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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.10.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190710060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19071006
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19071006
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-10
- Tag 1907-10-06
-
Monat
1907-10
-
Jahr
1907
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Nr. 277. IVtl. J-Hrq. Freiwilligen" wollten die Mohammedaner mit Zknüppeln zur Teilnahme am Swadeshi zwingen; in Jamalpur kam es tatsächlich um eine eng lische Tuchmütze zum Kampf, bei dem die Hindus den kürzeren zogen. Sie zwangen den Stationsvorsteher, einen Extrazug nach Mymensingh zu schiaen, um Verstärkung zu holen; aber mit dem Zuge kam das Militär. Diese „schlacht bei Jamalpur" wurde von den Agenten der „Volksver-nnigung" dann in der Eingeborenenpresse so hlutig ausgemalt, daß Mr. Keir Hardie darüber in Krokodilstränen ausbrach. Der Nawab von Dacca sollte auf Anstiften der Engländer ein mohammedanisches Massaker unter den Hindus veranlaßt Haden. Tatsächlich hatten ein Greis und ein Knabe beim Plündern der mo hammedanischen Läden das Genick gebrochen. Wenn irgend etwas, so geht aus dieier Travestie einer Home Rule-Bewegung hervor, daß die Hindus für die Befreiung und Mr. Keir für die Rolle des Befreiers nicht reis sind. Deutsches Reich. Leipzig, 6. Oktober. * Tie Zivilprozetzreform. Der „Reichsanzeiger" druckt in Beilagen einen Entwurf des Gesetzes zur Reform des Zivilprozeßrechts ab, so wie es voraussichtlich dem BundeSrat vorgelegt werven wird. Es umsaßt Aenderungen des GerichtSverfafsungSgesetzeS, der Zivil prozeßordnung, des GerichtSkostengesetzeS und der Gebührenordnung für Rechtsanwälte. Eine ausführliche Begründung, welche die Absichten und die Tragweite der durch den Entwurf eingeleiteten Reform erkennen läßt, ist dem Entwürfe beigesügt. Wir kommen darauf zurück. * Tas neue Weingesctz wird, wie wir aus guter Quelle kören, kaum noch in diesem Winter an den Reichstag gelangen. Das Reichs amt des Inneren sammelt zurzeit durch Anfragen bei den Bundes regierungen Material, um den Wortlaut deS Gesetzes fixieren zu tonnen. Der Referent, der das neue Weingejetz entwerfen soll, ist bis Ende dieses Monats verreist; erst nach seiner Rückkehr soll mit der Redaktion des Entwurfs begonnen werden. * Znm Rpolhckcngesctzentwurf. Von den bald nach Fertigstellung des Entwurfs zur Äeußerung aufgeforderten Instanzen sind, wie die „Nat.-Ztg." hört, die Gutachten der Ober- bezw. Regierungspräsidenten naheru vollzählig eingegangen und man rechnet an maßgebender Stelle damit, daß, nachdem das übrige noch ausstehende Material — Ver handlungen der Apotheker- und Konzessionsanwärterkongresse in Eisenach bezw. Düsseldorf, Sitzungsberichte des Apoihekerkammerausschusses, Hanvelskammeräußerungen — im Laufe nächster Zeit voraussichtlich vollzählig vorliegt, die Durchsicht desselben noch vor Ablauf des Jahres beendet fein dürfte. Es werden alsdann erneute kommissarische Be ratungen der beteiligten Stellen insbesondere darüber stattfindeu, inwieweit an der Hand der eingegangenen Berichterstattung eine Um arbeitung oder teilweise Abänderung des Gesetzentwurfs empfohlen werden kann. * Reformen im Postbetrieb Die offiziöse „Deutsche Verkehrszeitunq" gibt bekannt, daß die Postverwaltung die Uebertragung weiterer seither von Beamten tvahrgenommenen Dienstvcrrichtungen an Unterbeamte beabsichtigt. Dazu wird uns von informierter Seite geschrieben: Diese Mitteilung enthält, wie wir erfahren, ein Programm der Postverwal- tung, das der in den leitenden Kreisen zutage getretenen Erkenntnis entspringt, wonach die Geschäfte der eigentlichen Assistenten (Schalter- dienst, Annahme und Auszahlung von Postanweisungen, Markenverkauf, Briessortieren ujw.j viel zu hoch bezahlt sind, und daß diese Geschäfte, wie in anderen Kulturländern, Personen mit dem halben Gehalt und viel geringerer Bildung übertragen werden könnten. Zahlt doch bei uns der Geldbriefträger große Summen auf Postanweisungen aus und nimmt solche an; warum sollte nicht ein anderer Beamter auch am Schal ter Postanweisungsgelder annehmen und auszahlen können? Der Um wandlungsprozeß soll sich nur allmählich und unter Schonung der per sönlichen und Standesinteressen der Beamten vollziehen. Die mittleren Beamten, die bisher aus den betreffenden Posten laßen, sollen als Auf- sichrsorgane oder im Verwaltungswesen tätig werden. — Wir geben diese Nachricht mit aller Reserve wieder. — Nach einer Meldung des „B. T." ioll am 7. Oktober eine Konferenz aller Oberpostdirektoren in Berlin stattfinden. . Es soll dabei beraten werden über eine neue Regelung der Beamtenverbältnisse. Unter anderem verlangen die Direktoren Merch- stcllung mit den Räten, die Inspektoren und Oberpostpraktikanten höhere Besoldung, die Obcrsekretäre, soweit sie früher der höheren Lauf bahn angehörten und sich zu Unrecht in die mittlere Laufbahn degradiert fühlen, Wiederangliederung an die höhere Karriere, die Assistenten Gleichstellung mit den Sekretären der Lokalvcrwaltung in Preußen, die Unterbeamten und Arbeiter finanzielle Aufbesserung ufw. Alle diese Fragen will der Staatssekretär zu einer möglichst baldigen Lösung bringen. * Tie Dresdner Kommunalpolitik. In der Dresdner Stadt verwaltung scheint, wie schon ein von uns veröffentlichtes Telegramm meldete, nicht alles zu geben, wie eS gehen sollte, und über die Ursachen und Wirkungen dieses Mißverhältnisses sind im Nate selbst Differenzen höchst persönlicher Natur ausgebrochen. Von unterrichteter Seite wird uns beschrieben: Den Mittelpunkt der Meinungsverschiedenheiten zwischen den Herren Oberbürgermeister B-utler und Bürgermeister Leupold bildet nicht, wie man etwa vermuten sollte, die Frage der Steuererböhung selbst, über die man sich in allen Kreisen der Bürgerschaft gewaltig auf regt, sondern die anscheinend für den Augenblick weit wichtigere Frage, wem die Verantwortlichkeit sür die Notwendigkeit dieser unangenehmen Maßnahme zugetchoben werden soll. Ein Artikel der „Dresdner Nach richten", nach dessen Urheberschaft man nicht gerade weit zu suchen braucht, läßt den Herrn Oberbürgermeister als weiten sparsamen Haus vater erscheinen und schiebt alle Schuld an der mißlichen Finanzlage der Residenzstadt dem städtischen Finanzamt zu, an dessen Spitze Herr Bürgermeister Leupold steht. E« heißt da: In unterrichteten Kreiien ist es kein Geheimnis, daß Oberbürgermeister Beutler schon seit Jabren öfters die größten Schwierigkeiten gehabt hat, gegen allzugroße Nachgiebigkeit der Finanzabtrilung de» Rate- in bezug auf Be willigungen zu kämpfen. Ja, cS soll dem Etadtoberbaupt mitunter geradezu unmöglich gemacht worden lein, sobald der einzelne Rrssortchef und der Vorstand der Finanzabtcilung einig sind, im Kollegium mit seiner Abwehr durchzudringen. Ein gewisses allzu liebenswürdiges Entgegenkommen im Finan-amte soll öfter dahin geführt haben, daß niemand mehr ein Bedenken hat, Forderungen dort geltend zu machen, und daß solche Forderungen höchstens bedingungsweise ab- gelebnt, meistens aber bewilligt werden. Der Gesamtrat wird hierdurch vielfach vor eine vollendete Talsache gestellt, und e» ist dann ost sehr schwer, in einer kollegialen Beratung Beschlüsse der Finanzabteilung und der Ausschüße wieder unizusioßen. Es dürste nach solchen Erfahrungen sicherlich uur recht und billig sein, wenn der steuerzahlenve Bürger Aufklärungen über diese Verhältnisse und eine größere Gewäbrleistung für ein weniger „liebenswürdige»" Finanzgebaren auf dem Nathause verlangt. Nur ganz eingrweihtrn Kreisen ist e» möglich, riest Sachlage voll und ganz zu übersehen, aber in der Bürgerschaft wird man sich schwer dazu entschließen, Herrn Oberbürgermeister Beutler al» den Leiter des RntS'ollegiumS, kessen Energie und Tatkraft sich einer gewissen Berühmtheit erfreuen, von der letzten Verantwortlichkeit sür diese Verhältnisse zu entbinden und daran zu zweifeln, daß er Mittel und Wege zu finden weiß, seinen Inten tionen Geltung zu verschaffen. Der Artikel erregte natürlich in ganz Dresden große- Aufsehen. Denn wenn selbst dieser Artikel in so hohen Tönen von der Energie unv Tatkraft res Oberhauptes der Stadtverwaltung redet, so weiß man andererseits ganz genau, daß der Herr Oberbürgermeister mit seiner Energie und Tatkraft im Rate und in allen städtischen Dienstabteiluogen mit seinen Ansichten immer durchdringt. Ja, man findet es geradezu lächerlich, wenn die Sache hier auf einmal so dargestellt wird, als sei der tatkräftige Oberbürgermeister das Opfer des liebens würdigen, allzeit nachgiebigen, besonder» aber gegen iba nach giebigen Herrn Bürgermeisters geworden. O nein, — die Dresdner Bürgerschaft wird sich durch solche Darstellung nicht blenden lassen, — denn sie weiß ganz genau, wenn auch die Dresdner Presse in dieser Angelegenheit eine gewisse, unter den obwaltenden Umständen leicht be greifliche Zurückhaltung bewahrt, — wer die Seele unserer großzügigen unv glänzenden, aber auch sehr kostspieligen Finauzwirtschast ist. Sie wird sich ganz besonders darau erinnern, wer zu Beginn des Jahres 1W6 alle» in so rosigem Lichte zu sehen beliebte, wer so „tatkräftig und energisch" auf die Ltenerrrmaßigung drängte, um der Bürgerschaft rin- mal „eine kleine Freude zu machen." Di« „Dresdner Arbeiterzeitung" erinnert mit Recht an die bekannt« Red« Beutlers, in der er über die finanziellen Verhältnisse Trr«ren« tagt«: „Wir wollen diese Steuerermäßigung nicht nur für die Dauer erhalten sondern, wenn irgend tunlich, in größerem Umsange eintreten lassen ... Es läßt sich bei Festhaltung einer weisen Sparsamkeit die Hoffnung begründe«, daß Leipziger Tageblatt. die vorgeschlaqene SteuerrrmSßiguug mindestens bi» zum Jahre 1910 dauernd sein und vielleicht noch erweitert werden lönne." Diese Weissagung hat sich nicht erfüllt und dem ist eS zu danken, wenn die Dresdner Bürgerschaft, nachdem sie für kurre Zeit da» Ver gnügen einer kleinen Steuerermäßigung genossen hat, sich jetzt vor eine ganz unverhältnismäßig starke Erhöhung gestellt sieht. * Heims Rücktritt. Der bayerische Zentrumsabgeorduete Dr. Heim, dessen Differenzen mir der Parteileitung im letzten Wahlkampfe zu Sonderkandidaturen der radikalen Heimschen Richtung gegen die offiziellen Parteikandidaturen geführt hatten, ist von feiner Landtagsfraktion nicht mehr in oen Finanzausschuß gewählt, sondern durch Baron Moritz von Franckenstein ersetzt worden. Im Verdruß darüber ist Dr. Heim nunmehr au» dem Parteivorstanv der bayerischen Zentrumspartei aus getreten und will dem Landtag fernbleiben. Er ist bereits nach Regens burg abgereist, wohin seine bäuerliche Genoffenschaftszentrale zum Herbst von AnSbach verlegt Worten lst. * Bergarbetterbewenung. Wie die „Frankfurter Oder-Zeitung" aus dem Niederlausitzer Braunkohlenrevier meldet, dauerte Freitag der Streik fast ungeschwächt fort, doch sind Anzeichen vorhanden, daß Montag eine größere Zahl der Ausständigen die Arbeit wieder auf nehmen wird. Die Zahl der Streikenden betrug am Freitag abend 1329. * Korrektur. Im gestrigen Abendblatt ist in der Notiz über den Beginn der preußischen Landtagsverhandlungen als Ostertermin 1908 statt 19. März 19. April zu lesen. Den Sinn des Artikels ändert dies wenig — denn auch knappe 3 Monate würden zu den dort angeveuteten Aufgaben kaum ausreichen. * Kleine Nachrichten. Die Kommission zur Vorberatung der Grunbzüge der neuen Beamtengevältervorlag«, die von den einzelnen RessorlS durch Entsendung von Kommissaren gebildet worden war und seit dem 13. Sep tember unter dem Vorsitz des Geheimen Finanzrats Noelle aus dem Finanzministerium im Abgeordnctenhause tagte, hat Freitag abend ibre Bera tungen beendet. Das Resultat der Konferenzen wird streng geheim gehalten. — Ein neuer Fall von Zeugniszwang wirb uns in einem Privattelegramm aus Straßburg i. Els. gemeldet. Der Redakteur Schneider von der dortigen sozial demokratischen „Freien Presse" wurde, als er in einem Prcßprozeß das Zeugnis über die Autorschaft eines inkriminierten Artikel- verweigerte, in Zeugniszwangshaft genommen. Friedens - Konferenz. * KommissionSfitzunge». Die dritte (Seekriegs)-Kommisfion beendete gestern ihre Arbeiten durch Annahme des Entwurfs über die Rechte und Pflichten der neutralen Staaten im Falle eines Seekrieges. Der aus 27 Artikeln bestehende Entwurf regelt die meisten der während deS russisch-japanischen Kriegs entstandenen Streitfragen. Die erste Kommission erledigte die ersten drei Titel der Schiedsgerichtövorlage über Aufrechterhaltung deö allgemeinen Friedens, über die guten Dienste und Vermittlung, sowie über die internationalen Nntersuchungskom- missionen. Das Verfahren der letzteren hat besonders infolge der Er fahrung beim Hüller Falle (Doggerbankangelegenheit) eine vollständige Neuregelung erfahren. Ausland. Oefterreich-Ungarn. * Blenderung der Uniformen. Der Kaiser hat die Einführung der hecht grauen anstatt der blauen Uniform für die Infanterie angeordnet. Die Ein führung geschieht auS Gründen der Erfahrung im Buren- und im japanischen Krieg. Frankreich. " Reue Deutschenhetze. Ter Besuch, den Kaiser Wilhelm nach seiner englischen Reise in Holland abstatten will, macht den journalistischen Politikern viel Kopfzerbrechen. Lautier im „Figaro" meint, daß auch dieser Besuch von dem Gedanken eingrgebrn sei, daß Deutschlands Zukunft auf dem Wasser liege. Rotterdam sei im Grunde schon ein deutscher Hasen, alle Banken dieser Stadt bi- aus eine hingen von Deutschland ab Deutschland brauche sür seine Ent wicklung einen holländischen und einen belgischen Hasen, und wenn es sein könnte, auch noch Triest, um seine Macht über däS Mittelmeer guszudehnen.,—.Die Franzosen leiden an VerfolgungSivahnsinn. England. * Der Kaiferbesnch. Da» zur Vorbereitung der Empfangsfeierlichkeiten für den Deutschen Kaiser in der Londoner City gebildete Komitee versammelte sich zum ersten Male in der Guiidhall. Sieben Firmen dabrn Konkurrenz- Entwürfe der goldenen Schatulle eingereicht, in der die Begrüßungs adresse der städtischen Korporationen dem Kaiser dargebracht werden soll. Man glaubt, daß eine Aufforderung zur Ausschmückung der Straßen veröffentlicht werden wird. — Mit dem lenkbaren Militärballon „Nnllt Secundus" soll eine Fahrt von Farnborough nach Windsor auSgesührt werden, wenn Kaiser Wilhelm als Gast in dem königlichen Schlosse weilt. Das Lust schiff soll dem Herrscher dort vorgeführt werden. Es soll um das Schloß kreisen, sich langsam in den Park herablassen und nach der Besichtigung durch die könig lichen Herrschaften wieder anfsteigrn und nach Farnborough znrückfliegen. Rußland. * Sin Muster-Dementi ist folgendes aus Pari«: „Soweit die „Agence Havas" bezüglich der auswärts verbreiteten Meldung, der russische Finanzminister Kokowzew habe gestern hundert Millionen Rubel Schatzscheine mit Hilfe Pariser Banken abgeschlossen, heute abend bat srststellen können, weilt Minister Kokowzew hier in persönlichen Angelegenheiten und hat mit keiner Bank über irgend welche Anleihe verhandelt." — Elstens war gestern genau das Gegenteil gemeldet, nämlich Herr Kokowlew ziehe mir langer Nase von Paris ab. Zweitens sieht die restriktive Fassung des Vordersatzes einer Negation deS Nach satzes so ähnlich wie ein Ei dem andern. ES wird eben der Welt die schon anderweitig behauptete Tatsache wieder einmal eingeredct, daß die Frucht des Wcinstockes den Säuren zugerechnet werden muß. In diesem kalten Sommer mag'S stimmen. " Reorganisation deS Festungswesens. Die russische Regierung plant eine große Reorganisation des Festungswesens. Nach einem Beschluß des Krieasministeriums sollen diejenigen Küstenfestungen, die keine strategische Bedeutung haben, sondern lediglich als Standorte der Flotte dienen, künftig ausgelassen werden, nämlich Sweaborg, Libau, Dünaburg, Datum und Kertsch. Dann werden nur drei Festungen an den Küsten verbleiben: Kronstadt für die baltische Flotte, Sewastopol sür die Schwarzmeerflotte und Wladiwostok für die Flotte im Stillen Ozean. Diese sollen sämtlich bedeutend vergrößert werden; besonders bei der letzteren sollen die neuesten Erfindungen auf dem Gebiete des Festungswesens in ausgedehntestem Maße angewandt werden. Tie Offiziere der fünf zur Auflassung bestimmten Festnngen werden schon jetzt anderweitig untergobracht. Sämtliche Kommandeure, die seit einem Jahr keine andere Verwendung gesunden haben, werden als außer halb des Zensus verabschiedet. — Die Schleifung von Batum war über haupt durch den Berliner Frieden voraeschrieben; aber Rußland hat sich niemals an seine Vertrage gewissenhaft gebunden. Kuba. " Greuel. In Havanna wurden sieben Polizeibeamte vor» Kriegsgericht gestellt. Die Anklage behaustet, daß sie Kubaner, die wegen antiamerikanischer Umtriebe verhaftet waren, mißhandelt hätten. 20 Gefangene werden vermißt. ES ist nicht ausgeschlossen, daß diese getöiet wurden, damit sie nicht gegen die Peiniger autsagen könnten, ja, man befürchtet, daß die Zahl der Opfer noch größer sei. Amerika. * Nspsevelt redet diel, ist er auf Reisen. Nun schon wieder in MemphtS: In einer Ansprache vor der Deepwaterway-Konvention betonte Roosevelt die Notwendigkeit deS Ausbaues der Wasserstraßen und die Hebung der Binnenschiffahrt Der Präsident befürwortete die Erweiterung des Miiflsstppi zu einer Wasserstraße von den großen Seen nach dem Golf von Mexiko und erklärte, wo immer »in schiffbarer Fluß neben der Eisenbahn herflirße. da werde da» Problem der Ratenrrgulierung erleichtert. Die Flußrrgulirrung bedeutet die Regulierung der vabnraten. Der Panamakanal mache den Ausbau de- Mississippi besonder- notwendig. Er erklärte, die Erdarbeiten znm Kanalbnn würden bereit» in sechs Jahren beendet sein, ter Bau der Schleusen und Dämme« würde allrrding- länger bauern. Die Bereinigten Staaten bätten auch den Schutz über den Panamakanal übernommen, da« bereute, daß sie, wenn sie sich nickt dem au-setzen wollten, von irgend einer starten Nation al» schwacher und eitler Prahler angesehen zu werden, di« Marine ansbauen und sie in höchster Schlagfertigkeit erhalten müßten. Hinsichtlich der Regulierung der Bahnraien handle Amerika wie alle zivilisierten Regierungen. Die unum schränkte Ausgabe von Bahnsekuritäten ohne Aussicht feiten» der Regierung soll nicht gestattet sein, sie werd« auch anderwärts nicht erlaubt. — So ziemlich die sonata«, V. Oktober 1907. selbe Rede glauben wir vorgestern schon geleseu zu haben. Damals war sie au» St. LoutS datiert, und die Worte schienen ein wenig ander» gesetzt zu fein. In dessen machen wir Teddy au» der Dublette keinen Vorwurf, sondern der Berichterstattung. * Hantzelsntinifter Ttrantz -ter -te Abfrage. Auf der Jahresver sammlung der dlational Association ok Oottoamanukaetursro, der auch deutsche und andere ausläntische Delegierte beiwohnten, warnte HaudelSmininer Strauß davor, die Zolllchranken AmerckaS zu hoch zu gestalten, weil man dadurch das Ausland zu gleichem Vorgehen veranlasse; er halte in dieser Bezirhuug die Grenze für erreicht. Niemand habe dies deutlicher erkannt als Präsident Roosevelt, der für eine Tarifrevision ringetreteu sei, um den Vereinigten Staaten einen angemessenen Anteil auf den Auslandsmärkten zu sictiern. Strauß wieS auch auf dir Bedeutung der gelben Rassen al- Abnehmer von Baumwolle hin und meinte, sie würden noch mehr amerikanische Waren kaufen, wenn man sich gut mit ihnen zu stellen wüßte. Er erinnerte auch an den vorjährigen Boykott amerikanischer Waren seitens der Chinesen, durch den der Absatz amerikanischer Baumwolle im Jahre 1906 eine Einbuße von zwanzig Millionen Dollar er litten habe. Nationalliberaler Parteitag. 8. u. ll. Wiesbaden, K. Oktober. (Telegraphischer Bericht.) In dem festlich geschmückten Saale des PaulinenschlößchenS trat heute vor mittag der Nationalliberale Parteitag zu seiner 10. Allgemeinen Vertreter« Versammlung zusammen. Tie Beteiligung ist seit der gestrigen Zentralvorstands- sitzung und seit dein Begiüßungsabend noch fortgesetzt gestiegen, so daß etwa 1000 Delegierte den Saal füllen. Zu der heutigen Hauptversammlung haben sich noch weitere national- liberaie Führer cingefunden, jo Justiziar Bolz, Kaufmann Hübsch (Nürnberg, Geh. Rat Fritsch (Berlin', Vizepräsident d»S preußische» Abgeordnetenhauses Dr. Krause (Königsberg). LandtagSabg. Dr. v. Campe, Reichstaasabg. Prinz v. Schönaich-Carolath, ReichstagSabg. Semler (Hamburg), die Landtags abgeordneten Dr. Sä r öd er (Kassel), Dr. Vo ltz (Kattowitz), Generalleutnant v. Schubert, der Bundesdircktor Les Evangelischen Bundes Licentiat Eve» ling (Halle) u. a. m. Telegramme. Zu Beginn der heutigen Sitzung wurde an den Kaiser folgende» HuldigungStelearamm abgesandt: An des Kaisers Majestät! Ew. Majestät bringt der in Wiesbaden tagende aus allen Gauen des Reiches zahlreich beschickte 10. Allgemeine Vertretcrlog der nationaliiberaleu Partei ehrfurchtsvollen HuldigungSgruß dar. Pansche, Krause. — An die Großherzogin von Baden wurde folgendes Telegramm abgesandt: In tiefer Mittrauer empfinden die in Wiesbaden tagenden zahlreichen Vertreter der nationalliberalen Partei den schmerzlichen und schweren Verlust, den Ew. König!. Hoheit durch den Heimgang des verewigten Großherzogs erlitten haben. Dankbar wird üie ^r- innernng erweckt an die treue und erfolgreiche Mitarbeit, welche der Großherzog in großer Zeit geleistet bat und in langer gesegneter Regierung an der Seite Ew. König!. Hoheit zum Segen Badens und des Reiches bis zuletzt betätigt hat. Gott tröste Ew. König!. Hoheit in ihrem Schmerz. Eröffnung. (Zum Gedächtnis Friedrichs von Baden). Um 11V, Uhr eröffnete ReichstagSabg. Bassermann die Bertreterver- sammlung. Er hieß tm Austrage des Parteivorstandes und des gejchästs- sührenden Ausschusses die auS allen deutschen Gauen erschienenen Vertreter uationalliberaler Organisationen herzlich willkommen und fühlte weiter au:-: Meine Herren! Der Delegiertentag steht unter dem Zeichen tiefster Trauer (die Delegierten erheben sich von den Sitzen). Nach schwerer Krankheit ist der greise Großherzog von Baden heimgegangen. Noch 2 Tage und eS werben seine irdischen Reste der Erde übergeben. Er ist betmgegangcn nach langen Jabren einer segensreichen Regierung. Tie badische Gesetzgebung weilt die Spuren seiner Regierungstätigkeit auf. Sein freier Sinn war dem politischen Fortschritt Hols. Als Maßstab der badischen Geietz- gebung treten hervor die Schicken, Balens Stolz, die in den letzten Jabren der Regierung auSgebaut wurden. Unter seinen Mitarbeitern klingen uns Namen entgegen, die vor allem auch zu den Kreisen nationalliberaler Männer gehören, Jolly, Eisenloer nsw. Weisheit, Wohlwollen, Milde, Bescheidenheit uno Duldsamkeit, da» waren des verstorbenen Großberzogs hervorragendste Eigen schaften, denen ein reiches Maß politischer Erfabrung zur Seite stand. Er war eS, der in Baden schon in früheren Jahren e» aussprach, daß kein feindlicher Gegensatz bestehen könne zwischen Fnrsienrecht und Volksrecht, aber vor allem war er auch ein Deutscher, der schon im Jahre 1854 hervorhob, daß in der Einigkeit Deutschlands auch seine Unabhängigkeit begründet sei und so war er auch der berufene Mann, der, als di« Fahnen sich senkten, im Schlosse zu Versailles vor dem neuen deutschen 'Reiche, das erste Kaiserhoch ansbrachtc. Allen Deutschen war er der Patriarch geworden. Wo er erschien in deutschen Landen, im letzten Dorfe, da gab es Jubel und Jäuchzen aus aller Munde. Tausende sind ihm persönlich nahegetreteu, tausende haben ihm die Hand gedrückt, haben ihm in die treuen, deutschen blauen Augen ge blickt. An seiner Bahre trauert die Großherzogin Luise, des großen Kaiser» Tochter, seine Pflegerin in schweren Tagen, an seiner Bahre trauert der Sohn, zu dem das badische Volk ausblickt in der Hoffnung, daß er die Regierung des große» Vaters in dessen Geilte weiterführen möge. An seiner Bahre traueru seine Landeskinder, alle Deutschen, die Deutschen, deren Vaterland er zusammen schmieden half. Er war, wie Kaiser Wilhelm II. gesagt hat, die Verkörperung des ReichSgedankenS. In der Geschichte wird er Westerleben. Sein Name ist eingetragen in die Tase'.n der Geschichte al» der Name eines der deutschesten Männer seiner Zeit. Meine Herren! Sie haben sich znm Gedenken de» Heim gegangenen von Ihren Plätzen erhoben, ich stelle das sest. Die Versammlung stimmte dann der Absendung des HulbigungStelegramms an die Großherzogin von Baden zu. Vorst andswahk. Zum ersten Vorsitzenden des Parteitages wurde auf Vorschlag deS Prof Dr. Friedberg der Vizepräsident des Reichstag- Prof. Dr. Paasche gewählr. Zum zweiten Vorsitzenden wurde der Vizepräsident des Preußischen Abgeordneten hauses Geh. Justizrat Krause (Berlin) gewählt. Zum dritten Vorsitzenden wurde der Präsident des nassauischen Landesverbandes Geh. Kommerzienrat Bartling (Wiesbaden) bestimmt. Reichs- und LandtagSabg. Dr. Paasche übernahm die Leitung de» Partei tage» mit Worten des Tankes. Er erklärte: Nur wenn die Partei in sich ge schlossen und einig den großen Zielen zustrebt, die sie sich in ihrem Programm gesetzt hat, ist eriprieuliche» von den Verhandlungen diese» Parteitages zu erwarten. Ich hoffe, daß sie in diesem Geiste geführt werden mögen. (Leb hafter Beifall.) — Weiterhin wurden noch in den Vorstand gewählt die Reichs- tagSabgeordneten Graf Oriola und Dr. Junck (Leipzig!, der Vorsitzende des Ortskomttee» Geh. Justizrat Siebert (Wiesbaden) und die Generalsekretäre Breithaupt, Andtng. Böttcher und der Generalsekretär de» Reich-verbandes Zimmermann (Köln). — Darauf erklärte Dr. Paasch«: Eine Partei, die wie die unsere stet» für das Wohl des Vaterlandes eintritt, kann ihre Verhand lungen nicht beginnen ohne im Ausblick zu unserem erhabenen Monarchen. Dr. Paasche brachte darauf das Kaiserhoch au-, in das die Versammlung jubelnd rinstimmte. — Darauf gelangte das Huldigungstelegramm an den Kaiser zur Versendung. BegrStzung. Namen» der Wiesbadener Parieigenossen ergriff dann LandtagSabgeordneier Geh. Kommerzienrat Bartling (Wiesbaden) da» Wort. Er bedauerte ein leitend den Verlust de» hiesigen Wahlkreise-, der leit Bestehen des Deutschen Reiches stet» von liberalen Männern vertreten worden sei. Bei den letzten ReichStag-wablen sei leider der Wahlkreis den Sozialdemokraten zu gefallen. Da» hätte nicht geschehen dürfen bei einem Wahlkreise, der da» Wahrzeichen deutschnationaler Kraft und Größe, das Riederwalddenkmal in sich birqt. Es wäre auch nicht geschehen, wenn die Sozialdemokratie nicht von einer Partei Wahlhilse emptangen hätte, die sich stet» mit Vorliebe al» Stütze von Thron und Altar bezeichnet hätte. Darauf ergriff, mit stürmischem Jubel begrüßt, RetchStagSabgeordneter Bassermann da- Wort, um über de» Reiches Politik zu sprechen. Er erinnerte zunächst an die Enthüllung de» Beunigsen-Denkmal» in Hannover und an das, wa» dieser der Partei gewesen sei. Er möchte hoffen und wünschen, daß auch dieser Parteitag erfüllt setn möge von echt Bennigsen- fchem Geiste. (Lebhafter Bestall.) Er möge erfüllt sein von nationalen Ge danken. von dem Streben, den NationalliberaliSmns zu fördern, von sozialem Empfinden und vor allem von dem Gefühl der Notwendigkeit der Einigkeit in unseren eigenen Reihen. (Lebbaiter, anhalteuder Beifall.) Meine Herren! Nun zum Unterschied von GoSlar, wo wir da» vorige Mal zuiammcniraten, nud Wiesbaden. Wie stark hat sich seit GoSlar die po litische Lage verändert. In GoSlar war die Stimmung: Zentrum ist Trumps! nnd da» Mißbehagen, daß dem so war, lagerte vor allem auf unseren Reihen. tLebhaste Zunimmung.) Der Parteitag war vielfach erfüllt von Erörterungen über die Finanzreform uud über da« preußische Schulgesetz. E» gab vielfach unerquickliche Erörterungen, wobei die Geister hart aneinauderkamen. Die Einigung wurde hergestellt durch offene Au-Iprache. Und al» über Nacht die neuen Wahlen kamen, da bat sich gezeigt, daß die Schwierigkeiten überwunden waren, und e» hat sich gezeigt, wir segensreich wir in diesen Wahlen vorwärts gekommen sind. Heute stehe» wir im Zeichen Ser Blockpolitik. Wir haben in GoSlar nicht daran gedacht, daß rin« Krisis nahe war. Und doch ist sie über Nacht gekommen. Sie hat sich vorbereitet in den Sommertaaen, die dem Parteitage vorangingen, in den Tagen, in denen da- ReichS-K olonial- amt abgelehnt worden ist. Damals war zu erkennen, daß mit Einführung der Diäten im Zentrum eine Wandlung eingetreten war. I» jeueu Sommerlager^
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