes mit plastischer Treue in schmuckem Gewand. Nur eine Veränderung ferner Konstruktion hat es sich gefallen lassen müssen, den Einbau zweier Laubengänge an den beiden Giebelseiten. Die einstigen Bühnengewölbe, die sick bekanntlich aus den früheren, bis an die hölzernen Säulen eines ehemals bestehenden Laubenganges reichenden „Kaufkammern" in der Gegenwart heransgebildet hatten, sind nunmehr in zeitgemäßem Ge wände wieder erstanden. Ein massiver Laubengang, unter dem Turm fortqenihct, wurde längs der Rathausfront angelegt und als Vorbau für dreizehn Läden an der Marktseite konstruiert. Ihn tragen mächtige Säulen aus Meißner Granit, während die Arkaden am Salzaäßchen, und an der Grimmaischen Straße gewaltige Säulen mit Füßen aus Reuchaer Diorit und Porphyrschäften erhalten haben. Zweiund zwanzig Wölbungen, ungerechnet den Eingang am Turm, Überspannen die Ladenflucht nach Westen, siebzebn die nach Osten. Schon jetzt läßt sich erkennen, daß sowohl Anordnung als Einrichtung der einzelnen Ver- kau^sräume, deren Instandsetzung bis zu dem bestimmten Termin, am I. Oktober, bestimmt vollendet sein wird, den geschäftlichen Erforder nissen vollauf entsvrechen, und bei der geringen Tiefe der Laubengänge — an der Marktseite 2,80 Meter, am Salzgäßchen 3,90 Meter und an der Grimmaischen Straße 6 Meter —, auch mit günstigen Lichteinfall- ocrhnltnissen rechnen. Die ehemaligen „Kaufkammern" bestehen woyt kort, liegen aber jetzt, mit den Läden durch Treppen verbunden, im Kellergeschoß. Gegenwärtig wird flott an den schmucken, aus Eisen und Glas bestehenden Schaufcnstereinbauten gearbeitet, wie auch die Heiz anlagen der Installation ibrer Fertigstellung entgegengehen. Die breite lichte Treppe, die ehemals in den Turm und dann zuerst in den mit Platten belegten Saal des ersten Obergeschosses führte, der, wie man in den vierziger Jahren behauptete, „zu den größten Sälen Deutschlands gehörte", bleibt, wie der Steinbelag dieser Halle, ebenfalls erhalten. Es hat die berufene Bauleitung überhaupt sich bemüht, alles Bauwerk, das Anspruch auf Festigkeit erhob, gewissenhaft zu konservieren, kurz, alles pietätvoll zu erhalten, was vom Zahn der Zeit verschont geblieben. Auf diese Weise gelang es, wenn auch in höchst schwieriger Arbeit, eine Reihe schöner Kreuzgewölbe im Erdgeschoß, wie im Obergeschoß vor der Zer störung zu bewahren, dabei auch jenen Raum, der vordem als Ratswache gedient hatte. Tie in der Mitte auf eine gewaltige Porphyrsäule ge stützte Halle wurde höchst geschickt im Mauerwerk abaefangen und aufS neue in die erneuerten Jnnenteile eingefügt, wobei der bis dahin auf einer gemauerten Basis ruhende Säulenschaft einen festen Porphvrfuß erhielt. Die Säule enthielt zwei eingemeiselte nischenartiae Opkerstöcke, von denen der eine nvch mit einem eisernen Türchen verschlossen war. Die Auffindung aller möglichen Münzen unter dem Fußboden bestätigte übrigens die Bestimmung dieser „Opfersäule". Wie der in schönen Ver- hältnissen gehaltene alte Ratbanstnrm unverändert geblieben ist, so wurde auch der alte Ratbausdurchgang mit seinen Kreuzgewölben er- halten. Einen gewaltigen Eindruck macht bereits gegenwärtig der große Saal im ersten Obergeschoß des Gebäudes. Gigantische Eisenträger, die an den Seiten auf mächtigen Porphyrkonsolen ruhen, tragen die glatte Stegzement-Dielendecke in ihrer ganzen Ausdehnung und über spannen die volle Tiefe dieses hohen Saales. Was die Erwärmung oeS ganzen Hause anbetrifft, so ist diese durch eine abgesonderte technische Anlage vorgesehen, indem im Kellergeschoß der alten Handelsbörse am Salzgäßchen, die ebenfalls einen Laubeiiaang erhielt, eine Kesselanlage für die Niederdruckdampfheizung ihren Platz gefunden hat. Bon der Universität. Zum Rektor der Universität Leipzig für daS Studienjahr 1907/08 wurde gestern nachmittag von der Universitäts versammlung Geh. Hofrat Professor Dr. Karl Ehun gewählt. — Karl Chun wurde am Oktober 1852 zu Höchst a. Main geboren. Nach Be- cudigung seiner Studienzeit in den Jahren 1872—1875 an den Universi täten Göttingen und Leipzig arbeitete er zunächst 1878 auf der Zoolo gischen Station in Neapel und habilitierte sich hierauf an unserer almn mntsr. Im Jahre 1883 wurde er als ordentlicher Professor nach Königsberg und 1891 nach Breslau berufen. Als Nachfolger Leuckarts, dessen Assistent er früher war, kehrte er1898 nach Leipzig zurück, wo er seitdem als Professor der Zoologie und Zootomie, sowie als Direktor des Zoologisch-zootomischen Instituts und Museums wirkt. In den Jahren 1887/8 machte er eine Forschungsreise nach den Kanarischen Inseln. Seine speziellen Studien auf dem Gebiete der Fauna des Meeres machten ihn besonders geeignet zum Leiter der deutschen Tiefsee-Expe dition mit der „Valdivia" während der Jahre 1898 und 1899, durch die er sich in der gesamten wissenschaftlichen Welt einen besonderen Rus er warb. Die bedeutenden Ergebnisse der Expedition legte er nieder in den Werken „Aus den Tiefen des Weltmeeres" und in den im Auftrage des Neichsamts des Innern herausgegebenen „Wissenschaftlichen Er. gekniffen der deutschen Tiefsee-Erpedition auf dem Dampfer „Valdivia". Seine zahlreichen wissenschaftlichen Werke behandeln besonders die niederen Tiere und die Fauna des Meeres. d«. Post und Eisenbahn. Die Bestellung von Briefsendungen aus entlegenen Orten des Reiches am Morgen kann z. T. erst mit dem zweiten Gange bewirkt werden. Es geschieht dies z. B. mit der Kölner Post in Berlin und ebenso mit der Berliner Post in Köln. Man hat neuerdings versucht, der Post daraus einen Vorwurf zu machen. Die Postverwaltung ist selbstverständlich bestrebt, die Briefe so früh wie möglich zu bestellen, und weiß sehr wohl, welchen Wert die Geschäfts leute darauf legen, ihre Post morgens bei der ersten Bestellung zu er halten. In dem angeführten Beispiel läßt sich dies aber zum Teil nicht erreichen. Der erste Nachtschnellzug aus Berlin trifft in Köln 7 Uhr 15 Min., der erste Zug aus Köln in Berlin 7 Uhr 34 Min. ein. Die Post ist für die Beförderung der Briefpost auf größere Entfernungen ausschließlich auf die Schnellzüge angewiesen, deren Fahrplan im allge meinen nach den Zwecken der Reisenden eingerichtet ist. Tie Post hat das Recht auf einen Wagen in jedem Zug. Bei den niedrigen Porto, sätzen ist es natürlich ganz ausgeschlossen, besondere Postschnellzüge lediglich für die Beförderung der Briefe einzurichten. Die Bedürfnisse der Post werden bei der Aufstellung der Fahrpläne auch so gut als möa- lich zur Geltung gebracht. Das dies nicht immer geschieht, zeigt z. B. d«e vor wenigen Jahren erfolgt« Verlegung des München—Berliner Nachtschnellzuges. Dieser kam früher so zeitig in der Reichshauptstadt an, daß seine Post noch in die erste Bestellung kam. Jetzt ist die An- kunft im Interesse der Reisenden später gelegt, so daß die Briefe erst beim zweiten Gange bestellt werden können. Wie sehr die Post bestrebt ist, alle Möglichkeiten für eine schnelle Beförderung auszunützen, zeigen Maßnahmen, wie die Versendung von Briefen nach Frankfurt a. M. über Köln. Wenn der letzte Nachtschnellzug nach Frankfurt a. M. ab gegangen ist, bietet der Nordexpreß noch Gelegenheit, Briefe nach Frank furt bis zum anderen Vormittag zu bringen, wenn diese Bahnpost für ihre eigentlichen Zwecke nicht zu sehr belastet ist. k». Die erste Feldpost im August. Die erste Feldpost im August geht von Berlin am 2. August ab. Sie benutzt den am folgenden Tage von Southampton in See gehenden englischen Dampfer nach Kapstadt. Der Dampfer ist am 20. August am Kap der guten Hoffnung. Am 28. August findet dann dort die Feldpost Gelegenheit zur Weiterbeförde rung nach dem Norden, so daß sie am 1. September in Lüderitzbucht und am 4. September in Swakopmund eintrifft. Ta Lüderitzbucht mit der nächstfolgenden Gelegenheit voraussichtlich früher erreicht wird, so kommt diese Feldpost hauptsächlich nur für Swakopmund in Betracht. Sie beschränkt sich ausschließlich auf Briefsendungen, da ein auslän- bischer Dampfer benutzt wird. Die Post geht vom Marinepostbureau in Berlin am 2. August, vormittags ^12 Uhr, von der der Stadtbahn mit dem Vlissinger Tageszug. Feldpostsendungen muffen also womöglich schon am 31. Juli den Postanstalten zur Weitergabe an das Marine postbureau übergeben werden. NsissHsvsssrrinss i ü:."«.«'. k. L. Vlutsrstviu, 2 ttain8tra88e 2
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)