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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.06.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070601024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907060102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907060102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-06
- Tag 1907-06-01
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Monat
1907-06
-
Jahr
1907
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Nr. ILO. 10t. J«hr,. Prinz Kuong-Te. sich in Japan auskalte. Hayafhi ver-' sprach, unverzüglich die erforderlichen Maßnahmen zu er- kneisen. — Ter Prinz soll wohl als Opfer beim Abschluß des Vertrages geschlachtet werden. * Angeblich ein neues Gefecht in Marokko. Eine bisher unbestätigte Depesche auS Oran berichtet von einem Ucber- sall der Sultanstruppen bei Marchua durch die Truppen des Prätendenten. Der Onkel des Sultans Bu BckS, sowie zwei KaidS sollen danach getötet, 3M grauen gefangen genommen sein. Im französischen Ministerium deS Acußern liegt noch keine Nachricht vor. * Scegericht. Fregattenkapitän Bonnet, welcher daS Kriegsschiff „Algeciras" befehligte, daS im Oktober durch Feuer zerstört wurde, wurde vom Kriegsgericht sreige- sprochen. * Elemenceau und Eaillaux. Die „Liberia" will wissen, daß zwischen dem Ministerpräsidenten Elemenceau und dem Finanzminister Caillaux eine starke Spannung bestehe, weil Elemenceau durch seine Behauptung in dem an den Steuer ausschuß der Kammer gerichteten Schreiben, das, durch den Einkommensteuergesetzentwurf hauptsächlich der Mittelstand betroffen werde, diesen Entwurf in schwerster Weile bloß gestellt habe. * Der Moutaguini-Ausschuß. Der Ausschuß beschloß die vollständige Veröffentlichung der Montaynini-Papiere. mit Ausnahme derenigen, die privater Natur lind. Vorher hatte ein Beamter den erhobenen Vorwurf, daß Rück'ondunaen vorgekommen seien, zurückgewiesen. * Der französische Haseu-AuSstaad. Der Ministerrat be schäftigte sich heute mir dem Ausstand der eingeschriebenen Seeleute. Im Privatgesprächen äußerten sich mehrere Minister, sie hätten die Durchführung gewisser Maßnahmen ins Auye gefaßt, damit Frankreich und seine Kolonien nicht zu sehr unter den, Ausstande zu leiden hätten. Zu Liesen Maßregeln gehört die Aushebung des Flaggenrechtes. Gegen wärtig genießen Waren, die aus den französischen Kolonien oder aus Algerien kommen, nur dann Zvllfreiheit, wenn sie unter französischer Flagge ««geführt werden, wahrend sie unter fremder Flagge verzollt werden müssen. Diese unter schiedliche Behandlung würde mit der Aufhebung des Flagyenrechtes andren, und die aus Algerien und den Kolo- nien kommenden Waren könnten somit unter fremder Flagge tahrou, ohne den Zollbestimmungen unterworfen zu sein. — In einer gestrigen Versammlung des Ausschusses der See leute in le Havre wurde beschlossen, ebenfalls in den Aus stand zu treten. Dasselbe wird aus Marseille gemeldet. * Ungarische Anarchisten. Die Obergespane verständigten in vertraulichen Zuschriften die ALministrationsorgane, auf jede Bewegung für die Interessen des für diesen Sommer ür Amsleicham geplanten Anarchisten- und Kommunisten kongresses zu achten, und von jeder Beobachtung ihnen oder dem Prokureur-General in Amsterdam Mitteilung zu machen. * Eisenbahn-Anschlüsse. Eisenbahnminister v. Dersckatta begab sich gestern nach München, um dort mit dem Ver- k^irsminister Frauendorfer über Verkehrsfragen, besonders neue Eisenbahn-Anschlüsse zwischen Tirol und Bayern, zu verhandeln. * Amerikanisch-jranzösischer Taris. Der französische Bot- schäft er Jussevand hatte gestern eine Besprechung mit dem Ärkretär des Staatsdepartements Root über ein französisch- mnerickanisches TarifwbEommen. Einzelheiten sind nicht be kannt geworden, doch erscheint es wahrscheinlich, daß ein Uvberernkommsn im Rahmen der augenblicklich geltenden TarrfgeseßgeÄung in Erwägung gezogen wird. * Noch eine Rede Roosevelts. Anläßlich der Feier des 50jährigen Bestehens der Landwirtschaftlichen Hochschule Dächwans, der ältesten der Vereinigten Staaten, hielt Präsi- dent Roosevelt eine Ansprache, in der er betonte, die Land wirte sollten sich zusamm cm schließen, denn dies sei das wirk samste Mittel, die Interessen ihres Berufes zu wahren gegenüber den in hohem Maße organisierten Interessen an derer, Lenen sie auf allen Seiten begegneten. Es sei noch ein großes Gebiet für die Tätigkeit der Genossenschaften offen. * Prinz Joschimis Reise. Prinz Fuschimi hat sich nach Kanada eingeschifft. Bor der Abfahrt spendete er eine be trächtliche Suunne für die Armen derjenigen Orte, die er besucht yat. Von Kanada kehrt der Prinz auf einem eng lischen Kriegsschiff nach Japan zurück. * Ausstände. Ter Ausstand der Matrosen und Heizer auf dem Clyde nimmt große Ausdehnung an. Mchrere große Dampfer, welche abgehen sollten, mußten wegen Leute mangels ihre Abfahrt auchchieben. Die Arbeitgeber weigern sich, dis Arbeiternerbändc anzuerkennen. — Aus Pil sen wird telegraphiert: Sämtliche Arbeiter der Eisenwerke in Rokytza und Ho lohlau sind wegen der Entlassung von vier Vertrauensmännern in den Streik getreten. Man befürchtet' daß der Ausstand auch die anderen Eisenwerke ergreifen wird. Leipziger Tageblatt. Sonnabends. Juni 1907. Lrilungsschau. * Gegen das Totschlägen der Kolonialskandale wendet sich mit Entschiedenheit in dem Scherlscheu „Taz" Vize admiral a. D. P. Hoffmann. Er bezeichnet die Vorstellung als falsch, daß man die Augen schließen müsse der Kolonial skandale wegen, wenn man „großzügige überseeische Politik" treiben wolle. Sehr gefährlich aber werde die Tendenz, die öffentliche Meinung wegen der Kolonialskandale zu beschwich tigen, wenn daran Ratschläge geknüpft werden, wie eS in Zukunft mit Behandlung der Eingeborenen gehalten werden soll. „Wenn aus den Erfahrungen der Herren Oettker und PeterS heraus die unabänderliche „Slawennatur c>uus phrase" des Afri- tanero, die Meinung, , der Herr >ci dem Neger fo nötig wie der Fisch im Wasser", als Axiom hingestellt wird, >zze»n dafür Stim mung gemacht wird, solche Grundjätz« dem zuknnitigen Verwaitungs- sysleni in den Kolonien zugrunde zu legen, fo ist daS ein gemein- gesüdrlicheS Unternehmen, dem nicht scharf genug entgegengetreten werden kann. Es ist nichts anderes als der Versuch, jenen Herren- srandpuntt zu rechtfertigen und zu verallgemeinern, brr dem Deut- scheil Reich soeben eine halbe Milliarde für Kolonialkriege ge- loslet hat." Vizeadmiral Hoffmann weift dann nach, daß der von Peters und anveren empjohleue Herrenstandpunlt gerade von denjenigen Nationen nicht geteilt wird, die sich bis jetzt als die befähigtesten Kolonisatoren gezeigt haben. Bei dieser Gelegenheit sagt Hoffmann u. a.: ,Hch habe mich ost gefragt, was wohl die Ursache dieser deutschen Nebrrhebuug gegen Eingeborene sein mag, und ich bin immer wieder zu der Erklärung gekommen, daß unser gering entwickeltes Freiheitsgefühl in der Heimat die Ursache der vielen Ausschreitungen ist. Ter unvermittelte Uebergang aus einer eigenen gedrückten Situation zu dem Bewußtsein, nun einem Tieserslehenden herrisch gegenübertceten zu töunen, verwirrt Len nm meisten, der bisher am gehorsamsten und servilsten sich zu benehmen gewohnt war. ... Ich komme zu dem Schluß, daß sreiheitüche Institutionen in der Heimat und onerzogeue Achlnug vor der Frei- heit eine Gewähr bieten für erfolgreiche Eingeborenenpol itik. ES ist immer dasselbe: Auf dem Boden beschränkter Freiheitsbrgriffe und serviler Gewohnheiten erwächst Unduldsamkeit in politischen und Glaubenssachen, Dünkel und Hochmut gegen Tiefergehende. Und nach Len Kolonien recpflanzt, werden daraus die Herrenalliiren, die die Ursache fo vieler Mißerfolge sind. Diese Zusammenhänge find es, die Lazu führen. Laß der freiheitliebende Teil der Nation feine Empörung über KolonialjkanSale an den Tag legt, wänrcnd Philistertum und Krähwinkel« solche EmvScung nicht teilen. Denn Philister mid Krähwinkler empören sich eben über nichts! Aber sie lasten alles zu, wenn's ihnen nicht an den eigenen Kragen geht!" * Ucber das neue deutsch-französische Litera, abkommen, daS mannigfachen Mißverständnissen ausgesetzt zu sein scheint, schreibt in der „Deutschen Iuristen-Zeilung" Geh. Rez.-Rat Daube, der Vorsitzende der literarischen Sachverständigen- Kammer: Die neue Uebereinkunft soll an die Stelle des zurzeit geltenden deutsch-französischen Lilerarvertrages vom Ist. April 1883 treten, dessen Bestimmungen zum großen Teil durch die Berner Uebereinkunft vom 9. September 1886 gegenstandslos geworden und nur insoweit von praktischer Bedeutung geblieben sind, als sie den Urhebern weilergehende Rechte als die Berner Uebereinkunft gewähren. — Zum Zwecke der Ergänzung dieser letzteren Uebereinkunft und entsprechend den Festsetzungen der Zvsatzaktc und der Deklaration von Paris vom 4. Mai 1896 sollen nach dem neuen deuljch-sranzösischen Ueberein- kommeu in Zukunft in Deutschland und in Frankreich alle literari schen Werke während der ganzen Tauer des Schutzes des Original werkes auch gegen Uebersetzung geschützt sein, ohne daß es dazu der Erfüllung irgendwelcher weiteren Voraussetzungen als der des Schutzes des Oricsinakwerkes bedarf. Ter Schutz steht allen Urhebern zu, gleichgültig, welchem Staate sie angehören, falls sie nur ihr Werk in einem der beiden Vertrags staaten verlagsmäßig veröffentlicht (herausgegeben) haben. In analoger Weise sollen fortan veröffentlichte musikalische Werke gegen öffentliche Aufführung geschützt sein, selbst dann, wenn in Abweichung von Art. 9 Abs. 3 der Berner Uebereinkunst das Verbot der öffentlichen Ausführung nicht ausdrücklich auf dem Werke ausgesprochen ist. Nach Feststellung verschiedener, aus Gründen der Billigkeit und zum Schutze wohlerworbener Rechte für die Durchführung der vorstehenden Bestimmungen er forderlicher Uebergangsvorfchristen ist in dem neuen Ueberein- koinmen die gerichtliche Geltendmachung der Urheberrechte ausdrück lich von dem Nachweis der Erfüllung irgendwelcher Förmlichkeiten unabhängig gemacht und dem Art. 16 des jetzigen Literarvertrags vom 19. April 1883 entsprechend wiederum die gegenseitige Meist begünstigung aus dem Gebiete des Urheberrecklsschutzes zwischen Deutschland und Frankreich vereinbart worden, wobei jedoch von der Voraussetzung der Gegenseitigkeit abgesehen ist. Die Vorteile des neuen Uebereinkommens sind endlich auch den Werken der Photographie und den durch ein der Photographie ähnliches Verfahren hergestellten Werken (oonvres odtcnnes pur uu prooöckö noaloznol gesichert (vgl. 8 3 des neuen deutschen Kunstschutzgesetzes vom 9. Januar 1907). ES kann einem Bedeuten nicht unterliegen, daß das neue Uebereinkommen den moderneu Forderungen auf dem Gebiete des internationalen Urheberrechtsjchutzes in ausgiebiger Weis« Rechnung trägt, die Interessen der deutschen Urheber und Verleger in ge ¬ nügender Weise schützt und namentlich auch durch die Aufhebung deS Ersordernisses eines besonderen Aufsührnngsoerbotes bei Werken der Tonkunst den Wünschen der deutschen Tonsetzer und Musitalien- verleger durchaus entspricht. Lokales uns vermischtes. Lvetterbericht -es kgl. sächs. ineteor. Institut» zu Dresden. Voraussage kür den 2. Juni. Mäßige westliche Winde, meist trübe, vielfach Regen, etwas kühler. — _ * Dic militärische Platzmusik wird ausaeführt Sonntag, den 2. Juni, durch das Musikkorps des 8. Infanterie-Regi ments Prinz Johann Georg Nr. 107 vor der Wohnung des kommandierenden Generals. Beginn 11 Uhr 30 Minuten. Programm: 1. Der Koburger Jossias-Marsch. 2. Ouvertüre „Die Irrfahrt ums Glück" von Suppe. 3. Feierlicher Zug der Frauen zum Münster a. d. Op. „Lohengrin" von Wagner. 4. Der Himmel im Tale, Lied von Marschncr. 5. Fantasie aus der Oper „Das goldne Kreuz" von Brüll. 6. Polonäse aus „Eugen Onegin" von Tschaikowsky. * Jubiläum. Der Maschinist Ernst Möbius bei der Firma Roller L Huste, Wachsluch- und Lcdertuchfabrik in Böhlitz-Ehrenberg, Eisenbahnstraße 16, konnce am Donners tag auf eine 25jährige Tätigkeit im genannten Betriebe zu- rückblicken. rk. Leipzig im Blumenschmuck. In der am 30. Mai statt gefundenen Sitzung des Verkehrs-Vereins Leipzig, Kom mission für den „Wettbewerb für Blumenschmuck", teilte der Gartendirektor Hampel mit, daß sein unlängst ge haltener Vortrag über „Fenster, Balkone und Vorgärten der Großstädte im Blumenschmuck" im Druck erschienen und von der Geschäftsstelle des Vereins, Städtisches Kaufhaus, für jedermann unentgeltlich zu beziehen sei. Vom Landschafts gärtner Wagner in Gohlis sind 10 Preise, bestehend in größeren Pflanzen (Palmen usw.j, gütigst zur Prcisverlei- lung gestiftet worden. O Schankwesen. Für bereits bestehende Schankwirt- schäften erhielten anderweit Erlaubnis zum Bier- und Branntweinsckank: Strauß, Paul, Magszingasse 13, Schröter, Richard, Hohe «straße 48, Geiger, Johann, Jo- hannisplatz 17/18, SchröLter, Wilhelm, Härtelftvaße 2, verehel. Warnsdorf, Friederike, Mahlmannstraßc 16. * Fernsprechverkehr. In Meinitz bei Leisnig ist heute eine Telegraphenanstalt mit öffentlicher Fernsprcchstelle eröffnet worLcn. Dic neue Anstalt hält beschränkten Tages dienst ab. * Meister Hämmerleiu. Bielen Erwachsenen wird aus ihrer Schulzeit die Geschichte vom Meister Hämmerlein bekannt sein. Manch einer hat wohl den Vorsatz gefaßt: Ich will auch ein Meister Hämmerlein werden! Leider aber entwickelt sich bei vielen statt gemeinnütziger Denk weise garstige Selbstsucht, sei es nur aus Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit. Und doch ist cs nicht schwer, es Meister Hämmerlein nachzutnn. Da ragt ein scharfer dorniger Zweig mitten in den Weg hinein, wo täglich viel Kinder bei lustigem Spiel oder zur Schule vorüber muffen. Manches Kleidchen hat er schon beschädigt, manchem Kleinen, das in der Hast Les Spiels den Zweig nicht beachtete, schon arg die Wange geritzt. Sei Lu Meister .Hämmerlein und entferne den bösen Zweig. Argen Scha den richten auch Glassplittcr an, die achtlos aus den Weg geworfen werden. Denke an kleine Barfüßler oder an ahnungslose Radfahrer und cs sollte mich wundern, wenn du fortan dergleichen Dinge nicht zur Seite schaffst, wo sic keinen Schaden anrichten können. Sieh da, dort hat das Steinsuhrwcrk, das uns begegnete, einen ziemlich großen Stein verloren. In der Dunkelheit kann ein Pferd, das unglücklich daraus tritt, argen Schaden nehmen, nicht min der ein Radfahrer, der den Stein nicht gewahr wird. Es schändet dich nicht, wenn du den Stein aus dem Wege räumst. — Zur Obstzeit bringen die Acittingen alljährlich Berichte, daß Personen verunglückten, weil sie durch einen Kirschkern oder einen weggeworfcnen Obstrest zu Falt kamen. Habe auf dich selbst und auf die Kinder acht, daß ihr nicht durch eigene Unachtsamkeit solchen Unfall ver schuldet, und laß dich es nicht verdrießen, dic genannten Dinqe, die andere achtlos fallen gelassen haben, mit leichter Mühe auf die Straße zu befördern. An euch Großen wird es liegen, daß Meister Hämmcrlein wieder zu Ehren kommt. Ucbt euch selbst in seinen Tugenden und gewöhnt auch euren Kindern an, einen Blick zu haben für so mancherlei Kleinigkeiten, die leicht die Ursache von Schaden und Unglück für den Nächsten werden können. * Abschied. Ms am gestrigen Abend die Vorstellung im Schauspielhaus beendet war, sand ein förmlicher Menschen- auslauf in der Sophicnstraße statt. Dicht gedrängt wartete das Publikum auf dic aus Leipzig scheidende Naive des Schauspielhaus-Ensembles Fräulein Emmi Ebers- pächer, dic mit Schluß dieser Saison das Ensemble verläßt, um einem Engagement am Nürnberger Stadttheater zu folgen. Sie hatte gestern zum letzten Mal gespielt, und der reiche Beifall, den sic fand, wiederholte sich auf der Straße in Form einer spontanen .Huldigung. Man empfing sie beim Verlassen des Theaters mit lautem Beifallsklatschen und .Hochrufen, sic wurde umringt, unzählige Hände streckten sich ihr entgegen, um ihr Lebewohl zu sagen, und eine große Schar von Verehrerinnen begleitete sie auf dem Wege nach ihrer nahegelegenen Wohnung. Turnersahrt. Ter Allgemeine Turnverein hat sich die waldreiche Gegend zwischen KoftriH—Klosterlausnitz und dem hübsch gelegenen altenburgiichen Städtchen Roda als Reiseziel der diesjährigen FrühjahrSturnfahrt aosersehen. Die Turufahrt findet Sonntag, den 9. Juni, statt und wird bestimmt auch bei ungün stigem Wetter ausgesührt werden. Früh 4 Uhr 25 Minuten erfolgt die Abfahrt vom Thüringer Bahnhof nach dem freund lichen Er offen an der Elster, woselbst die Fußwanderung angetreten wird. Auf schmalem Pfad geht es zunächsr nach Seifartsdorf und von dort auf prächtigen Waldwegen nach Klosterlausnitz, wo im Waldschlößcben zur Frühstückerost Ein kehr gehalten wird. Nach einstündigem Aufenthalt wird der Weiter marsch in dem mühlenreiche« Zeitzgrund bis zur idyllisch gelegenen Zicgenmühle angetreten, wo eine halbstündige Erholungspanse die Turner stärken soll. Weiter führt dann der Weg im stillen Talgrund nach dem Rodaer Schützenhaus und zum anmutigen Städtchen. Dort wird im neu erbauten „Fürstenkeller" das Mittagessen eingenommen. Um 4 Uhr 54 Min. entführt dann das Dampfroß di« Turner, um sie in Töppeln bei Gera wieder zum Weitermarsch zu landen, der sich nach der Gartenstadt Köstritz a. d. Elster richtet, dem Endziel der siebenstüobigen Wanderung. Ein Gang durch den fürstlichen Park und ein gemütlicher Schlußtrunk im .Deutschen Haus" uud in der Bahnhofswirtschaft beschließe» die Turnfahrt. Dann wird 8 Ukr 33 Min. die Rückfahrt nach der Heimat ange- treten, wo der Zug ll Uhr 3 Min. »achiS eintrifft. Wanderlustige Herren und MiigUeder anderer Turnvereine sind bei der Turnsahrt gern gesehene Gäste. Der Turnfahrtsbeitrag ist auf 3.50 ./L fest gesetzt, Anmeldungen zur Teilnahme nehmen die Mitglieder des TurnsahrtsausschufsrS bis spätestens Donnerstag, den 6. Juni in der Expedition der Turnhalle (Turnerstr. 2) entgegen, wo auch jede weitere Auskunft gern erteilt wird. * Tas Zentrum. In einer für Studenten und Kaufleute im „Siebenmäunerhause" veran stalteten Versammlung hielt der stud. Phil. Vetter einen Vortrag über das Zentrum. Der Redner kam dabei zu dem Schlüsse, daß die Macht des Zentrums noch nicht geschwächt und daß der Liberalismus berufen sei, im Kampfe gegen diese Partei die Führung zu übernehmen. In der sich an den Vortrag cnschueßenden Aussprache wurde bemerkt, daß hier dic Gründung einer politischen Jugendorganisation geplant sei, dic mit im Sinne der Ausführungen des Vor tragenden tätig sein soll. * Fahrradschwindler. In einer Jahrradhandlung in Gohlis erschwindelte sich ein 18 Jahre alter Arbeiter ein Fahrrad, Marke „Freya", Nr. 53 327, und verschwand damit. * Diebstähle. Unter Anwendung von Nachschlüsseln wurden aus einer Wohnung in der Kronprinz st raße gestohlen 1320 .ll und ein goldener Trauring. 100 .ll Be lohnung sind auf dic Wiederherbeischaffung des gestohlenen Geldbetrages ausgesetzt worden. — Ferner wurde gestohlen aus dem Hofe der Universität ein Fahrrad, Marke „Naumanns Germania"; am Rathausring ein Zwei rad, Marke „Diamant", Nr. 53 576; aus einem Grund stück in Gohlis 3 Rollen gebrauchtes Rleirvhr, etwa 10 Zentner schwer, im Werte von 250 .ll; aus einer Woh nung in der Lothringer Straße ein goldener glatter Ning mit einem Brillant. * Der Pferdehändler. Angehaltcn wurde ein 61 Jahre aller Landwirt aus Döbern, als er unter verdächtigen Um ständen in einer hiesigen Pferdehandlung ein Pferd zum Kauf ausbot. Wie sich herausstellte, hatte er das Tier in Liebcnwerda von einem Fleischcrmeister durch Betrug er langt. Der Betrüger kam in Haft. * Schweres Verbrechen. Ein schweres Verbrechen ist am Frei taz; in Berlin verübt worden. Das „Berl. Tgbl." be richtet darüber: Die Witwe Hag er, Besitzerin der Restau ration Gc»r<renkirchplotz Nr. 14, ließ während ihrer Akwesen- heit ihre zivei Kinder unter der Aufsicht eines Dienst- Mädchens zurück. Als bei ihrer Rückkehr aus anhaltendes Klopfen nicht geöffnet wurde, wurde die Tür eingoschlagen. Die Eintretcnden sanden die beiden Kinder völlig entkleidet auf der Vkttratze eines Bettes liegend vor. Das Zimmer war mit einem stechenden Geruch angesüllt. Das neun Monate alte Mädchen röchelte umd sein- ganzer Körper war blau angelemsen. Der Arzt erklärte, es handle sich offen da i. um Sa^säurevergifturrg. Von dem Dienstmädchen war nichts zu sehen. Es fehlten Betten, dic besseren Klei- Lungsstiicke Frau Hager und 160 .it. Es scheint festzu stehen, Laß die Verbrecherin Helfershelfer hatte. Eisenbahnunfall. Auf Bahnhof Bingerbrück fuhr, wie amtlich midgetcilt wird, am Freitag nachmittag 7 Uhr überhöhte Sveisesaal, der besonders beim Glanze der Kronleuchter außerordentliche Wirkung macht. Sehr schön ist die im Schlöffe be findliche Sammlung aller Porzellane. * Zu gefährlich! Wir lesen in dru „M. N. N.": In einem Münchner Gymnasium hat sich folgendes zugetragen: Zur Feier des alljährlich stattfiudenden Maisestes sollten verschiedene Schüler der achten Klaffe je uach Können uud Begabung Musikstücke uud Lieder Vorträgen. Einer der jungen Kunstbeklisseuen wollte eine Arie aus „Stradella" singen. Man jand, daß sie ihm nicht liege uud bedeutete ihm, etwas anderes zu bringen. Nun kam er mit „Walthers Preislied" aus Len „Meistersingern von Nürnberg". Aber ach, auch damit hatte er kein Glück, den» — mau höre und — lache nicht! — eS ward dem lugendlicheu Säuger gesagt: „Dieses Lied dürfen wir nicht singen, weil zur Hauptprobe jüngere Schüler Zutritt haben und Len ge druckten Text in die Hand bekommen . Nach einigem Hin- und Herrateo kam man schließlich auf den „genialen" Einfall: Wir wollen WaUhers Preislied singen, aber der Text wird nicht auf die Programme gedruckt. (Er isi auch wirklich zu unanständig!!!) Boll glühenden Eifers machte der zukünftige Meistersäuger zu Hause sich an das Studium Les Liebes. Aber das tückische Schicksal fuhr mit einer schneidenden Dissonanz in Walther Ltolzings süße Traumesweijen: Man eröffnete dem kühnen Aagnereuthusiasten bei der nächsten Probe, „es sei wirklich nicht aagängig, dieses Lied vorzutragen, es jri zu gefährlich." Man wädlte au Stelle des „gefährlichen"' MeislersingerlieLes Las weniger gefährliche Gebet aus dem „Rienzi" „Allmächt'ger Vater blick herab. Hör mich im Staube zu Dir flrhn" und das gefährdete Seelenheil der „jüngeren Schüler" und das Prestige des Gymnasiums waren gerettet. — Einer der bekanntesten Münchner Lichter schrieb in einem seiner Bücher vor zwei Jahren: „. . . Und kommen wir im Lande Schillers einmal zur rechten ästhetischen Erziehung unserer Jugend schon auf der Schulbank, dann werden unsere vaterländischen Lehrer darauf halten, daß WagnerS Nibelungen- und Parsisal- uud Meistersinger-Texie schon näsele» Kindern lieb und geläufig sind und ihnen ganz anders auS Herz wachse», als die aufgequälten Fremdländereien". * Cardueet i« Pantheon zu Santa strack. Am ver- ganaenen Mittwoch wurde dem verstorbenen Dichter ein Ehrenmal in der altbrrühmien Kirche von Santa Croce zu Florenz er richtet. Dies wundervolle, in seinem architektonischen Abel und seiner Slimmiiugsweihe fast unvergleichliche und durch Giottos Meisterwerke verherrlichte Gotteshaus, die alte Kirche der Franzis kaner, ist allmählich zu einem Pantheon deS itatienijchen Volkes geworden, dessen größte Geister, Michel Angelo voran, hier eine Ruhe statt oder doch eia Denkmal gesunden haben. Tas Parlament hat au», drücklich die Bestimmung getroffen, daß auch CarducciS Gedächtnis an dieser Stätte geehrt werden solle, und in der Nähe des Dante- denkural« hat nun seine Ehrentafel ihren Platz gesunde». Ihre Joschrist, die vom Senator Del Lungo abgrsaßt ist, lautet: „Giosue. Larducci, dem Dichter des wiedereriiandenen Vaterlandes, dem die Volksvertretung den italienischen Ruhm von Santa Lroce zuge- sprachen bat, widmete Bologna in ewiger Liebe LaS Grab, Florenz aber in mütterlicher Zuneigung die- GedächtuiSmal am 29. Mai 1907." Die Einweihung der Tafel gestaltete sich sehr feierlich und schloß mit einer Versammlung im Palazzo Vecchio, bei der eine Gedächtnisrede aus Earducci vorgetragen wurde. * Wald uns Klima. ES gilt als »in Naturgesetz, daß die Wälder eure» nicht unerheblichen Einfluß auf das LUma eiarS Erdstrichs ausüben und daß demnach ihre Vernichtung von einer merklichen Veränderung des Klimas gefolgt werden muß. Für China beispielsweise wird wahrscheinlich mit Recht angenommen, daß die seit vielen Jahrhunderten mit dec größten Rücksichtslosigkeit vorgeuommene Ausrottung des Waldbestandes zum größten Teil die Schuld an der nachweislichen Verschlechterung des Klimas trägt. Trotzdem niemand an einem solchen Zusammenhang zwischen Waldbesiand und Klima mehr zweifelt, ist es doch nicht häufig gelungen, geradezu Beweise dafür beizubringen. Es ist daher vou Wichtigkeit, daß die beiden Natur forscher Schriner uud Copelaud in der „Botanical Gazette" ein Beispiel sür riu Versiegen vou Quellen insolg« des Abholzens von Waldungen vorführen. Tiefer Vorgang bat sich im amerikanischen Staat Wisconsin abgespielt und wirv wahrscheinlich auch noch in anderen Teilen der Bereinigten Staaten nachweisbar sein, da mit den Urwäldern dieses Gebiets, namentlich durch den Bedarf der Papierfabrikation an Holzstoss, in einem unverantwortlichen Grade aufgeräumt worden ist. Erst iu Len letzten Jahren sind von der dortigen Regierung Maßregeln zum Schutz der Wälder und zur Einführung einer vernünftigen Forst wirtschaft ergriffen worden. Die betreffende Gegend, auf die sich die Schilderung der beiden Forscher bezieht, liegt au den Grenze« des Urwaldes, wo er mit der Prärie zusammenslößt. Der Boden ist hier besonders gut und dieut nach der allmählichen Ab holzung des Waldes als treffliche Weide. Infolgedessen stellte sich dort eine ansehnliche Bevölkerung rin, die namentlich von der Käsebereitung lebte. Seit einiger Zeit aber begann dieser Bezirk unter Wassermangel zu leiden. Von den alten Flußläufen sind jetzt 40 Kilometer ausgetrockart und führen entweder überhaupt kein Wasser mehr oder nur im Sommer. In den übrigen Teilen des Flußnetzes ist zum miudesten überall eine erhebliche Abnahme der Wasserwenge eingetreteu, so daß viele der früheren Mühleu schon ganz verschwunden sind oder uur noch mit Dampfkrast be trieben werden können. Vielleicht sind die bösen Folgen einer sinuloseo Waldveroichtung uie jo klar zutage getreten wie in dieser Gegend Amerikas. * Die Stimme -r» Redners. Jeder Redner, der iu einem Saale, mit dessen akustischen Verhältnissen er nicht verkant ist, zum ersten Male das Wort ergreist, steht vor dem schwierigen Problem, jenen Modus zu sprechen zu finden, der allen Anwesenden eS mög lich macht, ihn zu verstehen. Dabei spielt neben der Größe und den akustischen Verhältnisse» d«S Raume» noch die Zahl der Zu hörerschaft eiae bedeutsame Rolle; ein leerer Saal fordert einen anderen Grad von Stimmaufwand, als ein halbbesetzter, ein halb besetzter einen anderen als ein überfüllter, und eS ist äußerst schwierig imd fordert große oratorische Ersahrung und Ge wandtheit, den wechselnden Verhältnissen gegenüber stets da- Richtige zu treffen. Aber neben diesen Momenten ist die Art der Rednerstimu» von größter Bedeutung; eine Helle Stimm« hat eine andere Tragfähigkeit al- eine dunkle, und inner halb Vieler Extreme gibt eS eine Fülle von Abstufungen, die auch ost sür die Wirkung des Redners ausschlaggebend werden können. Der französische Gelehrte Tr. Marage hat jetzt zu dieser Frage in Pari» eine Reih« höchst interessanter Versuch« gemacht; iu ver schiedenen Räumlichkeiten, im Trokadrrovalast, io der Kirche der Sorboane. im Amphitheater Richelieu und in der Akademie für Medizin wurden mit Hilfe von Sirenen Experimente angestellt, und ihrErqebnis gibt bemerkenswerte Aufschluss« über die Tragfähigkeit der verschiedenen Stimmsärbuagen In allen Säle» habe» die Baßstimmen am schlechtesten abgeschnitten; um überall gehört zu werde», mußten sie 7 bis 18mal soviel Kraft aufwenden, als die Tenorstimme: in manchen Sälen mußten die Baßstimmen mit Omal größerem Kraftaufwand sprechen, als in anderen Räumen. Die Bariton stimme bot ihrer Natur gemäß Resultate, die zwischen Baß und Tenor die Mitte halten. In seinem Bericht gibt Dr. Marage interessante Fingerzeige, wie Redner die Tragfähigkeit ihrer Stimme insbesondere durch systematische Stärkung der AtmungSorgane bezw. Entwicklung der Lungenweite steigern können; sür Parlamentarier uud Juristen könnten diese Himveife von großer praktischer Be deutung sein. * Aussatz in Tirol. Wir können uns sehr dazu beglück wünschen, daß wir heute den Aussatz eigentlich nur noch vom Lesen der Bibel her kennen. Wenigstens gehört schon etwas Besondere» dazu, um in Mitteleuropa einen Aussätzigen kennen zu lernen oder gar von dieser entsetzlichen Krankheit befallen zu werden. Häufiger ist sie nur noch in Norwegen und auf Island, während in den Ländern des mittleren Eurova nur vereinzelte Fälle vorkomme». Auch Liese sind gewiß nicht leicht zu ncdmen, den» man maß der Tatsache eingedenk bleibe», daß es eine Zeit gegeben hat, in der die Lepra auch in unser« Gegenden viele Opfer gefordert hat uud da» eine Wiederausbreitung der Seuche, solange sie nicht überhaupt ganz ge schwunden ist, nicht so völlig außerhalb des Bereiches der Möglich keit zu setzen ist. Professor Ludwig Merk aus Innsbruck liefert in der „Wiener Klinischen Wochenschrift" einen Beweis dafür, daß der Aussatz in Tkol noch nicht völlig erloschen ist. Früher bat er gerade in diesen Landen außerordentlich stark ge wütet, woran noch heute die Ruine« von besonderen Häusern sür Aussätzige hier und da erinnern. Im vorigen Herbst sand Professor Merk innerhalb weniger Wochen zwei Fälle von Aus satz iu Tirol, was er allerdings al« einen ganz außerordent- lichen Zufall zu bezeichneu geneigt ist. In einem Fall handelte eS sich um einen Mann, der bis 1888 in Südtirol ansässig ge wesen, dann nach Brasilien au-gewandert und 1905 wieder heimgekehrt war. Er hatte schon früher den Eintritt eine- Leidens gespürt, das er nach südamcrikanischem Brauch MorfSa uanule, ein Ausdruck, der drüben für eine Abart de- AuSsatzr» gebraucht wird. Seine Ankunst in Levico, wo er die Kur ge brauchen wollt«, erregte bald große» Aufsehen, da die Natur seiner Krankheit richtig erkannt wurde. Nachdem der Patient vom Kurgebranch ausgeschlossen war, verschwand er spurlos, wo durch die Erregung begreiflicherweise gesteigert wurde. Schließ lich wurde er aber, trotzdem sein Name unbekannt geblieben war, wieder herauSgefunden uud nach Innsbruck geschafft. Der Arzt batte bet seiner Untersuchung von vornherein nicht den mindesten Zweifel au der Art seines Leiden». Trotzdem mußte er auf sein Verlangen nach einigen Monate» wieder entlassen werden, da eS an einer gesetzlichen Bestimmung der dauerndeu Isolierung solcher Kranken fehlte. Den »weiten Fall von Aussatz stellte Professor Merk ganz zufällig in Innsbruck selbst in etaem öffentlichen Lokal fest, indem ihn: bei einem dort anwesenden jungen Diann Er- scheiauuqen auffieleu, die für die Lepra kemizeichnrnd sind, so ein bestimmter GesichtSausdruck, der al» l^cnes loootiim oder Löwen gesicht bezeichnet wird, ferner di« Beschaffenheit der Haut auf dem Handrücken uud auch ein ungewöhnlich häufiger Gebrauch de» Taschentuches. Auch hier wie» die Entwicklungsgeschichte der Krank heit auf Brasilien hin, wo der Patieut seine Jugend verbracht batte. Nach seiner Rückkehr war bi» dahi» das Wesen seines Leidens ia seiner Umgebung durchaus unbekannt geblieben. Wie nachlässig man heute gegenüber solchen Einzelsällen von Aussatz ist, beweist der Umstand, daß dieser Kranke in einem Hospital ia Wie» ärztlich nntrrstecht und als aussätzig erkannt worden war, aber wieder entlassen wurde, ohne daß auch nur seinen heimatlichen Behörden eine Anzeige über die Art seines Leidens gemocht wurde. Nun gehen die Anschau ungen der Aerzte über die Ansteckung bei Aussatz allerdings noch auseinander, jedoch liegt eine Reihe schwerwiegender Gründe sür die Annahme vor, daß eine Ansteckung durch Berührung erfolgen kann. Professor Merk verweist mit großer Bestimmtheit auf die Notwendigkeit, jeden Fall von Lepra sofort nach seiner Entdeckung in dauernde ärztliche Beobachtung uud Behandlung zu bringen, damit kein weiterer Schaden zu befürchten ist. Namentlich wird es uach den mitgeteilten Erfahrungen der letzte« Zeit zu empfehlen sein, die Einwanderer aus lepraverdächtigen Gegenden, wie in den obigen Fällen Brasilien, unter schärfere Aufsicht zu setzen. * Kleine Chronik. Wie uns aus Hamburg ein Privattele gramm meldet, hat die Hamburger Stadttdeater - Gesellschaft den bisherigen Pächter des Hamburger Stadttheaters, Max Bachur, auf die Pachtzelt 1907 bis 1912 zum Direktor des Ham- burgrr StadttheatrrS wiedergewählt. — Ans Wien wird uns vom 31. Mai telegraphiert: Die Vollversammlung der Internationalen Assoziation der Akademien bat eine interakademische Herausgabe der philosophischen Werke von Leibniz beschlossen. Diese soll unter Leitung und Verantwortung der beiden Pariser Akademien und der Berliner Akademie, die die er forderlichen Vorarbeiten bereits abgeschlossen haben, erfolgen. — Aus Salzburg wird gemeldet: Der bekannte frühere Wiener Hofopernsänger Josef Ritter ist plötzlich von religiösem Wahn sinn befallen worden und mußte in eine Irrenanstalt gebracht werde«. — I« London erzielte bei der Versteigerung der Samm- lirng der Mrs. John Ashley, die am Mittwoch bei Christ» stattfand, eine 10'/, Zoll hohe Büste Ludwigs XV. aus Ssvre»- BiSkuitporzellan, die von 1753 datiert ist, nach lebhaftem Bielen den Preis von 20 000 — OScar Wilde feiert nunmehr, nachdem ihm in Deutschland Gerechtigkeit widerfahren, sein« Auferstehung auch in England, wo er sür ei« Jahr zehnt ein Verfemter war. In London führt „llis Kajest^ s Urentrv" jetzt sein Werk „Eine Frau ohne Bedeutung" auf und erzielte damit einen durchschlagenden Erfolg. — Bei den AnSgrabuuge» auf dem Palatin stieß maa auf allerlei Tonornamente des bisher verschollenen Biktoriatempels, d«S ältesten Tempel» auf dem Palatin. — Infolge von Diffe renzen in der Frankfurter Künftlerschast. die durch Streitig keiten der älter«! Richtung mit dem jungen Nachwuchs hervorgerusen wurden, ist eine Spaltung eingetrrteu. ES sieht die Gründung einer neuen Frankfurter Küustlerkolonie bevor, die bereits am Jahresende mit einer Ausstellung vor die Oeffeutlichkeit treten will. — Im Ebarlotten- burger Scyillertheatrr ist im letzten Moment die Ausführung der Komödie „Die Schmuggler" verboten worden. Al« Grund führt dir Behörde an. daß die Direktion d«S Schillertbeater» eS unterlassen habe, da» Stück rechtzeitig dem Charlottenburger Polizei präsidium einzareichrn. Die Direktion bestreitet des Charlottenburger Polizeipräsidiums Zuständigkeit. — Der Politiker und Schriftsteller Karl Blind ist heute in seinem Hause in hampstead infolge Herzschlag» gestorben. — Rach Wiener Meldungen bat Kaiser Wilhelm durch den noch Korfu eutjaudien Oberhofmarschall an geordnet, daß sämtliche Anlagen und Denkmäler ans dem Achilleoo uud seine ursprünglichen Anlagen pietätvoll und ohne Brräuderung erhalte» bleiben solle». Damit bleibt auch do» viel angegriffene Denkmal Heiurich Heiue» auf Korfu end gültig erhalten.
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