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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.10.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190710060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19071006
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19071006
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-10
- Tag 1907-10-06
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Monat
1907-10
-
Jahr
1907
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da begann die Zentrum-leituug den Händen der Herren Spahn, Fritzen usw. -u enlgleiten unv ging aus da» Trifolium Erzberger, Roeren, Müller-Fulda über. ^Lebhafte Zustimmung.) Solange die Zentrum-lritung in den Händen de- klugen und geschmeidigen Herrn Spahn lag. konnte man mit dem Zentrum Konflikte vermeiden. Da- hörte auf, al» in Ercherger rin täppische» Kraft- meiertum entstand. Di« neuen Wahlen nahmen für an» einen unerwarteten Verlauf. Vielfach gab es Skeptiker, und wir waren freudig überrascht über di« Niederlage der Sozialdemokratie. Und wa» war die Ursache der Niederlage? Nach der einen Seite da» starke Mißbehagen über den Uebermut der Sozialdemokraten. SS waren nationale Fragen, um die e» sich handelte, und da hatten die Massen da» instinktive Gefühl, daß die Mehrheit de» Reichstags falsche Wege ging. Man hatte den Sauherdenton satt. Ich erinnere an die Kritik des verstorbenen Eugen Richter- „rin Strolch noch im Sterben". lPsui-Rufe.) Ich erinnere an die Kritik des Äbg. v. Karvorff „eia grauer Sünder ist in die Grube gefahren". lErnrute Psut-Rufe.) Solche Dinge, solche Beschimpfungen rächen sich schließlich. Ich bin weit davon entfernt über den Ausgang der Wahlen unmutig zu sein. Das eine aber bat das Wahlresultat gezeigt, daß eine ehrliche und soziale Politik wohl imstande ist, uns hunderttausende von Arbeitern zurückzugewinnen. Das hat sich vor allem i« Sachsen gezeigt, das ausschließlich dem sozialdemokratischen Heerbann verfallen schien. Es bat sich gezeigt, daß mit einer ehrlichen sozialen Politik noch vorwärts zu kommen ist. Diese Gesichtspunkte wollen wir für unsere zukünftige Politik nicht außer acht lassen. (Lebhafter Beifall.) Leiber ist es nicht gelungen, den ZentrumStnrm zu erschüttern, es beweist das die gewaltige Organisation, die da» Zentrum im Laufe dev Jahre sich ge schaffen bat. Das Zentrum hat seinen Besitzstand sogar vermehrt, aber nur durch das Bündnis mit der Sozialdemokratie, ein Bündnis von dem man jetzt wenig hört. Trotzdem haben wir unseren Besitzstand aus Sb Mandate vermehren können, was wir noch nicht erreicht haben, werden wir hoffentlich später erreichen Bor allem ist e- uns gelungen, unsere Stimmenzahl um Hunderttausende zu vermehren, wie es auch bei den Wahlen von 1903 war. Ta» ist ein Zeichen für die wachsende W»rbekrast der nationalliberalen Partei. Aber eins möchte ich hervorheben: Wir verlieren von den Mandaten, die wir haben, immer noch viel zu viel. Es geht viel zu viel herüber und hinüber. Tas muß geändert werden durch eine Orga nisation über ganz Deutschland, wie sie andere Parteien haben. Wir erkennen auch an, daß die nationalliberale Jugend ihre volle Kraft in unseren Dienst gestellt hat. (Beifall.) Nur zur hentigen politischen Lage. Die Reichspolitik steht im Zeichen des Blocks. In Preußen wird eine andere Politik gemacht wie im Reiche. Vielleicht wird sich einmal ein preußischer Parteitag prinztviell mit dieser Frage befassen. Es kann wohl kaum die Rede davon sein, für einen, der die Lage versucht, der das richtige politische Augen maß har, daß in Preußen das Reichstagswahlrecht eingesiihrt wird. (Hört! hört» Aber die indirekte Wahl wird wohl verschwinden. Und ich glaube auch, daß daS öffentliche Wählen nicht gehalten werden kann. Scho» wegen deS Terrorismus der sozialdemokratischen Partei. Eine zweite Frage ist die Frage der Schulreform in Pieußen. Ich glaube, daß Fürst Bülow riusehen müßte, daß die beste Bekämpfung des Zentrums ichließlich gefunden werden müssen auf dem Gebiete der Volkserziehung, auf dem Gebiete der Schule (lebhafter Beifall). Infolgedessen fordetn wir die fachmännische Schulaufsicht und die Zlirückbrüngung der kirchlichen. Wenn die Rei hspolitik vom Block getragen wird, dann wird auch Preußen sich dem nicht entziehen tönnen. Und ich glaube, daß als Bethmann-Hollweg zum Staatssekretär und zum Vizepräsidenten des Staatsministeriums gemach» wurde, der Reichskanzler schärfer als bisher die Zu sammenhänge zwischen deutscher und preußischer Politik betont wissen wollte. Die Naiionalliberalen bilden den Kern des Blocks. Um sie herum grup pieren sich Rechte nnd Linke. Die Blockpolitik fordert Opfer auf allen Seiten. Manche Programmpunkte müssen zurückgeflellt werden im Interesse des höheren nationalen Gedankens, im Interesse des Zurückdrängens des Zentrums (lebhafter Beifall). Für uns besteht vor allem die Notwendigkeit der Einigung und des festen Zusammenhanges. Naturgemäß waren auch bei nnS stets gewiße Gegen sätze, aber die Geschichte hat gezeigt, daß wir verständig genug waren, diese Gegensätze auszugleichen, und die Zukunft hat uns recht gegeben Auch aus den Schwierigkeiten der letzten Tage werden wir, davon sind wir überzeugt, in voller Einigkeit hervorgehen. Der Liberale, besonders der der nationalliberalen Partei, muß duldsam sein. Deshalb möchte ich manchen Herren, denen vielleicht gewiße Kreise zu radikal sind, den Rat geben, sich nicht zuviel Bedenken zn machen. Es ist mancher Strebende von Idealen erfüllt, er tritt mit dem Gefühl, es muß alles anders, es muß alles liberal werden, in die politische Arena. Es sind das nicht die schlechtesten. (Lebhafter Beifall.) Wenn man aber dann in den Tageskampf tritt, wenn man sieht, wie mühsam daS politische Leben ist, wie es immer nur möglich ist, im Wege gegenseitiger Konzessionen etwas zu erreichen, so wird man nach nnd nach, ich will nicht sagen mürber, aber milder. (Sehr wahr.) Wir haben die Sozialdemokratie geschlagen. Ich möchte aber dringend warnen, daß wir auf unseren Lorbeeren ausruhen, daß wir uns dem Gefühl deS UebermuteS hingeben. Die sozial- demokrati'che Gefahr liegt in dem Charakter der sozialdemokratischen Bewegung, in dem Klassenkampfe. Da finde ich die ersten guten Ansätze in der hinter uns liegenden Wahl. Weitere Mittel zu diesem Ziel werden sich finden in einer liberalen Politik. Es gab eine Zeit, wo auch in der nationalliberalen Partei die Frage ven tiliert wurde, ob die sozialdemokratische Bewegung nicht durch Polizeigesey ein- geschränkt werden solle. Nicht wenige gab es, die nach dem alten Sozialisten gesetz riefen. Der Reichskanzler war aber dieser Politik nicht geneigt. Das wird ihm einst als Verdienst angeschrieben werden. (Beifall.) Die Arbeiter wollen Gleichberechtigung haben. Wo der geringste Versuch sich geltend macht, das Koalitionsrecht anzutasten, wird der Arbeiter empfindlich. Mit Recht sieht die nationalliberale Partei auf dem Standpunkt, daß dieses Recht daS höchste Gut deS industriellen Arbeiter- ist, sein bette- Kampfmittel. Dieses Recht muß in freiheitlichem Sinne ansgestaltet werden (Beifall). Diese Haltung hat die Partei in der abgelaufenen Zeit eingenommen. Mit Recht ist dem Grasen Posadowsky der Entwurf über die Berufsvereine zersetzt vor die Füße geworfen worden. Bel der Frage der Arbeitskammern hat die Partei dieselben Gesichtspunkte walten laßen, nämlich die der Gleichberechtigung der Arbeiter. Man mag über T artfv erträ ge denken wie man will. Sie mögen für manche Industrien nicht passen, aber darüber kann keinen Augenblick rin Zweifel bestehen, daß ihnen die Zukunft gehört, daß sie immer weitere Gebiete erobern. Man bat in Stuttgart und Essen gegen den Militarismus gewettert, in einer Zett, wo der SelbsterhaltungStneb Len Völkern die schweren Lauen auferlegt. Wenn Deutschland 1870 die Hände in den Schoß gelegt hätte, wenn unser Kaiser nicht energisch Len Ausbau unserer Flotte be- trieben hätte, mit unserem Ansehen wäre eS hin. E- ist eine Torheit, wenn die Sozialdemokratie den Militarismus bekämpft, eine Torheit und Arbeiter feindlichkeit. Der geistige Gehalt der Reden in Stuttgart und Eßen war äußerst dürftig. Aber immer stärker machte sich da-Hervortreten der Gewerkschaften bemeitbar, die wir nicht mehr ignorieren dürfen (Bestall). Wir sind ver pflichtet, ihnen Förderung augedethen zu lassen, weil sie in den Kämpfen der künftigen Jahre eine immer größere Rolle spielen werken. Ter zweite Gegner deS Block- ist daS Zentrum, da- mit Wehmut zurück schaut auf die Tage seiner Herrschaft und da» nicht die Kunst veisteht, zu warten. Seine Taktik ist durchsichtig. Man sucht die Liberalen kopfscheu zu machen, indem man ihnen sagt, sie würden nur für die konservative Politik auSgenutzt. Ten Konservativen wielerum versucht man plausibel zu machen, daß ihre ge borenen Bundesgeuoßen nicht im liberalen Lager seien, sondern bei den Ultra montanen. Bi» deute habe« diese Rattrusängerklänge einen Erfolg nicht gehabt. Es ist ein erfreulicher Fortschritt auf dem Gebiete brr Politik, daß der Rrich-- anzler die Anschauungen der Parteiführer durch persönliche Rücksprache zn er- orschen sucht, ein Fortschritt, den wir unserem ersten StaatSmanne hoch an» echnen wollen. Eine solche Blockpolitik ist nur zu machen, wenn jeder einzelne Wrsländnis für die Grundsätze de» anderen zeigt. Es erbebt sich nun die Frage, wie lange wird di« Blockpolitik wobl dauern I Warten wir nur ab. Da» muß man überhaupt im politischen Leben immer machen. (Heiterkeit) Der Block wird solange dauern, al- eine ver ständige liberale Politik gemacht wird (lebhafte Zustimmung). Da gilt auch für die Konservativen, die Verständnis für die Lage haben müssen, denn auch sie Püffen erkennen, daß dem Fortschritt die Zukunft gehört. Der Redner ging dann zum Schluß seiner AuSiührungen auf die Arbeiten der Partei im Lause der nächsten Session ein. Er wies darauf hin, daß ein Aus bau ces Reichsvereinsgeseyes im liberalen Sinne notwendig sei, daß auch die Gleichstellung der Frauen ernstlich in Betracht gezogen werden müsse, er trat ferner für eine Aufhebung deS ZrugniSzwangSversahren» der Preße ein und für die Auswahl tüchtiger Personen für die diplomatische Laufbahn usw. Ein reiches Arbeitsfeld liege für die Partei offen, sie werde sich dabet im alten gnten national liberalen Sinne bewähren, zum Wohle de» Reiche- und zum Wohle der Partei. (Lebhafter anhaltender Beifall.) Letzte Depeschen und Fernspreehnieldungen. Das Kaiserpaar. 'M Rominte«, 5. Oktober. sEigene Drahtmeldung.j Der Kaiser, die Kaiserin und die Prinzessin Viktoria Luise sind heute abend 6 Uhr von.hier abgereist. Der Stapellauf des Kreuzer- „Dresden". * Hamburg, 5. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.j Heute nach mittag lief auf der Werft von Blobm L Voß in Anwesenheit des Ober bürgermeisters von Dresden, Geheimrats Beutler, als Vertreter des Kaisers, und Vizeadmirals Schmidt als Vertreter ves Staatssekre tärs des Reichsmarineamts der kleine Kreuzer „Ersatz Komet" glück lich vom Stapel. Geheimrat Beutler hielt die Taufrede, in der er darauf hinwies, daß das Lebenswerk des Kaisers, die Ausgestaltung der Kriegsmarine, sich immermehr der Vollendung nahe. Gleichgültig keit und Verständnislosigkeit in allen Fragen der Marine sei bei den deutschen Stämmen der Erkenntnis für die Notwendigkeit, )a der Be geisterung für die Flagge unserer Marine gewichen. Dank für diese Wandlung gebühre in erster Linie dem Kaiser, der in unvergleichlicher und zugleich unermüdlicher Weise, trotz vielfacher Verkennung seiner Absichten, uns alle erst zum Verständnis für di« Anforderung, die das Meer an uns stelle, erzogen habe. Der Oberbürgermeister schlag seine Rede mit dem Wunsche, daß Gott den neuen Kreuzer und seine Be satzung überall begleiten und das Schiff eine scharfe, gute Waffe bleiben und seiner Flagge wie dem Kaiser zur Ehre gereichen möge und taufte das Schiff auf den Namen „Dresden". Mit einem dreifachen Hurra auf den Kaiser schloß die Feier. An den Kaiser und den König von Sachsen wurden Hnldigungstelegramme gesandt, in denen ihnen von dem glücklich vollendeten Stapellaus Mitteilung gemacht wurde. Die Besatzung des Schisses besteht aus 20 Offizieren und 300 Mann. Der Feier wohnten auch Vertreter des hamburgischen Senats und der Bürgerschaft, der militärischen und der Marinebehörden, zahlreich« Ab ordnungen und ein nach Tausenden zählendes Publikum bei. Die persische Gesandtschaft in Dresden. 'M Dresden, 5. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.j Der Empfang der persischen Gesandtschaft im Residenzschloß fand in Gegenwart des Staatsminifters der auswärtigen Angeglegenheiten, Tr. Graf v. Hohen- thal und Bergen, und der Herren des königlichen Dienstes statt. Im Anschluß an die Audienz beim König fand eine Tafel statt. Nach der Tafel begab sich der König nach Schloß Pillnitz zurück. Heute abend wohnen die Herren der Gesandtschaft der Vorstellung im Kgl. Opern haus bei. Die Abreise nach Berlin erfolgt voraussichtlich morgen. Deutschland nnd der Krieg. 'M Köln, 5. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.j In einer Be sprechung der Behauptung verschiedener Blätter (darunter „Echo de Paris"), daß Deutschland die Kosten eines Krieges nicht zu tragen im stande sei, daher auch nicht daran denken dürfe, einen Krieg mit Aus- ficht auf Erfolg zu eröffnen, verweist die „Köln. Ztg." aus 1870, wo wir in der Tat noch ein armes Land gewesen, aber den Krieg mit rücksichts loser Tatkraft geführt hätten. Was wir damals konnten, können wir heute noch in erhöhtem Maße; wenn wir schon in der Lage sind, für unsere wirtschaftlichen Zwecke aus eigener Kraft die nötigen Gelder aufzubringen, so sind wir im Kriegsfälle ebenso wenig auf das Ausland angewiesen. Die Sorge um diese Geld beschaffung könnte man uns ruhig selbst überlassen. Wir können nichts dagegen haben, wenn französische Blätter ihren Landsleuten abraten, Gelder in deutschen Werten anzulegcn; das mögen sie halten, wie sie wollen, wir können solchen Ratschlägen gegenüber sehr kühl bleiben. Nicht nur zwecklos aber, sondern aus allgemeinen Rücksichten nickt un bedenklich erscheint es, wenn man die deutsche Geldlage als so elend hin- ftellt, daß dadurch die Zwecke der Landesverteidigung vereitelt werden könnten. Amnestie für Baden. 'M Karlsruhe, 5. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.j Wie die „Karlsr. Ztg." mitteilt, ist aus Anlaß des Regierungsantrittes des Großherzogs die Begnadigung einer größeren Anzahl rechtskräftig verurteilter Personen zn erwarten. Das Justizministerium ist mit den Vorbereitungen des Gnadenerlasses beauftragt. Der Anstzleich. * Wien, 5. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.j Der „Neuen Freien Preße" meldet man aus P e st: Die Ausgleichschancen werden amtlich als die schlimmsten bezeichnet. Heute nachmittag fand noch eine Ministerkonferenz statt. Für 7 Uhr abends haben die österreichischen Minister einen Sonderzug zur Abreise bestellt. — Demgegenüber meldet uns unser Pcster Korrespondent: /r. Pest, 5. Oktober. (Privattelegramm.) Die Aasgleichsverhand- klingen, die noch mittags knapp vor dem Scheitern waren, haben abends eine günstige Wendung genommen. Man erwartet die Deklaration beider Regierungen, wonach eine prinzipielle Annäherung erfolgt ist, die eine vollständige Einigung in Aussicht stellt. Wekerle gelang es, die Unakhängigkeitspartei zur Abschwächung ihrer politischen Selbständig- keitsfordernngen zu bewegen. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, einen Ausgleich zu formnlicrrn, der in beiden Parlamenten vertreten werden kann. 'M Pest, 5. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.j Die beiden Regie- rungen haben sich heute nachmittag in einer mehrstündigen Konferenz über die hauptsächlichsten Dlsferenzpunkte des Ausgleichs grundsätzlich geeinigt. Infolgedessen ist es nunmehr möglich, die offen ge- bliebenen Detailsragen endgültig auszutragen, was voraussichtlich noch mehrere Tage beanspruchen wird. Es besteht die Hoffnung, daß es möglich fein wird, die hiernach fertigzustellendc Regierungsvorlage im Laufe der nächsten zwei Wochen den beiderseitigen Parlamenten zu unterbreiten. Mit Rücksicht darauf haben sich sämtliche Teilnehmer an den Verhandlungen ehrenwörtlich zu strengster Geheimhaltung über den Inhalt der Vereinbarungen verpflichtet. Von der Friedenskonferenz. * Haag, 5. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.j In der heutigen Sitzung der Friedenskonferenz erörterte die erste Kommission den Be richt des Barons Guillaume (Belgien) über die Frage desobliga - torischen Schiedsgerichts. Beldiman (Rumäniens und Frhr. v. Marschall (Deutschland) sprachen gegen, Marquis de Several (Por tugal) und Drage (Brasilien) für den Entwurf über das obligatorische Schiedsgericht. Frhr. v. Marschall sagte in der Rede, die von der Ver- sammlung mit gespanntester Aufmerksamkeit angehört und von einem Teil der Kommisiionsmitglieder wiederholt mit lebhaftem Beifall be grüßt wurde, u. a. folgendes: Indem ich das Wort ergreife, um die Beschlüsse des Redaktionskomitees zu bekämpfen, bin ich mir klar dar über, daß ich gegen eine ziemlich starke Störmuna schwimmen muß. Ich spreche dabei nicht von der Strömung, welch« diese Beschlüße trägt; denn ihre Stärke scheint mir recht mäßig. Aber ich befinde mich einem inner- und außerhalb der Konferenz mehr oder minder verbreiteten Gedanken gegenüber, daß die Konferenz, nachdem sie sich mit einer Reihe von Fragen, betreffend den Krieg, beschäftigt hat, etwas für den Frieden tun müsse. Dir Worte, „es müsse etwas getan werden", sind mir in Dingen der Gesetzgebung stets äußerst antipathisch gewesen; noch mehr fürchte ick ihren Einfluß, wenn es sich darum handelt, bas internatio nale Recht abzuändern. Unsere ebenso interessanten wie arbeitsvollen Erörterungen haben eine Reihe von Problemen und Fragen, die meinrr Ansicht nach von großer Wichtigkeit sind, ohne Lösung gelaßen. Die Mehrheit des Komitees hat nichtsdestoweniger die Materie als reich angesehen. Ich bin der entgegengesetzten Ansicht und werde nun in voller Freiheit das unverletzliche Recht ausüben. Die Kritik werde dies in der wohlbegründeten Ueberzeugnng tun, daß der vorliegende Entwurf weder der Sache des Friedens noch der Institution des Schiedsgerichts nützlich ist. * Berliner Theater. n. Berlin, K. Oktober. (Privattelegramm.) „Ganz der Papa", eine kecker, lustiger und natürlich oft genug frecher Schwank von Antonh Mars und Maurice DesvalliLres, der beute im Residenztheater den üblichen und vermutlich für die halbe Spiel- zeit vorhaltender Lacherfolg brachte, besitzt einen harmlos-drolligen Szenenbau und leichten sprudelnden Dialog, den man an dielen Schwänken gern passieren läßt, wenn man sich nur amüsieren will. Diesmal gibt die komische Hauptfigur ein Unsterblicher der Pariser Akademie ab, der daheim den tadellosen einwandfreien Ehemann voll Würde spielt, indes er in nicht ganz so würdigen Nächten nicht abgeneigt ist, in Gesellschaft galanter Damen zu soupieren. Als Wissenschaftler vertritt er namentlich die Vererbungstheorie, wobei fein größter Kummer der ist, daß er daheim einen Sohn yat, der —stanz wie der Papa — sich einer ichüchternen, einwandfreien Tadellosigkeit befleißigt, und es ist nur natürlich, daß dann ein paar geschickte Schwankautoren zeigen, wie auch der S.ohn — ganz wie ber Papa — in der Nacht mit galanten Damen soupiert. Unzählig sind die Verwickelungen, die frisch erfunden in die Handlung verwoben und am Ende glücklich wieder ge- löst werden, unzählig die Grotesken, die komischen und sehr unwahr, scheinlichen und sehr gewagten Situationen, die im 2. Akt den Höhe punkt erreichen. Den Gelehrten gab Richard Alexander in seiner bald spöttelnden, bald liebenswürdigen, immer aber erheiternden Art, die so sorgsam Pointen vorbereitet und erfüllt. Fräulein Vera Witt war hübsch, graziös und munter im Spiel. Man durfte mehr nicht von ihr verlangen. Auch drei Debütanten hatte Herr Alexander zum Ueber- fluß auf seine Bühne gestellt, unter ihnen ragte besonders Herr Ernst Dumke als erblich belasteter Sohn des Akademikers durch seine Eleganz, Komik und seinen Witz hervor. Kunstausstellung. * Krefeld, 5. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.j Ter Vorstand des Salon d'automne in Paris lud die rheinischen und süddeutschen Kunstkreise ein, in Verbindung mit seiner Herbstausstellung 1908 >ni Grand-Palais eine Sonderausstellung der deutschen Kunst zu ver anstalten. Die Ausstellung soll als private Veranstaltung auf der Basis von Garantiezeichnungen deutscher Kunstfreunde ins Leben gerufen wer. den. Die Gesellschaft ist in der Gründung begriffen, namhafte Beiträge sind bereits gezeichnet. Vergiftet. * Eilenburg, 5. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.j Die Gattin des Pastors Meyer in Rösa nahm, um ihren Kopfschmerz zu lindern, ein Antipirinpulver, nach dem sich aber sofort heftiges Unwohlsein einstellte. Noch ehe ärztliche Hilfe zur Stelle war, war die Frau eine Leiche. Der Ehemann, der zur Beruhigung der Frau ebenfalls ein Pulver genommen hatte, befindet sich außer Lebensgefahr. t. Tetschen (Elbe), 5. Oktober. (Privaftelegramm.j Die Säch sische Staatsbahn übernahm die Rangierung der Züge für die Staatseisenbahngesellschaft. Die Revisionsschloßer der letzteren er- klärten jedoch viele der rangierten Wagen für defekt und erzwangen die Anseinandernakme der Züge. 'M Wien, 5. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.j Der Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Urologie hielt heute seine Schluß sitzung ab. Zii Präsidenten des Ostern 1909 in Berlin stall findenden Kongresses wurden die Professoren Posner-Berlin und Zuckerkandl-Wien gewählt. letzte Hnndelsnachrichten. Düsseldorf, 5. Oktober. (Privattelegramm.j Das Haspcr Eisen- und Stahlwerk hat nunmehr seinen dritten Hoch ofen angeblasen, nachdem Probeversuche ein tadelloses Funktionieren der Anlage ergeben haben. Der Ofen ist für eine Produktion von 80 000 t eingerichtet. Die aus den Zusammenschluß der Gasmotorensabrikanten gerich- teten Bestrebungen sind so erfolgreich gewesen, daß die Konstituierung der Vereinigung in einer auf Mitte nächster Woche einberufenen Ver- sammlunader Fabrikanten erfolgen kann. Tie Maschinenfabrik I. Nanning, Aktiengesellschaft, in Hamm i. W. hat im abgelaufenen Geschäftsjahr ein so günstiges Resultat erzielt, daß nach mehreren dividendenlosen Jahren eine Dividende von 3 Proz. ver teilt werden dürfte. E New Nork, 5. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.j In der vergangenen Woche wurden 10000 Doll. Gold und 1250 000 Dollars Silber ausqesührt; eingeführt wurden 107 000 Toll. Gold und :«000 Doll. Silben * Lissabon, 5. Oktober. Wechsel ans Paris 565. * Havre, 5. Oktober, 12 Uhr. Wolle unregelmäßig. Oktober 203, Mai 193,50. * Havre, 5. Oktober, 12 Uhr. Baumwolle ruhig. Oktober 70''s, Nov. 75, Dez. 74'/«, Mai 73'/i, Juli 73k, Sept. 73. New Norker Fondsbörse am 5. Oktober. (Schlußkurse.) s heule s «Lew-Darlehen 24 Stunden do. Zinsrate für lkyte Dar lehen deS TageS Wechsel a. London L.TranSs. Wechsel auf London M T. L. do. Pari« Etchl do. Berlin Sicht Silber per Unze Nichts.,Top. a.S.Fs com.SH. do. vreserred Baltimore and Ohio Lanadtan Pacific Lbcsapeake and Ohio Chicago, Mtlw. and S». Paul! do. Terminal prefcrred Denver Rio Grande pref. ! Erie Railroad com. Shares do. 1. preferred Illinois Central Loutsvtlle and Nashville s nom. vorher! 547--, 441, 551, 851, 16^V 1^ 15 671- 14 431/ Miss.,-rans.a.Ter. com.Shar. N. U. Lenlr. Sr Hudson-Rtv. N. B., Ontario and Weilern Non. andWcsierncom.Syar. 'Northen, Securil. SharcS Northern Pacific ö°h Bond- Pennsylvania PHUav. ani>Read..com.Shar. do. 4. prcserred Southern Railw. eom.Shar do. prcserred Southern Pacific Union Pacific com. Share» do. vreserred Wabash prcserred Anaconda Copper Unit. St. Steel Corp.com.SH.! do. prcserred Tennessee Coal Sr Iran Amalaamaled Copper heute vorher z2-ll 102-1- H 54 114'< 43-V 81"-. 14 35 V 25- > 88'1.. 135 ! 54-- 135 54'- 32-» 102-o 32->« 70'^ 64 114-4 43 « 75 82 127-!. 51'- 19 37-iz-r. Tendenz. Tie heutige Börse nahm bei eingeengtem Verkehr einen lustlosen Verlauf. Tie Tendenz war in Ueberelnstimmung, mit London im allgemeinen schwächer. Der Bankausweis lautete ungünstig, wurde aber als bereus eskomptiert betrachtet. Gegen Schluß kam auf Deckungen eine leichte Erholung zum Durchbruch. Der Schluß war stetig. Der Aktienumsatz belief sich auf 150 000 Stück. New Avrker Produktenbörse am 5. Oktober. lEcklußkurse.) 108-t. 107-: 1115. 1145. 14.25t 20.20 28.— - 28,— 701- 67-l. >8 11-- 11-.- 440 4,40 9.60 4.60 6' Tenden, Iür Mai«: Ttcttg. riehlschicnen BaiimwoUeloko inNemIorl Oktober Januar in Siem Orleans »idinalj, Western Steam Rohe L Brothers »after, sair Rio Sir. 7 Oktober Januar Weiten Roter Winter» loko Oktober Dezember Mat Jult Met» Oktober Dezember Mat 4.05 1- 1.78 8.45 3.45 i 34.87 stetig. 61- ! 6.05 ! 5.45 6.2S ! 5,20 Mehl Spring wheat clearS 405 Geiretdesracht ! 1t. Petroiru«, crsdi« balanceS 1,7g in New Kork ! 8.45 Zecke» 3.45 U«e« ' bi« ZK.12 ÄM Lenden, sur Wetzen: S j heule s vorher) voroor - - — «»„er - bi« 14.75 14.25' 14.50 Eilen II floundru Nor-! lhern t bis 2000 AlötsoOvIoAlseks »t>k ü«r 8t»rnrr»rt« ta Oviprix. Hak«: 119 3Iotsr !>ar llem Lle"r. /eit ävr Lvobuvktnnx Unrow, roch »ul -ltUUm. Dbsrwo- ruotor. O«I»-Or. Uvi»tivo b'-uoh- tire«tt»/. iViust- rivdtuns: u. Ltark». üiwwel«- anoiobr. 4.0tzt. «W.9V. 751,7 -f- N.7 94 XVkiliV 1 trftkv 5. „ um. 7 - 75»,7 -ft 1l,6 9b 1 trübe nltcdm. 2 - 753,7 IS,5 86 1 trßbo Llktiimum <lvr Dompsratia — 14,5", Iliuimum — -j- 11,0". Nvkg äer Xiscleiucblü"« — 4,2 mm. »erautworlltch fftrr Politik M. Mr««, de« allgemeinen Teil nnd Mutzeftundea L Müller, di« Handel«,eilun, M» Ssthiihe, da« Feuilleton 12. Flair, Mufti «. Segui«, Sport und «crichtSfaal I. Haarte». Für den Inseratenteil E. P««tch,et»e» Sämtlich tu Leipzig. Druck und Verlag dou L Pol« ta Leipzig. Die vorltegen»e N»M»er mrkrtzt LS Tettea.
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