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B-,uas.P«ts Abend-Ausaabc 8. für Leipzig und Bororlr durch unser« Träg« und Spediteure in- HauS gebracht: Au-« gäbe (nur morgenS) vierteljährlich 3 M., monatlich l M.; Ausgabe 8 (morgens und abends) vierteljährlich 4 50 M., monatlich 1.50 M. Durch die Post bezogen (I mal täglich) innerhalb Deutschlands und der deutschen Kolonien vieiteljährlich 3 M., monatlich l M. ausschl. Poslbestellgeld, für Oesterreich-Ungarn vierteljährlich 5 L 45 k. Abonnement-Annahme: Auguftusplatz 8, bei rnseren Trägern, Filialen, Spediteuren rnd Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet 1v Pfg. Nedaktion und Expeditton: IohanniSgasse 8. Telephon Nr. 153, Str. 222, Nr. 1173. MMcr TllgckM Handelszeitung. Berliner NedatttonS-Bureau: Berlin XIV. 7, Prinz LouiS Ferdinand« Strafe 1. Telephon I, Str. 9275. Amtsblatt -es Rates und des Rolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzetqen-PreiS für Inserate aus Leipzig u. Umgebung die Sgespalteae P«titzrile25Pf„ finanzielle An zeigen 30 Pf-, Reklamen 75Pf.; von auswärts 30 Pf., Reklamen 1 M.; vom Ausland 50 Pi., sinanz Anzeigen75 Pf^ Reklamen 1.50 M. Inserate v.Bebördeu im amtlichen Teil 40Ps. Beilagegebühr 5 M. p. Tausend exkl. Post gebühr. Oleschüftsanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarif. Feslerteilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen«Annahme: AugustuSPlatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen des In- und Auslandes. Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, Herzgl.Bayr.Hofbuchhandlg., Lützowslraße 10 (Tel. VI, 4603V Nr. M. Sonnabend 11- Mai >907. 101. Jahrgang. Vas Neueste vom Tage. (Die nach Schluß der Redaktion eiugegangenen Depeschen stehen auf der 3. Seite des HauptblatteSI Tie Arbeit des Reichstages. Der Seniorenkonvent des Reichstages hat heute vereinbart, am nächsten Dienstag in die Ferien zu gehen. Man hofft, die dritte Lesung des Etats, die am Dienstag beginnt, an diesem Tage zu Ende führen zu können. Am Montag findet außer der Beratung kleinerer Vorlagen die zweite Lesung der Becrmtengesetze und des deutsch-amerikanischen Handelsabkommens statt. Die Par teien werden sich zu beiden Materien auf kurze Erklärungen beschränken. Resolutionen werden znm Handelsprovisorium nicht gestellt werden. Prinz Moritz von Sachsen-Altenburg erkrankt. Die „Neue Freie Presse" meldet ans Arco von heute: Prinz Moritz von Sachsen-Altenburg ist seit dem 7. Mai in folge einer Erkaltung erkrankt. Sein Zustand hat sich heute verschlimmert. Die Aerzte konstatieren eine beginnende Lungenentzündung. — Prinz Moritz, der Bruder des Herzogs, ist am 24. Oktober 1829 in Eisenberg geboren und seit dem 15. Oktober 1862 mit Auguste Prinzessin von Sachsen- Altenburg verheiratet. Tic Ludwigshafener Unruhen. Wie schon kur; gemeldet worden ist, haben in Ludwigs- Hasen Arbciterunruhen stattgefunden. Der dabei auf die Fabrik von Zimmermann unternommene Sturm wurde nach der einen LeSart dadurch veranlaßt, daß der Buchhalter Müller aus der Fabrik einen Schreckschuß abgab; nach der anderen Lesart wurde nur ein Wasserstrahl gegen die Menge gerichtet. Bis jetzt sind 10 Rädelsführer der vorgestrigen Revolten verhaftet worden. Weitere Ausschreitungen kamen bisher nicht vor, doch ist die Aufregung in den Arbeitervierteln noch hochgradig. — Es ist nicht nur ein großes Aufgebot von Gendarmen iu Ludwigshafen versammelt, auch ein Bataillon des 17. Infanterie-Regiments von Germersheim ist zur Unterdrückung etwaiger weiterer Unruhen in Ludwigs hafen eingetroffen. . Tie Aussperrung per Bauarbeiter. Nach einstimmigem Beschluß des Verbandes der Bau geschäfte von Berlin und Vororten werden, wie wir schon furz meldeten, heute über acht Tage alle Arbeitnehmer im Berliner Baugewerbe entlassen werden. Von diesem Tage ab rubt in vielem Gewerbe die Arbeit vollständig, da vor läufig auch Neueinstellungen von Arbeitskräften nicht erfolgen. Unmittelbar beteiligt sind an vielem Kampfe rund 55 000 Arbeiter, mit Einschluß der Tischler, Tapezierer, Dachdecker, Glaser rc., die notgedrungen feiern müssen, dürfte die Zahl aber an, 100 000 steigen. Ob die Arbeiter bis zum Pfingst- sonnabend auf ihre Aussperrung warten oder schon in den nächsten Tagen selbst den Ausstand proklamieren werden, steht dahin. Tic Geburt des Prinzen von Asturien. Tas Befinden der Königin ist den Umständen nach be friedigend. D:e Eintragung des neugeborenen Prinzen in das Standesamlsregister der königlichen Familie ist aus heute, die Taufe auf den 14. Mai mittags angesetzt worden. An läßlich der Geburt des Thronerben unterzeichnete der König einen Erlaß, durch den außer anderen acht zum Tode Ver urteilte begnadigt werden. Die Presse feiert die Geburt des Thronerben. Der „Heraldo" sagt: Wenn der Mai 1906 Spanien und seinem Königspaare an dessen Hochzeitstage Betrübnis gebracht bat, so hat der Mai 1907 allen Helle Freude gebracht. — Ueber Mutter und Kind wird berichtet: Die Geburt des Prinzen ist leicht und glücklich erfolgt, so daß eine Intervention ärztlicherseits nicht erforderlich war. Der junge Prinz soll mehr den Battenbergern ähneln, bat blaue Augen und blondes Haar, der Prinz dürfte den Namen Älfonso erhalten. Die Königin beabsichtigt, ihr Kind selbst zu nähren. — Der Ministerrat, welcher gestern zusammengetreten ist, beschäfligte sich mit dem Programm der Festlichkeiten anläßlich der Geburt des Thronfolgers. Beigclegt! Der Washingtoner mexikanische Gesandte hat amtlich mit geteilt, daß der Konflikt zwischen Mexiko und Guatemala in befriedigender Weise beigelegt sei. Eine ParlamcutS-Wahl. Bei der gestrigen Nachwahl zum Unterhause im Wahl kreise Stepney wurde der Unionist Harris mit 2219 Stimmen gewählt gegen 1350 Stimmen, die auf seinen liberalen Gegenkandidaten Cooper entfielen. Die Wahl ergab eine Zu nahme der »monistischen Mehrheit gegenüber der letzten Wahl. Heinrich Baücrmanu ch. Dem „Berl. Lokal-Anzeiger" zufolge ist in Heßdorf in der Altmark der Begründer der über ganz Deunchland ver breiteten deutschen Reicksfechtschule, Heinrich Bader mann, gestorben, dessen Wirken die Errichtung von fünf Reichswaisenhäusern zu verdanken ist. ttzroszfcucr in Leipzig-GohliS. In der Chemischen Fabrik von Georg Ulmer, Aeußere Hallische Straße 99 zu Leipzig-Gohlis, brach heute früh gegen 7 Uhr Feuer aus, das wegen der Gefährlichkeit der in den Ulmerschen Räumen aufgestapelten Stoffe als „Großseuer" gemeldet wurde. Das Feuer wurde um 7 Uhr 2 Minuten 51 Sekunden auf den Feuerwachen gemeldet und schon um 7 Uhr 6 Min. traf der Tender der neuen 5 Bezirksseuerwache in Goblis aus der Brandstelle ein. Vier Minuten später folgten die Dampfspritze und die große Leiter dieser Wache, weitere drei Minuten später war bereits der Automobillöschzug der Haupljeuerwache auf der Brandstelle. Die Feuerwehr hatte insofern einen schweren Stand, als die Brandstelle im zweiten, schwer zugänglichen Hofe des Grundstücks lag. Hier befindet sich das Chemische Laboratorium des Apothekers Georg Ulmer, der darin auch ein ziem lich umfangreiches Lager von Celluloicartikeln, Kämmen, Chignons, Manschettenlnöpfen usw. unterhält. Diese sind höchstwahrscheinlich auf dem Lager durch Selbstentzün dung in Brand geraten. Die Feuerwehr konnte zunächst nur Wasser aus dem Hvoranten abgeben, bald aber stärken, als di: Dampfspritzen in Tätigkeit traten. Es erfolgten drei Feuilleton. Goethe. stS cs co U cs do 60 w td l» 01 0) Ul> HÜ LV Oü hü LV llü LV hü hü LV Lü M hü Lü Stil ist richtiges Wcczlnssen des Unwesentlichen. Feuerbach. Man läßt sich seine Mängel Vorhalten, man läßt sich strafen, man leidet mancherlei um ihret willen mit Geduld, aber ungeduldig wird man, wenn man sic ablegen soll. A cs L> cs !<s cs cs cu - cs GS883883S88883383388888888888S838888W Gut ists, fest zu sein aus Temperament und beugsam durch Überlegung. Dauvennrgucs. bildende Aunst in Leipzig. Im Kunstsalon von Pietro del Vecchio ist das Schaffen des großen englischen Malcröstlreten Whistler le bendig geworden. Den Oberlichtsaal füllen an die sechzig Werke des Briten Arthur Studd, des Freundes und Schülers des verstorbenen Meisters. Es ist eine sehr aparte Kollektion, an der jedes Auge, das seinen und nicht alltäg lichen malerischen Reizen zugänglich ist, aufrichtiges Wohl gefallen finden muß. Dabei scheint die künstlerische Ver wandtschaft Studds mit dem älteren Freunde mehr auf einen tiefen innerlichen Gleichllang in der Empfindung, als auf eine nur oberflächliche Nachahmung hinzuweifen, die den Wert dieser Malerei bedeutend l-crabsctzcn müßte. Es ist nicht schwer, hier ein ähnliches Schülervcrhältnis festzu stellen, wie cs die Kunstgeschichte so oft gezeitigt hat, daß nämlich Meister und Schüler sich in der Quintessenz ihres ästhetischen Bekenntnisses schon ihrer ganzen Veranlagung nach eng miteinander berühren. Studd sicht ,z. B. die venezianische Lagune genau wie sic Whistler gesehen bat, d. h. mit den Augen des Nordländers, der in der nebel reichen Atmosphäre des englischen Inselrcickws ausgewachsen ist und nun am Eanale grandc jenen seltenen Tämmcrstimmiingcn nachacht, die vor Sonnenaufgang oder kurz vor dem Hcreinbruch des Abends über die Natur das seine weiche Ncbclgcwand legen, durch das der erste Strahl der Morgcnsonne oder das erste Ausflimmern der Laternen gcspenstcrhast wie aus weiter irnendiicher Ferne sich den Weg zum menschlichen Auge bahnen. Nicht der be zaubernde Rausch jener jauchzenden italienischen Bellezza, die alle Sonnengluten des tiefblauen Himmels aus der weißen Marmorvracht gotischer Paläste sammelt, die so nn- sehlbar das nordische Herz in Ehrfurcht und Staunen wie eine Fata moraana überkommt, lebt auf diesen englischen Bildern. Sie lütte» den Schleier der Schönheit nicht, di« da hinten traumuinfangen verborgen ruht. Sie deuten nur an, lassen ahnen und können so nur die Sehnsucht selbst um einige Grade heftiger entflammen. In dieser Art Venedigs Reize zu malen, steckt weltmännisches Raffinement, eine Koketterie, die leicht zum Uebcrdruß führt, sobald sie in Methode ausartet. Und in der Tat ist diese Art zu malen bei Whistler Methode geworden, wie bei Arthur Studd. Die ersten Bilder bezwingen wunderbar: hat man aber erst ein Dutzend dieser Gemälde und mehr gesehen, io erlahmt sichtlich die Freude und als Schlußresultat bleibt höchstens noch die Bewunderung vor der technischen Mcisterschasl des Künstlers. Trotzdem möchte ich ganz besonders aus Studd Hinweisen, weil leine Kunst als Ganzes gesehen, von einer Kraft und sensiblen Feinheit malerischer Kultur erfüllt ist, die in unserer Zeit, die alle heterogenen Extreme mit einer gewissen Selbstverständlichkeit hinnimmt, beruhigend und aus den Geschmack erzieherisch wirken muß. Waren eine nicht ganz zutreffende Parallele gestattet ist, so möchte ich sagen, Whistler und Studd sind Produkte derselben Kni tu rat mo- splchrc, aus der ein Oscar Wilde hervorgcgangcn ist, die Wirkung ihrer künstlerischen Schöpfungen aus Meuschau« von Geist und Geschmack dürfte nahezu dieselbe sein. Auch sonst gibt Del Vecchio beachtenswerte Probe» modernen Kunstschaffens. In Adalbert Metzger stellt sich ein Landschafter von» gesunder Begabung und reifem Können vor, der — man merkt das seinen Werken leicht an — der Natur mehr mit dem Herzen als mit dem Verstände gegcnübertritt. So hat er eine Reihe achtbarer Stimmungs malereien geschaffen, in denen z. B. der heimliche Zauber der letzten Dämmerung des Abends, die trostlos klagende Meercscir.sa.mkcU n. a. m. ^ut zum Ausdruck kommen. Malerisch sieben dabei diese Stücke auf einer das Mittel maß wcir übcrragoudcn Stuse, da sic durchweg Qualität und besonders einen ausgesprochenen Sinn für die Farbe ver raten Auch Wily Tiedjen leistet als Landschafter Gutes. Seine T.ierstücke sind offenbar unter dem Einfluß Zügels entstanden, aber sie haben eine gesunde Frische und sind als Freilichtmalereien durchaus zu goutieren. Im graphischen Kabinett dieses Salons sind jene prächtigen und ckxivakterstarkcn Sie in zeichn ungen Karl Bauers, Por träts bedeutender Persönlichkeiten aus Geschickte und Lite ratur darstellend, ausgestellt, die die Stärke dieses indivi duellen künstlerischen Talentes bszwingend vor Augan führen. Die Kunsthalle von P. H. Beyer <L Sohn betreibt seit langem als Spezialität die Pflege graphischer Kunst. Ihre derzeitige Ausstellung ist eine vortreffliche Ergänzung zu der jüngst geschlossenen großen graphflchcn Ausstellung ocs Deutschen Künstlcrbnndes im Buchgewerbemuscum. Ihr Hauptreiz besteht in der Vorführung der beiden zukunfts reichen Prager Künstler Carl Thiemann und Wal ter Klemm, über deren aparte, sarbcnsrischc Holzschnitte ich mich bereits in dem Referat über die genannte Aus- stellung ausführlich geäußert habe. Bei Beyer kommen Klemm und Thiemann in reicherem Maße zu Worte, denn man sieht hier von jedes Künstlers Hand an die flim-fziq Blätter, die die Stärke dieser Persönlichkeiten restlos ver anschaulichen. Klemm erscheint als der farbenfreudigere. In erster Linie ist es die Sicherheit des Schnittes, der die Sil houetten der Landschaft meisterhaft souverän aus dem Explosionen, durch deren eine der Brandmeister der 5. Bezirksseuerwache vom Hofe und mehrere Mann schaften ans der ersten Etage die Treppe herabgeschleudert wurden, glücklicherweise ohne Schaven zu nehmen. Ein anderer Feuerwehrmann, der aus einer Steckleiter stand, wurde von dieser heruntergedrückt, kam aber ebenfalls ohne ernstlich Schaden zu nehmen davon. Dagegen wurden die Feuerwehrleute Rothe und Jülich von der 5. Wache durch Explosionsflammen nicht unerheblich verletzt. Ihnen wurde auf der Brandstelle vom Brandmeister die erste Hülfe geleistet, dann wurden sie zum Arzt des Feuerwehr korps Dr. Hennig gefahren, der nicht unbedeutende Brandwunden im Gesicht, an den Obren und an den Händen der Verletzten feststellte, so daß sie 14 Tage lang keinen Dienst werden tun tonnen. Eine direkte Lebensgefahr ist glücklicherweise ausgeschlossen. Uebrigens hätte bei dem Brande, der in ungefähr IV, Stunden gelöscht wurde, sich leicht noch ein größerer Unglückssall ereignen können. Als die Lösch mannschaften der 5. Bezirksfeuerwache die Breitenfelder Straße herunterfuhren, ließ der am Bahnübergang postierte Wärter, nachdem der Tender durchgefahren war, die Bahnschranken herunter. Der darauf folgende etwa 100 Zentner schwere Wagen mit der großen Leiter der Feuerwehr konnte auf der abschüssigen, übrigens noch frisch gesprengten Straße, nicht mehr rechtzeitig ungehalten werden. Er durchbrach die Schranke und die Pferde stürzten. Aber die Bedienungsmannschaften sprangen schnell herab, liefen dem heranbrausendeu Magdeburger Schnellzug entgegen und gaben dem Zugführer noch so rechtzeitig Signale, daß er den Zug etwa 75 m vor dem Bahnübergang zum Halten bringen konnte. Dadurch war ein Unglück, das vielleicht unabsehbare Folgen haben konnte, glücklich verhütet worden. — Der angerichtete Schaden ist ziemlich bedeutend, kann aber in seinem ganzen Umfang noch nicht angegeben werden. poMisGes. * Die Petitionskommission des Reichstages beriet in ihrer letzten Sitzung die Petition des Allgemeinen Handwerker vereins in Dresden: in Erwägung, daß das selbständige Handwerk wie überl>au.pr jeder produzierende Berufsstand durch Leistungen für die gesetzlich festgelogtcn Wohlfahrt s- cinrichtungöw zugunsten der Arbeiter bereits außerordentlich stark belastet ist, verwahrt man sich auf das entschiedenste gegen jede weitere, mtt der geplanten Arbeiterwitwen- und Waiien-, wie namentlich mit der Arbeitslosenversicherung verbundene Neubclastung der Arbeitgeber, ersucht um Ab lehnung dahingel-ender Anträge und bittet den Reichskanzler, insbesondere etwaigen derartigen, ans die letztere Versiche rungsart gerichteten Beschlüssen die Genehmigung der Re gierung zu versagen. Obgleich der Ton der Petition die Kommission verstimmt hatte, überwies man sie doch dem Reichskanzler zur Kenntnisnahme, da der Reichstag die Pflicht habe, Wünsche der Interessenten der Regierung mit- zuteilcn. spröden Material herausholt, was bei diesen sehr verwandten Naturen überrascht, dann aber wirkt die malerische Behand lung ges Holzschnittes, die auf durchaus neuer technischer Grundlage beruht und die Traditionen des Iapanismus nach dieser Seite hin Lügen straft, in ihrer farbigen Frische ge radezu wuübervoll. Es scheinen hier alle Vorbedingungen gegeben, den farbigen Holzschnitt als eine neue selbständige Ku'N'st in das moderne deutsche künstlerische Schaffen einzu führen, wobei nicht vergessen werden soll, das Rasseunierkmal besonders zu betonen; denn Blätter dieser Künstler erscheinen in ihrer taufrischen Farbenficudigkeit und ihrem mark gen Strich in der Tat als Zeugnisse eines starken deutschem Tem peraments. Auch den Dachauer Earl O. Petersen lernt man in ähnlicher Weise kennen, während neffcrc Leipziger Künstlerin Marie Gey-Heinze wieder einmal durch ihre sinnigen zarten Schöpfungen bezwingt. Der Leipziger Kunstverein darf durch die kleine Gedächtnisausstellung des verstorbenen Leipziger Porträt malers Walter Q u e ck der Sympathie der hiesigen Kunst- srcurdc gewiß sein. Die Veranstaltung bietet ke'nerlci Ucbcrraschung, aber sie gibt doch ein geschlossenes Bild von dem starken Könm-cn eines jungen Meisters, der der Kunst zu früh entrissen wurde. Nickt alles in dieser Ausstellung ist von der gleichen Qualität, aber manches Bild ist darunter, das selbst acrcistcrc Meister nie bessir hätten malen können. Als charakteristisch in Quccks Schaffen möchte ich in erster Linie seine starke Naturtreuc und Wahrheitsliebe b tonen, mit dem eine hohe Auffassung der dargestellton Persönlichkeit nach ihrer bewndcrcn Eigenart oftmals glücklich Hand in Hand gebt. Malerisch möchte man dem einen oder anderen Bilde gern noch kräftigere Nuancen, freudigere Akkorde uünischeii, die leider nur zu häufig entbohrt wcrdcm müssen. Alles in allem darf man heute, wo man dem Lebens werk eines Verstorbenen gcgcnübcrstelit, das Urteil anssprecken, daß Queck alle Vorbedingungen in fick trug, um ein- s Tages als vollwertige künstlerische Persönlichkeit ihrcm Rang zu behaupten. Von Queck führt zu der Leipziger Porträtmalerin Martha Hcydcnbluth keinerlei Beziehung hinüber. Die Dame ist in ihrem ganzen Schassen durchaus weibliches Talent. Betrachtet man ihre Schöpfungen unter diesem ffK- sjchtspiinkt, wird cs einem nicht schwer, für die Qualität ihrer Werke das rechte Urteil zu finden An malerischem Geschmack fehlt cs wicht, aber mir will scheinen, als verglimme oftmals das Charakteristische ihrer Porträts zu sehr an der Ober fläche, ohne zu stärkerer Individualisierung der Persönlichkeit zu gelangen. Immerhin hat die Künstlerin die .Galligkeit, m-ttelmäß'aen Ansprüchen an eine Porträtdarstcllung in jeder Weise gerecht zu werden vr. O. viormann. * Lin nener rrsinan von Gustas as Geijerstam. Von Walter Behrend fLeipzig). Aus „Karin Brandts Traum" folgt der psvchologiscke Roman „Gciährliclx! Mächte", die Geschichte trüber Ehen, in der ein Strahl von schriller Gewitterherrlichkeit der Szenen des Antifeministen Strindberg necken der sentimen ckl. p. Im Lehrplan der Kriegsakademie in Berlin werden vom 1. Oktober d. I. ab wesentliche Aenderungen Versuchs- weise eingeführt werden. U. a. soll, wie die „Mil.-Pol. Korre- spondenz" mitteilt, in Zukunft jedem Offizier, neben der pflichtmäßigen Teilnahme an einer Anzahl von Lehrfächern, die Teilnahme an den übrigen freigestellt sein. Es bleibt also künftig jedem Offizier überlassen, ob und welche freiwilligen Fächer er hören will. Mathematiker sollen z. B. nicht mehr, wie bisher, zur Teilnahme an allen übrigen mathematischen Fächern, also Physik, Vermessungslehre usw. gezwungen sein. Vielmehr soll cs jedem Offizier gestattet sein, nach Belieben und in Verbindung mit Sprachen auch einzelne mathematische Fächer zu treiben. Jeder Offizier, der sich künftig zur Aufnahmeprüfung meldet, muß gleich- zeitig erklären, ob und welche freiwilligen Fächer er hören will. Diese Erklärung verpflichtet aber nur bis zum Schlüsse des ersten Unterrichtsjabres. Für die folgenden Jahre sind erneute Erklärungen über die Teilnahme am freiwilligen Unterricht abzugeben. Der neue Lehrplan umfaßt als pflicht mäßige Lehrfächer für die 8 Lehrjahre: Taktik, Kriegs geschichte, Befestigungslehre, Wafsenlehre, Militär-Gesund heitspflege, Militärrecht, Ausnehmen und Feldkunde. Plan- zeichnen, Seekrieg, Verkehrsmittel, Generalstabsdienst, Festungskrieg, sowie Geschichte von 1648 bis zur Jetzzeit. Die freiwilligen Lehrfächer sind: Acltere Geschichte (vor 1648h Mathematik, Physik, Chemie, Physikalische Erdkunde, Vermessungslehre, Lehre der astronomischen Ortsbestim mung, Französisch, Englisch, Russisch und Japanisch. * Im Pöplauprozeß, der nächsten Dienstag fortgesetzt wird, sind außer dem ReichstagsckbgeordnetenErzckerger von der Verteidigung noch mehrere Reichstagsabgeordnete verschie dener Fraktionen als Zeugen vorgeladen worden. * Die Frankfurter a. M. Metallarbeiter hielten gestern abend 7 Versammlungen hier ab in denen eine Resolution angenommen wurde, worin es beißt: Die Versammlung nimmt Kenntnis von dem Beschluß der Meiallindüstriellen anläßlich des Streiks der Offenbacher Maschinenfabriken, ao 25. Mai über 60 Proz. der ganzen Metallarbeiter des hie sigen Jndustriebezirkes auszusperren. Kommt es dazu, so wird, man die Arbeiterschaft gerüstet finden, den ihr auf gedrungenen Streik durchzufüyren." Uk. Vom badischen liberalen Block. In der Sitzung der Führer der Blockparteien, die kürzlich im Ständehaus zu Karlsruhe stattfand, kam auch die Organisation der liberalen Bevölkcrungsschichtcn zur Erörterung. Der Meinungsaus tausch ergab, das von s itcn der Demokraten uw- Freisinnigen die neu gegründeten „Liberalen Volksvereine" als Organi- sationen des Gesamtlibercflismus betrachtet worden waren, während der engere Ausschuß der Nationalliberaleu^». einem Rundschreiben ihren Abschluß an die nationalliberale Partei angeregt I>atte. Da diese Vereine fast ausnahmslos von nationallibcraler Seite gegründet sind und ihre Mi:- glieder überwiegend dieser Partei angehören, kam man da- hin überein, daß dem Standpunkt der nationalffckercflen Parteileitung Rechnung getragen wird, die Demokraten und Freisinnigen sich eben'alls gesondert oder in gemeinsamen linkslibemlen Vereinen organisieren, dieses getrennte Mar schieren aber ein praktisches Zusammenwirken im Interest« des Gesamtliberalismus nicht erschweren oder hindern soll. Nur in Gegenden, wo keine der drei liberalen Richtungen zn einer Sondcrorganisation stark genug ist, bleibt die Schaffung gemeinsamer liberaler Organisation-«» Vor behalten. Diesen Verabredungen entsprechend erläßt jetzt der eugcre Ausschuß der Deutschen Volkspartei in Basen talen Episode der klugen Tora Ljung nachlcuchtct. Ver gebens hat der musikalische Romancier, der zarte Analytiker Geijerstam danach getrachtet, dem Wetterleuchten gestählten Geistes, ungeheuerlichstem Verismus des Vampyrdichters nahezukommen, von dem der Krittler Harden nicht mehr sagen konnte, als daß er die schärfste Waffe wähle, und daß rotes, lebendiges Blut fließe, w-nn er zustößt. Hinter Geijerslam-z Eheproblemen lauert nicht die eiserne Logik verfemter Welt- anschauung. Tic Eben seiner Roman: sind entweder I>ar- monisch-leidvoll, wie die von Svens Mutter, oder in anderen Fällen: geistlose Frauen erdrücken komplizierte Männcr- naturcn, der Reiz der Ehe ist verblaßt, da der Mann das Weib enträtselte. Zu klugen Freundinnen flüchten dann enttäuschte Galten, zu Elise Bohrn, Tora Ljung. Er, Geijerstam, ist der Beispiellosigkeit ausgcwichcu: das Lo-S kalter Verlassenheit, das das Leben stolzer Rebellen so schön und schmerzlich macht, ihre Tämonenstirn grausam bleicht, blich ihm versagt. In ihm fließt zu ausschließlich das stockige Blut seiner Rasse, als das; ihn rapide Phanlane adeln könnte; aber er ist bei seiner onkelhaften Statur voll Gifte, wie der behäbige Demokrat Björnson, voll seiner schaulichkeit und Stimmungen, ohne jene intellektuelle Bru talität forensischer Klopffechter. Selten schwingt er sich zur unmittelbaren Verdammung einzelner aus. Fast entmaterialisiert der Autor der Ibsen gewidmeten „Komödie der Ehe" die Rohwrmen, die er dem Leben, der Wirklichkeit crbgewinnt; er stilisiert, indem er die Kunst der Distanzierung vollendet anwcndct, sein Sinn für Indivi dualitäten ist ausgeprägt, wenn er auch das Typische, seldft das Außergewöhnlich-Singuläre nie in die Unbegreiflich keit des ganz Bedeutsamen rückt. Tie Seele des untemperier- ten Skandinaviers enteilt nicht mit Sonnenfitflchcn des Enthusiasmus für Augenblicke der Jnfernoqual des T-aseins. sein halb verstörter Geist gerät cuch nur in das Unglück der Resignation, nie in die Höllcnbrände der Verzweiflung. Die linde Atmosphäre Gcijerslamschcr Dichtung zittert auch über dem Ausoana des „Nils Turvesson", pechschwarzen Greueln der Bliltjchänderin Inga Persdottcr, die in gei ferndem Phädrabaß ihre Tchwiegeriochtcr erdrosselt. Auch in Geijerstams melancholischem Roman „Gefährliche Mächte" spiegeln sich klar die verhängnisvollen Normen, in die sein fchöpfl'risches Ich unentrinnbar geschlagen ist. die -man in scrst allen seinen Werken spürt: der eigcnil.che Ronranhcld macht keine Entwicklung durch, nickt die leiseste. Fertig und zerynält steht er da. in grellem, mörderischem Licht, immer nur von einer Seite beleuchtet, bis zur Un erträglichkeit, ohne daß ihn die Wirklichkeit, der Alltag er schlägt, ohne daß der glühenden Umklammerung des Mo.ochs Gesellschaft gänzlich entkäme, sich Hohn lack end rette zu schauer- liclwn Leidenschaften, mit ungleich kühneren Instinkten die Welt meistere. Oskar Steinerts Verltängnis dürst« man mit Tchick'-al«n verglcichcn, die über fernen Helden unseligen Bal.zaegeschlcchts funkelten, wenn er Begierden, flackernde Sehnsüchte nach Gold und Skandalen hätte, wenn er in den bewegteren Lüften modernen Kulturckackanals atmete und in der schimmernden Branduna cnt-ügelter Leidenschaften erstick! wäre. Er wäre dann mehr gewesen als ein dcpravier- ter Inbrünstiger, verblutet doch auch er unter den furcht baren Jolterenergien des Wollens und Könnens, wie, «in