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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190710060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19071006
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19071006
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-10
- Tag 1907-10-06
-
Monat
1907-10
-
Jahr
1907
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Autor
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Ar. 277. 101. Jahr«. Leipziger Tageblatt. Sonntag, y. Oktober 1907. des Jahre«, da» bedeutendste <kreig«i»: na» „BelocttyS" Lahmwerden ist .Radium" der einzige Engländer im Feld: das Rennen, für das 17 Pierde als wahrscheinliche Starter gelten, ist äusserst assen: der durch „Punta Torda" und „MoulinS la marche" vertretene Stall Lieux, „Roauette II", .Luzerne", „Biniou" und „Jasmin" sind äancenreich; der Italiener „Pioniere" hat sich wohl in eine zu vornehme Gesellschaft verirrt. Q Ter Stall iKraditz t« Ungarn. Die Expedition mit „Hammu- rabi", dem sich auch „Delphin" und der Zweijährige „Kakadu" anschließen sollen, gelangt zur Ausführung. Alle drei sollen am Montag die Reise nach Pest antreten. Radsport. Sportplatz Leipzig. Ende gut, alles gut, heißt es im allgemeinen, al-er diesmal steht das Schlußmecting der heimischen Bahn wieder vor ungünstigen Aussichten. Bor dem brütigen Zweistundenrennen, das in der Reihe der Leivng r Radrennen und vielleicht auch der Radrennen überhaupt als daS be« deutendste betrachtet werden kann, konnte infolge der ungünstigen Witte rung nur ein kurzes Training statlfinden, immerhin wird dem Ereignis mit großen Erwartungen entgegcnge'ehen. Das leipziger Zweistundenrennen gehört schon mit zu den klassischen Rennen, es ist stets darauf seieben worden, daß sich nur gute Kräfte messen und auch heute werten sich dein Ablasser vier Wahrer stellen, von denen man hervor ragende Leistungen erwartet. Contrnet und Guignard, zwei Franzosen, ler Belgier Banderstuyft und der Deutsche Ingold werden voraus- sichtlich ein schönes Rennen liefern. Den Sieger vorauszusagen, ist schwer, vor zwei Jahren konnte Contrnet das Rennen zu einer glänzenden Rekord fahrt gestalten, löt) Irin wurden erreicht. Im vergangenen Jahre war es Guianard, der den Rekord ans 169,110 km verbesserte, Contrnet kam als Zweiter ein, seine vorherige Leistung ebenfalls verbessernd, und in die'em Jahre wird vielleicht eine weitere Steigerung erreicht. Aber wer wird es sein? In Betracht kommt Banderstuyft mit. der Bol d'or-Sieger von 190,'r und mehrmalige Teilnehmer an dem bekannten Skew Dörfer Sechs« tage-Rennen. Auch Ingold ist ein guter Dauerfahrer, in Paris hat er u. a. ein Zwölsstunten-Rennen gewonnen, aber leinen drei Gegnern wird er kaum gleichtommen. Tie Preise für das lange Rennen betragen insgesamt 7900 von denen nach Ablauf ter ersten Stunde 1000, 900, 800 und 600 gegeben werten, nach der zweiten Stunde sind die Quoten 1500, 1200, 1000, 900 doch soll der beste Fahrer noch zwei bewndere Prämien erhalten. Wird der bestehende Rekord .169,100 km) verbessert. Io erhält ter Sieger 100 ^1 cxtia und wenn 175 km erreicht werden, erhält der betreffende Fahrer weitere 100 Prämie. D.m Zweisluntcnrennen geht die Meisterschaft von Sachsen des Deutschen Radfahrer-Bundes über 5000 m voraus, wobei Herzog, Martens und Neumer voraussichtlich scharf um den Titel eines Meistenahrers streiten werden. Ten Schluß des graminS bildet ein 5000 m - P r ä m i e n f a h r e n für in Leipzig trainierende Flieger, für taS 16 Fahrer eingeuhrieben sind. Die Rennen beginnen um > Uhr, die Prüfung über 2 Stunden ist auf '/,4 Uhr anberaumt. — Auswärts finden beule Rennen statt in Köln, Magdeburg, Mainz, Münster, Krefeld, Treptow, Weißenfels, Celle, Chemnitz, Colmar, Duis burg, Frankfurt a O.. Paris, Brüssel, Nantes. * Guignard ist sür mehrere Rennen auf der Pariser Winterbahn verpflichtet worden. Nach Schluß der deutschen Rennsaison begibt er sich in Begleitung von Wolf undDevilly nach Paris. Rraftfahrwesen. * Für die internationale Lastwagen-Konkurrenz, die der kaiserliche Automobilklub uns der Verein deutscher Moiorsahrzeug-Jndu- striekler gemeinsam in der Zeit vom 7. bis 12. Oktober veranstalten und die ursprünglich in sechs Etappen von Berlin aus über Branden! urg, Magdeburg. Quedli-bucg, Dessau und Jüterbog zurück nach Berlin ausgefahren werden sollte, ist insofern eine wesentliche Aenderung der Strecke eingelrelen, als dec Weg letzt von Berlin nach Brandenburg über Jüterbog zurück nach Berlin führt und diese Strecke zweimal zu durchfahren ist. Für die ursprüng liche Strecke hatte die Regierung die Genehmigung nicht erteilt. — Für die Konkurrenz sind 52 Fahrzeuge gemeldet worden, die sich auf 7 Klassen folgender- maßen verteilen: 5 sestgedeckle Perwnenomnibusse mit Sitzplatz'n bis inkl. 20 Person-n, 8 gleite Omnibusse mit mehr als 20 Sitzplätzen, 9 Lieferungs wagen mit Tragfähigkeiten von 750 bis 1500 k^, 4 leichte Lastwagen mit Tragfähigkeiten von 1500 bis 2500 k»:, 17 Lastwagen von 2500 bis 4000 k^ Tragiähigke t. 6 Lastwagen mit über 4000 kx Tragfähigkeit und Gummi- l ernsung und 3 gleiche Lastwagen mit Eisenbereifung. Gestern erfolgte die Abnahme der Wagen, die jedoch nur teilweise staltfinden konnte, weil ver schiedene Wagen von auswärts an den Zollslationen Schwierigkeiten zu bestehen hatten. G TaS Projekt einer Automobil-Rennbahn im TaunnS war in Berlin neuerdings wieder Gegenstand einer Besprechung, an der als Vorsitzender der Nutordrcm - Kommission Geheimrat v. Friedländer-Fould, ferner Adalbert Graf v. Sierstorpff, Tr. Lewin-Stoolping und als Delegierte de» Frankfurter Automobil-Klub- die Herren Fritz Opel und August Euler Teilnahmen. Zu einem Resultat kam eS nicht, da da- TaunuS-Projekt noch einer genaueren Ausarbeitung bedarf. Eine weitere Konferenz wird am 15. Oktober abgehalten werden. G Mu Automobilmatch um 100 000 dürfte demnächst auf der Brook land-Automobil-Rennbahn zwischen S. F. Edge und Huntley Walker auS- getragen werden, die ihren Napier- und Darracq - Wagen gegeneinander ins Treffen führen würden. Die Herausforderung ging von Edge aus, der olle Automobilsabriken zu einen: Mannichastsrenuen bei einem Einsatz von 200 000 Mark hrrausforderte. Walker nahm jetzt die Herausforderung unter der Be dingung an, daß der Einsatz um die Hälfte herabgesetzt wuide, und daß zwei Rennen mit drei Wagen über eine Meile und 500 Meilen nach den Renn bestimmungen deS französischen Automobil-KlubS gefahren würden. ** Gegen die Abhaltung von Automobil-Rennen auf Bahnen, aus denen binnen zwei Wochen vier Todesfälle vorgekommen feien, bat der Präsi dent der amerikanischen Automobil-Assoziation, Mr. Hotchkiß, Stellung genommen. FuszbaUsp»rt. Die Leipziger „Sportfreunde" in Chemnitz. Heute stellt der Fuß- ballklub „Sportfreunde" seine erste Mannschaft wie folgt gegen den Chemnitzer Ballspielklub 1 aus: Tor: Runkel; Verteidiger: Klippel und Hempel; Läufer: Michael, Döhle, Fischer; Stürmer: Lemke, Momo II, Rentzsch, Lanzke, Nassat. ltawri-Tennis-Sport. T Das Berliner Lawn-TenniS-Tnrnier ist nunmehr beendet. Bon den noch ausstehenden Konkurrenzen gewann E. Windeis das Herren-Einzel spiel mit Vorgabe ohne Spiel gegen Dr. Duntze. Im Herren-Doppelspiel mit Vorgabe siegten Flinsch-Brügelmann gegen Dr. Duntze-v. Brandt. Athletik. ** Die internationalen Riugkämpie in München batten am zweiten Abend folgendes Ergebnis: Um die Meisterschaft von Bauern warstn Thomas-Transvaal in 2:19 Werner-Schweiz, Sturm-Berlin in 3:18 Cbrisiensen-Schweden, Van Dem-Hvlland in 15: N Smghales-Westindien und Eber le-Deutschland in 6:41 Larsscn-Finnland. — Um die Meisterschaft von München siegte Hitzler-München in 16.22 über Sabatie-Belgien, Peyrouse-Spanien in 11:0 über Milchihaler-Bayern, Bech Olsen-Schweden in 4:10 über Hansen-DLnemark, Mad r ali-Armenien in 7:40 über Le Boucher- Frankreich und Aimable de la Calmette-Frankreich in 1:34 über Paullen-Schweden. Aus de» Schaehwelt. Herr Schachmeister P. Leonhardt wird heute Sonntag von nachmittag V,4 Uhr ab in den Klubräumen der Schachgesellschast „Augustea", Lass Kronprinz, Elstersiraße, eine Simultanvorstellung geben. Der Meister gedenkt gegen etwa 40 Teilnehmer zu spielen. Alle Schachintereffenten sind hierzu willkommen. Eintrittsgeld und Spieleinsatz wird nicht erhoben. Wer gegen den Messier gewinnt, erhält einen Preis. Neues ans aller Welt. Der deutsche Kronprinz nnd die Bottendorfer Kirmes. Folgendes Gcschichtchen hat sich in Roßleben im Sommer dieses Jahres bei An- lveienheit des deutschen Kronprinzen zngetragen: Als der Kronprinz auf einer Generalstabsreise, auf der er auch die Klosterschule in Roß leben in Augenschein nahm, zu Mittag speiste, von Roßleben mit dem Stabe über Bottendorf weiter ritt, hatten sich mehrere Jungens von Roßleben eingcsunden und begleiteten nun in bekannter Weise die chmucken Soldaten. Ein Junge von Bollendorf, der neben dem Pferde 'eS Kronprinzen hermarschierte und von dem letzteren mehrmals freund lich angelächelt wurde, wurde allmählich dreist und fragte den iym un- betonnten Kaisersohn schließlich: „Kvmmste och nach Bettendorf zur Kermese?", worauf der Kronprinz äußerte: „Ich nicht, aber mein Bruder." — Der Junge war wohl dadurch zu seiner Frage veranlaßt worden, weil im vergangenen Jahre die Erfurter Artillerie, als sie zur Kirmeszeit von der Schießübung zurückkehrte und in dem nahen Don- dcrt Quartier nahm, von dort aus nachmittags die Bottendorser Kirmes besucht halte. Das Hübscheste aber an der ganzen Sache ist, daß soeben nun wirklich Prinz Adalbert von Preußen, der zurzeit in den benach barten Ziegelrodaer Forsten zum Jagen sich ausyält, die Worte seines Bruders, des Kronprinzen, wahr gemacht und von der Oberförstern Ziegelroda aus der Bottendorfer Kirmes einen Besuch abgestattet hat, natürlich zur größten Freude des ganzen Ortes. Einen Reim aus Althosss „Berfprecherkeller", wie deS Gestrengen Amtszimmer scherzweise genannt wurde, teilt ein Leser der „Frkf. Zig." mit: Vor einer Reihe von Jahren harrte dort ein junger Dozent des Gewaltigen. Die Wartezeit wurde immer länger und länger. Ta ver fiel er auf das Studium der Wände des schmucklosen Zimmers. Wenig konnte da das Interesse erwecken. Aber siehe, an ganz versteckter Slcllc hatte ein früherer Leidensgenosse des Wartenden seinem bedrückten Herzen Luft gemacht und mit Bleistift die Worte hingeschrieben: „Warum heißt Althoff dieser Mann? Weil, wer auf ihn hofft, alt werden kann!" Darunter aber stand mit festen Zügen: „Gesehen und genehmigt: Das Alte stürzt Aus Turin wird uns berichtet: Die Nach lässigkeit, die die italienische Behörde gegenüber der Erhaltung der Baudenkmäler zeigt, hat wieder zu der Zerstörung eines kunsthistorisch wertvollen Turmes geführt, und es ist nur der Vorsehung zu danken, daß bei dem Einsturz keine Menschenleben verloren gingen. ,Jn Grazzano Monserrato besitzt die Kirche einen Prachtvollen mittelalter lichen Turm, der bereits seit längerer Zeit schadhaft ist. Da derselbe als nationales Eigentum nur unter Zustimmung der oberen Behörde ausgebessert werden darf, hatte die Stadtverwaltung bereits wieder holt Eingaben nach Turin gerichtet, die aber, wie gewöhnlich, unerledigt geblieben sind. In der Nacht vom 28. zum 29. September wurde gegen 2 Uhr die Bevölkerung von Grazzano durch ein fürchterliches Getöse aus dem Schlafe geschreckt. Ein Teil der Fassade des Glockenturmes 1^81 K war 8tei8 eine OnierdaltunF für I I ^eri8ck un6 l'ier. Orptieu8 be^Skmte mit 8einer I^eier I^Swon. ^ber 68 xab niemal8 eine ^eit, wo 68 für jocjormann 80 leictit war, K1u8ik 211 §enie886n, wie 6ie8 jet^t müglick i8t 6urck clen T6i80n-?konoAr2pkon. Lcköne «m Kkonoxrapksn >8t, dass er jedermanns lliedting ist — nickr bloss <ter Ikrixe und der meinige, sondern jedermanns — xur kgr die gsnre kamilis und die LLste. Lr ist die kreude des genren Hauses. 8is werden dies nickt glauben, eke 8>e ikn nickt gekört Kaden, und Sie können ikn kören okne jede öltlbe. Leben Sie in irger.d- eia QcsckSkt, vo er verkauft «ird, um ikn ru kören. Sie verden darauf besteken, ikn gleick mit nack Hause ru nekmsn. LL>»o»-Voiagr»ssvaI»en pro 8tvcX. Haison-oUenoLrapUeL von ». 45.— an. Nlindler gesuckt, vderall, vo wir nock nickt vertreten. Katsloxe versenden vir kostenlos. in. 1) H. Oorlln dl. 39, SLLnt-r 27. Feuilleton. Theater und Konzerte. v. >1. Schauspielhaus. „ T e r L ö w e n a n t e i l", heiteres Spiel in 3 Auszügen von Franz Koppel-Ellfeld. — Wir haben bei den Inhabern unserer bekannteren dramatischen Dopvelsirmen wiederholt die Erfahrung gemacht, daß sich der einzelne Part solcher „Dichterehen", wenn er für sich allein die Kosten eines Stückes bestreiten wollte, meist als von seiner besseren Hälfte verlassen zeigte. Diese Tatsache hat sich auch wieder bei Koppel-Ellfeld bestätigt, als er ohne seinen be währten Assvcie Franz von Schönthan, mit dem zusammen er u. a. sür „Komtesse Guckcrl" „Renaissance" und „Die goldene Eva" Gewinn und Ehren teilte, diesmal einen „Löwenanteil" für sich allein wollte. Um es kurz zu sagen, dieses „heitere Spiel", das am 13. August seine Ur aufführung iin Königlichen Kurtheater zu Wildbad erlebte und gestern zum ersten Male über die Bühne unseres Schauspielhauses ging, ist un endlich schwach und sehr wenig „heiter" geraten. Warum es der Ver fasser nicht schlechthin „Schwank" nannte, als den es sich schließlich auch im ganzen genommen vräsenticrt, läßt sich nur verstehen, wenn man die trostlose Dürre des ersten Aktes, der jeglicher Komik entbehrt, berück sichtigt: io darf allerdings ein Schwank nicht aussehen. Der zweite Akt ist der relativ lustigste, aber auch hier überwiegen die toten Stellen mit eineni erschreckenden Prozentsätze. Koppel-Ellfeld hat es vielleicht ver schmähen wollen, bloße L-ituationskomik zu verwenden, das dankbare Werkzeug so mancher Schwankfabrikanten: er hat hin und wieder zu den Waffen der Satire gegriffen, aber diese sind bei ihm weder blitzend noch scharf. Sein Dialog ermangelt diesmal durchweg des Witzes wie des Geistes, er fließt dahin wie ein versiegendes Bächlein durch dürre Felder: selten, daß ec einmal munter plätschert über blanke Kiesel und durch blumige Auen. Und gerade an diesen wenigen Lichtpunkten hat cs der Autor in ausgiebigster und unerfreulichster Weise verstanden, das Geistcsgold anderer unter den Scheidemünzen seines Witzes mit in Umlauf zu setzen; immer, wenn die eigenen Worte fehlen, „stellt ein Zitat zur rechten Zeit sich ein". Tie Technik des durchaus harmlosen Stückes, dem eine längere Lebensdauer nicht prophezeit werden kann, ist wenig geschickt, und namentlich im letzten Akte, der die gegebene Situation gar nicht aus- nutzt, von dilettantischer Hilflosigkeit. Tie Handlung selbst ist dürftig und 'chnell erzählt: Ein alter, adeliger Sonderling, Freiherr Firmian von Edcstann, bat mehrere Güter nnd ein großes Vermögen hinterlassen, an dem der „Löwenanteil" wider Erwarten einem Verwandten der Seitenlinie, dem Forschnngsreisenden Tr. Erich Frhr. von Edeltann- Rotbtann zngcdaclst ist. Wie testamentarisch bestimmt, versammeln sich erst ein Jahr nach dem Tode des Erblassers die verschiedenen feudalen Verwandten aus einem Erbgnte zur Vermögensteilnng und sehen mit höchster Indignation der Ankunft eines bürgerlichen Schwagers ent gegen, der ocn ebenso gefährlichen wie despektierlichen Beruf eines Löwcndomptcurs ausübt. Der gleichfalls ankommende Hanpterbe nnd chestr Löwenbändiger, übrigens ein sehr gentiler und ge ellschastssähiger Mann, tauschen die Rollen und düpieren die übrige „ade ige Sippschaft", namentlich einen Assessor von Simplizissimustpp, in an ich sehr lustiger Weile. Indes ver'chießt der Autor bei dieser Verwechslungsgeschichte lein Pulver allzu schnell, lo daß das Interesse an dem gewiß zu einer drastischen Gesellichastssatire auszugestaltendcn Komödienspicl, das nur wenig eraol.liche Momente zeitigt, bald erlahmt nnd einer einschäfernden Langeweile Platz macht. Tie Darsteller waren in ihrer tapferen Liebesmüh gewiß nicht zu beneiden. Namentlich die Herren Junker und Birkholz verdienen stir den anseuernden Eifer, mit dem sie sich immer wieder in die aus sichtslose Premicrcnschlacht stürzten, volle Anerkennung. Lobend ge nannt seien auch Herr Schreiner als für Berlin schwärmender, aber dennoch notleidender Agrarier und Herr Wildenhain als Assessor. Fräulein Pierer zeigte, daß sie sür derartige Naivenrollen gar nichts hat. b!. K. Altes Theater. sZum ersten Mal«: „Ein Walzer- »rau m". Operette in 3 Akten von Felix Törmann und Leopold Jakobson. Musik von Oscar Straus.j Männiglich kennt Leben, ^chick'alc und Meinungen eines Prinzgemahls, der nicht mehr als der erste Untertan der Fürstin ist und im übrigen wenig zu bedeuten hat. - So stellt sich ein Vertreter besagter Spezies in einer Novelle aus dem „Buche der Abenteuer" von Hans Müller vor. Die Erzählung ist ein Muster psychologischer Entwicklungs- und Darstellungskunst. Unendlich sein hat der Poet den einstigen lustigen österreichischen Leutnant geschil dert, der, fast ohne es zu wisten, vom Ehrendienst der in Wien zu Besuch weilenden Prinzessin zum Prinzgemahl erhoben, in der Folge fürchter lich tyrannisiert und, was viel schlimmer, gelangweilt wird und darum aus Unternehmungen in der kleinen Residenz, seiner neuen und tatsäch lich engeren Heimat ausgeht. Er lernt in einem Biergarten die Franzi Stcingruber, Mitglied einer reisenden Wiener Damenkapelle, kennen, eine empfindsame, liebenswürdige Natur, die ihm erst zeigt, wie schön alles in wahrem Liebcsleben jein könne. Aber das Ganze löst sich schließlich zum Guten, es ist ein Walzertraum, eine Episode gewesen. Jeder, Männlein wie Fräulein, ist ungeheuer brav, zu seinem und der anderen Glück, und daher allenthalben Helle Freude über die Gerechten. In Müllers Novelle ist das alles sein ausgeführt, die seelische Entwick lung des Prinzgemahls wahr und fesselnd zugleich gegeben, anderseits das fade, nur nach Aeußerlicbkeitcn rechnende Leben an dem kleinen Hofe mit treffendem Spott übergossen. Leider hat der Stofs, der sich so gut sür das in Frage kommende Genre eignet lvergl. die höfischen Ver hältnisse in Johann Straußens „Prinz Methusalem" und andern Operetten), unter der Behandlung der obengenannten Tcxtverfertiger ungemein gelitten. Alles ist vergröbert, ins Gewöhnliche hinabggezogen und zum Teil in eine Sinnlichkeit getaucht, die jener der Seniatwns- stücke wie „Der Prinzgemahl", „Herkulesvillen" und „Hotel Pompa dour" nahekommt. Wie gesagt, schade um das sehr hübsche Sujet. Die Musik von Oscar Straus ist, genau dem Titel entsprechend. Walzer träumen entsprungen, aber keiner der schönen Walzer ist eigenes Fabrikat, sondern nur in Form einer Anleihe vom großen Musikmarkte der Partitur einverleibt worden. Solange der, sein Werk selbst diri gierende und mit Lorbeer und Beifall beschenkte Autor es bei den Tanzsormen bewenden läßt, mag's noch hingehen. Aber unausstehlich wird die Musik an Stellen, die empfindnngshaltig sein wollen. Hier versagt Straus komplett, es fällt ihm noch weniger ein als sonst und alles läuft auf öde Phrase und süßliche Sentimentalität hinaus. Als ich das Theater vor Ende des Schlußaktes verließ, Pfiff ich „Glücklich ist, wer vergißt" vor mich hin. Das aber war vom richtigen Strauß, der freilich kein Degencrator, sondern ein Schöpfer und ausgezeichneter Musiker war. — Die Ausführung selbst war ausgezeichnet, von Herrn Kapellmeister Findeisen aufs Fleißigste vorbereitet und von Herrn Regisseur Groß, der endlich nach langer Abwesenheit wieder vor handen war und geradezu wütend gerufen wurde, treff lich inszeniert worden. Auch der dekorative Teil, die farbenreichen, geschmackvollen Kostüme und abwechslungsreichen Gruppierungen beim Hoffeste des ersten Aktes verdienten höchste An erkennung. Die Operette war famos besetzt. Entzückend spielte die Damenkapelldirigentin Franzi des Frl. Martini und repräsentativ sehr anerkennenswert die Prinzessin der Frau Nntu cht. AIS komische Adjutantinnen der Genannten erschienen die Damen Dalldorf und Buse sOberhofmcisterin und Fisis. Herr Sturmfels als Prinz- gemahl war wie immer sehr am Platze und hielt sich auch trotz einer momentanen Indisposition musikalisch auf der Höhe. Herr Heine ver dirbt nie etwas und gab auch den Regimentskameraden des Prinz- gcmahls fesch und liebenswürdig. Köstlich in ihrer Art waren der Fürst von Flausenthurm und sein Vetter von der Seitenlinie s„das Seiten- lineal"> durch die Herren Haas und Zadeck vertreten. Die Mühe und Arbeit aller Beteiligten wurde, wie bereits erwähnt, durch stür mischen Beifall reichlich gelohnt. * * Unsere wissenschaftliche Beilage Natur und Geist enthält beute folgende Beitrüge: Ein neu entdeckter Engländer von O. Flak« lLeipziql, worin auf den Vorläufer der Präraffaeliten, den Dichter und Maler William Blake hingewiesen wird: iodann den 1. Teil eines Aufsatzes von Eberhard Buchner (Hannover) über die Zungenredner von Großalmerode, der interessante psychologische Beobachtungen über „geistige Masseninfektion" und religiöse Srktiererel enthält. * Der „ktnderkreuuug" »o« Gabriel Piernö. Zum näheren Ber- ständniS diese» Werke-, dessen Aufführung in Leipzig brvorstrbt, sei eine Er- klärnng de« Inhalts der vier Teile gegeben. — 1. Teil: Der Aufbruch. Die Kinder sind zusammenzrstrSntt, nm den Weg nach dem heiligen Land« zu suchen. Tie Erregung der kindlüden Phantasie wird gesteigert durch „Stimmen au- der Höhe", die den Ruf erklingen lassen: „Wacht alle aui, zieht hin gen Jerusalem; Gott will'-." Die Väter und Mütter sind in großer Sorg« und versuchen di« Kinder zurückzuhalten, aber der blinde Knabe Alain und das klein« Mädchen Allys feuern die Kinder an und wollen sie führen. Abermals die „Stimmen aus der Höbe" und die Kinder bleiben bei ihrem Entschluß, nach dem heiligen Lande zu ziehen, ungeachtet der flehenilichen Bitten der Eltern. — 2. Teil: Auf der Heerstraße. Die Kinder haben ihre Heimat verlassen und erfreuen sich an der herrlichen Natur im warmen Sonnenschein eines Frühlinrsmorg-ns. Sie singen abwechselnd mit den Solostimmen einen reiz vollen Chor, der der ganzen Szene einen Hauch duftigster Poesie verleiht. — 3. Teil: Das Meer. Tie Kinder haben die Alpen überschritten. Die Matro'en ermuntern sie, die Schiffe, die ihnen die Stadt Genna bereilgesiellt hat, zu be steigen. Besonders gut gelungen ist die Erzählung des alttn Seemannes über die Entstehung der Seesterne. Dieser Abschnitt schließt in milder Abendnimmnng in Verbindung mit dem Heilandswort: „Ich bin die Auferstehung und daS Leben." — 4. Teil: Ter Retter in SturmeSnot. Die Kinder werden vom Sturm überrascht, den der Komponist packend schildert. Die Matrosen arbeiten fieberhaft an der Rettung unb vereinigen sich mit len Kindern zu einem flehenden Chor: „vo prokunäis lidara nos, ckomino." Unter heulender Windsbraut erschallen neue Hilferufe der aus§ äußerste geängstigsirn Kinder. Ta ereignet sich ein Wunder. Der blinde Knabe Alain wird plötzlich sehend, es öffnet sich den Kindern das Wunderland der Erlösung aus Not und irdischem Tod. In grandioser Pracht der Instrumentation wächst die Szene empor, bis die Kinder unter den enthusiastischen Klängen des Kreuzsahrerliedes inS Land der Hoffnung einziebe». Die Aufführung dieses außerordentlich schwierigen Werkes findet am R e f o r m a t i o n s s e st e durch die Sing akademie statt. * Hochschulaachrtchten. Ter Rektoratswechsel an dec Berliner Universität wird am Dienstag, den 15. Oltober, mittags 12 Uhr, durch einen Festakt in der Aula begangen werden. Die Leitung der Hochlclule gebt an diesem Tage von dem Theologen Prof. 1>. Dr. Kaslan aus den Psychologen. Pros. Dr. Stumpf über. — Aul Antrag ber Professoren Genzmer und Brix hat der Kultusminister die versuchsweise Einrichtung eines Seminars sürStädtcban au der Technischen Hochschule in Berlin zu Beginn des Wiuteisemesters 1907,08 genehmigt. — Wie wir hören, wirb der o. Pcof. der neutesiamentlichen Theologie an der Universität Rostock Konsiiloiiatrat Dr. theol. Karl Friedlich NoeSaen zum 1. April 1908 vom Lehramte zurücktreten. — Zum etatsmäßiaen Professor für Architektur an der Technischen Hochsil ule zu Danzig ist als Nachfolger des Professor- Friedrich Ostendorf der Regierungsbaumeistrr Karl Weber berufen worden. — Ter Finanzrat Michael, bisher juristischer Hilfsarbeiter im sächsischen Finainministerum, ist zum juristischen Bergamlsrat und ao. Prozessor für Bergrecht, sowie allgemeine Rcchtskunde an der Bergakademie zu Freiberg ernannt worden. — Der Konservator Dr. Franz Doflein in München «riffelt einen Rus als Vorstand der Ableitung für Protozoenforjchung im kaiserlichen Gesundheitsamt zu Berlin als Nachfolger Schaubinns. — Aus Marburg wird gemeldet: Der Privatdozent sür Geburt-Hilfe an der Universität Berlin, Dr. Walter Stöckel, wurde von der hiesigen medizinischen Fakultät zum Nach folger deS Geheimrats o. Professor F. Ahlseld als Leiter der hiesigen Frauen klinik in Vorschlag gebracht. — Dr. Paul Moldenha u er, Dozent sür Ber- sicherungswissenschast an der Handels-Hochschule in Köln, ist zum Professor ernannt worden. — Man schreibt uns aus Weimar: Der bekannte Goetbc- forscher Geh. Archivrat Dr. Hugo Burkhardt bat sein Amt ats Direltor des Großherzoal. Geh. Staatsarchivs niedergelegt. * Kieme Ehrontk. Im Wettbewerb um das in Dresden zu errichtende Denkmal des Königs Georg von Sachsen trugen der Bildhauer Professor Wrba und Architekt Stadibaurat Erlwein, beide in DreScen, für ihren gemeinsamen Entwurf den ersten Preis, Professor Seffner in Leipzig und Bildhauer Hauschild in Leipzig den 2. Preis davon. — Ferner soll zum Ge dächtnis an Schiller in Dresden ein Denkmal errichtet werden. Zur rlaugung von Entwürfen wird ein öffentlicher Wettbewerb ausgeschrieben, an d em sich Bildhauer, die in Dresden und Vororten wohnen oder ihre Werkstatt baden, beteiligen können. — Dr. Max Pohl hat, wie die „Deutsche Biibnengrnoffenschait' mitteilt, am 1. Oktober d. I. sein Amt als Präsident der Genossenschaft und als Vorsitzender de» AufsichtSrateS der Pensionsanstalt niedergelegt. Di« Genoffenichaft widmet ihm für seine langjährige Tätigkeit aus dem schwierigen Posten warme Worte deS Danke-. Der stellvertretende Präsident Max Pategg führt die Prästdialgrschäfte bis zur nächsten Delegiertenversammlung weiter. — DaS Berliner Hebbel-Tbeater hat eiu neues Werk von Leonib Andrejew „Da- Leben dr« Meuscheu" zur Aufführung angenommen. — Im Dieterichschen Verlag ist der Goethe-Kalender auf da- Jadr 19! >8 er- Ichienni, „zu Weihnachten berau-gegebeu von Otto Julius Bterbaum, mit Schmuck von E. R. Weiß, Wiedergaben einer Zeichnung von Karl Bauer, einer Bronze von Han- G. Busse nnd einer Reihe von Mephistophelesbildern." — Francois Coppö hat sich, wie ans Paris gemeldet wird, einer schweren Krebs operation unterziehen muffen. Sein Zustand ist besorgniserregend — Im TköLtr« de« NouveautöS ta Pari« hat eine neu« Komödie von Tristan Ber- nard «ad Alft» Atht«. „Die Schauspielert»", einen großen Lacherfolg gehabt.
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