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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.09.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070905023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907090502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907090502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-09
- Tag 1907-09-05
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Monat
1907-09
-
Jahr
1907
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dankbar annahm. So hatte er in der kurzen Zeit seiner Amtsführung — er war erst im Frühiahr 1906 Gouverneur von Anbui geworden und war vorder in Nanking Provin-iaischatzmeister — sich beim Bolle durch seine Herzlosigkeit, bei den gebildeten Schichten durch seine Borniert, beit verhaßt gemacht. «Ls ries seine Ermordung als politische- Ver brechen -war Aufregung, aber kein Bedauern hervor. Absonderlich wie die Lebensführung dieses hohen Beamten war auch sein Tod. Er he- 'uchtc die Polizeischule in Ancking, um sie zu revidieren. Am Schluss« der Inspektion ließ er sich Uebungcn mit dem Revolver vorführen. Plötzlich richteten, wie die einen behaupten, der Polizeidirektor selbst, wie die anderen sagen, dessen Stellvertreter und mehrere Pvlizeischüler die Revolver auf ihn und schossen ihn nieder. Polizeibeamte, die ihren obersten Borgesetzten über den Hausen schießen, das ist sicherlich eine nicht häufige Form des politischen Attentats. Deutsches Reich. Lei-jt«, 5. September. * Tie Besprechungen Scs Reichskanzlers mit dein freisinnigen Abg. Kaempi bezogen siet', wie eine Berliner Korrespondenz wissen will, auf die Börie»i esorm. Mil dem Abg. Reinhard Schmidt besprach der Rrichslanzicr angeblich die WahlrechlSsrage. Ob dem Empfang der beiden vvigenaunien Mitglieder der Freisinnigen Boltopartei m Noidcrmy noch ein solch.'» des Abg. Müücr-Sagan oder Müller- Meiningen folgen wird, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlich aber Werse auch ein Mitglied der Freisinnigen Bereinigung demnächst stach Norderney geben. l>. Tie vlenerale krebs und Kopta von Lossow. Die Generäle Krebs, Präses des Ing-nieurkomirees, und Kopka von Lossow, Kommandeur der 10. Infanterie-Brigade, welche in Genehmigung ihrer Abschieds gesuche mit der g.Ptzii.yen Pension zur Dispo'iiio.i gestellt wurden, erfreuten sich in der Armee allgemeiner Wertschätzung. Krebs bat als junger Leulnanl 1870/71 sich das Eiserne Kreuz erworben, General leutnant ist er seil dem Ui. Ollober 1906. Auch schon a - General major (22. März 1903) war er PräieS deü IngenieurtomileeS. Als Oberst und Oberstleutnant war er Inspekteur der 6. FestunaS- inspeuion in Metz, zu ter außer Metz auch Diedeuhofeu gehörte. Als Major war er Ingenieur vom Platz in Metz. Generalmafor Kopla von Lossow ist am 14. Oktober 1869 Offizier geworden; Generalmajor rst er seit dem 1. August 1905. Tue tu. Iniannrle.Brigade, zu der eie bekannten Jnsanlerle-Regiurcnltr 12 und 52 gehören, besindet sich in Frankfurt a. O. Als Oberst <7. Juli 1901) Hal siopla von Lossow das 10. lothringische Inianterie-Regrment Nr. 174 in Metz befehligt. Es ist also ein eigentümliche- Zwammen» iresfen, daß die beiden letzt inaktiv gewordenen Generäle zu gleicher Zeit in nuferer Hauptleitung >m Westen in Metz tätig gewelen sind. AiS Ober«: (15. Iunr 1899- finden wir Kopka von Lossow beim Stabe des 138. Inianterie-Regimenis, das wie das 174. ebenfalls in den Reichs- lanren in Garnison liegt (Straßburg). Nachfolger find für die beiden veidieuleu Generale noch nicht ernannt. * Ium ärzltichcn Ehrrugcrichtsoclfahren. E nen grundiäylicken Besch ug hat der preußische ärztliche EbrengerichtShof gefaßt: «Nach Z 3 Abf. 3 des EhrengorichlSgesetzeS tönnen poUlifche, wissenschaftliche uns religiöse Ansichren oder Handlungen eines Arzte- als solche niemals den Gegen iaud eines ehiengcr ehrlichen Berladrens bilden. Gelangen jedoch derartige Ansichten in einer Form zum Ausdruck, we.che einen be- l-icigenden, gehässigen oder sonst uuwürdiaeu Eharalter hat, oder welche den Tatbestand einer uack den allgemeinen Slrafgeietzen strafbaren Handlung enthält, so bandelt es sich nicht mehr um polnische Ansichten u w Hand ungeu euies Arztes als solchen, sondern es bleibt sestzustellen, ob der Arzt nach den bewnderen Umständen im Einzeltalle sich neben der 'traflechtlichea Beraulwortung auch noch ehrengerichtlich strafbar ge macht hat." * Tie sexuelle Aufklärung. Wie das „B. T." hört, sollen von jetzt ab, der Anregung der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Ge chlechtSirankheiten folgend, an den Berliner und Charlotten burger Gymnasien regelmäßig für die zur Entlassung kommenden Abiturienten Borträge über Hygiene, insbesondere sexuelle Hygiene von Acrzicu gebalten werden. Auch vor Fortbilvungsschülern sollen auf G.und des Eilasse« des HanvelsmiiiltterS Belehrungen über die Gefahren des Geschlechtslebens und der Geschlcchtskranlherlen staitfinden. Da« großbeizoglich helsifche Ministerium des Innern in Darmstadt ist noch einen Schritt werter gegangen und bat den dortigen Schulbehörde» den Wortlaut eines Schreibens an die Hand gegeben, durch das die Eltern der fo zu unlerwencncen Schüler von der geplanten Veranstaltung in Kenntnis gesetzt und felbst zur Teilnaorne an ihr eiugeladen werden. * Arbeitslämpsc »u Teurschland 1S06. In der neuesten Nummer der „sozialen Praxis" bespricht Prosesfor Francke an der Hand der Reichsstalistik die Arbe tskämpse ,n Deutschland im Jahre 1906 und lon.at.erk, raß ra? verflossene Jahr sowohl in Streiks wie in Aus- Iperrungen bas b sher tanipsreichne Jahr 1905 zwar übertroffen habe, ^aß aber der Umfaiiz tieier Kämpfe recht erueblrch hinter dem Jahre loO5 zuiiickgebl eben sei. Im allgemeinen hätten sich die Arbeitgeber !II rcn Kämpfen als di« stärkeren erwiesen. Bemerkenswert fei, daß sich m iierbin eine Neigung zu der Mittleren Linie des teilweisen Erfolges ans beiden Seiten von Jahr zu Jahr mehr bemerk bar mache. In den Jahren 1899 bis 1905 sei die Zahl der teilweisen Erfolge bei den Arbeitern von 33 auf 45 Proz, bei den Arbeitgebern sogar von 39 aus 58 Prozent gestiegen. Im Jahre 1906 seien mehr als zwei Drittel aller Einstellungen und Aussperrungen durch Bergleichsverhandlungen beigelegt. Nur noch ein knappe« Drittel der ArbeitSkämpse habe mit einer völligen Nicoertämpsung der einen Partei geendigt. Als Hauptergebnis der Ziffern gibt Professor Francke an: «Die Organisationen aus beiden Sertcn weiden stärker und ge schlossener, die Vergleichsoerhandlungen mehren sich, der teilweiie Erfolg für beide Parteien überwiegt die Zahl der Siege oder Niederlagen. Sollte nicht di« in diesen Tatsachen klar gegebene Tendenz zu dem für unser ganzes wirtschaftliches und soziales Leben so wünschenswerten Ziele führen, daß die Zahl ter Kämpfe abuimmt und die friedliche Bcrein- barung das Feld beherrscht? Auf dem Wege zu diesem Ziele sind wir tchon. Noch steigt zwar die Zabl der Streiks und Ausiperrnngeu, aber in noch höherem Mage die Zahl der Tarifverträge. Gutem Bernehmen nach sind nämlich im Jahre 1906 nicht weniger als 5000 Taus abmachungen zustande gekommen, wahrend die Zahl der Arbeit-kämpse 36b3 beträgt " Ausland. * Die Friedenskonferenz. Aus dem Haag wird gemeldet: Ter erste italienische Delegierte Graf T o r n i e l l i behalt sich vor, seinen Antrag zur Schicdsgcrichtsfrage im Plenum der Schicdsaerichts- kommisston einjubringen. Einer Entschließung der Königin gemäß findet die Eröffnung der Generalstaaten diesmal nicht im Rittersaale ffatt. — Die L a n d 5 r i c g s k o m m i s s i o n setzte ihre Beratung über den Antrag Deutschlands betreffend die Rechte und Pflichten der Neutralen fort. Artikel 66, der die Auserlegung von Kontributionen auf Angehörige neutraler Staaten verbietet, wird mit 13 gegen 11 Stimmen bei 10 Stimmenthaltungen abgelchnt. Ein französischer Bermittclungsantrag wird zurückgezogen. Hierauf wurde, nachdem die Artikel 67 bis 69 hin fällig geworden sind, der Artikel 70 angenommen, der die Rückgabe des rcgul'. irrten neutralen Eisenbahnmaterials, ebenso, jedoch unter Borde- halt Englands, Frankreichs, Rußlands und Japans, Artikel 71, r-er die Requisition neutraler Flußschiffe betrifft. Der Präsident der Kommission Beern aert hob darauf in warmen Worten die Bedeutung des von der Kommission vollbrachten Werkes hervor, über das die Konferenz nunmehr in der Plenarsitzung zu entscheiden bat. — Das Komitee der Schiedsgerichtskommissivn beendete gleichfalls seine Arbeiten. Tas obligatorische Schiedsgericht wurde mit 13 gegen 4 Stimmen ^Deutsch land, Oesterreich-Ungarn, Belgien, Griechenland) und einer Stimment» haltüna (Schweiz) anaenommen. Das obligatorische Schiedsgericht be- zieht sich demnach auf"die Auslegung von Staatsverträgen über folgende sieben Punkte der englischen Liste: Arbeiterschutzgesetzgebung, Tonnen- gehalt der Schiffe, Zusammenstoß von Schiffen aus dem Miere, Per» pflegung armer Kranker, Maß und Gewicht, Literarkonvention, Nachlaß verstorbener Seeleute, außerdem Geldentschädignng, wenn eine Ent- schädignngSpslicht anerkannt wurde. * König Eduard und der Zar. Wie der Wiener Korrespondent des „B. T." von besonderer Seite erfährt, ist das Reiseprogramm König Eduards für den Herbst bereits fertiggestellt, ohne daß eine Begegnung mit dem Zaren darin vorgesehen wäre; es müßte, falls eine solche Zusammenkunft wirklich stattsindcn sollte lvas immer möglich sei, erst Raum für sie geschaffen werden. In Petersburger informierten Kreisen glaubt man überhaupt nicht an die Wahrscheinlichkeit einer Zu sammenkunft der beiden Monarchen in diesem Jahre. * Home Rule. Aus D u b l i n wird depeschiert: Unter dem Vor sitz des Lordmavors sand hier eine Kundgebung für die Home Rule statt. Ter Jrensührer Redmond sagte in seiner Rede, keine Reformen werden Irland befriedigen, bis es nicht irische Gesetze und eine eigene irische Verwaltung habe. Ter größere Teil des irischen Volkes wäre gegenwärtig der britischen Herrschaft gänzlich abgeneigt und treulos. Redmond empfahl schließlich dringend eine energische Agitation in Irland. * Die Ausschreitungen iu Antwerpen. Aus Brüssel wird ge meldet: Dos Eingreifen der Bürgerwchr und der Gendarmerie scheint der Ueberhandnahme der Ausschreitungen in Antwerpen für den Augen blick Einhalt getan zu haben. General Timmermanns, der Höchst- lommandierende der Provinz, machte dem Bürgermeister das Anerbieten, die Holz- und Petroicumlager in der gestrigen Nacht durch drei Kom pagnien Linicninfanterie bewachen zu lassen. Ter Präsident des Reeder verbandes, Steinmann, wurde zu dem in Antwerpen eingetroffenen Minister für Industrie und Arbeit entboten, der erklärte, daß für die Regierung keine Veranlassung vorliege, in den Konflikt einzugreifen. Der Minister erschien gestern auch im Kabinett des Bürgermeisters Hartog, der sich schließlich anheischig machte, die Arbeiter zur Wieder aufnahme ihrer Tätigkeit zum alten Tarife zu bewegen, wenn die Reeder eine Lohnerhöhung innerhalb der nächsten drei Monate zusagen würden. Der Generalrat der belgischen Arbeiterpartei beschloß die Unterstützung der Antwerpener Dockarbeiter durch Geschenke und Vorschüsse. Es wäre an der Zeit, daß die Reedereien sich etwas nachgiebiger zeigten, denn die französische, die englische und ein großer Teil der belgischen Presse be ginnen bereits die längst erwartete Gelegenheit zu ergreifen, um gegen das deutsche Element zu Hetzen, daS das ganze Antwerpener Reedereigeschäft in Händen hat. Die Docker behaupten, nicht sie, sondern arbeitsloser Pöbel habe die Ausschreitungen im Hafen begangen. * Marokko. Aus Paris wird gemeldet: In einem von der „Agence Havas" verbreiteten Interview über die Lage in Marokko be stätigt Ministerpräsident Clemenceau zunächst die schon bekannten Tat- fachen und fuhr fort: Man muß die Verluste beklagen, aber sich darüber Rechenschaft geben, daß es unmöglich ist, derartige Operationen ohne Un- fälle durchzusührcn. General Drude tat, was wir von ihm verlangten. Wir sollten ihn zu dem gestrigen Tage beglückwünschen, da er ihm er laubte, eine der mächtigsten Mahallas in der Umgebung Casablancas und Klarheit, dieselbe reiche Abwechselung und gebändigte Freiheit, die gleiche Hrdnnng und doch beständige Wandlung in den Gedanken nnd Worten, wie sie uns in der Einrichtung des Weltalls entgegentritt. Und .r weiß, daß die Form allein einem Werke Ewigkeit verleihen kann. ,,Dic gutgefchricbeucn Büclier sind die einzigen, die von der Nachwelt gelesen werden. Kennluisje, TaNachen, Entdeckungen können nicht auf die Dauer 'e'scln; sic liegen außerhalb der Menschen, der Stil aber rst der Mensch iclbst." Man hat diese Stilidcen Buffons mit Recht als persönlichstes Be- leiuunis aufgcfaßt. Neben ocm Trieb zu wissen war am stärksten in ibm der Trieb zu formen. Er las sich seine Werke selbst laut vor; nicht aus Eitelkeit, die war dem stillen Weisen ebenso fremd wie Neid und Ruhmsucht. Aber er wollte den Rhythmus und Klang seiner Sätze zu >:uem höchsten Wohllaut abstimmen. Er war so sensibel für jede Harre, Störung des reinen Flusses der Worte wie ein griechischer Redner. In der ernsten Pathetik, der breiten Fülle seiner Darstellung, hie pomphaft dayinwallt wie ein stolzer Strom und die wie die schweren Muntclsaltcn an der Toga eines römischen Senators die gemeßene Ge- beide eindrucksvoll unterstützt, liegt die große Schönheit des Bnfson- n Stils, der darin selbst Bossuet übertrifft. Auf ihn wie auf keinen anderen paßt zugleich das Wort NivarolS: „Mas nicht klar ist, ist nickt -ran-ösisch", denn eine kristallene Durchsichtigkeit, eine einfache, edle Strenge leuchtet aus seinen Schilderungen. Nichts Uebertriebenes oder Gewagtes ist in seiner Sprache. Im Farbenreichtum und in Sliminungsmalerci haben ihn die esaint-Pierre und Chateaubriand bald nbcrtrossen. Er bleibt stets maßvoll, kühl, harmonisch. Aber er ! al die Gelehrtcnsprachc von allen Dunkelheiten und Barbarismen en cs kauderwelschen, halb lateinischen Jargons befreit. Ihm danken wir cs, wenn heule auch an wissenschaftliche Arbeit der Anspruch auf ein nnmalcs Kunstwerk gestellt werden kann. Tas haben ihm Goethe und A. von Humboldt vor allein gedankt, daß er der größte Popularisator N i cs Jahrhunderts wurde, kraft der unwiderstehlichen Anziehungs kraft seiner Schilderungen, und selbst Linnö hat ihm zugestanden: „Bisson hat zwar die Grenzen unserer Wissenschaft nicht erweitert, al'cr er Hal sic lieben gelehrt, und das heißt auch, ihr nutzvoll dienen." Fn seinen kosmischen und metaphysischen Darstellungen herrscht eine ge- iroxene Feierlichkeit. Erhaben, grandios und machtvoll klingend 'ckceiten die Perioden in seinen „Epochen der Natur" dahin, fast wie ilop'iock'cke Oden, denen gleich sie in biblischer Andacht die Größe und Unendlichkeit des Alls besingen. Es ist „der Stil des Herrscher-", wie Stendhal von Busson gesagt ha», befehlend, gemessen und rußig. Sein, berühmten einzelnen Tierbilder stellen neben diesen großen Fresken mehr den Stil einer ibplliscken Kleinkunst dar. Eine Fülle des Dekails ist hier liebevoll verwendet: seltene Worte und markante Einzek- l,eiten werden -usommenaeirogcn, lo wenn der Forscher bei der Schilde» rurv des Hirsches olle ickönen Ausdrücke der Iaadsvrache wieder ver ludet und durch diese erlesenen Morte die Sknnmunq ritterlicher Abenteuer und dcS grünen Waldes magisch auserstrhen läßt. Für die Bereicherung und Verfeinerung der französischen Sprach, hat Busson Unvergängliches geleistet. Freilich wird er a»ch bisweilen von seiner Liebe zur Rhetorik fortaeriffen, kann sich in malerischen Wiederholungen nicht genug tun, berauscht sich gleichsam am Wort, so daß man an das Urteil der Mad. de Stcrel denken muß: „Das Wort ist ebenso sein End ziel wie sein Instrument." Die Enzyklopädisten haben ihn deshalb „den großen Phrasenhelden" genannt, wofür Busson nur ein verächtliches Stillschweigen hatte; aber auch die Fachgelehrten haben früh den Borwurf gegen ihn erhoben, daß der Stil feiner Werke alles, der Inhalt nur wenig sei. So schwankte der wisscnjchastlichc Ruhm Buffons lange in der Geschichte. Zunächst galk cs, die Resultate jemer Mitarbeiter von den seinen zu trennen. Man erkannte den hohen Wert der anatomischen Beschreibungen, die Laubenton zu den Vierfüßlern lieferte, aber tue entscheidenden Folge- rnngen der vergleichenden Anatomie hat Busson selbst aus dem Ma terial Daubentons gezogen. In der zweiten Hälfte seines Lebens hat der Weise von Montbard sich dann einen großen Kreis von Mit arbeitern, Naturforschern, Reisenden, Aerzten geschaffen. Manche Ar tikel seines Werke- sind sogar von anderen geschrieben, aber Busfon hauchte ihnen mit bewundernswerten knappen Korrekturen erst den Geist de- Lebens ein. Alle diese Gehilfen waren untergeordnete Na turen; erst Cuvier und Gcoffroy de Sainte-Hilaire haben auf Buffons Werken weitergebaul. Der letzte Herausgeber von Busson- Werken, de Laneffan. steht in ihm den eigentlichen Begründer der modernen Naturwissenschaft, „dessen Ideen um so bewundernswerter erscheinen, je eingehender und deutlicher sie die Wissenschaft zu erklären vermag." Buffon war dem Experiment durchaus nickt so abgeneigt, wie behauptet wurde; mit Mikroskop und Brennspieael hat er gearbeitet; aber lieber al« dein Suchen und Forschen überliH er sich seinen genialen Ahnun gen. die ihn aus neue, unbetretene Pfade leiteten, seiner von reicher Erfahrung genährten Phantasie, die ihn die Morgenröte einer ausgc- schlvs'encn Wunderwelt schauen ließ. Schlosser hat Busfon mit Herder, Hcltner ihn mit Winckclmann verglichen. Wie diese beiden war auch der Verfasser der „Naturgeschichte ein Pfadfinder des neuen Geistes, cincr neuen Weltosfenbaruna. Zu den großen Problemen unserer Zeit Hai er den Weg gewiesen. Man reicrt ihn als den Vorgänger Tarwrns, der er in seinem Alter die Veränderung der Arten anerkannt und in seiner Rede über die Degeneration der Tiere den Gedanken auS- gesprochen Hat, daß alle Tierarten möglicherweise auS einer kleinen Anzahl von Tierfamilien entstanden seien. Die experimentelle Geologie nimmt von ihm ihren Ausgang, der vom Neptuniömus sich bald zum Plutonismus bekehrte. Die Tiergeographie hat er begründet. Am stärksten aber wirkte und wirkt seine aroßzügiae Betrachtung der Na- tur in der Goethe und A. von Humboldt se,n« Schüler sind, sein mäch tiger. so ganz unsentimentales Noturgesübl. Die Natur ist für ihn die Urmutter Erde, die Erzeugerin und Ernährerin alles Lebendigen, die buudertbrüstigc Göttin der antiken Religionen, die Licht, Schönheit und Kraft spendet. Aus jeder Seite seine- Riesenwerkes leuchtet die Vision einer ewigen Macht, die in einer denkwürdigen Geschichte von Millionen Jahren, ,n einem grandiosen Schauspiel wirkender Kräfte Serge, Meere, Flüsse und olle- Lebendige geschaffen hat. zu zerstreuen. Ministerpräsident Clemenceau erklärt eS für unwahr, daß die Marokkaner sich dem Lager bis auf 500 Meter genähert und es beinahe angegriffen hätten. Der Ministerpräsident sagte weiter, General Trude verfügt über 7000 Mann einschließlich 500 -Spanier, die an den letzten Kämpfen nicht teilgenommen haben. Die Zahl genügt nach General DrudeS Erklärung, dem wir mehr schickten, als er verlangte. Er glaube, daß das Panzerschiff „Admiral Aube" nach Mazaaan ge gangen sei wegen der dort deponierten 14 000 Gewehre und 1H Millionen Patronen, die gleichzeitig vom Sultan und von Muley Hafid beansprucht werden und von denen die Bevölkerung wünscht, daß sie letzterem ausge- liefert werden. Hoffen wir, daß Admiral Philibert, der mit der An- cieleaenheit beschäftigt ist, diese einer glücklichen Lösung entgegenführt, schließlich erklärte Clemenceau, es sei durchaus nicht wahr, daß Genera» Drude eine Schlappe erlitten habe. — Clemenceau und Picquart hatten ferner gestern nachmittag eine wichtige Unterredung, veranlaßt durch die bedeutsame Nachricht, daß Drudes Lager vorgestern schwer bedroht erschien. Die Depesche von vorgestern abend lautete: Neitermassen in allen Richtungen, soweit man blicken kann. Trotz der äußersten Gefahr eines Maffcnsturmes gegen das Drudcsche Laaer blieb die Manneszucht intakt, selbst in dem Augenblick, als einzelne Abteilungen aus 500 Meter sich näherten. Die Anstürmenden sangen Verse aus dem Koran. Der Tod des 47jährigen, von Drude als bester Offizier des Lagers geschätzten Majors Prevost, der in dem Gefecht vom 29. August Proben seines .Heldenmutes gab, cr'olgte um 2 Uhr nachmittags in unmittelbarer Nähe des Lagers bei der Deckung des Rückzuges. Leutnant Benizza, der mit dem zweiten algerischen Schützenreaiment nach Casablanca kommandiert worden war, siel gleichfalls in der Nähe des Lagers. Ein Osfizierstell- vcrtreter desselben Regiments liegt im Sterben. " Louis Glaß, der Vizepräsident der Pacific States Telephone Com pany in San Francisco, wurde zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt weil er den Oberrevisor Lonegan durch Bestechung dazu veranlaßt hatte, gegen die Konzessionserteilung an die Home Telephone Compagny zu stimmen. * Die australische Schisfahrtskommission sprach sich, wie aus Mel bourne telegraphiert wird, dafür aus, daß nur britische Untertanen, die englisch sprechen, auf australischen in das Schiffsregister eingetrage nen SchiEen Verwendung finden sollen. Die Majorität stimmte dafür, daß der gesamte Küstenhandel den Schiffen Vorbehalten bleiben müsse, dr« die von Australien ausgestellten Bedingungen erfüllen. Die britischen Postdampser sollen diesen Bedingungen nicht unterworfen sein, solange sich die staatlich subventionierte westaustralische Eisenbahn im Bau be findet. Fremde Schiffe sollen vom Küstenhandel ausgeschlossen sein. Eeipzigev und Sächsische Angelegenheiten. LVetterberiicht -eö könial. säclrs. nieteor. Institut» zu Dresden. Boraussage kür den 6. September. Nach Aufheiterung des Wetters trocken bei zunebmenter Bewölkung, mäßig« südwestliche Winde, wärmer, baldiger Wilterungeumschlag wahrscheinlich. * Der kommandierende General. General der Jnsanterie Gras Vitzthnm von Eckstädt, ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Führung des Armeekorps wieder übernommen. * Der Erbprinz von Sachsen-Meiningen wird in seiner Eigenschaft als Generalinspekteur der 2. Armeeinspektion heute in Leipzig ein- treffen, um an den Herbstübungen des LIX. (2. K. S.j Armeekorps teil zunehmen. * Ratsbescklüsse. Der Rat nahm in seiner gestrigen Sitzung Kennt nis von einer Mitteilung der Kal. Preuß. Eisenoayndrrektlon Halle, wo- nach die Umlegung des Verkehrs vom Magdeburger nach dem Berliner Bahnhöfe am 1. Oktober, dicfenige des Verkehrs vom Thüringer nach dem Magdeburger Bahnhöfe am j5. Oktober erfolgt und letzterer als- dann die Bezeichnung „Provisorischer Thüringer Bahnhof erhaltet' wird. Ferner genehmigte der Rat unter Vorbehalt der Zustimmung del Stadtverordneten die Anlegung von Abflußgräben und Wegen in den städtischen Parkanlagen bei Stötteritz, die Ucoerlassung von Raumen iw Hause Große Fleischergasie 10 zur Einrichtung einer Speiseanstalt, die Ausführung baulicher Herstellungen im vormaligen Fiedlerschen Gute in Pönitz und die Verhandlungen über Erwerb des Vorgartenlandes der Grundstücke Aeußerc Höllische Straße 90 und Friedrich-Karl-Ltraße zu Leipzig-Gohlis. Weiter wurde beschlossen, eine Verordnung zu er lassen, daß vom 1. Oktober dieses Jahres ab der Verkauf von Schwarz brot nur nach ganzen oder halben Kilogrammen erfolgen darf. * OrdenSauszcichnung. Der Kaiser und König von Preußen Hai dem Vorsitzenden der Ortsgruppe Leipzig des Deutschen Flottenvereinö Kaufmann und Kgl. Bayr. Oberleutnant a. D. Erwin, v. Brei je ns dorf in Leipzig, den Kronenorden 2. Klaffe verliehen. Die Aus zeichnung, die ihm in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um den Deutschen Flottenverein verliehen worden istz wurde ihm durch Ober bürgermeister Justizrat Dr. Tröndlin an Ratsstelle überreicht. * Zu den Landtaaswahlen. Der Schutzverband für Handel und Ge werbe für Mitteldeutschland beschloß bei den bevorstehenden Landtags wahlen nur nationale Wahlmänncr zu unterstützen. * Die Textilarbeiter «nd -Arbeiterinnen nahmen in einer Ver sammlung Stellung zu den Lohn- und Arbeitsverdaltnissen in den Be trieben der Tertilindustrie des Bezirk- Leipzig, sowie zu der Lohn bewegung der Arbeiter -und Arbeiterinnen der Gaukscher Kammgarn spinnerei, sie verurteilten die als ungenügend bezeichneten Lohn- und Arbcitsverhältnisse, sprachen dem Arbeitspcrsonal der Gautzscher Spin- nerei ihre Sympathie aus und beauftragten ihre Organisationsleitung, zur Schaffung einer Grundlage, bei Herbeifubrung einer Aenderung der bestehenden Verhältnisse, eine Verufsstatistik zu veranstalten. * Leipziger Musiknotize«. Frl. Ida Buse feiert heute das Jubiläum ihrer Löjätirigen Zugehörigkeit zur Leipziger Bühne. Die Künstlerin trat ow 5. September 1882 unter Direktor Staegemanns Leitung in das Enlemble der Vereinigten Stadltheater rin. — Pros. Heinrich Zöllner, der frühere Lebrel am Leimiger Konservatorium, hat seinen Vertrag mit dem Stcrnscheo Konservatorium, das idn als Kompositionsiehrrr berufen hatte, gelöst, um al« erster Kapellmeister in den Verband der Flämischen Oper in Antwerpen ein- zutreten. — Frl. Catharina Bosch, eine docktalentierle Schülerin von Han« Silt, bat in einem Konzert in Scheveuingerr mit der Wiedergabe des Tichoi- kowskyschen Violinkonzerts und rnehr-rer Soloslücke von Sitt und Brahms- Joachim wahre Beifallsstürme hervorgerufen. * Ter Teulsche Htstorikerlag ist gestern in Dresden eröffnet worden; vorgestern abend ^and die Begrüßung der zahlreich erschienenen Telcgierlen und «"äste statt. Wir kommen morgen ausführlich aus ihn zurück. * Eine BolkSover tn Petersburg. In nächster Zeit wird sich in PeterS- bürg eine Idee verwirklichen, die fchon Rubinstein lange anstrrbte, die Grün- düng einer Volksover. ES hat sich eine Gruppe von Künstlern gebildet, die die Veranstaltung von möglichst sorgfältigen Ausführungen bei niedrigen Eintritt-- preisen beabsichtigt; cabei soll zugleich jungen Sänaern die Möglichkeit geboten werden, zum erneu Male vor dem Publilum zu erscheinen, ohne sich den harten Bedingungen mancher Agenturen unterwerfen zu müssen. Da- Programm der ersten Spielzeit ist bereits zummmrngeiicllt; e- enthüll eine Reibe von Werken, die bisher noch dem Petersburger Publikum unbekannt sind, darunter Opern von Korsakow und Saint-SaLns, ferner Richard WagnerS „Fliegenden Holländer", di» ,,Königin von Saba" von Golvmark, den .,Dämon" und den „Hera" von Rubinstein und de» „Schwarzen Domino" von Auber. * Hochschuluachrichten. Sine Dozentur für frühmittelalterliche Kunst ist in der Architeltnr-Abteilung der Technr chen Hochichule zu Hannover neu begründet und dem Architekten Dr.-Fna. Ferdinand Eiä wede übertragen worden. Sein Lehrgebiet um aßt: Germanische Fruhkunst, Ornamentik brr altchristlichcn und romanischen Baukunst Dozent Lichwede ist 1878 zu Hannover geboren, widmete sich an der Technischen Hochschule feiner Vaterstadt dem Studium der Archii-ktur, bestand da- Diplomexamen und promovierte 1904 -um Tr.-Zng. Seit Oktober 1902 ist er als selbständiger Architelt in Hannover tätig. — Dr. mev. Waldemar Ammann, biSder Assistenzarzt am Krri«krankenhauS in Br>y, wurde als Professor der Anatomie nach Peking beruien. Der iunge Arit soll in der chinesischen Hauptstadt an dem un eren Universitäten gleichenden medizinischen Institut Vorlesungen über Anatomie halten —- Wie wir erfahren, folgt der Prioatdozent für innere Medizin und Oberarzt in der medizinischen Klinik der Universität Gö ttinge», Dr. mev. Rudolf Siaehelin, dem erü lieier Tage da« Prädikat Professor vniieben wurde, I. Ollober d. I. seinem Ches Proseffor Hi- in gleicher Cigenichast an die erste medizinische lvon Leyvenjchrns Klinrk im Sbaritö-Klaukeuhaui« in Berlin; »r tritt hier an Stelle von Professor Dr. A. Lazarus. — Professor Dr med. Hugo Seltbeim, Direktor der Klinik für Fraueadeilkund« und Gedurisbsti, an den Allaem iaen Kiaokenanstalten zu Lüsseldors und ordentliche« Mitglied der dortigen Akademie lür praltisck« Medizin hat de» Rus ordentlicher Professor und Direkior der Frauenklinik an ler Universität Tübingen al- Nachfolger Död-riein» an genommen. — Der Psychiatrie-Professor, Geb. Medizinalrat Dr. Fron- Meschede ia Königsberg i.Pr. vollendet am S. Septbr. da« 7V. Lebensia-r.
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