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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.05.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070511024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907051102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907051102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar, Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-05
- Tag 1907-05-11
-
Monat
1907-05
-
Jahr
1907
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«r. ISO. LV4. z-hrq. cm fein« Gesinnungsgenossen die Aufforderung, auz den der nationallüberalen Partei angogliederlon Liberalen Volis- oereinen" auszntreten und sich gesondert oder gemeinsam mit den Freisinnigen zu organisieren. Eine Entfremdung zwischen den Blockparteien dedeutet das nicht. * Der Berliner Pvlizeioberst. In nächster Zeit wird, wie man der Heuen politischen Korrespondenz" n.ittsslt, cuch die Frage der Neubesekiing der Stellung des Polizeiobersten >n Berlin ihre Erledmurg finden. Nachdem die Absicht, einen höheren aktioen < sfizier in diele Stellung zu bringen, 'allen gelassen worden ist, wird einer der höheren Berliner Poiizeioft'iziere die genannte Stelle erhalten. * ' Pradeo Kandivaienredc Minister Prade hielt in Reichen^ berg m einer Wähleroersammluiig seine zian-idatcnredc, in der er zunächst die Frage -er Herbeiführung eines incxius vivencii »wischen den Deutschen und Tschechen besprach. Er erklärte, die Deutschen forderten grundsätzlich die nationale Autonomie, die nur durch eine der nationalen Abgrenzung entsprechende Heuordnung der Ber- valtung in Böhmen durä-aeführt werden könne. Bei Be sprechung des Ausgleichs mit Ungarn verwies der Minister «ruf die Erklärung, di« er im Februar d. I. ab gegeben habe, daß nämlich nur ein solcher Ausgleich mit Ungarn für Oesterreich Wert besitze, der die dauernde Siche rung der österreichischen Interessen innerhalb des gemeinsamen Zollgebietes gewährleistet. Andernfalls, jo fuhr der Redner fort, ziehen wir die Trennung vor, die immer hin «ine friedliche Auseinandersetzung ist, wobei dann aber nur unsere eigenen Interessen dei. Inhalt und die Richtung der neuen Ordnung seMellen werden. Der Minister stellt fest, daß die österreichische Negierung auch heute noch die volle Freiheit der Entschließungen gewährt. Er fährt dann fort: Wenn an die Stelle des Zollbündnisses ein Zoll- uno Handelsvertrag treten soll, dann gibt es naturgemäß für ins keine gemeinsamen Zolleinnahmen mehr. Wir sind dann auch nicht mehr in der Lage, einen Teil unserer Zollein- nahmcn kür die Militärlasten Ungarns zur Verfügung zu stellen. Der Minister machte dann weiter die Jndustrie- und Gewerbetreibenden darauf aufmerksam, daß es wahr- -chcinUch im Jahre 1900 zur Banktrennung und von 1917 an möglicherweise zur Zwischenzollinie kommen werde. Keinesfalls werde die gegenwärtige Regierung einen Aus gleich vereinbaren, obne die Vertreter der Industrie, des Ge werbes und der Landwirtschaft zu hören und ohne die Zu stimmung des Parlamentes. In dieser Hinsicht müsse er sich den neulich vom Minister Dr. v. Derschatta geäußerten Worten anschlleßen, daß der Ausgleich mit dem Volke, nie mals aber gegen und ohne das Volk gemacht werden könne. Der Minister besprach dann ferner die Ausgaben des künf tigen Parlamentes, welches namentlich auch das Recht be anspruchen werde, sich mit den Fragen der äußeren Politik zu beschäftigen. Er betonte, daß daher die Deutschen in Oesterreich m erster Linie an dem Bunde mit dem Deut schen Reiche festhalten,- denn dieser bewährte Zweibund re präsentiere die Macht des deutschen Volkes im europäischen Konzert. Der Minister besprach schließlich die Parteigrup pierung im künftigen Abgeordnetenhame und betonte dabei die Notwendigkeit des nationalen Zusammenschlusses aller Deutschen. * Blut geflossen. In der galizischen Ortschaft Jassym sand ein blutiger Zusammenstoß zwischen Bauern, die die Flußregulierungsarbeiten an der Lumniza verhindern wollten, und Militär statt. Kavallerie ging mit blanker Waffe vor: 12 Bauern unirden schwer, viele leichter verwundet; von ersteren starben bereits 2. * Prinz Fashinn in London. Prinz Fushimi von Japan bsaa-b sich gestern in feierlicher Auffahrt durch die mit japa- nischen und englischen Flogen geschmückten Straßen zur Grrild Hall, wo ihm eine Aoresse überreicht wurde. Später nahm der Prinz an einem Festmahle im Mansion House teil, an dem auH der Prinz von Wales, der Herzog von Connaught. Staatssekretär Sir E. Grey und Unterstaats- stkretär Sir Charles Hardinge teilnahmen. Sir Edward Grey feierte den Gast und pries das japanische Bündnis, dessen Zweck nicht sei, andere zu schädigen, sondern die Stetigkeit und den Frieden zu sichern. Er vertraue darauf, daß diÄes Ziel von allen anerkannt würde, die im fernen Osten Interessen hätten. Prinz Fushimi dankte und wies dabei auf die besondere Freundschaft zwischen den beiden Völkern hin. * Frauzöfisch« Deputiertenkammer. Die Debatte über die allgemeine Politik der Regierung wird noch immer fort gesetzt. Willm (unifizierter Sozialist) interpelliert über die am 1. Mai und an den Tagen vor- und nachher wegen Miß brauchs der Redefreiheit vorgenommenen Prävcntiv-Ver- haftungen und tritt für die wegen ihrer Teilnahme an Agi tationen abgesetzten Beamten ein, namentlich sei der Post beamte Quilici ganz willkürlich abgesetzt worden. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Barthou erklärt, er über nehme die volle Verantwortlichkeit für die Absetzung dieses ^Leipziger Beamten. (Lebhafter Beifall.) Er, Redner, habe zu wieder holten Malen rund heraus erklärt, daß den Beamten das Recht zur Syndikatsbildung nicht gewährt werden dürfe. (Beifall links.) Willm greift dann die gesamte Politik des Kabinetts an und wirft namentlich dem Ministerpräsidenten Elemenceau vor, daß er die individuelle Freiheit nicht aner kennen wolle. (Beifall auf der äußersten Linken.) Jaurö-s erklärt, die Regierung habe einen schweren Fehler begangen, indem sie ihrer Znsage entgegen Beamte wegen Teilnahme an Syndikaten gemaßregelt habe, ehe die Kammer einen Beschluß gefaßt habe. Die Vorenthallung des Koalitions rechtes könne nickst verhindern, daß die Beamten an dem Tage, an dem sie wollten, in Ausstand treten. Repressiv maßregeln würden erfolglos sein. Die Psychologie der Be amten sei aber eine andere als die d r Arbeiter, sie würden vor einer solchen Bewegung zurück'chreckcn; der Ausstand würde für sie nur ein Mittel der Verzweiflung sein. Man müsse sie organisieren, damit sie nickst dazu greifen. Nebrigens forderten die Minister die Agitation unter ihnen heraus, indem sie ihnen die Bürgschaften gegen Willkürlichkeiten nähmen. (Unruhe.) Redner sädrt fort: Lassen Sie uns arbeiten, nm den Beamten und Arbeitern die Freiheit mit der Sicherheit zu gewähren, anstatt Beamte und Arbeiter voneinander zu trennen. (Beifall auf der äußersten Linken.) Die Diskussion wird sodann auf Sonnabend vertagt und die Sitzung geschlossen. — Hinter den Kulissen der Depu- liertenkammer geht die Arbeit sür ein künftiges Ministerium unausgesetzt weiter. Man nennt die Männer des neuen Kabinetts, das ein Kompromiß der linken Parteien dar stellen soll, und bat sogar schon die Aemter verteilt. Prä sident des Ministerrates soll Sarrien werden, Combes Minister des Inneren, Rouvier soll die Finanzen, Bourgeois das Auswärtige vertreten. Außerdem soll als äußerste linke Spitze Millcrand in das Kabinett eintrcten und vom jetzigen Ministerium Doumerguc, vielleicht auch Barthou. Die Zu sammenstellung, die von verschiedenen Seiten lanciert wird, scheint aber mehr ein kZallon cl'bX^i zu sein. Eine gemein same Arbeit von Combes und Millerand ist ziemlich un wahrscheinlich. — Wunderbar ist auch, daß Sarrien wieder als Ministerpräsident genannt wird, der vor 'X, Jahr wegen hohen Alters zurücktrat: inzwischen dürfte er kaum jünger geworden sein. * Reislänfer. Drei deutsche Deserteure staben sich gestern in Reims der Polizei gemeldet, um sich sür die Fremden legion anwersten zu lassen. * Ansstandsnachrichten. In Sandö bei Hermösand ver ¬ suchten streikende Sägewerkarbciter eine Kaserne Arbeits williger zu stürmen, wobei ein Polizist schwer verletzt wurde Gestern ist Militär requiriert worden- — Aus New Aork wird gemeldet: Die Dampfervcrwaltungcn beabsichtigen, die Sperre über die Arbeiter zu verhängen, falls der Verlader streik nicht bald beendet ist. Inzwischen mußten mehrfach angenommene Dampfer mit teilweise ungelöschter Fracht wieder absahren. Tie Arbeiter gewinnen an Boden. Gestern früh sind 500 Ladebnchführcr und andere Hilfskräfte aus ständig geworden, ferner auch 2500 Arbeiter auf Leichter schiffen. _—_ Leitungsschau. AdickeS Reformator. Ein Leitartikel der „Ostsce-Ztg." hebt die reformatorischen Verdienste des Frankfurter Ober bürgermeisters hervor. Wir lesen u. a.: Jedenfalls hat AdickeS auch jetzt wieder gezeigt, daß er ein Mann von Ideen und Reformdrang ist. Er hat am Mittwoch im preußischen Herrenhause zmn Justizetat eine Rede gehalten, die sich als eine willkommene Ergänzung seiner vorjährigen Reform vorschläge auf dem Gebiete der Rechtspflege darstellt. Tie vor jährige Rede des Frankfurter Oberbürgermeisters hatte wie eine Bombe eingeschlagen, weil sie einmal ganz ungeschminkt aus sprach, woran unsere Rechtspflege krankt und auf England als das Vorbild einer Erneuerung des Jusrizwesens hinwies. Gerade deshalb hatte sich die Zunst ablehnend verhalten; sie wies nach, daß auch die englischen Einrichtungen Mängel haben, daß die Prozeßsührung in England sehr kostspielig sei — alles Dinge, die dldickes gar nicht bestritten halte. Aber ein Jahr hat genügt, um in der öffentlichen Meinung einen Umschwung zu erzeugen. Man erkannte in immer tveileren Kressen au, daß Herr Adickes mit dem Kern seiner Ausführungen recht hatte, daß wirk lich unsere Rechtspflege verbessert werden müsse, wenn sie Fühlung mit dem Rechtsbewußtsein des Volkes behalten soll. Am Mittwoch hat nun Adickes dargelegt, worauf es ihm eigentlich ankommt: nicht auf die sklavische Nachahmung der eng lischen Formen, sondern darauf, daß man in der Nechtsvflege wieder von der Persönlichkeit ausgehen muß. Man habe bei uns ge glaubt, die Persönlichkeit durch allerlei seine Mittel' ersetzen zu können. Deshalb müsse der Richter auS den Banden subalterner Verhältnisse beranskommen, deshalb müsse er von dem überflüssigen Schreibwesen entlastet werden. Man solle nichts von einer bvhcrbezablien Straft tun lassen, was von billigerbezablten Kräften getan werden kann. Diese gesunden Grundsätze werden auch im Volke die Beachtung finden, die ihnen Tageblatt. im Herrenbause und vou selten des Justizministers Dr. Beseler zuteil wurde. Herr Adickes hat es verstände», in der Rechtspflege den archimedischen Punkt aufzuweisen, von dem aus reformiert werden muß. Das läßt erwarten, daß er noch nicht zu alt ist, um auch in andereu Ressort- zn reformieren, wen» er doch noch in ein leitende- Staatsamt berufen werden sollte. Ter Fall »e» liberalen Pfarrer» «ranbinger, dessen Landtagskandidatur vom Bamberger Erzbischof inhibiert worden ist, wird von der klerikalen Presse mit ungeheurem Jubel ausgenommen. Die „Franks. Zig." resümiert darüber: Die klerikale Presse weiß sehr gut, wie sie mit ihrer neuesten Haltung sich in den schärfsten Widerspruch mit sich selbst setzt. Aber das ficht sie nicht weiter an. Mit der edlen Dreistigkeit, die sie nie verläßt, tut sie so, als ob nichts geschehen sei und als ob der jetzige Erlaß des Bamberger Erzbischofs die Erfüllung der ausgestellten Normen bedeute. Dem Liberalismus ist hier eine Gelegenheit ge geben wie kaum je zuvor, jedem einigermaßen Denlsähigen zu demonstrieren, wie 'chamlvs die bayerische Zentrumspartei ihre Grundsätze mit Füßen tritt, wenn diese anfangen, ihr unbequem zu werden. Politische Charakterlosigkeit ist schon schlimm genug, aber die Partei zeigt mit ihrem neuesten Verhalten, daß es auf der Stufenleiter der politischen Unmoral Sproßen gibt, die noch weiter nach unten führen. Lokales una vermischtes. Wetterbericht -e- kgl. sächs. meteor. Institut» zn Dresden. Voraussage sür Ven 12. Mai. Mäßige südliche Winde, teilweise heiter, stellenweise Gewitter, Temperatur nicht erheblich geändert. * Die militärische Platzmusik wird ausgeführt Svanttag, den 12. Mai, durch das Tromptterkorps des 7. Feld- artillerieregiinents Nr. 77 vor der Wohnung des komman dierenden Generals. Beginn llülO vormittags. Programm: 1) Zur Kaiser-Parole, Marsch von C. Teile. 2) Ouvertüre z. Op. „Wenw ich König wär von C. Adam. 3) Phantasie a. d. Op. „Der Freischütz", arraug. von I. Schückel. 4) „D:e Schönen von Valencia", Walzer von C. Moreira. 5) „Das Lied vom dummen Reiter", Lied a. d. Operette „Die lustige Witwe" von LehLr. 6) Fahnenjunker-Marsch von E. Teile. * Auszeichnung. Der König hat dem in den Ruhestand getretenen Professor Dr. Eduard Richard Borges von der II. Realschule in Anerkennung seiner langjährigen und treuen Amtswirksamkeit das Ritterkreuz I. Klasse vom Albrechtsordcn verliehen. Die Auszeichnung wurde dem Genannten heute an Ratsstelle durch Stadtrat Tr. Wagler ausgchändigt. Ablehnung eines neuen Automatenrestaurants. Für den Teubncrschen Neubau in der Querstraße war die Kon zession für ein neues Automatenrestaurant nachgesucht wor den. Das Gcwcrbeamt hat das Gesuch aber abgclchnt. * Johann Strauß junior aus Wien, der, soviel wir wissen, jetzt nach Berkin üstergesietzelt ist, ist in Leipzig immer ein gern gesehener Gast. So hatte er auch gestern astend ein stattliches Auditorium im Bonorandgarten um sich versammelt, das trotz der nach 9 Uhr eimtretenden Maikühlc wacker amshielt und dem eleganten Dirigenten und Sohne von Eduard Strauß reichen Beifall spendete. Und Johann Strauß war sichtlich erfreut über diese Teilnahme der Leip ziger w.nld gab Einlagen in Heinriche verschwenderischer Fülle zu. Was er als Dirigent leistet, ist von uns oft genug ge würdigt worden. Seine Stärke liegt in der Interpretation der echten Wiener Musick, in der er Unübertreffliches leistet. Diese Musik wurde im ersten Konzert von den Komponrstcn Josef Strauß, Johann Strauß dem Onkel, Johann Strauß dem Noffe»?.< uwd Konzertgeber und I. Hellmesberger be stritten. Lc-Har fehlte auf dem Programm, auch Ziehrer und Konczal und der alte Lanner. Wir hörten in feinzisslierter Interpretation den „Lagunenwalzer", die „Geschichten aus dem Wiener Wald", „Wein, Weib und Gesang', eine,» „Sylviane-Walzer" vom Dirigenten und dann die lieben Melodien aus der „Fledermaus" und der „Blauen Donau". Aber Johann Strauß junior spielte auch noch Offenbach, Wayner, Thomas und Kienzler um'd wußte auch diesen Kom ponisten gerecht zu werden. Der Beifall war, wie gesagt, herzlich und stark, er wird noch stärker werden, je wärmer die Witterung wird. Das wünschen wir Johann Strauß junior von Herzen. sto. Kirchliches. Die Erd- und Maurerarbeiten zur Er bauung einer Begrobni Aballe auf dem neuen Fricd-l-ofe zu L.-Kleinzschocher hat der Kirchenvorstand nach erfolgter Aus schreibung Maurermeister Hermann Reiche übertragen. 'Der Bau sott in den nächsten Tagen in Angriff genommen wer den. Ebenso wirst nunmehr, da die Frist, dis zu der die ver wahrlosten Grabstellen in ordnungsgemäßen Zustand ge bracht werden sollten, abgelaufen ist, mit der Einebnung oe- Lonuaveuv, 11. Mai 1W7. aonncn. Damit wird dem Wunsche vieler Parvchianen ent sprochen, denn der Zustand besonders des alten Friedhofes tonnte auf die Länge der Zeit nicht mehr gutgoheißön wer den. — Die Zweite Internationale Ausstellung von Hunden aller Rassen, deren Veranstaltung der Verein der Hundefreunde zu Leipzig in die Hand genommen, Hai diesmal dem weiten Ausstellungsplane >m Park des Leip ziger Schützenhofes eine nach Hunderten zählende Schar bellender und kläffender Gesellen zugeführt und sic zu einem sür den Züchter wie sür den Hundeliebhabcr gleich erfreulichen Bilde vereint. Zu den rund 250 Ausstellern, welche sich an der hochinteressanten Schau beteiligen, zählen auch die Mitglieder des Deutschen Schäferhundklubs. Ihnen verdankt das Unternehmen in einer Spezial- auSstcllung- prächtige Tiere rein gezüchteter deutfchcr Schäserliunde, wie es auch durch den Klub sür rauhhaarigc Terriers in Leipzig und dem Nationalen Dobermann- pinscherklub in Apolda einen wertvollen Zuwachs an präch tigen Vertretern der betreffenden Rassen gewann. Der Be- uchcr dieser Ausstellung wird auch diesmal wieder eine stattliche Anzahl gestromter und getigerter deutscher Doggen bewundern können, und neben ihnen die St. Äernhards- iunde, Neufundländer, Leonberger, die russischen Wind- 'unde (die Barsois) und die glatthaarigen Windhunde. Zu den deutschen Schäferhunden aber gesellen sich die schotti- chen Schäserliunde (die Collies), die kurzhaarigen, die lang- baarigen deutschen und die kontinentalen drahthaarigen Vorstelchuudc, woran sich wieder die sogenannten Weima raner, die Pointers mid die Setters — die englischen Setters, die Gordonsetters und die Jrisbsetters — schließen. Pinscher kommen in großer Zahl zur Schau, sowohl die als „Schnau zer" bekannten deutschen rauhhaarigen, als auch die deutschen glatthaarigen Pinscher, nicht zu vergessen den Dobermann- vinscher. Weiter wird der Beschauer den Spitz vertreten sehen, den Wachtelhund, den Springerspanicl. den Pudel, den deutschen Boxer, die Bulldogge nnd den Dachshund in allen Spielarten bis zum Mops und Zwerypinscher. Und dazu tritt eine Schar von Terriers, wie sie die heutige Zuchtrichtung in schönen Exemplaren vor Äugen stellt, so die Airedaleterriers, die Jrishterriers, die Bullterriers, die Black-and-tan-Terriers, die Scottrshterricrs und die Foxterriers. In übersichtlicher Zusammenstellung geben sich stier :m Grünen LurnSbnnd, Gebrcmchsbnnd und Sckwß- stiiud ein Rendezvous. Für ihre Fütterung sorgt gewissenhaft die Firma Gebrüder Herbst in Magdeburg. * Unsittlicher Bursche. Festgenonmnon wurde ein 19 Jastre alter Ofensetzer aus Sellerhausen, der sich in Thonberg in her Reitzenhainer Straß« in 'Unsittlicher Weise gegen Kinder vergangen hatte. * Ein Zusammenstoß zwischen «inem Motorwagen und eine- Droschke fa-zd gestern in der Frankfurter Straße statt. Der Droschtcngaul wurde dabei leicht verletzt. — Ein anderer Zusammenstoß mit einem Lastwagen fand in der Wüchcr- itraße statt. Ter Geschirrführer wurde vom Wagen ge- schleudert und anscheinend schwer verletzt. Er wurde nach dem Krankenhaus gebracht. * Baumfrevel. In vergangener Nacht sind in den städtischen Waldungen 18 Stück junge Bäume aus der Erde gerissen, sowie von einer Waldeinsriedignng vier Latten einsätze und eine Warnungstafel gewaltsam umgerissen wor den. Von den rohen Burschen fchlt noch jede Spur. * Vermißt. Seit dem 7. Mai wird aus der elterlichen Wohnung in der Reitzenhainer Straße in Thonberg der Schnlknabe Karl Paul Johannes Hartung, ge boren am 19. Mai 1895 in Leipzig, vermißt. Der Knabe ist von schwächlicher Gestalt, hat hellblondes Haar, rundes blasses Gesicht, Zrie Narbe auf dem Kopf«, trug dunkelgrauc Hose, wollene Strickjacke, blaue Strümpfe, braune Scgcl- tuchschuhe und blaue Mütze. * Einbrecher. In der Nacht zum Donnerstag versuchte ein Einbrecher in einer Wohnung eines Geschäftsmannes in der Bayerschen Straße ei'ntzubrechen und wollte soeben ein an der Vorsaaltür angebrachtes Eisengitter auswnchtcn. Durch das Geräusch »vor der Wohnungsinhaber erwach!, worauf der Spitzbube schleunigst flüchtete. * Warnung. Gewarnt wird vor einem Unbekannten, der mit Feuerholz handelt und solches in Geschäften verkauft, wobei er sofort Zahlung entgcgennimmt und sich dabei er bietet, das -Holz nach den Wohnungen der Geschäftsinhaber zu schassen. Das besorgt er aber nicht. Der Unbekannte ft: etwa 30 Jahre alt, hat kleinen blonden Schnurrbart, trögr dunklen Jakettanzug, blaue Schürze und schwarze Mütze. * Bissiger Hund. In der He i nr i ch st r a ß e in Rcudmitz wurde gestern mittag ein sechsjähriges Mädchen von einem .Hunde (Wolfsspitz) in die rechte Backe gebissen und erheblich verletzt. Der Hund hatte den Maulkorb nur am Hälse hängen gehabt. * Ein Schadenftnrr fand gestern im Schuppen einer Baumaterialienhandlung 'n der Dufourstraßc statt. Es wurde von der Feuerwehr bald uettcrdrückt. Die Ent- sie hu ugsursache ist unbekannt. * Diebstähle. Gestohlen wurde: aus einem Loka! am Roßplatz ein grünlichbvauner Sommcrüberzihcr, ein Beispiel, der romantische Raphael im gallischen Roman cks Oda^rin". Ein matter, objektiv feiner Verfechter seiner Epoche, hat Geijerstam hier fast die bitter« Tragödie des entkräfteten, unverstandenen Mannes geliefert, die er, besäße er die Un- Verblümtheit des Genies, auch zur grinsenden Tragikomödie hätte verdeutlichen können; aber ihm fchlt das unheilige Lachen blasser Logiker, die gelassen di« letzte Konsequenz in Formen umjetzen. Passivität ist Oskar Steinerts Verhängnis, er ist das Talent ohne Ziele, mit latentem Willen, ohne das Vermögen, revolutionierend auszutreten oder dunkle Sturmmächte der Seele gebändigt in sichtbare Formen, Kunstwerke, zu verwandeln. Ihn peinigen die Erwartungen, die seine Umgebung auf ihn setzt, ohne ihn zu begreifen. Er kann sie nicht erfüllen, er erschauert vor der Fratze der Ver ständnislosigkeit, der er nirgends entgehen kann. Der ganz auf das Reale gerichtete Wille fehlt Oskar Steinert. Er hat nur etwas Geringeres: Sinn für das Praktische. So wäre seine desillusionierte Persönlichkeit im Hohlspiegel der Verkleinerung ausgesangcn. Er verliert sich, olme an Ein dringlichkeit einzubüßen, an Kleinigkeiten, vernachlässigt nur sprühende Energien, die sein Weien immer wieder erschüttern, nur nicht von Grund auf, daß er zu Resultaten käme. Tora Ljungs Freund bat Energien, ohne sie aus das Wirkliche konzentrieren zu können, wie sie bei Morölmann nur ein Wahn sind, dem verkrachten Aaentenaenie, Angstnapoleon in Nordlichtnacht. Der geisternde .Held aus dem „Kampf der Seelen" ist nur imaginärer Machtmensch, bloß ein morvhinistischer Faustus, seinem Zissernwerk verfallen. Am Ende ist Oskar Steinert ein letztes Resultat schärfster sozialer Differenzierung, schlechthin das Tecadenceprodukt, der persönlichkeitbegabie Gegenwarlsmensch: wohl auch das zuckende Opfer 'einer Vereinsamung, einer Herzenskrankheit. Er zehrt im Marivrinm seiner Aögebranuiheit vom Gifte der leisen, nainenlosen Verachtung, die das Ausnahmeindivi- duum für den Durchschnittsmen'chen übrig hat. Fiebrisch haßt der empfindsame Stockholmer Rechtsanwalt, der ent gleiste Egoist, seine dumpfe Umgebung, fischblütige Schweden, und der Ekel steigt ibm bis an die Kehle, wenn er den blon den Ake Hjalm erblickt, den Oberlehrer mit dem hydraulischen Idealismus des Fort'chrittlers, der verschwärmt am Mai seiertag festlich? Arbeitersck)aren begafft, rote Fastncn, die im goldenen Lickit der Frühlingssonne flattern Dies nüchterne Individuum sp.e er empört an: „Du bist nicht dunrm. Das behaupte ich gar nicht. Aber du bist mittelmäßig: und das ist viel schlimmer." Kronzeuge keiner wilden Beichte war auch Ake Hjalm, als er schrie, er komme nicht mit den Menschen aus, weil er nicht die Gabe habe, Bosheit und Dummheit mit dem aebübrenden Respekt zu tolerieren. Oskar Steinert erduldet mit qemarterten Nerven ein krankes Weib, um das er in unklarem Verhältnis bangt. Er fürchtet, als sie gesundet ist, das feuerhelle Bewußtsein erkalteter Liebe uno sucht mit ihr unter wehem Gebaren Narko'e im lärmenden R«staurantleben. Er kuldigt dieser Gep'logenl-eit der Stockholmer Gesellschaft, die ihn mied, weil er einen Arbeiter abwies, der mit finsterer Proletarier miene Gerechtigkeit von dem gepeinigten Aristokraten for derte. Unter elektrischen Flammen, beizenden Gerüchen der Restaurants findet er ober zwischen eleganten Schwätzern mit seiner Gattin keine Betäubung. DÄ-WMflickt wird akut. als Oskar Steinert entdeckt, daß Ellen ein seelenloses Ge schöpf ist, nur eine üppige Puppe. Die Liebe seiner Ehe war zu plebeftsch, als daß die Täuschung nicht bald zerfiele. Sie war nicht standesgemäß und reizvoll, wie jene Liebe differen zierter Geister, die der Psycholog Stendhal in adligem Zirkel erblickte: „I-'aiuour tel ga'il est clans la staut« kooiste, asst I'ainour clas ooiukats, l'aiuour <lu jou " Er trennt sich von Ellen. Seine verfeinerte Natur erliegt einem Gehirnschlaa, als am Frühlingsebend noch eine zärtliche Aeolusmusik seine ironischen Sinne rührte. Köstlich ist der subtile Roman, der neben der Darstellung eines Einzel schicksals eine wzialc Untersuchung ist, durch die stimmungs trunkene Schilderung der Leiden dieses Verächters. Ungereimt ist der symphonische Optimismus, in dem das Werk oreit ausklingt; er verdirbt die Anlage, i'st unkünst- lerisch, weil er nicht notwendig ist. Eine Nebenfigur, ein junger Dichter, erblickt visionär hinter dem Chaos sozialer Sonderung Las neue, das erwartete Schweden. „Und plötz lich weitet sich vor ihm der Raum. Er ist auf seiner Wan derung ans Wasser gelangt, das tief und bewegt unter ihm binströmt. Non der Tüdstadt blinken Lichter herüber, die Wollen am Himmel färben sich purpurn in der Sonne, die kern im Westen, dort, wo sein Auge nicht mehr hindrinqt, versunken ist." Feinere Gemüter wird der Roman des sensiblen Schwe den ergötzen, der vor einem Jahrzehnt noch grobe Zustands bilder des „Idar Lytst" erfand. Der Roman »Gefährliche Mächte" ist, wie Geijerstams frühere Werke, im Verlag von S. Fischer in Berlin er schienen. O * Kant nnd sein Schädel. Belm Bohuenmahl der Kant- Gesellschaft zu Königsberg am 22. April, dem Geburtstage Kants, hielt der bekannte Psychiater Geheimer Medizinalrat Proiessor Dr. Meschede-Königsberg cinen sehr interessanten Voitrag über Kant und seinen Schödel, dem wir nach der „Königsb. Hart. Zig." fol gendes entnehmen: Was zunächst die Schicksale der Gebeine Kants anlangt, so wurden diele nach feinem Tode im Jahre 1804 in der sogenannten «tos stuntian» am Königsberger Dom beigeietzt, dann im Jahre 1809 aus der ursprünglichen Stelle, da diese beträchtlich eingesunken war. nach einer benachbarten Stelle libergeführt. Als im Lause der Zeit aber auch diese Stelle in zunehmenden Verfall geriet, trat aus Veranlassung von Professor August Müller ein Komitee zusammen, um die Mittel zu schaffen, Len Gebeinen Kants eine würdige Grabstätte zuzuwrisen. Dies wurde im Jabre 1880 in der Weise erreicht, daß an dem östlichen Ende der «tou Huotiunu ein kaprllenartiger Raum hergrstellt, unter dem Boden dieses Raumes eine Gruft ausaemanert und in dieser Gruft dann die Oie beine Kants in einem Metallsarge wohlverwabrt beigesetzt wurden. Die Ausgrabungen begannen am 22. Juni 1880 unter der persön lichen Leitung von Professor Heydeck im Beisein von elf Komitee- Mitgliedern, von denen jetzt nur noch drei am Leben sind, nämlich Professor Heydeck und Geheimrat Professor Walter in Königsberg und als dritter Professor Beffel- hageu, der Direktor des Krankenhauses in Ebarlottenburg, damals noch Kandidat der Medizin, der in Gemeinschast mit Pro fessor Kupffer sehr sorgfältige Messungen sowie Abgüsse und photo graphische Aufnahmen de- Schädels veranlaßte. Di« WieLerbei- setzung erfolgte am 11. November 1880. Der Vortragende stellte nun anatomische Betrachtungen über den Schädel Kants an und erwähnte dabei zunächst die erste, im Jahre 1804 veröffentlichte, von Dr. Kelch herrührende Beschreibung des Kautjchen Schädels und dessen Bezugnahme aus die Kantiche Schädellehre. Er betpnte, daß damals schon der brachyocephalr Charakter des Schädels fest- gestellt wurde, was sich ja dann bei der zweiten Jnbetrachtnahme vou 1880 bestätigt habe. Aus Len bei der Ausgrabung vorgenommenen Messungen, insbesondere aus der Kapazität Les Schädels, die zu 1740 beziehungsweise nach anderer Methode 1715 Kubikzentimeter ermittelt wurde, hat Professor Kupsser seine Ansicht hierüber dabin formuliert, daß er sagie: KantS Schädel zeichne sich hauptsächlich durch seine große Breite und infolgedessen auch große Kapazität aus; hieraus kann geschlossen werden, Laß Kant ein sehr entwickeltes Gehirn gehabt habe, und daraus wieder dürfte der weitere Schluß erlaubt sein, Laß auch seine geistige Kapazität eine relativ sehr hohe gewesen sein müsse. Kupffer machte nur Len Vorbehalt, daß die zur Vergleichung heran gezogenen Durchschnittszahlen von 1400 bis 1500 Kubikzentimetern aus Messungen von Schädeln der niederen VoUsschichten sich er geben hätten, während dazu die von mehr geistig tätigen Schichte» notwendig wären, solche aber noch nicht vorlägen. Dem gegenüber teilte der Vortragende mit, daß jetzt bereits einzelne solcher Zusammenstellungen vorhanden seien, und daß er selbst aus einer Vergleichung der Schädelkapazitüte» von 43 geistig hoch stehenden Männern ersehen habe, daß Kant, in Liese einrangiert, den zwölften Platz von oben einnebmen würde. Bei der Erörterung der Frage endlich, worin die Eigenart der Knutschen GeisleS- veranlagung bestanden habe, lam der Vortragende zu dem Re sultat, daß bei Kant die geistigen Vorgänge der unteren Stufe, das sind diejenige»» dir an die Mitwirkung der Sinnesorgane einerseits und des Muskrlapparates andererseits gebunden find, die also den sinnlichen und muskulomotorischen Anteil des psychischen Geschehens ansmachen, in aus- fallender Weise in der Entwickelung zurückgeblieben sind; daß da gegen die psychische Tätigkeit in den höheren Stufen und beionderS in der höchsten, das begriffliche Denken und die altruistisch ethischen Gefühle sowie die moralische WillenSrichtnng in sich begreifenden in ganz ungewöhnlich hohem Maße entwickelt gewesen sei — em Satz, der einerseits ans allen Sinnesgebieten und auch auf musknlomotorischem Gebiete nachgewirien werden konnte, während anderseits die hohe Stellung Kants sowohl ant dem Gebiete des begrifflichen Denkens als auch auf dem der moralisch-ethischen Veranlagung allgemein unbestritten sei. Wie sehr KantS Geist von nioralischfm Empfinden durchdrungen gewesen sei, erhelle besonders aus den uns überkommenen Aus zeichnungen seiner Schüler, u. a. seine» Amannrnsis Jachmann, der in einer begeisterten Schilderung erwähnt, daß die Zudörrr seiner Vorlesungen über Moral ost bis zu Tränen geriUwt worden seien, und daß er die Ueberzeugung gewonnen habe, daß keiner der Zu hörer Liese Vorlesungen verlassen habe, ohne innerlich gebessert worden zu sein. « * Tte neuen Iugenieur-V'hemtker der Universität Parts. In Frankreich ist als Settrnstück zu unserm Dr. Jng. vor kurzem die Einführung eine» Diploms al» Ingenieur-Chemiker erfolgt. Während bei uns die theoretische nnd praktische Ausbildung der Chemiker in glücklicher Harmonie steht, hat man in Frankreich auf die praktische Ausbildung der Laboratoriumsbildung der Chemiker bis jetzt wenig Sorgfalt verwandt. Moissan hatte dies schon Angesehen und darauf hinqearbeitet, eine Verbesserung zu erzielen. Noch in seinen letzten Tagen bat er den Vor schlag gemacht, ein Diplomexcnnen für angewandte Chemie sür diejenigen Studierenden einzusühren, die sich nach dem Lehrplan des chemischen Instituts der Akademie der Naturwissen schaften ausgebildet hatten. Moissan ging hier Hand in Hand mir den französischen Industriellen, die nachdrücklich eine prallisch- wissenschafliche Ausbildung der Chemiker verlanglcn. Mit dem neugejchaffenen Titel eines Ingenieur-ChemikerS orcr FabrikationS- leilers ist ein umfassendes Examen verbunden. Ta die Laborn- toriumsarbeit der wissenschaftlichen Institute sich von der Arbeit in Fabriken ganz außerordentlich unterscheidet, hat der Doyen Appell, der Moissans Vermächtnis in dieser Hin sicht aufnahm, in diesen Tagen dem chemischen Institut einen Lehrplan unterbreitet, in dem den LaboratoriumSarbeiten ein überwiegend großer Platz cingeräumt wurde, ohne daß die Kurse in Mechanik, Physik, technischem Zeichnen usw. irgendwie verkürzt worden wären. Um den Promovierten Stellungen im Auslande zu eröffnen, hatte Moissan schon Unterrichtsstunden in der englischen nnd spanischen Sprache eingeführt. Das neue Institut, das eine sechsseinestrige Studienzeit verlangt, untersteht der Leitung eine» Professorenköllegiums, dem unter dem Vorsitz des Doyen ein Patronatskomitee angegliedert ist, das aus Gelehrten, Parlamentsmitgli'evern und Industriellen besteht. Das Institut in seiner jetzigen Gestaltung ist ein Ausbau des 1891 von Friedel unter großen Schwierigkeiten uud mit ungenügenden Mitteln ge gründeten Instituts. * Kleine Chronik. Die Verhandlungen über den Verkauf der Privatbibliothek Eduard v. Hartmanns sind zu einem cnt- güliigen Ergebnis gelangt. Nachdem Fron v. Hartmann sich mit den gestellten Bedingungen einverstanden erklärt hat, geht die wert- volle Sammlung in den Besitz des Alfred Lorenzschcn Antiquariats in Leipzig über. — Aus Anlaß der Kunstausstellung zu Düsseldorf bringt das Schauspielhaus zwei nur höchst selten bisher aufgeführte LIteraturkomödirn heraus. Goethes ironische- und übermütiges Stück aus seinen ersten Weimarer Jahren: „Die geflickte Braut" ft,Der Triumph der Empfindsamkeit"), eine dramatische Grille, wie der Dichter es sich selber parodierend genannt hat, und Hebbels Künstler- uns Kritikerstück „Michel Angelo". — Für das Wissmann-Denkmal in Dar es Salam hat, wie der „Hann. C." meldet, Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg als Vorsitzender des Denkmals-Komitees Len Entwurf von Adolf Kürle bestimmt, den der Künstler für den Wett bewerb nmdaSWiffmann-DenkmalinLautrrbergi. H. geschaffen hat. — ..Die Mädchen von Gottenberg" ist der Titel einer eng lischen Burleske, die dieser Tage in London ihre Uraufführung erleben sollte. Die Vorstellung wurde indes abgesagt, angeblich wegen Unpäßlichkeit eines der Hauptdarsteller. Wie es scheint, haben jedoch andere Gründe den Aufschub der Premiere herbei- geführt. „Dail!, Chroniclr" meldet: „Die Mädchen von Gotten berg" enthalten eine Dramatisierung des — Hauptmanns von Köpenick. Aus diesem Grund« wurde das Stück im Auf trage des Chefs der Londoner Theaterzcnsnr auf seine Zu lässigkeit sorgfältig geprüft. Dabei stellte sich heraus, daß der Text eine Reihe Anspielungen auf den Deutschen Kaiser enthielt. Bis zn deren Ausmerzung wurde deshalb die Erlaubnis zur Aufführung verweigert. — Wie die „Münch. N. Nachr." aus Mannheim er fahren, sand dort kürzlich eine Beratung des Vorstandes des Deutschen KünstierbnndeS statt. In derselben wurde be schlossen, an Stelle des vom Präsidium zurückgetretenen und zum Ehlenpräsidenten erwählten Grasen Leopold v. Kalckreuth Franz Stuck in München rum ersten Vorsitzenden zu wählen. Wie ver lautet, dürste der Wahl Stucks kein Hindernis mehr rntaegen- stehen.
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